Franz KAFKA:Die Erzählungen und andere ausgewählte Prosa
- Taschenbuch 1998, ISBN: 9783596132706
[ED: Softcover], [PU: FISCHER Taschenbuch], Franz Kafka (tschechisch gelegentlich František Kafka, jüdischer Name: אנשיל Anschel; geboren 3. Juli 1883 i… Mehr…
[ED: Softcover], [PU: FISCHER Taschenbuch], Franz Kafka (tschechisch gelegentlich František Kafka, jüdischer Name: אנשיל Anschel; geboren 3. Juli 1883 in Prag, Österreich-Ungarn; gestorben 3. Juni 1924 in Kierling, Österreich) war ein deutschsprachiger Schriftsteller. Sein Hauptwerk bilden neben drei Romanfragmenten (Der Process, Das Schloss und Der Verschollene) zahlreiche Erzählungen.
Kafkas Werke wurden zum größeren Teil erst nach seinem Tod und gegen seine letztwillige Verfügung von Max Brod veröffentlicht, einem engen Freund und Vertrauten, den Kafka als Nachlassverwalter bestimmt hatte. Kafkas Werke werden zum Kanon der Weltliteratur gezählt. Seine Art der Schilderung von ungewöhnlichen Situationen wird gelegentlich mit dem eigens gebildeten Adjektiv „kafkaesk“ beschrieben.
Franz Kafkas Eltern Hermann Kafka und Julie Kafka, geborene Löwy (1856–1934), entstammten bürgerlichen jüdischen Kaufmannsfamilien. Der Familienname leitet sich vom Namen der Dohle, tschechisch kavka, polnisch kawka ab. Der Vater kam aus dem Dorf Wosek in Südböhmen, wo er in einfachen Verhältnissen aufwuchs. Er musste als Kind die Waren seines Vaters, des Schächters Jakob Kafka (1814–1889), in umliegende Dörfer ausliefern. Später arbeitete er als reisender Vertreter, dann als selbstständiger Grossist mit Galanteriewaren in Prag. Julie Kafka gehörte einer wohlhabenden Familie aus Podiebrad an, verfügte über eine umfassendere Bildung als ihr Mann und hatte Mitspracherecht in dessen Geschäft, in dem sie täglich bis zu zwölf Stunden arbeitete.
Neben den Brüdern Georg und Heinrich, die bereits als Kleinkinder verstarben, hatte Franz Kafka drei Schwestern, die später deportiert wurden, vermutlich in Konzentrationslager oder Ghettos, wo sich ihre Spuren verlieren: Gabriele, genannt Elli (1889–1942?), Valerie, genannt Valli (1890–1942?), und Ottilie „Ottla“ Kafka (1892–1943?). Da die Eltern tagsüber abwesend waren, wurden alle Geschwister im Wesentlichen von wechselndem, ausschließlich weiblichem Dienstpersonal aufgezogen.
Kafka gehörte zur Minderheit der Bevölkerung Prags, deren Muttersprache Deutsch war. Außerdem beherrschte er wie seine Eltern Tschechisch. Als Kafka geboren wurde, war Prag Teil des Habsburger Reiches in Böhmen, wo zahlreiche Nationalitäten, Sprachen und politische und soziale Strömungen sich mischten und recht und schlecht nebeneinander bestanden. Für Kafka, einen gebürtigen Böhmen deutscher Sprache, in Wirklichkeit weder Tscheche noch Deutscher, war es nicht leicht, eine kulturelle Identität zu finden.
Sein Verhältnis zu seiner Heimatstadt beschreibt er so: „Prag lässt nicht los. […] Dieses Mütterchen hat Krallen.“
Während sich Kafka in Briefen, Tagebüchern und Prosatexten umfangreich mit seinem Verhältnis zum Vater auseinandersetzte, stand die Beziehung zu seiner Mutter eher im Hintergrund. Allerdings gibt es gerade aus der mütterlichen Linie eine große Anzahl von Verwandten, die sich in Kafkas Figuren wiederfinden, zu nennen sind hier Junggesellen, Sonderlinge, Talmudkundige und explizit der Landarzt Onkel Siegfried Löwy, der Vorbild für die Erzählung Ein Landarzt war.
Von 1889 bis 1893 besuchte Kafka die Deutsche Knabenschule am Fleischmarkt in Prag. Anschließend ging er, entsprechend dem väterlichen Wunsch, auf das ebenfalls deutschsprachige humanistische Staatsgymnasium in der Prager Altstadt, Palais Goltz-Kinsky, das sich im selben Gebäude wie das Galanteriegeschäft der Eltern befand. Zu seinen Freunden in der Oberschulzeit gehörten Rudolf Illowý, Hugo Bergmann, Ewald Felix Příbram, in dessen Vaters Versicherung er später arbeiten sollte, Paul Kisch sowie Oskar Pollak, mit dem er bis in die Universitätszeit befreundet blieb.
Kafka galt als Vorzugsschüler. Dennoch war seine Schulzeit von großen Versagensängsten überschattet. Väterliche Drohungen, Warnungen der Hausangestellten, die ihn betreuten, und extrem überfüllte Klassen lösten bei ihm offensichtlich massive von Angst geprägte Verunsicherung aus.
Schon als Schüler beschäftigte sich Kafka mit Literatur. Seine frühen Versuche sind jedoch verschollen, vermutlich hat er sie vernichtet, ebenso wie die frühen Tagebücher.
1899 wandte sich der sechzehnjährige Kafka dem Sozialismus zu. Obwohl sein Freund und politischer Mentor Rudolf Illowy wegen sozialistischer Umtriebe von der Schule verwiesen worden war, blieb Kafka seiner Überzeugung treu und trug die rote Nelke am Knopfloch. Nach Ablegen der Reifeprüfung (Matura) im Jahre 1901 mit „befriedigend“ verließ der 18-Jährige zum ersten Mal in seinem Leben Böhmen und reiste mit seinem Onkel Siegfried Löwy nach Norderney und Helgoland.
Sein Universitätsstudium, von 1901 bis 1906 an der Deutschen Universität Prag, begann Kafka zunächst mit Chemie; nach kurzer Zeit wechselte er in die juristische Richtung; danach probierte er es mit einem Semester Germanistik und Kunstgeschichte. Im Sommersemester 1902 hörte Kafka Anton Martys Vorlesung über Grundfragen der deskriptiven Psychologie. Dann erwog er sogar 1903 die Fortsetzung des Studiums in München, um schließlich doch beim Studium der Rechte zu bleiben. Programmgemäß schloss er dieses nach fünf Jahren mit der Promotion ab, worauf ein obligatorisches einjähriges unbezahltes Rechtspraktikum am Landes- und Strafgericht folgte.
Kafkas intensivste Freizeitbeschäftigung war von Kind an bis in die späteren Jahre das Schwimmen. In Prag waren längs des Moldauufers zahlreiche sogenannte Schwimmschulen entstanden, die Kafka häufig aufsuchte. Im Tagebucheintrag vom 2. August 1914 schreibt er: „Deutschland hat Rußland den Krieg erklärt – Nachmittag Schwimmschule.“
Nach einer knapp einjährigen Anstellung bei der privaten Versicherungsgesellschaft „Assicurazioni Generali“ (Oktober 1907 bis Juli 1908) arbeitete Kafka von 1908 bis 1922 in der halbstaatlichen „Arbeiter-Unfallversicherungs-Anstalt für das Königreich Böhmen in Prag“. Seinen Dienst bezeichnete er oft als „Brotberuf“.
Kafkas Tätigkeit bedingte genaue Kenntnisse der industriellen Produktion und Technik. Der 25-Jährige machte Vorschläge zu Unfallverhütungsvorschriften. Außerhalb seines Dienstes solidarisierte er sich politisch mit der Arbeiterschaft; auf Demonstrationen, denen er als Passant beiwohnte, trug er weiterhin eine rote Nelke im Knopfloch. Anfangs arbeitete er in der Unfallabteilung, später wurde er in die versicherungstechnische Abteilung versetzt. Zu seinen Aufgaben zählte das Schreiben von Gebrauchsanleitungen und Technikdokumentationen.
Seit 1910 gehörte Kafka als Konzipist zur Betriebsabteilung, nachdem er sich durch den Besuch von Vorlesungen über „Mechanische Technologie“ an der Technischen Hochschule in Prag auf diese Position vorbereitet hatte. Kafka stellte Bescheide aus und bereitete diese vor, wenn es alle fünf Jahre galt, versicherte Betriebe in Gefahrenklassen einzuteilen. Von 1908 bis 1916 wurde er immer wieder zu kurzen Dienstreisen nach Nordböhmen geschickt; häufig war er in der Bezirkshauptmannschaft Reichenberg. Dort besichtigte er Unternehmen, referierte vor Unternehmern und nahm Gerichtstermine wahr. Als „Versicherungsschriftsteller“ verfasste er Beiträge für die jährlich erscheinenden Rechenschaftsberichte.
In Anerkennung seiner Leistungen wurde Kafka viermal befördert, 1910 zum Konzipisten, 1913 zum Vizesekretär, 1920 zum Sekretär, 1922 zum Obersekretär. Zu seinem Arbeitsleben vermerkt Kafka in einem Brief: „Über die Arbeit klage ich nicht so, wie über die Faulheit der sumpfigen Zeit“. Der „Druck“ der Bürostunden, das Starren auf die Uhr, der „alle Wirkung“ zugeschrieben wird, und die letzte Arbeitsminute als „Sprungbrett der Lustigkeit“ – so sah Kafka den Dienst. An Milena Jesenská schrieb er: „Mein Dienst ist lächerlich und kläglich leicht […] ich weiß nicht wofür ich das Geld bekomme.“
Als bedrückend empfand Kafka auch sein (von der Familie erwartetes) Engagement in den elterlichen Geschäften, zu denen 1911 die Asbestfabrik des Schwagers hinzugekommen war, die nie recht florieren wollte und die Kafka zu ignorieren suchte, obwohl er sich zu ihrem stillen Teilhaber hatte machen lassen. Kafkas ruhiger und persönlicher Umgang mit den Arbeitern hob sich vom herablassenden Chefgebaren seines Vaters ab.
Der Erste Weltkrieg brachte neue Erfahrungen, als Tausende von ostjüdischen Flüchtlingen nach Prag gelangten. Im Rahmen der „Kriegerfürsorge“ kümmerte sich Kafka um die Rehabilitation und berufliche Umschulung von Schwerverwundeten. Dazu war er von seiner Versicherungsanstalt verpflichtet worden; zuvor hatte ihn diese allerdings als „unersetzliche Fachkraft“ reklamiert und damit (gegen Kafkas Intervention) vor der Front geschützt, nachdem er 1915 erstmals als militärisch „voll verwendungsfähig“ eingestuft worden war. Die Kehrseite dieser Wertschätzung erlebte Kafka zwei Jahre später, als er an Lungentuberkulose erkrankte und um Pensionierung bat: Die Anstalt sperrte sich und gab ihn erst nach fünf Jahren am 1. Juli 1922 endgültig frei.
Das konfliktreiche Verhältnis zu seinem Vater gehört zu den zentralen und prägenden Motiven in Kafkas Werk.
Selbst feinfühlig, zurückhaltend, ja scheu und nachdenklich, beschreibt Franz Kafka seinen Vater, der sich aus armen Verhältnissen hochgearbeitet und es kraft eigener Anstrengung zu etwas gebracht hatte, als durch und durch lebenstüchtige und zupackende, aber eben auch grobe, polternde, selbstgerechte und despotische Kaufmannsnatur. Regelmäßig beklagt Hermann Kafka in heftigen Tiraden seine eigene karge Jugend und die gut versorgte Existenz seiner Nachfahren und Angestellten, die er allein unter Mühen sicherstellt.
Die aus gebildeten Verhältnissen stammende Mutter hätte einen Gegenpol zu ihrem grobschlächtigen Mann bilden können, aber sie tolerierte dessen Werte und Urteile.
Im Brief an den Vater wirft Kafka diesem vor, eine tyrannische Macht beansprucht zu haben: „Du kannst ein Kind nur so behandeln, wie Du eben selbst geschaffen bist, mit Kraft, Lärm und Jähzorn und in diesem Fall schien Dir das auch noch überdies deshalb sehr gut geeignet, weil Du einen kräftigen mutigen Jungen in mir aufziehen wolltest.“
In Kafkas Erzählungen werden die Vaterfiguren nicht selten als mächtig und auch als ungerecht dargestellt. Die kleine Erzählung Elf Söhne aus dem Landarzt-Band zeigt einen mit all seinen Nachkommen auf unterschiedliche Weise tief unzufriedenen Vater. In der Novelle Die Verwandlung wird der zu einem Ungeziefer verwandelte Gregor von seinem Vater mit Äpfeln beworfen und dabei tödlich verletzt. In der Kurzgeschichte Das Urteil verurteilt der im Verhältnis stark und furchterregend wirkende Vater den Sohn Georg Bendemann zum „Tode des Ertrinkens“ – dieser vollzieht das in heftigen Worten Vorgebrachte in vorauseilendem Gehorsam an sich selbst, indem er von einer Brücke springt.
Kafka hatte in Prag einen konstanten Kreis etwa gleichaltriger Freunde, der sich während der ersten Universitätsjahre bildete (Prager Kreis). Neben Max Brod waren dies der spätere Philosoph Felix Weltsch und die angehenden Schriftsteller Oskar Baum und Franz Werfel.
Max Brods Freundschaft war für Kafka sein ganzes Erwachsenenleben von großer Bedeutung. Brod glaubte unabänderlich an Kafkas literarisches Genie und hat ihn immer wieder zum Schreiben und Publizieren ermuntert und gedrängt. Er förderte seinen Freund, indem er die erste Buchpublikation beim jungen Leipziger Rowohlt Verlag vermittelte. Als Kafkas Nachlassverwalter verhinderte Brod gegen dessen Willen die Verbrennung seiner Romanfragmente.
Zu dem Rowohlt-Verleger Kurt Wolff entstand ein über Jahre andauerndes freundschaftliches Verhältnis. Obwohl Kafkas kleine Werke (Betrachtung, Ein Landarzt, Der Heizer) kein literarischer Erfolg für den Verlag waren, glaubte Kurt Wolff an Kafkas besonderes Talent und regte ihn immer wieder an, ja insistierte hartnäckig, ihm Stücke zur Veröffentlichung zu überlassen.
Unter den Freunden Kafkas findet sich auch Jizchak Löwy, ein Schauspieler aus einer chassidischen Warschauer Familie, der Kafka durch seine Kompromisslosigkeit beeindruckte, mit der er seine künstlerischen Interessen gegen die Erwartungen seiner orthodox-religiösen Eltern durchsetzte. Löwy erscheint als Erzähler in Kafkas Fragment Vom jüdischen Theater und wird auch im Brief an den Vater erwähnt.
Die engste familiäre Beziehung hatte Kafka zu seiner jüngsten Schwester Ottla. Sie war es, die dem Bruder beistand, als er schwer erkrankte und dringend Hilfe und Erholung brauchte. (...)
Franz Kafka kann als Vertreter der literarischen Moderne gesehen werden. Er steht neben Schriftstellern wie Rilke, Joyce oder Döblin. (...)
(Quelle: Wikipedia)
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