Historiker im Nationalsozialismus Deutsche Geschichtswissenschaft und der 'Volkstumskampf' im Osten Beitrage Der Akademie Für Migration und Integration von Ingo Haar Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft #143 Vandenhoeck & Ruprecht Volksgeschichte und Politik im Nationalsozialismus - Die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist Gegenstand heftiger Diskussionen. Ingo Haar untersucht das personelle und institutionelle Netzwerk der "Volksgeschichte", einer einflussreichen Richtung der deutschen Geschichtswissenschaft, und ihre Verflechtung mit staatlichen Instanzen und politischen Kreisen. Im Mittelpunkt steht die "Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft", ein großer Forschungsverbund, in dem Staat, Partei und Wissenschaft eng miteinander verflochten waren. Die "Volksgeschichte" suchte bewusst die Nähe zu einer Bevölkerungspolitik, die die "völkische" und "rassische" Neuordnung Europas anstrebte und in Völkermord und Vernichtungskrieg mündete. Gerade auch Historiker der jüngeren Genera - Taschenbuch
2008, ISBN: 9783525359426
Gebundene Ausgabe
1929. Berlin, Tobias-Rota, 1929. 30 : 21 cm. 12 Seiten mit vielen Abbildungen. Original Karton. Paris im Jahr 1793, mitten in der französischen Revolution: Um den letzten Wunsch ihres ve… Mehr…
1929. Berlin, Tobias-Rota, 1929. 30 : 21 cm. 12 Seiten mit vielen Abbildungen. Original Karton. Paris im Jahr 1793, mitten in der französischen Revolution: Um den letzten Wunsch ihres verstorbenen Vaters zu erfüllen, hat sich die Komtesse Alaine de l’Estelle mit dem Adligen Erneste de Tressailles verlobt. Erneste kämpft als sogenannter Emigrantenoffizier in der österreichischen Armee gegen die Republikaner. Als Erneste in der Nähe von Alaines Schloss Trionville stationiert wird, besucht er sie, um schnell zu heiraten. Doch da dringt eine republikanische Armee unter Führung des kaltherzigen Bürgerkommissars Montaloup ins Schloss ein und verhaftet Erneste. Als Emigrantenoffizier und Volksfeind wird er zum Tode verurteilt. Um Erneste zu retten, bittet Alaine den gutmütigen republikanischen Oberleutnant Marc-Arron um Hilfe… Dieses visuell opulente und hochkarätig besetzte Revolutionsdrama zeigt, mit welcher Raffinesse ein »bloßer Unterhaltungsfilm« Ende der 1920er Jahre hergestellt werden konnte. Das zugrunde liegende Bühnenstück des populären dänischen Schriftstellers Sophus Michaëlis wurde zuvor bereits viermal in Dänemark und Deutschland verfilmt. Diese letzte stumme Bearbeitung fürs Kino ist eine Meisterleistung internationaler Zusammenarbeit: Ein dänischer Regisseur setzte im Auftrag einer deutschen Produktionsfirma ein dänisches Stück mit französischem Inhalt in Szene, das kleine, aber feine Ensemble bestand aus dem Schweden Gösta Eckman, der Italienerin Diomira Jacobini, dem Österreicher Fritz Kortner und der Dänin Karina Bell. Ein Paradebeispiel für die Internationalität der Filmproduktion und der Filmgeschichte – und des Filmerbes. [...] Eine Gesamtleistung und von selten verwirklichter Geschlossenheit, Abrundung, Gekonntheit. Ein Werk, in dem alle, aber auch alle Register gezogen – und richtig gezogen werden. Ein Film, der den Rechenschaftsbericht einer ganzen Periode filmkünstlerischer Entwicklung beinhaltet – der nicht Experimente also in Neuland (oder vermeintliches Neuland) beabsichtigt, sondern der die Summe zieht von dem, was deutsche Filmproduktion heute auf Grund aller von ihr geistig erarbeiteten Kenntnisse um die Kinematographie nach jeder Hinsicht zu leisten, zu geben, zu verwirklichen vermag. Und ein schlagender Beweis dafür, daß die alleintragfähige geistige Basis produktiven Filmschaffens das Manuskript ist. Denn in diesem Buch von Norbert Falk und Robert Liebmann ist in der Tat die Summe aller feststehenden und unbestreitbaren Erkenntnisse gezogen, die wir vom Wesen der Filmdramatik haben. Die höchst persönliche Meisterleistung zweier schöpferischer Bilddramengestalter, die klares Wissen um Stumme Ausdruckskunst in eine mit Überlegenheit rhythmisierte Bildhandlung von zwingender Kontinuität, von überzeugendem In- und Gegeneinander und vollendeter Kongruenz des inneren und äußeren Weltbildes, von packender Zwangsläufigkeit in der tiefen Wechselwirkung zwischen zeitgebundenem Vorgang und menschlichem und psychologischem Schicksal zu komponieren wissen. Dramatische Kunst im tiefsten und letzten Sinne des anspruchsvollen Wortes. Dramatische Kunst als Lichtspiel. (Die Fülle der Einzelheiten wäre zu groß, wenn der Rezensent dem Wunsche, sie hier festzustellen, nachgeben würde.) So sei zur Handlung, zum Dramenbau des Drehbuches nur dies noch gesagt: wie schleudern uns die ersten packenden Bilder unwiderstehlich in die Zeit der großen Revolution – wie löst sich das Spiel, wie klingt es ab mit der geistreichen Aufnahme der Rokokouhr; gefilmte Geschichts-Philosophie klingt an … und es darf nicht verschwiegen werden, weil es vielleicht das Schönste an diesem schönen Film ist, daß er Gesinnung hat. Und daß seine Gesinnung – gerade seine Gesinnung – das Publikum bei offener Szene zu begeistertem Beifall empor riß. Einer der wenigen Filme – und damit ist vielleicht das Beste über ihn gesagt – der die Hirne zum Nachdenken zwingt. Vor allem aber spricht er zu den Herzen. Und daß A. W. Sandberg, der dänische Regisseur, sich nicht nur als Meister der großartigen, prachtvoll bewegten und belebten Massenszenen erweist, sondern vielmehr über der äußeren Entfaltung den inneren menschlichen Kern und damit den eigentlichen Spielszenen seine ganze Liebe mit feinstem Gefühl für die Enträtselung des menschlichen Herzens zuwendet, macht seine Regieleistung zu einer künstlerischen Tat. Man muß sich die ungewöhnlichen Aufgaben vergegenwärtigen, vor die gerade dieses anspruchsvolle Sujet den Regisseur stellte, um zu ermessen, welch reicher und großer Interpretationskunst es seine Verwirklichung zu, stummsprechenden Film zu danken hat. Die Terra hat nicht allein reiche Mittel jeder Art zur Verfügung gestellt, um die großen historischen Visionen der Autoren und des Spielleiters zu verwirklichen, sondern auch ein mit höchster Sorgfalt ausgewähltes Schauspieler-Ensemble. […] Hans Wollenberg in: Lichtbild-Bühne, Nr. 239, 4.10.1928. Regie: A.W. Sandberg - Drehbuch: Norbert Falk, Robert Liebmann frei nach dem Bühnenstück „Revolutionsbryllup“ (1906) von Sophus Michaëlis - Kamera: Christen Jørgensen, Hans Scheib - Darsteller: Diomira Jacobini, Karina Bell, Walter Rilla, Gösta Ekman, Fritz Kortner, Paul Henckels - Produktion: Terra-Film A.G., Berlin - Premiere: 03.10.1928 (Berlin) - Format: 35mm - Farbe: schwarzweiß - Colour black and white - Zwischentitel: Dänisch - Musik: Richard Siedhoff (Piano) Richard Siedhoff (Jahrgang 1987) ist Stummfilmmusiker und Komponist. Seit 2008 begleitete er weit mehr als 300 Stummfilmklassiker mit Eigenkompositionen und konzipierten Improvisationen am Klavier sowie gelegentlich an der Kinoorgel und gilt als einer der gefragtesten Nachwuchstalente auf seinem Gebiet. Er ist Hauspianist im Lichthaus Kino Weimar, dessen Stummfilmprogramm er kuratiert. Zudem ist er als Komponist, Pianist und Darsteller für Film, Theater und Kabarett tätig. - Musik: Mykyta Sierov (Oboe) Mykyta Sierov wurde in Kiew (Ukraine) geboren. Er erhielt seinen ersten Musikunterricht im Alter von sechs Jahren. Nach dem Studium an der Kiewer Musikakademie wechselte er an die Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar, wo er den Masterstudiengang als Oboist absolvierte. Zur Zeit ist Mykyta Sierov als freischaffender Solist und Orchestermusiker tätig. Mit verschiedenen Kammermusikgruppen spielt er nicht nur klassische Musik, sondern auch Jazz und Pop sowie eigene Kompositionen. Als Solist gibt er zahlreiche Konzerte in Deutschland und im Ausland., 1929, 0, 1822. Notiz. Geb. Nat. Heilk. (1), 35. - Hrsg. v. Ludwig Friedrich Froriep. - Weimar, Landes-Industrie-Comptoir, Mai 1822, 4°, Sp.193-207, feine Broschur. Erstdruck! .... Brauchbare Aufzeichnungen existieren erst ab Oktober 1819 unter dem Direktor der Sternwarte, Professor J. F. Posselt, dem ab März 1820 der Gehilfe und spätere Professor L. Schrön zur Seite stand. In diesen Jahren wurde auch auf Weisung des damaligen Staatsministers Goethe das erste staatliche Meßnetz Deutschlands im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach unter der Leitung von Schrön aufgebaut. Diesem Netz gehörten neben Jena mit unterschiedlicher Dauer die Hilfsstationen Schöndorf bei Weimar, Wartburg, Eisenach, Weida, Mosen bei Weida, Ilmenau, Frankenheim und Allstedt an. Die Daten dieser Stationen wurden zum Teil von Schrön ausgewertet und für die Jahre 1822 bis 1827 in den meteorologischen Beobachtungen, mitgeteilt von der großherzoglichen Sternwarte zu Jena, veröffentlicht. Nach dem Tode Goethes 1832 mußten alle Hilfsstationen ihre Arbeit einstellen. Nur an der Universitätssternwarte wurden auf Initiative von Schrön die Messungen nun sogar sechsmal täglich bis zu seinem Tode im Jahre 1875 fortgeführt. Nach einer kurzen Zwischenzeit mit Meßlücken kam die Jenaer Station 1881 zum Meßnetz des Preußischen Meteorologischen Instituts in Berlin. Seit dieser Zeit werden die Klimadaten bis auf den heutigen Tag zu den Mannheimer Stunden erfaßt und Jena verfügt so über eine der längsten homogenen Klimameßreihen in Deutschland. Wetterbeobachtungen im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach in den Jahren 1770 bis 1832 - G. Kluge Sp.196: Damit die verschiedenen Beobachter den Stand der Instrumente und die dabei jederzeit stattfindenden Erscheinungen und Veränderungen der Witterung nach einerlei Plan aufzeichnen können, ist unter der Direction Sr. Excellenz des Herrn Geheimen Rath v. Göthe, unter dessen Ministerium diese Angelegenheit gestellt sind, eine Instruction ausgearbeitet worden, worin genau bestimmt ist, zu welcher Zeit und auf welche Weisde die Beobachtungen in die, dazu besonders gestochenen Tabellen, eingetragen werden müssen, und worauf mann bei den manigfaltigen Phänomenen unseres Dunstkreises seine Aufmerksamkeit vorzüglich zu richten habe. Die auf die vorgeschriebene Weise ausgefüllten Tabellen werden monatlich an den Geheimen Staatsminister von Göthe eingesandt, von wo sie an die Sternwarte Jena gelangen, um zur gemeinschaftlichen Vergleichung benutzt zu werden. (Hier werden die Mittel aus dem Jahre 1821 mitgetheilt, die der Gehilfe bei der Sternwarte, Student der Mathematik Ludwig Schrön ausführte). Schmid Nr. 334, 1822, 0, Vandenhoeck & Ruprecht, 2000. 2000. Softcover. 23,5 x 16,2 x 2,9 cm. Drittes Reich GeistesGeschichte KulturGeschichte Geschichtswissenschaft Historiker Historikerinnen Nationalsozialismus Ideologie Wie das Bild der Wissenschaften zur Zeit des Dritten Reichs überhaupt hat sich auch das Bild der Geschichtswissenschaft im Nationalsozialismus in den letzten Jahrzehnten beständig gewandelt. Die Annahme, unter Hitler hätte es in Deutschland keinen geregelten Wissenschaftsbetrieb gegeben, ist ebenso überholt wie die These, Wissenschaft und Politik seien im Dritten Reich zwei völlig getrennt operierende Funktionsbereiche gewesen. Die spezielle Debatte um die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist nicht zuletzt seit dem Historikertag 1998 in Frankfurt am Main wieder aktuell. Einen wesentlichen Beitrag zur Forschungsdiskussion lieferte der Berliner Historiker Ingo Haar mit seinem 2000 in der von Berding, Kocka, Ullmann und Wehler herausgegebenen Reihe Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft erschienenen Buch Historiker im Nationalsozialismus. Haars Untersuchung zielt vor allem auf das personelle und institutionelle Geflecht der einflussreichen „Volksgeschichte" ab, die Fragen des Volkstums und der völkisch-geographischen Ordnung behandelte und enge Bindungen mit staatlichen und politischen Instanzen einging. Dabei wird hauptsächlich die Arbeit der „Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft" betrachtet, eines mit NS-Staat und NSDAP eng verflochtenen Forschungsverbunds. Haars zentrale Fragestellungen behandeln dabei den Aufstieg und Fall der völkisch orientierten deutschen Geschichtswissenschaft und die Vernetzung der sogenannten „Volksgeschichte" mit dem Herrschaftssystem der Nationalsozialisten. Dazu untersucht Haar sowohl den Aufbau außeruniversitärer Forschungseinrichtungen unter dem Einfluss völkischer Paradigmen als auch hauptsächliche Akteure sowie ihre Rolle in der Konzeption und Beratung der Politik. Dabei werden v.a. Historiker wie Aubin, Brackmann, Rothfels und Schieder sowie die deutsche Ostforschung und die Beteiligung der Historiker an „Umsiedlungs"- und „Eindeutschungsplänen" beleuchtet. Haar beginnt seine Arbeit mit einleitenden Informationen über Volkstumsforschung in der durch den Versailler Vertrag gehemmten Weimarer Republik und beschreibt die Entwicklung der Leipziger Stiftung für Volks- und Kulturbodenforschung, die völkisch orientierten Wissenschaftlern ein Forum bot, abseits des universitären Lebens an der Revisionspolitik der politischen Instanzen zu partizipieren und sich in aktiver „Deutschtumsarbeit" üben zu können. Mit dem Erfolg der nationalsozialistischen Ideologie und ihrer totalitären sowie rassistischen Ordnungsvorstellungen wurden auch den bis dato als Spezialforschung angesehenen Wissenschaftsprogrammen und ihrem Begriffsrepertoire um „Volkstum", „Volksboden" und „Lebensraum" größere Möglichkeiten eröffnet. Der Begriff des „eigenständigen Volks" ermöglichte eine Unterteilung in „Volksgenossen" und zu entfernende „Volksfeinde", was die Interpretation der Revisionspolitik in den Kreisen der Volkstumsforschung um eine weitere rassistische und aggressive Nuance erweiterte. Im Kontrast zu Historikern liberalerer Auffassung griffen z.B. Rothfels und sein Königsberger Schülerkreis den Gedanken einer „Revolution von Rechts" wieder auf. Die „völkischen Nachwuchshistoriker" plädierten bereits 1929 für einen Politikwechsel in Richtung einer ethnischen Neuordnung Europas. Durch einen Generationenwechsel begünstigte Forscher wie Brackmann, Aubin und Oberländer stellten sich in den Dienst der Nationalsozialisten und ihrem Ostprogramm. Weite Teile Osteuropas wurden von Seiten der völkischen Geschichtswissenschaftler, die sich mittlerweile auf zwei Historikertagen konsolidiert hatten, als Zone germanisch-deutscher Kulturausstrahlung bestimmt. Im Zuge der Gleichschaltung der deutschen Geschichtswissenschaft lehnte Brackmann im Gegensatz zu Oberländer die Leitung der neu gegründeten Nordostdeutschen Forschungsgemeinschaft nicht ab; der Kreis der Königsberger Nachwuchshistoriker rückte in die Historikerelite Deutschlands ein. Die ostdeutsche Geschichtswissenschaft wurde zentralisiert, die Forschungsgemeinschaft kontrollierte zahlreiche Projekte zu Fragen der Grenzziehung und Bevölkerungspolitik. Die Nachwuchshistoriker unterstützen die Ostpolitik der NSDAP, die selber noch nicht in der Lage gewesen war, akademische Eliten herauszubilden. Nach 1937 erlangte die Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft endgültig den Status einer staatlich geförderten Großforschungseinrichtung. Die fachlichen und durch Auslandskontakte bzw. -besuche erlangten Kenntnisse der Volkstumshistoriker waren unentbehrlich für die nationalsozialistische Volksgruppenpolitik nach der Niederwerfung Polens. In engster Zusammenarbeit mit dem Planungsstab der Siedlungs- und Bevölkerungspolitik wurden zahlreiche Karten und Statistiken als Grundlage der Bevölkerungspolitik produziert. Dies waren bereitwillig ausgeführte Auftragsarbeiten für den NS-Staat, dem eine eigene akademische Elite noch immer fehlte. Auch in die konzeptionellen Prozesse, die zur Vernichtung der europäischen Juden führen sollten, waren Historiker und Geographen der Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft beteiligt und votierten nach Haar offen für eine Politik der „Eindeutschung", die sie auch im Nachhinein zu rechtfertigen suchten. Vordenker des Völkermords waren sie Haar zufolge aber nicht, auch wenn sie das deutsche Volk als kulturell und ethnisch überlegen ansahen. Alles in allem hat Ingo Haar mit Historiker im Nationalsozialismus eine interessante und v.a. in zahlreichen Einzelbefunden bemerkenswerte Studie vorgelegt, die zahlreiches zuvor nicht untersuchtes Material erschließt und deshalb, wie bereits vielfach angemerkt, wohl zurecht als „Pionierstudie" in diesem Forschungsfeld bezeichnet werden kann. Haars brisante Erkenntnisse und die möglichen Rückschlüsse haben bereits im Vorfeld des Erscheinens des Buches für heftige Diskussionen gesorgt und dem Buch einigen Pressewirbel beschert. Dabei sind Haars ansonsten recht pointierte Folgerungen und Rückschlüsse gerade im Hinblick auf die Frage einer direkten Vorbereitung des Genozid über die konzeptionelle Beteiligung des beleuchteten Historikerpersonals hinaus eher vorsichtig und zurückhaltend, generell sogar mangels weiterer Erkenntnisse verneinend. Nichtsdestotrotz haben sogar namhafte Historiker wie Heinrich-August Wehler oder Hans Mommsen Kritik an Haars Arbeit geäußert. Während die Neue Züricher Zeitung und die Frankfurter Allgemeine Zeitung die Detailtreue und Quellenfülle der Arbeit loben und die Nachzeichnung mancher personeller Kontinuitätslinien bis in die Bundesrepublik hervorheben, äußern sie dennoch leichte Kritik, z.B. an der fehlenden Definition der als „völkisch" eingestuften Begriffe sowie der mangelnden Lesbarkeit und abschließenden Reflexion. Der nahezu uneingeschränkten Begeisterung der TAZ seinerzeit schloss sich die ZEIT nicht anHier wird ein fehlender europäischer Vergleich in Sachen „völkischer" Geschichtswissenschaft bemängelt und Haars Einstufung der Rolle der Historiker im Vergleich zur Rolle anderer Wissenschaftler hinterfragt. Aber auch angesichts manch vielleicht zu voreiliger Zuspitzungen (z.B. die Motivationen und Denkarten manch genannter Personen wie Rothfels und Schieder betreffend) bleibt Haars Buch sicherlich eine interessante Studie, deren quellennahe Arbeit den Rückschluss zulässt, dass bei näherer Betrachtung auch die Historiker nicht „mit weißer Weste" durch die Zeit des Dritten Reichs gekommen sind. Was Haars Buch tatsächlich fehlt, sind Lesbarkeit und der Zugang für Leser, die nicht über außerordentliche Vorkenntnisse der Materie verfügen. Haar schreibt in einem sehr formellen Stil, bleibt gleichzeitig aber in der durch die Thematik vorgegebenen Terminologie verhaftet. Zusätzlich verliert er sich oftmals in einer enormen Detailfülle und verpasst dabei über weite Strecken, abgesehen von der Konzentration auf einige Personen einen klareren roten Faden zu etablieren, was der Konsumierbarkeit des zugegebenermaßen komplexen Stoffes leider ebenfalls schadet. Entgegen der Suggestion des vollmundigen Titels konzentriert sich Haar in seiner Darstellung im Übrigen vollends auf die erwähnten Forscherkasten; Einblicke in die universitären Geschichtswissenschaften liefert sein Buch dagegen nicht.Volksgeschichte und Politik im Nationalsozialismus - Die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist Gegenstand heftiger Diskussionen. Ingo Haar untersucht das personelle und institutionelle Netzwerk der "Volksgeschichte", einer einflussreichen Richtung der deutschen Geschichtswissenschaft, und ihre Verflechtung mit staatlichen Instanzen und politischen Kreisen. Im Mittelpunkt steht die "Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft", ein großer Forschungsverbund, in dem Staat, Partei und Wissenschaft eng miteinander verflochten waren. Die "Volksgeschichte" suchte bewusst die Nähe zu einer Bevölkerungspolitik, die die "völkische" und "rassische" Neuordnung Europas anstrebte und in Völkermord und Vernichtungskrieg mündete. Gerade auch Historiker der jüngeren Generation stellten sich in den Dienst der NS-Diktatur. Ingo Haar analysiert diese Entwicklung erstmals im Zusammenhang, beschreibt die institutionellen und ideologischen Grundlagen der "Volksgeschichte" und untersucht deren Rolle im "Volkstumskampf". Drittes Reich GeistesGeschichte KulturGeschichte Geschichtswissenschaft Historiker Historikerinnen Nationalsozialismus Ideologie Wie das Bild der Wissenschaften zur Zeit des Dritten Reichs überhaupt hat sich auch das Bild der Geschichtswissenschaft im Nationalsozialismus in den letzten Jahrzehnten beständig gewandelt. Die Annahme, unter Hitler hätte es in Deutschland keinen geregelten Wissenschaftsbetrieb gegeben, ist ebenso überholt wie die These, Wissenschaft und Politik seien im Dritten Reich zwei völlig getrennt operierende Funktionsbereiche gewesen. Die spezielle Debatte um die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist nicht zuletzt seit dem Historikertag 1998 in Frankfurt am Main wieder aktuell. Einen wesentlichen Beitrag zur Forschungsdiskussion lieferte der Berliner Historiker Ingo Haar mit seinem 2000 in der von Berding, Kocka, Ullmann und Wehler herausgegebenen Reihe Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft erschienenen Buch Historiker im Nationalsozialismus. Haars Untersuchung zielt vor allem auf das personelle und institutionelle Geflecht der einflussreichen „Volksgeschichte" ab, die Fragen des Volkstums und der völkisch-geographischen Ordnung behandelte und enge Bindungen mit staatlichen und politischen Instanzen einging. Dabei wird hauptsächlich die Arbeit der „Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft" betrachtet, eines mit NS-Staat und NSDAP eng verflochtenen Forschungsverbunds. Haars zentrale Fragestellungen behandeln dabei den Aufstieg und Fall der völkisch orientierten deutschen Geschichtswissenschaft und die Vernetzung der sogenannten „Volksgeschichte" mit dem Herrschaftssystem der Nationalsozialisten. Dazu untersucht Haar sowohl den Aufbau außeruniversitärer Forschungseinrichtungen unter dem Einfluss völkischer Paradigmen als auch hauptsächliche Akteure sowie ihre Rolle in der Konzeption und Beratung der Politik. Dabei werden v.a. Historiker wie Aubin, Brackmann, Rothfels und Schieder sowie die deutsche Ostforschung und die Beteiligung der Historiker an „Umsiedlungs"- und „Eindeutschungsplänen" beleuchtet. Haar beginnt seine Arbeit mit einleitenden Informationen über Volkstumsforschung in der durch den Versailler Vertrag gehemmten Weimarer Republik und beschreibt die Entwicklung der Leipziger Stiftung für Volks- und Kulturbodenforschung, die völkisch orientierten Wissenschaftlern ein Forum bot, abseits des universitären Lebens an der Revisionspolitik der politischen Instanzen zu partizipieren und sich in aktiver „Deutschtumsarbeit" üben zu können. Mit dem Erfolg der nationalsozialistischen Ideologie und ihrer totalitären sowie rassistischen Ordnungsvorstellungen wurden auch den bis dato als Spezialforschung angesehenen Wissenschaftsprogrammen und ihrem Begriffsrepertoire um „Volkstum", „Volksboden" und „Lebensraum" größere Möglichkeiten eröffnet. Der Begriff des „eigenständigen Volks" ermöglichte eine Unterteilung in „Volksgenossen" und zu entfernende „Volksfeinde", was die Interpretation der Revisionspolitik in den Kreisen der Volkstumsforschung um eine weitere rassistische und aggressive Nuance erweiterte. Im Kontrast zu Historikern liberalerer Auffassung griffen z.B. Rothfels und sein Königsberger Schülerkreis den Gedanken einer „Revolution von Rechts" wieder auf. Die „völkischen Nachwuchshistoriker" plädierten bereits 1929 für einen Politikwechsel in Richtung einer ethnischen Neuordnung Europas. Durch einen Generationenwechsel begünstigte Forscher wie Brackmann, Aubin und Oberländer stellten sich in den Dienst der Nationalsozialisten und ihrem Ostprogramm. Weite Teile Osteuropas wurden von Seiten der völkischen Geschichtswissenschaftler, die sich mittlerweile auf zwei Historikertagen konsolidiert hatten, als Zone germanisch-deutscher Kulturausstrahlung bestimmt. Im Zuge der Gleichschaltung der deutschen Geschichtswissenschaft lehnte Brackmann im Gegensatz zu Oberländer die Leitung der neu gegründeten Nordostdeutschen Forschungsgemeinschaft nicht ab; der Kreis der Königsberger Nachwuchshistoriker rückte in die Historikerelite Deutschlands ein. Die ostdeutsche Geschichtswissenschaft wurde zentralisiert, die Forschungsgemeinschaft kontrollierte zahlreiche Projekte zu Fragen der Grenzziehung und Bevölkerungspolitik. Die Nachwuchshistoriker unterstützen die Ostpolitik der NSDAP, die selber noch nicht in der Lage gewesen war, akademische Eliten herauszubilden. Nach 1937 erlangte die Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft endgültig den Status einer staatlich geförderten Großforschungseinrichtung. Die fachlichen und durch Auslandskontakte bzw. -besuche erlangten Kenntnisse der Volkstumshistoriker waren unentbehrlich für die nationalsozialistische Volksgruppenpolitik nach der Niederwerfung Polens. In engster Zusammenarbeit mit dem Planungsstab der Siedlungs- und Bevölkerungspolitik wurden zahlreiche Karten und Statistiken als Grundlage der Bevölkerungspolitik produziert. Dies waren bereitwillig ausgeführte Auftragsarbeiten für den NS-Staat, dem eine eigene akademische Elite noch immer fehlte. Auch in die konzeptionellen Prozesse, die zur Vernichtung der europäischen Juden führen sollten, waren Historiker und Geographen der Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft beteiligt und votierten nach Haar offen für eine Politik der „Eindeutschung", die sie auch im Nachhinein zu rechtfertigen suchten. Vordenker des Völkermords waren, Vandenhoeck & Ruprecht, 2000, 0<
aut, d.. | Biblio.co.uk Michael Steinbach Rare Books, MedicusBooks.Com, BOOK-SERVICE Lars Lutzer - ANTIQUARIAN BOOKS - LITERATURE SEARCH *** BOOKSERVICE *** ANTIQUARIAN RESEARCH Versandkosten: EUR 7.04 Details... |
Historiker im Nationalsozialismus Deutsche Geschichtswissenschaft und der 'Volkstumskampf' im Osten Beitrage Der Akademie Für Migration und Integration von Ingo Haar Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft #143 Vandenhoeck & Ruprecht Volksgeschichte und Politik im Nationalsozialismus - Die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist Gegenstand heftiger Diskussionen. Ingo Haar untersucht das personelle und institutionelle Netzwerk der "Volksgeschichte", einer einflussreichen Richtung der deutschen Geschichtswissenschaft, und ihre Verflechtung mit staatlichen Instanzen und politischen Kreisen. Im Mittelpunkt steht die "Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft", ein großer Forschungsverbund, in dem Staat, Partei und Wissenschaft eng miteinander verflochten waren. Die "Volksgeschichte" suchte bewusst die Nähe zu einer Bevölkerungspolitik, die die "völkische" und "rassische" Neuordnung Europas anstrebte und in Völkermord und Vernichtungskrieg mündete. Gerade auch Historiker der jüngeren Genera - Taschenbuch
2006, ISBN: 9783525359426
Frankfurt, Anabas, 2000. 4°, 270 S.. zahlr. tlw. farb. Abb., Kart., Einbd. min. bestossen, sonst tadell. Anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im O.K. Centrum für Gegenwartskunst. - W… Mehr…
Frankfurt, Anabas, 2000. 4°, 270 S.. zahlr. tlw. farb. Abb., Kart., Einbd. min. bestossen, sonst tadell. Anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im O.K. Centrum für Gegenwartskunst. - Währung als identitätsstiftendes Element, der Umgang mit Geld in einer Zeit, in der auch die klingendste Münze immer öfter in der elektronischen Datenwelt verstummt.Zentriert um ausgewählte Originaltexte aus der neuzeitlichen Theoriegeschichte des Geldes, von denen einige für diese Publikation erstmals ins Deutsche übersetzt wurden, wird in Verbindung mit dem Kommentar und dem reichhaltigen Bildmaterial ein spannendes Zeitpanorama entfaltet.- Wolfgang Pircher ist Assistenzprofessor am Institut für Philosophie der Universität Wien. Nach einer Ausbildung in elektrischer Nachrichtentechnik und Elektronik, studierte er Volkswirtschaftslehre und Philosophie und promovierte 1983 in Philosophie an der Universität Wien. Von 1993 bis 1998 war er am Projekt "Von der politischen zur reinen Ökonomie" der Wirtschaftsuniversität Wien beteiligt. Er war Gastprofessor an der Technischen Universität Wien, sowie Gastwissenschaftler am Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin und am Graduiertenkolleg Mediale Historiographien in Weimar. Zudem ist er auch als Kurator tätig und war für Konzept und Realisierung des wissenschaftshistorischen Teiles der Ausstellung "WUNDERBLOCK. Eine Geschichte der modernen Seele" (Wiener Festwochen 1989), sowie den kulturgeschichtlichen Teil der Ausstellung "Sozialmaschine Geld" (Linz, Centrum für Gegenwartskunst, 1999/2000) verantwortlich. Pircher ist Mitglied des Netzwerkes Wissen im Entwurf. Zeichnen und Schreiben als Verfahren der Forschung, einer institutsübergreifende Forschungsinitiative des Max Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte Berlin und des Kunsthistorischen Instituts in Florenz. 010, Frankfurt, Anabas, 2000, 0, VDG Weimar, 2000. 2000. Softcover. 20,4 x 14,4 x 1,7 cm. Die Künstler-Kolonie Worpswede bei Bremen, die 1889 gegründet wurde, ist noch heute stolz darauf, Teil einer europäischen Kunstbewegung gewesen zu sein, die wie ein unsichtbares Netz ab 1830 - ausgehend von Barbizon bei Paris - Europa bis zum Ende des Ersten Weltkrieges überzogen hat. Verschwiegen wird meist ein Aspekt, der ganz wesentlich an der Gründung der Worpsweder Künstlerkolonie beteiligt war und eine Gleichsetzung mit anderen europäischen "Kunst-Dörfern" fraglich macht: der deutsch-völkische. Denn der neuromantische Rückzug aufs Land, der Protest gegen den Akademie-Betrieb und die ganze pompöse Salonkunst der Wilhelminischen Epoche war in Wirklichkeit von tiefem Kulturpessimismus geprägt, dem auch völkische Motive zugrunde lagen. Deutlich wird dies an der großen Verehrung der ersten Worpsweder Malergeneration für den völkischen Ideologen Julius Langbehn, der mit seinem Bestseller "Rembrandt als Erzieher"(1890) der neuromantischen Protesthaltung der Zeit Ausdruck verlieh. In der engen Verwurzelung mit dem "niederdeutschen" Heimatgedanken lag ein Ausgangspunkt der Worpsweder Kunst. Dies brachte die Maler später in enge Verbindung mit dem Nationalsozialismus. Worpswede sollte zum "Niederdeutschen Kunstzentrum" ausgebaut werden. Mackensen und Modersohn wurden von den Nationalsozialisten besonders geschätzt und mit Ausstellungen und Auszeichnungen geehrt. Dieses Buch arbeitet endlich ein wesentliches Stück der bisher tabuisierten Geschichte der bedeutendsten deutschen Künstlerkolonie auf. 389739LangtextDas Buch stellt in 13 Beiträgen die Berufsbereiche vor, in denen Hochschulabgänger der Kunstgeschichte überwiegend Arbeit finden. Erstmals wurden zu den Bereichen Museum, Denkmalpflege, Kunsthandel, Galerien, Auktionswesen und Tourismus bundesweite Umfragen durchgeführt, die realistische Prognosen zur Arbeitsmarktentwicklung zulassen. Von Interesse waren die Möglichkeiten der Weiterbildung oder Zusatzqualifikationen, das aktuelle Anforderungsprofil im jeweiligen Berufsbereich und Vorschläge zu möglichen Reformen des Studiums. Fünf Beiträge stellen die Ergebnisse in Text und Diagrammen vor. Darüber hinaus widmen sich anerkannte Spezialisten aus der Berufspraxis zum Beispiel dem Berufbild der Galerien, dem Kultursponsoring, dem Journalismus und der Arbeit beim Fernsehen. Abgerundet wird das Buch durch Kontakt-Infos und ein umfangreiches aktualisiertes Literaturverzeichnis, das nach Sachgruppen geordnet ist. Autor: Kai Artinger ist Kunsthistoriker, Ausstellungskurator und Autor in Berlin. 2001 baute er in Lübeck das Forum für Literatur und Bildende Kunst / Günter Grass-Haus mit auf. Leiter des Forums bis 2006. Publikationen u.a. zur Künstlerkolonie Worpswede sowie Autor mehrerer Krimis. Zusatzinfo 25 schw.-w. Abb. Sprache deutsch Maße 142 x 205 mm Einbandart Paperback Kunst Musik Theater Kunstgeschichte Kunststile Drittes Reich 3. Reich Künstler Malerei Drittes Reich Bildende Kunst Drittes Reich Künste Malerei Nationalsozialismus Kunsthistorisch Kunstgeschichte Worpswede Bildende Kunst Worpswede Kunst Malerei ISBN-10 3-89739-126-0 / 3897391260 ISBN-13 978-3-89739-126-0 / 9783897391260 Die Künstler-Kolonie Worpswede bei Bremen, die 1889 gegründet wurde, ist noch heute stolz darauf, Teil einer europäischen Kunstbewegung gewesen zu sein, die wie ein unsichtbares Netz ab 1830 - ausgehend von Barbizon bei Paris - Europa bis zum Ende des Ersten Weltkrieges überzogen hat. Verschwiegen wird meist ein Aspekt, der ganz wesentlich an der Gründung der Worpsweder Künstlerkolonie beteiligt war und eine Gleichsetzung mit anderen europäischen "Kunst-Dörfern" fraglich macht: der deutsch-völkische. Denn der neuromantische Rückzug aufs Land, der Protest gegen den Akademie-Betrieb und die ganze pompöse Salonkunst der Wilhelminischen Epoche war in Wirklichkeit von tiefem Kulturpessimismus geprägt, dem auch völkische Motive zugrunde lagen. Deutlich wird dies an der großen Verehrung der ersten Worpsweder Malergeneration für den völkischen Ideologen Julius Langbehn, der mit seinem Bestseller "Rembrandt als Erzieher"(1890) der neuromantischen Protesthaltung der Zeit Ausdruck verlieh. In der engen Verwurzelung mit dem "niederdeutschen" Heimatgedanken lag ein Ausgangspunkt der Worpsweder Kunst. Dies brachte die Maler später in enge Verbindung mit dem Nationalsozialismus. Worpswede sollte zum "Niederdeutschen Kunstzentrum" ausgebaut werden. Mackensen und Modersohn wurden von den Nationalsozialisten besonders geschätzt und mit Ausstellungen und Auszeichnungen geehrt. Dieses Buch arbeitet endlich ein wesentliches Stück der bisher tabuisierten Geschichte der bedeutendsten deutschen Künstlerkolonie auf. 389739LangtextDas Buch stellt in 13 Beiträgen die Berufsbereiche vor, in denen Hochschulabgänger der Kunstgeschichte überwiegend Arbeit finden. Erstmals wurden zu den Bereichen Museum, Denkmalpflege, Kunsthandel, Galerien, Auktionswesen und Tourismus bundesweite Umfragen durchgeführt, die realistische Prognosen zur Arbeitsmarktentwicklung zulassen. Von Interesse waren die Möglichkeiten der Weiterbildung oder Zusatzqualifikationen, das aktuelle Anforderungsprofil im jeweiligen Berufsbereich und Vorschläge zu möglichen Reformen des Studiums. Fünf Beiträge stellen die Ergebnisse in Text und Diagrammen vor. Darüber hinaus widmen sich anerkannte Spezialisten aus der Berufspraxis zum Beispiel dem Berufbild der Galerien, dem Kultursponsoring, dem Journalismus und der Arbeit beim Fernsehen. Abgerundet wird das Buch durch Kontakt-Infos und ein umfangreiches aktualisiertes Literaturverzeichnis, das nach Sachgruppen geordnet ist. Autor: Kai Artinger ist Kunsthistoriker, Ausstellungskurator und Autor in Berlin. 2001 baute er in Lübeck das Forum für Literatur und Bildende Kunst / Günter Grass-Haus mit auf. Leiter des Forums bis 2006. Publikationen u.a. zur Künstlerkolonie Worpswede sowie Autor mehrerer Krimis. Zusatzinfo 25 schw.-w. Abb. Sprache deutsch Maße 142 x 205 mm Einbandart Paperback Kunst Musik Theater Kunstgeschichte Kunststile Drittes Reich 3. Reich Künstler Malerei Drittes Reich Bildende Kunst Drittes Reich Künste Malerei Nationalsozialismus Kunsthistorisch Kunstgeschichte Worpswede Bildende Kunst Worpswede Kunst Malerei ISBN-10 3-89739-126-0 / 3897391260 ISBN-13 978-3-89739-126-0 / 9783897391260, VDG Weimar, 2000, 0, Vandenhoeck & Ruprecht, 2000. 2000. Softcover. 23,5 x 16,2 x 2,9 cm. Drittes Reich GeistesGeschichte KulturGeschichte Geschichtswissenschaft Historiker Historikerinnen Nationalsozialismus Ideologie Wie das Bild der Wissenschaften zur Zeit des Dritten Reichs überhaupt hat sich auch das Bild der Geschichtswissenschaft im Nationalsozialismus in den letzten Jahrzehnten beständig gewandelt. Die Annahme, unter Hitler hätte es in Deutschland keinen geregelten Wissenschaftsbetrieb gegeben, ist ebenso überholt wie die These, Wissenschaft und Politik seien im Dritten Reich zwei völlig getrennt operierende Funktionsbereiche gewesen. Die spezielle Debatte um die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist nicht zuletzt seit dem Historikertag 1998 in Frankfurt am Main wieder aktuell. Einen wesentlichen Beitrag zur Forschungsdiskussion lieferte der Berliner Historiker Ingo Haar mit seinem 2000 in der von Berding, Kocka, Ullmann und Wehler herausgegebenen Reihe Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft erschienenen Buch Historiker im Nationalsozialismus. Haars Untersuchung zielt vor allem auf das personelle und institutionelle Geflecht der einflussreichen „Volksgeschichte" ab, die Fragen des Volkstums und der völkisch-geographischen Ordnung behandelte und enge Bindungen mit staatlichen und politischen Instanzen einging. Dabei wird hauptsächlich die Arbeit der „Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft" betrachtet, eines mit NS-Staat und NSDAP eng verflochtenen Forschungsverbunds. Haars zentrale Fragestellungen behandeln dabei den Aufstieg und Fall der völkisch orientierten deutschen Geschichtswissenschaft und die Vernetzung der sogenannten „Volksgeschichte" mit dem Herrschaftssystem der Nationalsozialisten. Dazu untersucht Haar sowohl den Aufbau außeruniversitärer Forschungseinrichtungen unter dem Einfluss völkischer Paradigmen als auch hauptsächliche Akteure sowie ihre Rolle in der Konzeption und Beratung der Politik. Dabei werden v.a. Historiker wie Aubin, Brackmann, Rothfels und Schieder sowie die deutsche Ostforschung und die Beteiligung der Historiker an „Umsiedlungs"- und „Eindeutschungsplänen" beleuchtet. Haar beginnt seine Arbeit mit einleitenden Informationen über Volkstumsforschung in der durch den Versailler Vertrag gehemmten Weimarer Republik und beschreibt die Entwicklung der Leipziger Stiftung für Volks- und Kulturbodenforschung, die völkisch orientierten Wissenschaftlern ein Forum bot, abseits des universitären Lebens an der Revisionspolitik der politischen Instanzen zu partizipieren und sich in aktiver „Deutschtumsarbeit" üben zu können. Mit dem Erfolg der nationalsozialistischen Ideologie und ihrer totalitären sowie rassistischen Ordnungsvorstellungen wurden auch den bis dato als Spezialforschung angesehenen Wissenschaftsprogrammen und ihrem Begriffsrepertoire um „Volkstum", „Volksboden" und „Lebensraum" größere Möglichkeiten eröffnet. Der Begriff des „eigenständigen Volks" ermöglichte eine Unterteilung in „Volksgenossen" und zu entfernende „Volksfeinde", was die Interpretation der Revisionspolitik in den Kreisen der Volkstumsforschung um eine weitere rassistische und aggressive Nuance erweiterte. Im Kontrast zu Historikern liberalerer Auffassung griffen z.B. Rothfels und sein Königsberger Schülerkreis den Gedanken einer „Revolution von Rechts" wieder auf. Die „völkischen Nachwuchshistoriker" plädierten bereits 1929 für einen Politikwechsel in Richtung einer ethnischen Neuordnung Europas. Durch einen Generationenwechsel begünstigte Forscher wie Brackmann, Aubin und Oberländer stellten sich in den Dienst der Nationalsozialisten und ihrem Ostprogramm. Weite Teile Osteuropas wurden von Seiten der völkischen Geschichtswissenschaftler, die sich mittlerweile auf zwei Historikertagen konsolidiert hatten, als Zone germanisch-deutscher Kulturausstrahlung bestimmt. Im Zuge der Gleichschaltung der deutschen Geschichtswissenschaft lehnte Brackmann im Gegensatz zu Oberländer die Leitung der neu gegründeten Nordostdeutschen Forschungsgemeinschaft nicht ab; der Kreis der Königsberger Nachwuchshistoriker rückte in die Historikerelite Deutschlands ein. Die ostdeutsche Geschichtswissenschaft wurde zentralisiert, die Forschungsgemeinschaft kontrollierte zahlreiche Projekte zu Fragen der Grenzziehung und Bevölkerungspolitik. Die Nachwuchshistoriker unterstützen die Ostpolitik der NSDAP, die selber noch nicht in der Lage gewesen war, akademische Eliten herauszubilden. Nach 1937 erlangte die Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft endgültig den Status einer staatlich geförderten Großforschungseinrichtung. Die fachlichen und durch Auslandskontakte bzw. -besuche erlangten Kenntnisse der Volkstumshistoriker waren unentbehrlich für die nationalsozialistische Volksgruppenpolitik nach der Niederwerfung Polens. In engster Zusammenarbeit mit dem Planungsstab der Siedlungs- und Bevölkerungspolitik wurden zahlreiche Karten und Statistiken als Grundlage der Bevölkerungspolitik produziert. Dies waren bereitwillig ausgeführte Auftragsarbeiten für den NS-Staat, dem eine eigene akademische Elite noch immer fehlte. Auch in die konzeptionellen Prozesse, die zur Vernichtung der europäischen Juden führen sollten, waren Historiker und Geographen der Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft beteiligt und votierten nach Haar offen für eine Politik der „Eindeutschung", die sie auch im Nachhinein zu rechtfertigen suchten. Vordenker des Völkermords waren sie Haar zufolge aber nicht, auch wenn sie das deutsche Volk als kulturell und ethnisch überlegen ansahen. Alles in allem hat Ingo Haar mit Historiker im Nationalsozialismus eine interessante und v.a. in zahlreichen Einzelbefunden bemerkenswerte Studie vorgelegt, die zahlreiches zuvor nicht untersuchtes Material erschließt und deshalb, wie bereits vielfach angemerkt, wohl zurecht als „Pionierstudie" in diesem Forschungsfeld bezeichnet werden kann. Haars brisante Erkenntnisse und die möglichen Rückschlüsse haben bereits im Vorfeld des Erscheinens des Buches für heftige Diskussionen gesorgt und dem Buch einigen Pressewirbel beschert. Dabei sind Haars ansonsten recht pointierte Folgerungen und Rückschlüsse gerade im Hinblick auf die Frage einer direkten Vorbereitung des Genozid über die konzeptionelle Beteiligung des beleuchteten Historikerpersonals hinaus eher vorsichtig und zurückhaltend, generell sogar mangels weiterer Erkenntnisse verneinend. Nichtsdestotrotz haben sogar namhafte Historiker wie Heinrich-August Wehler oder Hans Mommsen Kritik an Haars Arbeit geäußert. Während die Neue Züricher Zeitung und die Frankfurter Allgemeine Zeitung die Detailtreue und Quellenfülle der Arbeit loben und die Nachzeichnung mancher personeller Kontinuitätslinien bis in die Bundesrepublik hervorheben, äußern sie dennoch leichte Kritik, z.B. an der fehlenden Definition der als „völkisch" eingestuften Begriffe sowie der mangelnden Lesbarkeit und abschließenden Reflexion. Der nahezu uneingeschränkten Begeisterung der TAZ seinerzeit schloss sich die ZEIT nicht anHier wird ein fehlender europäischer Vergleich in Sachen „völkischer" Geschichtswissenschaft bemängelt und Haars Einstufung der Rolle der Historiker im Vergleich zur Rolle anderer Wissenschaftler hinterfragt. Aber auch angesichts manch vielleicht zu voreiliger Zuspitzungen (z.B. die Motivationen und Denkarten manch genannter Personen wie Rothfels und Schieder betreffend) bleibt Haars Buch sicherlich eine interessante Studie, deren quellennahe Arbeit den Rückschluss zulässt, dass bei näherer Betrachtung auch die Historiker nicht „mit weißer Weste" durch die Zeit des Dritten Reichs gekommen sind. Was Haars Buch tatsächlich fehlt, sind Lesbarkeit und der Zugang für Leser, die nicht über außerordentliche Vorkenntnisse der Materie verfügen. Haar schreibt in einem sehr formellen Stil, bleibt gleichzeitig aber in der durch die Thematik vorgegebenen Terminologie verhaftet. Zusätzlich verliert er sich oftmals in einer enormen Detailfülle und verpasst dabei über weite Strecken, abgesehen von der Konzentration auf einige Personen einen klareren roten Faden zu etablieren, was der Konsumierbarkeit des zugegebenermaßen komplexen Stoffes leider ebenfalls schadet. Entgegen der Suggestion des vollmundigen Titels konzentriert sich Haar in seiner Darstellung im Übrigen vollends auf die erwähnten Forscherkasten; Einblicke in die universitären Geschichtswissenschaften liefert sein Buch dagegen nicht.Volksgeschichte und Politik im Nationalsozialismus - Die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist Gegenstand heftiger Diskussionen. Ingo Haar untersucht das personelle und institutionelle Netzwerk der "Volksgeschichte", einer einflussreichen Richtung der deutschen Geschichtswissenschaft, und ihre Verflechtung mit staatlichen Instanzen und politischen Kreisen. Im Mittelpunkt steht die "Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft", ein großer Forschungsverbund, in dem Staat, Partei und Wissenschaft eng miteinander verflochten waren. Die "Volksgeschichte" suchte bewusst die Nähe zu einer Bevölkerungspolitik, die die "völkische" und "rassische" Neuordnung Europas anstrebte und in Völkermord und Vernichtungskrieg mündete. Gerade auch Historiker der jüngeren Generation stellten sich in den Dienst der NS-Diktatur. Ingo Haar analysiert diese Entwicklung erstmals im Zusammenhang, beschreibt die institutionellen und ideologischen Grundlagen der "Volksgeschichte" und untersucht deren Rolle im "Volkstumskampf". Drittes Reich GeistesGeschichte KulturGeschichte Geschichtswissenschaft Historiker Historikerinnen Nationalsozialismus Ideologie Wie das Bild der Wissenschaften zur Zeit des Dritten Reichs überhaupt hat sich auch das Bild der Geschichtswissenschaft im Nationalsozialismus in den letzten Jahrzehnten beständig gewandelt. Die Annahme, unter Hitler hätte es in Deutschland keinen geregelten Wissenschaftsbetrieb gegeben, ist ebenso überholt wie die These, Wissenschaft und Politik seien im Dritten Reich zwei völlig getrennt operierende Funktionsbereiche gewesen. Die spezielle Debatte um die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist nicht zuletzt seit dem Historikertag 1998 in Frankfurt am Main wieder aktuell. Einen wesentlichen Beitrag zur Forschungsdiskussion lieferte der Berliner Historiker Ingo Haar mit seinem 2000 in der von Berding, Kocka, Ullmann und Wehler herausgegebenen Reihe Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft erschienenen Buch Historiker im Nationalsozialismus. Haars Untersuchung zielt vor allem auf das personelle und institutionelle Geflecht der einflussreichen „Volksgeschichte" ab, die Fragen des Volkstums und der völkisch-geographischen Ordnung behandelte und enge Bindungen mit staatlichen und politischen Instanzen einging. Dabei wird hauptsächlich die Arbeit der „Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft" betrachtet, eines mit NS-Staat und NSDAP eng verflochtenen Forschungsverbunds. Haars zentrale Fragestellungen behandeln dabei den Aufstieg und Fall der völkisch orientierten deutschen Geschichtswissenschaft und die Vernetzung der sogenannten „Volksgeschichte" mit dem Herrschaftssystem der Nationalsozialisten. Dazu untersucht Haar sowohl den Aufbau außeruniversitärer Forschungseinrichtungen unter dem Einfluss völkischer Paradigmen als auch hauptsächliche Akteure sowie ihre Rolle in der Konzeption und Beratung der Politik. Dabei werden v.a. Historiker wie Aubin, Brackmann, Rothfels und Schieder sowie die deutsche Ostforschung und die Beteiligung der Historiker an „Umsiedlungs"- und „Eindeutschungsplänen" beleuchtet. Haar beginnt seine Arbeit mit einleitenden Informationen über Volkstumsforschung in der durch den Versailler Vertrag gehemmten Weimarer Republik und beschreibt die Entwicklung der Leipziger Stiftung für Volks- und Kulturbodenforschung, die völkisch orientierten Wissenschaftlern ein Forum bot, abseits des universitären Lebens an der Revisionspolitik der politischen Instanzen zu partizipieren und sich in aktiver „Deutschtumsarbeit" üben zu können. Mit dem Erfolg der nationalsozialistischen Ideologie und ihrer totalitären sowie rassistischen Ordnungsvorstellungen wurden auch den bis dato als Spezialforschung angesehenen Wissenschaftsprogrammen und ihrem Begriffsrepertoire um „Volkstum", „Volksboden" und „Lebensraum" größere Möglichkeiten eröffnet. Der Begriff des „eigenständigen Volks" ermöglichte eine Unterteilung in „Volksgenossen" und zu entfernende „Volksfeinde", was die Interpretation der Revisionspolitik in den Kreisen der Volkstumsforschung um eine weitere rassistische und aggressive Nuance erweiterte. Im Kontrast zu Historikern liberalerer Auffassung griffen z.B. Rothfels und sein Königsberger Schülerkreis den Gedanken einer „Revolution von Rechts" wieder auf. Die „völkischen Nachwuchshistoriker" plädierten bereits 1929 für einen Politikwechsel in Richtung einer ethnischen Neuordnung Europas. Durch einen Generationenwechsel begünstigte Forscher wie Brackmann, Aubin und Oberländer stellten sich in den Dienst der Nationalsozialisten und ihrem Ostprogramm. Weite Teile Osteuropas wurden von Seiten der völkischen Geschichtswissenschaftler, die sich mittlerweile auf zwei Historikertagen konsolidiert hatten, als Zone germanisch-deutscher Kulturausstrahlung bestimmt. Im Zuge der Gleichschaltung der deutschen Geschichtswissenschaft lehnte Brackmann im Gegensatz zu Oberländer die Leitung der neu gegründeten Nordostdeutschen Forschungsgemeinschaft nicht ab; der Kreis der Königsberger Nachwuchshistoriker rückte in die Historikerelite Deutschlands ein. Die ostdeutsche Geschichtswissenschaft wurde zentralisiert, die Forschungsgemeinschaft kontrollierte zahlreiche Projekte zu Fragen der Grenzziehung und Bevölkerungspolitik. Die Nachwuchshistoriker unterstützen die Ostpolitik der NSDAP, die selber noch nicht in der Lage gewesen war, akademische Eliten herauszubilden. Nach 1937 erlangte die Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft endgültig den Status einer staatlich geförderten Großforschungseinrichtung. Die fachlichen und durch Auslandskontakte bzw. -besuche erlangten Kenntnisse der Volkstumshistoriker waren unentbehrlich für die nationalsozialistische Volksgruppenpolitik nach der Niederwerfung Polens. In engster Zusammenarbeit mit dem Planungsstab der Siedlungs- und Bevölkerungspolitik wurden zahlreiche Karten und Statistiken als Grundlage der Bevölkerungspolitik produziert. Dies waren bereitwillig ausgeführte Auftragsarbeiten für den NS-Staat, dem eine eigene akademische Elite noch immer fehlte. Auch in die konzeptionellen Prozesse, die zur Vernichtung der europäischen Juden führen sollten, waren Historiker und Geographen der Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft beteiligt und votierten nach Haar offen für eine Politik der „Eindeutschung", die sie auch im Nachhinein zu rechtfertigen suchten. Vordenker des Völkermords waren, Vandenhoeck & Ruprecht, 2000, 0<
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Historiker im Nationalsozialismus Deutsche Geschichtswissenschaft und der 'Volkstumskampf' im Osten Beitrage Der Akademie Für Migration und Integration von Ingo Haar Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft #143 Vandenhoeck & Ruprecht Volksgeschichte und Politik im Nationalsozialismus - Die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist Gegenstand heftiger Diskussionen. Ingo Haar untersucht das personelle und institutionelle Netzwerk der "Volksgeschichte", einer einflussreichen Richtung der deutschen Geschichtswissenschaft, und ihre Verflechtung mit staatlichen Instanzen und politischen Kreisen. Im Mittelpunkt steht die "Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft", ein großer Forschungsverbund, in dem Staat, Partei und Wissenschaft eng miteinander verflochten waren. Die "Volksgeschichte" suchte bewusst die Nähe zu einer Bevölkerungspolitik, die die "völkische" und "rassische" Neuordnung Europas anstrebte und in Völkermord und Vernichtungskrieg mündete. Gerade auch Historiker der jüngeren Genera - Taschenbuch
2007, ISBN: 9783525359426
Gebundene Ausgabe
Frankfurt am Main, Heinr, Ludw. Brönner 1831.. Kl.-8°. 419 S.; Bedruckter OPappband, Rücken mit Fehlstellen, Ecken bestoßen, im Text gebräunt, vereinzelt leicht stockfleckig. Goedeke X, … Mehr…
Frankfurt am Main, Heinr, Ludw. Brönner 1831.. Kl.-8°. 419 S.; Bedruckter OPappband, Rücken mit Fehlstellen, Ecken bestoßen, im Text gebräunt, vereinzelt leicht stockfleckig. Goedeke X, 307/17. Enthält: Das Räthsel; Das Buch des Errathens; Das Buch der Lösung und Das Buch des Mißverstandes., Frankfurt am Main, Heinr, Ludw. Brönner 1831., 0, Berlin: Victor Otto Stomps, 1939.. hardcover. Gut. 46 Seiten, 1 Blatt. Illustrierter Orig.-Pappband (leicht bestoßen und berieben, Rückenkante repariert, sonst gutes Exemplar auf geripptem Maschinenbütten). Eines von 500 Exemplaren der Ausgabe, vom Herausgeber dem Hochzeitspaar St. [wohl Stomps] zugeeignet. Seltenes Werk aus dem Umfeld der Rabenpresse von VauO. BEILIEGEND die zweiseitige Einführung und die siebenseitige Ausstellungsliste der Kunstbibliothek Berlin "Vitrinenausstellung vom 7.7. bis 8.8.1997 - V.O. Stomps. Autor und Verleger zum 100. Geburtstag". 5 kopierte DIN A-4 Blätter, gefaltet. - Die "Hochzeitssträuße" wurden dort nicht ausgestellt. "Victor Otto Stomps (geboren 26. September 1897 in Krefeld; gestorben 4. April 1970 in Berlin-Kreuzberg) war ein deutscher Verleger und Schriftsteller. Er wurde von Freunden und Künstlerkollegen meist nur VauO oder V.O. genannt und veröffentlichte auch unter verschiedenen Pseudonymen. (...) 1926 gründete er zusammen mit Hans Gebser den Verlag 'Die Rabenpresse', in dem unter anderem die Literaturzeitschrift 'Der Fischzug' unter der Redaktion von Walther G. Oschilewski erschien. In den Jahren 1932 bis 1934 erschien die Literaturzeitschrift 'Der weiße Rabe'. Einige Ausgaben davon stellte Stomps selbst als Redakteur zusammen. Um Stomps und seine Rabenpresse kristallisierte sich in dieser Zeit ein großer literarischer Kreis. (...) 1937 musste Stomps auf Druck der Nationalsozialisten und aus finanziellen Gründen den Verlag verkaufen. (...) Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete Stomps 1949 in Frankfurt am Main einen neuen Verlag, die Eremitenpresse, mit der er 1954 nach Stierstadt im Taunus umzog." (Wikipedia). - Weitere Bilder auf Anfrage oder auf unserer Homepage., Victor Otto Stomps, 1939., 2.5, Frankfurt/Main, Brönners Druckerei,, 1955.. ill. OPbd., (Glanzpappe), (2) 51 (3) S., Gr.8°. * EA. Die 1847 geborene Margarete Steiff begann 1877 als Filzkonfektionsgeschäft Kindermäntel, Kleider und Unterröcke herzustellen. Weltberühmtheit erlangente sie 1880 mit der Herstellung von Filz-Elefanten. 1903 entstand dann der spätere Teddy-Bär, der der Firma den Rufnamen Bärenfabrik eintrug. Margarete Steiff verstarb 1909. Sie hinterließ die immer noch bekannte Marke mit "Knopf im Ohr" und die in den Fünfziger Jahren bekannte Figur Mecki bildet den Schlu des Buches. Beigebunden: (im hint. Deckel montiert) Alligaro. Die Alligator-Ventilfabrik. Abt. der Margarete Steiff GmbH. 7 nn. Seiten) ** sehr gut erhalten ! ANY QUESTIONS ?? Please don´t hesitate to ask for details !!, 1955., 0, Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag, 2007. Hardcoverausgabe mit Schutzumschlag, 715 Seiten mit Lesebändchen. Gutes Exemplar., Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag, 2007, 0, 1974. Frankfurt am Main, Insel Verlag, 1974. 11 x 17,5cm. 282 Seiten. Originale Broschur. Sehr guter Zustand mit nur minimalen Gebrauchsspuren. [Insel Taschenbuch, Band 66]. Die Kompositionen Wagners begleiten sein ganzes Leben lang theoretische Versuche, Schriften aus dem Geiste der Musik, die Ursprünge aufzeigen, Leitlinien geben, sich kritisch auseinandersetzen mit Zeitgenossen und Vorbildern. Die hier vorgelegte Auswahl könnte eine Basis für die Belebung der Diskussion des "Falles Wagner" bieten. [Insel Verlag], 1974, 0, Vandenhoeck & Ruprecht, 2000. 2000. Softcover. 23,5 x 16,2 x 2,9 cm. Drittes Reich GeistesGeschichte KulturGeschichte Geschichtswissenschaft Historiker Historikerinnen Nationalsozialismus Ideologie Wie das Bild der Wissenschaften zur Zeit des Dritten Reichs überhaupt hat sich auch das Bild der Geschichtswissenschaft im Nationalsozialismus in den letzten Jahrzehnten beständig gewandelt. Die Annahme, unter Hitler hätte es in Deutschland keinen geregelten Wissenschaftsbetrieb gegeben, ist ebenso überholt wie die These, Wissenschaft und Politik seien im Dritten Reich zwei völlig getrennt operierende Funktionsbereiche gewesen. Die spezielle Debatte um die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist nicht zuletzt seit dem Historikertag 1998 in Frankfurt am Main wieder aktuell. Einen wesentlichen Beitrag zur Forschungsdiskussion lieferte der Berliner Historiker Ingo Haar mit seinem 2000 in der von Berding, Kocka, Ullmann und Wehler herausgegebenen Reihe Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft erschienenen Buch Historiker im Nationalsozialismus. Haars Untersuchung zielt vor allem auf das personelle und institutionelle Geflecht der einflussreichen „Volksgeschichte" ab, die Fragen des Volkstums und der völkisch-geographischen Ordnung behandelte und enge Bindungen mit staatlichen und politischen Instanzen einging. Dabei wird hauptsächlich die Arbeit der „Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft" betrachtet, eines mit NS-Staat und NSDAP eng verflochtenen Forschungsverbunds. Haars zentrale Fragestellungen behandeln dabei den Aufstieg und Fall der völkisch orientierten deutschen Geschichtswissenschaft und die Vernetzung der sogenannten „Volksgeschichte" mit dem Herrschaftssystem der Nationalsozialisten. Dazu untersucht Haar sowohl den Aufbau außeruniversitärer Forschungseinrichtungen unter dem Einfluss völkischer Paradigmen als auch hauptsächliche Akteure sowie ihre Rolle in der Konzeption und Beratung der Politik. Dabei werden v.a. Historiker wie Aubin, Brackmann, Rothfels und Schieder sowie die deutsche Ostforschung und die Beteiligung der Historiker an „Umsiedlungs"- und „Eindeutschungsplänen" beleuchtet. Haar beginnt seine Arbeit mit einleitenden Informationen über Volkstumsforschung in der durch den Versailler Vertrag gehemmten Weimarer Republik und beschreibt die Entwicklung der Leipziger Stiftung für Volks- und Kulturbodenforschung, die völkisch orientierten Wissenschaftlern ein Forum bot, abseits des universitären Lebens an der Revisionspolitik der politischen Instanzen zu partizipieren und sich in aktiver „Deutschtumsarbeit" üben zu können. Mit dem Erfolg der nationalsozialistischen Ideologie und ihrer totalitären sowie rassistischen Ordnungsvorstellungen wurden auch den bis dato als Spezialforschung angesehenen Wissenschaftsprogrammen und ihrem Begriffsrepertoire um „Volkstum", „Volksboden" und „Lebensraum" größere Möglichkeiten eröffnet. Der Begriff des „eigenständigen Volks" ermöglichte eine Unterteilung in „Volksgenossen" und zu entfernende „Volksfeinde", was die Interpretation der Revisionspolitik in den Kreisen der Volkstumsforschung um eine weitere rassistische und aggressive Nuance erweiterte. Im Kontrast zu Historikern liberalerer Auffassung griffen z.B. Rothfels und sein Königsberger Schülerkreis den Gedanken einer „Revolution von Rechts" wieder auf. Die „völkischen Nachwuchshistoriker" plädierten bereits 1929 für einen Politikwechsel in Richtung einer ethnischen Neuordnung Europas. Durch einen Generationenwechsel begünstigte Forscher wie Brackmann, Aubin und Oberländer stellten sich in den Dienst der Nationalsozialisten und ihrem Ostprogramm. Weite Teile Osteuropas wurden von Seiten der völkischen Geschichtswissenschaftler, die sich mittlerweile auf zwei Historikertagen konsolidiert hatten, als Zone germanisch-deutscher Kulturausstrahlung bestimmt. Im Zuge der Gleichschaltung der deutschen Geschichtswissenschaft lehnte Brackmann im Gegensatz zu Oberländer die Leitung der neu gegründeten Nordostdeutschen Forschungsgemeinschaft nicht ab; der Kreis der Königsberger Nachwuchshistoriker rückte in die Historikerelite Deutschlands ein. Die ostdeutsche Geschichtswissenschaft wurde zentralisiert, die Forschungsgemeinschaft kontrollierte zahlreiche Projekte zu Fragen der Grenzziehung und Bevölkerungspolitik. Die Nachwuchshistoriker unterstützen die Ostpolitik der NSDAP, die selber noch nicht in der Lage gewesen war, akademische Eliten herauszubilden. Nach 1937 erlangte die Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft endgültig den Status einer staatlich geförderten Großforschungseinrichtung. Die fachlichen und durch Auslandskontakte bzw. -besuche erlangten Kenntnisse der Volkstumshistoriker waren unentbehrlich für die nationalsozialistische Volksgruppenpolitik nach der Niederwerfung Polens. In engster Zusammenarbeit mit dem Planungsstab der Siedlungs- und Bevölkerungspolitik wurden zahlreiche Karten und Statistiken als Grundlage der Bevölkerungspolitik produziert. Dies waren bereitwillig ausgeführte Auftragsarbeiten für den NS-Staat, dem eine eigene akademische Elite noch immer fehlte. Auch in die konzeptionellen Prozesse, die zur Vernichtung der europäischen Juden führen sollten, waren Historiker und Geographen der Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft beteiligt und votierten nach Haar offen für eine Politik der „Eindeutschung", die sie auch im Nachhinein zu rechtfertigen suchten. Vordenker des Völkermords waren sie Haar zufolge aber nicht, auch wenn sie das deutsche Volk als kulturell und ethnisch überlegen ansahen. Alles in allem hat Ingo Haar mit Historiker im Nationalsozialismus eine interessante und v.a. in zahlreichen Einzelbefunden bemerkenswerte Studie vorgelegt, die zahlreiches zuvor nicht untersuchtes Material erschließt und deshalb, wie bereits vielfach angemerkt, wohl zurecht als „Pionierstudie" in diesem Forschungsfeld bezeichnet werden kann. Haars brisante Erkenntnisse und die möglichen Rückschlüsse haben bereits im Vorfeld des Erscheinens des Buches für heftige Diskussionen gesorgt und dem Buch einigen Pressewirbel beschert. Dabei sind Haars ansonsten recht pointierte Folgerungen und Rückschlüsse gerade im Hinblick auf die Frage einer direkten Vorbereitung des Genozid über die konzeptionelle Beteiligung des beleuchteten Historikerpersonals hinaus eher vorsichtig und zurückhaltend, generell sogar mangels weiterer Erkenntnisse verneinend. Nichtsdestotrotz haben sogar namhafte Historiker wie Heinrich-August Wehler oder Hans Mommsen Kritik an Haars Arbeit geäußert. Während die Neue Züricher Zeitung und die Frankfurter Allgemeine Zeitung die Detailtreue und Quellenfülle der Arbeit loben und die Nachzeichnung mancher personeller Kontinuitätslinien bis in die Bundesrepublik hervorheben, äußern sie dennoch leichte Kritik, z.B. an der fehlenden Definition der als „völkisch" eingestuften Begriffe sowie der mangelnden Lesbarkeit und abschließenden Reflexion. Der nahezu uneingeschränkten Begeisterung der TAZ seinerzeit schloss sich die ZEIT nicht anHier wird ein fehlender europäischer Vergleich in Sachen „völkischer" Geschichtswissenschaft bemängelt und Haars Einstufung der Rolle der Historiker im Vergleich zur Rolle anderer Wissenschaftler hinterfragt. Aber auch angesichts manch vielleicht zu voreiliger Zuspitzungen (z.B. die Motivationen und Denkarten manch genannter Personen wie Rothfels und Schieder betreffend) bleibt Haars Buch sicherlich eine interessante Studie, deren quellennahe Arbeit den Rückschluss zulässt, dass bei näherer Betrachtung auch die Historiker nicht „mit weißer Weste" durch die Zeit des Dritten Reichs gekommen sind. Was Haars Buch tatsächlich fehlt, sind Lesbarkeit und der Zugang für Leser, die nicht über außerordentliche Vorkenntnisse der Materie verfügen. Haar schreibt in einem sehr formellen Stil, bleibt gleichzeitig aber in der durch die Thematik vorgegebenen Terminologie verhaftet. Zusätzlich verliert er sich oftmals in einer enormen Detailfülle und verpasst dabei über weite Strecken, abgesehen von der Konzentration auf einige Personen einen klareren roten Faden zu etablieren, was der Konsumierbarkeit des zugegebenermaßen komplexen Stoffes leider ebenfalls schadet. Entgegen der Suggestion des vollmundigen Titels konzentriert sich Haar in seiner Darstellung im Übrigen vollends auf die erwähnten Forscherkasten; Einblicke in die universitären Geschichtswissenschaften liefert sein Buch dagegen nicht.Volksgeschichte und Politik im Nationalsozialismus - Die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist Gegenstand heftiger Diskussionen. Ingo Haar untersucht das personelle und institutionelle Netzwerk der "Volksgeschichte", einer einflussreichen Richtung der deutschen Geschichtswissenschaft, und ihre Verflechtung mit staatlichen Instanzen und politischen Kreisen. Im Mittelpunkt steht die "Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft", ein großer Forschungsverbund, in dem Staat, Partei und Wissenschaft eng miteinander verflochten waren. Die "Volksgeschichte" suchte bewusst die Nähe zu einer Bevölkerungspolitik, die die "völkische" und "rassische" Neuordnung Europas anstrebte und in Völkermord und Vernichtungskrieg mündete. Gerade auch Historiker der jüngeren Generation stellten sich in den Dienst der NS-Diktatur. Ingo Haar analysiert diese Entwicklung erstmals im Zusammenhang, beschreibt die institutionellen und ideologischen Grundlagen der "Volksgeschichte" und untersucht deren Rolle im "Volkstumskampf". Drittes Reich GeistesGeschichte KulturGeschichte Geschichtswissenschaft Historiker Historikerinnen Nationalsozialismus Ideologie Wie das Bild der Wissenschaften zur Zeit des Dritten Reichs überhaupt hat sich auch das Bild der Geschichtswissenschaft im Nationalsozialismus in den letzten Jahrzehnten beständig gewandelt. Die Annahme, unter Hitler hätte es in Deutschland keinen geregelten Wissenschaftsbetrieb gegeben, ist ebenso überholt wie die These, Wissenschaft und Politik seien im Dritten Reich zwei völlig getrennt operierende Funktionsbereiche gewesen. Die spezielle Debatte um die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist nicht zuletzt seit dem Historikertag 1998 in Frankfurt am Main wieder aktuell. Einen wesentlichen Beitrag zur Forschungsdiskussion lieferte der Berliner Historiker Ingo Haar mit seinem 2000 in der von Berding, Kocka, Ullmann und Wehler herausgegebenen Reihe Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft erschienenen Buch Historiker im Nationalsozialismus. Haars Untersuchung zielt vor allem auf das personelle und institutionelle Geflecht der einflussreichen „Volksgeschichte" ab, die Fragen des Volkstums und der völkisch-geographischen Ordnung behandelte und enge Bindungen mit staatlichen und politischen Instanzen einging. Dabei wird hauptsächlich die Arbeit der „Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft" betrachtet, eines mit NS-Staat und NSDAP eng verflochtenen Forschungsverbunds. Haars zentrale Fragestellungen behandeln dabei den Aufstieg und Fall der völkisch orientierten deutschen Geschichtswissenschaft und die Vernetzung der sogenannten „Volksgeschichte" mit dem Herrschaftssystem der Nationalsozialisten. Dazu untersucht Haar sowohl den Aufbau außeruniversitärer Forschungseinrichtungen unter dem Einfluss völkischer Paradigmen als auch hauptsächliche Akteure sowie ihre Rolle in der Konzeption und Beratung der Politik. Dabei werden v.a. Historiker wie Aubin, Brackmann, Rothfels und Schieder sowie die deutsche Ostforschung und die Beteiligung der Historiker an „Umsiedlungs"- und „Eindeutschungsplänen" beleuchtet. Haar beginnt seine Arbeit mit einleitenden Informationen über Volkstumsforschung in der durch den Versailler Vertrag gehemmten Weimarer Republik und beschreibt die Entwicklung der Leipziger Stiftung für Volks- und Kulturbodenforschung, die völkisch orientierten Wissenschaftlern ein Forum bot, abseits des universitären Lebens an der Revisionspolitik der politischen Instanzen zu partizipieren und sich in aktiver „Deutschtumsarbeit" üben zu können. Mit dem Erfolg der nationalsozialistischen Ideologie und ihrer totalitären sowie rassistischen Ordnungsvorstellungen wurden auch den bis dato als Spezialforschung angesehenen Wissenschaftsprogrammen und ihrem Begriffsrepertoire um „Volkstum", „Volksboden" und „Lebensraum" größere Möglichkeiten eröffnet. Der Begriff des „eigenständigen Volks" ermöglichte eine Unterteilung in „Volksgenossen" und zu entfernende „Volksfeinde", was die Interpretation der Revisionspolitik in den Kreisen der Volkstumsforschung um eine weitere rassistische und aggressive Nuance erweiterte. Im Kontrast zu Historikern liberalerer Auffassung griffen z.B. Rothfels und sein Königsberger Schülerkreis den Gedanken einer „Revolution von Rechts" wieder auf. Die „völkischen Nachwuchshistoriker" plädierten bereits 1929 für einen Politikwechsel in Richtung einer ethnischen Neuordnung Europas. Durch einen Generationenwechsel begünstigte Forscher wie Brackmann, Aubin und Oberländer stellten sich in den Dienst der Nationalsozialisten und ihrem Ostprogramm. Weite Teile Osteuropas wurden von Seiten der völkischen Geschichtswissenschaftler, die sich mittlerweile auf zwei Historikertagen konsolidiert hatten, als Zone germanisch-deutscher Kulturausstrahlung bestimmt. Im Zuge der Gleichschaltung der deutschen Geschichtswissenschaft lehnte Brackmann im Gegensatz zu Oberländer die Leitung der neu gegründeten Nordostdeutschen Forschungsgemeinschaft nicht ab; der Kreis der Königsberger Nachwuchshistoriker rückte in die Historikerelite Deutschlands ein. Die ostdeutsche Geschichtswissenschaft wurde zentralisiert, die Forschungsgemeinschaft kontrollierte zahlreiche Projekte zu Fragen der Grenzziehung und Bevölkerungspolitik. Die Nachwuchshistoriker unterstützen die Ostpolitik der NSDAP, die selber noch nicht in der Lage gewesen war, akademische Eliten herauszubilden. Nach 1937 erlangte die Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft endgültig den Status einer staatlich geförderten Großforschungseinrichtung. Die fachlichen und durch Auslandskontakte bzw. -besuche erlangten Kenntnisse der Volkstumshistoriker waren unentbehrlich für die nationalsozialistische Volksgruppenpolitik nach der Niederwerfung Polens. In engster Zusammenarbeit mit dem Planungsstab der Siedlungs- und Bevölkerungspolitik wurden zahlreiche Karten und Statistiken als Grundlage der Bevölkerungspolitik produziert. Dies waren bereitwillig ausgeführte Auftragsarbeiten für den NS-Staat, dem eine eigene akademische Elite noch immer fehlte. Auch in die konzeptionellen Prozesse, die zur Vernichtung der europäischen Juden führen sollten, waren Historiker und Geographen der Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft beteiligt und votierten nach Haar offen für eine Politik der „Eindeutschung", die sie auch im Nachhinein zu rechtfertigen suchten. Vordenker des Völkermords waren, Vandenhoeck & Ruprecht, 2000, 0<
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Historiker im Nationalsozialismus Deutsche Geschichtswissenschaft und der 'Volkstumskampf' im Osten Beitrage Der Akademie Für Migration und Integration von Ingo Haar Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft #143 Vandenhoeck & Ruprecht Volksgeschichte und Politik im Nationalsozialismus - Die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist Gegenstand heftiger Diskussionen. Ingo Haar untersucht das personelle und institutionelle Netzwerk der "Volksgeschichte", einer einflussreichen Richtung der deutschen Geschichtswissenschaft, und ihre Verflechtung mit staatlichen Instanzen und politischen Kreisen. Im Mittelpunkt steht die "Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft", ein großer Forschungsverbund, in dem Staat, Partei und Wissenschaft eng miteinander verflochten waren. Die "Volksgeschichte" suchte bewusst die Nähe zu einer Bevölkerungspolitik, die die "völkische" und "rassische" Neuordnung Europas anstrebte und in Völkermord und Vernichtungskrieg mündete. Gerade auch Historiker der jüngeren Genera - Taschenbuch
2009, ISBN: 9783525359426
Athesia Buch Verlag, 2009. 2009. Softcover. Der bekannte Autor Hanspaul Menara führt diesmal Wanderungen in die Nähe von Bozen. Er zeigt die reiche Vielfältigkeit auf kleinstem Raum im W… Mehr…
Athesia Buch Verlag, 2009. 2009. Softcover. Der bekannte Autor Hanspaul Menara führt diesmal Wanderungen in die Nähe von Bozen. Er zeigt die reiche Vielfältigkeit auf kleinstem Raum im Wanderparadies Südtirol auf und bietet Voschläge für gemütliche Familienwanderungen, aber auch für anspruchsvollere Alpintouren: Entdecken auch Sie die Schönheit und Ruhe der Berge! Die Wanderungen sind zuverlässig beschrieben, die vorgegebenen Zeiten sind auch für nicht "Bergfexe" einigermassen realistisch einzuhalten, Gute Beschreibung der Wege bzw. der Wegstrecken. Zeitangaben sind für "Normalsportler" gut einzuhalten. Hervorragend, wenn man die Gegend nicht kennt.Zusatzinfo m. zahlr. farb. Fotos u. Ktn.-Ausschn. Verlagsort Bozen Sprache deutsch Reisen Sportreisen Aktivreisen Europa Bolzano Bozen Bozen Umgebung Wanderführer Reiseführer Sportreise Aktivreise Reiseführer Sportreisen Aktivreisen Ritten Sarntaler Alpen Spazierwege Südtirol Tschögglberg Überetsch Unterland Wandern ISBN-10 88-8266-551-8 / 8882665518 ISBN-13 978-88-8266-551-7 / 9788882665517 Tramin Wandern Südtirol Vinschgau Meraner Land Reisen Sportreisen Aktivreisen Europa Bolzano Bozen Bozen Umgebung Wanderführer Reiseführer Ritten Sarntaler Alpen Spazierwege Südtirol Tschögglberg Überetsch Unterland Tramin Wandern Südtirol Vinschgau Meraner Land ISBN-10 88-8266-551-8 / 8882665518 ISBN-13 978-88-8266-551-7 / 9788882665517 Der bekannte Autor Hanspaul Menara führt diesmal Wanderungen in die Nähe von Bozen. Er zeigt die reiche Vielfältigkeit auf kleinstem Raum im Wanderparadies Südtirol auf und bietet Voschläge für gemütliche Familienwanderungen, aber auch für anspruchsvollere Alpintouren: Entdecken auch Sie die Schönheit und Ruhe der Berge! Die Wanderungen sind zuverlässig beschrieben, die vorgegebenen Zeiten sind auch für nicht "Bergfexe" einigermassen realistisch einzuhalten, Gute Beschreibung der Wege bzw. der Wegstrecken. Zeitangaben sind für "Normalsportler" gut einzuhalten. Hervorragend, wenn man die Gegend nicht kennt.Zusatzinfo m. zahlr. farb. Fotos u. Ktn.-Ausschn. Verlagsort Bozen Sprache deutsch, Athesia Buch Verlag, 2009, 0, Vandenhoeck & Ruprecht, 2000. 2000. Softcover. 23,5 x 16,2 x 2,9 cm. Drittes Reich GeistesGeschichte KulturGeschichte Geschichtswissenschaft Historiker Historikerinnen Nationalsozialismus Ideologie Wie das Bild der Wissenschaften zur Zeit des Dritten Reichs überhaupt hat sich auch das Bild der Geschichtswissenschaft im Nationalsozialismus in den letzten Jahrzehnten beständig gewandelt. Die Annahme, unter Hitler hätte es in Deutschland keinen geregelten Wissenschaftsbetrieb gegeben, ist ebenso überholt wie die These, Wissenschaft und Politik seien im Dritten Reich zwei völlig getrennt operierende Funktionsbereiche gewesen. Die spezielle Debatte um die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist nicht zuletzt seit dem Historikertag 1998 in Frankfurt am Main wieder aktuell. Einen wesentlichen Beitrag zur Forschungsdiskussion lieferte der Berliner Historiker Ingo Haar mit seinem 2000 in der von Berding, Kocka, Ullmann und Wehler herausgegebenen Reihe Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft erschienenen Buch Historiker im Nationalsozialismus. Haars Untersuchung zielt vor allem auf das personelle und institutionelle Geflecht der einflussreichen „Volksgeschichte" ab, die Fragen des Volkstums und der völkisch-geographischen Ordnung behandelte und enge Bindungen mit staatlichen und politischen Instanzen einging. Dabei wird hauptsächlich die Arbeit der „Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft" betrachtet, eines mit NS-Staat und NSDAP eng verflochtenen Forschungsverbunds. Haars zentrale Fragestellungen behandeln dabei den Aufstieg und Fall der völkisch orientierten deutschen Geschichtswissenschaft und die Vernetzung der sogenannten „Volksgeschichte" mit dem Herrschaftssystem der Nationalsozialisten. Dazu untersucht Haar sowohl den Aufbau außeruniversitärer Forschungseinrichtungen unter dem Einfluss völkischer Paradigmen als auch hauptsächliche Akteure sowie ihre Rolle in der Konzeption und Beratung der Politik. Dabei werden v.a. Historiker wie Aubin, Brackmann, Rothfels und Schieder sowie die deutsche Ostforschung und die Beteiligung der Historiker an „Umsiedlungs"- und „Eindeutschungsplänen" beleuchtet. Haar beginnt seine Arbeit mit einleitenden Informationen über Volkstumsforschung in der durch den Versailler Vertrag gehemmten Weimarer Republik und beschreibt die Entwicklung der Leipziger Stiftung für Volks- und Kulturbodenforschung, die völkisch orientierten Wissenschaftlern ein Forum bot, abseits des universitären Lebens an der Revisionspolitik der politischen Instanzen zu partizipieren und sich in aktiver „Deutschtumsarbeit" üben zu können. Mit dem Erfolg der nationalsozialistischen Ideologie und ihrer totalitären sowie rassistischen Ordnungsvorstellungen wurden auch den bis dato als Spezialforschung angesehenen Wissenschaftsprogrammen und ihrem Begriffsrepertoire um „Volkstum", „Volksboden" und „Lebensraum" größere Möglichkeiten eröffnet. Der Begriff des „eigenständigen Volks" ermöglichte eine Unterteilung in „Volksgenossen" und zu entfernende „Volksfeinde", was die Interpretation der Revisionspolitik in den Kreisen der Volkstumsforschung um eine weitere rassistische und aggressive Nuance erweiterte. Im Kontrast zu Historikern liberalerer Auffassung griffen z.B. Rothfels und sein Königsberger Schülerkreis den Gedanken einer „Revolution von Rechts" wieder auf. Die „völkischen Nachwuchshistoriker" plädierten bereits 1929 für einen Politikwechsel in Richtung einer ethnischen Neuordnung Europas. Durch einen Generationenwechsel begünstigte Forscher wie Brackmann, Aubin und Oberländer stellten sich in den Dienst der Nationalsozialisten und ihrem Ostprogramm. Weite Teile Osteuropas wurden von Seiten der völkischen Geschichtswissenschaftler, die sich mittlerweile auf zwei Historikertagen konsolidiert hatten, als Zone germanisch-deutscher Kulturausstrahlung bestimmt. Im Zuge der Gleichschaltung der deutschen Geschichtswissenschaft lehnte Brackmann im Gegensatz zu Oberländer die Leitung der neu gegründeten Nordostdeutschen Forschungsgemeinschaft nicht ab; der Kreis der Königsberger Nachwuchshistoriker rückte in die Historikerelite Deutschlands ein. Die ostdeutsche Geschichtswissenschaft wurde zentralisiert, die Forschungsgemeinschaft kontrollierte zahlreiche Projekte zu Fragen der Grenzziehung und Bevölkerungspolitik. Die Nachwuchshistoriker unterstützen die Ostpolitik der NSDAP, die selber noch nicht in der Lage gewesen war, akademische Eliten herauszubilden. Nach 1937 erlangte die Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft endgültig den Status einer staatlich geförderten Großforschungseinrichtung. Die fachlichen und durch Auslandskontakte bzw. -besuche erlangten Kenntnisse der Volkstumshistoriker waren unentbehrlich für die nationalsozialistische Volksgruppenpolitik nach der Niederwerfung Polens. In engster Zusammenarbeit mit dem Planungsstab der Siedlungs- und Bevölkerungspolitik wurden zahlreiche Karten und Statistiken als Grundlage der Bevölkerungspolitik produziert. Dies waren bereitwillig ausgeführte Auftragsarbeiten für den NS-Staat, dem eine eigene akademische Elite noch immer fehlte. Auch in die konzeptionellen Prozesse, die zur Vernichtung der europäischen Juden führen sollten, waren Historiker und Geographen der Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft beteiligt und votierten nach Haar offen für eine Politik der „Eindeutschung", die sie auch im Nachhinein zu rechtfertigen suchten. Vordenker des Völkermords waren sie Haar zufolge aber nicht, auch wenn sie das deutsche Volk als kulturell und ethnisch überlegen ansahen. Alles in allem hat Ingo Haar mit Historiker im Nationalsozialismus eine interessante und v.a. in zahlreichen Einzelbefunden bemerkenswerte Studie vorgelegt, die zahlreiches zuvor nicht untersuchtes Material erschließt und deshalb, wie bereits vielfach angemerkt, wohl zurecht als „Pionierstudie" in diesem Forschungsfeld bezeichnet werden kann. Haars brisante Erkenntnisse und die möglichen Rückschlüsse haben bereits im Vorfeld des Erscheinens des Buches für heftige Diskussionen gesorgt und dem Buch einigen Pressewirbel beschert. Dabei sind Haars ansonsten recht pointierte Folgerungen und Rückschlüsse gerade im Hinblick auf die Frage einer direkten Vorbereitung des Genozid über die konzeptionelle Beteiligung des beleuchteten Historikerpersonals hinaus eher vorsichtig und zurückhaltend, generell sogar mangels weiterer Erkenntnisse verneinend. Nichtsdestotrotz haben sogar namhafte Historiker wie Heinrich-August Wehler oder Hans Mommsen Kritik an Haars Arbeit geäußert. Während die Neue Züricher Zeitung und die Frankfurter Allgemeine Zeitung die Detailtreue und Quellenfülle der Arbeit loben und die Nachzeichnung mancher personeller Kontinuitätslinien bis in die Bundesrepublik hervorheben, äußern sie dennoch leichte Kritik, z.B. an der fehlenden Definition der als „völkisch" eingestuften Begriffe sowie der mangelnden Lesbarkeit und abschließenden Reflexion. Der nahezu uneingeschränkten Begeisterung der TAZ seinerzeit schloss sich die ZEIT nicht anHier wird ein fehlender europäischer Vergleich in Sachen „völkischer" Geschichtswissenschaft bemängelt und Haars Einstufung der Rolle der Historiker im Vergleich zur Rolle anderer Wissenschaftler hinterfragt. Aber auch angesichts manch vielleicht zu voreiliger Zuspitzungen (z.B. die Motivationen und Denkarten manch genannter Personen wie Rothfels und Schieder betreffend) bleibt Haars Buch sicherlich eine interessante Studie, deren quellennahe Arbeit den Rückschluss zulässt, dass bei näherer Betrachtung auch die Historiker nicht „mit weißer Weste" durch die Zeit des Dritten Reichs gekommen sind. Was Haars Buch tatsächlich fehlt, sind Lesbarkeit und der Zugang für Leser, die nicht über außerordentliche Vorkenntnisse der Materie verfügen. Haar schreibt in einem sehr formellen Stil, bleibt gleichzeitig aber in der durch die Thematik vorgegebenen Terminologie verhaftet. Zusätzlich verliert er sich oftmals in einer enormen Detailfülle und verpasst dabei über weite Strecken, abgesehen von der Konzentration auf einige Personen einen klareren roten Faden zu etablieren, was der Konsumierbarkeit des zugegebenermaßen komplexen Stoffes leider ebenfalls schadet. Entgegen der Suggestion des vollmundigen Titels konzentriert sich Haar in seiner Darstellung im Übrigen vollends auf die erwähnten Forscherkasten; Einblicke in die universitären Geschichtswissenschaften liefert sein Buch dagegen nicht.Volksgeschichte und Politik im Nationalsozialismus - Die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist Gegenstand heftiger Diskussionen. Ingo Haar untersucht das personelle und institutionelle Netzwerk der "Volksgeschichte", einer einflussreichen Richtung der deutschen Geschichtswissenschaft, und ihre Verflechtung mit staatlichen Instanzen und politischen Kreisen. Im Mittelpunkt steht die "Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft", ein großer Forschungsverbund, in dem Staat, Partei und Wissenschaft eng miteinander verflochten waren. Die "Volksgeschichte" suchte bewusst die Nähe zu einer Bevölkerungspolitik, die die "völkische" und "rassische" Neuordnung Europas anstrebte und in Völkermord und Vernichtungskrieg mündete. Gerade auch Historiker der jüngeren Generation stellten sich in den Dienst der NS-Diktatur. Ingo Haar analysiert diese Entwicklung erstmals im Zusammenhang, beschreibt die institutionellen und ideologischen Grundlagen der "Volksgeschichte" und untersucht deren Rolle im "Volkstumskampf". Drittes Reich GeistesGeschichte KulturGeschichte Geschichtswissenschaft Historiker Historikerinnen Nationalsozialismus Ideologie Wie das Bild der Wissenschaften zur Zeit des Dritten Reichs überhaupt hat sich auch das Bild der Geschichtswissenschaft im Nationalsozialismus in den letzten Jahrzehnten beständig gewandelt. Die Annahme, unter Hitler hätte es in Deutschland keinen geregelten Wissenschaftsbetrieb gegeben, ist ebenso überholt wie die These, Wissenschaft und Politik seien im Dritten Reich zwei völlig getrennt operierende Funktionsbereiche gewesen. Die spezielle Debatte um die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist nicht zuletzt seit dem Historikertag 1998 in Frankfurt am Main wieder aktuell. Einen wesentlichen Beitrag zur Forschungsdiskussion lieferte der Berliner Historiker Ingo Haar mit seinem 2000 in der von Berding, Kocka, Ullmann und Wehler herausgegebenen Reihe Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft erschienenen Buch Historiker im Nationalsozialismus. Haars Untersuchung zielt vor allem auf das personelle und institutionelle Geflecht der einflussreichen „Volksgeschichte" ab, die Fragen des Volkstums und der völkisch-geographischen Ordnung behandelte und enge Bindungen mit staatlichen und politischen Instanzen einging. Dabei wird hauptsächlich die Arbeit der „Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft" betrachtet, eines mit NS-Staat und NSDAP eng verflochtenen Forschungsverbunds. Haars zentrale Fragestellungen behandeln dabei den Aufstieg und Fall der völkisch orientierten deutschen Geschichtswissenschaft und die Vernetzung der sogenannten „Volksgeschichte" mit dem Herrschaftssystem der Nationalsozialisten. Dazu untersucht Haar sowohl den Aufbau außeruniversitärer Forschungseinrichtungen unter dem Einfluss völkischer Paradigmen als auch hauptsächliche Akteure sowie ihre Rolle in der Konzeption und Beratung der Politik. Dabei werden v.a. Historiker wie Aubin, Brackmann, Rothfels und Schieder sowie die deutsche Ostforschung und die Beteiligung der Historiker an „Umsiedlungs"- und „Eindeutschungsplänen" beleuchtet. Haar beginnt seine Arbeit mit einleitenden Informationen über Volkstumsforschung in der durch den Versailler Vertrag gehemmten Weimarer Republik und beschreibt die Entwicklung der Leipziger Stiftung für Volks- und Kulturbodenforschung, die völkisch orientierten Wissenschaftlern ein Forum bot, abseits des universitären Lebens an der Revisionspolitik der politischen Instanzen zu partizipieren und sich in aktiver „Deutschtumsarbeit" üben zu können. Mit dem Erfolg der nationalsozialistischen Ideologie und ihrer totalitären sowie rassistischen Ordnungsvorstellungen wurden auch den bis dato als Spezialforschung angesehenen Wissenschaftsprogrammen und ihrem Begriffsrepertoire um „Volkstum", „Volksboden" und „Lebensraum" größere Möglichkeiten eröffnet. Der Begriff des „eigenständigen Volks" ermöglichte eine Unterteilung in „Volksgenossen" und zu entfernende „Volksfeinde", was die Interpretation der Revisionspolitik in den Kreisen der Volkstumsforschung um eine weitere rassistische und aggressive Nuance erweiterte. Im Kontrast zu Historikern liberalerer Auffassung griffen z.B. Rothfels und sein Königsberger Schülerkreis den Gedanken einer „Revolution von Rechts" wieder auf. Die „völkischen Nachwuchshistoriker" plädierten bereits 1929 für einen Politikwechsel in Richtung einer ethnischen Neuordnung Europas. Durch einen Generationenwechsel begünstigte Forscher wie Brackmann, Aubin und Oberländer stellten sich in den Dienst der Nationalsozialisten und ihrem Ostprogramm. Weite Teile Osteuropas wurden von Seiten der völkischen Geschichtswissenschaftler, die sich mittlerweile auf zwei Historikertagen konsolidiert hatten, als Zone germanisch-deutscher Kulturausstrahlung bestimmt. Im Zuge der Gleichschaltung der deutschen Geschichtswissenschaft lehnte Brackmann im Gegensatz zu Oberländer die Leitung der neu gegründeten Nordostdeutschen Forschungsgemeinschaft nicht ab; der Kreis der Königsberger Nachwuchshistoriker rückte in die Historikerelite Deutschlands ein. Die ostdeutsche Geschichtswissenschaft wurde zentralisiert, die Forschungsgemeinschaft kontrollierte zahlreiche Projekte zu Fragen der Grenzziehung und Bevölkerungspolitik. Die Nachwuchshistoriker unterstützen die Ostpolitik der NSDAP, die selber noch nicht in der Lage gewesen war, akademische Eliten herauszubilden. Nach 1937 erlangte die Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft endgültig den Status einer staatlich geförderten Großforschungseinrichtung. Die fachlichen und durch Auslandskontakte bzw. -besuche erlangten Kenntnisse der Volkstumshistoriker waren unentbehrlich für die nationalsozialistische Volksgruppenpolitik nach der Niederwerfung Polens. In engster Zusammenarbeit mit dem Planungsstab der Siedlungs- und Bevölkerungspolitik wurden zahlreiche Karten und Statistiken als Grundlage der Bevölkerungspolitik produziert. Dies waren bereitwillig ausgeführte Auftragsarbeiten für den NS-Staat, dem eine eigene akademische Elite noch immer fehlte. Auch in die konzeptionellen Prozesse, die zur Vernichtung der europäischen Juden führen sollten, waren Historiker und Geographen der Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft beteiligt und votierten nach Haar offen für eine Politik der „Eindeutschung", die sie auch im Nachhinein zu rechtfertigen suchten. Vordenker des Völkermords waren, Vandenhoeck & Ruprecht, 2000, 0<
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Historiker im Nationalsozialismus Deutsche Geschichtswissenschaft und der 'Volkstumskampf' im Osten Beitrage Der Akademie Für Migration und Integration von Ingo Haar Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft #143 Vandenhoeck & Ruprecht Volksgeschichte und Politik im Nationalsozialismus - Die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist Gegenstand heftiger Diskussionen. Ingo Haar untersucht das personelle und institutionelle Netzwerk der "Volksgeschichte", einer einflussreichen Richtung der deutschen Geschichtswissenschaft, und ihre Verflechtung mit staatlichen Instanzen und politischen Kreisen. Im Mittelpunkt steht die "Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft", ein großer Forschungsverbund, in dem Staat, Partei und Wissenschaft eng miteinander verflochten waren. Die "Volksgeschichte" suchte bewusst die Nähe zu einer Bevölkerungspolitik, die die "völkische" und "rassische" Neuordnung Europas anstrebte und in Völkermord und Vernichtungskrieg mündete. Gerade auch Historiker der jüngeren Genera - Taschenbuch
2000, ISBN: 9783525359426
Vandenhoeck & Ruprecht, 2000. 2000. Softcover. 23,5 x 16,2 x 2,9 cm. Drittes Reich GeistesGeschichte KulturGeschichte Geschichtswissenschaft Historiker Historikerinnen Nationalsozialismu… Mehr…
Vandenhoeck & Ruprecht, 2000. 2000. Softcover. 23,5 x 16,2 x 2,9 cm. Drittes Reich GeistesGeschichte KulturGeschichte Geschichtswissenschaft Historiker Historikerinnen Nationalsozialismus Ideologie Wie das Bild der Wissenschaften zur Zeit des Dritten Reichs überhaupt hat sich auch das Bild der Geschichtswissenschaft im Nationalsozialismus in den letzten Jahrzehnten beständig gewandelt. Die Annahme, unter Hitler hätte es in Deutschland keinen geregelten Wissenschaftsbetrieb gegeben, ist ebenso überholt wie die These, Wissenschaft und Politik seien im Dritten Reich zwei völlig getrennt operierende Funktionsbereiche gewesen. Die spezielle Debatte um die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist nicht zuletzt seit dem Historikertag 1998 in Frankfurt am Main wieder aktuell. Einen wesentlichen Beitrag zur Forschungsdiskussion lieferte der Berliner Historiker Ingo Haar mit seinem 2000 in der von Berding, Kocka, Ullmann und Wehler herausgegebenen Reihe Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft erschienenen Buch Historiker im Nationalsozialismus. Haars Untersuchung zielt vor allem auf das personelle und institutionelle Geflecht der einflussreichen „Volksgeschichte" ab, die Fragen des Volkstums und der völkisch-geographischen Ordnung behandelte und enge Bindungen mit staatlichen und politischen Instanzen einging. Dabei wird hauptsächlich die Arbeit der „Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft" betrachtet, eines mit NS-Staat und NSDAP eng verflochtenen Forschungsverbunds. Haars zentrale Fragestellungen behandeln dabei den Aufstieg und Fall der völkisch orientierten deutschen Geschichtswissenschaft und die Vernetzung der sogenannten „Volksgeschichte" mit dem Herrschaftssystem der Nationalsozialisten. Dazu untersucht Haar sowohl den Aufbau außeruniversitärer Forschungseinrichtungen unter dem Einfluss völkischer Paradigmen als auch hauptsächliche Akteure sowie ihre Rolle in der Konzeption und Beratung der Politik. Dabei werden v.a. Historiker wie Aubin, Brackmann, Rothfels und Schieder sowie die deutsche Ostforschung und die Beteiligung der Historiker an „Umsiedlungs"- und „Eindeutschungsplänen" beleuchtet. Haar beginnt seine Arbeit mit einleitenden Informationen über Volkstumsforschung in der durch den Versailler Vertrag gehemmten Weimarer Republik und beschreibt die Entwicklung der Leipziger Stiftung für Volks- und Kulturbodenforschung, die völkisch orientierten Wissenschaftlern ein Forum bot, abseits des universitären Lebens an der Revisionspolitik der politischen Instanzen zu partizipieren und sich in aktiver „Deutschtumsarbeit" üben zu können. Mit dem Erfolg der nationalsozialistischen Ideologie und ihrer totalitären sowie rassistischen Ordnungsvorstellungen wurden auch den bis dato als Spezialforschung angesehenen Wissenschaftsprogrammen und ihrem Begriffsrepertoire um „Volkstum", „Volksboden" und „Lebensraum" größere Möglichkeiten eröffnet. Der Begriff des „eigenständigen Volks" ermöglichte eine Unterteilung in „Volksgenossen" und zu entfernende „Volksfeinde", was die Interpretation der Revisionspolitik in den Kreisen der Volkstumsforschung um eine weitere rassistische und aggressive Nuance erweiterte. Im Kontrast zu Historikern liberalerer Auffassung griffen z.B. Rothfels und sein Königsberger Schülerkreis den Gedanken einer „Revolution von Rechts" wieder auf. Die „völkischen Nachwuchshistoriker" plädierten bereits 1929 für einen Politikwechsel in Richtung einer ethnischen Neuordnung Europas. Durch einen Generationenwechsel begünstigte Forscher wie Brackmann, Aubin und Oberländer stellten sich in den Dienst der Nationalsozialisten und ihrem Ostprogramm. Weite Teile Osteuropas wurden von Seiten der völkischen Geschichtswissenschaftler, die sich mittlerweile auf zwei Historikertagen konsolidiert hatten, als Zone germanisch-deutscher Kulturausstrahlung bestimmt. Im Zuge der Gleichschaltung der deutschen Geschichtswissenschaft lehnte Brackmann im Gegensatz zu Oberländer die Leitung der neu gegründeten Nordostdeutschen Forschungsgemeinschaft nicht ab; der Kreis der Königsberger Nachwuchshistoriker rückte in die Historikerelite Deutschlands ein. Die ostdeutsche Geschichtswissenschaft wurde zentralisiert, die Forschungsgemeinschaft kontrollierte zahlreiche Projekte zu Fragen der Grenzziehung und Bevölkerungspolitik. Die Nachwuchshistoriker unterstützen die Ostpolitik der NSDAP, die selber noch nicht in der Lage gewesen war, akademische Eliten herauszubilden. Nach 1937 erlangte die Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft endgültig den Status einer staatlich geförderten Großforschungseinrichtung. Die fachlichen und durch Auslandskontakte bzw. -besuche erlangten Kenntnisse der Volkstumshistoriker waren unentbehrlich für die nationalsozialistische Volksgruppenpolitik nach der Niederwerfung Polens. In engster Zusammenarbeit mit dem Planungsstab der Siedlungs- und Bevölkerungspolitik wurden zahlreiche Karten und Statistiken als Grundlage der Bevölkerungspolitik produziert. Dies waren bereitwillig ausgeführte Auftragsarbeiten für den NS-Staat, dem eine eigene akademische Elite noch immer fehlte. Auch in die konzeptionellen Prozesse, die zur Vernichtung der europäischen Juden führen sollten, waren Historiker und Geographen der Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft beteiligt und votierten nach Haar offen für eine Politik der „Eindeutschung", die sie auch im Nachhinein zu rechtfertigen suchten. Vordenker des Völkermords waren sie Haar zufolge aber nicht, auch wenn sie das deutsche Volk als kulturell und ethnisch überlegen ansahen. Alles in allem hat Ingo Haar mit Historiker im Nationalsozialismus eine interessante und v.a. in zahlreichen Einzelbefunden bemerkenswerte Studie vorgelegt, die zahlreiches zuvor nicht untersuchtes Material erschließt und deshalb, wie bereits vielfach angemerkt, wohl zurecht als „Pionierstudie" in diesem Forschungsfeld bezeichnet werden kann. Haars brisante Erkenntnisse und die möglichen Rückschlüsse haben bereits im Vorfeld des Erscheinens des Buches für heftige Diskussionen gesorgt und dem Buch einigen Pressewirbel beschert. Dabei sind Haars ansonsten recht pointierte Folgerungen und Rückschlüsse gerade im Hinblick auf die Frage einer direkten Vorbereitung des Genozid über die konzeptionelle Beteiligung des beleuchteten Historikerpersonals hinaus eher vorsichtig und zurückhaltend, generell sogar mangels weiterer Erkenntnisse verneinend. Nichtsdestotrotz haben sogar namhafte Historiker wie Heinrich-August Wehler oder Hans Mommsen Kritik an Haars Arbeit geäußert. Während die Neue Züricher Zeitung und die Frankfurter Allgemeine Zeitung die Detailtreue und Quellenfülle der Arbeit loben und die Nachzeichnung mancher personeller Kontinuitätslinien bis in die Bundesrepublik hervorheben, äußern sie dennoch leichte Kritik, z.B. an der fehlenden Definition der als „völkisch" eingestuften Begriffe sowie der mangelnden Lesbarkeit und abschließenden Reflexion. Der nahezu uneingeschränkten Begeisterung der TAZ seinerzeit schloss sich die ZEIT nicht anHier wird ein fehlender europäischer Vergleich in Sachen „völkischer" Geschichtswissenschaft bemängelt und Haars Einstufung der Rolle der Historiker im Vergleich zur Rolle anderer Wissenschaftler hinterfragt. Aber auch angesichts manch vielleicht zu voreiliger Zuspitzungen (z.B. die Motivationen und Denkarten manch genannter Personen wie Rothfels und Schieder betreffend) bleibt Haars Buch sicherlich eine interessante Studie, deren quellennahe Arbeit den Rückschluss zulässt, dass bei näherer Betrachtung auch die Historiker nicht „mit weißer Weste" durch die Zeit des Dritten Reichs gekommen sind. Was Haars Buch tatsächlich fehlt, sind Lesbarkeit und der Zugang für Leser, die nicht über außerordentliche Vorkenntnisse der Materie verfügen. Haar schreibt in einem sehr formellen Stil, bleibt gleichzeitig aber in der durch die Thematik vorgegebenen Terminologie verhaftet. Zusätzlich verliert er sich oftmals in einer enormen Detailfülle und verpasst dabei über weite Strecken, abgesehen von der Konzentration auf einige Personen einen klareren roten Faden zu etablieren, was der Konsumierbarkeit des zugegebenermaßen komplexen Stoffes leider ebenfalls schadet. Entgegen der Suggestion des vollmundigen Titels konzentriert sich Haar in seiner Darstellung im Übrigen vollends auf die erwähnten Forscherkasten; Einblicke in die universitären Geschichtswissenschaften liefert sein Buch dagegen nicht.Volksgeschichte und Politik im Nationalsozialismus - Die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist Gegenstand heftiger Diskussionen. Ingo Haar untersucht das personelle und institutionelle Netzwerk der "Volksgeschichte", einer einflussreichen Richtung der deutschen Geschichtswissenschaft, und ihre Verflechtung mit staatlichen Instanzen und politischen Kreisen. Im Mittelpunkt steht die "Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft", ein großer Forschungsverbund, in dem Staat, Partei und Wissenschaft eng miteinander verflochten waren. Die "Volksgeschichte" suchte bewusst die Nähe zu einer Bevölkerungspolitik, die die "völkische" und "rassische" Neuordnung Europas anstrebte und in Völkermord und Vernichtungskrieg mündete. Gerade auch Historiker der jüngeren Generation stellten sich in den Dienst der NS-Diktatur. Ingo Haar analysiert diese Entwicklung erstmals im Zusammenhang, beschreibt die institutionellen und ideologischen Grundlagen der "Volksgeschichte" und untersucht deren Rolle im "Volkstumskampf". Drittes Reich GeistesGeschichte KulturGeschichte Geschichtswissenschaft Historiker Historikerinnen Nationalsozialismus Ideologie Wie das Bild der Wissenschaften zur Zeit des Dritten Reichs überhaupt hat sich auch das Bild der Geschichtswissenschaft im Nationalsozialismus in den letzten Jahrzehnten beständig gewandelt. Die Annahme, unter Hitler hätte es in Deutschland keinen geregelten Wissenschaftsbetrieb gegeben, ist ebenso überholt wie die These, Wissenschaft und Politik seien im Dritten Reich zwei völlig getrennt operierende Funktionsbereiche gewesen. Die spezielle Debatte um die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist nicht zuletzt seit dem Historikertag 1998 in Frankfurt am Main wieder aktuell. Einen wesentlichen Beitrag zur Forschungsdiskussion lieferte der Berliner Historiker Ingo Haar mit seinem 2000 in der von Berding, Kocka, Ullmann und Wehler herausgegebenen Reihe Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft erschienenen Buch Historiker im Nationalsozialismus. Haars Untersuchung zielt vor allem auf das personelle und institutionelle Geflecht der einflussreichen „Volksgeschichte" ab, die Fragen des Volkstums und der völkisch-geographischen Ordnung behandelte und enge Bindungen mit staatlichen und politischen Instanzen einging. Dabei wird hauptsächlich die Arbeit der „Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft" betrachtet, eines mit NS-Staat und NSDAP eng verflochtenen Forschungsverbunds. Haars zentrale Fragestellungen behandeln dabei den Aufstieg und Fall der völkisch orientierten deutschen Geschichtswissenschaft und die Vernetzung der sogenannten „Volksgeschichte" mit dem Herrschaftssystem der Nationalsozialisten. Dazu untersucht Haar sowohl den Aufbau außeruniversitärer Forschungseinrichtungen unter dem Einfluss völkischer Paradigmen als auch hauptsächliche Akteure sowie ihre Rolle in der Konzeption und Beratung der Politik. Dabei werden v.a. Historiker wie Aubin, Brackmann, Rothfels und Schieder sowie die deutsche Ostforschung und die Beteiligung der Historiker an „Umsiedlungs"- und „Eindeutschungsplänen" beleuchtet. Haar beginnt seine Arbeit mit einleitenden Informationen über Volkstumsforschung in der durch den Versailler Vertrag gehemmten Weimarer Republik und beschreibt die Entwicklung der Leipziger Stiftung für Volks- und Kulturbodenforschung, die völkisch orientierten Wissenschaftlern ein Forum bot, abseits des universitären Lebens an der Revisionspolitik der politischen Instanzen zu partizipieren und sich in aktiver „Deutschtumsarbeit" üben zu können. Mit dem Erfolg der nationalsozialistischen Ideologie und ihrer totalitären sowie rassistischen Ordnungsvorstellungen wurden auch den bis dato als Spezialforschung angesehenen Wissenschaftsprogrammen und ihrem Begriffsrepertoire um „Volkstum", „Volksboden" und „Lebensraum" größere Möglichkeiten eröffnet. Der Begriff des „eigenständigen Volks" ermöglichte eine Unterteilung in „Volksgenossen" und zu entfernende „Volksfeinde", was die Interpretation der Revisionspolitik in den Kreisen der Volkstumsforschung um eine weitere rassistische und aggressive Nuance erweiterte. Im Kontrast zu Historikern liberalerer Auffassung griffen z.B. Rothfels und sein Königsberger Schülerkreis den Gedanken einer „Revolution von Rechts" wieder auf. Die „völkischen Nachwuchshistoriker" plädierten bereits 1929 für einen Politikwechsel in Richtung einer ethnischen Neuordnung Europas. Durch einen Generationenwechsel begünstigte Forscher wie Brackmann, Aubin und Oberländer stellten sich in den Dienst der Nationalsozialisten und ihrem Ostprogramm. Weite Teile Osteuropas wurden von Seiten der völkischen Geschichtswissenschaftler, die sich mittlerweile auf zwei Historikertagen konsolidiert hatten, als Zone germanisch-deutscher Kulturausstrahlung bestimmt. Im Zuge der Gleichschaltung der deutschen Geschichtswissenschaft lehnte Brackmann im Gegensatz zu Oberländer die Leitung der neu gegründeten Nordostdeutschen Forschungsgemeinschaft nicht ab; der Kreis der Königsberger Nachwuchshistoriker rückte in die Historikerelite Deutschlands ein. Die ostdeutsche Geschichtswissenschaft wurde zentralisiert, die Forschungsgemeinschaft kontrollierte zahlreiche Projekte zu Fragen der Grenzziehung und Bevölkerungspolitik. Die Nachwuchshistoriker unterstützen die Ostpolitik der NSDAP, die selber noch nicht in der Lage gewesen war, akademische Eliten herauszubilden. Nach 1937 erlangte die Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft endgültig den Status einer staatlich geförderten Großforschungseinrichtung. Die fachlichen und durch Auslandskontakte bzw. -besuche erlangten Kenntnisse der Volkstumshistoriker waren unentbehrlich für die nationalsozialistische Volksgruppenpolitik nach der Niederwerfung Polens. In engster Zusammenarbeit mit dem Planungsstab der Siedlungs- und Bevölkerungspolitik wurden zahlreiche Karten und Statistiken als Grundlage der Bevölkerungspolitik produziert. Dies waren bereitwillig ausgeführte Auftragsarbeiten für den NS-Staat, dem eine eigene akademische Elite noch immer fehlte. Auch in die konzeptionellen Prozesse, die zur Vernichtung der europäischen Juden führen sollten, waren Historiker und Geographen der Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft beteiligt und votierten nach Haar offen für eine Politik der „Eindeutschung", die sie auch im Nachhinein zu rechtfertigen suchten. Vordenker des Völkermords waren, Vandenhoeck & Ruprecht, 2000, 0<
Biblio.co.uk BOOK-SERVICE Lars Lutzer - ANTIQUARIAN BOOKS - LITERATURE SEARCH *** BOOKSERVICE *** ANTIQUARIAN RESEARCH Versandkosten: EUR 7.04 Details... |
Historiker im Nationalsozialismus Deutsche Geschichtswissenschaft und der 'Volkstumskampf' im Osten Beitrage Der Akademie Für Migration und Integration von Ingo Haar Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft #143 Vandenhoeck & Ruprecht Volksgeschichte und Politik im Nationalsozialismus - Die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist Gegenstand heftiger Diskussionen. Ingo Haar untersucht das personelle und institutionelle Netzwerk der "Volksgeschichte", einer einflussreichen Richtung der deutschen Geschichtswissenschaft, und ihre Verflechtung mit staatlichen Instanzen und politischen Kreisen. Im Mittelpunkt steht die "Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft", ein großer Forschungsverbund, in dem Staat, Partei und Wissenschaft eng miteinander verflochten waren. Die "Volksgeschichte" suchte bewusst die Nähe zu einer Bevölkerungspolitik, die die "völkische" und "rassische" Neuordnung Europas anstrebte und in Völkermord und Vernichtungskrieg mündete. Gerade auch Historiker der jüngeren Genera - Taschenbuch
2008, ISBN: 9783525359426
Gebundene Ausgabe
1929. Berlin, Tobias-Rota, 1929. 30 : 21 cm. 12 Seiten mit vielen Abbildungen. Original Karton. Paris im Jahr 1793, mitten in der französischen Revolution: Um den letzten Wunsch ihres ve… Mehr…
1929. Berlin, Tobias-Rota, 1929. 30 : 21 cm. 12 Seiten mit vielen Abbildungen. Original Karton. Paris im Jahr 1793, mitten in der französischen Revolution: Um den letzten Wunsch ihres verstorbenen Vaters zu erfüllen, hat sich die Komtesse Alaine de l’Estelle mit dem Adligen Erneste de Tressailles verlobt. Erneste kämpft als sogenannter Emigrantenoffizier in der österreichischen Armee gegen die Republikaner. Als Erneste in der Nähe von Alaines Schloss Trionville stationiert wird, besucht er sie, um schnell zu heiraten. Doch da dringt eine republikanische Armee unter Führung des kaltherzigen Bürgerkommissars Montaloup ins Schloss ein und verhaftet Erneste. Als Emigrantenoffizier und Volksfeind wird er zum Tode verurteilt. Um Erneste zu retten, bittet Alaine den gutmütigen republikanischen Oberleutnant Marc-Arron um Hilfe… Dieses visuell opulente und hochkarätig besetzte Revolutionsdrama zeigt, mit welcher Raffinesse ein »bloßer Unterhaltungsfilm« Ende der 1920er Jahre hergestellt werden konnte. Das zugrunde liegende Bühnenstück des populären dänischen Schriftstellers Sophus Michaëlis wurde zuvor bereits viermal in Dänemark und Deutschland verfilmt. Diese letzte stumme Bearbeitung fürs Kino ist eine Meisterleistung internationaler Zusammenarbeit: Ein dänischer Regisseur setzte im Auftrag einer deutschen Produktionsfirma ein dänisches Stück mit französischem Inhalt in Szene, das kleine, aber feine Ensemble bestand aus dem Schweden Gösta Eckman, der Italienerin Diomira Jacobini, dem Österreicher Fritz Kortner und der Dänin Karina Bell. Ein Paradebeispiel für die Internationalität der Filmproduktion und der Filmgeschichte – und des Filmerbes. [...] Eine Gesamtleistung und von selten verwirklichter Geschlossenheit, Abrundung, Gekonntheit. Ein Werk, in dem alle, aber auch alle Register gezogen – und richtig gezogen werden. Ein Film, der den Rechenschaftsbericht einer ganzen Periode filmkünstlerischer Entwicklung beinhaltet – der nicht Experimente also in Neuland (oder vermeintliches Neuland) beabsichtigt, sondern der die Summe zieht von dem, was deutsche Filmproduktion heute auf Grund aller von ihr geistig erarbeiteten Kenntnisse um die Kinematographie nach jeder Hinsicht zu leisten, zu geben, zu verwirklichen vermag. Und ein schlagender Beweis dafür, daß die alleintragfähige geistige Basis produktiven Filmschaffens das Manuskript ist. Denn in diesem Buch von Norbert Falk und Robert Liebmann ist in der Tat die Summe aller feststehenden und unbestreitbaren Erkenntnisse gezogen, die wir vom Wesen der Filmdramatik haben. Die höchst persönliche Meisterleistung zweier schöpferischer Bilddramengestalter, die klares Wissen um Stumme Ausdruckskunst in eine mit Überlegenheit rhythmisierte Bildhandlung von zwingender Kontinuität, von überzeugendem In- und Gegeneinander und vollendeter Kongruenz des inneren und äußeren Weltbildes, von packender Zwangsläufigkeit in der tiefen Wechselwirkung zwischen zeitgebundenem Vorgang und menschlichem und psychologischem Schicksal zu komponieren wissen. Dramatische Kunst im tiefsten und letzten Sinne des anspruchsvollen Wortes. Dramatische Kunst als Lichtspiel. (Die Fülle der Einzelheiten wäre zu groß, wenn der Rezensent dem Wunsche, sie hier festzustellen, nachgeben würde.) So sei zur Handlung, zum Dramenbau des Drehbuches nur dies noch gesagt: wie schleudern uns die ersten packenden Bilder unwiderstehlich in die Zeit der großen Revolution – wie löst sich das Spiel, wie klingt es ab mit der geistreichen Aufnahme der Rokokouhr; gefilmte Geschichts-Philosophie klingt an … und es darf nicht verschwiegen werden, weil es vielleicht das Schönste an diesem schönen Film ist, daß er Gesinnung hat. Und daß seine Gesinnung – gerade seine Gesinnung – das Publikum bei offener Szene zu begeistertem Beifall empor riß. Einer der wenigen Filme – und damit ist vielleicht das Beste über ihn gesagt – der die Hirne zum Nachdenken zwingt. Vor allem aber spricht er zu den Herzen. Und daß A. W. Sandberg, der dänische Regisseur, sich nicht nur als Meister der großartigen, prachtvoll bewegten und belebten Massenszenen erweist, sondern vielmehr über der äußeren Entfaltung den inneren menschlichen Kern und damit den eigentlichen Spielszenen seine ganze Liebe mit feinstem Gefühl für die Enträtselung des menschlichen Herzens zuwendet, macht seine Regieleistung zu einer künstlerischen Tat. Man muß sich die ungewöhnlichen Aufgaben vergegenwärtigen, vor die gerade dieses anspruchsvolle Sujet den Regisseur stellte, um zu ermessen, welch reicher und großer Interpretationskunst es seine Verwirklichung zu, stummsprechenden Film zu danken hat. Die Terra hat nicht allein reiche Mittel jeder Art zur Verfügung gestellt, um die großen historischen Visionen der Autoren und des Spielleiters zu verwirklichen, sondern auch ein mit höchster Sorgfalt ausgewähltes Schauspieler-Ensemble. […] Hans Wollenberg in: Lichtbild-Bühne, Nr. 239, 4.10.1928. Regie: A.W. Sandberg - Drehbuch: Norbert Falk, Robert Liebmann frei nach dem Bühnenstück „Revolutionsbryllup“ (1906) von Sophus Michaëlis - Kamera: Christen Jørgensen, Hans Scheib - Darsteller: Diomira Jacobini, Karina Bell, Walter Rilla, Gösta Ekman, Fritz Kortner, Paul Henckels - Produktion: Terra-Film A.G., Berlin - Premiere: 03.10.1928 (Berlin) - Format: 35mm - Farbe: schwarzweiß - Colour black and white - Zwischentitel: Dänisch - Musik: Richard Siedhoff (Piano) Richard Siedhoff (Jahrgang 1987) ist Stummfilmmusiker und Komponist. Seit 2008 begleitete er weit mehr als 300 Stummfilmklassiker mit Eigenkompositionen und konzipierten Improvisationen am Klavier sowie gelegentlich an der Kinoorgel und gilt als einer der gefragtesten Nachwuchstalente auf seinem Gebiet. Er ist Hauspianist im Lichthaus Kino Weimar, dessen Stummfilmprogramm er kuratiert. Zudem ist er als Komponist, Pianist und Darsteller für Film, Theater und Kabarett tätig. - Musik: Mykyta Sierov (Oboe) Mykyta Sierov wurde in Kiew (Ukraine) geboren. Er erhielt seinen ersten Musikunterricht im Alter von sechs Jahren. Nach dem Studium an der Kiewer Musikakademie wechselte er an die Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar, wo er den Masterstudiengang als Oboist absolvierte. Zur Zeit ist Mykyta Sierov als freischaffender Solist und Orchestermusiker tätig. Mit verschiedenen Kammermusikgruppen spielt er nicht nur klassische Musik, sondern auch Jazz und Pop sowie eigene Kompositionen. Als Solist gibt er zahlreiche Konzerte in Deutschland und im Ausland., 1929, 0, 1822. Notiz. Geb. Nat. Heilk. (1), 35. - Hrsg. v. Ludwig Friedrich Froriep. - Weimar, Landes-Industrie-Comptoir, Mai 1822, 4°, Sp.193-207, feine Broschur. Erstdruck! .... Brauchbare Aufzeichnungen existieren erst ab Oktober 1819 unter dem Direktor der Sternwarte, Professor J. F. Posselt, dem ab März 1820 der Gehilfe und spätere Professor L. Schrön zur Seite stand. In diesen Jahren wurde auch auf Weisung des damaligen Staatsministers Goethe das erste staatliche Meßnetz Deutschlands im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach unter der Leitung von Schrön aufgebaut. Diesem Netz gehörten neben Jena mit unterschiedlicher Dauer die Hilfsstationen Schöndorf bei Weimar, Wartburg, Eisenach, Weida, Mosen bei Weida, Ilmenau, Frankenheim und Allstedt an. Die Daten dieser Stationen wurden zum Teil von Schrön ausgewertet und für die Jahre 1822 bis 1827 in den meteorologischen Beobachtungen, mitgeteilt von der großherzoglichen Sternwarte zu Jena, veröffentlicht. Nach dem Tode Goethes 1832 mußten alle Hilfsstationen ihre Arbeit einstellen. Nur an der Universitätssternwarte wurden auf Initiative von Schrön die Messungen nun sogar sechsmal täglich bis zu seinem Tode im Jahre 1875 fortgeführt. Nach einer kurzen Zwischenzeit mit Meßlücken kam die Jenaer Station 1881 zum Meßnetz des Preußischen Meteorologischen Instituts in Berlin. Seit dieser Zeit werden die Klimadaten bis auf den heutigen Tag zu den Mannheimer Stunden erfaßt und Jena verfügt so über eine der längsten homogenen Klimameßreihen in Deutschland. Wetterbeobachtungen im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach in den Jahren 1770 bis 1832 - G. Kluge Sp.196: Damit die verschiedenen Beobachter den Stand der Instrumente und die dabei jederzeit stattfindenden Erscheinungen und Veränderungen der Witterung nach einerlei Plan aufzeichnen können, ist unter der Direction Sr. Excellenz des Herrn Geheimen Rath v. Göthe, unter dessen Ministerium diese Angelegenheit gestellt sind, eine Instruction ausgearbeitet worden, worin genau bestimmt ist, zu welcher Zeit und auf welche Weisde die Beobachtungen in die, dazu besonders gestochenen Tabellen, eingetragen werden müssen, und worauf mann bei den manigfaltigen Phänomenen unseres Dunstkreises seine Aufmerksamkeit vorzüglich zu richten habe. Die auf die vorgeschriebene Weise ausgefüllten Tabellen werden monatlich an den Geheimen Staatsminister von Göthe eingesandt, von wo sie an die Sternwarte Jena gelangen, um zur gemeinschaftlichen Vergleichung benutzt zu werden. (Hier werden die Mittel aus dem Jahre 1821 mitgetheilt, die der Gehilfe bei der Sternwarte, Student der Mathematik Ludwig Schrön ausführte). Schmid Nr. 334, 1822, 0, Vandenhoeck & Ruprecht, 2000. 2000. Softcover. 23,5 x 16,2 x 2,9 cm. Drittes Reich GeistesGeschichte KulturGeschichte Geschichtswissenschaft Historiker Historikerinnen Nationalsozialismus Ideologie Wie das Bild der Wissenschaften zur Zeit des Dritten Reichs überhaupt hat sich auch das Bild der Geschichtswissenschaft im Nationalsozialismus in den letzten Jahrzehnten beständig gewandelt. Die Annahme, unter Hitler hätte es in Deutschland keinen geregelten Wissenschaftsbetrieb gegeben, ist ebenso überholt wie die These, Wissenschaft und Politik seien im Dritten Reich zwei völlig getrennt operierende Funktionsbereiche gewesen. Die spezielle Debatte um die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist nicht zuletzt seit dem Historikertag 1998 in Frankfurt am Main wieder aktuell. Einen wesentlichen Beitrag zur Forschungsdiskussion lieferte der Berliner Historiker Ingo Haar mit seinem 2000 in der von Berding, Kocka, Ullmann und Wehler herausgegebenen Reihe Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft erschienenen Buch Historiker im Nationalsozialismus. Haars Untersuchung zielt vor allem auf das personelle und institutionelle Geflecht der einflussreichen „Volksgeschichte" ab, die Fragen des Volkstums und der völkisch-geographischen Ordnung behandelte und enge Bindungen mit staatlichen und politischen Instanzen einging. Dabei wird hauptsächlich die Arbeit der „Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft" betrachtet, eines mit NS-Staat und NSDAP eng verflochtenen Forschungsverbunds. Haars zentrale Fragestellungen behandeln dabei den Aufstieg und Fall der völkisch orientierten deutschen Geschichtswissenschaft und die Vernetzung der sogenannten „Volksgeschichte" mit dem Herrschaftssystem der Nationalsozialisten. Dazu untersucht Haar sowohl den Aufbau außeruniversitärer Forschungseinrichtungen unter dem Einfluss völkischer Paradigmen als auch hauptsächliche Akteure sowie ihre Rolle in der Konzeption und Beratung der Politik. Dabei werden v.a. Historiker wie Aubin, Brackmann, Rothfels und Schieder sowie die deutsche Ostforschung und die Beteiligung der Historiker an „Umsiedlungs"- und „Eindeutschungsplänen" beleuchtet. Haar beginnt seine Arbeit mit einleitenden Informationen über Volkstumsforschung in der durch den Versailler Vertrag gehemmten Weimarer Republik und beschreibt die Entwicklung der Leipziger Stiftung für Volks- und Kulturbodenforschung, die völkisch orientierten Wissenschaftlern ein Forum bot, abseits des universitären Lebens an der Revisionspolitik der politischen Instanzen zu partizipieren und sich in aktiver „Deutschtumsarbeit" üben zu können. Mit dem Erfolg der nationalsozialistischen Ideologie und ihrer totalitären sowie rassistischen Ordnungsvorstellungen wurden auch den bis dato als Spezialforschung angesehenen Wissenschaftsprogrammen und ihrem Begriffsrepertoire um „Volkstum", „Volksboden" und „Lebensraum" größere Möglichkeiten eröffnet. Der Begriff des „eigenständigen Volks" ermöglichte eine Unterteilung in „Volksgenossen" und zu entfernende „Volksfeinde", was die Interpretation der Revisionspolitik in den Kreisen der Volkstumsforschung um eine weitere rassistische und aggressive Nuance erweiterte. Im Kontrast zu Historikern liberalerer Auffassung griffen z.B. Rothfels und sein Königsberger Schülerkreis den Gedanken einer „Revolution von Rechts" wieder auf. Die „völkischen Nachwuchshistoriker" plädierten bereits 1929 für einen Politikwechsel in Richtung einer ethnischen Neuordnung Europas. Durch einen Generationenwechsel begünstigte Forscher wie Brackmann, Aubin und Oberländer stellten sich in den Dienst der Nationalsozialisten und ihrem Ostprogramm. Weite Teile Osteuropas wurden von Seiten der völkischen Geschichtswissenschaftler, die sich mittlerweile auf zwei Historikertagen konsolidiert hatten, als Zone germanisch-deutscher Kulturausstrahlung bestimmt. Im Zuge der Gleichschaltung der deutschen Geschichtswissenschaft lehnte Brackmann im Gegensatz zu Oberländer die Leitung der neu gegründeten Nordostdeutschen Forschungsgemeinschaft nicht ab; der Kreis der Königsberger Nachwuchshistoriker rückte in die Historikerelite Deutschlands ein. Die ostdeutsche Geschichtswissenschaft wurde zentralisiert, die Forschungsgemeinschaft kontrollierte zahlreiche Projekte zu Fragen der Grenzziehung und Bevölkerungspolitik. Die Nachwuchshistoriker unterstützen die Ostpolitik der NSDAP, die selber noch nicht in der Lage gewesen war, akademische Eliten herauszubilden. Nach 1937 erlangte die Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft endgültig den Status einer staatlich geförderten Großforschungseinrichtung. Die fachlichen und durch Auslandskontakte bzw. -besuche erlangten Kenntnisse der Volkstumshistoriker waren unentbehrlich für die nationalsozialistische Volksgruppenpolitik nach der Niederwerfung Polens. In engster Zusammenarbeit mit dem Planungsstab der Siedlungs- und Bevölkerungspolitik wurden zahlreiche Karten und Statistiken als Grundlage der Bevölkerungspolitik produziert. Dies waren bereitwillig ausgeführte Auftragsarbeiten für den NS-Staat, dem eine eigene akademische Elite noch immer fehlte. Auch in die konzeptionellen Prozesse, die zur Vernichtung der europäischen Juden führen sollten, waren Historiker und Geographen der Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft beteiligt und votierten nach Haar offen für eine Politik der „Eindeutschung", die sie auch im Nachhinein zu rechtfertigen suchten. Vordenker des Völkermords waren sie Haar zufolge aber nicht, auch wenn sie das deutsche Volk als kulturell und ethnisch überlegen ansahen. Alles in allem hat Ingo Haar mit Historiker im Nationalsozialismus eine interessante und v.a. in zahlreichen Einzelbefunden bemerkenswerte Studie vorgelegt, die zahlreiches zuvor nicht untersuchtes Material erschließt und deshalb, wie bereits vielfach angemerkt, wohl zurecht als „Pionierstudie" in diesem Forschungsfeld bezeichnet werden kann. Haars brisante Erkenntnisse und die möglichen Rückschlüsse haben bereits im Vorfeld des Erscheinens des Buches für heftige Diskussionen gesorgt und dem Buch einigen Pressewirbel beschert. Dabei sind Haars ansonsten recht pointierte Folgerungen und Rückschlüsse gerade im Hinblick auf die Frage einer direkten Vorbereitung des Genozid über die konzeptionelle Beteiligung des beleuchteten Historikerpersonals hinaus eher vorsichtig und zurückhaltend, generell sogar mangels weiterer Erkenntnisse verneinend. Nichtsdestotrotz haben sogar namhafte Historiker wie Heinrich-August Wehler oder Hans Mommsen Kritik an Haars Arbeit geäußert. Während die Neue Züricher Zeitung und die Frankfurter Allgemeine Zeitung die Detailtreue und Quellenfülle der Arbeit loben und die Nachzeichnung mancher personeller Kontinuitätslinien bis in die Bundesrepublik hervorheben, äußern sie dennoch leichte Kritik, z.B. an der fehlenden Definition der als „völkisch" eingestuften Begriffe sowie der mangelnden Lesbarkeit und abschließenden Reflexion. Der nahezu uneingeschränkten Begeisterung der TAZ seinerzeit schloss sich die ZEIT nicht anHier wird ein fehlender europäischer Vergleich in Sachen „völkischer" Geschichtswissenschaft bemängelt und Haars Einstufung der Rolle der Historiker im Vergleich zur Rolle anderer Wissenschaftler hinterfragt. Aber auch angesichts manch vielleicht zu voreiliger Zuspitzungen (z.B. die Motivationen und Denkarten manch genannter Personen wie Rothfels und Schieder betreffend) bleibt Haars Buch sicherlich eine interessante Studie, deren quellennahe Arbeit den Rückschluss zulässt, dass bei näherer Betrachtung auch die Historiker nicht „mit weißer Weste" durch die Zeit des Dritten Reichs gekommen sind. Was Haars Buch tatsächlich fehlt, sind Lesbarkeit und der Zugang für Leser, die nicht über außerordentliche Vorkenntnisse der Materie verfügen. Haar schreibt in einem sehr formellen Stil, bleibt gleichzeitig aber in der durch die Thematik vorgegebenen Terminologie verhaftet. Zusätzlich verliert er sich oftmals in einer enormen Detailfülle und verpasst dabei über weite Strecken, abgesehen von der Konzentration auf einige Personen einen klareren roten Faden zu etablieren, was der Konsumierbarkeit des zugegebenermaßen komplexen Stoffes leider ebenfalls schadet. Entgegen der Suggestion des vollmundigen Titels konzentriert sich Haar in seiner Darstellung im Übrigen vollends auf die erwähnten Forscherkasten; Einblicke in die universitären Geschichtswissenschaften liefert sein Buch dagegen nicht.Volksgeschichte und Politik im Nationalsozialismus - Die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist Gegenstand heftiger Diskussionen. Ingo Haar untersucht das personelle und institutionelle Netzwerk der "Volksgeschichte", einer einflussreichen Richtung der deutschen Geschichtswissenschaft, und ihre Verflechtung mit staatlichen Instanzen und politischen Kreisen. Im Mittelpunkt steht die "Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft", ein großer Forschungsverbund, in dem Staat, Partei und Wissenschaft eng miteinander verflochten waren. Die "Volksgeschichte" suchte bewusst die Nähe zu einer Bevölkerungspolitik, die die "völkische" und "rassische" Neuordnung Europas anstrebte und in Völkermord und Vernichtungskrieg mündete. Gerade auch Historiker der jüngeren Generation stellten sich in den Dienst der NS-Diktatur. Ingo Haar analysiert diese Entwicklung erstmals im Zusammenhang, beschreibt die institutionellen und ideologischen Grundlagen der "Volksgeschichte" und untersucht deren Rolle im "Volkstumskampf". Drittes Reich GeistesGeschichte KulturGeschichte Geschichtswissenschaft Historiker Historikerinnen Nationalsozialismus Ideologie Wie das Bild der Wissenschaften zur Zeit des Dritten Reichs überhaupt hat sich auch das Bild der Geschichtswissenschaft im Nationalsozialismus in den letzten Jahrzehnten beständig gewandelt. Die Annahme, unter Hitler hätte es in Deutschland keinen geregelten Wissenschaftsbetrieb gegeben, ist ebenso überholt wie die These, Wissenschaft und Politik seien im Dritten Reich zwei völlig getrennt operierende Funktionsbereiche gewesen. Die spezielle Debatte um die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist nicht zuletzt seit dem Historikertag 1998 in Frankfurt am Main wieder aktuell. Einen wesentlichen Beitrag zur Forschungsdiskussion lieferte der Berliner Historiker Ingo Haar mit seinem 2000 in der von Berding, Kocka, Ullmann und Wehler herausgegebenen Reihe Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft erschienenen Buch Historiker im Nationalsozialismus. Haars Untersuchung zielt vor allem auf das personelle und institutionelle Geflecht der einflussreichen „Volksgeschichte" ab, die Fragen des Volkstums und der völkisch-geographischen Ordnung behandelte und enge Bindungen mit staatlichen und politischen Instanzen einging. Dabei wird hauptsächlich die Arbeit der „Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft" betrachtet, eines mit NS-Staat und NSDAP eng verflochtenen Forschungsverbunds. Haars zentrale Fragestellungen behandeln dabei den Aufstieg und Fall der völkisch orientierten deutschen Geschichtswissenschaft und die Vernetzung der sogenannten „Volksgeschichte" mit dem Herrschaftssystem der Nationalsozialisten. Dazu untersucht Haar sowohl den Aufbau außeruniversitärer Forschungseinrichtungen unter dem Einfluss völkischer Paradigmen als auch hauptsächliche Akteure sowie ihre Rolle in der Konzeption und Beratung der Politik. Dabei werden v.a. Historiker wie Aubin, Brackmann, Rothfels und Schieder sowie die deutsche Ostforschung und die Beteiligung der Historiker an „Umsiedlungs"- und „Eindeutschungsplänen" beleuchtet. Haar beginnt seine Arbeit mit einleitenden Informationen über Volkstumsforschung in der durch den Versailler Vertrag gehemmten Weimarer Republik und beschreibt die Entwicklung der Leipziger Stiftung für Volks- und Kulturbodenforschung, die völkisch orientierten Wissenschaftlern ein Forum bot, abseits des universitären Lebens an der Revisionspolitik der politischen Instanzen zu partizipieren und sich in aktiver „Deutschtumsarbeit" üben zu können. Mit dem Erfolg der nationalsozialistischen Ideologie und ihrer totalitären sowie rassistischen Ordnungsvorstellungen wurden auch den bis dato als Spezialforschung angesehenen Wissenschaftsprogrammen und ihrem Begriffsrepertoire um „Volkstum", „Volksboden" und „Lebensraum" größere Möglichkeiten eröffnet. Der Begriff des „eigenständigen Volks" ermöglichte eine Unterteilung in „Volksgenossen" und zu entfernende „Volksfeinde", was die Interpretation der Revisionspolitik in den Kreisen der Volkstumsforschung um eine weitere rassistische und aggressive Nuance erweiterte. Im Kontrast zu Historikern liberalerer Auffassung griffen z.B. Rothfels und sein Königsberger Schülerkreis den Gedanken einer „Revolution von Rechts" wieder auf. Die „völkischen Nachwuchshistoriker" plädierten bereits 1929 für einen Politikwechsel in Richtung einer ethnischen Neuordnung Europas. Durch einen Generationenwechsel begünstigte Forscher wie Brackmann, Aubin und Oberländer stellten sich in den Dienst der Nationalsozialisten und ihrem Ostprogramm. Weite Teile Osteuropas wurden von Seiten der völkischen Geschichtswissenschaftler, die sich mittlerweile auf zwei Historikertagen konsolidiert hatten, als Zone germanisch-deutscher Kulturausstrahlung bestimmt. Im Zuge der Gleichschaltung der deutschen Geschichtswissenschaft lehnte Brackmann im Gegensatz zu Oberländer die Leitung der neu gegründeten Nordostdeutschen Forschungsgemeinschaft nicht ab; der Kreis der Königsberger Nachwuchshistoriker rückte in die Historikerelite Deutschlands ein. Die ostdeutsche Geschichtswissenschaft wurde zentralisiert, die Forschungsgemeinschaft kontrollierte zahlreiche Projekte zu Fragen der Grenzziehung und Bevölkerungspolitik. Die Nachwuchshistoriker unterstützen die Ostpolitik der NSDAP, die selber noch nicht in der Lage gewesen war, akademische Eliten herauszubilden. Nach 1937 erlangte die Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft endgültig den Status einer staatlich geförderten Großforschungseinrichtung. Die fachlichen und durch Auslandskontakte bzw. -besuche erlangten Kenntnisse der Volkstumshistoriker waren unentbehrlich für die nationalsozialistische Volksgruppenpolitik nach der Niederwerfung Polens. In engster Zusammenarbeit mit dem Planungsstab der Siedlungs- und Bevölkerungspolitik wurden zahlreiche Karten und Statistiken als Grundlage der Bevölkerungspolitik produziert. Dies waren bereitwillig ausgeführte Auftragsarbeiten für den NS-Staat, dem eine eigene akademische Elite noch immer fehlte. Auch in die konzeptionellen Prozesse, die zur Vernichtung der europäischen Juden führen sollten, waren Historiker und Geographen der Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft beteiligt und votierten nach Haar offen für eine Politik der „Eindeutschung", die sie auch im Nachhinein zu rechtfertigen suchten. Vordenker des Völkermords waren, Vandenhoeck & Ruprecht, 2000, 0<
Ingo Haar:
Historiker im Nationalsozialismus Deutsche Geschichtswissenschaft und der 'Volkstumskampf' im Osten Beitrage Der Akademie Für Migration und Integration von Ingo Haar Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft #143 Vandenhoeck & Ruprecht Volksgeschichte und Politik im Nationalsozialismus - Die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist Gegenstand heftiger Diskussionen. Ingo Haar untersucht das personelle und institutionelle Netzwerk der "Volksgeschichte", einer einflussreichen Richtung der deutschen Geschichtswissenschaft, und ihre Verflechtung mit staatlichen Instanzen und politischen Kreisen. Im Mittelpunkt steht die "Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft", ein großer Forschungsverbund, in dem Staat, Partei und Wissenschaft eng miteinander verflochten waren. Die "Volksgeschichte" suchte bewusst die Nähe zu einer Bevölkerungspolitik, die die "völkische" und "rassische" Neuordnung Europas anstrebte und in Völkermord und Vernichtungskrieg mündete. Gerade auch Historiker der jüngeren Genera - Taschenbuch2006, ISBN: 9783525359426
Frankfurt, Anabas, 2000. 4°, 270 S.. zahlr. tlw. farb. Abb., Kart., Einbd. min. bestossen, sonst tadell. Anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im O.K. Centrum für Gegenwartskunst. - W… Mehr…
Frankfurt, Anabas, 2000. 4°, 270 S.. zahlr. tlw. farb. Abb., Kart., Einbd. min. bestossen, sonst tadell. Anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im O.K. Centrum für Gegenwartskunst. - Währung als identitätsstiftendes Element, der Umgang mit Geld in einer Zeit, in der auch die klingendste Münze immer öfter in der elektronischen Datenwelt verstummt.Zentriert um ausgewählte Originaltexte aus der neuzeitlichen Theoriegeschichte des Geldes, von denen einige für diese Publikation erstmals ins Deutsche übersetzt wurden, wird in Verbindung mit dem Kommentar und dem reichhaltigen Bildmaterial ein spannendes Zeitpanorama entfaltet.- Wolfgang Pircher ist Assistenzprofessor am Institut für Philosophie der Universität Wien. Nach einer Ausbildung in elektrischer Nachrichtentechnik und Elektronik, studierte er Volkswirtschaftslehre und Philosophie und promovierte 1983 in Philosophie an der Universität Wien. Von 1993 bis 1998 war er am Projekt "Von der politischen zur reinen Ökonomie" der Wirtschaftsuniversität Wien beteiligt. Er war Gastprofessor an der Technischen Universität Wien, sowie Gastwissenschaftler am Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin und am Graduiertenkolleg Mediale Historiographien in Weimar. Zudem ist er auch als Kurator tätig und war für Konzept und Realisierung des wissenschaftshistorischen Teiles der Ausstellung "WUNDERBLOCK. Eine Geschichte der modernen Seele" (Wiener Festwochen 1989), sowie den kulturgeschichtlichen Teil der Ausstellung "Sozialmaschine Geld" (Linz, Centrum für Gegenwartskunst, 1999/2000) verantwortlich. Pircher ist Mitglied des Netzwerkes Wissen im Entwurf. Zeichnen und Schreiben als Verfahren der Forschung, einer institutsübergreifende Forschungsinitiative des Max Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte Berlin und des Kunsthistorischen Instituts in Florenz. 010, Frankfurt, Anabas, 2000, 0, VDG Weimar, 2000. 2000. Softcover. 20,4 x 14,4 x 1,7 cm. Die Künstler-Kolonie Worpswede bei Bremen, die 1889 gegründet wurde, ist noch heute stolz darauf, Teil einer europäischen Kunstbewegung gewesen zu sein, die wie ein unsichtbares Netz ab 1830 - ausgehend von Barbizon bei Paris - Europa bis zum Ende des Ersten Weltkrieges überzogen hat. Verschwiegen wird meist ein Aspekt, der ganz wesentlich an der Gründung der Worpsweder Künstlerkolonie beteiligt war und eine Gleichsetzung mit anderen europäischen "Kunst-Dörfern" fraglich macht: der deutsch-völkische. Denn der neuromantische Rückzug aufs Land, der Protest gegen den Akademie-Betrieb und die ganze pompöse Salonkunst der Wilhelminischen Epoche war in Wirklichkeit von tiefem Kulturpessimismus geprägt, dem auch völkische Motive zugrunde lagen. Deutlich wird dies an der großen Verehrung der ersten Worpsweder Malergeneration für den völkischen Ideologen Julius Langbehn, der mit seinem Bestseller "Rembrandt als Erzieher"(1890) der neuromantischen Protesthaltung der Zeit Ausdruck verlieh. In der engen Verwurzelung mit dem "niederdeutschen" Heimatgedanken lag ein Ausgangspunkt der Worpsweder Kunst. Dies brachte die Maler später in enge Verbindung mit dem Nationalsozialismus. Worpswede sollte zum "Niederdeutschen Kunstzentrum" ausgebaut werden. Mackensen und Modersohn wurden von den Nationalsozialisten besonders geschätzt und mit Ausstellungen und Auszeichnungen geehrt. Dieses Buch arbeitet endlich ein wesentliches Stück der bisher tabuisierten Geschichte der bedeutendsten deutschen Künstlerkolonie auf. 389739LangtextDas Buch stellt in 13 Beiträgen die Berufsbereiche vor, in denen Hochschulabgänger der Kunstgeschichte überwiegend Arbeit finden. Erstmals wurden zu den Bereichen Museum, Denkmalpflege, Kunsthandel, Galerien, Auktionswesen und Tourismus bundesweite Umfragen durchgeführt, die realistische Prognosen zur Arbeitsmarktentwicklung zulassen. Von Interesse waren die Möglichkeiten der Weiterbildung oder Zusatzqualifikationen, das aktuelle Anforderungsprofil im jeweiligen Berufsbereich und Vorschläge zu möglichen Reformen des Studiums. Fünf Beiträge stellen die Ergebnisse in Text und Diagrammen vor. Darüber hinaus widmen sich anerkannte Spezialisten aus der Berufspraxis zum Beispiel dem Berufbild der Galerien, dem Kultursponsoring, dem Journalismus und der Arbeit beim Fernsehen. Abgerundet wird das Buch durch Kontakt-Infos und ein umfangreiches aktualisiertes Literaturverzeichnis, das nach Sachgruppen geordnet ist. Autor: Kai Artinger ist Kunsthistoriker, Ausstellungskurator und Autor in Berlin. 2001 baute er in Lübeck das Forum für Literatur und Bildende Kunst / Günter Grass-Haus mit auf. Leiter des Forums bis 2006. Publikationen u.a. zur Künstlerkolonie Worpswede sowie Autor mehrerer Krimis. Zusatzinfo 25 schw.-w. Abb. Sprache deutsch Maße 142 x 205 mm Einbandart Paperback Kunst Musik Theater Kunstgeschichte Kunststile Drittes Reich 3. Reich Künstler Malerei Drittes Reich Bildende Kunst Drittes Reich Künste Malerei Nationalsozialismus Kunsthistorisch Kunstgeschichte Worpswede Bildende Kunst Worpswede Kunst Malerei ISBN-10 3-89739-126-0 / 3897391260 ISBN-13 978-3-89739-126-0 / 9783897391260 Die Künstler-Kolonie Worpswede bei Bremen, die 1889 gegründet wurde, ist noch heute stolz darauf, Teil einer europäischen Kunstbewegung gewesen zu sein, die wie ein unsichtbares Netz ab 1830 - ausgehend von Barbizon bei Paris - Europa bis zum Ende des Ersten Weltkrieges überzogen hat. Verschwiegen wird meist ein Aspekt, der ganz wesentlich an der Gründung der Worpsweder Künstlerkolonie beteiligt war und eine Gleichsetzung mit anderen europäischen "Kunst-Dörfern" fraglich macht: der deutsch-völkische. Denn der neuromantische Rückzug aufs Land, der Protest gegen den Akademie-Betrieb und die ganze pompöse Salonkunst der Wilhelminischen Epoche war in Wirklichkeit von tiefem Kulturpessimismus geprägt, dem auch völkische Motive zugrunde lagen. Deutlich wird dies an der großen Verehrung der ersten Worpsweder Malergeneration für den völkischen Ideologen Julius Langbehn, der mit seinem Bestseller "Rembrandt als Erzieher"(1890) der neuromantischen Protesthaltung der Zeit Ausdruck verlieh. In der engen Verwurzelung mit dem "niederdeutschen" Heimatgedanken lag ein Ausgangspunkt der Worpsweder Kunst. Dies brachte die Maler später in enge Verbindung mit dem Nationalsozialismus. Worpswede sollte zum "Niederdeutschen Kunstzentrum" ausgebaut werden. Mackensen und Modersohn wurden von den Nationalsozialisten besonders geschätzt und mit Ausstellungen und Auszeichnungen geehrt. Dieses Buch arbeitet endlich ein wesentliches Stück der bisher tabuisierten Geschichte der bedeutendsten deutschen Künstlerkolonie auf. 389739LangtextDas Buch stellt in 13 Beiträgen die Berufsbereiche vor, in denen Hochschulabgänger der Kunstgeschichte überwiegend Arbeit finden. Erstmals wurden zu den Bereichen Museum, Denkmalpflege, Kunsthandel, Galerien, Auktionswesen und Tourismus bundesweite Umfragen durchgeführt, die realistische Prognosen zur Arbeitsmarktentwicklung zulassen. Von Interesse waren die Möglichkeiten der Weiterbildung oder Zusatzqualifikationen, das aktuelle Anforderungsprofil im jeweiligen Berufsbereich und Vorschläge zu möglichen Reformen des Studiums. Fünf Beiträge stellen die Ergebnisse in Text und Diagrammen vor. Darüber hinaus widmen sich anerkannte Spezialisten aus der Berufspraxis zum Beispiel dem Berufbild der Galerien, dem Kultursponsoring, dem Journalismus und der Arbeit beim Fernsehen. Abgerundet wird das Buch durch Kontakt-Infos und ein umfangreiches aktualisiertes Literaturverzeichnis, das nach Sachgruppen geordnet ist. Autor: Kai Artinger ist Kunsthistoriker, Ausstellungskurator und Autor in Berlin. 2001 baute er in Lübeck das Forum für Literatur und Bildende Kunst / Günter Grass-Haus mit auf. Leiter des Forums bis 2006. Publikationen u.a. zur Künstlerkolonie Worpswede sowie Autor mehrerer Krimis. Zusatzinfo 25 schw.-w. Abb. Sprache deutsch Maße 142 x 205 mm Einbandart Paperback Kunst Musik Theater Kunstgeschichte Kunststile Drittes Reich 3. Reich Künstler Malerei Drittes Reich Bildende Kunst Drittes Reich Künste Malerei Nationalsozialismus Kunsthistorisch Kunstgeschichte Worpswede Bildende Kunst Worpswede Kunst Malerei ISBN-10 3-89739-126-0 / 3897391260 ISBN-13 978-3-89739-126-0 / 9783897391260, VDG Weimar, 2000, 0, Vandenhoeck & Ruprecht, 2000. 2000. Softcover. 23,5 x 16,2 x 2,9 cm. Drittes Reich GeistesGeschichte KulturGeschichte Geschichtswissenschaft Historiker Historikerinnen Nationalsozialismus Ideologie Wie das Bild der Wissenschaften zur Zeit des Dritten Reichs überhaupt hat sich auch das Bild der Geschichtswissenschaft im Nationalsozialismus in den letzten Jahrzehnten beständig gewandelt. Die Annahme, unter Hitler hätte es in Deutschland keinen geregelten Wissenschaftsbetrieb gegeben, ist ebenso überholt wie die These, Wissenschaft und Politik seien im Dritten Reich zwei völlig getrennt operierende Funktionsbereiche gewesen. Die spezielle Debatte um die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist nicht zuletzt seit dem Historikertag 1998 in Frankfurt am Main wieder aktuell. Einen wesentlichen Beitrag zur Forschungsdiskussion lieferte der Berliner Historiker Ingo Haar mit seinem 2000 in der von Berding, Kocka, Ullmann und Wehler herausgegebenen Reihe Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft erschienenen Buch Historiker im Nationalsozialismus. Haars Untersuchung zielt vor allem auf das personelle und institutionelle Geflecht der einflussreichen „Volksgeschichte" ab, die Fragen des Volkstums und der völkisch-geographischen Ordnung behandelte und enge Bindungen mit staatlichen und politischen Instanzen einging. Dabei wird hauptsächlich die Arbeit der „Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft" betrachtet, eines mit NS-Staat und NSDAP eng verflochtenen Forschungsverbunds. Haars zentrale Fragestellungen behandeln dabei den Aufstieg und Fall der völkisch orientierten deutschen Geschichtswissenschaft und die Vernetzung der sogenannten „Volksgeschichte" mit dem Herrschaftssystem der Nationalsozialisten. Dazu untersucht Haar sowohl den Aufbau außeruniversitärer Forschungseinrichtungen unter dem Einfluss völkischer Paradigmen als auch hauptsächliche Akteure sowie ihre Rolle in der Konzeption und Beratung der Politik. Dabei werden v.a. Historiker wie Aubin, Brackmann, Rothfels und Schieder sowie die deutsche Ostforschung und die Beteiligung der Historiker an „Umsiedlungs"- und „Eindeutschungsplänen" beleuchtet. Haar beginnt seine Arbeit mit einleitenden Informationen über Volkstumsforschung in der durch den Versailler Vertrag gehemmten Weimarer Republik und beschreibt die Entwicklung der Leipziger Stiftung für Volks- und Kulturbodenforschung, die völkisch orientierten Wissenschaftlern ein Forum bot, abseits des universitären Lebens an der Revisionspolitik der politischen Instanzen zu partizipieren und sich in aktiver „Deutschtumsarbeit" üben zu können. Mit dem Erfolg der nationalsozialistischen Ideologie und ihrer totalitären sowie rassistischen Ordnungsvorstellungen wurden auch den bis dato als Spezialforschung angesehenen Wissenschaftsprogrammen und ihrem Begriffsrepertoire um „Volkstum", „Volksboden" und „Lebensraum" größere Möglichkeiten eröffnet. Der Begriff des „eigenständigen Volks" ermöglichte eine Unterteilung in „Volksgenossen" und zu entfernende „Volksfeinde", was die Interpretation der Revisionspolitik in den Kreisen der Volkstumsforschung um eine weitere rassistische und aggressive Nuance erweiterte. Im Kontrast zu Historikern liberalerer Auffassung griffen z.B. Rothfels und sein Königsberger Schülerkreis den Gedanken einer „Revolution von Rechts" wieder auf. Die „völkischen Nachwuchshistoriker" plädierten bereits 1929 für einen Politikwechsel in Richtung einer ethnischen Neuordnung Europas. Durch einen Generationenwechsel begünstigte Forscher wie Brackmann, Aubin und Oberländer stellten sich in den Dienst der Nationalsozialisten und ihrem Ostprogramm. Weite Teile Osteuropas wurden von Seiten der völkischen Geschichtswissenschaftler, die sich mittlerweile auf zwei Historikertagen konsolidiert hatten, als Zone germanisch-deutscher Kulturausstrahlung bestimmt. Im Zuge der Gleichschaltung der deutschen Geschichtswissenschaft lehnte Brackmann im Gegensatz zu Oberländer die Leitung der neu gegründeten Nordostdeutschen Forschungsgemeinschaft nicht ab; der Kreis der Königsberger Nachwuchshistoriker rückte in die Historikerelite Deutschlands ein. Die ostdeutsche Geschichtswissenschaft wurde zentralisiert, die Forschungsgemeinschaft kontrollierte zahlreiche Projekte zu Fragen der Grenzziehung und Bevölkerungspolitik. Die Nachwuchshistoriker unterstützen die Ostpolitik der NSDAP, die selber noch nicht in der Lage gewesen war, akademische Eliten herauszubilden. Nach 1937 erlangte die Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft endgültig den Status einer staatlich geförderten Großforschungseinrichtung. Die fachlichen und durch Auslandskontakte bzw. -besuche erlangten Kenntnisse der Volkstumshistoriker waren unentbehrlich für die nationalsozialistische Volksgruppenpolitik nach der Niederwerfung Polens. In engster Zusammenarbeit mit dem Planungsstab der Siedlungs- und Bevölkerungspolitik wurden zahlreiche Karten und Statistiken als Grundlage der Bevölkerungspolitik produziert. Dies waren bereitwillig ausgeführte Auftragsarbeiten für den NS-Staat, dem eine eigene akademische Elite noch immer fehlte. Auch in die konzeptionellen Prozesse, die zur Vernichtung der europäischen Juden führen sollten, waren Historiker und Geographen der Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft beteiligt und votierten nach Haar offen für eine Politik der „Eindeutschung", die sie auch im Nachhinein zu rechtfertigen suchten. Vordenker des Völkermords waren sie Haar zufolge aber nicht, auch wenn sie das deutsche Volk als kulturell und ethnisch überlegen ansahen. Alles in allem hat Ingo Haar mit Historiker im Nationalsozialismus eine interessante und v.a. in zahlreichen Einzelbefunden bemerkenswerte Studie vorgelegt, die zahlreiches zuvor nicht untersuchtes Material erschließt und deshalb, wie bereits vielfach angemerkt, wohl zurecht als „Pionierstudie" in diesem Forschungsfeld bezeichnet werden kann. Haars brisante Erkenntnisse und die möglichen Rückschlüsse haben bereits im Vorfeld des Erscheinens des Buches für heftige Diskussionen gesorgt und dem Buch einigen Pressewirbel beschert. Dabei sind Haars ansonsten recht pointierte Folgerungen und Rückschlüsse gerade im Hinblick auf die Frage einer direkten Vorbereitung des Genozid über die konzeptionelle Beteiligung des beleuchteten Historikerpersonals hinaus eher vorsichtig und zurückhaltend, generell sogar mangels weiterer Erkenntnisse verneinend. Nichtsdestotrotz haben sogar namhafte Historiker wie Heinrich-August Wehler oder Hans Mommsen Kritik an Haars Arbeit geäußert. Während die Neue Züricher Zeitung und die Frankfurter Allgemeine Zeitung die Detailtreue und Quellenfülle der Arbeit loben und die Nachzeichnung mancher personeller Kontinuitätslinien bis in die Bundesrepublik hervorheben, äußern sie dennoch leichte Kritik, z.B. an der fehlenden Definition der als „völkisch" eingestuften Begriffe sowie der mangelnden Lesbarkeit und abschließenden Reflexion. Der nahezu uneingeschränkten Begeisterung der TAZ seinerzeit schloss sich die ZEIT nicht anHier wird ein fehlender europäischer Vergleich in Sachen „völkischer" Geschichtswissenschaft bemängelt und Haars Einstufung der Rolle der Historiker im Vergleich zur Rolle anderer Wissenschaftler hinterfragt. Aber auch angesichts manch vielleicht zu voreiliger Zuspitzungen (z.B. die Motivationen und Denkarten manch genannter Personen wie Rothfels und Schieder betreffend) bleibt Haars Buch sicherlich eine interessante Studie, deren quellennahe Arbeit den Rückschluss zulässt, dass bei näherer Betrachtung auch die Historiker nicht „mit weißer Weste" durch die Zeit des Dritten Reichs gekommen sind. Was Haars Buch tatsächlich fehlt, sind Lesbarkeit und der Zugang für Leser, die nicht über außerordentliche Vorkenntnisse der Materie verfügen. Haar schreibt in einem sehr formellen Stil, bleibt gleichzeitig aber in der durch die Thematik vorgegebenen Terminologie verhaftet. Zusätzlich verliert er sich oftmals in einer enormen Detailfülle und verpasst dabei über weite Strecken, abgesehen von der Konzentration auf einige Personen einen klareren roten Faden zu etablieren, was der Konsumierbarkeit des zugegebenermaßen komplexen Stoffes leider ebenfalls schadet. Entgegen der Suggestion des vollmundigen Titels konzentriert sich Haar in seiner Darstellung im Übrigen vollends auf die erwähnten Forscherkasten; Einblicke in die universitären Geschichtswissenschaften liefert sein Buch dagegen nicht.Volksgeschichte und Politik im Nationalsozialismus - Die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist Gegenstand heftiger Diskussionen. Ingo Haar untersucht das personelle und institutionelle Netzwerk der "Volksgeschichte", einer einflussreichen Richtung der deutschen Geschichtswissenschaft, und ihre Verflechtung mit staatlichen Instanzen und politischen Kreisen. Im Mittelpunkt steht die "Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft", ein großer Forschungsverbund, in dem Staat, Partei und Wissenschaft eng miteinander verflochten waren. Die "Volksgeschichte" suchte bewusst die Nähe zu einer Bevölkerungspolitik, die die "völkische" und "rassische" Neuordnung Europas anstrebte und in Völkermord und Vernichtungskrieg mündete. Gerade auch Historiker der jüngeren Generation stellten sich in den Dienst der NS-Diktatur. Ingo Haar analysiert diese Entwicklung erstmals im Zusammenhang, beschreibt die institutionellen und ideologischen Grundlagen der "Volksgeschichte" und untersucht deren Rolle im "Volkstumskampf". Drittes Reich GeistesGeschichte KulturGeschichte Geschichtswissenschaft Historiker Historikerinnen Nationalsozialismus Ideologie Wie das Bild der Wissenschaften zur Zeit des Dritten Reichs überhaupt hat sich auch das Bild der Geschichtswissenschaft im Nationalsozialismus in den letzten Jahrzehnten beständig gewandelt. Die Annahme, unter Hitler hätte es in Deutschland keinen geregelten Wissenschaftsbetrieb gegeben, ist ebenso überholt wie die These, Wissenschaft und Politik seien im Dritten Reich zwei völlig getrennt operierende Funktionsbereiche gewesen. Die spezielle Debatte um die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist nicht zuletzt seit dem Historikertag 1998 in Frankfurt am Main wieder aktuell. Einen wesentlichen Beitrag zur Forschungsdiskussion lieferte der Berliner Historiker Ingo Haar mit seinem 2000 in der von Berding, Kocka, Ullmann und Wehler herausgegebenen Reihe Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft erschienenen Buch Historiker im Nationalsozialismus. Haars Untersuchung zielt vor allem auf das personelle und institutionelle Geflecht der einflussreichen „Volksgeschichte" ab, die Fragen des Volkstums und der völkisch-geographischen Ordnung behandelte und enge Bindungen mit staatlichen und politischen Instanzen einging. Dabei wird hauptsächlich die Arbeit der „Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft" betrachtet, eines mit NS-Staat und NSDAP eng verflochtenen Forschungsverbunds. Haars zentrale Fragestellungen behandeln dabei den Aufstieg und Fall der völkisch orientierten deutschen Geschichtswissenschaft und die Vernetzung der sogenannten „Volksgeschichte" mit dem Herrschaftssystem der Nationalsozialisten. Dazu untersucht Haar sowohl den Aufbau außeruniversitärer Forschungseinrichtungen unter dem Einfluss völkischer Paradigmen als auch hauptsächliche Akteure sowie ihre Rolle in der Konzeption und Beratung der Politik. Dabei werden v.a. Historiker wie Aubin, Brackmann, Rothfels und Schieder sowie die deutsche Ostforschung und die Beteiligung der Historiker an „Umsiedlungs"- und „Eindeutschungsplänen" beleuchtet. Haar beginnt seine Arbeit mit einleitenden Informationen über Volkstumsforschung in der durch den Versailler Vertrag gehemmten Weimarer Republik und beschreibt die Entwicklung der Leipziger Stiftung für Volks- und Kulturbodenforschung, die völkisch orientierten Wissenschaftlern ein Forum bot, abseits des universitären Lebens an der Revisionspolitik der politischen Instanzen zu partizipieren und sich in aktiver „Deutschtumsarbeit" üben zu können. Mit dem Erfolg der nationalsozialistischen Ideologie und ihrer totalitären sowie rassistischen Ordnungsvorstellungen wurden auch den bis dato als Spezialforschung angesehenen Wissenschaftsprogrammen und ihrem Begriffsrepertoire um „Volkstum", „Volksboden" und „Lebensraum" größere Möglichkeiten eröffnet. Der Begriff des „eigenständigen Volks" ermöglichte eine Unterteilung in „Volksgenossen" und zu entfernende „Volksfeinde", was die Interpretation der Revisionspolitik in den Kreisen der Volkstumsforschung um eine weitere rassistische und aggressive Nuance erweiterte. Im Kontrast zu Historikern liberalerer Auffassung griffen z.B. Rothfels und sein Königsberger Schülerkreis den Gedanken einer „Revolution von Rechts" wieder auf. Die „völkischen Nachwuchshistoriker" plädierten bereits 1929 für einen Politikwechsel in Richtung einer ethnischen Neuordnung Europas. Durch einen Generationenwechsel begünstigte Forscher wie Brackmann, Aubin und Oberländer stellten sich in den Dienst der Nationalsozialisten und ihrem Ostprogramm. Weite Teile Osteuropas wurden von Seiten der völkischen Geschichtswissenschaftler, die sich mittlerweile auf zwei Historikertagen konsolidiert hatten, als Zone germanisch-deutscher Kulturausstrahlung bestimmt. Im Zuge der Gleichschaltung der deutschen Geschichtswissenschaft lehnte Brackmann im Gegensatz zu Oberländer die Leitung der neu gegründeten Nordostdeutschen Forschungsgemeinschaft nicht ab; der Kreis der Königsberger Nachwuchshistoriker rückte in die Historikerelite Deutschlands ein. Die ostdeutsche Geschichtswissenschaft wurde zentralisiert, die Forschungsgemeinschaft kontrollierte zahlreiche Projekte zu Fragen der Grenzziehung und Bevölkerungspolitik. Die Nachwuchshistoriker unterstützen die Ostpolitik der NSDAP, die selber noch nicht in der Lage gewesen war, akademische Eliten herauszubilden. Nach 1937 erlangte die Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft endgültig den Status einer staatlich geförderten Großforschungseinrichtung. Die fachlichen und durch Auslandskontakte bzw. -besuche erlangten Kenntnisse der Volkstumshistoriker waren unentbehrlich für die nationalsozialistische Volksgruppenpolitik nach der Niederwerfung Polens. In engster Zusammenarbeit mit dem Planungsstab der Siedlungs- und Bevölkerungspolitik wurden zahlreiche Karten und Statistiken als Grundlage der Bevölkerungspolitik produziert. Dies waren bereitwillig ausgeführte Auftragsarbeiten für den NS-Staat, dem eine eigene akademische Elite noch immer fehlte. Auch in die konzeptionellen Prozesse, die zur Vernichtung der europäischen Juden führen sollten, waren Historiker und Geographen der Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft beteiligt und votierten nach Haar offen für eine Politik der „Eindeutschung", die sie auch im Nachhinein zu rechtfertigen suchten. Vordenker des Völkermords waren, Vandenhoeck & Ruprecht, 2000, 0<
Historiker im Nationalsozialismus Deutsche Geschichtswissenschaft und der 'Volkstumskampf' im Osten Beitrage Der Akademie Für Migration und Integration von Ingo Haar Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft #143 Vandenhoeck & Ruprecht Volksgeschichte und Politik im Nationalsozialismus - Die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist Gegenstand heftiger Diskussionen. Ingo Haar untersucht das personelle und institutionelle Netzwerk der "Volksgeschichte", einer einflussreichen Richtung der deutschen Geschichtswissenschaft, und ihre Verflechtung mit staatlichen Instanzen und politischen Kreisen. Im Mittelpunkt steht die "Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft", ein großer Forschungsverbund, in dem Staat, Partei und Wissenschaft eng miteinander verflochten waren. Die "Volksgeschichte" suchte bewusst die Nähe zu einer Bevölkerungspolitik, die die "völkische" und "rassische" Neuordnung Europas anstrebte und in Völkermord und Vernichtungskrieg mündete. Gerade auch Historiker der jüngeren Genera - Taschenbuch
2007
ISBN: 9783525359426
Gebundene Ausgabe
Frankfurt am Main, Heinr, Ludw. Brönner 1831.. Kl.-8°. 419 S.; Bedruckter OPappband, Rücken mit Fehlstellen, Ecken bestoßen, im Text gebräunt, vereinzelt leicht stockfleckig. Goedeke X, … Mehr…
Frankfurt am Main, Heinr, Ludw. Brönner 1831.. Kl.-8°. 419 S.; Bedruckter OPappband, Rücken mit Fehlstellen, Ecken bestoßen, im Text gebräunt, vereinzelt leicht stockfleckig. Goedeke X, 307/17. Enthält: Das Räthsel; Das Buch des Errathens; Das Buch der Lösung und Das Buch des Mißverstandes., Frankfurt am Main, Heinr, Ludw. Brönner 1831., 0, Berlin: Victor Otto Stomps, 1939.. hardcover. Gut. 46 Seiten, 1 Blatt. Illustrierter Orig.-Pappband (leicht bestoßen und berieben, Rückenkante repariert, sonst gutes Exemplar auf geripptem Maschinenbütten). Eines von 500 Exemplaren der Ausgabe, vom Herausgeber dem Hochzeitspaar St. [wohl Stomps] zugeeignet. Seltenes Werk aus dem Umfeld der Rabenpresse von VauO. BEILIEGEND die zweiseitige Einführung und die siebenseitige Ausstellungsliste der Kunstbibliothek Berlin "Vitrinenausstellung vom 7.7. bis 8.8.1997 - V.O. Stomps. Autor und Verleger zum 100. Geburtstag". 5 kopierte DIN A-4 Blätter, gefaltet. - Die "Hochzeitssträuße" wurden dort nicht ausgestellt. "Victor Otto Stomps (geboren 26. September 1897 in Krefeld; gestorben 4. April 1970 in Berlin-Kreuzberg) war ein deutscher Verleger und Schriftsteller. Er wurde von Freunden und Künstlerkollegen meist nur VauO oder V.O. genannt und veröffentlichte auch unter verschiedenen Pseudonymen. (...) 1926 gründete er zusammen mit Hans Gebser den Verlag 'Die Rabenpresse', in dem unter anderem die Literaturzeitschrift 'Der Fischzug' unter der Redaktion von Walther G. Oschilewski erschien. In den Jahren 1932 bis 1934 erschien die Literaturzeitschrift 'Der weiße Rabe'. Einige Ausgaben davon stellte Stomps selbst als Redakteur zusammen. Um Stomps und seine Rabenpresse kristallisierte sich in dieser Zeit ein großer literarischer Kreis. (...) 1937 musste Stomps auf Druck der Nationalsozialisten und aus finanziellen Gründen den Verlag verkaufen. (...) Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete Stomps 1949 in Frankfurt am Main einen neuen Verlag, die Eremitenpresse, mit der er 1954 nach Stierstadt im Taunus umzog." (Wikipedia). - Weitere Bilder auf Anfrage oder auf unserer Homepage., Victor Otto Stomps, 1939., 2.5, Frankfurt/Main, Brönners Druckerei,, 1955.. ill. OPbd., (Glanzpappe), (2) 51 (3) S., Gr.8°. * EA. Die 1847 geborene Margarete Steiff begann 1877 als Filzkonfektionsgeschäft Kindermäntel, Kleider und Unterröcke herzustellen. Weltberühmtheit erlangente sie 1880 mit der Herstellung von Filz-Elefanten. 1903 entstand dann der spätere Teddy-Bär, der der Firma den Rufnamen Bärenfabrik eintrug. Margarete Steiff verstarb 1909. Sie hinterließ die immer noch bekannte Marke mit "Knopf im Ohr" und die in den Fünfziger Jahren bekannte Figur Mecki bildet den Schlu des Buches. Beigebunden: (im hint. Deckel montiert) Alligaro. Die Alligator-Ventilfabrik. Abt. der Margarete Steiff GmbH. 7 nn. Seiten) ** sehr gut erhalten ! ANY QUESTIONS ?? Please don´t hesitate to ask for details !!, 1955., 0, Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag, 2007. Hardcoverausgabe mit Schutzumschlag, 715 Seiten mit Lesebändchen. Gutes Exemplar., Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag, 2007, 0, 1974. Frankfurt am Main, Insel Verlag, 1974. 11 x 17,5cm. 282 Seiten. Originale Broschur. Sehr guter Zustand mit nur minimalen Gebrauchsspuren. [Insel Taschenbuch, Band 66]. Die Kompositionen Wagners begleiten sein ganzes Leben lang theoretische Versuche, Schriften aus dem Geiste der Musik, die Ursprünge aufzeigen, Leitlinien geben, sich kritisch auseinandersetzen mit Zeitgenossen und Vorbildern. Die hier vorgelegte Auswahl könnte eine Basis für die Belebung der Diskussion des "Falles Wagner" bieten. [Insel Verlag], 1974, 0, Vandenhoeck & Ruprecht, 2000. 2000. Softcover. 23,5 x 16,2 x 2,9 cm. Drittes Reich GeistesGeschichte KulturGeschichte Geschichtswissenschaft Historiker Historikerinnen Nationalsozialismus Ideologie Wie das Bild der Wissenschaften zur Zeit des Dritten Reichs überhaupt hat sich auch das Bild der Geschichtswissenschaft im Nationalsozialismus in den letzten Jahrzehnten beständig gewandelt. Die Annahme, unter Hitler hätte es in Deutschland keinen geregelten Wissenschaftsbetrieb gegeben, ist ebenso überholt wie die These, Wissenschaft und Politik seien im Dritten Reich zwei völlig getrennt operierende Funktionsbereiche gewesen. Die spezielle Debatte um die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist nicht zuletzt seit dem Historikertag 1998 in Frankfurt am Main wieder aktuell. Einen wesentlichen Beitrag zur Forschungsdiskussion lieferte der Berliner Historiker Ingo Haar mit seinem 2000 in der von Berding, Kocka, Ullmann und Wehler herausgegebenen Reihe Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft erschienenen Buch Historiker im Nationalsozialismus. Haars Untersuchung zielt vor allem auf das personelle und institutionelle Geflecht der einflussreichen „Volksgeschichte" ab, die Fragen des Volkstums und der völkisch-geographischen Ordnung behandelte und enge Bindungen mit staatlichen und politischen Instanzen einging. Dabei wird hauptsächlich die Arbeit der „Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft" betrachtet, eines mit NS-Staat und NSDAP eng verflochtenen Forschungsverbunds. Haars zentrale Fragestellungen behandeln dabei den Aufstieg und Fall der völkisch orientierten deutschen Geschichtswissenschaft und die Vernetzung der sogenannten „Volksgeschichte" mit dem Herrschaftssystem der Nationalsozialisten. Dazu untersucht Haar sowohl den Aufbau außeruniversitärer Forschungseinrichtungen unter dem Einfluss völkischer Paradigmen als auch hauptsächliche Akteure sowie ihre Rolle in der Konzeption und Beratung der Politik. Dabei werden v.a. Historiker wie Aubin, Brackmann, Rothfels und Schieder sowie die deutsche Ostforschung und die Beteiligung der Historiker an „Umsiedlungs"- und „Eindeutschungsplänen" beleuchtet. Haar beginnt seine Arbeit mit einleitenden Informationen über Volkstumsforschung in der durch den Versailler Vertrag gehemmten Weimarer Republik und beschreibt die Entwicklung der Leipziger Stiftung für Volks- und Kulturbodenforschung, die völkisch orientierten Wissenschaftlern ein Forum bot, abseits des universitären Lebens an der Revisionspolitik der politischen Instanzen zu partizipieren und sich in aktiver „Deutschtumsarbeit" üben zu können. Mit dem Erfolg der nationalsozialistischen Ideologie und ihrer totalitären sowie rassistischen Ordnungsvorstellungen wurden auch den bis dato als Spezialforschung angesehenen Wissenschaftsprogrammen und ihrem Begriffsrepertoire um „Volkstum", „Volksboden" und „Lebensraum" größere Möglichkeiten eröffnet. Der Begriff des „eigenständigen Volks" ermöglichte eine Unterteilung in „Volksgenossen" und zu entfernende „Volksfeinde", was die Interpretation der Revisionspolitik in den Kreisen der Volkstumsforschung um eine weitere rassistische und aggressive Nuance erweiterte. Im Kontrast zu Historikern liberalerer Auffassung griffen z.B. Rothfels und sein Königsberger Schülerkreis den Gedanken einer „Revolution von Rechts" wieder auf. Die „völkischen Nachwuchshistoriker" plädierten bereits 1929 für einen Politikwechsel in Richtung einer ethnischen Neuordnung Europas. Durch einen Generationenwechsel begünstigte Forscher wie Brackmann, Aubin und Oberländer stellten sich in den Dienst der Nationalsozialisten und ihrem Ostprogramm. Weite Teile Osteuropas wurden von Seiten der völkischen Geschichtswissenschaftler, die sich mittlerweile auf zwei Historikertagen konsolidiert hatten, als Zone germanisch-deutscher Kulturausstrahlung bestimmt. Im Zuge der Gleichschaltung der deutschen Geschichtswissenschaft lehnte Brackmann im Gegensatz zu Oberländer die Leitung der neu gegründeten Nordostdeutschen Forschungsgemeinschaft nicht ab; der Kreis der Königsberger Nachwuchshistoriker rückte in die Historikerelite Deutschlands ein. Die ostdeutsche Geschichtswissenschaft wurde zentralisiert, die Forschungsgemeinschaft kontrollierte zahlreiche Projekte zu Fragen der Grenzziehung und Bevölkerungspolitik. Die Nachwuchshistoriker unterstützen die Ostpolitik der NSDAP, die selber noch nicht in der Lage gewesen war, akademische Eliten herauszubilden. Nach 1937 erlangte die Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft endgültig den Status einer staatlich geförderten Großforschungseinrichtung. Die fachlichen und durch Auslandskontakte bzw. -besuche erlangten Kenntnisse der Volkstumshistoriker waren unentbehrlich für die nationalsozialistische Volksgruppenpolitik nach der Niederwerfung Polens. In engster Zusammenarbeit mit dem Planungsstab der Siedlungs- und Bevölkerungspolitik wurden zahlreiche Karten und Statistiken als Grundlage der Bevölkerungspolitik produziert. Dies waren bereitwillig ausgeführte Auftragsarbeiten für den NS-Staat, dem eine eigene akademische Elite noch immer fehlte. Auch in die konzeptionellen Prozesse, die zur Vernichtung der europäischen Juden führen sollten, waren Historiker und Geographen der Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft beteiligt und votierten nach Haar offen für eine Politik der „Eindeutschung", die sie auch im Nachhinein zu rechtfertigen suchten. Vordenker des Völkermords waren sie Haar zufolge aber nicht, auch wenn sie das deutsche Volk als kulturell und ethnisch überlegen ansahen. Alles in allem hat Ingo Haar mit Historiker im Nationalsozialismus eine interessante und v.a. in zahlreichen Einzelbefunden bemerkenswerte Studie vorgelegt, die zahlreiches zuvor nicht untersuchtes Material erschließt und deshalb, wie bereits vielfach angemerkt, wohl zurecht als „Pionierstudie" in diesem Forschungsfeld bezeichnet werden kann. Haars brisante Erkenntnisse und die möglichen Rückschlüsse haben bereits im Vorfeld des Erscheinens des Buches für heftige Diskussionen gesorgt und dem Buch einigen Pressewirbel beschert. Dabei sind Haars ansonsten recht pointierte Folgerungen und Rückschlüsse gerade im Hinblick auf die Frage einer direkten Vorbereitung des Genozid über die konzeptionelle Beteiligung des beleuchteten Historikerpersonals hinaus eher vorsichtig und zurückhaltend, generell sogar mangels weiterer Erkenntnisse verneinend. Nichtsdestotrotz haben sogar namhafte Historiker wie Heinrich-August Wehler oder Hans Mommsen Kritik an Haars Arbeit geäußert. Während die Neue Züricher Zeitung und die Frankfurter Allgemeine Zeitung die Detailtreue und Quellenfülle der Arbeit loben und die Nachzeichnung mancher personeller Kontinuitätslinien bis in die Bundesrepublik hervorheben, äußern sie dennoch leichte Kritik, z.B. an der fehlenden Definition der als „völkisch" eingestuften Begriffe sowie der mangelnden Lesbarkeit und abschließenden Reflexion. Der nahezu uneingeschränkten Begeisterung der TAZ seinerzeit schloss sich die ZEIT nicht anHier wird ein fehlender europäischer Vergleich in Sachen „völkischer" Geschichtswissenschaft bemängelt und Haars Einstufung der Rolle der Historiker im Vergleich zur Rolle anderer Wissenschaftler hinterfragt. Aber auch angesichts manch vielleicht zu voreiliger Zuspitzungen (z.B. die Motivationen und Denkarten manch genannter Personen wie Rothfels und Schieder betreffend) bleibt Haars Buch sicherlich eine interessante Studie, deren quellennahe Arbeit den Rückschluss zulässt, dass bei näherer Betrachtung auch die Historiker nicht „mit weißer Weste" durch die Zeit des Dritten Reichs gekommen sind. Was Haars Buch tatsächlich fehlt, sind Lesbarkeit und der Zugang für Leser, die nicht über außerordentliche Vorkenntnisse der Materie verfügen. Haar schreibt in einem sehr formellen Stil, bleibt gleichzeitig aber in der durch die Thematik vorgegebenen Terminologie verhaftet. Zusätzlich verliert er sich oftmals in einer enormen Detailfülle und verpasst dabei über weite Strecken, abgesehen von der Konzentration auf einige Personen einen klareren roten Faden zu etablieren, was der Konsumierbarkeit des zugegebenermaßen komplexen Stoffes leider ebenfalls schadet. Entgegen der Suggestion des vollmundigen Titels konzentriert sich Haar in seiner Darstellung im Übrigen vollends auf die erwähnten Forscherkasten; Einblicke in die universitären Geschichtswissenschaften liefert sein Buch dagegen nicht.Volksgeschichte und Politik im Nationalsozialismus - Die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist Gegenstand heftiger Diskussionen. Ingo Haar untersucht das personelle und institutionelle Netzwerk der "Volksgeschichte", einer einflussreichen Richtung der deutschen Geschichtswissenschaft, und ihre Verflechtung mit staatlichen Instanzen und politischen Kreisen. Im Mittelpunkt steht die "Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft", ein großer Forschungsverbund, in dem Staat, Partei und Wissenschaft eng miteinander verflochten waren. Die "Volksgeschichte" suchte bewusst die Nähe zu einer Bevölkerungspolitik, die die "völkische" und "rassische" Neuordnung Europas anstrebte und in Völkermord und Vernichtungskrieg mündete. Gerade auch Historiker der jüngeren Generation stellten sich in den Dienst der NS-Diktatur. Ingo Haar analysiert diese Entwicklung erstmals im Zusammenhang, beschreibt die institutionellen und ideologischen Grundlagen der "Volksgeschichte" und untersucht deren Rolle im "Volkstumskampf". Drittes Reich GeistesGeschichte KulturGeschichte Geschichtswissenschaft Historiker Historikerinnen Nationalsozialismus Ideologie Wie das Bild der Wissenschaften zur Zeit des Dritten Reichs überhaupt hat sich auch das Bild der Geschichtswissenschaft im Nationalsozialismus in den letzten Jahrzehnten beständig gewandelt. Die Annahme, unter Hitler hätte es in Deutschland keinen geregelten Wissenschaftsbetrieb gegeben, ist ebenso überholt wie die These, Wissenschaft und Politik seien im Dritten Reich zwei völlig getrennt operierende Funktionsbereiche gewesen. Die spezielle Debatte um die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist nicht zuletzt seit dem Historikertag 1998 in Frankfurt am Main wieder aktuell. Einen wesentlichen Beitrag zur Forschungsdiskussion lieferte der Berliner Historiker Ingo Haar mit seinem 2000 in der von Berding, Kocka, Ullmann und Wehler herausgegebenen Reihe Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft erschienenen Buch Historiker im Nationalsozialismus. Haars Untersuchung zielt vor allem auf das personelle und institutionelle Geflecht der einflussreichen „Volksgeschichte" ab, die Fragen des Volkstums und der völkisch-geographischen Ordnung behandelte und enge Bindungen mit staatlichen und politischen Instanzen einging. Dabei wird hauptsächlich die Arbeit der „Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft" betrachtet, eines mit NS-Staat und NSDAP eng verflochtenen Forschungsverbunds. Haars zentrale Fragestellungen behandeln dabei den Aufstieg und Fall der völkisch orientierten deutschen Geschichtswissenschaft und die Vernetzung der sogenannten „Volksgeschichte" mit dem Herrschaftssystem der Nationalsozialisten. Dazu untersucht Haar sowohl den Aufbau außeruniversitärer Forschungseinrichtungen unter dem Einfluss völkischer Paradigmen als auch hauptsächliche Akteure sowie ihre Rolle in der Konzeption und Beratung der Politik. Dabei werden v.a. Historiker wie Aubin, Brackmann, Rothfels und Schieder sowie die deutsche Ostforschung und die Beteiligung der Historiker an „Umsiedlungs"- und „Eindeutschungsplänen" beleuchtet. Haar beginnt seine Arbeit mit einleitenden Informationen über Volkstumsforschung in der durch den Versailler Vertrag gehemmten Weimarer Republik und beschreibt die Entwicklung der Leipziger Stiftung für Volks- und Kulturbodenforschung, die völkisch orientierten Wissenschaftlern ein Forum bot, abseits des universitären Lebens an der Revisionspolitik der politischen Instanzen zu partizipieren und sich in aktiver „Deutschtumsarbeit" üben zu können. Mit dem Erfolg der nationalsozialistischen Ideologie und ihrer totalitären sowie rassistischen Ordnungsvorstellungen wurden auch den bis dato als Spezialforschung angesehenen Wissenschaftsprogrammen und ihrem Begriffsrepertoire um „Volkstum", „Volksboden" und „Lebensraum" größere Möglichkeiten eröffnet. Der Begriff des „eigenständigen Volks" ermöglichte eine Unterteilung in „Volksgenossen" und zu entfernende „Volksfeinde", was die Interpretation der Revisionspolitik in den Kreisen der Volkstumsforschung um eine weitere rassistische und aggressive Nuance erweiterte. Im Kontrast zu Historikern liberalerer Auffassung griffen z.B. Rothfels und sein Königsberger Schülerkreis den Gedanken einer „Revolution von Rechts" wieder auf. Die „völkischen Nachwuchshistoriker" plädierten bereits 1929 für einen Politikwechsel in Richtung einer ethnischen Neuordnung Europas. Durch einen Generationenwechsel begünstigte Forscher wie Brackmann, Aubin und Oberländer stellten sich in den Dienst der Nationalsozialisten und ihrem Ostprogramm. Weite Teile Osteuropas wurden von Seiten der völkischen Geschichtswissenschaftler, die sich mittlerweile auf zwei Historikertagen konsolidiert hatten, als Zone germanisch-deutscher Kulturausstrahlung bestimmt. Im Zuge der Gleichschaltung der deutschen Geschichtswissenschaft lehnte Brackmann im Gegensatz zu Oberländer die Leitung der neu gegründeten Nordostdeutschen Forschungsgemeinschaft nicht ab; der Kreis der Königsberger Nachwuchshistoriker rückte in die Historikerelite Deutschlands ein. Die ostdeutsche Geschichtswissenschaft wurde zentralisiert, die Forschungsgemeinschaft kontrollierte zahlreiche Projekte zu Fragen der Grenzziehung und Bevölkerungspolitik. Die Nachwuchshistoriker unterstützen die Ostpolitik der NSDAP, die selber noch nicht in der Lage gewesen war, akademische Eliten herauszubilden. Nach 1937 erlangte die Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft endgültig den Status einer staatlich geförderten Großforschungseinrichtung. Die fachlichen und durch Auslandskontakte bzw. -besuche erlangten Kenntnisse der Volkstumshistoriker waren unentbehrlich für die nationalsozialistische Volksgruppenpolitik nach der Niederwerfung Polens. In engster Zusammenarbeit mit dem Planungsstab der Siedlungs- und Bevölkerungspolitik wurden zahlreiche Karten und Statistiken als Grundlage der Bevölkerungspolitik produziert. Dies waren bereitwillig ausgeführte Auftragsarbeiten für den NS-Staat, dem eine eigene akademische Elite noch immer fehlte. Auch in die konzeptionellen Prozesse, die zur Vernichtung der europäischen Juden führen sollten, waren Historiker und Geographen der Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft beteiligt und votierten nach Haar offen für eine Politik der „Eindeutschung", die sie auch im Nachhinein zu rechtfertigen suchten. Vordenker des Völkermords waren, Vandenhoeck & Ruprecht, 2000, 0<
Historiker im Nationalsozialismus Deutsche Geschichtswissenschaft und der 'Volkstumskampf' im Osten Beitrage Der Akademie Für Migration und Integration von Ingo Haar Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft #143 Vandenhoeck & Ruprecht Volksgeschichte und Politik im Nationalsozialismus - Die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist Gegenstand heftiger Diskussionen. Ingo Haar untersucht das personelle und institutionelle Netzwerk der "Volksgeschichte", einer einflussreichen Richtung der deutschen Geschichtswissenschaft, und ihre Verflechtung mit staatlichen Instanzen und politischen Kreisen. Im Mittelpunkt steht die "Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft", ein großer Forschungsverbund, in dem Staat, Partei und Wissenschaft eng miteinander verflochten waren. Die "Volksgeschichte" suchte bewusst die Nähe zu einer Bevölkerungspolitik, die die "völkische" und "rassische" Neuordnung Europas anstrebte und in Völkermord und Vernichtungskrieg mündete. Gerade auch Historiker der jüngeren Genera - Taschenbuch
2009, ISBN: 9783525359426
Athesia Buch Verlag, 2009. 2009. Softcover. Der bekannte Autor Hanspaul Menara führt diesmal Wanderungen in die Nähe von Bozen. Er zeigt die reiche Vielfältigkeit auf kleinstem Raum im W… Mehr…
Athesia Buch Verlag, 2009. 2009. Softcover. Der bekannte Autor Hanspaul Menara führt diesmal Wanderungen in die Nähe von Bozen. Er zeigt die reiche Vielfältigkeit auf kleinstem Raum im Wanderparadies Südtirol auf und bietet Voschläge für gemütliche Familienwanderungen, aber auch für anspruchsvollere Alpintouren: Entdecken auch Sie die Schönheit und Ruhe der Berge! Die Wanderungen sind zuverlässig beschrieben, die vorgegebenen Zeiten sind auch für nicht "Bergfexe" einigermassen realistisch einzuhalten, Gute Beschreibung der Wege bzw. der Wegstrecken. Zeitangaben sind für "Normalsportler" gut einzuhalten. Hervorragend, wenn man die Gegend nicht kennt.Zusatzinfo m. zahlr. farb. Fotos u. Ktn.-Ausschn. Verlagsort Bozen Sprache deutsch Reisen Sportreisen Aktivreisen Europa Bolzano Bozen Bozen Umgebung Wanderführer Reiseführer Sportreise Aktivreise Reiseführer Sportreisen Aktivreisen Ritten Sarntaler Alpen Spazierwege Südtirol Tschögglberg Überetsch Unterland Wandern ISBN-10 88-8266-551-8 / 8882665518 ISBN-13 978-88-8266-551-7 / 9788882665517 Tramin Wandern Südtirol Vinschgau Meraner Land Reisen Sportreisen Aktivreisen Europa Bolzano Bozen Bozen Umgebung Wanderführer Reiseführer Ritten Sarntaler Alpen Spazierwege Südtirol Tschögglberg Überetsch Unterland Tramin Wandern Südtirol Vinschgau Meraner Land ISBN-10 88-8266-551-8 / 8882665518 ISBN-13 978-88-8266-551-7 / 9788882665517 Der bekannte Autor Hanspaul Menara führt diesmal Wanderungen in die Nähe von Bozen. Er zeigt die reiche Vielfältigkeit auf kleinstem Raum im Wanderparadies Südtirol auf und bietet Voschläge für gemütliche Familienwanderungen, aber auch für anspruchsvollere Alpintouren: Entdecken auch Sie die Schönheit und Ruhe der Berge! Die Wanderungen sind zuverlässig beschrieben, die vorgegebenen Zeiten sind auch für nicht "Bergfexe" einigermassen realistisch einzuhalten, Gute Beschreibung der Wege bzw. der Wegstrecken. Zeitangaben sind für "Normalsportler" gut einzuhalten. Hervorragend, wenn man die Gegend nicht kennt.Zusatzinfo m. zahlr. farb. Fotos u. Ktn.-Ausschn. Verlagsort Bozen Sprache deutsch, Athesia Buch Verlag, 2009, 0, Vandenhoeck & Ruprecht, 2000. 2000. Softcover. 23,5 x 16,2 x 2,9 cm. Drittes Reich GeistesGeschichte KulturGeschichte Geschichtswissenschaft Historiker Historikerinnen Nationalsozialismus Ideologie Wie das Bild der Wissenschaften zur Zeit des Dritten Reichs überhaupt hat sich auch das Bild der Geschichtswissenschaft im Nationalsozialismus in den letzten Jahrzehnten beständig gewandelt. Die Annahme, unter Hitler hätte es in Deutschland keinen geregelten Wissenschaftsbetrieb gegeben, ist ebenso überholt wie die These, Wissenschaft und Politik seien im Dritten Reich zwei völlig getrennt operierende Funktionsbereiche gewesen. Die spezielle Debatte um die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist nicht zuletzt seit dem Historikertag 1998 in Frankfurt am Main wieder aktuell. Einen wesentlichen Beitrag zur Forschungsdiskussion lieferte der Berliner Historiker Ingo Haar mit seinem 2000 in der von Berding, Kocka, Ullmann und Wehler herausgegebenen Reihe Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft erschienenen Buch Historiker im Nationalsozialismus. Haars Untersuchung zielt vor allem auf das personelle und institutionelle Geflecht der einflussreichen „Volksgeschichte" ab, die Fragen des Volkstums und der völkisch-geographischen Ordnung behandelte und enge Bindungen mit staatlichen und politischen Instanzen einging. Dabei wird hauptsächlich die Arbeit der „Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft" betrachtet, eines mit NS-Staat und NSDAP eng verflochtenen Forschungsverbunds. Haars zentrale Fragestellungen behandeln dabei den Aufstieg und Fall der völkisch orientierten deutschen Geschichtswissenschaft und die Vernetzung der sogenannten „Volksgeschichte" mit dem Herrschaftssystem der Nationalsozialisten. Dazu untersucht Haar sowohl den Aufbau außeruniversitärer Forschungseinrichtungen unter dem Einfluss völkischer Paradigmen als auch hauptsächliche Akteure sowie ihre Rolle in der Konzeption und Beratung der Politik. Dabei werden v.a. Historiker wie Aubin, Brackmann, Rothfels und Schieder sowie die deutsche Ostforschung und die Beteiligung der Historiker an „Umsiedlungs"- und „Eindeutschungsplänen" beleuchtet. Haar beginnt seine Arbeit mit einleitenden Informationen über Volkstumsforschung in der durch den Versailler Vertrag gehemmten Weimarer Republik und beschreibt die Entwicklung der Leipziger Stiftung für Volks- und Kulturbodenforschung, die völkisch orientierten Wissenschaftlern ein Forum bot, abseits des universitären Lebens an der Revisionspolitik der politischen Instanzen zu partizipieren und sich in aktiver „Deutschtumsarbeit" üben zu können. Mit dem Erfolg der nationalsozialistischen Ideologie und ihrer totalitären sowie rassistischen Ordnungsvorstellungen wurden auch den bis dato als Spezialforschung angesehenen Wissenschaftsprogrammen und ihrem Begriffsrepertoire um „Volkstum", „Volksboden" und „Lebensraum" größere Möglichkeiten eröffnet. Der Begriff des „eigenständigen Volks" ermöglichte eine Unterteilung in „Volksgenossen" und zu entfernende „Volksfeinde", was die Interpretation der Revisionspolitik in den Kreisen der Volkstumsforschung um eine weitere rassistische und aggressive Nuance erweiterte. Im Kontrast zu Historikern liberalerer Auffassung griffen z.B. Rothfels und sein Königsberger Schülerkreis den Gedanken einer „Revolution von Rechts" wieder auf. Die „völkischen Nachwuchshistoriker" plädierten bereits 1929 für einen Politikwechsel in Richtung einer ethnischen Neuordnung Europas. Durch einen Generationenwechsel begünstigte Forscher wie Brackmann, Aubin und Oberländer stellten sich in den Dienst der Nationalsozialisten und ihrem Ostprogramm. Weite Teile Osteuropas wurden von Seiten der völkischen Geschichtswissenschaftler, die sich mittlerweile auf zwei Historikertagen konsolidiert hatten, als Zone germanisch-deutscher Kulturausstrahlung bestimmt. Im Zuge der Gleichschaltung der deutschen Geschichtswissenschaft lehnte Brackmann im Gegensatz zu Oberländer die Leitung der neu gegründeten Nordostdeutschen Forschungsgemeinschaft nicht ab; der Kreis der Königsberger Nachwuchshistoriker rückte in die Historikerelite Deutschlands ein. Die ostdeutsche Geschichtswissenschaft wurde zentralisiert, die Forschungsgemeinschaft kontrollierte zahlreiche Projekte zu Fragen der Grenzziehung und Bevölkerungspolitik. Die Nachwuchshistoriker unterstützen die Ostpolitik der NSDAP, die selber noch nicht in der Lage gewesen war, akademische Eliten herauszubilden. Nach 1937 erlangte die Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft endgültig den Status einer staatlich geförderten Großforschungseinrichtung. Die fachlichen und durch Auslandskontakte bzw. -besuche erlangten Kenntnisse der Volkstumshistoriker waren unentbehrlich für die nationalsozialistische Volksgruppenpolitik nach der Niederwerfung Polens. In engster Zusammenarbeit mit dem Planungsstab der Siedlungs- und Bevölkerungspolitik wurden zahlreiche Karten und Statistiken als Grundlage der Bevölkerungspolitik produziert. Dies waren bereitwillig ausgeführte Auftragsarbeiten für den NS-Staat, dem eine eigene akademische Elite noch immer fehlte. Auch in die konzeptionellen Prozesse, die zur Vernichtung der europäischen Juden führen sollten, waren Historiker und Geographen der Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft beteiligt und votierten nach Haar offen für eine Politik der „Eindeutschung", die sie auch im Nachhinein zu rechtfertigen suchten. Vordenker des Völkermords waren sie Haar zufolge aber nicht, auch wenn sie das deutsche Volk als kulturell und ethnisch überlegen ansahen. Alles in allem hat Ingo Haar mit Historiker im Nationalsozialismus eine interessante und v.a. in zahlreichen Einzelbefunden bemerkenswerte Studie vorgelegt, die zahlreiches zuvor nicht untersuchtes Material erschließt und deshalb, wie bereits vielfach angemerkt, wohl zurecht als „Pionierstudie" in diesem Forschungsfeld bezeichnet werden kann. Haars brisante Erkenntnisse und die möglichen Rückschlüsse haben bereits im Vorfeld des Erscheinens des Buches für heftige Diskussionen gesorgt und dem Buch einigen Pressewirbel beschert. Dabei sind Haars ansonsten recht pointierte Folgerungen und Rückschlüsse gerade im Hinblick auf die Frage einer direkten Vorbereitung des Genozid über die konzeptionelle Beteiligung des beleuchteten Historikerpersonals hinaus eher vorsichtig und zurückhaltend, generell sogar mangels weiterer Erkenntnisse verneinend. Nichtsdestotrotz haben sogar namhafte Historiker wie Heinrich-August Wehler oder Hans Mommsen Kritik an Haars Arbeit geäußert. Während die Neue Züricher Zeitung und die Frankfurter Allgemeine Zeitung die Detailtreue und Quellenfülle der Arbeit loben und die Nachzeichnung mancher personeller Kontinuitätslinien bis in die Bundesrepublik hervorheben, äußern sie dennoch leichte Kritik, z.B. an der fehlenden Definition der als „völkisch" eingestuften Begriffe sowie der mangelnden Lesbarkeit und abschließenden Reflexion. Der nahezu uneingeschränkten Begeisterung der TAZ seinerzeit schloss sich die ZEIT nicht anHier wird ein fehlender europäischer Vergleich in Sachen „völkischer" Geschichtswissenschaft bemängelt und Haars Einstufung der Rolle der Historiker im Vergleich zur Rolle anderer Wissenschaftler hinterfragt. Aber auch angesichts manch vielleicht zu voreiliger Zuspitzungen (z.B. die Motivationen und Denkarten manch genannter Personen wie Rothfels und Schieder betreffend) bleibt Haars Buch sicherlich eine interessante Studie, deren quellennahe Arbeit den Rückschluss zulässt, dass bei näherer Betrachtung auch die Historiker nicht „mit weißer Weste" durch die Zeit des Dritten Reichs gekommen sind. Was Haars Buch tatsächlich fehlt, sind Lesbarkeit und der Zugang für Leser, die nicht über außerordentliche Vorkenntnisse der Materie verfügen. Haar schreibt in einem sehr formellen Stil, bleibt gleichzeitig aber in der durch die Thematik vorgegebenen Terminologie verhaftet. Zusätzlich verliert er sich oftmals in einer enormen Detailfülle und verpasst dabei über weite Strecken, abgesehen von der Konzentration auf einige Personen einen klareren roten Faden zu etablieren, was der Konsumierbarkeit des zugegebenermaßen komplexen Stoffes leider ebenfalls schadet. Entgegen der Suggestion des vollmundigen Titels konzentriert sich Haar in seiner Darstellung im Übrigen vollends auf die erwähnten Forscherkasten; Einblicke in die universitären Geschichtswissenschaften liefert sein Buch dagegen nicht.Volksgeschichte und Politik im Nationalsozialismus - Die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist Gegenstand heftiger Diskussionen. Ingo Haar untersucht das personelle und institutionelle Netzwerk der "Volksgeschichte", einer einflussreichen Richtung der deutschen Geschichtswissenschaft, und ihre Verflechtung mit staatlichen Instanzen und politischen Kreisen. Im Mittelpunkt steht die "Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft", ein großer Forschungsverbund, in dem Staat, Partei und Wissenschaft eng miteinander verflochten waren. Die "Volksgeschichte" suchte bewusst die Nähe zu einer Bevölkerungspolitik, die die "völkische" und "rassische" Neuordnung Europas anstrebte und in Völkermord und Vernichtungskrieg mündete. Gerade auch Historiker der jüngeren Generation stellten sich in den Dienst der NS-Diktatur. Ingo Haar analysiert diese Entwicklung erstmals im Zusammenhang, beschreibt die institutionellen und ideologischen Grundlagen der "Volksgeschichte" und untersucht deren Rolle im "Volkstumskampf". Drittes Reich GeistesGeschichte KulturGeschichte Geschichtswissenschaft Historiker Historikerinnen Nationalsozialismus Ideologie Wie das Bild der Wissenschaften zur Zeit des Dritten Reichs überhaupt hat sich auch das Bild der Geschichtswissenschaft im Nationalsozialismus in den letzten Jahrzehnten beständig gewandelt. Die Annahme, unter Hitler hätte es in Deutschland keinen geregelten Wissenschaftsbetrieb gegeben, ist ebenso überholt wie die These, Wissenschaft und Politik seien im Dritten Reich zwei völlig getrennt operierende Funktionsbereiche gewesen. Die spezielle Debatte um die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist nicht zuletzt seit dem Historikertag 1998 in Frankfurt am Main wieder aktuell. Einen wesentlichen Beitrag zur Forschungsdiskussion lieferte der Berliner Historiker Ingo Haar mit seinem 2000 in der von Berding, Kocka, Ullmann und Wehler herausgegebenen Reihe Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft erschienenen Buch Historiker im Nationalsozialismus. Haars Untersuchung zielt vor allem auf das personelle und institutionelle Geflecht der einflussreichen „Volksgeschichte" ab, die Fragen des Volkstums und der völkisch-geographischen Ordnung behandelte und enge Bindungen mit staatlichen und politischen Instanzen einging. Dabei wird hauptsächlich die Arbeit der „Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft" betrachtet, eines mit NS-Staat und NSDAP eng verflochtenen Forschungsverbunds. Haars zentrale Fragestellungen behandeln dabei den Aufstieg und Fall der völkisch orientierten deutschen Geschichtswissenschaft und die Vernetzung der sogenannten „Volksgeschichte" mit dem Herrschaftssystem der Nationalsozialisten. Dazu untersucht Haar sowohl den Aufbau außeruniversitärer Forschungseinrichtungen unter dem Einfluss völkischer Paradigmen als auch hauptsächliche Akteure sowie ihre Rolle in der Konzeption und Beratung der Politik. Dabei werden v.a. Historiker wie Aubin, Brackmann, Rothfels und Schieder sowie die deutsche Ostforschung und die Beteiligung der Historiker an „Umsiedlungs"- und „Eindeutschungsplänen" beleuchtet. Haar beginnt seine Arbeit mit einleitenden Informationen über Volkstumsforschung in der durch den Versailler Vertrag gehemmten Weimarer Republik und beschreibt die Entwicklung der Leipziger Stiftung für Volks- und Kulturbodenforschung, die völkisch orientierten Wissenschaftlern ein Forum bot, abseits des universitären Lebens an der Revisionspolitik der politischen Instanzen zu partizipieren und sich in aktiver „Deutschtumsarbeit" üben zu können. Mit dem Erfolg der nationalsozialistischen Ideologie und ihrer totalitären sowie rassistischen Ordnungsvorstellungen wurden auch den bis dato als Spezialforschung angesehenen Wissenschaftsprogrammen und ihrem Begriffsrepertoire um „Volkstum", „Volksboden" und „Lebensraum" größere Möglichkeiten eröffnet. Der Begriff des „eigenständigen Volks" ermöglichte eine Unterteilung in „Volksgenossen" und zu entfernende „Volksfeinde", was die Interpretation der Revisionspolitik in den Kreisen der Volkstumsforschung um eine weitere rassistische und aggressive Nuance erweiterte. Im Kontrast zu Historikern liberalerer Auffassung griffen z.B. Rothfels und sein Königsberger Schülerkreis den Gedanken einer „Revolution von Rechts" wieder auf. Die „völkischen Nachwuchshistoriker" plädierten bereits 1929 für einen Politikwechsel in Richtung einer ethnischen Neuordnung Europas. Durch einen Generationenwechsel begünstigte Forscher wie Brackmann, Aubin und Oberländer stellten sich in den Dienst der Nationalsozialisten und ihrem Ostprogramm. Weite Teile Osteuropas wurden von Seiten der völkischen Geschichtswissenschaftler, die sich mittlerweile auf zwei Historikertagen konsolidiert hatten, als Zone germanisch-deutscher Kulturausstrahlung bestimmt. Im Zuge der Gleichschaltung der deutschen Geschichtswissenschaft lehnte Brackmann im Gegensatz zu Oberländer die Leitung der neu gegründeten Nordostdeutschen Forschungsgemeinschaft nicht ab; der Kreis der Königsberger Nachwuchshistoriker rückte in die Historikerelite Deutschlands ein. Die ostdeutsche Geschichtswissenschaft wurde zentralisiert, die Forschungsgemeinschaft kontrollierte zahlreiche Projekte zu Fragen der Grenzziehung und Bevölkerungspolitik. Die Nachwuchshistoriker unterstützen die Ostpolitik der NSDAP, die selber noch nicht in der Lage gewesen war, akademische Eliten herauszubilden. Nach 1937 erlangte die Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft endgültig den Status einer staatlich geförderten Großforschungseinrichtung. Die fachlichen und durch Auslandskontakte bzw. -besuche erlangten Kenntnisse der Volkstumshistoriker waren unentbehrlich für die nationalsozialistische Volksgruppenpolitik nach der Niederwerfung Polens. In engster Zusammenarbeit mit dem Planungsstab der Siedlungs- und Bevölkerungspolitik wurden zahlreiche Karten und Statistiken als Grundlage der Bevölkerungspolitik produziert. Dies waren bereitwillig ausgeführte Auftragsarbeiten für den NS-Staat, dem eine eigene akademische Elite noch immer fehlte. Auch in die konzeptionellen Prozesse, die zur Vernichtung der europäischen Juden führen sollten, waren Historiker und Geographen der Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft beteiligt und votierten nach Haar offen für eine Politik der „Eindeutschung", die sie auch im Nachhinein zu rechtfertigen suchten. Vordenker des Völkermords waren, Vandenhoeck & Ruprecht, 2000, 0<
Historiker im Nationalsozialismus Deutsche Geschichtswissenschaft und der 'Volkstumskampf' im Osten Beitrage Der Akademie Für Migration und Integration von Ingo Haar Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft #143 Vandenhoeck & Ruprecht Volksgeschichte und Politik im Nationalsozialismus - Die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist Gegenstand heftiger Diskussionen. Ingo Haar untersucht das personelle und institutionelle Netzwerk der "Volksgeschichte", einer einflussreichen Richtung der deutschen Geschichtswissenschaft, und ihre Verflechtung mit staatlichen Instanzen und politischen Kreisen. Im Mittelpunkt steht die "Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft", ein großer Forschungsverbund, in dem Staat, Partei und Wissenschaft eng miteinander verflochten waren. Die "Volksgeschichte" suchte bewusst die Nähe zu einer Bevölkerungspolitik, die die "völkische" und "rassische" Neuordnung Europas anstrebte und in Völkermord und Vernichtungskrieg mündete. Gerade auch Historiker der jüngeren Genera - Taschenbuch
2000, ISBN: 9783525359426
Vandenhoeck & Ruprecht, 2000. 2000. Softcover. 23,5 x 16,2 x 2,9 cm. Drittes Reich GeistesGeschichte KulturGeschichte Geschichtswissenschaft Historiker Historikerinnen Nationalsozialismu… Mehr…
Vandenhoeck & Ruprecht, 2000. 2000. Softcover. 23,5 x 16,2 x 2,9 cm. Drittes Reich GeistesGeschichte KulturGeschichte Geschichtswissenschaft Historiker Historikerinnen Nationalsozialismus Ideologie Wie das Bild der Wissenschaften zur Zeit des Dritten Reichs überhaupt hat sich auch das Bild der Geschichtswissenschaft im Nationalsozialismus in den letzten Jahrzehnten beständig gewandelt. Die Annahme, unter Hitler hätte es in Deutschland keinen geregelten Wissenschaftsbetrieb gegeben, ist ebenso überholt wie die These, Wissenschaft und Politik seien im Dritten Reich zwei völlig getrennt operierende Funktionsbereiche gewesen. Die spezielle Debatte um die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist nicht zuletzt seit dem Historikertag 1998 in Frankfurt am Main wieder aktuell. Einen wesentlichen Beitrag zur Forschungsdiskussion lieferte der Berliner Historiker Ingo Haar mit seinem 2000 in der von Berding, Kocka, Ullmann und Wehler herausgegebenen Reihe Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft erschienenen Buch Historiker im Nationalsozialismus. Haars Untersuchung zielt vor allem auf das personelle und institutionelle Geflecht der einflussreichen „Volksgeschichte" ab, die Fragen des Volkstums und der völkisch-geographischen Ordnung behandelte und enge Bindungen mit staatlichen und politischen Instanzen einging. Dabei wird hauptsächlich die Arbeit der „Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft" betrachtet, eines mit NS-Staat und NSDAP eng verflochtenen Forschungsverbunds. Haars zentrale Fragestellungen behandeln dabei den Aufstieg und Fall der völkisch orientierten deutschen Geschichtswissenschaft und die Vernetzung der sogenannten „Volksgeschichte" mit dem Herrschaftssystem der Nationalsozialisten. Dazu untersucht Haar sowohl den Aufbau außeruniversitärer Forschungseinrichtungen unter dem Einfluss völkischer Paradigmen als auch hauptsächliche Akteure sowie ihre Rolle in der Konzeption und Beratung der Politik. Dabei werden v.a. Historiker wie Aubin, Brackmann, Rothfels und Schieder sowie die deutsche Ostforschung und die Beteiligung der Historiker an „Umsiedlungs"- und „Eindeutschungsplänen" beleuchtet. Haar beginnt seine Arbeit mit einleitenden Informationen über Volkstumsforschung in der durch den Versailler Vertrag gehemmten Weimarer Republik und beschreibt die Entwicklung der Leipziger Stiftung für Volks- und Kulturbodenforschung, die völkisch orientierten Wissenschaftlern ein Forum bot, abseits des universitären Lebens an der Revisionspolitik der politischen Instanzen zu partizipieren und sich in aktiver „Deutschtumsarbeit" üben zu können. Mit dem Erfolg der nationalsozialistischen Ideologie und ihrer totalitären sowie rassistischen Ordnungsvorstellungen wurden auch den bis dato als Spezialforschung angesehenen Wissenschaftsprogrammen und ihrem Begriffsrepertoire um „Volkstum", „Volksboden" und „Lebensraum" größere Möglichkeiten eröffnet. Der Begriff des „eigenständigen Volks" ermöglichte eine Unterteilung in „Volksgenossen" und zu entfernende „Volksfeinde", was die Interpretation der Revisionspolitik in den Kreisen der Volkstumsforschung um eine weitere rassistische und aggressive Nuance erweiterte. Im Kontrast zu Historikern liberalerer Auffassung griffen z.B. Rothfels und sein Königsberger Schülerkreis den Gedanken einer „Revolution von Rechts" wieder auf. Die „völkischen Nachwuchshistoriker" plädierten bereits 1929 für einen Politikwechsel in Richtung einer ethnischen Neuordnung Europas. Durch einen Generationenwechsel begünstigte Forscher wie Brackmann, Aubin und Oberländer stellten sich in den Dienst der Nationalsozialisten und ihrem Ostprogramm. Weite Teile Osteuropas wurden von Seiten der völkischen Geschichtswissenschaftler, die sich mittlerweile auf zwei Historikertagen konsolidiert hatten, als Zone germanisch-deutscher Kulturausstrahlung bestimmt. Im Zuge der Gleichschaltung der deutschen Geschichtswissenschaft lehnte Brackmann im Gegensatz zu Oberländer die Leitung der neu gegründeten Nordostdeutschen Forschungsgemeinschaft nicht ab; der Kreis der Königsberger Nachwuchshistoriker rückte in die Historikerelite Deutschlands ein. Die ostdeutsche Geschichtswissenschaft wurde zentralisiert, die Forschungsgemeinschaft kontrollierte zahlreiche Projekte zu Fragen der Grenzziehung und Bevölkerungspolitik. Die Nachwuchshistoriker unterstützen die Ostpolitik der NSDAP, die selber noch nicht in der Lage gewesen war, akademische Eliten herauszubilden. Nach 1937 erlangte die Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft endgültig den Status einer staatlich geförderten Großforschungseinrichtung. Die fachlichen und durch Auslandskontakte bzw. -besuche erlangten Kenntnisse der Volkstumshistoriker waren unentbehrlich für die nationalsozialistische Volksgruppenpolitik nach der Niederwerfung Polens. In engster Zusammenarbeit mit dem Planungsstab der Siedlungs- und Bevölkerungspolitik wurden zahlreiche Karten und Statistiken als Grundlage der Bevölkerungspolitik produziert. Dies waren bereitwillig ausgeführte Auftragsarbeiten für den NS-Staat, dem eine eigene akademische Elite noch immer fehlte. Auch in die konzeptionellen Prozesse, die zur Vernichtung der europäischen Juden führen sollten, waren Historiker und Geographen der Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft beteiligt und votierten nach Haar offen für eine Politik der „Eindeutschung", die sie auch im Nachhinein zu rechtfertigen suchten. Vordenker des Völkermords waren sie Haar zufolge aber nicht, auch wenn sie das deutsche Volk als kulturell und ethnisch überlegen ansahen. Alles in allem hat Ingo Haar mit Historiker im Nationalsozialismus eine interessante und v.a. in zahlreichen Einzelbefunden bemerkenswerte Studie vorgelegt, die zahlreiches zuvor nicht untersuchtes Material erschließt und deshalb, wie bereits vielfach angemerkt, wohl zurecht als „Pionierstudie" in diesem Forschungsfeld bezeichnet werden kann. Haars brisante Erkenntnisse und die möglichen Rückschlüsse haben bereits im Vorfeld des Erscheinens des Buches für heftige Diskussionen gesorgt und dem Buch einigen Pressewirbel beschert. Dabei sind Haars ansonsten recht pointierte Folgerungen und Rückschlüsse gerade im Hinblick auf die Frage einer direkten Vorbereitung des Genozid über die konzeptionelle Beteiligung des beleuchteten Historikerpersonals hinaus eher vorsichtig und zurückhaltend, generell sogar mangels weiterer Erkenntnisse verneinend. Nichtsdestotrotz haben sogar namhafte Historiker wie Heinrich-August Wehler oder Hans Mommsen Kritik an Haars Arbeit geäußert. Während die Neue Züricher Zeitung und die Frankfurter Allgemeine Zeitung die Detailtreue und Quellenfülle der Arbeit loben und die Nachzeichnung mancher personeller Kontinuitätslinien bis in die Bundesrepublik hervorheben, äußern sie dennoch leichte Kritik, z.B. an der fehlenden Definition der als „völkisch" eingestuften Begriffe sowie der mangelnden Lesbarkeit und abschließenden Reflexion. Der nahezu uneingeschränkten Begeisterung der TAZ seinerzeit schloss sich die ZEIT nicht anHier wird ein fehlender europäischer Vergleich in Sachen „völkischer" Geschichtswissenschaft bemängelt und Haars Einstufung der Rolle der Historiker im Vergleich zur Rolle anderer Wissenschaftler hinterfragt. Aber auch angesichts manch vielleicht zu voreiliger Zuspitzungen (z.B. die Motivationen und Denkarten manch genannter Personen wie Rothfels und Schieder betreffend) bleibt Haars Buch sicherlich eine interessante Studie, deren quellennahe Arbeit den Rückschluss zulässt, dass bei näherer Betrachtung auch die Historiker nicht „mit weißer Weste" durch die Zeit des Dritten Reichs gekommen sind. Was Haars Buch tatsächlich fehlt, sind Lesbarkeit und der Zugang für Leser, die nicht über außerordentliche Vorkenntnisse der Materie verfügen. Haar schreibt in einem sehr formellen Stil, bleibt gleichzeitig aber in der durch die Thematik vorgegebenen Terminologie verhaftet. Zusätzlich verliert er sich oftmals in einer enormen Detailfülle und verpasst dabei über weite Strecken, abgesehen von der Konzentration auf einige Personen einen klareren roten Faden zu etablieren, was der Konsumierbarkeit des zugegebenermaßen komplexen Stoffes leider ebenfalls schadet. Entgegen der Suggestion des vollmundigen Titels konzentriert sich Haar in seiner Darstellung im Übrigen vollends auf die erwähnten Forscherkasten; Einblicke in die universitären Geschichtswissenschaften liefert sein Buch dagegen nicht.Volksgeschichte und Politik im Nationalsozialismus - Die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist Gegenstand heftiger Diskussionen. Ingo Haar untersucht das personelle und institutionelle Netzwerk der "Volksgeschichte", einer einflussreichen Richtung der deutschen Geschichtswissenschaft, und ihre Verflechtung mit staatlichen Instanzen und politischen Kreisen. Im Mittelpunkt steht die "Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft", ein großer Forschungsverbund, in dem Staat, Partei und Wissenschaft eng miteinander verflochten waren. Die "Volksgeschichte" suchte bewusst die Nähe zu einer Bevölkerungspolitik, die die "völkische" und "rassische" Neuordnung Europas anstrebte und in Völkermord und Vernichtungskrieg mündete. Gerade auch Historiker der jüngeren Generation stellten sich in den Dienst der NS-Diktatur. Ingo Haar analysiert diese Entwicklung erstmals im Zusammenhang, beschreibt die institutionellen und ideologischen Grundlagen der "Volksgeschichte" und untersucht deren Rolle im "Volkstumskampf". Drittes Reich GeistesGeschichte KulturGeschichte Geschichtswissenschaft Historiker Historikerinnen Nationalsozialismus Ideologie Wie das Bild der Wissenschaften zur Zeit des Dritten Reichs überhaupt hat sich auch das Bild der Geschichtswissenschaft im Nationalsozialismus in den letzten Jahrzehnten beständig gewandelt. Die Annahme, unter Hitler hätte es in Deutschland keinen geregelten Wissenschaftsbetrieb gegeben, ist ebenso überholt wie die These, Wissenschaft und Politik seien im Dritten Reich zwei völlig getrennt operierende Funktionsbereiche gewesen. Die spezielle Debatte um die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist nicht zuletzt seit dem Historikertag 1998 in Frankfurt am Main wieder aktuell. Einen wesentlichen Beitrag zur Forschungsdiskussion lieferte der Berliner Historiker Ingo Haar mit seinem 2000 in der von Berding, Kocka, Ullmann und Wehler herausgegebenen Reihe Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft erschienenen Buch Historiker im Nationalsozialismus. Haars Untersuchung zielt vor allem auf das personelle und institutionelle Geflecht der einflussreichen „Volksgeschichte" ab, die Fragen des Volkstums und der völkisch-geographischen Ordnung behandelte und enge Bindungen mit staatlichen und politischen Instanzen einging. Dabei wird hauptsächlich die Arbeit der „Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft" betrachtet, eines mit NS-Staat und NSDAP eng verflochtenen Forschungsverbunds. Haars zentrale Fragestellungen behandeln dabei den Aufstieg und Fall der völkisch orientierten deutschen Geschichtswissenschaft und die Vernetzung der sogenannten „Volksgeschichte" mit dem Herrschaftssystem der Nationalsozialisten. Dazu untersucht Haar sowohl den Aufbau außeruniversitärer Forschungseinrichtungen unter dem Einfluss völkischer Paradigmen als auch hauptsächliche Akteure sowie ihre Rolle in der Konzeption und Beratung der Politik. Dabei werden v.a. Historiker wie Aubin, Brackmann, Rothfels und Schieder sowie die deutsche Ostforschung und die Beteiligung der Historiker an „Umsiedlungs"- und „Eindeutschungsplänen" beleuchtet. Haar beginnt seine Arbeit mit einleitenden Informationen über Volkstumsforschung in der durch den Versailler Vertrag gehemmten Weimarer Republik und beschreibt die Entwicklung der Leipziger Stiftung für Volks- und Kulturbodenforschung, die völkisch orientierten Wissenschaftlern ein Forum bot, abseits des universitären Lebens an der Revisionspolitik der politischen Instanzen zu partizipieren und sich in aktiver „Deutschtumsarbeit" üben zu können. Mit dem Erfolg der nationalsozialistischen Ideologie und ihrer totalitären sowie rassistischen Ordnungsvorstellungen wurden auch den bis dato als Spezialforschung angesehenen Wissenschaftsprogrammen und ihrem Begriffsrepertoire um „Volkstum", „Volksboden" und „Lebensraum" größere Möglichkeiten eröffnet. Der Begriff des „eigenständigen Volks" ermöglichte eine Unterteilung in „Volksgenossen" und zu entfernende „Volksfeinde", was die Interpretation der Revisionspolitik in den Kreisen der Volkstumsforschung um eine weitere rassistische und aggressive Nuance erweiterte. Im Kontrast zu Historikern liberalerer Auffassung griffen z.B. Rothfels und sein Königsberger Schülerkreis den Gedanken einer „Revolution von Rechts" wieder auf. Die „völkischen Nachwuchshistoriker" plädierten bereits 1929 für einen Politikwechsel in Richtung einer ethnischen Neuordnung Europas. Durch einen Generationenwechsel begünstigte Forscher wie Brackmann, Aubin und Oberländer stellten sich in den Dienst der Nationalsozialisten und ihrem Ostprogramm. Weite Teile Osteuropas wurden von Seiten der völkischen Geschichtswissenschaftler, die sich mittlerweile auf zwei Historikertagen konsolidiert hatten, als Zone germanisch-deutscher Kulturausstrahlung bestimmt. Im Zuge der Gleichschaltung der deutschen Geschichtswissenschaft lehnte Brackmann im Gegensatz zu Oberländer die Leitung der neu gegründeten Nordostdeutschen Forschungsgemeinschaft nicht ab; der Kreis der Königsberger Nachwuchshistoriker rückte in die Historikerelite Deutschlands ein. Die ostdeutsche Geschichtswissenschaft wurde zentralisiert, die Forschungsgemeinschaft kontrollierte zahlreiche Projekte zu Fragen der Grenzziehung und Bevölkerungspolitik. Die Nachwuchshistoriker unterstützen die Ostpolitik der NSDAP, die selber noch nicht in der Lage gewesen war, akademische Eliten herauszubilden. Nach 1937 erlangte die Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft endgültig den Status einer staatlich geförderten Großforschungseinrichtung. Die fachlichen und durch Auslandskontakte bzw. -besuche erlangten Kenntnisse der Volkstumshistoriker waren unentbehrlich für die nationalsozialistische Volksgruppenpolitik nach der Niederwerfung Polens. In engster Zusammenarbeit mit dem Planungsstab der Siedlungs- und Bevölkerungspolitik wurden zahlreiche Karten und Statistiken als Grundlage der Bevölkerungspolitik produziert. Dies waren bereitwillig ausgeführte Auftragsarbeiten für den NS-Staat, dem eine eigene akademische Elite noch immer fehlte. Auch in die konzeptionellen Prozesse, die zur Vernichtung der europäischen Juden führen sollten, waren Historiker und Geographen der Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft beteiligt und votierten nach Haar offen für eine Politik der „Eindeutschung", die sie auch im Nachhinein zu rechtfertigen suchten. Vordenker des Völkermords waren, Vandenhoeck & Ruprecht, 2000, 0<
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Bibliographische Daten des bestpassenden Buches
Autor: | |
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Detailangaben zum Buch - Historiker im Nationalsozialismus: Deutsche Geschichtswissenschaft und der »Volkstumskampf« im Osten (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, Band 143)
EAN (ISBN-13): 9783525359426
ISBN (ISBN-10): 352535942X
Gebundene Ausgabe
Taschenbuch
Erscheinungsjahr: 1946
Herausgeber: Vandenhoeck & Ruprecht
Buch in der Datenbank seit 2007-06-02T09:36:03+02:00 (Berlin)
Detailseite zuletzt geändert am 2024-03-27T13:02:26+01:00 (Berlin)
ISBN/EAN: 352535942X
ISBN - alternative Schreibweisen:
3-525-35942-X, 978-3-525-35942-6
Alternative Schreibweisen und verwandte Suchbegriffe:
Autor des Buches: ingo haar
Titel des Buches: deutsche historiker nationalsozialismus, volkstumskampf, der historiker, geschichtswissenschaft nationalsozialismus, ist der nationalsozialismus, deutsche osten, deutsche studien, kritische studien zur geschichtswissenschaft, akademie nationalsozialismus, die deutschen osten europas, das deutsche europa, ein haar, nationalsozialismus und wissenschaft, migration, deutsche neuordnung, politik personell, wissenschaft und staat, ostdeutsche wissenschaft, volksgeschichte, die einflussreichen, die neuordnung von staat, das netzwerk, das waren die deutschen, staat integration, ostdeutsche beiträge, völkische wissenschaft, der vernichtungskrieg osten, band 143, deutsche bevölkerungspolitik, forschungsverbund
Daten vom Verlag:
Autor/in: Ingo Haar
Titel: Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft; Historiker im Nationalsozialismus; Haar,Historiker 2.A. - Deutsche Geschichtswissenschaft und der »Volkstumskampf« im Osten
Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht
434 Seiten
Erscheinungsjahr: 2002-07-12
Göttingen; DE
Gedruckt / Hergestellt in Deutschland.
Gewicht: 0,645 kg
43,90 € (DE)
45,20 € (AT)
Not available (reason unspecified)
155mm x 232mm x 23mm
mit 13 Abb.
BC; Hardcover, Softcover / Geschichte/20. Jahrhundert (bis 1945); Geschichte; Geschichtswissenschaft; Nationalsozialismus; Erste Hälfte 20. Jahrhundert (ca. 1900 bis ca. 1950)
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