Herausgeberkollektiv unter Mitarbeit von Bernt Engelmann:
Schwarzbuch: Franz Josef Strauß - Erstausgabe
1972, ISBN: 3462009052
Taschenbuch
[ED: Taschenbuch], [PU: Kiepenheuer & Witsch], Ein Schwarzbuch ist eine Sammlung von Negativbeispielen aus der Sicht des Autors oder Herausgebers, die in Buchform veröffentlicht wird, in … Mehr…
[ED: Taschenbuch], [PU: Kiepenheuer & Witsch], Ein Schwarzbuch ist eine Sammlung von Negativbeispielen aus der Sicht des Autors oder Herausgebers, die in Buchform veröffentlicht wird, in jüngerer Zeit auch als Dokument oder Website. Es gehört zur Gattung der Enthüllungsliteratur, die sich die Aufdeckung von – vermeintlichen oder tatsächlichen – unmoralischen, illegalen oder kriminellen Missständen (also entweder der „schwarzen“ [negativen] Seiten von Einzelpersonen beziehungsweise von politischen oder wirtschaftlichen Organisationen oder der „schwarzen Schafe“ innerhalb einer Branche) zur Aufgabe gemacht hat. Diese werden an den öffentlichen Pranger gestellt, beziehungsweise ohne Wertung der Öffentlichkeit kundgetan. So listet etwa in Deutschland der Bund der Steuerzahler in seinem jährlich herausgegebenen Schwarzbuch die seiner Ansicht nach gravierendsten ihm bekannten Beispiele für die Verschwendung öffentlicher Gelder auf.
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Franz Josef Strauß (* 6. September 1915 in München; † 3. Oktober 1988 in Regensburg) war ein deutscher Politiker der CSU, deren Vorsitzender er von 1961 bis zu seinem Tod war.
Strauß gehörte der Bundesregierung als Bundesminister für besondere Aufgaben (1953–1955), Bundesminister für Atomfragen (1955–1956), Bundesminister der Verteidigung (1956–1962) und Bundesminister der Finanzen (1966–1969) an. Von 1978 bis 1988 war er Bayerischer Ministerpräsident und trat bei der Bundestagswahl 1980 vergeblich als Kanzlerkandidat der Unionsparteien gegen den amtierenden Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) an. Strauß unterhielt enge Verbindungen zur Industrie und gehörte zu den Hauptinitiatoren bei der Gründung des Unternehmens Airbus.
Am 16. Oktober 1956 wurde er als Nachfolger von Theodor Blank zweiter Verteidigungsminister der Bundesrepublik Deutschland (Kabinett Adenauer II). Bereits 1957 legte er Pläne für eine atomare Bewaffnung der Bundeswehr vor. Im Rahmen der Pariser Verträge hatte sich Deutschland 1954 bereits verpflichtet, auf die Produktion, nicht aber den Einsatz von Atomwaffen zu verzichten. Adenauer und Strauß trieben eine militärische Nutzung von Atomwaffen durch die Bundeswehr energisch voran. Im April 1957 kam es deswegen zu einer Kontroverse mit namhaften Atomphysikern (darunter Otto Hahn, Werner Heisenberg, Walther Gerlach und Carl Friedrich von Weizsäcker) um deren kritisches Göttinger Manifest. In der Folge kam es unter anderem zu einer abfälligen und beleidigenden Äußerung von Strauß über Otto Hahn gegenüber Journalisten. Kanzler Adenauer entschärfte die Situation bei einem Empfang der Wissenschaftler im Kanzleramt. Vor der Bundestagswahl 1957 bemühte sich die Opposition vergeblich, die weitverbreitete Ablehnung der Atombewaffnung im Wahlkampf zu nutzen. Die Kampagne Kampf dem Atomtod war dennoch eine wesentliche Erneuerung der Friedensbewegung. Die CDU/CSU erzielte einen großen Wahlerfolg und erreichte die absolute Mehrheit, Strauß wurde erneut Verteidigungsminister. Am 25. März 1958 wurde die atomare Ausrüstung der Bundeswehr beschlossen, die damit im Rahmen der Nuklearen Teilhabe der NATO im Kriegsfall Nuklearwaffen einsetzen konnte.
Strauß setzte sich vehement für eine militärische Unterstützung des neugegründeten Staates Israel ein. Volumen und Umfang der zwischen Konrad Adenauer und David Ben Gurion beschlossenen, in Israel wie Deutschland so umstrittenen wie im Rahmen der Wiedergutmachungsansätze wichtigen Rüstungskooperation wurden zunächst geheim gehalten. Strauß setzte sich dabei auch über gesetzliche Vorgaben und Richtlinien hinweg, was nur teilweise die Rückendeckung Adenauers hatte. 1958 holte er Eberhard Taubert (1907–1976), der hoher Funktionär im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda gewesen war und das Drehbuch zu dem antisemitischen Hetzfilm Der ewige Jude geschrieben hatte, als Berater für sein neu eingerichtetes Referat „Psychologische Kampfführung“.
Nach der Bundestagswahl am 17. September 1961 wurde Strauß erneut Verteidigungsminister, allerdings in einer Koalitionsregierung mit der FDP (Kabinett Adenauer IV). Strauß’ Amtsführung war von etlichen Skandalen begleitet. Laut Aussagen des ehemaligen Lockheed-Verkäufers Paul White erhielten der Vorstand der Deutschen Bank Hermann Josef Abs und Strauß Gelder im Zusammenhang mit dem Verkauf von Flugzeugen des Typs Lockheed Super Constellation und Electra an die Lufthansa.
White told the FMOD (Foreign Ministry of Defense) that Lockheed had hired Frank Fahle at the suggestion of Herman Abs, that Abs and Strauss had received money in connection with the sale of Constellations and Electras to Lufthansa and that the same pattern of dealing was continuing on the 104 sale.
Unregelmäßigkeiten bei Beschaffung bzw. Lizenzproduktion von 916 US-amerikanischen F-104G-Starfighter-Kampfflugzeugen führte zum Lockheed-Skandal, der in Deutschland auch Starfighter-Affäre genannt wurde. Der Hersteller hatte in mehreren NATO-Staaten die Entscheidung zur Beschaffung des Modells durch Bestechung beeinflusst. Die Zeitschrift Stern berichtete Ende 1975 über eine beeidete Aussage von Ernest F. Hauser, vor dem Kongressausschuss (Congressional Committee) zur Kundenwerbe-Praxis von Lockheed, dass Anfang der 1960er im Zusammenhang mit der F-104-Beschaffung für die Bundeswehr mindestens zehn Millionen US-Dollar Schmiergeld an die CSU geflossen seien und übergab sein Tagebuch aus jener Zeit mit entsprechenden Eintragungen. Die in diesem Zusammenhang gegen Strauß vorgebrachten Bestechungsvorwürfe konnten jedoch nie bewiesen werden. Im Rahmen der „Abhöraffäre“ soll Strauß angeblich zugegeben haben, einen Teil der „Lockheed-Akten“ vernichtet zu haben, um Beweise verschwinden zu lassen, was sich später aber als Verleumdungskampagne durch das ostdeutsche Ministerium für Staatssicherheit erwies. Die deutsche Variante des Starfighters stellte sich (269 Abstürze, 116 tote Piloten) als unsicher heraus und wurde als „Witwenmacher“ der Luftwaffe bitter verspottet. Strauß wurden auch die Fibag-Affäre, die Onkel-Aloys-Affäre und der HS-30-Skandal zur Last gelegt.
Mit Bildung der sozialliberalen Koalition im Jahr 1969 mussten die Unionsparteien in die Opposition gehen. Strauß entwickelte sich zum vehementen Kritiker der Ostpolitik von Bundeskanzler Willy Brandt. Die Ostverträge mit der UdSSR und Polen (1970) und den Grundlagenvertrag (1972) lehnte er entschieden ab, da er in ihnen ein Zurückweichen vor sowjetischen Hegemonialansprüchen sah.
Der politische Schriftsteller und Philosoph Ulrich Sonnemann veröffentlichte 1970 die justizkritische Schrift Der bundesdeutsche Dreyfus-Skandal. Rechtsbruch und Denkverzicht in der zehn Jahre alten Justizsache Brühne-Ferbach. Der öffentlich rege diskutierte Text wurde nach einem von Strauß gestellten Strafantrag bundesweit beschlagnahmt, weil Sonnemann darin über Aussagen des Agenten Roger Hentges und seiner Ehefrau geschrieben hatte. Ein jahrelanger Rechtsstreit mit der bayrischen Justizverwaltung folgte.
1971 bis 1978 war er wirtschafts- und finanzpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag. In den Schattenkabinetten von Rainer Barzel (1972) und Helmut Kohl (1976) war Strauß als Finanzminister vorgesehen.
1973 kommentierte er die Errichtung der Militärdiktatur in Chile mit den Worten: „Angesichts des Chaos, das in Chile geherrscht hat, erhält das Wort Ordnung für die Chilenen plötzlich wieder einen süßen Klang.“
1974 sorgte er mit der Sonthofen-Strategie für eine erhebliche Polarisierung der Öffentlichkeit. Bei einer Klausurtagung der CSU-Landesgruppe des Bundestages vertrat Strauß die Ansicht, die Partei sollte für die damals massiven wirtschaftlichen Probleme (Arbeitslosigkeit, Wirtschaftsflaute, Rentenversicherung) keinerlei Lösungen anbieten, um nach dem erwarteten katastrophalen Scheitern der Regierungspolitik die eigenen Wahlchancen zu verbessern. Die Sonthofen-Strategie wurde häufig als skrupelloses, parteipolitisches Taktieren bewertet.
1975 traf Strauß als erster westdeutscher Politiker aufgrund eigener Initiative mit dem chinesischen Parteichef Mao Zedong zusammen. Am 16. Januar 1975 wurde er während eines Besuches in der Volksrepublik China zu einem Gespräch empfangen.
In einer Rede beim Politischen Aschermittwoch 1975 bezichtigte Strauß die SPD-geführte Bundesregierung, „einen Saustall ohnegleichen angerichtet“ zu haben. Daraufhin warf Altbundeskanzler Willy Brandt ihm vor, „die Bundesrepublik Deutschland einen Saustall“ genannt zu haben. Die gegen Brandt gerichtete Unterlassungsklage gewann Strauß auch in zweiter Instanz vor dem OLG Köln (OLG Köln, Urt. vom 16. Juli 1975, Az. 17 U 38/75. Süddeutsche Zeitung, 17. Juli 1975).
Bei der Bundestagswahl 1976 gelang der Union der Regierungswechsel nicht. Danach kündigte Strauß im Kreuther Trennungsbeschluss die Fraktionsgemeinschaft mit der CDU auf und plante, die CSU auf das ganze Bundesgebiet auszuweiten, um die Wahlchancen der Unionsparteien zu verbessern. Der Beschluss wurde drei Wochen später nach heftigen innerparteilichen Auseinandersetzungen wieder zurückgenommen. Das Verhältnis zur CDU, insbesondere zu deren Vorsitzenden Helmut Kohl, blieb aber gespannt (Wienerwald-Rede).
1977 reiste Strauß nach Chile, wo er sich auch über die damalige Militärdiktatur Augusto Pinochets äußerte und eine „weitere Demokratisierung“ forderte. In Santiago de Chile wurde Strauß die Ehrendoktorwürde der Rechtswissenschaft verliehen. Im Zuge dieser Reise besuchte er auch die Colonia Dignidad, eine bereits damals wegen ihrer Menschenrechtsverletzungen umstrittene Kolonie von mehr als 200 Auslandsdeutschen. Seit dem Putsch im September 1973 bestand zwischen der chilenischen Militärdiktatur und der Kolonie eine enge Kooperation, während der Pinochet-Diktatur von 1973 bis 1990 fungierte sie als Folterzentrum des Geheimdienstes DINA. Für seinen Besuch dort wurde Strauß von den Medien wiederholt kritisiert, unterhielt jedoch zu deren Gründer Paul Schäfer nach Angaben der Hanns-Seidel-Stiftung vor und nach seinem Besuch keine persönlichen Kontakte. Die Colonia Dignidad wurde 1994 geschlossen, unter anderem wegen systematischer Kindesmisshandlung.
Im Deutschen Herbst 1977 nahm Strauß an der Bonner Krisenrunde teil, die während der Entführung von Hanns Martin Schleyer durch die RAF regelmäßig tagte. Nachdem Bundeskanzler Helmut Schmidt die Anwesenden nach „exotischen“ Ideen gefragt hatte, sagte Strauß, der Staat könne die inhaftierten RAF-Terroristen als Geiseln nehmen und gegebenenfalls erschießen. Der genaue Wortlaut ist nie öffentlich geworden. Im Jahr 2007 schilderte Schmidt Strauß’ Aussage weniger drastisch; er bezeichnete sie nach wie vor als „befremdlich“.
1979 setzte sich Strauß in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion mit 135:102 Stimmen als Kanzlerkandidat der CDU/CSU gegen den von Helmut Kohl favorisierten niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht durch und trat damit bei der Bundestagswahl 1980 als Herausforderer von Bundeskanzler Schmidt (SPD) an. Der Wahlkampf wurde sehr hart geführt. Strauß wurde seitens der Union als „Kanzler für Frieden und Freiheit“ beworben, gegen ihn wurde eine massive Stoppt-Strauß-Kampagne geführt. Im Wahlkampf kam es zu gewaltsamen Ausschreitungen bei einer Strauß-Kundgebung in Bremen. Wenige Tage vor der Wahl wurde ein Anschlag auf das Oktoberfest in München verübt. Strauß ordnete die Urheberschaft fälschlicherweise der RAF zu, was sich bereits am Folgetag als Fehleinschätzung herausstellte, und erhob schwere Vorwürfe gegen das FDP-geführte Bundesinnenministerium, was im Wahlkampf auch gegen ihn gewendet wurde. CDU und CSU erhielten weniger Prozente als bei den Wahlen 1976, bei denen Helmut Kohl Kanzlerkandidat der Union gewesen war (44,5 % gegenüber 48,6 %), die FDP verbuchte mit 10,6 % erhebliche Stimmengewinne.
(Quelle: Wikipedia)
Gut erhaltenes Exemplar., DE, [SC: 2.40], leichte Gebrauchsspuren, gewerbliches Angebot, Taschenbuchformat, 128, [GW: 150g], [PU: Köln], 1. Auflage, Banküberweisung, Internationaler Versand, [CT: Geschichte/Politik / BRD 1945-89]<