monumenta sanctorum. Rom und Mailand als Zentren des frühen Christentums: Märtyrerkult und Kirchenbau unter den Bischöfen Damasus und Ambrosius. (Spätantike - Frühes Christentum - Byzanz, 39). - gebunden oder broschiert
2013, ISBN: 958c7abd2a44ff24407329876da9fec9
Wiesbaden, Reichert, 352 S., 128 s/w Abb. auf 69 Tafeln. Kart. *neuwertig* Damasus (366?384) und Ambrosius (374?397) bemühten sich während ihrer sich zeitlich überschneidenden Episkopat… Mehr…
Wiesbaden, Reichert, 352 S., 128 s/w Abb. auf 69 Tafeln. Kart. *neuwertig* Damasus (366?384) und Ambrosius (374?397) bemühten sich während ihrer sich zeitlich überschneidenden Episkopate um eine Verfestigung ihrer bischöflichen auctoritas. Dabei lassen sich Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten in der Instrumentalisierung der monumenta sanctorum, unter welchem Oberbegriff man Bauprojekte, literarische Selbstzeugnisse oder auch die performative Inszenierung von Heiligenauffindungen subsumieren kann, feststellen. Diese in einem detaillierten Vergleich herauszuarbeiten und Erklärungen für die gewählten Formen bischöflicher Vergegenwärtigung zu finden, ist das Ziel der vorliegenden Studie. Nach einer biographischen Skizze und einer Charakterisierung des kirchenpolitischen und sozialen Spannungsfeldes innerhalb dessen die beiden Bischöfe agierten (Kap. 1), werden die Veränderungen der christlichen Kulttopographie der Städte Rom und Mailand durch die Bauprojekte des Damasus und des Ambrosius untersucht (Kap. 2). Zunächst werden alle dem Damasus zugeschriebenen Baumaßnahmen anhand des archäologischen Befundes kritisch überprüft, um den tatsächlichen Umfang seiner Bautätigkeit zu erfassen und den Beitrag des Damasus zur Entwicklung einer christlichen Kulttopographie Roms einschätzen zu können (Kap. 2.1; Anhang A). Ein solcher Überblick über die Baumaßnahmen dieses römischen Bischofs lag bislang nicht vor. In seiner innerstädtischen Bautätigkeit folgte Damasus dem Vorbild seiner Vorgänger, trat so aber auch in Konkurrenz zu aristokratischen Kirchenstiftungen. Dabei wurde bislang nicht beachtet, dass er seine Titelkirche durch eine solea für die Bischofsliturgie qualifizierte. Die in der Forschung häufig als umfassend beschriebenen Maßnahmen in den Katakomben können nur in einem Fall sicher mit einer architektonischen Inszenierung des Grabes unter Damasus verbunden werden. Eine Verbesserung der Zugänglichkeit der Märtyrergräber lässt sich nicht nachweisen. Im Zentrum des darauf folgenden Abschnittes der Arbeit stehen die ambrosianischen Kirchenstiftungen (Kap. 2.2; Anhang B). Ambrosius kann entgegen der immer wieder vertretenen Meinung als Stifter von nur zwei Kirchen, die außerhalb Mailands lagen (basilica Apostolorum und basilica Ambrosiana), gelten. Der Vergleich der Bautätigkeit beider Bischöfe ergibt, dass beide ihren Einflussbereich besonders im Suburbium erweiterten und sich eine private Form christlicher Kultausübung, die der Märtyrerverehrung, aneigneten. Indem Ambrosius Reliquien in seine Kirchen und in die Liturgie integrierte, ermöglichte er deren kollektive Verehrung, entzog die Märtyrer aber zugleich dem direkten Zugang der Gemeinde. Somit war der Mailänder Märtyrerkult stärker als in Rom an die Person des Bischofs gebunden und erhielt einen offiziellen Charakter. Damasus dagegen wurde an zahlreichen Märtyrergräbern in den Inschriften genannt und so in der privaten Kultausübung zwischengeschaltet. Durch seine Involvierung in zwei Bauten an den Gräbern der Apostelfürsten unterstrich er die Vorrangstellung seines Bischofssitzes, der als einziger über zwei Apostelgräber verfügte. Das anschließende Kapitel bietet einen Vergleich der literarischen monumenta sanctorum (Kap. 3). Trotz des z. T. disparaten, literarischen Werks finden sich im Spiegel der epigraphischen Quellen formale und inhaltliche Übereinstimmungen. Die Unterschiede überwiegen aber: Die Märtyrer dienen in den Epigrammen des Damasus, die durch literarische Zitate die Bildung des Bischofs betonen, als historische Exempla und begründen den universalkirchlichen Führungsanspruch der römischen Diözese. Im Werk des Ambrosius spielen die Mailänder Lokalmärtyrer eine untergeordnete Rolle, heben aber die Leistung des Ambrosius hervor, der diese Wundertäter seiner Gemeinde offenbarte. Die performative Vergegenwärtigung bischöflicher auctoritas, untersucht am Beispiel der Märtyrerauffindungen, zeigt klare Unterschiede (Kap. 4). Dabei wird folgenden Fragen nachgegangen: 1. Woher wussten Damasus bzw. Ambrosius, wo zu suchen war? 2. Wie wurde ein Grab als das eines Märtyrer identifiziert? 3. Welche kultischen Handlungen wurden bei der Auffindung des Grabes vollzogen? 4. Welches Publikum wurde im Moment der Auffindung angesprochen? Dabei zeigt sich, dass Damasus? inuentiones gekennzeichnet sind von der Wahrung der Integrität des Grabes; er richtete sich an eine kleine Gruppe privilegierter Gemeindemitglieder. Ambrosius dagegen inszenierte die Auffindungen als Massenspektakel, das, verbunden mit der translatio, der Gemeinde seine Verfügungsgewalt über die Märtyrer vor Augen führen sollte. Im resümierenden Kap. 5 erweitern einige Aspekte (Gabentausch, Bischofsbestattung) das Gesamtbild der Inszenierung bischöflicher auctoritas durch Damasus und Ambrosius. Abschließend eint beide die Instrumentalisierung der monumenta sanctorum zur Stärkung ihrer Stellung in innergemeindlichen Konflikten. Damasus? Maßnahmen sind zusätzlich vom Primatanspruch des römischen Bischofssitzes bestimmt, wohingegen Ambrosius die Sicherung der eigenen memoria stärker ins Zentrum stellte. Leben und Werk der beiden Bischöfe Damasus und Ambrosius gelten als vermeintlich erschöpfend untersucht. Durch die angewandte Methode eines personalisierten Vergleichs gelingt es dennoch u. a. deren Strategien zur Sicherung der eigenen Stellung oder zur Inszenierung von Heiligkeit zu erhellen. Die dabei gemachten, neuen Beobachtungen und Erkenntnisse tragen zum besseren Verständnis des Christianisierungsprozesses und der Entwicklung des Märtyrerkultes im Allgemeinen bei. Die zukünftige Rolle des Bischofs und die Grundlagen seines teilweise überregionalen Einflusses werden in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts von Damasus und Ambrosius nachhaltig geprägt. Daher erläutert die vorliegende Detailstudie Mechanismen bischöflicher Vergegenwärtigung, die auch außerhalb Roms und Mailands zu finden sind und weit über die Spätantike hinaus Gültigkeit behalten sollten. Dieses Buch liefert somit eine wichtige Grundlage für weitere Untersuchungen zum Bischofsamt und zum christlichen Heiligenkult.Architektur [Architektur] 2013<
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monumenta sanctorum. Rom und Mailand als Zentren des frühen Christentums: Märtyrerkult und Kirchenbau unter den Bischöfen Damasus und Ambrosius. (Spätantike - Frühes Christentum - Byzanz, 39). - Taschenbuch
2013, ISBN: 958c7abd2a44ff24407329876da9fec9
[SC: 6.0], [PU: Wiesbaden: Reichert 2013.], ARCHITEKTUR, 352 S., 128 s/w Abb. auf 69 Tafeln. Kart. *neuwertig* Damasus (366–384) und Ambrosius (374–397) bemühten sich während ihrer sich z… Mehr…
[SC: 6.0], [PU: Wiesbaden: Reichert 2013.], ARCHITEKTUR, 352 S., 128 s/w Abb. auf 69 Tafeln. Kart. *neuwertig* Damasus (366–384) und Ambrosius (374–397) bemühten sich während ihrer sich zeitlich überschneidenden Episkopate um eine Verfestigung ihrer bischöflichen auctoritas. Dabei lassen sich Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten in der Instrumentalisierung der monumenta sanctorum, unter welchem Oberbegriff man Bauprojekte, literarische Selbstzeugnisse oder auch die performative Inszenierung von Heiligenauffindungen subsumieren kann, feststellen. Diese in einem detaillierten Vergleich herauszuarbeiten und Erklärungen für die gewählten Formen bischöflicher Vergegenwärtigung zu finden, ist das Ziel der vorliegenden Studie. Nach einer biographischen Skizze und einer Charakterisierung des kirchenpolitischen und sozialen Spannungsfeldes innerhalb dessen die beiden Bischöfe agierten (Kap. 1), werden die Veränderungen der christlichen Kulttopographie der Städte Rom und Mailand durch die Bauprojekte des Damasus und des Ambrosius untersucht (Kap. 2). Zunächst werden alle dem Damasus zugeschriebenen Baumaßnahmen anhand des archäologischen Befundes kritisch überprüft, um den tatsächlichen Umfang seiner Bautätigkeit zu erfassen und den Beitrag des Damasus zur Entwicklung einer christlichen Kulttopographie Roms einschätzen zu können (Kap. 2.1; Anhang A). Ein solcher Überblick über die Baumaßnahmen dieses römischen Bischofs lag bislang nicht vor. In seiner innerstädtischen Bautätigkeit folgte Damasus dem Vorbild seiner Vorgänger, trat so aber auch in Konkurrenz zu aristokratischen Kirchenstiftungen. Dabei wurde bislang nicht beachtet, dass er seine Titelkirche durch eine solea für die Bischofsliturgie qualifizierte. Die in der Forschung häufig als umfassend beschriebenen Maßnahmen in den Katakomben können nur in einem Fall sicher mit einer architektonischen Inszenierung des Grabes unter Damasus verbunden werden. Eine Verbesserung der Zugänglichkeit der Märtyrergräber lässt sich nicht nachweisen. Im Zentrum des darauf folgenden Abschnittes der Arbeit stehen die ambrosianischen Kirchenstiftungen (Kap. 2.2; Anhang B). Ambrosius kann entgegen der immer wieder vertretenen Meinung als Stifter von nur zwei Kirchen, die außerhalb Mailands lagen (basilica Apostolorum und basilica Ambrosiana), gelten. Der Vergleich der Bautätigkeit beider Bischöfe ergibt, dass beide ihren Einflussbereich besonders im Suburbium erweiterten und sich eine private Form christlicher Kultausübung, die der Märtyrerverehrung, aneigneten. Indem Ambrosius Reliquien in seine Kirchen und in die Liturgie integrierte, ermöglichte er deren kollektive Verehrung, entzog die Märtyrer aber zugleich dem direkten Zugang der Gemeinde. Somit war der Mailänder Märtyrerkult stärker als in Rom an die Person des Bischofs gebunden und erhielt einen offiziellen Charakter. Damasus dagegen wurde an zahlreichen Märtyrergräbern in den Inschriften genannt und so in der privaten Kultausübung zwischengeschaltet. Durch seine Involvierung in zwei Bauten an den Gräbern der Apostelfürsten unterstrich er die Vorrangstellung seines Bischofssitzes, der als einziger über zwei Apostelgräber verfügte. Das anschließende Kapitel bietet einen Vergleich der literarischen monumenta sanctorum (Kap. 3). Trotz des z. T. disparaten, literarischen Werks finden sich im Spiegel der epigraphischen Quellen formale und inhaltliche Übereinstimmungen. Die Unterschiede überwiegen aber: Die Märtyrer dienen in den Epigrammen des Damasus, die durch literarische Zitate die Bildung des Bischofs betonen, als historische Exempla und begründen den universalkirchlichen Führungsanspruch der römischen Diözese. Im Werk des Ambrosius spielen die Mailänder Lokalmärtyrer eine untergeordnete Rolle, heben aber die Leistung des Ambrosius hervor, der diese Wundertäter seiner Gemeinde offenbarte. Die performative Vergegenwärtigung bischöflicher auctoritas, untersucht am Beispiel der Märtyrerauffindungen, zeigt klare Unterschiede (Kap. 4). Dabei wird folgenden Fragen nachgegangen: 1. Woher wussten Damasus bzw. Ambrosius, wo zu suchen war? 2. Wie wurde ein Grab als das eines Märtyrer identifiziert? 3. Welche kultischen Handlungen wurden bei der Auffindung des Grabes vollzogen? 4. Welches Publikum wurde im Moment der Auffindung angesprochen? Dabei zeigt sich, dass Damasus’ inuentiones gekennzeichnet sind von der Wahrung der Integrität des Grabes; er richtete sich an eine kleine Gruppe privilegierter Gemeindemitglieder. Ambrosius dagegen inszenierte die Auffindungen als Massenspektakel, das, verbunden mit der translatio, der Gemeinde seine Verfügungsgewalt über die Märtyrer vor Augen führen sollte. Im resümierenden Kap. 5 erweitern einige Aspekte (Gabentausch, Bischofsbestattung) das Gesamtbild der Inszenierung bischöflicher auctoritas durch Damasus und Ambrosius. Abschließend eint beide die Instrumentalisierung der monumenta sanctorum zur Stärkung ihrer Stellung in innergemeindlichen Konflikten. Damasus’ Maßnahmen sind zusätzlich vom Primatanspruch des römischen Bischofssitzes bestimmt, wohingegen Ambrosius die Sicherung der eigenen memoria stärker ins Zentrum stellte. Leben und Werk der beiden Bischöfe Damasus und Ambrosius gelten als vermeintlich erschöpfend untersucht. Durch die angewandte Methode eines personalisierten Vergleichs gelingt es dennoch u. a. deren Strategien zur Sicherung der eigenen Stellung oder zur Inszenierung von Heiligkeit zu erhellen. Die dabei gemachten, neuen Beobachtungen und Erkenntnisse tragen zum besseren Verständnis des Christianisierungsprozesses und der Entwicklung des Märtyrerkultes im Allgemeinen bei. Die zukünftige Rolle des Bischofs und die Grundlagen seines teilweise überregionalen Einflusses werden in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts von Damasus und Ambrosius nachhaltig geprägt. Daher erläutert die vorliegende Detailstudie Mechanismen bischöflicher Vergegenwärtigung, die auch außerhalb Roms und Mailands zu finden sind und weit über die Spätantike hinaus Gültigkeit behalten sollten. Dieses Buch liefert somit eine wichtige Gr<
ZVAB.com Antiquariat Bergische Bücherstube Mewes, Overath, Germany [1047827] [Rating: 5 (von 5)] Versandkosten: EUR 6.00 Details... |
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2013, ISBN: 958c7abd2a44ff24407329876da9fec9
[SC: 5.0], [PU: Wiesbaden: Reichert 2013.], ARCHITEKTUR, 352 S., 128 s/w Abb. auf 69 Tafeln. Kart. *neuwertig* Damasus (366–384) und Ambrosius (374–397) bemühten sich während ihrer sich z… Mehr…
[SC: 5.0], [PU: Wiesbaden: Reichert 2013.], ARCHITEKTUR, 352 S., 128 s/w Abb. auf 69 Tafeln. Kart. *neuwertig* Damasus (366–384) und Ambrosius (374–397) bemühten sich während ihrer sich zeitlich überschneidenden Episkopate um eine Verfestigung ihrer bischöflichen auctoritas. Dabei lassen sich Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten in der Instrumentalisierung der monumenta sanctorum, unter welchem Oberbegriff man Bauprojekte, literarische Selbstzeugnisse oder auch die performative Inszenierung von Heiligenauffindungen subsumieren kann, feststellen. Diese in einem detaillierten Vergleich herauszuarbeiten und Erklärungen für die gewählten Formen bischöflicher Vergegenwärtigung zu finden, ist das Ziel der vorliegenden Studie. Nach einer biographischen Skizze und einer Charakterisierung des kirchenpolitischen und sozialen Spannungsfeldes innerhalb dessen die beiden Bischöfe agierten (Kap. 1), werden die Veränderungen der christlichen Kulttopographie der Städte Rom und Mailand durch die Bauprojekte des Damasus und des Ambrosius untersucht (Kap. 2). Zunächst werden alle dem Damasus zugeschriebenen Baumaßnahmen anhand des archäologischen Befundes kritisch überprüft, um den tatsächlichen Umfang seiner Bautätigkeit zu erfassen und den Beitrag des Damasus zur Entwicklung einer christlichen Kulttopographie Roms einschätzen zu können (Kap. 2.1; Anhang A). Ein solcher Überblick über die Baumaßnahmen dieses römischen Bischofs lag bislang nicht vor. In seiner innerstädtischen Bautätigkeit folgte Damasus dem Vorbild seiner Vorgänger, trat so aber auch in Konkurrenz zu aristokratischen Kirchenstiftungen. Dabei wurde bislang nicht beachtet, dass er seine Titelkirche durch eine solea für die Bischofsliturgie qualifizierte. Die in der Forschung häufig als umfassend beschriebenen Maßnahmen in den Katakomben können nur in einem Fall sicher mit einer architektonischen Inszenierung des Grabes unter Damasus verbunden werden. Eine Verbesserung der Zugänglichkeit der Märtyrergräber lässt sich nicht nachweisen. Im Zentrum des darauf folgenden Abschnittes der Arbeit stehen die ambrosianischen Kirchenstiftungen (Kap. 2.2; Anhang B). Ambrosius kann entgegen der immer wieder vertretenen Meinung als Stifter von nur zwei Kirchen, die außerhalb Mailands lagen (basilica Apostolorum und basilica Ambrosiana), gelten. Der Vergleich der Bautätigkeit beider Bischöfe ergibt, dass beide ihren Einflussbereich besonders im Suburbium erweiterten und sich eine private Form christlicher Kultausübung, die der Märtyrerverehrung, aneigneten. Indem Ambrosius Reliquien in seine Kirchen und in die Liturgie integrierte, ermöglichte er deren kollektive Verehrung, entzog die Märtyrer aber zugleich dem direkten Zugang der Gemeinde. Somit war der Mailänder Märtyrerkult stärker als in Rom an die Person des Bischofs gebunden und erhielt einen offiziellen Charakter. Damasus dagegen wurde an zahlreichen Märtyrergräbern in den Inschriften genannt und so in der privaten Kultausübung zwischengeschaltet. Durch seine Involvierung in zwei Bauten an den Gräbern der Apostelfürsten unterstrich er die Vorrangstellung seines Bischofssitzes, der als einziger über zwei Apostelgräber verfügte. Das anschließende Kapitel bietet einen Vergleich der literarischen monumenta sanctorum (Kap. 3). Trotz des z. T. disparaten, literarischen Werks finden sich im Spiegel der epigraphischen Quellen formale und inhaltliche Übereinstimmungen. Die Unterschiede überwiegen aber: Die Märtyrer dienen in den Epigrammen des Damasus, die durch literarische Zitate die Bildung des Bischofs betonen, als historische Exempla und begründen den universalkirchlichen Führungsanspruch der römischen Diözese. Im Werk des Ambrosius spielen die Mailänder Lokalmärtyrer eine untergeordnete Rolle, heben aber die Leistung des Ambrosius hervor, der diese Wundertäter seiner Gemeinde offenbarte. Die performative Vergegenwärtigung bischöflicher auctoritas, untersucht am Beispiel der Märtyrerauffindungen, zeigt klare Unterschiede (Kap. 4). Dabei wird folgenden Fragen nachgegangen: 1. Woher wussten Damasus bzw. Ambrosius, wo zu suchen war? 2. Wie wurde ein Grab als das eines Märtyrer identifiziert? 3. Welche kultischen Handlungen wurden bei der Auffindung des Grabes vollzogen? 4. Welches Publikum wurde im Moment der Auffindung angesprochen? Dabei zeigt sich, dass Damasus’ inuentiones gekennzeichnet sind von der Wahrung der Integrität des Grabes; er richtete sich an eine kleine Gruppe privilegierter Gemeindemitglieder. Ambrosius dagegen inszenierte die Auffindungen als Massenspektakel, das, verbunden mit der translatio, der Gemeinde seine Verfügungsgewalt über die Märtyrer vor Augen führen sollte. Im resümierenden Kap. 5 erweitern einige Aspekte (Gabentausch, Bischofsbestattung) das Gesamtbild der Inszenierung bischöflicher auctoritas durch Damasus und Ambrosius. Abschließend eint beide die Instrumentalisierung der monumenta sanctorum zur Stärkung ihrer Stellung in innergemeindlichen Konflikten. Damasus’ Maßnahmen sind zusätzlich vom Primatanspruch des römischen Bischofssitzes bestimmt, wohingegen Ambrosius die Sicherung der eigenen memoria stärker ins Zentrum stellte. Leben und Werk der beiden Bischöfe Damasus und Ambrosius gelten als vermeintlich erschöpfend untersucht. Durch die angewandte Methode eines personalisierten Vergleichs gelingt es dennoch u. a. deren Strategien zur Sicherung der eigenen Stellung oder zur Inszenierung von Heiligkeit zu erhellen. Die dabei gemachten, neuen Beobachtungen und Erkenntnisse tragen zum besseren Verständnis des Christianisierungsprozesses und der Entwicklung des Märtyrerkultes im Allgemeinen bei. Die zukünftige Rolle des Bischofs und die Grundlagen seines teilweise überregionalen Einflusses werden in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts von Damasus und Ambrosius nachhaltig geprägt. Daher erläutert die vorliegende Detailstudie Mechanismen bischöflicher Vergegenwärtigung, die auch außerhalb Roms und Mailands zu finden sind und weit über die Spätantike hinaus Gültigkeit behalten sollten. Dieses Buch liefert somit eine wichtige Gr<
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[PU: Wiesbaden: Reichert 2013.], ARCHITEKTUR, 352 S., 128 s/w Abb. auf 69 Tafeln. Kart. *neuwertig* Damasus (366–384) und Ambrosius (374–397) bemühten sich während ihrer sich zeitlich übe… Mehr…
[PU: Wiesbaden: Reichert 2013.], ARCHITEKTUR, 352 S., 128 s/w Abb. auf 69 Tafeln. Kart. *neuwertig* Damasus (366–384) und Ambrosius (374–397) bemühten sich während ihrer sich zeitlich überschneidenden Episkopate um eine Verfestigung ihrer bischöflichen auctoritas. Dabei lassen sich Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten in der Instrumentalisierung der monumenta sanctorum, unter welchem Oberbegriff man Bauprojekte, literarische Selbstzeugnisse oder auch die performative Inszenierung von Heiligenauffindungen subsumieren kann, feststellen. Diese in einem detaillierten Vergleich herauszuarbeiten und Erklärungen für die gewählten Formen bischöflicher Vergegenwärtigung zu finden, ist das Ziel der vorliegenden Studie. Nach einer biographischen Skizze und einer Charakterisierung des kirchenpolitischen und sozialen Spannungsfeldes innerhalb dessen die beiden Bischöfe agierten (Kap. 1), werden die Veränderungen der christlichen Kulttopographie der Städte Rom und Mailand durch die Bauprojekte des Damasus und des Ambrosius untersucht (Kap. 2). Zunächst werden alle dem Damasus zugeschriebenen Baumaßnahmen anhand des archäologischen Befundes kritisch überprüft, um den tatsächlichen Umfang seiner Bautätigkeit zu erfassen und den Beitrag des Damasus zur Entwicklung einer christlichen Kulttopographie Roms einschätzen zu können (Kap. 2.1; Anhang A). Ein solcher Überblick über die Baumaßnahmen dieses römischen Bischofs lag bislang nicht vor. In seiner innerstädtischen Bautätigkeit folgte Damasus dem Vorbild seiner Vorgänger, trat so aber auch in Konkurrenz zu aristokratischen Kirchenstiftungen. Dabei wurde bislang nicht beachtet, dass er seine Titelkirche durch eine solea für die Bischofsliturgie qualifizierte. Die in der Forschung häufig als umfassend beschriebenen Maßnahmen in den Katakomben können nur in einem Fall sicher mit einer architektonischen Inszenierung des Grabes unter Damasus verbunden werden. Eine Verbesserung der Zugänglichkeit der Märtyrergräber lässt sich nicht nachweisen. Im Zentrum des darauf folgenden Abschnittes der Arbeit stehen die ambrosianischen Kirchenstiftungen (Kap. 2.2; Anhang B). Ambrosius kann entgegen der immer wieder vertretenen Meinung als Stifter von nur zwei Kirchen, die außerhalb Mailands lagen (basilica Apostolorum und basilica Ambrosiana), gelten. Der Vergleich der Bautätigkeit beider Bischöfe ergibt, dass beide ihren Einflussbereich besonders im Suburbium erweiterten und sich eine private Form christlicher Kultausübung, die der Märtyrerverehrung, aneigneten. Indem Ambrosius Reliquien in seine Kirchen und in die Liturgie integrierte, ermöglichte er deren kollektive Verehrung, entzog die Märtyrer aber zugleich dem direkten Zugang der Gemeinde. Somit war der Mailänder Märtyrerkult stärker als in Rom an die Person des Bischofs gebunden und erhielt einen offiziellen Charakter. Damasus dagegen wurde an zahlreichen Märtyrergräbern in den Inschriften genannt und so in der privaten Kultausübung zwischengeschaltet. Durch seine Involvierung in zwei Bauten an den Gräbern der Apostelfürsten unterstrich er die Vorrangstellung seines Bischofssitzes, der als einziger über zwei Apostelgräber verfügte. Das anschließende Kapitel bietet einen Vergleich der literarischen monumenta sanctorum (Kap. 3). Trotz des z. T. disparaten, literarischen Werks finden sich im Spiegel der epigraphischen Quellen formale und inhaltliche Übereinstimmungen. Die Unterschiede überwiegen aber: Die Märtyrer dienen in den Epigrammen des Damasus, die durch literarische Zitate die Bildung des Bischofs betonen, als historische Exempla und begründen den universalkirchlichen Führungsanspruch der römischen Diözese. Im Werk des Ambrosius spielen die Mailänder Lokalmärtyrer eine untergeordnete Rolle, heben aber die Leistung des Ambrosius hervor, der diese Wundertäter seiner Gemeinde offenbarte. Die performative Vergegenwärtigung bischöflicher auctoritas, untersucht am Beispiel der Märtyrerauffindungen, zeigt klare Unterschiede (Kap. 4). Dabei wird folgenden Fragen nachgegangen: 1. Woher wussten Damasus bzw. Ambrosius, wo zu suchen war? 2. Wie wurde ein Grab als das eines Märtyrer identifiziert? 3. Welche kultischen Handlungen wurden bei der Auffindung des Grabes vollzogen? 4. Welches Publikum wurde im Moment der Auffindung angesprochen? Dabei zeigt sich, dass Damasus’ inuentiones gekennzeichnet sind von der Wahrung der Integrität des Grabes; er richtete sich an eine kleine Gruppe privilegierter Gemeindemitglieder. Ambrosius dagegen inszenierte die Auffindungen als Massenspektakel, das, verbunden mit der translatio, der Gemeinde seine Verfügungsgewalt über die Märtyrer vor Augen führen sollte. Im resümierenden Kap. 5 erweitern einige Aspekte (Gabentausch, Bischofsbestattung) das Gesamtbild der Inszenierung bischöflicher auctoritas durch Damasus und Ambrosius. Abschließend eint beide die Instrumentalisierung der monumenta sanctorum zur Stärkung ihrer Stellung in innergemeindlichen Konflikten. Damasus’ Maßnahmen sind zusätzlich vom Primatanspruch des römischen Bischofssitzes bestimmt, wohingegen Ambrosius die Sicherung der eigenen memoria stärker ins Zentrum stellte. Leben und Werk der beiden Bischöfe Damasus und Ambrosius gelten als vermeintlich erschöpfend untersucht. Durch die angewandte Methode eines personalisierten Vergleichs gelingt es dennoch u. a. deren Strategien zur Sicherung der eigenen Stellung oder zur Inszenierung von Heiligkeit zu erhellen. Die dabei gemachten, neuen Beobachtungen und Erkenntnisse tragen zum besseren Verständnis des Christianisierungsprozesses und der Entwicklung des Märtyrerkultes im Allgemeinen bei. Die zukünftige Rolle des Bischofs und die Grundlagen seines teilweise überregionalen Einflusses werden in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts von Damasus und Ambrosius nachhaltig geprägt. Daher erläutert die vorliegende Detailstudie Mechanismen bischöflicher Vergegenwärtigung, die auch außerhalb Roms und Mailands zu finden sind und weit über die Spätantike hinaus Gültigkeit behalten sollten. Dieses Buch liefert somit eine wichtige Gr<
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2013, ISBN: 958c7abd2a44ff24407329876da9fec9
[PU: Wiesbaden: Reichert 2013.], ARCHITEKTUR, 352 S., 128 s/w Abb. auf 69 Tafeln. Kart. *neuwertig* Damasus (366–384) und Ambrosius (374–397) bemühten sich während ihrer sich zeitlich übe… Mehr…
[PU: Wiesbaden: Reichert 2013.], ARCHITEKTUR, 352 S., 128 s/w Abb. auf 69 Tafeln. Kart. *neuwertig* Damasus (366–384) und Ambrosius (374–397) bemühten sich während ihrer sich zeitlich überschneidenden Episkopate um eine Verfestigung ihrer bischöflichen auctoritas. Dabei lassen sich Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten in der Instrumentalisierung der monumenta sanctorum, unter welchem Oberbegriff man Bauprojekte, literarische Selbstzeugnisse oder auch die performative Inszenierung von Heiligenauffindungen subsumieren kann, feststellen. Diese in einem detaillierten Vergleich herauszuarbeiten und Erklärungen für die gewählten Formen bischöflicher Vergegenwärtigung zu finden, ist das Ziel der vorliegenden Studie. Nach einer biographischen Skizze und einer Charakterisierung des kirchenpolitischen und sozialen Spannungsfeldes innerhalb dessen die beiden Bischöfe agierten (Kap. 1), werden die Veränderungen der christlichen Kulttopographie der Städte Rom und Mailand durch die Bauprojekte des Damasus und des Ambrosius untersucht (Kap. 2). Zunächst werden alle dem Damasus zugeschriebenen Baumaßnahmen anhand des archäologischen Befundes kritisch überprüft, um den tatsächlichen Umfang seiner Bautätigkeit zu erfassen und den Beitrag des Damasus zur Entwicklung einer christlichen Kulttopographie Roms einschätzen zu können (Kap. 2.1; Anhang A). Ein solcher Überblick über die Baumaßnahmen dieses römischen Bischofs lag bislang nicht vor. In seiner innerstädtischen Bautätigkeit folgte Damasus dem Vorbild seiner Vorgänger, trat so aber auch in Konkurrenz zu aristokratischen Kirchenstiftungen. Dabei wurde bislang nicht beachtet, dass er seine Titelkirche durch eine solea für die Bischofsliturgie qualifizierte. Die in der Forschung häufig als umfassend beschriebenen Maßnahmen in den Katakomben können nur in einem Fall sicher mit einer architektonischen Inszenierung des Grabes unter Damasus verbunden werden. Eine Verbesserung der Zugänglichkeit der Märtyrergräber lässt sich nicht nachweisen. Im Zentrum des darauf folgenden Abschnittes der Arbeit stehen die ambrosianischen Kirchenstiftungen (Kap. 2.2; Anhang B). Ambrosius kann entgegen der immer wieder vertretenen Meinung als Stifter von nur zwei Kirchen, die außerhalb Mailands lagen (basilica Apostolorum und basilica Ambrosiana), gelten. Der Vergleich der Bautätigkeit beider Bischöfe ergibt, dass beide ihren Einflussbereich besonders im Suburbium erweiterten und sich eine private Form christlicher Kultausübung, die der Märtyrerverehrung, aneigneten. Indem Ambrosius Reliquien in seine Kirchen und in die Liturgie integrierte, ermöglichte er deren kollektive Verehrung, entzog die Märtyrer aber zugleich dem direkten Zugang der Gemeinde. Somit war der Mailänder Märtyrerkult stärker als in Rom an die Person des Bischofs gebunden und erhielt einen offiziellen Charakter. Damasus dagegen wurde an zahlreichen Märtyrergräbern in den Inschriften genannt und so in der privaten Kultausübung zwischengeschaltet. Durch seine Involvierung in zwei Bauten an den Gräbern der Apostelfürsten unterstrich er die Vorrangstellung seines Bischofssitzes, der als einziger über zwei Apostelgräber verfügte. Das anschließende Kapitel bietet einen Vergleich der literarischen monumenta sanctorum (Kap. 3). Trotz des z. T. disparaten, literarischen Werks finden sich im Spiegel der epigraphischen Quellen formale und inhaltliche Übereinstimmungen. Die Unterschiede überwiegen aber: Die Märtyrer dienen in den Epigrammen des Damasus, die durch literarische Zitate die Bildung des Bischofs betonen, als historische Exempla und begründen den universalkirchlichen Führungsanspruch der römischen Diözese. Im Werk des Ambrosius spielen die Mailänder Lokalmärtyrer eine untergeordnete Rolle, heben aber die Leistung des Ambrosius hervor, der diese Wundertäter seiner Gemeinde offenbarte. Die performative Vergegenwärtigung bischöflicher auctoritas, untersucht am Beispiel der Märtyrerauffindungen, zeigt klare Unterschiede (Kap. 4). Dabei wird folgenden Fragen nachgegangen: 1. Woher wussten Damasus<
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2013, ISBN: 958c7abd2a44ff24407329876da9fec9
Wiesbaden, Reichert, 352 S., 128 s/w Abb. auf 69 Tafeln. Kart. *neuwertig* Damasus (366?384) und Ambrosius (374?397) bemühten sich während ihrer sich zeitlich überschneidenden Episkopat… Mehr…
Wiesbaden, Reichert, 352 S., 128 s/w Abb. auf 69 Tafeln. Kart. *neuwertig* Damasus (366?384) und Ambrosius (374?397) bemühten sich während ihrer sich zeitlich überschneidenden Episkopate um eine Verfestigung ihrer bischöflichen auctoritas. Dabei lassen sich Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten in der Instrumentalisierung der monumenta sanctorum, unter welchem Oberbegriff man Bauprojekte, literarische Selbstzeugnisse oder auch die performative Inszenierung von Heiligenauffindungen subsumieren kann, feststellen. Diese in einem detaillierten Vergleich herauszuarbeiten und Erklärungen für die gewählten Formen bischöflicher Vergegenwärtigung zu finden, ist das Ziel der vorliegenden Studie. Nach einer biographischen Skizze und einer Charakterisierung des kirchenpolitischen und sozialen Spannungsfeldes innerhalb dessen die beiden Bischöfe agierten (Kap. 1), werden die Veränderungen der christlichen Kulttopographie der Städte Rom und Mailand durch die Bauprojekte des Damasus und des Ambrosius untersucht (Kap. 2). Zunächst werden alle dem Damasus zugeschriebenen Baumaßnahmen anhand des archäologischen Befundes kritisch überprüft, um den tatsächlichen Umfang seiner Bautätigkeit zu erfassen und den Beitrag des Damasus zur Entwicklung einer christlichen Kulttopographie Roms einschätzen zu können (Kap. 2.1; Anhang A). Ein solcher Überblick über die Baumaßnahmen dieses römischen Bischofs lag bislang nicht vor. In seiner innerstädtischen Bautätigkeit folgte Damasus dem Vorbild seiner Vorgänger, trat so aber auch in Konkurrenz zu aristokratischen Kirchenstiftungen. Dabei wurde bislang nicht beachtet, dass er seine Titelkirche durch eine solea für die Bischofsliturgie qualifizierte. Die in der Forschung häufig als umfassend beschriebenen Maßnahmen in den Katakomben können nur in einem Fall sicher mit einer architektonischen Inszenierung des Grabes unter Damasus verbunden werden. Eine Verbesserung der Zugänglichkeit der Märtyrergräber lässt sich nicht nachweisen. Im Zentrum des darauf folgenden Abschnittes der Arbeit stehen die ambrosianischen Kirchenstiftungen (Kap. 2.2; Anhang B). Ambrosius kann entgegen der immer wieder vertretenen Meinung als Stifter von nur zwei Kirchen, die außerhalb Mailands lagen (basilica Apostolorum und basilica Ambrosiana), gelten. Der Vergleich der Bautätigkeit beider Bischöfe ergibt, dass beide ihren Einflussbereich besonders im Suburbium erweiterten und sich eine private Form christlicher Kultausübung, die der Märtyrerverehrung, aneigneten. Indem Ambrosius Reliquien in seine Kirchen und in die Liturgie integrierte, ermöglichte er deren kollektive Verehrung, entzog die Märtyrer aber zugleich dem direkten Zugang der Gemeinde. Somit war der Mailänder Märtyrerkult stärker als in Rom an die Person des Bischofs gebunden und erhielt einen offiziellen Charakter. Damasus dagegen wurde an zahlreichen Märtyrergräbern in den Inschriften genannt und so in der privaten Kultausübung zwischengeschaltet. Durch seine Involvierung in zwei Bauten an den Gräbern der Apostelfürsten unterstrich er die Vorrangstellung seines Bischofssitzes, der als einziger über zwei Apostelgräber verfügte. Das anschließende Kapitel bietet einen Vergleich der literarischen monumenta sanctorum (Kap. 3). Trotz des z. T. disparaten, literarischen Werks finden sich im Spiegel der epigraphischen Quellen formale und inhaltliche Übereinstimmungen. Die Unterschiede überwiegen aber: Die Märtyrer dienen in den Epigrammen des Damasus, die durch literarische Zitate die Bildung des Bischofs betonen, als historische Exempla und begründen den universalkirchlichen Führungsanspruch der römischen Diözese. Im Werk des Ambrosius spielen die Mailänder Lokalmärtyrer eine untergeordnete Rolle, heben aber die Leistung des Ambrosius hervor, der diese Wundertäter seiner Gemeinde offenbarte. Die performative Vergegenwärtigung bischöflicher auctoritas, untersucht am Beispiel der Märtyrerauffindungen, zeigt klare Unterschiede (Kap. 4). Dabei wird folgenden Fragen nachgegangen: 1. Woher wussten Damasus bzw. Ambrosius, wo zu suchen war? 2. Wie wurde ein Grab als das eines Märtyrer identifiziert? 3. Welche kultischen Handlungen wurden bei der Auffindung des Grabes vollzogen? 4. Welches Publikum wurde im Moment der Auffindung angesprochen? Dabei zeigt sich, dass Damasus? inuentiones gekennzeichnet sind von der Wahrung der Integrität des Grabes; er richtete sich an eine kleine Gruppe privilegierter Gemeindemitglieder. Ambrosius dagegen inszenierte die Auffindungen als Massenspektakel, das, verbunden mit der translatio, der Gemeinde seine Verfügungsgewalt über die Märtyrer vor Augen führen sollte. Im resümierenden Kap. 5 erweitern einige Aspekte (Gabentausch, Bischofsbestattung) das Gesamtbild der Inszenierung bischöflicher auctoritas durch Damasus und Ambrosius. Abschließend eint beide die Instrumentalisierung der monumenta sanctorum zur Stärkung ihrer Stellung in innergemeindlichen Konflikten. Damasus? Maßnahmen sind zusätzlich vom Primatanspruch des römischen Bischofssitzes bestimmt, wohingegen Ambrosius die Sicherung der eigenen memoria stärker ins Zentrum stellte. Leben und Werk der beiden Bischöfe Damasus und Ambrosius gelten als vermeintlich erschöpfend untersucht. Durch die angewandte Methode eines personalisierten Vergleichs gelingt es dennoch u. a. deren Strategien zur Sicherung der eigenen Stellung oder zur Inszenierung von Heiligkeit zu erhellen. Die dabei gemachten, neuen Beobachtungen und Erkenntnisse tragen zum besseren Verständnis des Christianisierungsprozesses und der Entwicklung des Märtyrerkultes im Allgemeinen bei. Die zukünftige Rolle des Bischofs und die Grundlagen seines teilweise überregionalen Einflusses werden in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts von Damasus und Ambrosius nachhaltig geprägt. Daher erläutert die vorliegende Detailstudie Mechanismen bischöflicher Vergegenwärtigung, die auch außerhalb Roms und Mailands zu finden sind und weit über die Spätantike hinaus Gültigkeit behalten sollten. Dieses Buch liefert somit eine wichtige Grundlage für weitere Untersuchungen zum Bischofsamt und zum christlichen Heiligenkult.Architektur [Architektur] 2013<
Löx, Markus:
monumenta sanctorum. Rom und Mailand als Zentren des frühen Christentums: Märtyrerkult und Kirchenbau unter den Bischöfen Damasus und Ambrosius. (Spätantike - Frühes Christentum - Byzanz, 39). - Taschenbuch2013, ISBN: 958c7abd2a44ff24407329876da9fec9
[SC: 6.0], [PU: Wiesbaden: Reichert 2013.], ARCHITEKTUR, 352 S., 128 s/w Abb. auf 69 Tafeln. Kart. *neuwertig* Damasus (366–384) und Ambrosius (374–397) bemühten sich während ihrer sich z… Mehr…
[SC: 6.0], [PU: Wiesbaden: Reichert 2013.], ARCHITEKTUR, 352 S., 128 s/w Abb. auf 69 Tafeln. Kart. *neuwertig* Damasus (366–384) und Ambrosius (374–397) bemühten sich während ihrer sich zeitlich überschneidenden Episkopate um eine Verfestigung ihrer bischöflichen auctoritas. Dabei lassen sich Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten in der Instrumentalisierung der monumenta sanctorum, unter welchem Oberbegriff man Bauprojekte, literarische Selbstzeugnisse oder auch die performative Inszenierung von Heiligenauffindungen subsumieren kann, feststellen. Diese in einem detaillierten Vergleich herauszuarbeiten und Erklärungen für die gewählten Formen bischöflicher Vergegenwärtigung zu finden, ist das Ziel der vorliegenden Studie. Nach einer biographischen Skizze und einer Charakterisierung des kirchenpolitischen und sozialen Spannungsfeldes innerhalb dessen die beiden Bischöfe agierten (Kap. 1), werden die Veränderungen der christlichen Kulttopographie der Städte Rom und Mailand durch die Bauprojekte des Damasus und des Ambrosius untersucht (Kap. 2). Zunächst werden alle dem Damasus zugeschriebenen Baumaßnahmen anhand des archäologischen Befundes kritisch überprüft, um den tatsächlichen Umfang seiner Bautätigkeit zu erfassen und den Beitrag des Damasus zur Entwicklung einer christlichen Kulttopographie Roms einschätzen zu können (Kap. 2.1; Anhang A). Ein solcher Überblick über die Baumaßnahmen dieses römischen Bischofs lag bislang nicht vor. In seiner innerstädtischen Bautätigkeit folgte Damasus dem Vorbild seiner Vorgänger, trat so aber auch in Konkurrenz zu aristokratischen Kirchenstiftungen. Dabei wurde bislang nicht beachtet, dass er seine Titelkirche durch eine solea für die Bischofsliturgie qualifizierte. Die in der Forschung häufig als umfassend beschriebenen Maßnahmen in den Katakomben können nur in einem Fall sicher mit einer architektonischen Inszenierung des Grabes unter Damasus verbunden werden. Eine Verbesserung der Zugänglichkeit der Märtyrergräber lässt sich nicht nachweisen. Im Zentrum des darauf folgenden Abschnittes der Arbeit stehen die ambrosianischen Kirchenstiftungen (Kap. 2.2; Anhang B). Ambrosius kann entgegen der immer wieder vertretenen Meinung als Stifter von nur zwei Kirchen, die außerhalb Mailands lagen (basilica Apostolorum und basilica Ambrosiana), gelten. Der Vergleich der Bautätigkeit beider Bischöfe ergibt, dass beide ihren Einflussbereich besonders im Suburbium erweiterten und sich eine private Form christlicher Kultausübung, die der Märtyrerverehrung, aneigneten. Indem Ambrosius Reliquien in seine Kirchen und in die Liturgie integrierte, ermöglichte er deren kollektive Verehrung, entzog die Märtyrer aber zugleich dem direkten Zugang der Gemeinde. Somit war der Mailänder Märtyrerkult stärker als in Rom an die Person des Bischofs gebunden und erhielt einen offiziellen Charakter. Damasus dagegen wurde an zahlreichen Märtyrergräbern in den Inschriften genannt und so in der privaten Kultausübung zwischengeschaltet. Durch seine Involvierung in zwei Bauten an den Gräbern der Apostelfürsten unterstrich er die Vorrangstellung seines Bischofssitzes, der als einziger über zwei Apostelgräber verfügte. Das anschließende Kapitel bietet einen Vergleich der literarischen monumenta sanctorum (Kap. 3). Trotz des z. T. disparaten, literarischen Werks finden sich im Spiegel der epigraphischen Quellen formale und inhaltliche Übereinstimmungen. Die Unterschiede überwiegen aber: Die Märtyrer dienen in den Epigrammen des Damasus, die durch literarische Zitate die Bildung des Bischofs betonen, als historische Exempla und begründen den universalkirchlichen Führungsanspruch der römischen Diözese. Im Werk des Ambrosius spielen die Mailänder Lokalmärtyrer eine untergeordnete Rolle, heben aber die Leistung des Ambrosius hervor, der diese Wundertäter seiner Gemeinde offenbarte. Die performative Vergegenwärtigung bischöflicher auctoritas, untersucht am Beispiel der Märtyrerauffindungen, zeigt klare Unterschiede (Kap. 4). Dabei wird folgenden Fragen nachgegangen: 1. Woher wussten Damasus bzw. Ambrosius, wo zu suchen war? 2. Wie wurde ein Grab als das eines Märtyrer identifiziert? 3. Welche kultischen Handlungen wurden bei der Auffindung des Grabes vollzogen? 4. Welches Publikum wurde im Moment der Auffindung angesprochen? Dabei zeigt sich, dass Damasus’ inuentiones gekennzeichnet sind von der Wahrung der Integrität des Grabes; er richtete sich an eine kleine Gruppe privilegierter Gemeindemitglieder. Ambrosius dagegen inszenierte die Auffindungen als Massenspektakel, das, verbunden mit der translatio, der Gemeinde seine Verfügungsgewalt über die Märtyrer vor Augen führen sollte. Im resümierenden Kap. 5 erweitern einige Aspekte (Gabentausch, Bischofsbestattung) das Gesamtbild der Inszenierung bischöflicher auctoritas durch Damasus und Ambrosius. Abschließend eint beide die Instrumentalisierung der monumenta sanctorum zur Stärkung ihrer Stellung in innergemeindlichen Konflikten. Damasus’ Maßnahmen sind zusätzlich vom Primatanspruch des römischen Bischofssitzes bestimmt, wohingegen Ambrosius die Sicherung der eigenen memoria stärker ins Zentrum stellte. Leben und Werk der beiden Bischöfe Damasus und Ambrosius gelten als vermeintlich erschöpfend untersucht. Durch die angewandte Methode eines personalisierten Vergleichs gelingt es dennoch u. a. deren Strategien zur Sicherung der eigenen Stellung oder zur Inszenierung von Heiligkeit zu erhellen. Die dabei gemachten, neuen Beobachtungen und Erkenntnisse tragen zum besseren Verständnis des Christianisierungsprozesses und der Entwicklung des Märtyrerkultes im Allgemeinen bei. Die zukünftige Rolle des Bischofs und die Grundlagen seines teilweise überregionalen Einflusses werden in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts von Damasus und Ambrosius nachhaltig geprägt. Daher erläutert die vorliegende Detailstudie Mechanismen bischöflicher Vergegenwärtigung, die auch außerhalb Roms und Mailands zu finden sind und weit über die Spätantike hinaus Gültigkeit behalten sollten. Dieses Buch liefert somit eine wichtige Gr<
monumenta sanctorum. Rom und Mailand als Zentren des frühen Christentums: Märtyrerkult und Kirchenbau unter den Bischöfen Damasus und Ambrosius. (Spätantike - Frühes Christentum - Byzanz, 39). - Taschenbuch
2013
ISBN: 958c7abd2a44ff24407329876da9fec9
[SC: 5.0], [PU: Wiesbaden: Reichert 2013.], ARCHITEKTUR, 352 S., 128 s/w Abb. auf 69 Tafeln. Kart. *neuwertig* Damasus (366–384) und Ambrosius (374–397) bemühten sich während ihrer sich z… Mehr…
[SC: 5.0], [PU: Wiesbaden: Reichert 2013.], ARCHITEKTUR, 352 S., 128 s/w Abb. auf 69 Tafeln. Kart. *neuwertig* Damasus (366–384) und Ambrosius (374–397) bemühten sich während ihrer sich zeitlich überschneidenden Episkopate um eine Verfestigung ihrer bischöflichen auctoritas. Dabei lassen sich Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten in der Instrumentalisierung der monumenta sanctorum, unter welchem Oberbegriff man Bauprojekte, literarische Selbstzeugnisse oder auch die performative Inszenierung von Heiligenauffindungen subsumieren kann, feststellen. Diese in einem detaillierten Vergleich herauszuarbeiten und Erklärungen für die gewählten Formen bischöflicher Vergegenwärtigung zu finden, ist das Ziel der vorliegenden Studie. Nach einer biographischen Skizze und einer Charakterisierung des kirchenpolitischen und sozialen Spannungsfeldes innerhalb dessen die beiden Bischöfe agierten (Kap. 1), werden die Veränderungen der christlichen Kulttopographie der Städte Rom und Mailand durch die Bauprojekte des Damasus und des Ambrosius untersucht (Kap. 2). Zunächst werden alle dem Damasus zugeschriebenen Baumaßnahmen anhand des archäologischen Befundes kritisch überprüft, um den tatsächlichen Umfang seiner Bautätigkeit zu erfassen und den Beitrag des Damasus zur Entwicklung einer christlichen Kulttopographie Roms einschätzen zu können (Kap. 2.1; Anhang A). Ein solcher Überblick über die Baumaßnahmen dieses römischen Bischofs lag bislang nicht vor. In seiner innerstädtischen Bautätigkeit folgte Damasus dem Vorbild seiner Vorgänger, trat so aber auch in Konkurrenz zu aristokratischen Kirchenstiftungen. Dabei wurde bislang nicht beachtet, dass er seine Titelkirche durch eine solea für die Bischofsliturgie qualifizierte. Die in der Forschung häufig als umfassend beschriebenen Maßnahmen in den Katakomben können nur in einem Fall sicher mit einer architektonischen Inszenierung des Grabes unter Damasus verbunden werden. Eine Verbesserung der Zugänglichkeit der Märtyrergräber lässt sich nicht nachweisen. Im Zentrum des darauf folgenden Abschnittes der Arbeit stehen die ambrosianischen Kirchenstiftungen (Kap. 2.2; Anhang B). Ambrosius kann entgegen der immer wieder vertretenen Meinung als Stifter von nur zwei Kirchen, die außerhalb Mailands lagen (basilica Apostolorum und basilica Ambrosiana), gelten. Der Vergleich der Bautätigkeit beider Bischöfe ergibt, dass beide ihren Einflussbereich besonders im Suburbium erweiterten und sich eine private Form christlicher Kultausübung, die der Märtyrerverehrung, aneigneten. Indem Ambrosius Reliquien in seine Kirchen und in die Liturgie integrierte, ermöglichte er deren kollektive Verehrung, entzog die Märtyrer aber zugleich dem direkten Zugang der Gemeinde. Somit war der Mailänder Märtyrerkult stärker als in Rom an die Person des Bischofs gebunden und erhielt einen offiziellen Charakter. Damasus dagegen wurde an zahlreichen Märtyrergräbern in den Inschriften genannt und so in der privaten Kultausübung zwischengeschaltet. Durch seine Involvierung in zwei Bauten an den Gräbern der Apostelfürsten unterstrich er die Vorrangstellung seines Bischofssitzes, der als einziger über zwei Apostelgräber verfügte. Das anschließende Kapitel bietet einen Vergleich der literarischen monumenta sanctorum (Kap. 3). Trotz des z. T. disparaten, literarischen Werks finden sich im Spiegel der epigraphischen Quellen formale und inhaltliche Übereinstimmungen. Die Unterschiede überwiegen aber: Die Märtyrer dienen in den Epigrammen des Damasus, die durch literarische Zitate die Bildung des Bischofs betonen, als historische Exempla und begründen den universalkirchlichen Führungsanspruch der römischen Diözese. Im Werk des Ambrosius spielen die Mailänder Lokalmärtyrer eine untergeordnete Rolle, heben aber die Leistung des Ambrosius hervor, der diese Wundertäter seiner Gemeinde offenbarte. Die performative Vergegenwärtigung bischöflicher auctoritas, untersucht am Beispiel der Märtyrerauffindungen, zeigt klare Unterschiede (Kap. 4). Dabei wird folgenden Fragen nachgegangen: 1. Woher wussten Damasus bzw. Ambrosius, wo zu suchen war? 2. Wie wurde ein Grab als das eines Märtyrer identifiziert? 3. Welche kultischen Handlungen wurden bei der Auffindung des Grabes vollzogen? 4. Welches Publikum wurde im Moment der Auffindung angesprochen? Dabei zeigt sich, dass Damasus’ inuentiones gekennzeichnet sind von der Wahrung der Integrität des Grabes; er richtete sich an eine kleine Gruppe privilegierter Gemeindemitglieder. Ambrosius dagegen inszenierte die Auffindungen als Massenspektakel, das, verbunden mit der translatio, der Gemeinde seine Verfügungsgewalt über die Märtyrer vor Augen führen sollte. Im resümierenden Kap. 5 erweitern einige Aspekte (Gabentausch, Bischofsbestattung) das Gesamtbild der Inszenierung bischöflicher auctoritas durch Damasus und Ambrosius. Abschließend eint beide die Instrumentalisierung der monumenta sanctorum zur Stärkung ihrer Stellung in innergemeindlichen Konflikten. Damasus’ Maßnahmen sind zusätzlich vom Primatanspruch des römischen Bischofssitzes bestimmt, wohingegen Ambrosius die Sicherung der eigenen memoria stärker ins Zentrum stellte. Leben und Werk der beiden Bischöfe Damasus und Ambrosius gelten als vermeintlich erschöpfend untersucht. Durch die angewandte Methode eines personalisierten Vergleichs gelingt es dennoch u. a. deren Strategien zur Sicherung der eigenen Stellung oder zur Inszenierung von Heiligkeit zu erhellen. Die dabei gemachten, neuen Beobachtungen und Erkenntnisse tragen zum besseren Verständnis des Christianisierungsprozesses und der Entwicklung des Märtyrerkultes im Allgemeinen bei. Die zukünftige Rolle des Bischofs und die Grundlagen seines teilweise überregionalen Einflusses werden in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts von Damasus und Ambrosius nachhaltig geprägt. Daher erläutert die vorliegende Detailstudie Mechanismen bischöflicher Vergegenwärtigung, die auch außerhalb Roms und Mailands zu finden sind und weit über die Spätantike hinaus Gültigkeit behalten sollten. Dieses Buch liefert somit eine wichtige Gr<
monumenta sanctorum. Rom und Mailand als Zentren des frühen Christentums: Märtyrerkult und Kirchenbau unter den Bischöfen Damasus und Ambrosius. (Spätantike - Frühes Christentum - Byzanz, 39). - Taschenbuch
2013, ISBN: 958c7abd2a44ff24407329876da9fec9
[PU: Wiesbaden: Reichert 2013.], ARCHITEKTUR, 352 S., 128 s/w Abb. auf 69 Tafeln. Kart. *neuwertig* Damasus (366–384) und Ambrosius (374–397) bemühten sich während ihrer sich zeitlich übe… Mehr…
[PU: Wiesbaden: Reichert 2013.], ARCHITEKTUR, 352 S., 128 s/w Abb. auf 69 Tafeln. Kart. *neuwertig* Damasus (366–384) und Ambrosius (374–397) bemühten sich während ihrer sich zeitlich überschneidenden Episkopate um eine Verfestigung ihrer bischöflichen auctoritas. Dabei lassen sich Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten in der Instrumentalisierung der monumenta sanctorum, unter welchem Oberbegriff man Bauprojekte, literarische Selbstzeugnisse oder auch die performative Inszenierung von Heiligenauffindungen subsumieren kann, feststellen. Diese in einem detaillierten Vergleich herauszuarbeiten und Erklärungen für die gewählten Formen bischöflicher Vergegenwärtigung zu finden, ist das Ziel der vorliegenden Studie. Nach einer biographischen Skizze und einer Charakterisierung des kirchenpolitischen und sozialen Spannungsfeldes innerhalb dessen die beiden Bischöfe agierten (Kap. 1), werden die Veränderungen der christlichen Kulttopographie der Städte Rom und Mailand durch die Bauprojekte des Damasus und des Ambrosius untersucht (Kap. 2). Zunächst werden alle dem Damasus zugeschriebenen Baumaßnahmen anhand des archäologischen Befundes kritisch überprüft, um den tatsächlichen Umfang seiner Bautätigkeit zu erfassen und den Beitrag des Damasus zur Entwicklung einer christlichen Kulttopographie Roms einschätzen zu können (Kap. 2.1; Anhang A). Ein solcher Überblick über die Baumaßnahmen dieses römischen Bischofs lag bislang nicht vor. In seiner innerstädtischen Bautätigkeit folgte Damasus dem Vorbild seiner Vorgänger, trat so aber auch in Konkurrenz zu aristokratischen Kirchenstiftungen. Dabei wurde bislang nicht beachtet, dass er seine Titelkirche durch eine solea für die Bischofsliturgie qualifizierte. Die in der Forschung häufig als umfassend beschriebenen Maßnahmen in den Katakomben können nur in einem Fall sicher mit einer architektonischen Inszenierung des Grabes unter Damasus verbunden werden. Eine Verbesserung der Zugänglichkeit der Märtyrergräber lässt sich nicht nachweisen. Im Zentrum des darauf folgenden Abschnittes der Arbeit stehen die ambrosianischen Kirchenstiftungen (Kap. 2.2; Anhang B). Ambrosius kann entgegen der immer wieder vertretenen Meinung als Stifter von nur zwei Kirchen, die außerhalb Mailands lagen (basilica Apostolorum und basilica Ambrosiana), gelten. Der Vergleich der Bautätigkeit beider Bischöfe ergibt, dass beide ihren Einflussbereich besonders im Suburbium erweiterten und sich eine private Form christlicher Kultausübung, die der Märtyrerverehrung, aneigneten. Indem Ambrosius Reliquien in seine Kirchen und in die Liturgie integrierte, ermöglichte er deren kollektive Verehrung, entzog die Märtyrer aber zugleich dem direkten Zugang der Gemeinde. Somit war der Mailänder Märtyrerkult stärker als in Rom an die Person des Bischofs gebunden und erhielt einen offiziellen Charakter. Damasus dagegen wurde an zahlreichen Märtyrergräbern in den Inschriften genannt und so in der privaten Kultausübung zwischengeschaltet. Durch seine Involvierung in zwei Bauten an den Gräbern der Apostelfürsten unterstrich er die Vorrangstellung seines Bischofssitzes, der als einziger über zwei Apostelgräber verfügte. Das anschließende Kapitel bietet einen Vergleich der literarischen monumenta sanctorum (Kap. 3). Trotz des z. T. disparaten, literarischen Werks finden sich im Spiegel der epigraphischen Quellen formale und inhaltliche Übereinstimmungen. Die Unterschiede überwiegen aber: Die Märtyrer dienen in den Epigrammen des Damasus, die durch literarische Zitate die Bildung des Bischofs betonen, als historische Exempla und begründen den universalkirchlichen Führungsanspruch der römischen Diözese. Im Werk des Ambrosius spielen die Mailänder Lokalmärtyrer eine untergeordnete Rolle, heben aber die Leistung des Ambrosius hervor, der diese Wundertäter seiner Gemeinde offenbarte. Die performative Vergegenwärtigung bischöflicher auctoritas, untersucht am Beispiel der Märtyrerauffindungen, zeigt klare Unterschiede (Kap. 4). Dabei wird folgenden Fragen nachgegangen: 1. Woher wussten Damasus bzw. Ambrosius, wo zu suchen war? 2. Wie wurde ein Grab als das eines Märtyrer identifiziert? 3. Welche kultischen Handlungen wurden bei der Auffindung des Grabes vollzogen? 4. Welches Publikum wurde im Moment der Auffindung angesprochen? Dabei zeigt sich, dass Damasus’ inuentiones gekennzeichnet sind von der Wahrung der Integrität des Grabes; er richtete sich an eine kleine Gruppe privilegierter Gemeindemitglieder. Ambrosius dagegen inszenierte die Auffindungen als Massenspektakel, das, verbunden mit der translatio, der Gemeinde seine Verfügungsgewalt über die Märtyrer vor Augen führen sollte. Im resümierenden Kap. 5 erweitern einige Aspekte (Gabentausch, Bischofsbestattung) das Gesamtbild der Inszenierung bischöflicher auctoritas durch Damasus und Ambrosius. Abschließend eint beide die Instrumentalisierung der monumenta sanctorum zur Stärkung ihrer Stellung in innergemeindlichen Konflikten. Damasus’ Maßnahmen sind zusätzlich vom Primatanspruch des römischen Bischofssitzes bestimmt, wohingegen Ambrosius die Sicherung der eigenen memoria stärker ins Zentrum stellte. Leben und Werk der beiden Bischöfe Damasus und Ambrosius gelten als vermeintlich erschöpfend untersucht. Durch die angewandte Methode eines personalisierten Vergleichs gelingt es dennoch u. a. deren Strategien zur Sicherung der eigenen Stellung oder zur Inszenierung von Heiligkeit zu erhellen. Die dabei gemachten, neuen Beobachtungen und Erkenntnisse tragen zum besseren Verständnis des Christianisierungsprozesses und der Entwicklung des Märtyrerkultes im Allgemeinen bei. Die zukünftige Rolle des Bischofs und die Grundlagen seines teilweise überregionalen Einflusses werden in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts von Damasus und Ambrosius nachhaltig geprägt. Daher erläutert die vorliegende Detailstudie Mechanismen bischöflicher Vergegenwärtigung, die auch außerhalb Roms und Mailands zu finden sind und weit über die Spätantike hinaus Gültigkeit behalten sollten. Dieses Buch liefert somit eine wichtige Gr<
monumenta sanctorum. Rom und Mailand als Zentren des frühen Christentums: Märtyrerkult und Kirchenbau unter den Bischöfen Damasus und Ambrosius. (Spätantike - Frühes Christentum - Byzanz, 39). - Taschenbuch
2013, ISBN: 958c7abd2a44ff24407329876da9fec9
[PU: Wiesbaden: Reichert 2013.], ARCHITEKTUR, 352 S., 128 s/w Abb. auf 69 Tafeln. Kart. *neuwertig* Damasus (366–384) und Ambrosius (374–397) bemühten sich während ihrer sich zeitlich übe… Mehr…
[PU: Wiesbaden: Reichert 2013.], ARCHITEKTUR, 352 S., 128 s/w Abb. auf 69 Tafeln. Kart. *neuwertig* Damasus (366–384) und Ambrosius (374–397) bemühten sich während ihrer sich zeitlich überschneidenden Episkopate um eine Verfestigung ihrer bischöflichen auctoritas. Dabei lassen sich Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten in der Instrumentalisierung der monumenta sanctorum, unter welchem Oberbegriff man Bauprojekte, literarische Selbstzeugnisse oder auch die performative Inszenierung von Heiligenauffindungen subsumieren kann, feststellen. Diese in einem detaillierten Vergleich herauszuarbeiten und Erklärungen für die gewählten Formen bischöflicher Vergegenwärtigung zu finden, ist das Ziel der vorliegenden Studie. Nach einer biographischen Skizze und einer Charakterisierung des kirchenpolitischen und sozialen Spannungsfeldes innerhalb dessen die beiden Bischöfe agierten (Kap. 1), werden die Veränderungen der christlichen Kulttopographie der Städte Rom und Mailand durch die Bauprojekte des Damasus und des Ambrosius untersucht (Kap. 2). Zunächst werden alle dem Damasus zugeschriebenen Baumaßnahmen anhand des archäologischen Befundes kritisch überprüft, um den tatsächlichen Umfang seiner Bautätigkeit zu erfassen und den Beitrag des Damasus zur Entwicklung einer christlichen Kulttopographie Roms einschätzen zu können (Kap. 2.1; Anhang A). Ein solcher Überblick über die Baumaßnahmen dieses römischen Bischofs lag bislang nicht vor. In seiner innerstädtischen Bautätigkeit folgte Damasus dem Vorbild seiner Vorgänger, trat so aber auch in Konkurrenz zu aristokratischen Kirchenstiftungen. Dabei wurde bislang nicht beachtet, dass er seine Titelkirche durch eine solea für die Bischofsliturgie qualifizierte. Die in der Forschung häufig als umfassend beschriebenen Maßnahmen in den Katakomben können nur in einem Fall sicher mit einer architektonischen Inszenierung des Grabes unter Damasus verbunden werden. Eine Verbesserung der Zugänglichkeit der Märtyrergräber lässt sich nicht nachweisen. Im Zentrum des darauf folgenden Abschnittes der Arbeit stehen die ambrosianischen Kirchenstiftungen (Kap. 2.2; Anhang B). Ambrosius kann entgegen der immer wieder vertretenen Meinung als Stifter von nur zwei Kirchen, die außerhalb Mailands lagen (basilica Apostolorum und basilica Ambrosiana), gelten. Der Vergleich der Bautätigkeit beider Bischöfe ergibt, dass beide ihren Einflussbereich besonders im Suburbium erweiterten und sich eine private Form christlicher Kultausübung, die der Märtyrerverehrung, aneigneten. Indem Ambrosius Reliquien in seine Kirchen und in die Liturgie integrierte, ermöglichte er deren kollektive Verehrung, entzog die Märtyrer aber zugleich dem direkten Zugang der Gemeinde. Somit war der Mailänder Märtyrerkult stärker als in Rom an die Person des Bischofs gebunden und erhielt einen offiziellen Charakter. Damasus dagegen wurde an zahlreichen Märtyrergräbern in den Inschriften genannt und so in der privaten Kultausübung zwischengeschaltet. Durch seine Involvierung in zwei Bauten an den Gräbern der Apostelfürsten unterstrich er die Vorrangstellung seines Bischofssitzes, der als einziger über zwei Apostelgräber verfügte. Das anschließende Kapitel bietet einen Vergleich der literarischen monumenta sanctorum (Kap. 3). Trotz des z. T. disparaten, literarischen Werks finden sich im Spiegel der epigraphischen Quellen formale und inhaltliche Übereinstimmungen. Die Unterschiede überwiegen aber: Die Märtyrer dienen in den Epigrammen des Damasus, die durch literarische Zitate die Bildung des Bischofs betonen, als historische Exempla und begründen den universalkirchlichen Führungsanspruch der römischen Diözese. Im Werk des Ambrosius spielen die Mailänder Lokalmärtyrer eine untergeordnete Rolle, heben aber die Leistung des Ambrosius hervor, der diese Wundertäter seiner Gemeinde offenbarte. Die performative Vergegenwärtigung bischöflicher auctoritas, untersucht am Beispiel der Märtyrerauffindungen, zeigt klare Unterschiede (Kap. 4). Dabei wird folgenden Fragen nachgegangen: 1. Woher wussten Damasus<
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Bibliographische Daten des bestpassenden Buches
Detailangaben zum Buch - monumenta sanctorum. Rom und Mailand als Zentren des frühen Christentums: Märtyrerkult und Kirchenbau unter den Bischöfen Damasus und Ambrosius. (Spätantike - Frühes Christentum - Byzanz, 39).
Gebundene Ausgabe
Taschenbuch
Erscheinungsjahr: 2013
Herausgeber: Wiesbaden: Reichert 2013.
Buch in der Datenbank seit 2014-01-07T09:52:31+01:00 (Berlin)
Detailseite zuletzt geändert am 2024-05-07T15:07:07+02:00 (Berlin)
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Autor des Buches: löx, markus, lox
Titel des Buches: spätantike und frühes christentum, rom und byzanz, rom und mailand der spätantike, spaetantike und fruehes christentum, spatantike und frühes christentum, spätantike bis frühes christentum, monumenta sanctorum rom und mailand als zentren des frühen christentums märtyrerkult und kirchenbau unter den bischöfen damasus und ambrosius
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