"Ach, diese Deutschen". : Eine Nation auf der Suche nach ihrer 4. Identität. - Erstausgabe

240 S. Reg. Kart.mS., Eisbein mit Sauerkraut, dazu Bier in rauen Mengen und am liebsten im Rudel auf der liebsten Ferieninsel Mallorca konsumiert -- so lautet eines der populärsten Vorurteile über die Deutschen. Der Politik-Journalist und Buchautor Klaus Emmerich hat sich in Ach, diese Deutschen anhand bekannter und weniger bekannter Vorurteile Gedanken über die Identität einer Nation gemacht. Dabei liegt sein Hauptaugenmerk nicht auf der Auswertung möglichst zahlreicher Quellen über das Bild von den Deutschen aus der Außen- und Innenansicht, was er dennoch akribisch in den ersten Kapiteln erledigt, sondern um eine geschichtliche Aufarbeitung der Thematik.

Beginnend bei Bismarck spürt Emmerich den Voraussetzungen für das heutige Bild vom Deutschen nach, das von Begriffen wie Tüchtigkeit und Humorlosigkeit bestimmt wird. Er kommt zu dem Schluss, dass die Schuld der beiden Weltkriege das deutsche Selbstwertgefühl immens verringert habe. Es sei jedoch auch eine gegensätzliche Jetzt-erst-recht-Mentalität entstanden. Der Deutsche pendle eben zwischen den Extremen: einmal überschwänglich, dann voll Selbstzweifel; auf Gleichberechtigung erpicht und bald schon arrogant.

Noch immer sei das wieder vereinigte Deutschland auf der Suche nach seiner Identität. Die jüngsten rechten Gewalttaten demonstrierten, dass im 21. Jahrhundert das Ausräumen von Feindbildern nach wie vor von größter Bedeutung ist: "Als Stereotypen erst einmal erkannt, definiert und qualifiziert, entsteht eine beachtenswerte Chance der Korrektur - bei sich selbst wie bei den anderen. Dem Feindbildsyndrom ist freilich nur beizukommen, wenn der Wahrheit, der Objektivität und den damit zusammenhängenden Suchvorgängen ausreichend Raum gegeben ist." Damit hat der erfahrene Journalist Emmerich die Leistung seines Buches, das komplizierte Zusammenhänge verständlich, aber nicht verkürzend aufbereitet, selbst gleich am besten beschrieben. --Sebastian Fasthuber