Queering-Demokratie : (sexuelle Politiken) , [Ergebnis des Kongresses Queering-Demokratie. Sexualität - Geschlecht - BürgerInnenrechte, der im Oktober 1998 in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin stattfand]. Quaestio (Hg.). - Taschenbuch

Ausgangspunkt der Anthologie Queering Demokratie ist eine 1998 in Berlin stattgefundene Tagung "Queering Demokratie. Sexualität - Geschlecht - BürgerInnenrechte". Buch und Kongress dokumentieren international geführte Diskussionen und verstehen sich als Forum des Austauschs vor allem zur Frage, "welchen Platz Rechte in unseren politischen Kämpfen einnehmen". Unverkennbar steht das Anliegen in der Tradition der "sexuellen Revolution", als zunächst Feministinnen, später Lesben und Schwule die sexual politics, also das repressive Verhältnis von Sex und Macht analysierten.

Die seit den 90er-Jahren kursierende Queer-Debatte zielt auf politischem Feld vornehmlich auf eine Entprivilegierung normativ heterosexueller Ordnung und einen entsprechenden gesellschaftlichen Umbau ab. Die Komplexität dieser Diskussion zeigt sich beispielsweise in der Befragung des Konzeptes von sexual citizenship, der sich der vorliegende Band verschrieben hat. Über die Forderung nach sozialer Integration und BürgerInnenrechte hinaus geht es hier auch um politische Rechte und gesellschaftliche Teilhabe, um Gestaltungs- und Entscheidungsmacht.

Beiträge aus der Soziologie, Philosophie und Psychologie, aus juristischer, politologischer und pädagogischer Perspektive fragen nach der Bedeutung der Aufnahme der "sexuellen Orientierung" in den Menschenrechtskatalog, nach den rechtspolitischen Auswirkungen von Antidiskriminierungs- und Gleichstellungsgesetzen oder danach, ob eine Einführung von Differenz ins Recht per se ein Gewinn ist. Wie wirkt sich die Vermarktung von lesbisch-schwulen Subkulturen auf eine Staatsmoral aus? Welche Widersprüche tun sich im Ausländer- und Asylrecht aus der Queer-Perspektive auf? Diese und andere Streitfragen sollen als Anregung dienen, sich der Bedingungen und Ziele eigenen politischen Agierens bewusster zu werden. Es ist ein aktueller und wegweisender Beitrag gelungen, der zum Nachdenken auffordert, Skepsis provoziert und Handeln suggeriert. --RJ Poole