Prag in Schwarz und Gold. Sieben Momente im Leben einer europäischen Stadt. Aus dem Amerikanischen v. J. Kalka. - gebunden oder broschiert

Magisches Prag. Barocke Kirchen, der alte jüdische Friedhof, Karlsbrücke und Hradschin. In den Gassen der Golem und Franz Kafka, zumindest in Geschichten und auf Fotos, überall anwesend. Die Tourismusindustrie pflegt die mystische Aura der Stadt an der Moldau mit stereotypen Bildern. Zu Unrecht, wie Peter Demetz meint. Denn die Fülle der Geschichte Prags werde durch die Idee verstellt, Prag sei vor allem und seit jeher eine Stadt der magischen oder mystischen Geheimnisse. Wer weiß schon, dass der angeblich zauberkräftige Rabbi Löw, Schöpfer des Golem, der originellste und schärfste Denker der Prager Judenschaft im 16. Jahrhundert war?

Peter Demetz, selbst in Prag geboren, verlebte Kindheit und Jugend dort; 1949 flüchtete er in die Vereinigten Staaten. Demetz ist emeritierter Professor für Deutsche und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Yale University und preisgekrönter Essayist. In Prag in Schwarz und Gold gelingt ihm ein wunderbares Porträt, eine fesselnde, elegant geschriebene und äußerst differenzierte Geschichte seiner Geburtsstadt. Von der Ursprungsgeschichte und der weisen Libussa, von Ottokar, Karl IV., der hussitischen Revolution, dem Alchimisten Rudolf II., von Mozart in Prag, Revolution und Konterrevolution 1848/49 und Masaryks Prag. Am 21. September 1937 beendet Demetz seine Geschichte - dem Tag der Beerdigung T.G. Masaryks.

Erst Ende der 80er Jahre kehrte Demetz nach Prag zurück. Im Postskriptum beschreibt er, sehr persönlich und ein wenig sentimental, diese schwierige Reise in eine Stadt, die nicht mehr die seine ist, voller Erinnerungen an ein Prag, das für ihn heute nur noch Geschichte ist. --Lilli Belek