Leonard Cohen : songs of a life. von / dtv ; 20524 Orig.-Ausg. - Taschenbuch

Leonard Cohen. Songs of a Life, Was hat man dem Mann nicht schon für Labels verpasst: "Berufsmelancholiker" und "Barde der Einzimmerappartments" klangen da noch nachgerade harmlos, "Soundtracklieferant für Selbstmörder" hingegen ein eher unschönes Etikett. Selbst die eigene Plattenfirma verstieg sich zu dem nicht gerade lebensbejahenden Werbeslogan: "Hatten Sie je das Gefühl, Sie müssten Schluss machen?" Dabei hatte Leonard Cohen, vom Zen-Studium frisch durchlüftet, mit seinem neuesten Meisterwerk Ten New Songs gerade erneut bewiesen, wie quicklebendig und angesagt er noch immer war.

Für viele, die an den ewig gleichen musikalischen Schnittmusterbögen unserer Tage und ihrem Tanzterror verzweifeln, ist die Musik des 68-jährigen Kanadiers eine seelische Labsal. Nicht umsonst haben Bands wie R.E.M. seine Songs gecovert; Songwriter wie der australische Düsterbarde Nick Cave (der ein musikalischer Enkel unseres Mannes sein könnte), zählen Cohen zu den wichtigsten Einflüssen. Selbst Martin Gore von Depeche Mode, vermeintlich musikale Welten entfernt, fühlt sich vom "emotionalen Level" des Mannes aus Montreal direkt angesprochen, wie er im Vorwort zu diesem Buch bekennt. Auch Wolfgang Niedecken, der sich schon mit Kölsch-Übertragungen von "First We Take Manhattan" und "Famous Blue Raincoat", hervortat, outet sich als bekennender Cohen-Fan.

Der wohl größte Cohen- wie auch Dylan-Fachmann, Christof Graf, der beiden Künstlern schon in diversen Publikationen huldigte, legt nun erstmals in Buchform alle Songtexte Cohens auf Englisch und Deutsch vor. Zeit zum Schwelgen. Den jeweiligen Alben stehen kurze Einführungen voran, die die Entstehungsgeschichte der einzelnen Texte behandeln. Darüber hinaus kommen Herman van Veen, BAPs Niedecken, Cohens Sohn Adam -- und schließlich der Meister selbst in Interviews zu Wort.

Verdienstvoll, wenn auch nicht durchweg geglückt, Grafs Übersetzungen der Cohen-Texte. Vom eleganten "Death Of A Ladies' Man", zum holprig deutsch-genauen "Tod eines Mannes der Damen", das klingt doch sehr nach Übersetzungscomputer. Auch blieben einige schöne Wortspiele auf der Übersetzungsstrecke. Trotz dieser lässlichen Sünden eine wunderschöne Hommage an den "Lord Byron des Rock". --Ravi Unger