1994, ISBN: 9783931337087
[ED: Softcover], [PU: Kontext Verlag], Inhalt Uwe Johnson: Versuch, eine Mentalität zu erklären Michael Roloff: Gespräch mit Uwe Johnson Uwe Johnson: Fünfundzwanzig Jahre mit Jake, auch … Mehr…
[ED: Softcover], [PU: Kontext Verlag], Inhalt Uwe Johnson: Versuch, eine Mentalität zu erklären Michael Roloff: Gespräch mit Uwe Johnson Uwe Johnson: Fünfundzwanzig Jahre mit Jake, auch unter dem Namen Bierwisch bekannt Eberhard Fahlke: »Wenn man einem Freund eine Festschrift macht...« Zum Festschriftenbeitrag Uwe Johnsons Manfred Bierwisch: Erinnerungen Uwe Johnson betreffend, Uwe Johnson und Leipzig. Ausschnitte einer Beziehung Günter Grass: Distanz, heftige Nähe, Fremdwerden und Fremdbleiben. Gespräch über Uwe Johnson Günter Kunert: Ein Fremdling Johannes Bobrowski: Briefwechsel mit Uwe Johnson Lotte Köhler: Aus dem Briefwechsel mit Uwe Johnson Christine Jansen: »Seien Sie vielmals bedankt!« Aus einem Briefwechsel Helen Wolff: Brief aus Hanover/New Hampshire Hans-Jürgen Schmidt: Brief aus Güstrow Michael Jesse: Da war Einer, den hätte ich gern gekannt Bernd Neumann: Leipzig, oder: die Schule der Modernität, Uwe Johnson und William Faulkner Greg Bond: Die Klassengesellschaft und die Dialektik der Gerechtigkeit, Uwe Johnsons DDR-Erfahrung und seine Lukács-Lektüre Margund Hinz/Roland Berbig: »Ich sehe nicht ein, daß die Mauer in Berlin ein literarisches Datum gesetzt haben sollte...« Uwe Johnson im politischen Diskurs 1961 Uwe Johnson: Kommentar zu Bertolt Brechts »Meti, Buch der Wendungen« Erdmut Wizisla: »Aus jenem Fach bin ich weggelaufen« Uwe Johnson im Bertolt-Brecht-Archiv - die Edition von »Meti, Buch der Wendungen« Roland Berbig: Eine Bürgerin der »D.D.R.« namens Gesine Cresspahl erzählt. Beobachtungen zu der DDR in Uwe Johnsons "Jahrestage" Nicolai Riedel: Uwe Johnson & die DDR, Uwe Johnson in Ostdeutschland. Bibliographische Skizze einer verhinderten/verspäteten Rezeption Uwe Johnson und die DDR – das waren einerseits Erfahrungen mit einer repressiven Diktatur. Andererseits hat er sich nirgendwo anders als in dieser DDR zu dem exemplarischen Modernen gebildet, den er wie kaum ein anderer in der deutschen Literatur nach 1945 darstellt. Solche Entwicklung, solche Erfahrungen schienen möglich, wenn einer sie nur wollte und der Mecklenburger Uwe Johnson hat sie gewollt. In der DDR, die ihm politisch ein hoch zweifelhaftes Gebilde war, waren die Städte und Landschaften seiner Kindheit und Jugend zurückgeblieben. Dort waren die Räume, die ihm für das Erleben seiner Personen, deren Geschichten zu erzählen er sich beauftragt fühlte, unverzichtbar waren. Dachte er an sie, fielen ihm das Lager in Fünfeichen oder die Erniedrigungen, von denen die Schul- und Studienzeit geprägt war, ebenso ein wie der Wind, der über die Seen strich und zum Segeln verführte, oder die Sprache, in der die Menschen miteinander redeten und durch die sie einmalig wurden. Hier fremdwerden hieß für Johnson Schmerz. Sein Erinnern bedeutete ihm eine immer erneute Probe, inwieweit die Verwundung, die ihm zugefügt worden war und die sein Weggang nicht zu heilen vermochte, tatsächlich über die Jahre vernarbt war. Die Hoffnung und der Glaube, das Erinnerte durch gültiges Benennen zu erledigen, es abzurechnen, hatten sich am Ende seines Lebens als vergeblich erwiesen. Im Dezember 1971 schrieb Johnson aus Westberlin an Lotte Köhler in New York: »Im Sommer waren wir auf zehn Tage in Mecklenburg Noch einmal schwimmen im Inselsee, schwimmen in einem Dampfer auf dem schweriner See, bei Uhse speisen, auf den Bahnsteigen von Bad Kleinen auf den Anschluss warten: als Gäste. Als Fremde.« Uwe Johnsons Erfahrungen mit der DDR waren deutsche Erfahrungen. Sie endeten nicht mit seinem Weggang aus jenem Land, und sie hätten nicht geendet mit dem Fall der Mauer, der die DDR beseitigte. Durch Johnsons frühen Tod fehlt die Stimme, die den Vorgang der Vereinigung am präzisesten geschildert hätte - und am gerechtesten wohl auch. Erinnerung und Lektüre müssen ersetzen, wofür es am Ende keinen Ersatz gibt. Dieses vorliegende Buch birgt Bruchstücke einer Gedächtnisarbeit, wie sie Uwe Johnson sich auferlegt hat, einer Gedächtnisarbeit, von der auch nach dem Ende der DDR niemand entbunden ist. Dieser Band bietet anregende Lektüre sowohl für die, die auf Johnsons Welt neugierig, als auch für jene, die darin schon heimisch sind: Erinnerungen von Zeitzeugen; Gespräche, die Einblicke in Johnsons Denken vermitteln; bisher unveröffentlichte Briefe, die literarische Beziehungen dokumentieren; Untersuchungen zur Geprägtheit, zum literarischen Gehalt und zur Wirkung von Johnsons Texten. Dieses rundum geglückte Buch, überquellend von neuen Nachrichten zu Leben und Werk des in seiner Bedeutung für die Literatur des Jahrhunderts noch kaum erkannten, von der lesenden Öffentlichkeit noch gar nicht gewürdigten Erzählers, enthält einen in seiner Kuriosität schon ungeheuerlichen Beitrag: einen deutschen Text von Uwe Johnson, den Johnson so gar nicht geschrieben hat. Die siebzehn Seiten, erweitert um die doppelte Zahl dreier Beiträge mit Erklärungen und Erinnerungen, sind, auf traurige Art, bewegendes Herzstück des Bandes. Der gerade in Augenblicken gerührter Erregung eher wortkarg-spröde, norddeutsche Johnson schreibt einen vor Zuneigung vibrierenden Geburtstagsgruß – in feinstem Englisch – für einen Freund aus gemeinsamen Studentenzeiten in Leipzig (Manfred Bierwisch) - und darüber geht die Freundschaft zu Bruch. Jetzt können wir diesen Glückwunsch zum ersten Mal in deutscher Sprache lesen. Erschütternd macht die Dokumentation dieser für Johnson charakteristischen Geschichte von Bindung und Lösung wahr, wovon die Beiträge zweier anderer Freunde schon im Titel sprechen. Günter Grass bestimmt sein Verhältnis zu Johnson mit den Worten: »Distanz, heftige Nähe, Fremdwerden und Fremdbleiben«; Günter Kunert stellt die Diagnose: 'Ein Fremdling'. Hier erhält der Band mit Aufzeichnungen von Zeitzeugen, Gesprächen, Interviews, unbekannten Briefen, unveröffentlichten (Geheim-)Dokumenten den Ton fürchterlicher, trauriger Wahrhaftigkeit, der das Buch zu einer bedeutenden Dokumentar-Sammlung über die Lebenswirklichkeit in (und nach) der DDR macht. Denn die »zerstörerischen Auswirkungen« eines Sklavenstaats, der noch immer seinen Opfern das Gedächtnis raubt, das Gewissen beschwert, die Seele würgt – wo wären sie, bis in Fußnoten und Anmerkungen, bedrückender aufbewahrt als in diesem Buch? Der Band mit (fast) lauter neuen Texten (Briefwechsel mit Johannes Bobrowski) bereitet Uwe Johnsons späte Heimkehr in die ehemalige DDR vor. Denn es stimmt, was Grass im Gespräch mit den Herausgebern sagt:»Johnsons Schreibweise war für die ostdeutsche Leserschaft konzipiert. Dieses Publikum war in der Lage, verdeckteste Anspielungen zu verstehen Eine ganze Generation ist in der DDR um einen wichtigen Autor betrogen worden – zur Kenntnis und zum Verständnis des eigenen Landes.« (Rolf Michaelis, Die Zeit) Gegen das Vergessen, aber auch gegen die Opfermythisierung haben Roland Berbig und Erdmut Wizisla in bisher nicht erreichter Fülle und Genauigkeit vielfältige Beziehungen Johnsons zur DDR nachgezeichnet. Die Texte Uwe Johnsons bekamen in der Zeit des europäischen Umbruchs und der deutschen Vereinigungskrise neue Aktualität, die heute besonders ostdeutsche Leser beschäftigt. »Diese Grunderfahrung«, so Roland Berbig im Gespräch, »in eine Freiheit hineinzukommen und dann diese Freiheit anders vorzufinden, als man sie sich gedacht hat, hat Uwe Johnson 1959/61 einmal erlebt, wenn auch anders und komplizierter. Aber so ein Grad an Verunsicherung, der Uwe Johnson nie so richtig hat ankommen lassen und der seine Ortswechsel begründet, der ist mir verständlicher als früher zu DDR-Zeiten.« (Stefan Bruns, Neue Zürcher Zeitung) Mit diesem Johnson-Buch werden Maßstäbe gesetzt für fällige Korrekturen der Literaturgeschichtsschreibung. (Sibylle Cramer, Frankfurter Rundschau), DE, [SC: 2.70], wie neu, privates Angebot, 205 x 125 mm, 424, [GW: 500g], [PU: Berlin], 2., Banküberweisung, Selbstabholung und Barzahlung, Internationaler Versand, [CT: Sprach-/Literaturwissenschaft / Germanistik]<
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1994, ISBN: 9783931337087
[ED: Softcover], [PU: Kontext Verlag], Inhalt Uwe Johnson: Versuch, eine Mentalität zu erklären Michael Roloff: Gespräch mit Uwe Johnson Uwe Johnson: Fünfundzwanzig Jahre mit Jake, auch … Mehr…
[ED: Softcover], [PU: Kontext Verlag], Inhalt Uwe Johnson: Versuch, eine Mentalität zu erklären Michael Roloff: Gespräch mit Uwe Johnson Uwe Johnson: Fünfundzwanzig Jahre mit Jake, auch unter dem Namen Bierwisch bekannt Eberhard Fahlke: »Wenn man einem Freund eine Festschrift macht...« Zum Festschriftenbeitrag Uwe Johnsons Manfred Bierwisch: Erinnerungen Uwe Johnson betreffend, Uwe Johnson und Leipzig. Ausschnitte einer Beziehung Günter Grass: Distanz, heftige Nähe, Fremdwerden und Fremdbleiben. Gespräch über Uwe Johnson Günter Kunert: Ein Fremdling Johannes Bobrowski: Briefwechsel mit Uwe Johnson Lotte Köhler: Aus dem Briefwechsel mit Uwe Johnson Christine Jansen: »Seien Sie vielmals bedankt!« Aus einem Briefwechsel Helen Wolff: Brief aus Hanover/New Hampshire Hans-Jürgen Schmidt: Brief aus Güstrow Michael Jesse: Da war Einer, den hätte ich gern gekannt Bernd Neumann: Leipzig, oder: die Schule der Modernität, Uwe Johnson und William Faulkner Greg Bond: Die Klassengesellschaft und die Dialektik der Gerechtigkeit, Uwe Johnsons DDR-Erfahrung und seine Lukács-Lektüre Margund Hinz/Roland Berbig: »Ich sehe nicht ein, daß die Mauer in Berlin ein literarisches Datum gesetzt haben sollte...« Uwe Johnson im politischen Diskurs 1961 Uwe Johnson: Kommentar zu Bertolt Brechts »Meti, Buch der Wendungen« Erdmut Wizisla: »Aus jenem Fach bin ich weggelaufen« Uwe Johnson im Bertolt-Brecht-Archiv - die Edition von »Meti, Buch der Wendungen« Roland Berbig: Eine Bürgerin der »D.D.R.« namens Gesine Cresspahl erzählt. Beobachtungen zu der DDR in Uwe Johnsons "Jahrestage" Nicolai Riedel: Uwe Johnson & die DDR, Uwe Johnson in Ostdeutschland. Bibliographische Skizze einer verhinderten/verspäteten Rezeption Uwe Johnson und die DDR – das waren einerseits Erfahrungen mit einer repressiven Diktatur. Andererseits hat er sich nirgendwo anders als in dieser DDR zu dem exemplarischen Modernen gebildet, den er wie kaum ein anderer in der deutschen Literatur nach 1945 darstellt. Solche Entwicklung, solche Erfahrungen schienen möglich, wenn einer sie nur wollte und der Mecklenburger Uwe Johnson hat sie gewollt. In der DDR, die ihm politisch ein hoch zweifelhaftes Gebilde war, waren die Städte und Landschaften seiner Kindheit und Jugend zurückgeblieben. Dort waren die Räume, die ihm für das Erleben seiner Personen, deren Geschichten zu erzählen er sich beauftragt fühlte, unverzichtbar waren. Dachte er an sie, fielen ihm das Lager in Fünfeichen oder die Erniedrigungen, von denen die Schul- und Studienzeit geprägt war, ebenso ein wie der Wind, der über die Seen strich und zum Segeln verführte, oder die Sprache, in der die Menschen miteinander redeten und durch die sie einmalig wurden. Hier fremdwerden hieß für Johnson Schmerz. Sein Erinnern bedeutete ihm eine immer erneute Probe, inwieweit die Verwundung, die ihm zugefügt worden war und die sein Weggang nicht zu heilen vermochte, tatsächlich über die Jahre vernarbt war. Die Hoffnung und der Glaube, das Erinnerte durch gültiges Benennen zu erledigen, es abzurechnen, hatten sich am Ende seines Lebens als vergeblich erwiesen. Im Dezember 1971 schrieb Johnson aus Westberlin an Lotte Köhler in New York: »Im Sommer waren wir auf zehn Tage in Mecklenburg Noch einmal schwimmen im Inselsee, schwimmen in einem Dampfer auf dem schweriner See, bei Uhse speisen, auf den Bahnsteigen von Bad Kleinen auf den Anschluss warten: als Gäste. Als Fremde.« Uwe Johnsons Erfahrungen mit der DDR waren deutsche Erfahrungen. Sie endeten nicht mit seinem Weggang aus jenem Land, und sie hätten nicht geendet mit dem Fall der Mauer, der die DDR beseitigte. Durch Johnsons frühen Tod fehlt die Stimme, die den Vorgang der Vereinigung am präzisesten geschildert hätte - und am gerechtesten wohl auch. Erinnerung und Lektüre müssen ersetzen, wofür es am Ende keinen Ersatz gibt. Dieses vorliegende Buch birgt Bruchstücke einer Gedächtnisarbeit, wie sie Uwe Johnson sich auferlegt hat, einer Gedächtnisarbeit, von der auch nach dem Ende der DDR niemand entbunden ist. Dieser Band bietet anregende Lektüre sowohl für die, die auf Johnsons Welt neugierig, als auch für jene, die darin schon heimisch sind: Erinnerungen von Zeitzeugen; Gespräche, die Einblicke in Johnsons Denken vermitteln; bisher unveröffentlichte Briefe, die literarische Beziehungen dokumentieren; Untersuchungen zur Geprägtheit, zum literarischen Gehalt und zur Wirkung von Johnsons Texten. Dieses rundum geglückte Buch, überquellend von neuen Nachrichten zu Leben und Werk des in seiner Bedeutung für die Literatur des Jahrhunderts noch kaum erkannten, von der lesenden Öffentlichkeit noch gar nicht gewürdigten Erzählers, enthält einen in seiner Kuriosität schon ungeheuerlichen Beitrag: einen deutschen Text von Uwe Johnson, den Johnson so gar nicht geschrieben hat. Die siebzehn Seiten, erweitert um die doppelte Zahl dreier Beiträge mit Erklärungen und Erinnerungen, sind, auf traurige Art, bewegendes Herzstück des Bandes. Der gerade in Augenblicken gerührter Erregung eher wortkarg-spröde, norddeutsche Johnson schreibt einen vor Zuneigung vibrierenden Geburtstagsgruß – in feinstem Englisch – für einen Freund aus gemeinsamen Studentenzeiten in Leipzig (Manfred Bierwisch) - und darüber geht die Freundschaft zu Bruch. Jetzt können wir diesen Glückwunsch zum ersten Mal in deutscher Sprache lesen. Erschütternd macht die Dokumentation dieser für Johnson charakteristischen Geschichte von Bindung und Lösung wahr, wovon die Beiträge zweier anderer Freunde schon im Titel sprechen. Günter Grass bestimmt sein Verhältnis zu Johnson mit den Worten: »Distanz, heftige Nähe, Fremdwerden und Fremdbleiben«; Günter Kunert stellt die Diagnose: 'Ein Fremdling'. Hier erhält der Band mit Aufzeichnungen von Zeitzeugen, Gesprächen, Interviews, unbekannten Briefen, unveröffentlichten (Geheim-)Dokumenten den Ton fürchterlicher, trauriger Wahrhaftigkeit, der das Buch zu einer bedeutenden Dokumentar-Sammlung über die Lebenswirklichkeit in (und nach) der DDR macht. Denn die »zerstörerischen Auswirkungen« eines Sklavenstaats, der noch immer seinen Opfern das Gedächtnis raubt, das Gewissen beschwert, die Seele würgt – wo wären sie, bis in Fußnoten und Anmerkungen, bedrückender aufbewahrt als in diesem Buch? Der Band mit (fast) lauter neuen Texten (Briefwechsel mit Johannes Bobrowski) bereitet Uwe Johnsons späte Heimkehr in die ehemalige DDR vor. Denn es stimmt, was Grass im Gespräch mit den Herausgebern sagt:»Johnsons Schreibweise war für die ostdeutsche Leserschaft konzipiert. Dieses Publikum war in der Lage, verdeckteste Anspielungen zu verstehen Eine ganze Generation ist in der DDR um einen wichtigen Autor betrogen worden – zur Kenntnis und zum Verständnis des eigenen Landes.« (Rolf Michaelis, Die Zeit) Gegen das Vergessen, aber auch gegen die Opfermythisierung haben Roland Berbig und Erdmut Wizisla in bisher nicht erreichter Fülle und Genauigkeit vielfältige Beziehungen Johnsons zur DDR nachgezeichnet. Die Texte Uwe Johnsons bekamen in der Zeit des europäischen Umbruchs und der deutschen Vereinigungskrise neue Aktualität, die heute besonders ostdeutsche Leser beschäftigt. »Diese Grunderfahrung«, so Roland Berbig im Gespräch, »in eine Freiheit hineinzukommen und dann diese Freiheit anders vorzufinden, als man sie sich gedacht hat, hat Uwe Johnson 1959/61 einmal erlebt, wenn auch anders und komplizierter. Aber so ein Grad an Verunsicherung, der Uwe Johnson nie so richtig hat ankommen lassen und der seine Ortswechsel begründet, der ist mir verständlicher als früher zu DDR-Zeiten.« (Stefan Bruns, Neue Zürcher Zeitung) Mit diesem Johnson-Buch werden Maßstäbe gesetzt für fällige Korrekturen der Literaturgeschichtsschreibung. (Sibylle Cramer, Frankfurter Rundschau), DE, [SC: 2.40], wie neu, privates Angebot, 205 x 125 mm, 424, [GW: 500g], [PU: Berlin], 2., Banküberweisung, Selbstabholung und Barzahlung, Internationaler Versand, [CT: Sprach-/Literaturwissenschaft / Germanistik]<
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1994, ISBN: 9783931337087
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[ED: Softcover], [PU: Kontext Verlag], Inhalt Uwe Johnson: Versuch, eine Mentalität zu erklären Michael Roloff: Gespräch mit Uwe Johnson Uwe Johnson: Fünfundzwanzig Jahre mit Jake, auch unter dem Namen Bierwisch bekannt Eberhard Fahlke: »Wenn man einem Freund eine Festschrift macht...« Zum Festschriftenbeitrag Uwe Johnsons Manfred Bierwisch: Erinnerungen Uwe Johnson betreffend, Uwe Johnson und Leipzig. Ausschnitte einer Beziehung Günter Grass: Distanz, heftige Nähe, Fremdwerden und Fremdbleiben. Gespräch über Uwe Johnson Günter Kunert: Ein Fremdling Johannes Bobrowski: Briefwechsel mit Uwe Johnson Lotte Köhler: Aus dem Briefwechsel mit Uwe Johnson Christine Jansen: »Seien Sie vielmals bedankt!« Aus einem Briefwechsel Helen Wolff: Brief aus Hanover/New Hampshire Hans-Jürgen Schmidt: Brief aus Güstrow Michael Jesse: Da war Einer, den hätte ich gern gekannt Bernd Neumann: Leipzig, oder: die Schule der Modernität, Uwe Johnson und William Faulkner Greg Bond: Die Klassengesellschaft und die Dialektik der Gerechtigkeit, Uwe Johnsons DDR-Erfahrung und seine Lukács-Lektüre Margund Hinz/Roland Berbig: »Ich sehe nicht ein, daß die Mauer in Berlin ein literarisches Datum gesetzt haben sollte...« Uwe Johnson im politischen Diskurs 1961 Uwe Johnson: Kommentar zu Bertolt Brechts »Meti, Buch der Wendungen« Erdmut Wizisla: »Aus jenem Fach bin ich weggelaufen« Uwe Johnson im Bertolt-Brecht-Archiv - die Edition von »Meti, Buch der Wendungen« Roland Berbig: Eine Bürgerin der »D.D.R.« namens Gesine Cresspahl erzählt. Beobachtungen zu der DDR in Uwe Johnsons "Jahrestage" Nicolai Riedel: Uwe Johnson & die DDR, Uwe Johnson in Ostdeutschland. Bibliographische Skizze einer verhinderten/verspäteten Rezeption Uwe Johnson und die DDR – das waren einerseits Erfahrungen mit einer repressiven Diktatur. Andererseits hat er sich nirgendwo anders als in dieser DDR zu dem exemplarischen Modernen gebildet, den er wie kaum ein anderer in der deutschen Literatur nach 1945 darstellt. Solche Entwicklung, solche Erfahrungen schienen möglich, wenn einer sie nur wollte und der Mecklenburger Uwe Johnson hat sie gewollt. In der DDR, die ihm politisch ein hoch zweifelhaftes Gebilde war, waren die Städte und Landschaften seiner Kindheit und Jugend zurückgeblieben. Dort waren die Räume, die ihm für das Erleben seiner Personen, deren Geschichten zu erzählen er sich beauftragt fühlte, unverzichtbar waren. Dachte er an sie, fielen ihm das Lager in Fünfeichen oder die Erniedrigungen, von denen die Schul- und Studienzeit geprägt war, ebenso ein wie der Wind, der über die Seen strich und zum Segeln verführte, oder die Sprache, in der die Menschen miteinander redeten und durch die sie einmalig wurden. Hier fremdwerden hieß für Johnson Schmerz. Sein Erinnern bedeutete ihm eine immer erneute Probe, inwieweit die Verwundung, die ihm zugefügt worden war und die sein Weggang nicht zu heilen vermochte, tatsächlich über die Jahre vernarbt war. Die Hoffnung und der Glaube, das Erinnerte durch gültiges Benennen zu erledigen, es abzurechnen, hatten sich am Ende seines Lebens als vergeblich erwiesen. Im Dezember 1971 schrieb Johnson aus Westberlin an Lotte Köhler in New York: »Im Sommer waren wir auf zehn Tage in Mecklenburg Noch einmal schwimmen im Inselsee, schwimmen in einem Dampfer auf dem schweriner See, bei Uhse speisen, auf den Bahnsteigen von Bad Kleinen auf den Anschluss warten: als Gäste. Als Fremde.« Uwe Johnsons Erfahrungen mit der DDR waren deutsche Erfahrungen. Sie endeten nicht mit seinem Weggang aus jenem Land, und sie hätten nicht geendet mit dem Fall der Mauer, der die DDR beseitigte. Durch Johnsons frühen Tod fehlt die Stimme, die den Vorgang der Vereinigung am präzisesten geschildert hätte - und am gerechtesten wohl auch. Erinnerung und Lektüre müssen ersetzen, wofür es am Ende keinen Ersatz gibt. Dieses vorliegende Buch birgt Bruchstücke einer Gedächtnisarbeit, wie sie Uwe Johnson sich auferlegt hat, einer Gedächtnisarbeit, von der auch nach dem Ende der DDR niemand entbunden ist. Dieser Band bietet anregende Lektüre sowohl für die, die auf Johnsons Welt neugierig, als auch für jene, die darin schon heimisch sind: Erinnerungen von Zeitzeugen; Gespräche, die Einblicke in Johnsons Denken vermitteln; bisher unveröffentlichte Briefe, die literarische Beziehungen dokumentieren; Untersuchungen zur Geprägtheit, zum literarischen Gehalt und zur Wirkung von Johnsons Texten. Dieses rundum geglückte Buch, überquellend von neuen Nachrichten zu Leben und Werk des in seiner Bedeutung für die Literatur des Jahrhunderts noch kaum erkannten, von der lesenden Öffentlichkeit noch gar nicht gewürdigten Erzählers, enthält einen in seiner Kuriosität schon ungeheuerlichen Beitrag: einen deutschen Text von Uwe Johnson, den Johnson so gar nicht geschrieben hat. Die siebzehn Seiten, erweitert um die doppelte Zahl dreier Beiträge mit Erklärungen und Erinnerungen, sind, auf traurige Art, bewegendes Herzstück des Bandes. Der gerade in Augenblicken gerührter Erregung eher wortkarg-spröde, norddeutsche Johnson schreibt einen vor Zuneigung vibrierenden Geburtstagsgruß – in feinstem Englisch – für einen Freund aus gemeinsamen Studentenzeiten in Leipzig (Manfred Bierwisch) - und darüber geht die Freundschaft zu Bruch. Jetzt können wir diesen Glückwunsch zum ersten Mal in deutscher Sprache lesen. Erschütternd macht die Dokumentation dieser für Johnson charakteristischen Geschichte von Bindung und Lösung wahr, wovon die Beiträge zweier anderer Freunde schon im Titel sprechen. Günter Grass bestimmt sein Verhältnis zu Johnson mit den Worten: »Distanz, heftige Nähe, Fremdwerden und Fremdbleiben«; Günter Kunert stellt die Diagnose: 'Ein Fremdling'. Hier erhält der Band mit Aufzeichnungen von Zeitzeugen, Gesprächen, Interviews, unbekannten Briefen, unveröffentlichten (Geheim-)Dokumenten den Ton fürchterlicher, trauriger Wahrhaftigkeit, der das Buch zu einer bedeutenden Dokumentar-Sammlung über die Lebenswirklichkeit in (und nach) der DDR macht. Denn die »zerstörerischen Auswirkungen« eines Sklavenstaats, der noch immer seinen Opfern das Gedächtnis raubt, das Gewissen beschwert, die Seele würgt – wo wären sie, bis in Fußnoten und Anmerkungen, bedrückender aufbewahrt als in diesem Buch? Der Band mit (fast) lauter neuen Texten (Briefwechsel mit Johannes Bobrowski) bereitet Uwe Johnsons späte Heimkehr in die ehemalige DDR vor. Denn es stimmt, was Grass im Gespräch mit den Herausgebern sagt:»Johnsons Schreibweise war für die ostdeutsche Leserschaft konzipiert. Dieses Publikum war in der Lage, verdeckteste Anspielungen zu verstehen Eine ganze Generation ist in der DDR um einen wichtigen Autor betrogen worden – zur Kenntnis und zum Verständnis des eigenen Landes.« (Rolf Michaelis, Die Zeit) Gegen das Vergessen, aber auch gegen die Opfermythisierung haben Roland Berbig und Erdmut Wizisla in bisher nicht erreichter Fülle und Genauigkeit vielfältige Beziehungen Johnsons zur DDR nachgezeichnet. Die Texte Uwe Johnsons bekamen in der Zeit des europäischen Umbruchs und der deutschen Vereinigungskrise neue Aktualität, die heute besonders ostdeutsche Leser beschäftigt. »Diese Grunderfahrung«, so Roland Berbig im Gespräch, »in eine Freiheit hineinzukommen und dann diese Freiheit anders vorzufinden, als man sie sich gedacht hat, hat Uwe Johnson 1959/61 einmal erlebt, wenn auch anders und komplizierter. Aber so ein Grad an Verunsicherung, der Uwe Johnson nie so richtig hat ankommen lassen und der seine Ortswechsel begründet, der ist mir verständlicher als früher zu DDR-Zeiten.« (Stefan Bruns, Neue Zürcher Zeitung) Mit diesem Johnson-Buch werden Maßstäbe gesetzt für fällige Korrekturen der Literaturgeschichtsschreibung. (Sibylle Cramer, Frankfurter Rundschau), DE, [SC: 2.40], wie neu, privates Angebot, 205 x 125 mm, 424, [GW: 500g], [PU: Berlin], 2., Banküberweisung, Selbstabholung und Barzahlung, Internationaler Versand<
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Aus einem Briefwechsel Helen Wolff: Brief aus Hanover/New Hampshire Hans-Jürgen Schmidt: Brief aus Güstrow Michael Jesse: Da war Einer, den hätte ich gern gekannt Bernd Neumann: Leipzig, oder: die Schule der Modernität, Uwe Johnson und William Faulkner Greg Bond: Die Klassengesellschaft und die Dialektik der Gerechtigkeit, Uwe Johnsons DDR-Erfahrung und seine Lukács-Lektüre Margund Hinz/Roland Berbig: Ich sehe nicht ein, daß die Mauer in Berlin ein literarisches Datum gesetzt haben sollte... Uwe Johnson im politischen Diskurs 1961 Uwe Johnson: Kommentar zu Bertolt Brechts Meti, Buch der Wendungen Erdmut Wizisla: Aus jenem Fach bin ich weggelaufen Uwe Johnson im Bertolt-Brecht-Archiv - die Edition von Meti, Buch der Wendungen Roland Berbig: Eine Bürgerin der D.D.R. namens Gesine Cresspahl erzählt. Beobachtungen zu der DDR in Uwe Johnsons "Jahrestage" Nicolai Riedel: Uwe Johnson & die DDR, Uwe Johnson in Ostdeutschland. 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Dachte er an sie, fielen ihm das Lager in Fünfeichen oder die Erniedrigungen, von denen die Schul- und Studienzeit geprägt war, ebenso ein wie der Wind, der über die Seen strich und zum Segeln verführte, oder die Sprache, in der die Menschen miteinander redeten und durch die sie einmalig wurden. Hier fremdwerden hieß für Johnson Schmerz. Sein Erinnern bedeutete ihm eine immer erneute Probe, inwieweit die Verwundung, die ihm zugefügt worden war und die sein Weggang nicht zu heilen vermochte, tatsächlich über die Jahre vernarbt war. Die Hoffnung und der Glaube, das Erinnerte durch gültiges Benennen zu erledigen, es abzurechnen, hatten sich am Ende seines Lebens als vergeblich erwiesen. Im Dezember 1971 schrieb Johnson aus Westberlin an Lotte Köhler in New York: Im Sommer waren wir auf zehn Tage in Mecklenburg Noch einmal schwimmen im Inselsee, schwimmen in einem Dampfer auf dem schweriner See, bei Uhse speisen, auf den Bahnsteigen von Bad Kleinen auf den Anschluss warten: als Gäste. Als Fremde. Uwe Johnsons Erfahrungen mit der DDR waren deutsche Erfahrungen. Sie endeten nicht mit seinem Weggang aus jenem Land, und sie hätten nicht geendet mit dem Fall der Mauer, der die DDR beseitigte. Durch Johnsons frühen Tod fehlt die Stimme, die den Vorgang der Vereinigung am präzisesten geschildert hätte - und am gerechtesten wohl auch. Erinnerung und Lektüre müssen ersetzen, wofür es am Ende keinen Ersatz gibt. Dieses vorliegende Buch birgt Bruchstücke einer Gedächtnisarbeit, wie sie Uwe Johnson sich auferlegt hat, einer Gedächtnisarbeit, von der auch nach dem Ende der DDR niemand entbunden ist. Dieser Band bietet anregende Lektüre sowohl für die, die auf Johnsons Welt neugierig, als auch für jene, die darin schon heimisch sind: Erinnerungen von Zeitzeugen Gespräche, die Einblicke in Johnsons Denken vermitteln bisher unveröffentlichte Briefe, die literarische Beziehungen dokumentieren Untersuchungen zur Geprägtheit, zum literarischen Gehalt und zur Wirkung von Johnsons Texten. Dieses rundum geglückte Buch, überquellend von neuen Nachrichten zu Leben und Werk des in seiner Bedeutung für die Literatur des Jahrhunderts noch kaum erkannten, von der lesenden Öffentlichkeit noch gar nicht gewürdigten Erzählers, enthält einen in seiner Kuriosität schon ungeheuerlichen Beitrag: einen deutschen Text von Uwe Johnson, den Johnson so gar nicht geschrieben hat. Die siebzehn Seiten, erweitert um die doppelte Zahl dreier Beiträge mit Erklärungen und Erinnerungen, sind, auf traurige Art, bewegendes Herzstück des Bandes. Der gerade in Augenblicken gerührter Erregung eher wortkarg-spröde, norddeutsche Johnson schreibt einen vor Zuneigung vibrierenden Geburtstagsgruß in feinstem Englisch für einen Freund aus gemeinsamen Studentenzeiten in Leipzig (Manfred Bierwisch) - und darüber geht die Freundschaft zu Bruch. Jetzt können wir diesen Glückwunsch zum ersten Mal in deutscher Sprache lesen. Erschütternd macht die Dokumentation dieser für Johnson charakteristischen Geschichte von Bindung und Lösung wahr, wovon die Beiträge zweier anderer Freunde schon im Titel sprechen. Günter Grass bestimmt sein Verhältnis zu Johnson mit den Worten: Distanz, heftige Nähe, Fremdwerden und Fremdbleiben Günter Kunert stellt die Diagnose: 'Ein Fremdling'. Hier erhält der Band mit Aufzeichnungen von Zeitzeugen, Gesprächen, Interviews, unbekannten Briefen, unveröffentlichten (Geheim-)Dokumenten den Ton fürchterlicher, trauriger Wahrhaftigkeit, der das Buch zu einer bedeutenden Dokumentar-Sammlung über die Lebenswirklichkeit in (und nach) der DDR macht. Denn die zerstörerischen Auswirkungen eines Sklavenstaats, der noch immer seinen Opfern das Gedächtnis raubt, das Gewissen beschwert, die Seele würgt wo wären sie, bis in Fußnoten und Anmerkungen, bedrückender aufbewahrt als in diesem Buch? Der Band mit (fast) lauter neuen Texten (Briefwechsel mit Johannes Bobrowski) bereitet Uwe Johnsons späte Heimkehr in die ehemalige DDR vor. Denn es stimmt, was Grass im Gespräch mit den Herausgebern sagt:Johnsons Schreibweise war für die ostdeutsche Leserschaft konzipiert. Dieses Publikum war in der Lage, verdeckteste Anspielungen zu verstehen Eine ganze Generation ist in der DDR um einen wichtigen Autor betrogen worden zur Kenntnis und zum Verständnis des eigenen Landes. (Rolf Michaelis, Die Zeit) Gegen das Vergessen, aber auch gegen die Opfermythisierung haben Roland Berbig und Erdmut Wizisla in bisher nicht erreichter Fülle und Genauigkeit vielfältige Beziehungen Johnsons zur DDR nachgezeichnet. Die Texte Uwe Johnsons bekamen in der Zeit des europäischen Umbruchs und der deutschen Vereinigungskrise neue Aktualität, die heute besonders ostdeutsche Leser beschäftigt. Diese Grunderfahrung, so Roland Berbig im Gespräch, in eine Freiheit hineinzukommen und dann diese Freiheit anders vorzufinden, als man sie sich gedacht hat, hat Uwe Johnson 1959/61 einmal erlebt, wenn auch anders und komplizierter. Aber so ein Grad an Verunsicherung, der Uwe Johnson nie so richtig hat ankommen lassen und der seine Ortswechsel begründet, der ist mir verständlicher als früher zu DDR-Zeiten. (Stefan Bruns, Neue Zürcher Zeitung) Mit diesem Johnson-Buch werden Maßstäbe gesetzt für fällige Korrekturen der Literaturgeschichtsschreibung. (Sibylle Cramer, Frankfurter Rundschau), DE, [SC: 16.50], wie neu, privates Angebot, 205 x 125 mm, 424, [GW: 500g], [PU: Berlin], 2., Banküberweisung, Selbstabholung und Barzahlung, Internationaler Versand<
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[ED: Softcover], [PU: Kontext Verlag], Inhalt Uwe Johnson: Versuch, eine Mentalität zu erklären Michael Roloff: Gespräch mit Uwe Johnson Uwe Johnson: Fünfundzwanzig Jahre mit Jake, auch unter dem Namen Bierwisch bekannt Eberhard Fahlke: Wenn man einem Freund eine Festschrift macht... Zum Festschriftenbeitrag Uwe Johnsons Manfred Bierwisch: Erinnerungen Uwe Johnson betreffend, Uwe Johnson und Leipzig. Ausschnitte einer Beziehung Günter Grass: Distanz, heftige Nähe, Fremdwerden und Fremdbleiben. Gespräch über Uwe Johnson Günter Kunert: Ein Fremdling Johannes Bobrowski: Briefwechsel mit Uwe Johnson Lotte Köhler: Aus dem Briefwechsel mit Uwe Johnson Christine Jansen: Seien Sie vielmals bedankt! Aus einem Briefwechsel Helen Wolff: Brief aus Hanover/New Hampshire Hans-Jürgen Schmidt: Brief aus Güstrow Michael Jesse: Da war Einer, den hätte ich gern gekannt Bernd Neumann: Leipzig, oder: die Schule der Modernität, Uwe Johnson und William Faulkner Greg Bond: Die Klassengesellschaft und die Dialektik der Gerechtigkeit, Uwe Johnsons DDR-Erfahrung und seine Lukács-Lektüre Margund Hinz/Roland Berbig: Ich sehe nicht ein, daß die Mauer in Berlin ein literarisches Datum gesetzt haben sollte... Uwe Johnson im politischen Diskurs 1961 Uwe Johnson: Kommentar zu Bertolt Brechts Meti, Buch der Wendungen Erdmut Wizisla: Aus jenem Fach bin ich weggelaufen Uwe Johnson im Bertolt-Brecht-Archiv - die Edition von Meti, Buch der Wendungen Roland Berbig: Eine Bürgerin der D.D.R. namens Gesine Cresspahl erzählt. Beobachtungen zu der DDR in Uwe Johnsons "Jahrestage" Nicolai Riedel: Uwe Johnson & die DDR, Uwe Johnson in Ostdeutschland. Bibliographische Skizze einer verhinderten/verspäteten Rezeption Uwe Johnson und die DDR das waren einerseits Erfahrungen mit einer repressiven Diktatur. Andererseits hat er sich nirgendwo anders als in dieser DDR zu dem exemplarischen Modernen gebildet, den er wie kaum ein anderer in der deutschen Literatur nach 1945 darstellt. Solche Entwicklung, solche Erfahrungen schienen möglich, wenn einer sie nur wollte und der Mecklenburger Uwe Johnson hat sie gewollt. In der DDR, die ihm politisch ein hoch zweifelhaftes Gebilde war, waren die Städte und Landschaften seiner Kindheit und Jugend zurückgeblieben. Dort waren die Räume, die ihm für das Erleben seiner Personen, deren Geschichten zu erzählen er sich beauftragt fühlte, unverzichtbar waren. Dachte er an sie, fielen ihm das Lager in Fünfeichen oder die Erniedrigungen, von denen die Schul- und Studienzeit geprägt war, ebenso ein wie der Wind, der über die Seen strich und zum Segeln verführte, oder die Sprache, in der die Menschen miteinander redeten und durch die sie einmalig wurden. Hier fremdwerden hieß für Johnson Schmerz. Sein Erinnern bedeutete ihm eine immer erneute Probe, inwieweit die Verwundung, die ihm zugefügt worden war und die sein Weggang nicht zu heilen vermochte, tatsächlich über die Jahre vernarbt war. Die Hoffnung und der Glaube, das Erinnerte durch gültiges Benennen zu erledigen, es abzurechnen, hatten sich am Ende seines Lebens als vergeblich erwiesen. Im Dezember 1971 schrieb Johnson aus Westberlin an Lotte Köhler in New York: Im Sommer waren wir auf zehn Tage in Mecklenburg Noch einmal schwimmen im Inselsee, schwimmen in einem Dampfer auf dem schweriner See, bei Uhse speisen, auf den Bahnsteigen von Bad Kleinen auf den Anschluss warten: als Gäste. Als Fremde. Uwe Johnsons Erfahrungen mit der DDR waren deutsche Erfahrungen. Sie endeten nicht mit seinem Weggang aus jenem Land, und sie hätten nicht geendet mit dem Fall der Mauer, der die DDR beseitigte. Durch Johnsons frühen Tod fehlt die Stimme, die den Vorgang der Vereinigung am präzisesten geschildert hätte - und am gerechtesten wohl auch. Erinnerung und Lektüre müssen ersetzen, wofür es am Ende keinen Ersatz gibt. Dieses vorliegende Buch birgt Bruchstücke einer Gedächtnisarbeit, wie sie Uwe Johnson sich auferlegt hat, einer Gedächtnisarbeit, von der auch nach dem Ende der DDR niemand entbunden ist. Dieser Band bietet anregende Lektüre sowohl für die, die auf Johnsons Welt neugierig, als auch für jene, die darin schon heimisch sind: Erinnerungen von Zeitzeugen Gespräche, die Einblicke in Johnsons Denken vermitteln bisher unveröffentlichte Briefe, die literarische Beziehungen dokumentieren Untersuchungen zur Geprägtheit, zum literarischen Gehalt und zur Wirkung von Johnsons Texten. Dieses rundum geglückte Buch, überquellend von neuen Nachrichten zu Leben und Werk des in seiner Bedeutung für die Literatur des Jahrhunderts noch kaum erkannten, von der lesenden Öffentlichkeit noch gar nicht gewürdigten Erzählers, enthält einen in seiner Kuriosität schon ungeheuerlichen Beitrag: einen deutschen Text von Uwe Johnson, den Johnson so gar nicht geschrieben hat. Die siebzehn Seiten, erweitert um die doppelte Zahl dreier Beiträge mit Erklärungen und Erinnerungen, sind, auf traurige Art, bewegendes Herzstück des Bandes. Der gerade in Augenblicken gerührter Erregung eher wortkarg-spröde, norddeutsche Johnson schreibt einen vor Zuneigung vibrierenden Geburtstagsgruß in feinstem Englisch für einen Freund aus gemeinsamen Studentenzeiten in Leipzig (Manfred Bierwisch) - und darüber geht die Freundschaft zu Bruch. Jetzt können wir diesen Glückwunsch zum ersten Mal in deutscher Sprache lesen. Erschütternd macht die Dokumentation dieser für Johnson charakteristischen Geschichte von Bindung und Lösung wahr, wovon die Beiträge zweier anderer Freunde schon im Titel sprechen. Günter Grass bestimmt sein Verhältnis zu Johnson mit den Worten: Distanz, heftige Nähe, Fremdwerden und Fremdbleiben Günter Kunert stellt die Diagnose: 'Ein Fremdling'. Hier erhält der Band mit Aufzeichnungen von Zeitzeugen, Gesprächen, Interviews, unbekannten Briefen, unveröffentlichten (Geheim-)Dokumenten den Ton fürchterlicher, trauriger Wahrhaftigkeit, der das Buch zu einer bedeutenden Dokumentar-Sammlung über die Lebenswirklichkeit in (und nach) der DDR macht. Denn die zerstörerischen Auswirkungen eines Sklavenstaats, der noch immer seinen Opfern das Gedächtnis raubt, das Gewissen beschwert, die Seele würgt wo wären sie, bis in Fußnoten und Anmerkungen, bedrückender aufbewahrt als in diesem Buch? Der Band mit (fast) lauter neuen Texten (Briefwechsel mit Johannes Bobrowski) bereitet Uwe Johnsons späte Heimkehr in die ehemalige DDR vor. Denn es stimmt, was Grass im Gespräch mit den Herausgebern sagt:Johnsons Schreibweise war für die ostdeutsche Leserschaft konzipiert. Dieses Publikum war in der Lage, verdeckteste Anspielungen zu verstehen Eine ganze Generation ist in der DDR um einen wichtigen Autor betrogen worden zur Kenntnis und zum Verständnis des eigenen Landes. (Rolf Michaelis, Die Zeit) Gegen das Vergessen, aber auch gegen die Opfermythisierung haben Roland Berbig und Erdmut Wizisla in bisher nicht erreichter Fülle und Genauigkeit vielfältige Beziehungen Johnsons zur DDR nachgezeichnet. Die Texte Uwe Johnsons bekamen in der Zeit des europäischen Umbruchs und der deutschen Vereinigungskrise neue Aktualität, die heute besonders ostdeutsche Leser beschäftigt. Diese Grunderfahrung, so Roland Berbig im Gespräch, in eine Freiheit hineinzukommen und dann diese Freiheit anders vorzufinden, als man sie sich gedacht hat, hat Uwe Johnson 1959/61 einmal erlebt, wenn auch anders und komplizierter. Aber so ein Grad an Verunsicherung, der Uwe Johnson nie so richtig hat ankommen lassen und der seine Ortswechsel begründet, der ist mir verständlicher als früher zu DDR-Zeiten. (Stefan Bruns, Neue Zürcher Zeitung) Mit diesem Johnson-Buch werden Maßstäbe gesetzt für fällige Korrekturen der Literaturgeschichtsschreibung. (Sibylle Cramer, Frankfurter Rundschau), DE, [SC: 2.40], wie neu, privates Angebot, 205 x 125 mm, 424, [GW: 500g], [PU: Berlin], 2., Banküberweisung, Selbstabholung und Barzahlung, Internationaler Versand<
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1994, ISBN: 9783931337087
[ED: Softcover], [PU: Kontext Verlag], Inhalt Uwe Johnson: Versuch, eine Mentalität zu erklären Michael Roloff: Gespräch mit Uwe Johnson Uwe Johnson: Fünfundzwanzig Jahre mit Jake, auch … Mehr…
[ED: Softcover], [PU: Kontext Verlag], Inhalt Uwe Johnson: Versuch, eine Mentalität zu erklären Michael Roloff: Gespräch mit Uwe Johnson Uwe Johnson: Fünfundzwanzig Jahre mit Jake, auch unter dem Namen Bierwisch bekannt Eberhard Fahlke: »Wenn man einem Freund eine Festschrift macht...« Zum Festschriftenbeitrag Uwe Johnsons Manfred Bierwisch: Erinnerungen Uwe Johnson betreffend, Uwe Johnson und Leipzig. Ausschnitte einer Beziehung Günter Grass: Distanz, heftige Nähe, Fremdwerden und Fremdbleiben. Gespräch über Uwe Johnson Günter Kunert: Ein Fremdling Johannes Bobrowski: Briefwechsel mit Uwe Johnson Lotte Köhler: Aus dem Briefwechsel mit Uwe Johnson Christine Jansen: »Seien Sie vielmals bedankt!« Aus einem Briefwechsel Helen Wolff: Brief aus Hanover/New Hampshire Hans-Jürgen Schmidt: Brief aus Güstrow Michael Jesse: Da war Einer, den hätte ich gern gekannt Bernd Neumann: Leipzig, oder: die Schule der Modernität, Uwe Johnson und William Faulkner Greg Bond: Die Klassengesellschaft und die Dialektik der Gerechtigkeit, Uwe Johnsons DDR-Erfahrung und seine Lukács-Lektüre Margund Hinz/Roland Berbig: »Ich sehe nicht ein, daß die Mauer in Berlin ein literarisches Datum gesetzt haben sollte...« Uwe Johnson im politischen Diskurs 1961 Uwe Johnson: Kommentar zu Bertolt Brechts »Meti, Buch der Wendungen« Erdmut Wizisla: »Aus jenem Fach bin ich weggelaufen« Uwe Johnson im Bertolt-Brecht-Archiv - die Edition von »Meti, Buch der Wendungen« Roland Berbig: Eine Bürgerin der »D.D.R.« namens Gesine Cresspahl erzählt. Beobachtungen zu der DDR in Uwe Johnsons "Jahrestage" Nicolai Riedel: Uwe Johnson & die DDR, Uwe Johnson in Ostdeutschland. Bibliographische Skizze einer verhinderten/verspäteten Rezeption Uwe Johnson und die DDR – das waren einerseits Erfahrungen mit einer repressiven Diktatur. Andererseits hat er sich nirgendwo anders als in dieser DDR zu dem exemplarischen Modernen gebildet, den er wie kaum ein anderer in der deutschen Literatur nach 1945 darstellt. Solche Entwicklung, solche Erfahrungen schienen möglich, wenn einer sie nur wollte und der Mecklenburger Uwe Johnson hat sie gewollt. In der DDR, die ihm politisch ein hoch zweifelhaftes Gebilde war, waren die Städte und Landschaften seiner Kindheit und Jugend zurückgeblieben. Dort waren die Räume, die ihm für das Erleben seiner Personen, deren Geschichten zu erzählen er sich beauftragt fühlte, unverzichtbar waren. Dachte er an sie, fielen ihm das Lager in Fünfeichen oder die Erniedrigungen, von denen die Schul- und Studienzeit geprägt war, ebenso ein wie der Wind, der über die Seen strich und zum Segeln verführte, oder die Sprache, in der die Menschen miteinander redeten und durch die sie einmalig wurden. Hier fremdwerden hieß für Johnson Schmerz. Sein Erinnern bedeutete ihm eine immer erneute Probe, inwieweit die Verwundung, die ihm zugefügt worden war und die sein Weggang nicht zu heilen vermochte, tatsächlich über die Jahre vernarbt war. Die Hoffnung und der Glaube, das Erinnerte durch gültiges Benennen zu erledigen, es abzurechnen, hatten sich am Ende seines Lebens als vergeblich erwiesen. Im Dezember 1971 schrieb Johnson aus Westberlin an Lotte Köhler in New York: »Im Sommer waren wir auf zehn Tage in Mecklenburg Noch einmal schwimmen im Inselsee, schwimmen in einem Dampfer auf dem schweriner See, bei Uhse speisen, auf den Bahnsteigen von Bad Kleinen auf den Anschluss warten: als Gäste. Als Fremde.« Uwe Johnsons Erfahrungen mit der DDR waren deutsche Erfahrungen. Sie endeten nicht mit seinem Weggang aus jenem Land, und sie hätten nicht geendet mit dem Fall der Mauer, der die DDR beseitigte. Durch Johnsons frühen Tod fehlt die Stimme, die den Vorgang der Vereinigung am präzisesten geschildert hätte - und am gerechtesten wohl auch. Erinnerung und Lektüre müssen ersetzen, wofür es am Ende keinen Ersatz gibt. Dieses vorliegende Buch birgt Bruchstücke einer Gedächtnisarbeit, wie sie Uwe Johnson sich auferlegt hat, einer Gedächtnisarbeit, von der auch nach dem Ende der DDR niemand entbunden ist. Dieser Band bietet anregende Lektüre sowohl für die, die auf Johnsons Welt neugierig, als auch für jene, die darin schon heimisch sind: Erinnerungen von Zeitzeugen; Gespräche, die Einblicke in Johnsons Denken vermitteln; bisher unveröffentlichte Briefe, die literarische Beziehungen dokumentieren; Untersuchungen zur Geprägtheit, zum literarischen Gehalt und zur Wirkung von Johnsons Texten. Dieses rundum geglückte Buch, überquellend von neuen Nachrichten zu Leben und Werk des in seiner Bedeutung für die Literatur des Jahrhunderts noch kaum erkannten, von der lesenden Öffentlichkeit noch gar nicht gewürdigten Erzählers, enthält einen in seiner Kuriosität schon ungeheuerlichen Beitrag: einen deutschen Text von Uwe Johnson, den Johnson so gar nicht geschrieben hat. Die siebzehn Seiten, erweitert um die doppelte Zahl dreier Beiträge mit Erklärungen und Erinnerungen, sind, auf traurige Art, bewegendes Herzstück des Bandes. Der gerade in Augenblicken gerührter Erregung eher wortkarg-spröde, norddeutsche Johnson schreibt einen vor Zuneigung vibrierenden Geburtstagsgruß – in feinstem Englisch – für einen Freund aus gemeinsamen Studentenzeiten in Leipzig (Manfred Bierwisch) - und darüber geht die Freundschaft zu Bruch. Jetzt können wir diesen Glückwunsch zum ersten Mal in deutscher Sprache lesen. Erschütternd macht die Dokumentation dieser für Johnson charakteristischen Geschichte von Bindung und Lösung wahr, wovon die Beiträge zweier anderer Freunde schon im Titel sprechen. Günter Grass bestimmt sein Verhältnis zu Johnson mit den Worten: »Distanz, heftige Nähe, Fremdwerden und Fremdbleiben«; Günter Kunert stellt die Diagnose: 'Ein Fremdling'. Hier erhält der Band mit Aufzeichnungen von Zeitzeugen, Gesprächen, Interviews, unbekannten Briefen, unveröffentlichten (Geheim-)Dokumenten den Ton fürchterlicher, trauriger Wahrhaftigkeit, der das Buch zu einer bedeutenden Dokumentar-Sammlung über die Lebenswirklichkeit in (und nach) der DDR macht. Denn die »zerstörerischen Auswirkungen« eines Sklavenstaats, der noch immer seinen Opfern das Gedächtnis raubt, das Gewissen beschwert, die Seele würgt – wo wären sie, bis in Fußnoten und Anmerkungen, bedrückender aufbewahrt als in diesem Buch? Der Band mit (fast) lauter neuen Texten (Briefwechsel mit Johannes Bobrowski) bereitet Uwe Johnsons späte Heimkehr in die ehemalige DDR vor. Denn es stimmt, was Grass im Gespräch mit den Herausgebern sagt:»Johnsons Schreibweise war für die ostdeutsche Leserschaft konzipiert. Dieses Publikum war in der Lage, verdeckteste Anspielungen zu verstehen Eine ganze Generation ist in der DDR um einen wichtigen Autor betrogen worden – zur Kenntnis und zum Verständnis des eigenen Landes.« (Rolf Michaelis, Die Zeit) Gegen das Vergessen, aber auch gegen die Opfermythisierung haben Roland Berbig und Erdmut Wizisla in bisher nicht erreichter Fülle und Genauigkeit vielfältige Beziehungen Johnsons zur DDR nachgezeichnet. Die Texte Uwe Johnsons bekamen in der Zeit des europäischen Umbruchs und der deutschen Vereinigungskrise neue Aktualität, die heute besonders ostdeutsche Leser beschäftigt. »Diese Grunderfahrung«, so Roland Berbig im Gespräch, »in eine Freiheit hineinzukommen und dann diese Freiheit anders vorzufinden, als man sie sich gedacht hat, hat Uwe Johnson 1959/61 einmal erlebt, wenn auch anders und komplizierter. Aber so ein Grad an Verunsicherung, der Uwe Johnson nie so richtig hat ankommen lassen und der seine Ortswechsel begründet, der ist mir verständlicher als früher zu DDR-Zeiten.« (Stefan Bruns, Neue Zürcher Zeitung) Mit diesem Johnson-Buch werden Maßstäbe gesetzt für fällige Korrekturen der Literaturgeschichtsschreibung. (Sibylle Cramer, Frankfurter Rundschau), DE, [SC: 2.70], wie neu, privates Angebot, 205 x 125 mm, 424, [GW: 500g], [PU: Berlin], 2., Banküberweisung, Selbstabholung und Barzahlung, Internationaler Versand, [CT: Sprach-/Literaturwissenschaft / Germanistik]<
1994, ISBN: 9783931337087
[ED: Softcover], [PU: Kontext Verlag], Inhalt Uwe Johnson: Versuch, eine Mentalität zu erklären Michael Roloff: Gespräch mit Uwe Johnson Uwe Johnson: Fünfundzwanzig Jahre mit Jake, auch … Mehr…
[ED: Softcover], [PU: Kontext Verlag], Inhalt Uwe Johnson: Versuch, eine Mentalität zu erklären Michael Roloff: Gespräch mit Uwe Johnson Uwe Johnson: Fünfundzwanzig Jahre mit Jake, auch unter dem Namen Bierwisch bekannt Eberhard Fahlke: »Wenn man einem Freund eine Festschrift macht...« Zum Festschriftenbeitrag Uwe Johnsons Manfred Bierwisch: Erinnerungen Uwe Johnson betreffend, Uwe Johnson und Leipzig. Ausschnitte einer Beziehung Günter Grass: Distanz, heftige Nähe, Fremdwerden und Fremdbleiben. Gespräch über Uwe Johnson Günter Kunert: Ein Fremdling Johannes Bobrowski: Briefwechsel mit Uwe Johnson Lotte Köhler: Aus dem Briefwechsel mit Uwe Johnson Christine Jansen: »Seien Sie vielmals bedankt!« Aus einem Briefwechsel Helen Wolff: Brief aus Hanover/New Hampshire Hans-Jürgen Schmidt: Brief aus Güstrow Michael Jesse: Da war Einer, den hätte ich gern gekannt Bernd Neumann: Leipzig, oder: die Schule der Modernität, Uwe Johnson und William Faulkner Greg Bond: Die Klassengesellschaft und die Dialektik der Gerechtigkeit, Uwe Johnsons DDR-Erfahrung und seine Lukács-Lektüre Margund Hinz/Roland Berbig: »Ich sehe nicht ein, daß die Mauer in Berlin ein literarisches Datum gesetzt haben sollte...« Uwe Johnson im politischen Diskurs 1961 Uwe Johnson: Kommentar zu Bertolt Brechts »Meti, Buch der Wendungen« Erdmut Wizisla: »Aus jenem Fach bin ich weggelaufen« Uwe Johnson im Bertolt-Brecht-Archiv - die Edition von »Meti, Buch der Wendungen« Roland Berbig: Eine Bürgerin der »D.D.R.« namens Gesine Cresspahl erzählt. Beobachtungen zu der DDR in Uwe Johnsons "Jahrestage" Nicolai Riedel: Uwe Johnson & die DDR, Uwe Johnson in Ostdeutschland. Bibliographische Skizze einer verhinderten/verspäteten Rezeption Uwe Johnson und die DDR – das waren einerseits Erfahrungen mit einer repressiven Diktatur. Andererseits hat er sich nirgendwo anders als in dieser DDR zu dem exemplarischen Modernen gebildet, den er wie kaum ein anderer in der deutschen Literatur nach 1945 darstellt. Solche Entwicklung, solche Erfahrungen schienen möglich, wenn einer sie nur wollte und der Mecklenburger Uwe Johnson hat sie gewollt. In der DDR, die ihm politisch ein hoch zweifelhaftes Gebilde war, waren die Städte und Landschaften seiner Kindheit und Jugend zurückgeblieben. Dort waren die Räume, die ihm für das Erleben seiner Personen, deren Geschichten zu erzählen er sich beauftragt fühlte, unverzichtbar waren. Dachte er an sie, fielen ihm das Lager in Fünfeichen oder die Erniedrigungen, von denen die Schul- und Studienzeit geprägt war, ebenso ein wie der Wind, der über die Seen strich und zum Segeln verführte, oder die Sprache, in der die Menschen miteinander redeten und durch die sie einmalig wurden. Hier fremdwerden hieß für Johnson Schmerz. Sein Erinnern bedeutete ihm eine immer erneute Probe, inwieweit die Verwundung, die ihm zugefügt worden war und die sein Weggang nicht zu heilen vermochte, tatsächlich über die Jahre vernarbt war. Die Hoffnung und der Glaube, das Erinnerte durch gültiges Benennen zu erledigen, es abzurechnen, hatten sich am Ende seines Lebens als vergeblich erwiesen. Im Dezember 1971 schrieb Johnson aus Westberlin an Lotte Köhler in New York: »Im Sommer waren wir auf zehn Tage in Mecklenburg Noch einmal schwimmen im Inselsee, schwimmen in einem Dampfer auf dem schweriner See, bei Uhse speisen, auf den Bahnsteigen von Bad Kleinen auf den Anschluss warten: als Gäste. Als Fremde.« Uwe Johnsons Erfahrungen mit der DDR waren deutsche Erfahrungen. Sie endeten nicht mit seinem Weggang aus jenem Land, und sie hätten nicht geendet mit dem Fall der Mauer, der die DDR beseitigte. Durch Johnsons frühen Tod fehlt die Stimme, die den Vorgang der Vereinigung am präzisesten geschildert hätte - und am gerechtesten wohl auch. Erinnerung und Lektüre müssen ersetzen, wofür es am Ende keinen Ersatz gibt. Dieses vorliegende Buch birgt Bruchstücke einer Gedächtnisarbeit, wie sie Uwe Johnson sich auferlegt hat, einer Gedächtnisarbeit, von der auch nach dem Ende der DDR niemand entbunden ist. Dieser Band bietet anregende Lektüre sowohl für die, die auf Johnsons Welt neugierig, als auch für jene, die darin schon heimisch sind: Erinnerungen von Zeitzeugen; Gespräche, die Einblicke in Johnsons Denken vermitteln; bisher unveröffentlichte Briefe, die literarische Beziehungen dokumentieren; Untersuchungen zur Geprägtheit, zum literarischen Gehalt und zur Wirkung von Johnsons Texten. Dieses rundum geglückte Buch, überquellend von neuen Nachrichten zu Leben und Werk des in seiner Bedeutung für die Literatur des Jahrhunderts noch kaum erkannten, von der lesenden Öffentlichkeit noch gar nicht gewürdigten Erzählers, enthält einen in seiner Kuriosität schon ungeheuerlichen Beitrag: einen deutschen Text von Uwe Johnson, den Johnson so gar nicht geschrieben hat. Die siebzehn Seiten, erweitert um die doppelte Zahl dreier Beiträge mit Erklärungen und Erinnerungen, sind, auf traurige Art, bewegendes Herzstück des Bandes. Der gerade in Augenblicken gerührter Erregung eher wortkarg-spröde, norddeutsche Johnson schreibt einen vor Zuneigung vibrierenden Geburtstagsgruß – in feinstem Englisch – für einen Freund aus gemeinsamen Studentenzeiten in Leipzig (Manfred Bierwisch) - und darüber geht die Freundschaft zu Bruch. Jetzt können wir diesen Glückwunsch zum ersten Mal in deutscher Sprache lesen. Erschütternd macht die Dokumentation dieser für Johnson charakteristischen Geschichte von Bindung und Lösung wahr, wovon die Beiträge zweier anderer Freunde schon im Titel sprechen. Günter Grass bestimmt sein Verhältnis zu Johnson mit den Worten: »Distanz, heftige Nähe, Fremdwerden und Fremdbleiben«; Günter Kunert stellt die Diagnose: 'Ein Fremdling'. Hier erhält der Band mit Aufzeichnungen von Zeitzeugen, Gesprächen, Interviews, unbekannten Briefen, unveröffentlichten (Geheim-)Dokumenten den Ton fürchterlicher, trauriger Wahrhaftigkeit, der das Buch zu einer bedeutenden Dokumentar-Sammlung über die Lebenswirklichkeit in (und nach) der DDR macht. Denn die »zerstörerischen Auswirkungen« eines Sklavenstaats, der noch immer seinen Opfern das Gedächtnis raubt, das Gewissen beschwert, die Seele würgt – wo wären sie, bis in Fußnoten und Anmerkungen, bedrückender aufbewahrt als in diesem Buch? Der Band mit (fast) lauter neuen Texten (Briefwechsel mit Johannes Bobrowski) bereitet Uwe Johnsons späte Heimkehr in die ehemalige DDR vor. Denn es stimmt, was Grass im Gespräch mit den Herausgebern sagt:»Johnsons Schreibweise war für die ostdeutsche Leserschaft konzipiert. Dieses Publikum war in der Lage, verdeckteste Anspielungen zu verstehen Eine ganze Generation ist in der DDR um einen wichtigen Autor betrogen worden – zur Kenntnis und zum Verständnis des eigenen Landes.« (Rolf Michaelis, Die Zeit) Gegen das Vergessen, aber auch gegen die Opfermythisierung haben Roland Berbig und Erdmut Wizisla in bisher nicht erreichter Fülle und Genauigkeit vielfältige Beziehungen Johnsons zur DDR nachgezeichnet. Die Texte Uwe Johnsons bekamen in der Zeit des europäischen Umbruchs und der deutschen Vereinigungskrise neue Aktualität, die heute besonders ostdeutsche Leser beschäftigt. »Diese Grunderfahrung«, so Roland Berbig im Gespräch, »in eine Freiheit hineinzukommen und dann diese Freiheit anders vorzufinden, als man sie sich gedacht hat, hat Uwe Johnson 1959/61 einmal erlebt, wenn auch anders und komplizierter. Aber so ein Grad an Verunsicherung, der Uwe Johnson nie so richtig hat ankommen lassen und der seine Ortswechsel begründet, der ist mir verständlicher als früher zu DDR-Zeiten.« (Stefan Bruns, Neue Zürcher Zeitung) Mit diesem Johnson-Buch werden Maßstäbe gesetzt für fällige Korrekturen der Literaturgeschichtsschreibung. (Sibylle Cramer, Frankfurter Rundschau), DE, [SC: 2.40], wie neu, privates Angebot, 205 x 125 mm, 424, [GW: 500g], [PU: Berlin], 2., Banküberweisung, Selbstabholung und Barzahlung, Internationaler Versand, [CT: Sprach-/Literaturwissenschaft / Germanistik]<
1994
ISBN: 9783931337087
[ED: Softcover], [PU: Kontext Verlag], Inhalt Uwe Johnson: Versuch, eine Mentalität zu erklären Michael Roloff: Gespräch mit Uwe Johnson Uwe Johnson: Fünfundzwanzig Jahre mit Jake, auch … Mehr…
[ED: Softcover], [PU: Kontext Verlag], Inhalt Uwe Johnson: Versuch, eine Mentalität zu erklären Michael Roloff: Gespräch mit Uwe Johnson Uwe Johnson: Fünfundzwanzig Jahre mit Jake, auch unter dem Namen Bierwisch bekannt Eberhard Fahlke: »Wenn man einem Freund eine Festschrift macht...« Zum Festschriftenbeitrag Uwe Johnsons Manfred Bierwisch: Erinnerungen Uwe Johnson betreffend, Uwe Johnson und Leipzig. Ausschnitte einer Beziehung Günter Grass: Distanz, heftige Nähe, Fremdwerden und Fremdbleiben. Gespräch über Uwe Johnson Günter Kunert: Ein Fremdling Johannes Bobrowski: Briefwechsel mit Uwe Johnson Lotte Köhler: Aus dem Briefwechsel mit Uwe Johnson Christine Jansen: »Seien Sie vielmals bedankt!« Aus einem Briefwechsel Helen Wolff: Brief aus Hanover/New Hampshire Hans-Jürgen Schmidt: Brief aus Güstrow Michael Jesse: Da war Einer, den hätte ich gern gekannt Bernd Neumann: Leipzig, oder: die Schule der Modernität, Uwe Johnson und William Faulkner Greg Bond: Die Klassengesellschaft und die Dialektik der Gerechtigkeit, Uwe Johnsons DDR-Erfahrung und seine Lukács-Lektüre Margund Hinz/Roland Berbig: »Ich sehe nicht ein, daß die Mauer in Berlin ein literarisches Datum gesetzt haben sollte...« Uwe Johnson im politischen Diskurs 1961 Uwe Johnson: Kommentar zu Bertolt Brechts »Meti, Buch der Wendungen« Erdmut Wizisla: »Aus jenem Fach bin ich weggelaufen« Uwe Johnson im Bertolt-Brecht-Archiv - die Edition von »Meti, Buch der Wendungen« Roland Berbig: Eine Bürgerin der »D.D.R.« namens Gesine Cresspahl erzählt. Beobachtungen zu der DDR in Uwe Johnsons "Jahrestage" Nicolai Riedel: Uwe Johnson & die DDR, Uwe Johnson in Ostdeutschland. Bibliographische Skizze einer verhinderten/verspäteten Rezeption Uwe Johnson und die DDR – das waren einerseits Erfahrungen mit einer repressiven Diktatur. Andererseits hat er sich nirgendwo anders als in dieser DDR zu dem exemplarischen Modernen gebildet, den er wie kaum ein anderer in der deutschen Literatur nach 1945 darstellt. Solche Entwicklung, solche Erfahrungen schienen möglich, wenn einer sie nur wollte und der Mecklenburger Uwe Johnson hat sie gewollt. In der DDR, die ihm politisch ein hoch zweifelhaftes Gebilde war, waren die Städte und Landschaften seiner Kindheit und Jugend zurückgeblieben. Dort waren die Räume, die ihm für das Erleben seiner Personen, deren Geschichten zu erzählen er sich beauftragt fühlte, unverzichtbar waren. Dachte er an sie, fielen ihm das Lager in Fünfeichen oder die Erniedrigungen, von denen die Schul- und Studienzeit geprägt war, ebenso ein wie der Wind, der über die Seen strich und zum Segeln verführte, oder die Sprache, in der die Menschen miteinander redeten und durch die sie einmalig wurden. Hier fremdwerden hieß für Johnson Schmerz. Sein Erinnern bedeutete ihm eine immer erneute Probe, inwieweit die Verwundung, die ihm zugefügt worden war und die sein Weggang nicht zu heilen vermochte, tatsächlich über die Jahre vernarbt war. Die Hoffnung und der Glaube, das Erinnerte durch gültiges Benennen zu erledigen, es abzurechnen, hatten sich am Ende seines Lebens als vergeblich erwiesen. Im Dezember 1971 schrieb Johnson aus Westberlin an Lotte Köhler in New York: »Im Sommer waren wir auf zehn Tage in Mecklenburg Noch einmal schwimmen im Inselsee, schwimmen in einem Dampfer auf dem schweriner See, bei Uhse speisen, auf den Bahnsteigen von Bad Kleinen auf den Anschluss warten: als Gäste. Als Fremde.« Uwe Johnsons Erfahrungen mit der DDR waren deutsche Erfahrungen. Sie endeten nicht mit seinem Weggang aus jenem Land, und sie hätten nicht geendet mit dem Fall der Mauer, der die DDR beseitigte. Durch Johnsons frühen Tod fehlt die Stimme, die den Vorgang der Vereinigung am präzisesten geschildert hätte - und am gerechtesten wohl auch. Erinnerung und Lektüre müssen ersetzen, wofür es am Ende keinen Ersatz gibt. Dieses vorliegende Buch birgt Bruchstücke einer Gedächtnisarbeit, wie sie Uwe Johnson sich auferlegt hat, einer Gedächtnisarbeit, von der auch nach dem Ende der DDR niemand entbunden ist. Dieser Band bietet anregende Lektüre sowohl für die, die auf Johnsons Welt neugierig, als auch für jene, die darin schon heimisch sind: Erinnerungen von Zeitzeugen; Gespräche, die Einblicke in Johnsons Denken vermitteln; bisher unveröffentlichte Briefe, die literarische Beziehungen dokumentieren; Untersuchungen zur Geprägtheit, zum literarischen Gehalt und zur Wirkung von Johnsons Texten. Dieses rundum geglückte Buch, überquellend von neuen Nachrichten zu Leben und Werk des in seiner Bedeutung für die Literatur des Jahrhunderts noch kaum erkannten, von der lesenden Öffentlichkeit noch gar nicht gewürdigten Erzählers, enthält einen in seiner Kuriosität schon ungeheuerlichen Beitrag: einen deutschen Text von Uwe Johnson, den Johnson so gar nicht geschrieben hat. Die siebzehn Seiten, erweitert um die doppelte Zahl dreier Beiträge mit Erklärungen und Erinnerungen, sind, auf traurige Art, bewegendes Herzstück des Bandes. Der gerade in Augenblicken gerührter Erregung eher wortkarg-spröde, norddeutsche Johnson schreibt einen vor Zuneigung vibrierenden Geburtstagsgruß – in feinstem Englisch – für einen Freund aus gemeinsamen Studentenzeiten in Leipzig (Manfred Bierwisch) - und darüber geht die Freundschaft zu Bruch. Jetzt können wir diesen Glückwunsch zum ersten Mal in deutscher Sprache lesen. Erschütternd macht die Dokumentation dieser für Johnson charakteristischen Geschichte von Bindung und Lösung wahr, wovon die Beiträge zweier anderer Freunde schon im Titel sprechen. Günter Grass bestimmt sein Verhältnis zu Johnson mit den Worten: »Distanz, heftige Nähe, Fremdwerden und Fremdbleiben«; Günter Kunert stellt die Diagnose: 'Ein Fremdling'. Hier erhält der Band mit Aufzeichnungen von Zeitzeugen, Gesprächen, Interviews, unbekannten Briefen, unveröffentlichten (Geheim-)Dokumenten den Ton fürchterlicher, trauriger Wahrhaftigkeit, der das Buch zu einer bedeutenden Dokumentar-Sammlung über die Lebenswirklichkeit in (und nach) der DDR macht. Denn die »zerstörerischen Auswirkungen« eines Sklavenstaats, der noch immer seinen Opfern das Gedächtnis raubt, das Gewissen beschwert, die Seele würgt – wo wären sie, bis in Fußnoten und Anmerkungen, bedrückender aufbewahrt als in diesem Buch? Der Band mit (fast) lauter neuen Texten (Briefwechsel mit Johannes Bobrowski) bereitet Uwe Johnsons späte Heimkehr in die ehemalige DDR vor. Denn es stimmt, was Grass im Gespräch mit den Herausgebern sagt:»Johnsons Schreibweise war für die ostdeutsche Leserschaft konzipiert. Dieses Publikum war in der Lage, verdeckteste Anspielungen zu verstehen Eine ganze Generation ist in der DDR um einen wichtigen Autor betrogen worden – zur Kenntnis und zum Verständnis des eigenen Landes.« (Rolf Michaelis, Die Zeit) Gegen das Vergessen, aber auch gegen die Opfermythisierung haben Roland Berbig und Erdmut Wizisla in bisher nicht erreichter Fülle und Genauigkeit vielfältige Beziehungen Johnsons zur DDR nachgezeichnet. Die Texte Uwe Johnsons bekamen in der Zeit des europäischen Umbruchs und der deutschen Vereinigungskrise neue Aktualität, die heute besonders ostdeutsche Leser beschäftigt. »Diese Grunderfahrung«, so Roland Berbig im Gespräch, »in eine Freiheit hineinzukommen und dann diese Freiheit anders vorzufinden, als man sie sich gedacht hat, hat Uwe Johnson 1959/61 einmal erlebt, wenn auch anders und komplizierter. Aber so ein Grad an Verunsicherung, der Uwe Johnson nie so richtig hat ankommen lassen und der seine Ortswechsel begründet, der ist mir verständlicher als früher zu DDR-Zeiten.« (Stefan Bruns, Neue Zürcher Zeitung) Mit diesem Johnson-Buch werden Maßstäbe gesetzt für fällige Korrekturen der Literaturgeschichtsschreibung. (Sibylle Cramer, Frankfurter Rundschau), DE, [SC: 2.40], wie neu, privates Angebot, 205 x 125 mm, 424, [GW: 500g], [PU: Berlin], 2., Banküberweisung, Selbstabholung und Barzahlung, Internationaler Versand<
1994, ISBN: 9783931337087
[ED: Softcover], [PU: Kontext Verlag], Inhalt Uwe Johnson: Versuch, eine Mentalität zu erklären Michael Roloff: Gespräch mit Uwe Johnson Uwe Johnson: Fünfundzwanzig Jahre mit Jake, auch … Mehr…
[ED: Softcover], [PU: Kontext Verlag], Inhalt Uwe Johnson: Versuch, eine Mentalität zu erklären Michael Roloff: Gespräch mit Uwe Johnson Uwe Johnson: Fünfundzwanzig Jahre mit Jake, auch unter dem Namen Bierwisch bekannt Eberhard Fahlke: Wenn man einem Freund eine Festschrift macht... Zum Festschriftenbeitrag Uwe Johnsons Manfred Bierwisch: Erinnerungen Uwe Johnson betreffend, Uwe Johnson und Leipzig. Ausschnitte einer Beziehung Günter Grass: Distanz, heftige Nähe, Fremdwerden und Fremdbleiben. Gespräch über Uwe Johnson Günter Kunert: Ein Fremdling Johannes Bobrowski: Briefwechsel mit Uwe Johnson Lotte Köhler: Aus dem Briefwechsel mit Uwe Johnson Christine Jansen: Seien Sie vielmals bedankt! Aus einem Briefwechsel Helen Wolff: Brief aus Hanover/New Hampshire Hans-Jürgen Schmidt: Brief aus Güstrow Michael Jesse: Da war Einer, den hätte ich gern gekannt Bernd Neumann: Leipzig, oder: die Schule der Modernität, Uwe Johnson und William Faulkner Greg Bond: Die Klassengesellschaft und die Dialektik der Gerechtigkeit, Uwe Johnsons DDR-Erfahrung und seine Lukács-Lektüre Margund Hinz/Roland Berbig: Ich sehe nicht ein, daß die Mauer in Berlin ein literarisches Datum gesetzt haben sollte... Uwe Johnson im politischen Diskurs 1961 Uwe Johnson: Kommentar zu Bertolt Brechts Meti, Buch der Wendungen Erdmut Wizisla: Aus jenem Fach bin ich weggelaufen Uwe Johnson im Bertolt-Brecht-Archiv - die Edition von Meti, Buch der Wendungen Roland Berbig: Eine Bürgerin der D.D.R. namens Gesine Cresspahl erzählt. Beobachtungen zu der DDR in Uwe Johnsons "Jahrestage" Nicolai Riedel: Uwe Johnson & die DDR, Uwe Johnson in Ostdeutschland. Bibliographische Skizze einer verhinderten/verspäteten Rezeption Uwe Johnson und die DDR das waren einerseits Erfahrungen mit einer repressiven Diktatur. Andererseits hat er sich nirgendwo anders als in dieser DDR zu dem exemplarischen Modernen gebildet, den er wie kaum ein anderer in der deutschen Literatur nach 1945 darstellt. Solche Entwicklung, solche Erfahrungen schienen möglich, wenn einer sie nur wollte und der Mecklenburger Uwe Johnson hat sie gewollt. In der DDR, die ihm politisch ein hoch zweifelhaftes Gebilde war, waren die Städte und Landschaften seiner Kindheit und Jugend zurückgeblieben. Dort waren die Räume, die ihm für das Erleben seiner Personen, deren Geschichten zu erzählen er sich beauftragt fühlte, unverzichtbar waren. Dachte er an sie, fielen ihm das Lager in Fünfeichen oder die Erniedrigungen, von denen die Schul- und Studienzeit geprägt war, ebenso ein wie der Wind, der über die Seen strich und zum Segeln verführte, oder die Sprache, in der die Menschen miteinander redeten und durch die sie einmalig wurden. Hier fremdwerden hieß für Johnson Schmerz. Sein Erinnern bedeutete ihm eine immer erneute Probe, inwieweit die Verwundung, die ihm zugefügt worden war und die sein Weggang nicht zu heilen vermochte, tatsächlich über die Jahre vernarbt war. Die Hoffnung und der Glaube, das Erinnerte durch gültiges Benennen zu erledigen, es abzurechnen, hatten sich am Ende seines Lebens als vergeblich erwiesen. Im Dezember 1971 schrieb Johnson aus Westberlin an Lotte Köhler in New York: Im Sommer waren wir auf zehn Tage in Mecklenburg Noch einmal schwimmen im Inselsee, schwimmen in einem Dampfer auf dem schweriner See, bei Uhse speisen, auf den Bahnsteigen von Bad Kleinen auf den Anschluss warten: als Gäste. Als Fremde. Uwe Johnsons Erfahrungen mit der DDR waren deutsche Erfahrungen. Sie endeten nicht mit seinem Weggang aus jenem Land, und sie hätten nicht geendet mit dem Fall der Mauer, der die DDR beseitigte. Durch Johnsons frühen Tod fehlt die Stimme, die den Vorgang der Vereinigung am präzisesten geschildert hätte - und am gerechtesten wohl auch. Erinnerung und Lektüre müssen ersetzen, wofür es am Ende keinen Ersatz gibt. Dieses vorliegende Buch birgt Bruchstücke einer Gedächtnisarbeit, wie sie Uwe Johnson sich auferlegt hat, einer Gedächtnisarbeit, von der auch nach dem Ende der DDR niemand entbunden ist. Dieser Band bietet anregende Lektüre sowohl für die, die auf Johnsons Welt neugierig, als auch für jene, die darin schon heimisch sind: Erinnerungen von Zeitzeugen Gespräche, die Einblicke in Johnsons Denken vermitteln bisher unveröffentlichte Briefe, die literarische Beziehungen dokumentieren Untersuchungen zur Geprägtheit, zum literarischen Gehalt und zur Wirkung von Johnsons Texten. Dieses rundum geglückte Buch, überquellend von neuen Nachrichten zu Leben und Werk des in seiner Bedeutung für die Literatur des Jahrhunderts noch kaum erkannten, von der lesenden Öffentlichkeit noch gar nicht gewürdigten Erzählers, enthält einen in seiner Kuriosität schon ungeheuerlichen Beitrag: einen deutschen Text von Uwe Johnson, den Johnson so gar nicht geschrieben hat. Die siebzehn Seiten, erweitert um die doppelte Zahl dreier Beiträge mit Erklärungen und Erinnerungen, sind, auf traurige Art, bewegendes Herzstück des Bandes. Der gerade in Augenblicken gerührter Erregung eher wortkarg-spröde, norddeutsche Johnson schreibt einen vor Zuneigung vibrierenden Geburtstagsgruß in feinstem Englisch für einen Freund aus gemeinsamen Studentenzeiten in Leipzig (Manfred Bierwisch) - und darüber geht die Freundschaft zu Bruch. Jetzt können wir diesen Glückwunsch zum ersten Mal in deutscher Sprache lesen. Erschütternd macht die Dokumentation dieser für Johnson charakteristischen Geschichte von Bindung und Lösung wahr, wovon die Beiträge zweier anderer Freunde schon im Titel sprechen. Günter Grass bestimmt sein Verhältnis zu Johnson mit den Worten: Distanz, heftige Nähe, Fremdwerden und Fremdbleiben Günter Kunert stellt die Diagnose: 'Ein Fremdling'. Hier erhält der Band mit Aufzeichnungen von Zeitzeugen, Gesprächen, Interviews, unbekannten Briefen, unveröffentlichten (Geheim-)Dokumenten den Ton fürchterlicher, trauriger Wahrhaftigkeit, der das Buch zu einer bedeutenden Dokumentar-Sammlung über die Lebenswirklichkeit in (und nach) der DDR macht. Denn die zerstörerischen Auswirkungen eines Sklavenstaats, der noch immer seinen Opfern das Gedächtnis raubt, das Gewissen beschwert, die Seele würgt wo wären sie, bis in Fußnoten und Anmerkungen, bedrückender aufbewahrt als in diesem Buch? Der Band mit (fast) lauter neuen Texten (Briefwechsel mit Johannes Bobrowski) bereitet Uwe Johnsons späte Heimkehr in die ehemalige DDR vor. Denn es stimmt, was Grass im Gespräch mit den Herausgebern sagt:Johnsons Schreibweise war für die ostdeutsche Leserschaft konzipiert. Dieses Publikum war in der Lage, verdeckteste Anspielungen zu verstehen Eine ganze Generation ist in der DDR um einen wichtigen Autor betrogen worden zur Kenntnis und zum Verständnis des eigenen Landes. (Rolf Michaelis, Die Zeit) Gegen das Vergessen, aber auch gegen die Opfermythisierung haben Roland Berbig und Erdmut Wizisla in bisher nicht erreichter Fülle und Genauigkeit vielfältige Beziehungen Johnsons zur DDR nachgezeichnet. Die Texte Uwe Johnsons bekamen in der Zeit des europäischen Umbruchs und der deutschen Vereinigungskrise neue Aktualität, die heute besonders ostdeutsche Leser beschäftigt. Diese Grunderfahrung, so Roland Berbig im Gespräch, in eine Freiheit hineinzukommen und dann diese Freiheit anders vorzufinden, als man sie sich gedacht hat, hat Uwe Johnson 1959/61 einmal erlebt, wenn auch anders und komplizierter. Aber so ein Grad an Verunsicherung, der Uwe Johnson nie so richtig hat ankommen lassen und der seine Ortswechsel begründet, der ist mir verständlicher als früher zu DDR-Zeiten. (Stefan Bruns, Neue Zürcher Zeitung) Mit diesem Johnson-Buch werden Maßstäbe gesetzt für fällige Korrekturen der Literaturgeschichtsschreibung. (Sibylle Cramer, Frankfurter Rundschau), DE, [SC: 16.50], wie neu, privates Angebot, 205 x 125 mm, 424, [GW: 500g], [PU: Berlin], 2., Banküberweisung, Selbstabholung und Barzahlung, Internationaler Versand<
1994, ISBN: 9783931337087
[ED: Softcover], [PU: Kontext Verlag], Inhalt Uwe Johnson: Versuch, eine Mentalität zu erklären Michael Roloff: Gespräch mit Uwe Johnson Uwe Johnson: Fünfundzwanzig Jahre mit Jake, auch … Mehr…
[ED: Softcover], [PU: Kontext Verlag], Inhalt Uwe Johnson: Versuch, eine Mentalität zu erklären Michael Roloff: Gespräch mit Uwe Johnson Uwe Johnson: Fünfundzwanzig Jahre mit Jake, auch unter dem Namen Bierwisch bekannt Eberhard Fahlke: Wenn man einem Freund eine Festschrift macht... Zum Festschriftenbeitrag Uwe Johnsons Manfred Bierwisch: Erinnerungen Uwe Johnson betreffend, Uwe Johnson und Leipzig. Ausschnitte einer Beziehung Günter Grass: Distanz, heftige Nähe, Fremdwerden und Fremdbleiben. Gespräch über Uwe Johnson Günter Kunert: Ein Fremdling Johannes Bobrowski: Briefwechsel mit Uwe Johnson Lotte Köhler: Aus dem Briefwechsel mit Uwe Johnson Christine Jansen: Seien Sie vielmals bedankt! Aus einem Briefwechsel Helen Wolff: Brief aus Hanover/New Hampshire Hans-Jürgen Schmidt: Brief aus Güstrow Michael Jesse: Da war Einer, den hätte ich gern gekannt Bernd Neumann: Leipzig, oder: die Schule der Modernität, Uwe Johnson und William Faulkner Greg Bond: Die Klassengesellschaft und die Dialektik der Gerechtigkeit, Uwe Johnsons DDR-Erfahrung und seine Lukács-Lektüre Margund Hinz/Roland Berbig: Ich sehe nicht ein, daß die Mauer in Berlin ein literarisches Datum gesetzt haben sollte... Uwe Johnson im politischen Diskurs 1961 Uwe Johnson: Kommentar zu Bertolt Brechts Meti, Buch der Wendungen Erdmut Wizisla: Aus jenem Fach bin ich weggelaufen Uwe Johnson im Bertolt-Brecht-Archiv - die Edition von Meti, Buch der Wendungen Roland Berbig: Eine Bürgerin der D.D.R. namens Gesine Cresspahl erzählt. Beobachtungen zu der DDR in Uwe Johnsons "Jahrestage" Nicolai Riedel: Uwe Johnson & die DDR, Uwe Johnson in Ostdeutschland. Bibliographische Skizze einer verhinderten/verspäteten Rezeption Uwe Johnson und die DDR das waren einerseits Erfahrungen mit einer repressiven Diktatur. Andererseits hat er sich nirgendwo anders als in dieser DDR zu dem exemplarischen Modernen gebildet, den er wie kaum ein anderer in der deutschen Literatur nach 1945 darstellt. Solche Entwicklung, solche Erfahrungen schienen möglich, wenn einer sie nur wollte und der Mecklenburger Uwe Johnson hat sie gewollt. In der DDR, die ihm politisch ein hoch zweifelhaftes Gebilde war, waren die Städte und Landschaften seiner Kindheit und Jugend zurückgeblieben. Dort waren die Räume, die ihm für das Erleben seiner Personen, deren Geschichten zu erzählen er sich beauftragt fühlte, unverzichtbar waren. Dachte er an sie, fielen ihm das Lager in Fünfeichen oder die Erniedrigungen, von denen die Schul- und Studienzeit geprägt war, ebenso ein wie der Wind, der über die Seen strich und zum Segeln verführte, oder die Sprache, in der die Menschen miteinander redeten und durch die sie einmalig wurden. Hier fremdwerden hieß für Johnson Schmerz. Sein Erinnern bedeutete ihm eine immer erneute Probe, inwieweit die Verwundung, die ihm zugefügt worden war und die sein Weggang nicht zu heilen vermochte, tatsächlich über die Jahre vernarbt war. Die Hoffnung und der Glaube, das Erinnerte durch gültiges Benennen zu erledigen, es abzurechnen, hatten sich am Ende seines Lebens als vergeblich erwiesen. Im Dezember 1971 schrieb Johnson aus Westberlin an Lotte Köhler in New York: Im Sommer waren wir auf zehn Tage in Mecklenburg Noch einmal schwimmen im Inselsee, schwimmen in einem Dampfer auf dem schweriner See, bei Uhse speisen, auf den Bahnsteigen von Bad Kleinen auf den Anschluss warten: als Gäste. Als Fremde. Uwe Johnsons Erfahrungen mit der DDR waren deutsche Erfahrungen. Sie endeten nicht mit seinem Weggang aus jenem Land, und sie hätten nicht geendet mit dem Fall der Mauer, der die DDR beseitigte. Durch Johnsons frühen Tod fehlt die Stimme, die den Vorgang der Vereinigung am präzisesten geschildert hätte - und am gerechtesten wohl auch. Erinnerung und Lektüre müssen ersetzen, wofür es am Ende keinen Ersatz gibt. Dieses vorliegende Buch birgt Bruchstücke einer Gedächtnisarbeit, wie sie Uwe Johnson sich auferlegt hat, einer Gedächtnisarbeit, von der auch nach dem Ende der DDR niemand entbunden ist. Dieser Band bietet anregende Lektüre sowohl für die, die auf Johnsons Welt neugierig, als auch für jene, die darin schon heimisch sind: Erinnerungen von Zeitzeugen Gespräche, die Einblicke in Johnsons Denken vermitteln bisher unveröffentlichte Briefe, die literarische Beziehungen dokumentieren Untersuchungen zur Geprägtheit, zum literarischen Gehalt und zur Wirkung von Johnsons Texten. Dieses rundum geglückte Buch, überquellend von neuen Nachrichten zu Leben und Werk des in seiner Bedeutung für die Literatur des Jahrhunderts noch kaum erkannten, von der lesenden Öffentlichkeit noch gar nicht gewürdigten Erzählers, enthält einen in seiner Kuriosität schon ungeheuerlichen Beitrag: einen deutschen Text von Uwe Johnson, den Johnson so gar nicht geschrieben hat. Die siebzehn Seiten, erweitert um die doppelte Zahl dreier Beiträge mit Erklärungen und Erinnerungen, sind, auf traurige Art, bewegendes Herzstück des Bandes. Der gerade in Augenblicken gerührter Erregung eher wortkarg-spröde, norddeutsche Johnson schreibt einen vor Zuneigung vibrierenden Geburtstagsgruß in feinstem Englisch für einen Freund aus gemeinsamen Studentenzeiten in Leipzig (Manfred Bierwisch) - und darüber geht die Freundschaft zu Bruch. Jetzt können wir diesen Glückwunsch zum ersten Mal in deutscher Sprache lesen. Erschütternd macht die Dokumentation dieser für Johnson charakteristischen Geschichte von Bindung und Lösung wahr, wovon die Beiträge zweier anderer Freunde schon im Titel sprechen. Günter Grass bestimmt sein Verhältnis zu Johnson mit den Worten: Distanz, heftige Nähe, Fremdwerden und Fremdbleiben Günter Kunert stellt die Diagnose: 'Ein Fremdling'. Hier erhält der Band mit Aufzeichnungen von Zeitzeugen, Gesprächen, Interviews, unbekannten Briefen, unveröffentlichten (Geheim-)Dokumenten den Ton fürchterlicher, trauriger Wahrhaftigkeit, der das Buch zu einer bedeutenden Dokumentar-Sammlung über die Lebenswirklichkeit in (und nach) der DDR macht. Denn die zerstörerischen Auswirkungen eines Sklavenstaats, der noch immer seinen Opfern das Gedächtnis raubt, das Gewissen beschwert, die Seele würgt wo wären sie, bis in Fußnoten und Anmerkungen, bedrückender aufbewahrt als in diesem Buch? Der Band mit (fast) lauter neuen Texten (Briefwechsel mit Johannes Bobrowski) bereitet Uwe Johnsons späte Heimkehr in die ehemalige DDR vor. Denn es stimmt, was Grass im Gespräch mit den Herausgebern sagt:Johnsons Schreibweise war für die ostdeutsche Leserschaft konzipiert. Dieses Publikum war in der Lage, verdeckteste Anspielungen zu verstehen Eine ganze Generation ist in der DDR um einen wichtigen Autor betrogen worden zur Kenntnis und zum Verständnis des eigenen Landes. (Rolf Michaelis, Die Zeit) Gegen das Vergessen, aber auch gegen die Opfermythisierung haben Roland Berbig und Erdmut Wizisla in bisher nicht erreichter Fülle und Genauigkeit vielfältige Beziehungen Johnsons zur DDR nachgezeichnet. Die Texte Uwe Johnsons bekamen in der Zeit des europäischen Umbruchs und der deutschen Vereinigungskrise neue Aktualität, die heute besonders ostdeutsche Leser beschäftigt. Diese Grunderfahrung, so Roland Berbig im Gespräch, in eine Freiheit hineinzukommen und dann diese Freiheit anders vorzufinden, als man sie sich gedacht hat, hat Uwe Johnson 1959/61 einmal erlebt, wenn auch anders und komplizierter. Aber so ein Grad an Verunsicherung, der Uwe Johnson nie so richtig hat ankommen lassen und der seine Ortswechsel begründet, der ist mir verständlicher als früher zu DDR-Zeiten. (Stefan Bruns, Neue Zürcher Zeitung) Mit diesem Johnson-Buch werden Maßstäbe gesetzt für fällige Korrekturen der Literaturgeschichtsschreibung. (Sibylle Cramer, Frankfurter Rundschau), DE, [SC: 2.40], wie neu, privates Angebot, 205 x 125 mm, 424, [GW: 500g], [PU: Berlin], 2., Banküberweisung, Selbstabholung und Barzahlung, Internationaler Versand<
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Detailangaben zum Buch - Wo ich her bin... Uwe Johnson in der D.D.R.
EAN (ISBN-13): 9783931337087
ISBN (ISBN-10): 3931337081
Taschenbuch
Erscheinungsjahr: 2002
Herausgeber: Berbig, Roland, Wizisla, Erdmut, KONTEXTverlag, Berlin/Zepernick
Buch in der Datenbank seit 2007-06-20T13:17:59+02:00 (Berlin)
Detailseite zuletzt geändert am 2024-04-27T13:29:15+02:00 (Berlin)
ISBN/EAN: 3931337081
ISBN - alternative Schreibweisen:
3-931337-08-1, 978-3-931337-08-7
Alternative Schreibweisen und verwandte Suchbegriffe:
Autor des Buches: uwe johnson, roland berbig, eberhard fahlke, erdmut wizisla
Titel des Buches: ich her bin uwe johnson der
Daten vom Verlag:
Autor/in: Uwe Johnson; Roland Berbig; Erdmut Wizisla
Titel: editionKontext; Wo ich her bin... - Uwe Johnson in der DDR
Verlag: KONTEXTverlag
424 Seiten
Übersetzer/in: Eberhard Fahlke (Englisch)
20,35 € (DE)
21,00 € (AT)
Not available (reason unspecified)
BC; PB; Hardcover, Softcover / Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft/Deutsche Sprachwissenschaft, Deutschsprachige Literaturwissenschaft; Literaturwissenschaft, allgemein; Johnson, Uwe; Deutschland (DDR) /Literatur, Literaturgeschichte
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