Kampf um die Inkastadt Cuzco. Aufzeichnungen eines anonymen Zeitzeugen 1535– - Erstausgabe
2000, ISBN: 3896263218
Gebundene Ausgabe
[ED: Hardcover/gebunden], [PU: trafo], Als die Europäer im 16. Jahrhundert auf dem amerikanischen Festland mehr und mehr Fuß fassten, existierten auf dem Doppelkontinent noch zwei mächtig… Mehr…
[ED: Hardcover/gebunden], [PU: trafo], Als die Europäer im 16. Jahrhundert auf dem amerikanischen Festland mehr und mehr Fuß fassten, existierten auf dem Doppelkontinent noch zwei mächtige indianische Reiche: das der Azteken in Mexiko und das Reich der Inka mit dem Kernland in Peru. Und es ist bezeichnend, dass gerade diese beiden, gut organisierten, riesigen Reiche mit ihrem mächtigen wirtschaftlichen und militärischen Potential jeweils von einer »Handvoll« spanischer Abenteurer erobert worden sind. In beiden Fällen gelang es den spanischen Konquistadoren, die bestehenden politischen und ökonomischen Strukturen teilweise für sich zu nutzen und so den Untergang der indianischen Kultur jeweils in einem erstaunlich kurzen Zeitraum herbeizuführen. Das Inkareich war durch eine jahrhundertelange Expansion der Inka entstanden, die ihr Zentrum in Cuzco hatten und von dort aus nach und nach den größten Teil des Andenraumes unter ihre Herrschaft brachten. Der Name »Inka« bezeichnet sowohl den obersten Machthaber als auch die Ethnie der Inka selbst. Es muß also immer zwischen den Inka und dem Inka unterschieden werden. Der Inka, dessen Titel offiziell Sapay Inca lautete, besaß einen Rang, der in unseren Breiten einem König gleichzusetzen ist. Er war der unumschränkte Herrscher über das Reich und er wurde als Sohn der Sonne bezeichnet. Die Sonne wiederum wurde im Inkareich als oberste Gottheit verehrt; im Gegensatz dazu beteten die meisten anderen Bevölkerungsgruppen in der Andenregion den Mond als oberste Gottheit an - so lange, bis die Inka ihre Eroberungen ausdehnten und in den unterworfenen Gebieten den Sonnenkult einführten. Das Imperium der Inka erreichte seine größte territoriale Ausdehnung unter dem Inka Huayna Capac, der etwa von 1493 bis 1524 oder 1527 regierte und die Grenzen des Reiches vor allem nach Norden ausdehnte. Damit betrug die Nord-Süd-Ausdehnung des Reiches mehr als 3.000 Kilometer; es erstreckte sich von Nordchile bis in das heutige Ekuador. Aber dieses riesige Reich, ein Konglomerat aus vielen verschiedenen Ethnien, bestand zu diesem Zeitpunkt und in dieser Ausdehnung gerade einmal einhundert Jahre. In diesem historisch kurzen Zeitraum war das überwiegend aus militärischen Eroberungen hervorgegangene Reich innenpolitisch noch längst nicht gefestigt. Es gab ständig religiöse und politische Konflikte zwischen den eroberten Ethnien und den herrschenden Inka. In den von den Inka eroberten Gebieten blieben die alten Verwaltungsstrukturen weitestgehend erhalten. Die Curaca, die Oberhäupter der eroberten ethnischen Gruppen, behielten zum großen Teil sogar ihre Herrschaft bei, wurden jedoch in die aufgezwungene Zentralverwaltung derart integriert, dass sie als Stütze der Inka-Macht dienen konnten. Zur Konsolidierung ihrer Herrschaft wandten die Inka ein System an, das seit altersher im Andenraum praktiziert wurde: die »Reciprocidad«. Dieses System beruhte auf Leistung und Gegenleistung und wurde zwischen dem Inka und den Curaca der eroberten Gebiete praktiziert. Dabei hatten die Curaca die Aufgabe, mit festgelegten Abgaben für den Inka und seinen Hofstaat zu sorgen. Im Gegenzug verpflichtete sich der Inka zur Waffenhilfe, sorgte für Kleidung und Schmuck der Curaca. Durch dieses System war jedoch die politische und wirtschaftliche Selbständigkeit der einzelnen Curaca nur bedingt eingeschränkt. In ihrem Herrschaftsgebiet verfügten sie über ein großes Maß an Selbständigkeit, die sich später als großer Nachteil für den Inka in seinem Kampf gegen die Spanier erweisen sollte. Die Inka unternahmen den Versuch, die bisherigen Oberhäupter der unterworfenen Ethnien in ihr Herrschaftssystem zu integrieren. So brachte man die Kinder der entthronten Herrscher in die Inka-Hauptstadt Cuzco und verheiratete sie dort zum Teil mit Angehörigen aus dem Inka-Adel. Mit dieser Maßnahme wurde eine langsame Integration der eroberten Gebiete angestrebt. Zusätzlich stellten die Inka auch die Abbildungen der lokalen Gottheiten der eroberten Ethnien im Haupttempel von Cuzco auf. Damit wurden gleich zwei Dinge deutlich gemacht: die Sonne war die oberste Gottheit, akzeptierte aber die anderen Götter - unter sich! Und die Religion der Besiegten wurde nicht grundsätzlich ausgerottet, sondern nur als untergeordnete Religion in das bestehende religiöse Weltbild der Inka eingebaut. Trotzdem waren es gerade die Priester dieser lokalen Kulte, die gegen die Vorherrschaft der Inka aufbegehrten, denn die einzelnen Provinzheiligtümer wurden durch die Integrationsmaßnahmen jeglicher Bedeutung beraubt. Erst unter dem Inka Huayna Capac erlangten sie ihre Geltung wenigstens teilweise wieder zurück. Allerdings muss dazu angemerkt werden, dass die Bevölkerung ihre Götter weiterhin verehrte, es war ihr jedoch verboten, offizielle religiöse Zeremonien an den bisherigen Kultstätten zu zelebrieren. Erst Huayna Capac lockerte dieses Verbot. Aber gerade dieser Inka, der nach Jahrzehnten des Krieges begonnen hatte, sich um die Verwaltung des Riesenreiches zu kümmern, fiel einer heimtückischen Krankheit zum Opfer, die es bis dahin nicht in der Welt der Andenvölker gegeben hatte; es handelte sich aller Wahrscheinlichkeit nach um die Pocken. Diese Krankheit war von den Spaniern eingeschleppt worden, als sie im Verlaufe ihrer zweiten Erkundungsfahrt nach Peru (1526/27) von Panama aus bis an die nördliche Grenze des Inkareiches stießen. Dort hatten sie ersten Kontakt mit den Einwohnern dieses Reiches. Und als sich die Spanier auf die Rückreise begaben, um für ihre endgültige Expedition eine kampfstarke Truppe auszurüsten, kam es ohne ihr direktes Zutun zu einer Katastrophe im Inkareich, die auf die nachfolgende Entwicklung keinen unerheblichen Einfluss haben sollte. Die von den Spaniern eingeschleppten Pocken richteten unter den Indianern des Andengebietes ein wahres Massaker an. Die amerikanischen Ureinwohner hatten praktisch keine Möglichkeit, sich vor dieser vollkommen unbekannten Krankheit zu schützen. Es gab keine Gegenmittel und bis das körpereigene Immunsystem gegen diese Virenepidemie Abwehrstoffe entwickelt hatte, ging viel Zeit ins Land. Viele Menschen, vor allem im Norden des Landes, starben an den Folgen der Pocken. Unter den Opfern war nicht nur der Sapay Inca, sondern auch dessen Sohn Ninan Cuyuchi. Der Tod dieser beiden Männer bewirkte im Reich Unruhen, die sich bis zum bewaffneten Kampf ausweiteten. Das Problem lag in der Tatsache begründet, dass die Thronfolge im Inkareich nicht einheitlich geregelt war. Der Inka hatte stets viele Frauen und von diesen Frauen nicht wenige Kinder. Aber es gab keine einheitlich geregelte Reihenfolge der Thronerben für den Fall, dass der Inka sterben sollte. Die bisher bekannten Informationen lassen darauf schließen, dass nicht der älteste Sohn automatisch zum neuen Inka wurde, sondern der Inka wählte noch zu Lebzeiten unter seinen Söhnen den fähigsten aus. Bei dieser Auswahl spielten auch die Adelsgeschlechter eine große Rolle, denn sie mussten den Inka anerkennen. Deshalb war es im Inkareich in der Vergangenheit bereits häufiger zu Kämpfen um den Thron gekommen. Beispielsweise hatte noch der gerade verstorbene Sapay Inka Huayna Capac mit seinem Bruder Capac Huari um die Thronfolge gekämpft. Nach dem Tod des Huayna Capac sahen nun die verschiedenen Adelsgeschlechter die Möglichkeit gekommen, ihrem Favoriten die Borla, die Insignie des regierenden Sapay Inca, anzulegen. Anscheinend standen sich nur zwei große Gruppierungen gegenüber: der in der alten Hauptstadt Cuzco verbliebene Teil des Adels auf der einen Seite und der Adel, der mit dem Inka Huayna Capac die letzten zehn Jahre im Norden des Reiches verbracht hatte, auf der Gegenseite. Da sich Huayna Capac mit seinen Vertrauten jahrelang in den neu eroberten Gebieten im Norden aufgehalten und somit praktisch den Regierungssitz von Cuzco nach Tomebamba verlegt hatte, brach er mit den bisherigen Traditionen. Er machte sich dadurch den Teil des Adels zum Feind, der in Cuzco verblieben war und miterleben musste, wie die Bedeutung der Hauptstadt immer mehr zurückging. Durch die etwa zehnjährige Abwesenheit des Inka aus Cuzco wurden dort die traditionellen religiösen Feste ohne ihn gefeiert oder aber von Cuzco nach Tomebamba verlegt. Weil Huayna Capac außerdem noch das Amt des Oberpriesters der Sonne für sich beanspruchte, waren viele Adelsgeschlechter, die ihren Einfluß zunehmend schwinden sahen, gegen den Inka. Im Zuge der Veränderungen in den letzten Regierungsjahren Huayna Capacs hatte es innerhalb der Adelsgruppierungen Kämpfe um den Erhalt ihrer alten oder um den Erwerb neuer Privilegien gegeben. Diese Entwicklung führte nach dem Tod des Inka zwangsläufig zu einer Krise, deren Höhepunkt der bewaffnete Kampf zwischen den beiden Brüdern Atahuallpa und Huascar war. Im Mai 1532 trug Atahuallpa den endgültigen Sieg über seinen Bruder davon. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es noch keine direkte Konfrontation mit den Truppen Franzisco Pizarros gegeben, obwohl diese bereits im Dezember des Vorjahres an den Grenzen des Reiches aufgetaucht waren. Aber erst im April 1532 besetzten sie die Stadt Tumbes und holten dort ausführliche Erkundigungen über ihr Ziel ein. Im Mai gründete Pizarro im Tangarara-Tal die spanische Siedlung San Miguel de Piura. Erst am 24. September brachen die Spanier ins Landesinnere auf, um Atahuallpa aufzusuchen. Zu diesem Zeitpunkt hatte dieser also schon seine Position im Inkareich eindeutig gefestigt, sein Sieg über Huascar lag vier Monate zurück und er hatte begonnen, seine Macht zu konsolidieren. Es gibt viele Vermutungen, warum Atahuallpa nichts gegen die fremden Eindringlinge unternahm. Spätestens auf ihrem Marsch ins Landesinnere hätte es ihm eigentlich möglich sein müssen, sie anzugreifen. Aber der Inka unternahm nichts dergleichen. Nach der spanischen Eroberung führten die königlichen Beamten Befragungen unter den Indianern durch; dabei wurde auch protokolliert, dass man im Umfeld Atahuallpas der Meinung war, dieser würde die Eindringlinge allein wegen ihrer geringen Mannschaftsstärke nicht als Gefahr einschätzen und hätte sich für überlegen gehalten. Zwar ist diese Variante bei einem gerade siegreichen Heerführer nicht von der Hand zu weisen, aber inwieweit die befragten Zeugen als sichere Quelle gelten können, ist fragwürdig. Pizarro verfügte auf seinem Marsch bereits über die Unterstützung von indianischen Hilfstruppen, die ihm viele logistische Probleme wie die Suche nach dem richtigen Weg, den Transport von Ausrüstung und Verpflegung und auch die ständige Versorgung mit Nahrungsmitteln abnahmen. So traf er mit seiner kleinen Streitmacht am 15. November in Cajamarca ein. Dort hatte Atahuallpa sein Quartier aufgeschlagen; aber während der Inka mit seiner Armee vor den Toren der Stadt lagerte, nahm Pizarro in der Stadt selbst Quartier. Am folgenden Tag suchte der Inka Pizarro in der Stadt auf, er kam mit einem großen Gefolge, aber unbewaffnet. Pizarro konnte sich in einem Handstreich der Person des Inka bemächtigen. Mit der Gefangennahme des Herrschers besaßen die Spanier ein unschätzbares Pfand, denn so lange sich der Inka in der Gewalt der Fremden befand, wurden sie nicht angegriffen. Innerhalb weniger Augenblicke hatte sich für die weitere Entwicklung im Inkareich eine völlig neue Perspektive aufgetan. Die beiden bisherigen Rivalen um die Macht befanden sich in Gefangenschaft: Huascar in den Händen von Atahuallpas Heerführern und Atahuallpa selbst war Gefangener der Spanier. Dadurch kam es zu einer Situation, die für die Spanier viele Vorteile brachte - sie hatten den eigentlichen Herrscher des Landes in ihrer Gewalt und konnten über ihn den Einwohnern ihre Wünsche diktieren. So trugen die inkaischen Untertanen auf Befehl des Inka im ganzen Land Gold und Silber zusammen, um den Kerker ihres Gebieters damit zu füllen. Diese Bedingung hatte Pizarro dem Inka gestellt, wenn dieser seine Freiheit erlangen wollte. Aber Atahuallpa, der regelmäßig Besuch von seinen Beratern erhalten konnte, griff auch aktiv in das Geschehen ein. Als er befürchtete, dass die Spanier mit dem gefangenen Huascar zusammenarbeiten könnten, ließ er diesen umbringen. Diese Maßnahme gab ihm jedoch nur einen kurzen Aufschub. Auf Beschluß eines von Pizarro inszenierten Schauprozesses wurde er im Juni oder Juli 1533 hingerichtet. Unter anderem warf man ihm die Ermordung seines Bruders Huascar vor. Die Spanier waren also durch ihre Verbündeten sehr gut über alle Vorgänge im Reich unterrichtet. Nach der Erdrosselung Atahuallpas wurde Tupa Huallpa von Pizarro zum neuen Sapay Inka ernannt. Vorgeschlagen hatten die Ernennung die Parteigänger des ermordeten Inka. Allerdings vertraten sie nicht die Mehrheit des inkaischen Adels. Es zeigte sich, dass sich der inkaische Adel in verschiedene Interessengruppen aufspaltete, die sich auch untereinander bekämpften, anstatt gemeinsam gegen die spanischen Eroberer vorzugehen. Während Pizarro mit seiner Streitmacht und dem von ihm ernannten Inka im Gefolge auf die Hauptstadt Cuzco marschierte, wurde er ständig von Quizquiz, einem der Heerführer Atahuallpas, angegriffen. Dagegen ging Rumiñahui, ein weiterer der Heerführer Atahuallpas, nach Quito, im Norden des Reiches, um dort eine von Cuzco unabhängige Herrschaft zu errichten. In Cuzco selbst einigten sich die dortigen Adelsgruppierungen unter Führung des Oberpriesters der Sonne, der in der Quechua-Sprache Huillauma genannt wird, auf Paullu Inca, einen weiteren Sohn des Huayna Capac, als neuen Inka. Dieser Vorschlag wurde auch an Quizquiz herangetragen, der sich jedoch weigerte, Paullu anzuerkennen. Mitte Oktober erreichten die Spanier auf ihrem Marsch nach Cuzco das Tal von Jauja. Dort starb überraschend der Inka Tupa Huallpa. Pizarro verdächtigte Challcochima, einen der Heerführer Atahuallpas, den Inka vergiftet zu haben. Er begründete seinen Verdacht damit, dass Challcochima in Cajamarca gegen Tupa Huallpa gestimmt hatte und für Titu Atauchi, den ältesten Sohn Atahuallpas, eingetreten war. Deshalb wurde er zum Tod durch Verbrennen verurteilt. Und bereits einen Tag später traf Pizarro, jetzt nur noch 25 Kilometer von Cuzco entfernt, im Tal von Jaquijaguana, auf Manco Inca Yupanqui. Dieser war ebenso wie Paullu ein Sohn des Huayna Capac. Durch dieses von Manco arrangierte Zusammentreffen kam er dem Huillauma und seinen Anhängern zuvor, die Pizarro in Cuzco erwarteten. Manco bot Pizarro ein Bündnis an: er forderte Unterstützung bei seiner Einsetzung zum Sapay Inka und stellte im Gegenzug seine militärische Hilfe im Kampf gegen Quizquiz in Aussicht. Beide konnten sich sehr schnell einigen, so dass noch am selben Tag die sogenannte Allianz von Jaquijaguana zustande kam., DE, [SC: 3.00], Neuware, gewerbliches Angebot, 215x150 mm, 144, [GW: 300g], [PU: Berlin], 1. Auflage, Banküberweisung, Offene Rechnung, PayPal, Offene Rechnung (Vorkasse vorbehalten), Internationaler Versand, [CT: Geschichte/Politik / Kolonialgeschichte]<
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Kampf um die Inkastadt Cuzco. Aufzeichnungen eines anonymen Zeitzeugen 1535– - Erstausgabe
2000, ISBN: 3896263218
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[ED: Hardcover/gebunden], [PU: trafo], Als die Europäer im 16. Jahrhundert auf dem amerikanischen Festland mehr und mehr Fuß fassten, existierten auf dem Doppelkontinent noch zwei mächtig… Mehr…
[ED: Hardcover/gebunden], [PU: trafo], Als die Europäer im 16. Jahrhundert auf dem amerikanischen Festland mehr und mehr Fuß fassten, existierten auf dem Doppelkontinent noch zwei mächtige indianische Reiche: das der Azteken in Mexiko und das Reich der Inka mit dem Kernland in Peru. Und es ist bezeichnend, dass gerade diese beiden, gut organisierten, riesigen Reiche mit ihrem mächtigen wirtschaftlichen und militärischen Potential jeweils von einer »Handvoll« spanischer Abenteurer erobert worden sind. In beiden Fällen gelang es den spanischen Konquistadoren, die bestehenden politischen und ökonomischen Strukturen teilweise für sich zu nutzen und so den Untergang der indianischen Kultur jeweils in einem erstaunlich kurzen Zeitraum herbeizuführen. Das Inkareich war durch eine jahrhundertelange Expansion der Inka entstanden, die ihr Zentrum in Cuzco hatten und von dort aus nach und nach den größten Teil des Andenraumes unter ihre Herrschaft brachten. Der Name »Inka« bezeichnet sowohl den obersten Machthaber als auch die Ethnie der Inka selbst. Es muß also immer zwischen den Inka und dem Inka unterschieden werden. Der Inka, dessen Titel offiziell Sapay Inca lautete, besaß einen Rang, der in unseren Breiten einem König gleichzusetzen ist. Er war der unumschränkte Herrscher über das Reich und er wurde als Sohn der Sonne bezeichnet. Die Sonne wiederum wurde im Inkareich als oberste Gottheit verehrt; im Gegensatz dazu beteten die meisten anderen Bevölkerungsgruppen in der Andenregion den Mond als oberste Gottheit an - so lange, bis die Inka ihre Eroberungen ausdehnten und in den unterworfenen Gebieten den Sonnenkult einführten. Das Imperium der Inka erreichte seine größte territoriale Ausdehnung unter dem Inka Huayna Capac, der etwa von 1493 bis 1524 oder 1527 regierte und die Grenzen des Reiches vor allem nach Norden ausdehnte. Damit betrug die Nord-Süd-Ausdehnung des Reiches mehr als 3.000 Kilometer; es erstreckte sich von Nordchile bis in das heutige Ekuador. Aber dieses riesige Reich, ein Konglomerat aus vielen verschiedenen Ethnien, bestand zu diesem Zeitpunkt und in dieser Ausdehnung gerade einmal einhundert Jahre. In diesem historisch kurzen Zeitraum war das überwiegend aus militärischen Eroberungen hervorgegangene Reich innenpolitisch noch längst nicht gefestigt. Es gab ständig religiöse und politische Konflikte zwischen den eroberten Ethnien und den herrschenden Inka. In den von den Inka eroberten Gebieten blieben die alten Verwaltungsstrukturen weitestgehend erhalten. Die Curaca, die Oberhäupter der eroberten ethnischen Gruppen, behielten zum großen Teil sogar ihre Herrschaft bei, wurden jedoch in die aufgezwungene Zentralverwaltung derart integriert, dass sie als Stütze der Inka-Macht dienen konnten. Zur Konsolidierung ihrer Herrschaft wandten die Inka ein System an, das seit altersher im Andenraum praktiziert wurde: die »Reciprocidad«. Dieses System beruhte auf Leistung und Gegenleistung und wurde zwischen dem Inka und den Curaca der eroberten Gebiete praktiziert. Dabei hatten die Curaca die Aufgabe, mit festgelegten Abgaben für den Inka und seinen Hofstaat zu sorgen. Im Gegenzug verpflichtete sich der Inka zur Waffenhilfe, sorgte für Kleidung und Schmuck der Curaca. Durch dieses System war jedoch die politische und wirtschaftliche Selbständigkeit der einzelnen Curaca nur bedingt eingeschränkt. In ihrem Herrschaftsgebiet verfügten sie über ein großes Maß an Selbständigkeit, die sich später als großer Nachteil für den Inka in seinem Kampf gegen die Spanier erweisen sollte. Die Inka unternahmen den Versuch, die bisherigen Oberhäupter der unterworfenen Ethnien in ihr Herrschaftssystem zu integrieren. So brachte man die Kinder der entthronten Herrscher in die Inka-Hauptstadt Cuzco und verheiratete sie dort zum Teil mit Angehörigen aus dem Inka-Adel. Mit dieser Maßnahme wurde eine langsame Integration der eroberten Gebiete angestrebt. Zusätzlich stellten die Inka auch die Abbildungen der lokalen Gottheiten der eroberten Ethnien im Haupttempel von Cuzco auf. Damit wurden gleich zwei Dinge deutlich gemacht: die Sonne war die oberste Gottheit, akzeptierte aber die anderen Götter - unter sich! Und die Religion der Besiegten wurde nicht grundsätzlich ausgerottet, sondern nur als untergeordnete Religion in das bestehende religiöse Weltbild der Inka eingebaut. Trotzdem waren es gerade die Priester dieser lokalen Kulte, die gegen die Vorherrschaft der Inka aufbegehrten, denn die einzelnen Provinzheiligtümer wurden durch die Integrationsmaßnahmen jeglicher Bedeutung beraubt. Erst unter dem Inka Huayna Capac erlangten sie ihre Geltung wenigstens teilweise wieder zurück. Allerdings muss dazu angemerkt werden, dass die Bevölkerung ihre Götter weiterhin verehrte, es war ihr jedoch verboten, offizielle religiöse Zeremonien an den bisherigen Kultstätten zu zelebrieren. Erst Huayna Capac lockerte dieses Verbot. Aber gerade dieser Inka, der nach Jahrzehnten des Krieges begonnen hatte, sich um die Verwaltung des Riesenreiches zu kümmern, fiel einer heimtückischen Krankheit zum Opfer, die es bis dahin nicht in der Welt der Andenvölker gegeben hatte; es handelte sich aller Wahrscheinlichkeit nach um die Pocken. Diese Krankheit war von den Spaniern eingeschleppt worden, als sie im Verlaufe ihrer zweiten Erkundungsfahrt nach Peru (1526/27) von Panama aus bis an die nördliche Grenze des Inkareiches stießen. Dort hatten sie ersten Kontakt mit den Einwohnern dieses Reiches. Und als sich die Spanier auf die Rückreise begaben, um für ihre endgültige Expedition eine kampfstarke Truppe auszurüsten, kam es ohne ihr direktes Zutun zu einer Katastrophe im Inkareich, die auf die nachfolgende Entwicklung keinen unerheblichen Einfluss haben sollte. Die von den Spaniern eingeschleppten Pocken richteten unter den Indianern des Andengebietes ein wahres Massaker an. Die amerikanischen Ureinwohner hatten praktisch keine Möglichkeit, sich vor dieser vollkommen unbekannten Krankheit zu schützen. Es gab keine Gegenmittel und bis das körpereigene Immunsystem gegen diese Virenepidemie Abwehrstoffe entwickelt hatte, ging viel Zeit ins Land. Viele Menschen, vor allem im Norden des Landes, starben an den Folgen der Pocken. Unter den Opfern war nicht nur der Sapay Inca, sondern auch dessen Sohn Ninan Cuyuchi. Der Tod dieser beiden Männer bewirkte im Reich Unruhen, die sich bis zum bewaffneten Kampf ausweiteten. Das Problem lag in der Tatsache begründet, dass die Thronfolge im Inkareich nicht einheitlich geregelt war. Der Inka hatte stets viele Frauen und von diesen Frauen nicht wenige Kinder. Aber es gab keine einheitlich geregelte Reihenfolge der Thronerben für den Fall, dass der Inka sterben sollte. Die bisher bekannten Informationen lassen darauf schließen, dass nicht der älteste Sohn automatisch zum neuen Inka wurde, sondern der Inka wählte noch zu Lebzeiten unter seinen Söhnen den fähigsten aus. Bei dieser Auswahl spielten auch die Adelsgeschlechter eine große Rolle, denn sie mussten den Inka anerkennen. Deshalb war es im Inkareich in der Vergangenheit bereits häufiger zu Kämpfen um den Thron gekommen. Beispielsweise hatte noch der gerade verstorbene Sapay Inka Huayna Capac mit seinem Bruder Capac Huari um die Thronfolge gekämpft. Nach dem Tod des Huayna Capac sahen nun die verschiedenen Adelsgeschlechter die Möglichkeit gekommen, ihrem Favoriten die Borla, die Insignie des regierenden Sapay Inca, anzulegen. Anscheinend standen sich nur zwei große Gruppierungen gegenüber: der in der alten Hauptstadt Cuzco verbliebene Teil des Adels auf der einen Seite und der Adel, der mit dem Inka Huayna Capac die letzten zehn Jahre im Norden des Reiches verbracht hatte, auf der Gegenseite. Da sich Huayna Capac mit seinen Vertrauten jahrelang in den neu eroberten Gebieten im Norden aufgehalten und somit praktisch den Regierungssitz von Cuzco nach Tomebamba verlegt hatte, brach er mit den bisherigen Traditionen. Er machte sich dadurch den Teil des Adels zum Feind, der in Cuzco verblieben war und miterleben musste, wie die Bedeutung der Hauptstadt immer mehr zurückging. Durch die etwa zehnjährige Abwesenheit des Inka aus Cuzco wurden dort die traditionellen religiösen Feste ohne ihn gefeiert oder aber von Cuzco nach Tomebamba verlegt. Weil Huayna Capac außerdem noch das Amt des Oberpriesters der Sonne für sich beanspruchte, waren viele Adelsgeschlechter, die ihren Einfluß zunehmend schwinden sahen, gegen den Inka. Im Zuge der Veränderungen in den letzten Regierungsjahren Huayna Capacs hatte es innerhalb der Adelsgruppierungen Kämpfe um den Erhalt ihrer alten oder um den Erwerb neuer Privilegien gegeben. Diese Entwicklung führte nach dem Tod des Inka zwangsläufig zu einer Krise, deren Höhepunkt der bewaffnete Kampf zwischen den beiden Brüdern Atahuallpa und Huascar war. Im Mai 1532 trug Atahuallpa den endgültigen Sieg über seinen Bruder davon. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es noch keine direkte Konfrontation mit den Truppen Franzisco Pizarros gegeben, obwohl diese bereits im Dezember des Vorjahres an den Grenzen des Reiches aufgetaucht waren. Aber erst im April 1532 besetzten sie die Stadt Tumbes und holten dort ausführliche Erkundigungen über ihr Ziel ein. Im Mai gründete Pizarro im Tangarara-Tal die spanische Siedlung San Miguel de Piura. Erst am 24. September brachen die Spanier ins Landesinnere auf, um Atahuallpa aufzusuchen. Zu diesem Zeitpunkt hatte dieser also schon seine Position im Inkareich eindeutig gefestigt, sein Sieg über Huascar lag vier Monate zurück und er hatte begonnen, seine Macht zu konsolidieren. Es gibt viele Vermutungen, warum Atahuallpa nichts gegen die fremden Eindringlinge unternahm. Spätestens auf ihrem Marsch ins Landesinnere hätte es ihm eigentlich möglich sein müssen, sie anzugreifen. Aber der Inka unternahm nichts dergleichen. Nach der spanischen Eroberung führten die königlichen Beamten Befragungen unter den Indianern durch; dabei wurde auch protokolliert, dass man im Umfeld Atahuallpas der Meinung war, dieser würde die Eindringlinge allein wegen ihrer geringen Mannschaftsstärke nicht als Gefahr einschätzen und hätte sich für überlegen gehalten. Zwar ist diese Variante bei einem gerade siegreichen Heerführer nicht von der Hand zu weisen, aber inwieweit die befragten Zeugen als sichere Quelle gelten können, ist fragwürdig. Pizarro verfügte auf seinem Marsch bereits über die Unterstützung von indianischen Hilfstruppen, die ihm viele logistische Probleme wie die Suche nach dem richtigen Weg, den Transport von Ausrüstung und Verpflegung und auch die ständige Versorgung mit Nahrungsmitteln abnahmen. So traf er mit seiner kleinen Streitmacht am 15. November in Cajamarca ein. Dort hatte Atahuallpa sein Quartier aufgeschlagen; aber während der Inka mit seiner Armee vor den Toren der Stadt lagerte, nahm Pizarro in der Stadt selbst Quartier. Am folgenden Tag suchte der Inka Pizarro in der Stadt auf, er kam mit einem großen Gefolge, aber unbewaffnet. Pizarro konnte sich in einem Handstreich der Person des Inka bemächtigen. Mit der Gefangennahme des Herrschers besaßen die Spanier ein unschätzbares Pfand, denn so lange sich der Inka in der Gewalt der Fremden befand, wurden sie nicht angegriffen. Innerhalb weniger Augenblicke hatte sich für die weitere Entwicklung im Inkareich eine völlig neue Perspektive aufgetan. Die beiden bisherigen Rivalen um die Macht befanden sich in Gefangenschaft: Huascar in den Händen von Atahuallpas Heerführern und Atahuallpa selbst war Gefangener der Spanier. Dadurch kam es zu einer Situation, die für die Spanier viele Vorteile brachte - sie hatten den eigentlichen Herrscher des Landes in ihrer Gewalt und konnten über ihn den Einwohnern ihre Wünsche diktieren. So trugen die inkaischen Untertanen auf Befehl des Inka im ganzen Land Gold und Silber zusammen, um den Kerker ihres Gebieters damit zu füllen. Diese Bedingung hatte Pizarro dem Inka gestellt, wenn dieser seine Freiheit erlangen wollte. Aber Atahuallpa, der regelmäßig Besuch von seinen Beratern erhalten konnte, griff auch aktiv in das Geschehen ein. Als er befürchtete, dass die Spanier mit dem gefangenen Huascar zusammenarbeiten könnten, ließ er diesen umbringen. Diese Maßnahme gab ihm jedoch nur einen kurzen Aufschub. Auf Beschluß eines von Pizarro inszenierten Schauprozesses wurde er im Juni oder Juli 1533 hingerichtet. Unter anderem warf man ihm die Ermordung seines Bruders Huascar vor. Die Spanier waren also durch ihre Verbündeten sehr gut über alle Vorgänge im Reich unterrichtet. Nach der Erdrosselung Atahuallpas wurde Tupa Huallpa von Pizarro zum neuen Sapay Inka ernannt. Vorgeschlagen hatten die Ernennung die Parteigänger des ermordeten Inka. Allerdings vertraten sie nicht die Mehrheit des inkaischen Adels. Es zeigte sich, dass sich der inkaische Adel in verschiedene Interessengruppen aufspaltete, die sich auch untereinander bekämpften, anstatt gemeinsam gegen die spanischen Eroberer vorzugehen. Während Pizarro mit seiner Streitmacht und dem von ihm ernannten Inka im Gefolge auf die Hauptstadt Cuzco marschierte, wurde er ständig von Quizquiz, einem der Heerführer Atahuallpas, angegriffen. Dagegen ging Rumiñahui, ein weiterer der Heerführer Atahuallpas, nach Quito, im Norden des Reiches, um dort eine von Cuzco unabhängige Herrschaft zu errichten. In Cuzco selbst einigten sich die dortigen Adelsgruppierungen unter Führung des Oberpriesters der Sonne, der in der Quechua-Sprache Huillauma genannt wird, auf Paullu Inca, einen weiteren Sohn des Huayna Capac, als neuen Inka. Dieser Vorschlag wurde auch an Quizquiz herangetragen, der sich jedoch weigerte, Paullu anzuerkennen. Mitte Oktober erreichten die Spanier auf ihrem Marsch nach Cuzco das Tal von Jauja. Dort starb überraschend der Inka Tupa Huallpa. Pizarro verdächtigte Challcochima, einen der Heerführer Atahuallpas, den Inka vergiftet zu haben. Er begründete seinen Verdacht damit, dass Challcochima in Cajamarca gegen Tupa Huallpa gestimmt hatte und für Titu Atauchi, den ältesten Sohn Atahuallpas, eingetreten war. Deshalb wurde er zum Tod durch Verbrennen verurteilt. Und bereits einen Tag später traf Pizarro, jetzt nur noch 25 Kilometer von Cuzco entfernt, im Tal von Jaquijaguana, auf Manco Inca Yupanqui. Dieser war ebenso wie Paullu ein Sohn des Huayna Capac. Durch dieses von Manco arrangierte Zusammentreffen kam er dem Huillauma und seinen Anhängern zuvor, die Pizarro in Cuzco erwarteten. Manco bot Pizarro ein Bündnis an: er forderte Unterstützung bei seiner Einsetzung zum Sapay Inka und stellte im Gegenzug seine militärische Hilfe im Kampf gegen Quizquiz in Aussicht. Beide konnten sich sehr schnell einigen, so dass noch am selben Tag die sogenannte Allianz von Jaquijaguana zustande kam., DE, [SC: 3.00], Neuware, gewerbliches Angebot, 215x150 mm, 144, [GW: 300g], [PU: Berlin], 1. Auflage, Banküberweisung, Offene Rechnung, PayPal, Offene Rechnung (Vorkasse vorbehalten), Internationaler Versand<
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[ED: Hardcover/gebunden], [PU: trafo], Als die Europäer im 16. Jahrhundert auf dem amerikanischen Festland mehr und mehr Fuß fassten, existierten auf dem Doppelkontinent noch zwei mächtige indianische Reiche: das der Azteken in Mexiko und das Reich der Inka mit dem Kernland in Peru. Und es ist bezeichnend, dass gerade diese beiden, gut organisierten, riesigen Reiche mit ihrem mächtigen wirtschaftlichen und militärischen Potential jeweils von einer »Handvoll« spanischer Abenteurer erobert worden sind. In beiden Fällen gelang es den spanischen Konquistadoren, die bestehenden politischen und ökonomischen Strukturen teilweise für sich zu nutzen und so den Untergang der indianischen Kultur jeweils in einem erstaunlich kurzen Zeitraum herbeizuführen. Das Inkareich war durch eine jahrhundertelange Expansion der Inka entstanden, die ihr Zentrum in Cuzco hatten und von dort aus nach und nach den größten Teil des Andenraumes unter ihre Herrschaft brachten. Der Name »Inka« bezeichnet sowohl den obersten Machthaber als auch die Ethnie der Inka selbst. Es muß also immer zwischen den Inka und dem Inka unterschieden werden. Der Inka, dessen Titel offiziell Sapay Inca lautete, besaß einen Rang, der in unseren Breiten einem König gleichzusetzen ist. Er war der unumschränkte Herrscher über das Reich und er wurde als Sohn der Sonne bezeichnet. Die Sonne wiederum wurde im Inkareich als oberste Gottheit verehrt; im Gegensatz dazu beteten die meisten anderen Bevölkerungsgruppen in der Andenregion den Mond als oberste Gottheit an - so lange, bis die Inka ihre Eroberungen ausdehnten und in den unterworfenen Gebieten den Sonnenkult einführten. Das Imperium der Inka erreichte seine größte territoriale Ausdehnung unter dem Inka Huayna Capac, der etwa von 1493 bis 1524 oder 1527 regierte und die Grenzen des Reiches vor allem nach Norden ausdehnte. Damit betrug die Nord-Süd-Ausdehnung des Reiches mehr als 3.000 Kilometer; es erstreckte sich von Nordchile bis in das heutige Ekuador. Aber dieses riesige Reich, ein Konglomerat aus vielen verschiedenen Ethnien, bestand zu diesem Zeitpunkt und in dieser Ausdehnung gerade einmal einhundert Jahre. In diesem historisch kurzen Zeitraum war das überwiegend aus militärischen Eroberungen hervorgegangene Reich innenpolitisch noch längst nicht gefestigt. Es gab ständig religiöse und politische Konflikte zwischen den eroberten Ethnien und den herrschenden Inka. In den von den Inka eroberten Gebieten blieben die alten Verwaltungsstrukturen weitestgehend erhalten. Die Curaca, die Oberhäupter der eroberten ethnischen Gruppen, behielten zum großen Teil sogar ihre Herrschaft bei, wurden jedoch in die aufgezwungene Zentralverwaltung derart integriert, dass sie als Stütze der Inka-Macht dienen konnten. Zur Konsolidierung ihrer Herrschaft wandten die Inka ein System an, das seit altersher im Andenraum praktiziert wurde: die »Reciprocidad«. Dieses System beruhte auf Leistung und Gegenleistung und wurde zwischen dem Inka und den Curaca der eroberten Gebiete praktiziert. Dabei hatten die Curaca die Aufgabe, mit festgelegten Abgaben für den Inka und seinen Hofstaat zu sorgen. Im Gegenzug verpflichtete sich der Inka zur Waffenhilfe, sorgte für Kleidung und Schmuck der Curaca. Durch dieses System war jedoch die politische und wirtschaftliche Selbständigkeit der einzelnen Curaca nur bedingt eingeschränkt. In ihrem Herrschaftsgebiet verfügten sie über ein großes Maß an Selbständigkeit, die sich später als großer Nachteil für den Inka in seinem Kampf gegen die Spanier erweisen sollte. Die Inka unternahmen den Versuch, die bisherigen Oberhäupter der unterworfenen Ethnien in ihr Herrschaftssystem zu integrieren. So brachte man die Kinder der entthronten Herrscher in die Inka-Hauptstadt Cuzco und verheiratete sie dort zum Teil mit Angehörigen aus dem Inka-Adel. Mit dieser Maßnahme wurde eine langsame Integration der eroberten Gebiete angestrebt. Zusätzlich stellten die Inka auch die Abbildungen der lokalen Gottheiten der eroberten Ethnien im Haupttempel von Cuzco auf. Damit wurden gleich zwei Dinge deutlich gemacht: die Sonne war die oberste Gottheit, akzeptierte aber die anderen Götter - unter sich! Und die Religion der Besiegten wurde nicht grundsätzlich ausgerottet, sondern nur als untergeordnete Religion in das bestehende religiöse Weltbild der Inka eingebaut. Trotzdem waren es gerade die Priester dieser lokalen Kulte, die gegen die Vorherrschaft der Inka aufbegehrten, denn die einzelnen Provinzheiligtümer wurden durch die Integrationsmaßnahmen jeglicher Bedeutung beraubt. Erst unter dem Inka Huayna Capac erlangten sie ihre Geltung wenigstens teilweise wieder zurück. Allerdings muss dazu angemerkt werden, dass die Bevölkerung ihre Götter weiterhin verehrte, es war ihr jedoch verboten, offizielle religiöse Zeremonien an den bisherigen Kultstätten zu zelebrieren. Erst Huayna Capac lockerte dieses Verbot. Aber gerade dieser Inka, der nach Jahrzehnten des Krieges begonnen hatte, sich um die Verwaltung des Riesenreiches zu kümmern, fiel einer heimtückischen Krankheit zum Opfer, die es bis dahin nicht in der Welt der Andenvölker gegeben hatte; es handelte sich aller Wahrscheinlichkeit nach um die Pocken. Diese Krankheit war von den Spaniern eingeschleppt worden, als sie im Verlaufe ihrer zweiten Erkundungsfahrt nach Peru (1526/27) von Panama aus bis an die nördliche Grenze des Inkareiches stießen. Dort hatten sie ersten Kontakt mit den Einwohnern dieses Reiches. Und als sich die Spanier auf die Rückreise begaben, um für ihre endgültige Expedition eine kampfstarke Truppe auszurüsten, kam es ohne ihr direktes Zutun zu einer Katastrophe im Inkareich, die auf die nachfolgende Entwicklung keinen unerheblichen Einfluss haben sollte. Die von den Spaniern eingeschleppten Pocken richteten unter den Indianern des Andengebietes ein wahres Massaker an. Die amerikanischen Ureinwohner hatten praktisch keine Möglichkeit, sich vor dieser vollkommen unbekannten Krankheit zu schützen. Es gab keine Gegenmittel und bis das körpereigene Immunsystem gegen diese Virenepidemie Abwehrstoffe entwickelt hatte, ging viel Zeit ins Land. Viele Menschen, vor allem im Norden des Landes, starben an den Folgen der Pocken. Unter den Opfern war nicht nur der Sapay Inca, sondern auch dessen Sohn Ninan Cuyuchi. Der Tod dieser beiden Männer bewirkte im Reich Unruhen, die sich bis zum bewaffneten Kampf ausweiteten. Das Problem lag in der Tatsache begründet, dass die Thronfolge im Inkareich nicht einheitlich geregelt war. Der Inka hatte stets viele Frauen und von diesen Frauen nicht wenige Kinder. Aber es gab keine einheitlich geregelte Reihenfolge der Thronerben für den Fall, dass der Inka sterben sollte. Die bisher bekannten Informationen lassen darauf schließen, dass nicht der älteste Sohn automatisch zum neuen Inka wurde, sondern der Inka wählte noch zu Lebzeiten unter seinen Söhnen den fähigsten aus. Bei dieser Auswahl spielten auch die Adelsgeschlechter eine große Rolle, denn sie mussten den Inka anerkennen. Deshalb war es im Inkareich in der Vergangenheit bereits häufiger zu Kämpfen um den Thron gekommen. Beispielsweise hatte noch der gerade verstorbene Sapay Inka Huayna Capac mit seinem Bruder Capac Huari um die Thronfolge gekämpft. Nach dem Tod des Huayna Capac sahen nun die verschiedenen Adelsgeschlechter die Möglichkeit gekommen, ihrem Favoriten die Borla, die Insignie des regierenden Sapay Inca, anzulegen. Anscheinend standen sich nur zwei große Gruppierungen gegenüber: der in der alten Hauptstadt Cuzco verbliebene Teil des Adels auf der einen Seite und der Adel, der mit dem Inka Huayna Capac die letzten zehn Jahre im Norden des Reiches verbracht hatte, auf der Gegenseite. Da sich Huayna Capac mit seinen Vertrauten jahrelang in den neu eroberten Gebieten im Norden aufgehalten und somit praktisch den Regierungssitz von Cuzco nach Tomebamba verlegt hatte, brach er mit den bisherigen Traditionen. Er machte sich dadurch den Teil des Adels zum Feind, der in Cuzco verblieben war und miterleben musste, wie die Bedeutung der Hauptstadt immer mehr zurückging. Durch die etwa zehnjährige Abwesenheit des Inka aus Cuzco wurden dort die traditionellen religiösen Feste ohne ihn gefeiert oder aber von Cuzco nach Tomebamba verlegt. Weil Huayna Capac außerdem noch das Amt des Oberpriesters der Sonne für sich beanspruchte, waren viele Adelsgeschlechter, die ihren Einfluß zunehmend schwinden sahen, gegen den Inka. Im Zuge der Veränderungen in den letzten Regierungsjahren Huayna Capacs hatte es innerhalb der Adelsgruppierungen Kämpfe um den Erhalt ihrer alten oder um den Erwerb neuer Privilegien gegeben. Diese Entwicklung führte nach dem Tod des Inka zwangsläufig zu einer Krise, deren Höhepunkt der bewaffnete Kampf zwischen den beiden Brüdern Atahuallpa und Huascar war. Im Mai 1532 trug Atahuallpa den endgültigen Sieg über seinen Bruder davon. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es noch keine direkte Konfrontation mit den Truppen Franzisco Pizarros gegeben, obwohl diese bereits im Dezember des Vorjahres an den Grenzen des Reiches aufgetaucht waren. Aber erst im April 1532 besetzten sie die Stadt Tumbes und holten dort ausführliche Erkundigungen über ihr Ziel ein. Im Mai gründete Pizarro im Tangarara-Tal die spanische Siedlung San Miguel de Piura. Erst am 24. September brachen die Spanier ins Landesinnere auf, um Atahuallpa aufzusuchen. Zu diesem Zeitpunkt hatte dieser also schon seine Position im Inkareich eindeutig gefestigt, sein Sieg über Huascar lag vier Monate zurück und er hatte begonnen, seine Macht zu konsolidieren. Es gibt viele Vermutungen, warum Atahuallpa nichts gegen die fremden Eindringlinge unternahm. Spätestens auf ihrem Marsch ins Landesinnere hätte es ihm eigentlich möglich sein müssen, sie anzugreifen. Aber der Inka unternahm nichts dergleichen. Nach der spanischen Eroberung führten die königlichen Beamten Befragungen unter den Indianern durch; dabei wurde auch protokolliert, dass man im Umfeld Atahuallpas der Meinung war, dieser würde die Eindringlinge allein wegen ihrer geringen Mannschaftsstärke nicht als Gefahr einschätzen und hätte sich für überlegen gehalten. Zwar ist diese Variante bei einem gerade siegreichen Heerführer nicht von der Hand zu weisen, aber inwieweit die befragten Zeugen als sichere Quelle gelten können, ist fragwürdig. Pizarro verfügte auf seinem Marsch bereits über die Unterstützung von indianischen Hilfstruppen, die ihm viele logistische Probleme wie die Suche nach dem richtigen Weg, den Transport von Ausrüstung und Verpflegung und auch die ständige Versorgung mit Nahrungsmitteln abnahmen. So traf er mit seiner kleinen Streitmacht am 15. November in Cajamarca ein. Dort hatte Atahuallpa sein Quartier aufgeschlagen; aber während der Inka mit seiner Armee vor den Toren der Stadt lagerte, nahm Pizarro in der Stadt selbst Quartier. Am folgenden Tag suchte der Inka Pizarro in der Stadt auf, er kam mit einem großen Gefolge, aber unbewaffnet. Pizarro konnte sich in einem Handstreich der Person des Inka bemächtigen. Mit der Gefangennahme des Herrschers besaßen die Spanier ein unschätzbares Pfand, denn so lange sich der Inka in der Gewalt der Fremden befand, wurden sie nicht angegriffen. Innerhalb weniger Augenblicke hatte sich für die weitere Entwicklung im Inkareich eine völlig neue Perspektive aufgetan. Die beiden bisherigen Rivalen um die Macht befanden sich in Gefangenschaft: Huascar in den Händen von Atahuallpas Heerführern und Atahuallpa selbst war Gefangener der Spanier. Dadurch kam es zu einer Situation, die für die Spanier viele Vorteile brachte - sie hatten den eigentlichen Herrscher des Landes in ihrer Gewalt und konnten über ihn den Einwohnern ihre Wünsche diktieren. So trugen die inkaischen Untertanen auf Befehl des Inka im ganzen Land Gold und Silber zusammen, um den Kerker ihres Gebieters damit zu füllen. Diese Bedingung hatte Pizarro dem Inka gestellt, wenn dieser seine Freiheit erlangen wollte. Aber Atahuallpa, der regelmäßig Besuch von seinen Beratern erhalten konnte, griff auch aktiv in das Geschehen ein. Als er befürchtete, dass die Spanier mit dem gefangenen Huascar zusammenarbeiten könnten, ließ er diesen umbringen. Diese Maßnahme gab ihm jedoch nur einen kurzen Aufschub. Auf Beschluß eines von Pizarro inszenierten Schauprozesses wurde er im Juni oder Juli 1533 hingerichtet. Unter anderem warf man ihm die Ermordung seines Bruders Huascar vor. Die Spanier waren also durch ihre Verbündeten sehr gut über alle Vorgänge im Reich unterrichtet. Nach der Erdrosselung Atahuallpas wurde Tupa Huallpa von Pizarro zum neuen Sapay Inka ernannt. Vorgeschlagen hatten die Ernennung die Parteigänger des ermordeten Inka. Allerdings vertraten sie nicht die Mehrheit des inkaischen Adels. Es zeigte sich, dass sich der inkaische Adel in verschiedene Interessengruppen aufspaltete, die sich auch untereinander bekämpften, anstatt gemeinsam gegen die spanischen Eroberer vorzugehen. Während Pizarro mit seiner Streitmacht und dem von ihm ernannten Inka im Gefolge auf die Hauptstadt Cuzco marschierte, wurde er ständig von Quizquiz, einem der Heerführer Atahuallpas, angegriffen. Dagegen ging Rumiñahui, ein weiterer der Heerführer Atahuallpas, nach Quito, im Norden des Reiches, um dort eine von Cuzco unabhängige Herrschaft zu errichten. In Cuzco selbst einigten sich die dortigen Adelsgruppierungen unter Führung des Oberpriesters der Sonne, der in der Quechua-Sprache Huillauma genannt wird, auf Paullu Inca, einen weiteren Sohn des Huayna Capac, als neuen Inka. Dieser Vorschlag wurde auch an Quizquiz herangetragen, der sich jedoch weigerte, Paullu anzuerkennen. Mitte Oktober erreichten die Spanier auf ihrem Marsch nach Cuzco das Tal von Jauja. Dort starb überraschend der Inka Tupa Huallpa. Pizarro verdächtigte Challcochima, einen der Heerführer Atahuallpas, den Inka vergiftet zu haben. Er begründete seinen Verdacht damit, dass Challcochima in Cajamarca gegen Tupa Huallpa gestimmt hatte und für Titu Atauchi, den ältesten Sohn Atahuallpas, eingetreten war. Deshalb wurde er zum Tod durch Verbrennen verurteilt. Und bereits einen Tag später traf Pizarro, jetzt nur noch 25 Kilometer von Cuzco entfernt, im Tal von Jaquijaguana, auf Manco Inca Yupanqui. Dieser war ebenso wie Paullu ein Sohn des Huayna Capac. Durch dieses von Manco arrangierte Zusammentreffen kam er dem Huillauma und seinen Anhängern zuvor, die Pizarro in Cuzco erwarteten. Manco bot Pizarro ein Bündnis an: er forderte Unterstützung bei seiner Einsetzung zum Sapay Inka und stellte im Gegenzug seine militärische Hilfe im Kampf gegen Quizquiz in Aussicht. Beide konnten sich sehr schnell einigen, so dass noch am selben Tag die sogenannte Allianz von Jaquijaguana zustande kam., DE, [SC: 3.00], wie neu, gewerbliches Angebot, 215x150 mm, 144, [GW: 250g], [PU: Berlin], 1. Aufl., Banküberweisung, Offene Rechnung, PayPal, Offene Rechnung (Vorkasse vorbehalten), Internationaler Versand, [CT: Geschichte/Politik / Kolonialgeschichte]<
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Kampf um die Inkastadt Cuzco. Aufzeichnungen eines anonymen Zeitzeugen 15351539 - Erstausgabe
2000, ISBN: 3896263218
Gebundene Ausgabe
[ED: Hardcover/gebunden], [PU: trafo], Als die Europäer im 16. Jahrhundert auf dem amerikanischen Festland mehr und mehr Fuß fassten, existierten auf dem Doppelkontinent noch zwei mächtig… Mehr…
[ED: Hardcover/gebunden], [PU: trafo], Als die Europäer im 16. Jahrhundert auf dem amerikanischen Festland mehr und mehr Fuß fassten, existierten auf dem Doppelkontinent noch zwei mächtige indianische Reiche: das der Azteken in Mexiko und das Reich der Inka mit dem Kernland in Peru. Und es ist bezeichnend, dass gerade diese beiden, gut organisierten, riesigen Reiche mit ihrem mächtigen wirtschaftlichen und militärischen Potential jeweils von einer Handvoll spanischer Abenteurer erobert worden sind. In beiden Fällen gelang es den spanischen Konquistadoren, die bestehenden politischen und ökonomischen Strukturen teilweise für sich zu nutzen und so den Untergang der indianischen Kultur jeweils in einem erstaunlich kurzen Zeitraum herbeizuführen. Das Inkareich war durch eine jahrhundertelange Expansion der Inka entstanden, die ihr Zentrum in Cuzco hatten und von dort aus nach und nach den größten Teil des Andenraumes unter ihre Herrschaft brachten. Der Name Inka bezeichnet sowohl den obersten Machthaber als auch die Ethnie der Inka selbst. Es muß also immer zwischen den Inka und dem Inka unterschieden werden. Der Inka, dessen Titel offiziell Sapay Inca lautete, besaß einen Rang, der in unseren Breiten einem König gleichzusetzen ist. Er war der unumschränkte Herrscher über das Reich und er wurde als Sohn der Sonne bezeichnet. Die Sonne wiederum wurde im Inkareich als oberste Gottheit verehrt im Gegensatz dazu beteten die meisten anderen Bevölkerungsgruppen in der Andenregion den Mond als oberste Gottheit an - so lange, bis die Inka ihre Eroberungen ausdehnten und in den unterworfenen Gebieten den Sonnenkult einführten. Das Imperium der Inka erreichte seine größte territoriale Ausdehnung unter dem Inka Huayna Capac, der etwa von 1493 bis 1524 oder 1527 regierte und die Grenzen des Reiches vor allem nach Norden ausdehnte. Damit betrug die Nord-Süd-Ausdehnung des Reiches mehr als 3.000 Kilometer es erstreckte sich von Nordchile bis in das heutige Ekuador. Aber dieses riesige Reich, ein Konglomerat aus vielen verschiedenen Ethnien, bestand zu diesem Zeitpunkt und in dieser Ausdehnung gerade einmal einhundert Jahre. In diesem historisch kurzen Zeitraum war das überwiegend aus militärischen Eroberungen hervorgegangene Reich innenpolitisch noch längst nicht gefestigt. Es gab ständig religiöse und politische Konflikte zwischen den eroberten Ethnien und den herrschenden Inka. In den von den Inka eroberten Gebieten blieben die alten Verwaltungsstrukturen weitestgehend erhalten. Die Curaca, die Oberhäupter der eroberten ethnischen Gruppen, behielten zum großen Teil sogar ihre Herrschaft bei, wurden jedoch in die aufgezwungene Zentralverwaltung derart integriert, dass sie als Stütze der Inka-Macht dienen konnten. Zur Konsolidierung ihrer Herrschaft wandten die Inka ein System an, das seit altersher im Andenraum praktiziert wurde: die Reciprocidad. Dieses System beruhte auf Leistung und Gegenleistung und wurde zwischen dem Inka und den Curaca der eroberten Gebiete praktiziert. Dabei hatten die Curaca die Aufgabe, mit festgelegten Abgaben für den Inka und seinen Hofstaat zu sorgen. Im Gegenzug verpflichtete sich der Inka zur Waffenhilfe, sorgte für Kleidung und Schmuck der Curaca. Durch dieses System war jedoch die politische und wirtschaftliche Selbständigkeit der einzelnen Curaca nur bedingt eingeschränkt. In ihrem Herrschaftsgebiet verfügten sie über ein großes Maß an Selbständigkeit, die sich später als großer Nachteil für den Inka in seinem Kampf gegen die Spanier erweisen sollte. Die Inka unternahmen den Versuch, die bisherigen Oberhäupter der unterworfenen Ethnien in ihr Herrschaftssystem zu integrieren. So brachte man die Kinder der entthronten Herrscher in die Inka-Hauptstadt Cuzco und verheiratete sie dort zum Teil mit Angehörigen aus dem Inka-Adel. Mit dieser Maßnahme wurde eine langsame Integration der eroberten Gebiete angestrebt. Zusätzlich stellten die Inka auch die Abbildungen der lokalen Gottheiten der eroberten Ethnien im Haupttempel von Cuzco auf. Damit wurden gleich zwei Dinge deutlich gemacht: die Sonne war die oberste Gottheit, akzeptierte aber die anderen Götter - unter sich! Und die Religion der Besiegten wurde nicht grundsätzlich ausgerottet, sondern nur als untergeordnete Religion in das bestehende religiöse Weltbild der Inka eingebaut. Trotzdem waren es gerade die Priester dieser lokalen Kulte, die gegen die Vorherrschaft der Inka aufbegehrten, denn die einzelnen Provinzheiligtümer wurden durch die Integrationsmaßnahmen jeglicher Bedeutung beraubt. Erst unter dem Inka Huayna Capac erlangten sie ihre Geltung wenigstens teilweise wieder zurück. Allerdings muss dazu angemerkt werden, dass die Bevölkerung ihre Götter weiterhin verehrte, es war ihr jedoch verboten, offizielle religiöse Zeremonien an den bisherigen Kultstätten zu zelebrieren. Erst Huayna Capac lockerte dieses Verbot. Aber gerade dieser Inka, der nach Jahrzehnten des Krieges begonnen hatte, sich um die Verwaltung des Riesenreiches zu kümmern, fiel einer heimtückischen Krankheit zum Opfer, die es bis dahin nicht in der Welt der Andenvölker gegeben hatte es handelte sich aller Wahrscheinlichkeit nach um die Pocken. Diese Krankheit war von den Spaniern eingeschleppt worden, als sie im Verlaufe ihrer zweiten Erkundungsfahrt nach Peru (1526/27) von Panama aus bis an die nördliche Grenze des Inkareiches stießen. Dort hatten sie ersten Kontakt mit den Einwohnern dieses Reiches. Und als sich die Spanier auf die Rückreise begaben, um für ihre endgültige Expedition eine kampfstarke Truppe auszurüsten, kam es ohne ihr direktes Zutun zu einer Katastrophe im Inkareich, die auf die nachfolgende Entwicklung keinen unerheblichen Einfluss haben sollte. Die von den Spaniern eingeschleppten Pocken richteten unter den Indianern des Andengebietes ein wahres Massaker an. Die amerikanischen Ureinwohner hatten praktisch keine Möglichkeit, sich vor dieser vollkommen unbekannten Krankheit zu schützen. Es gab keine Gegenmittel und bis das körpereigene Immunsystem gegen diese Virenepidemie Abwehrstoffe entwickelt hatte, ging viel Zeit ins Land. Viele Menschen, vor allem im Norden des Landes, starben an den Folgen der Pocken. Unter den Opfern war nicht nur der Sapay Inca, sondern auch dessen Sohn Ninan Cuyuchi. Der Tod dieser beiden Männer bewirkte im Reich Unruhen, die sich bis zum bewaffneten Kampf ausweiteten. Das Problem lag in der Tatsache begründet, dass die Thronfolge im Inkareich nicht einheitlich geregelt war. Der Inka hatte stets viele Frauen und von diesen Frauen nicht wenige Kinder. Aber es gab keine einheitlich geregelte Reihenfolge der Thronerben für den Fall, dass der Inka sterben sollte. Die bisher bekannten Informationen lassen darauf schließen, dass nicht der älteste Sohn automatisch zum neuen Inka wurde, sondern der Inka wählte noch zu Lebzeiten unter seinen Söhnen den fähigsten aus. Bei dieser Auswahl spielten auch die Adelsgeschlechter eine große Rolle, denn sie mussten den Inka anerkennen. Deshalb war es im Inkareich in der Vergangenheit bereits häufiger zu Kämpfen um den Thron gekommen. Beispielsweise hatte noch der gerade verstorbene Sapay Inka Huayna Capac mit seinem Bruder Capac Huari um die Thronfolge gekämpft. Nach dem Tod des Huayna Capac sahen nun die verschiedenen Adelsgeschlechter die Möglichkeit gekommen, ihrem Favoriten die Borla, die Insignie des regierenden Sapay Inca, anzulegen. Anscheinend standen sich nur zwei große Gruppierungen gegenüber: der in der alten Hauptstadt Cuzco verbliebene Teil des Adels auf der einen Seite und der Adel, der mit dem Inka Huayna Capac die letzten zehn Jahre im Norden des Reiches verbracht hatte, auf der Gegenseite. Da sich Huayna Capac mit seinen Vertrauten jahrelang in den neu eroberten Gebieten im Norden aufgehalten und somit praktisch den Regierungssitz von Cuzco nach Tomebamba verlegt hatte, brach er mit den bisherigen Traditionen. Er machte sich dadurch den Teil des Adels zum Feind, der in Cuzco verblieben war und miterleben musste, wie die Bedeutung der Hauptstadt immer mehr zurückging. Durch die etwa zehnjährige Abwesenheit des Inka aus Cuzco wurden dort die traditionellen religiösen Feste ohne ihn gefeiert oder aber von Cuzco nach Tomebamba verlegt. Weil Huayna Capac außerdem noch das Amt des Oberpriesters der Sonne für sich beanspruchte, waren viele Adelsgeschlechter, die ihren Einfluß zunehmend schwinden sahen, gegen den Inka. Im Zuge der Veränderungen in den letzten Regierungsjahren Huayna Capacs hatte es innerhalb der Adelsgruppierungen Kämpfe um den Erhalt ihrer alten oder um den Erwerb neuer Privilegien gegeben. Diese Entwicklung führte nach dem Tod des Inka zwangsläufig zu einer Krise, deren Höhepunkt der bewaffnete Kampf zwischen den beiden Brüdern Atahuallpa und Huascar war. Im Mai 1532 trug Atahuallpa den endgültigen Sieg über seinen Bruder davon. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es noch keine direkte Konfrontation mit den Truppen Franzisco Pizarros gegeben, obwohl diese bereits im Dezember des Vorjahres an den Grenzen des Reiches aufgetaucht waren. Aber erst im April 1532 besetzten sie die Stadt Tumbes und holten dort ausführliche Erkundigungen über ihr Ziel ein. Im Mai gründete Pizarro im Tangarara-Tal die spanische Siedlung San Miguel de Piura. Erst am 24. September brachen die Spanier ins Landesinnere auf, um Atahuallpa aufzusuchen. Zu diesem Zeitpunkt hatte dieser also schon seine Position im Inkareich eindeutig gefestigt, sein Sieg über Huascar lag vier Monate zurück und er hatte begonnen, seine Macht zu konsolidieren. Es gibt viele Vermutungen, warum Atahuallpa nichts gegen die fremden Eindringlinge unternahm. Spätestens auf ihrem Marsch ins Landesinnere hätte es ihm eigentlich möglich sein müssen, sie anzugreifen. Aber der Inka unternahm nichts dergleichen. Nach der spanischen Eroberung führten die königlichen Beamten Befragungen unter den Indianern durch dabei wurde auch protokolliert, dass man im Umfeld Atahuallpas der Meinung war, dieser würde die Eindringlinge allein wegen ihrer geringen Mannschaftsstärke nicht als Gefahr einschätzen und hätte sich für überlegen gehalten. Zwar ist diese Variante bei einem gerade siegreichen Heerführer nicht von der Hand zu weisen, aber inwieweit die befragten Zeugen als sichere Quelle gelten können, ist fragwürdig. Pizarro verfügte auf seinem Marsch bereits über die Unterstützung von indianischen Hilfstruppen, die ihm viele logistische Probleme wie die Suche nach dem richtigen Weg, den Transport von Ausrüstung und Verpflegung und auch die ständige Versorgung mit Nahrungsmitteln abnahmen. So traf er mit seiner kleinen Streitmacht am 15. November in Cajamarca ein. Dort hatte Atahuallpa sein Quartier aufgeschlagen aber während der Inka mit seiner Armee vor den Toren der Stadt lagerte, nahm Pizarro in der Stadt selbst Quartier. Am folgenden Tag suchte der Inka Pizarro in der Stadt auf, er kam mit einem großen Gefolge, aber unbewaffnet. Pizarro konnte sich in einem Handstreich der Person des Inka bemächtigen. Mit der Gefangennahme des Herrschers besaßen die Spanier ein unschätzbares Pfand, denn so lange sich der Inka in der Gewalt der Fremden befand, wurden sie nicht angegriffen. Innerhalb weniger Augenblicke hatte sich für die weitere Entwicklung im Inkareich eine völlig neue Perspektive aufgetan. Die beiden bisherigen Rivalen um die Macht befanden sich in Gefangenschaft: Huascar in den Händen von Atahuallpas Heerführern und Atahuallpa selbst war Gefangener der Spanier. Dadurch kam es zu einer Situation, die für die Spanier viele Vorteile brachte - sie hatten den eigentlichen Herrscher des Landes in ihrer Gewalt und konnten über ihn den Einwohnern ihre Wünsche diktieren. So trugen die inkaischen Untertanen auf Befehl des Inka im ganzen Land Gold und Silber zusammen, um den Kerker ihres Gebieters damit zu füllen. Diese Bedingung hatte Pizarro dem Inka gestellt, wenn dieser seine Freiheit erlangen wollte. Aber Atahuallpa, der regelmäßig Besuch von seinen Beratern erhalten konnte, griff auch aktiv in das Geschehen ein. Als er befürchtete, dass die Spanier mit dem gefangenen Huascar zusammenarbeiten könnten, ließ er diesen umbringen. Diese Maßnahme gab ihm jedoch nur einen kurzen Aufschub. Auf Beschluß eines von Pizarro inszenierten Schauprozesses wurde er im Juni oder Juli 1533 hingerichtet. Unter anderem warf man ihm die Ermordung seines Bruders Huascar vor. Die Spanier waren also durch ihre Verbündeten sehr gut über alle Vorgänge im Reich unterrichtet. Nach der Erdrosselung Atahuallpas wurde Tupa Huallpa von Pizarro zum neuen Sapay Inka ernannt. Vorgeschlagen hatten die Ernennung die Parteigänger des ermordeten Inka. Allerdings vertraten sie nicht die Mehrheit des inkaischen Adels. Es zeigte sich, dass sich der inkaische Adel in verschiedene Interessengruppen aufspaltete, die sich auch untereinander bekämpften, anstatt gemeinsam gegen die spanischen Eroberer vorzugehen. Während Pizarro mit seiner Streitmacht und dem von ihm ernannten Inka im Gefolge auf die Hauptstadt Cuzco marschierte, wurde er ständig von Quizquiz, einem der Heerführer Atahuallpas, angegriffen. Dagegen ging Rumiñahui, ein weiterer der Heerführer Atahuallpas, nach Quito, im Norden des Reiches, um dort eine von Cuzco unabhängige Herrschaft zu errichten. In Cuzco selbst einigten sich die dortigen Adelsgruppierungen unter Führung des Oberpriesters der Sonne, der in der Quechua-Sprache Huillauma genannt wird, auf Paullu Inca, einen weiteren Sohn des Huayna Capac, als neuen Inka. Dieser Vorschlag wurde auch an Quizquiz herangetragen, der sich jedoch weigerte, Paullu anzuerkennen. Mitte Oktober erreichten die Spanier auf ihrem Marsch nach Cuzco das Tal von Jauja. Dort starb überraschend der Inka Tupa Huallpa. Pizarro verdächtigte Challcochima, einen der Heerführer Atahuallpas, den Inka vergiftet zu haben. Er begründete seinen Verdacht damit, dass Challcochima in Cajamarca gegen Tupa Huallpa gestimmt hatte und für Titu Atauchi, den ältesten Sohn Atahuallpas, eingetreten war. Deshalb wurde er zum Tod durch Verbrennen verurteilt. Und bereits einen Tag später traf Pizarro, jetzt nur noch 25 Kilometer von Cuzco entfernt, im Tal von Jaquijaguana, auf Manco Inca Yupanqui. Dieser war ebenso wie Paullu ein Sohn des Huayna Capac. Durch dieses von Manco arrangierte Zusammentreffen kam er dem Huillauma und seinen Anhängern zuvor, die Pizarro in Cuzco erwarteten. Manco bot Pizarro ein Bündnis an: er forderte Unterstützung bei seiner Einsetzung zum Sapay Inka und stellte im Gegenzug seine militärische Hilfe im Kampf gegen Quizquiz in Aussicht. Beide konnten sich sehr schnell einigen, so dass noch am selben Tag die sogenannte Allianz von Jaquijaguana zustande kam., DE, [SC: 3.00], Neuware, gewerbliches Angebot, 215x150 mm, 144, [GW: 300g], [PU: Berlin], 1. Auflage, Banküberweisung, Offene Rechnung, PayPal, Offene Rechnung (Vorkasse vorbehalten), Internationaler Versand<
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2000, ISBN: 9783896263216
[ED: Hardcover/gebunden], [PU: trafo], Als die Europäer im 16. Jahrhundert auf dem amerikanischen Festland mehr und mehr Fuß fassten, existierten auf dem Doppelkontinent noch zwei mächtig… Mehr…
[ED: Hardcover/gebunden], [PU: trafo], Als die Europäer im 16. Jahrhundert auf dem amerikanischen Festland mehr und mehr Fuß fassten, existierten auf dem Doppelkontinent noch zwei mächtige indianische Reiche: das der Azteken in Mexiko und das Reich der Inka mit dem Kernland in Peru. Und es ist bezeichnend, dass gerade diese beiden, gut organisierten, riesigen Reiche mit ihrem mächtigen wirtschaftlichen und militärischen Potential jeweils von einer »Handvoll« spanischer Abenteurer erobert worden sind. In beiden Fällen gelang es den spanischen Konquistadoren, die bestehenden politischen und ökonomischen Strukturen teilweise für sich zu nutzen und so den Untergang der indianischen Kultur jeweils in einem erstaunlich kurzen Zeitraum herbeizuführen. Das Inkareich war durch eine jahrhundertelange Expansion der Inka entstanden, die ihr Zentrum in Cuzco hatten und von dort aus nach und nach den größten Teil des Andenraumes unter ihre Herrschaft brachten. Der Name »Inka« bezeichnet sowohl den obersten Machthaber als auch die Ethnie der Inka selbst. Es muß also immer zwischen den Inka und dem Inka unterschieden werden. Der Inka, dessen Titel offiziell Sapay Inca lautete, besaß einen Rang, der in unseren Breiten einem König gleichzusetzen ist. Er war der unumschränkte Herrscher über das Reich und er wurde als Sohn der Sonne bezeichnet. Die Sonne wiederum wurde im Inkareich als oberste Gottheit verehrt; im Gegensatz dazu beteten die meisten anderen Bevölkerungsgruppen in der Andenregion den Mond als oberste Gottheit an - so lange, bis die Inka ihre Eroberungen ausdehnten und in den unterworfenen Gebieten den Sonnenkult einführten. Das Imperium der Inka erreichte seine größte territoriale Ausdehnung unter dem Inka Huayna Capac, der etwa von 1493 bis 1524 oder 1527 regierte und die Grenzen des Reiches vor allem nach Norden ausdehnte. Damit betrug die Nord-Süd-Ausdehnung des Reiches mehr als 3.000 Kilometer; es erstreckte sich von Nordchile bis in das heutige Ekuador. Aber dieses riesige Reich, ein Konglomerat aus vielen verschiedenen Ethnien, bestand zu diesem Zeitpunkt und in dieser Ausdehnung gerade einmal einhundert Jahre. In diesem historisch kurzen Zeitraum war das überwiegend aus militärischen Eroberungen hervorgegangene Reich innenpolitisch noch längst nicht gefestigt. Es gab ständig religiöse und politische Konflikte zwischen den eroberten Ethnien und den herrschenden Inka. In den von den Inka eroberten Gebieten blieben die alten Verwaltungsstrukturen weitestgehend erhalten. Die Curaca, die Oberhäupter der eroberten ethnischen Gruppen, behielten zum großen Teil sogar ihre Herrschaft bei, wurden jedoch in die aufgezwungene Zentralverwaltung derart integriert, dass sie als Stütze der Inka-Macht dienen konnten. Zur Konsolidierung ihrer Herrschaft wandten die Inka ein System an, das seit altersher im Andenraum praktiziert wurde: die »Reciprocidad«. Dieses System beruhte auf Leistung und Gegenleistung und wurde zwischen dem Inka und den Curaca der eroberten Gebiete praktiziert. Dabei hatten die Curaca die Aufgabe, mit festgelegten Abgaben für den Inka und seinen Hofstaat zu sorgen. Im Gegenzug verpflichtete sich der Inka zur Waffenhilfe, sorgte für Kleidung und Schmuck der Curaca. Durch dieses System war jedoch die politische und wirtschaftliche Selbständigkeit der einzelnen Curaca nur bedingt eingeschränkt. In ihrem Herrschaftsgebiet verfügten sie über ein großes Maß an Selbständigkeit, die sich später als großer Nachteil für den Inka in seinem Kampf gegen die Spanier erweisen sollte. Die Inka unternahmen den Versuch, die bisherigen Oberhäupter der unterworfenen Ethnien in ihr Herrschaftssystem zu integrieren. So brachte man die Kinder der entthronten Herrscher in die Inka-Hauptstadt Cuzco und verheiratete sie dort zum Teil mit Angehörigen aus dem Inka-Adel. Mit dieser Maßnahme wurde eine langsame Integration der eroberten Gebiete angestrebt. Zusätzlich stellten die Inka auch die Abbildungen der lokalen Gottheiten der eroberten Ethnien im Haupttempel von Cuzco auf. Damit wurden gleich zwei Dinge deutlich gemacht: die Sonne war die oberste Gottheit, akzeptierte aber die anderen Götter - unter sich! Und die Religion der Besiegten wurde nicht grundsätzlich ausgerottet, sondern nur als untergeordnete Religion in das bestehende religiöse Weltbild der Inka eingebaut. Trotzdem waren es gerade die Priester dieser lokalen Kulte, die gegen die Vorherrschaft der Inka aufbegehrten, denn die einzelnen Provinzheiligtümer wurden durch die Integrationsmaßnahmen jeglicher Bedeutung beraubt. Erst unter dem Inka Huayna Capac erlangten sie ihre Geltung wenigstens teilweise wieder zurück. Allerdings muss dazu angemerkt werden, dass die Bevölkerung ihre Götter weiterhin verehrte, es war ihr jedoch verboten, offizielle religiöse Zeremonien an den bisherigen Kultstätten zu zelebrieren. Erst Huayna Capac lockerte dieses Verbot. Aber gerade dieser Inka, der nach Jahrzehnten des Krieges begonnen hatte, sich um die Verwaltung des Riesenreiches zu kümmern, fiel einer heimtückischen Krankheit zum Opfer, die es bis dahin nicht in der Welt der Andenvölker gegeben hatte; es handelte sich aller Wahrscheinlichkeit nach um die Pocken. Diese Krankheit war von den Spaniern eingeschleppt worden, als sie im Verlaufe ihrer zweiten Erkundungsfahrt nach Peru (1526/27) von Panama aus bis an die nördliche Grenze des Inkareiches stießen. Dort hatten sie ersten Kontakt mit den Einwohnern dieses Reiches. Und als sich die Spanier auf die Rückreise begaben, um für ihre endgültige Expedition eine kampfstarke Truppe auszurüsten, kam es ohne ihr direktes Zutun zu einer Katastrophe im Inkareich, die auf die nachfolgende Entwicklung keinen unerheblichen Einfluss haben sollte. Die von den Spaniern eingeschleppten Pocken richteten unter den Indianern des Andengebietes ein wahres Massaker an. Die amerikanischen Ureinwohner hatten praktisch keine Möglichkeit, sich vor dieser vollkommen unbekannten Krankheit zu schützen. Es gab keine Gegenmittel und bis das körpereigene Immunsystem gegen diese Virenepidemie Abwehrstoffe entwickelt hatte, ging viel Zeit ins Land. Viele Menschen, vor allem im Norden des Landes, starben an den Folgen der Pocken. Unter den Opfern war nicht nur der Sapay Inca, sondern auch dessen Sohn Ninan Cuyuchi. Der Tod dieser beiden Männer bewirkte im Reich Unruhen, die sich bis zum bewaffneten Kampf ausweiteten. Das Problem lag in der Tatsache begründet, dass die Thronfolge im Inkareich nicht einheitlich geregelt war. Der Inka hatte stets viele Frauen und von diesen Frauen nicht wenige Kinder. Aber es gab keine einheitlich geregelte Reihenfolge der Thronerben für den Fall, dass der Inka sterben sollte. Die bisher bekannten Informationen lassen darauf schließen, dass nicht der älteste Sohn automatisch zum neuen Inka wurde, sondern der Inka wählte noch zu Lebzeiten unter seinen Söhnen den fähigsten aus. Bei dieser Auswahl spielten auch die Adelsgeschlechter eine große Rolle, denn sie mussten den Inka anerkennen. Deshalb war es im Inkareich in der Vergangenheit bereits häufiger zu Kämpfen um den Thron gekommen. Beispielsweise hatte noch der gerade verstorbene Sapay Inka Huayna Capac mit seinem Bruder Capac Huari um die Thronfolge gekämpft. Nach dem Tod des Huayna Capac sahen nun die verschiedenen Adelsgeschlechter die Möglichkeit gekommen, ihrem Favoriten die Borla, die Insignie des regierenden Sapay Inca, anzulegen. Anscheinend standen sich nur zwei große Gruppierungen gegenüber: der in der alten Hauptstadt Cuzco verbliebene Teil des Adels auf der einen Seite und der Adel, der mit dem Inka Huayna Capac die letzten zehn Jahre im Norden des Reiches verbracht hatte, auf der Gegenseite. Da sich Huayna Capac mit seinen Vertrauten jahrelang in den neu eroberten Gebieten im Norden aufgehalten und somit praktisch den Regierungssitz von Cuzco nach Tomebamba verlegt hatte, brach er mit den bisherigen Traditionen. Er machte sich dadurch den Teil des Adels zum Feind, der in Cuzco verblieben war und miterleben musste, wie die Bedeutung der Hauptstadt immer mehr zurückging. Durch die etwa zehnjährige Abwesenheit des Inka aus Cuzco wurden dort die traditionellen religiösen Feste ohne ihn gefeiert oder aber von Cuzco nach Tomebamba verlegt. Weil Huayna Capac außerdem noch das Amt des Oberpriesters der Sonne für sich beanspruchte, waren viele Adelsgeschlechter, die ihren Einfluß zunehmend schwinden sahen, gegen den Inka. Im Zuge der Veränderungen in den letzten Regierungsjahren Huayna Capacs hatte es innerhalb der Adelsgruppierungen Kämpfe um den Erhalt ihrer alten oder um den Erwerb neuer Privilegien gegeben. Diese Entwicklung führte nach dem Tod des Inka zwangsläufig zu einer Krise, deren Höhepunkt der bewaffnete Kampf zwischen den beiden Brüdern Atahuallpa und Huascar war. Im Mai 1532 trug Atahuallpa den endgültigen Sieg über seinen Bruder davon. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es noch keine direkte Konfrontation mit den Truppen Franzisco Pizarros gegeben, obwohl diese bereits im Dezember des Vorjahres an den Grenzen des Reiches aufgetaucht waren. Aber erst im April 1532 besetzten sie die Stadt Tumbes und holten dort ausführliche Erkundigungen über ihr Ziel ein. Im Mai gründete Pizarro im Tangarara-Tal die spanische Siedlung San Miguel de Piura. Erst am 24. September brachen die Spanier ins Landesinnere auf, um Atahuallpa aufzusuchen. Zu diesem Zeitpunkt hatte dieser also schon seine Position im Inkareich eindeutig gefestigt, sein Sieg über Huascar lag vier Monate zurück und er hatte begonnen, seine Macht zu konsolidieren. Es gibt viele Vermutungen, warum Atahuallpa nichts gegen die fremden Eindringlinge unternahm. Spätestens auf ihrem Marsch ins Landesinnere hätte es ihm eigentlich möglich sein müssen, sie anzugreifen. Aber der Inka unternahm nichts dergleichen. Nach der spanischen Eroberung führten die königlichen Beamten Befragungen unter den Indianern durch; dabei wurde auch protokolliert, dass man im Umfeld Atahuallpas der Meinung war, dieser würde die Eindringlinge allein wegen ihrer geringen Mannschaftsstärke nicht als Gefahr einschätzen und hätte sich für überlegen gehalten. Zwar ist diese Variante bei einem gerade siegreichen Heerführer nicht von der Hand zu weisen, aber inwieweit die befragten Zeugen als sichere Quelle gelten können, ist fragwürdig. Pizarro verfügte auf seinem Marsch bereits über die Unterstützung von indianischen Hilfstruppen, die ihm viele logistische Probleme wie die Suche nach dem richtigen Weg, den Transport von Ausrüstung und Verpflegung und auch die ständige Versorgung mit Nahrungsmitteln abnahmen. So traf er mit seiner kleinen Streitmacht am 15. November in Cajamarca ein. Dort hatte Atahuallpa sein Quartier aufgeschlagen; aber während der Inka mit seiner Armee vor den Toren der Stadt lagerte, nahm Pizarro in der Stadt selbst Quartier. Am folgenden Tag suchte der Inka Pizarro in der Stadt auf, er kam mit einem großen Gefolge, aber unbewaffnet. Pizarro konnte sich in einem Handstreich der Person des Inka bemächtigen. Mit der Gefangennahme des Herrschers besaßen die Spanier ein unschätzbares Pfand, denn so lange sich der Inka in der Gewalt der Fremden befand, wurden sie nicht angegriffen. Innerhalb weniger Augenblicke hatte sich für die weitere Entwicklung im Inkareich eine völlig neue Perspektive aufgetan. Die beiden bisherigen Rivalen um die Macht befanden sich in Gefangenschaft: Huascar in den Händen von Atahuallpas Heerführern und Atahuallpa selbst war Gefangener der Spanier. Dadurch kam es zu einer Situation, die für die Spanier viele Vorteile brachte - sie hatten den eigentlichen Herrscher des Landes in ihrer Gewalt und konnten über ihn den Einwohnern ihre Wünsche diktieren. So trugen die inkaischen Untertanen auf Befehl des Inka im ganzen Land Gold und Silber zusammen, um den Kerker ihres Gebieters damit zu füllen. Diese Bedingung hatte Pizarro dem Inka gestellt, wenn dieser seine Freiheit erlangen wollte. Aber Atahuallpa, der regelmäßig Besuch von seinen Beratern erhalten konnte, griff auch aktiv in das Geschehen ein. Als er befürchtete, dass die Spanier mit dem gefangenen Huascar zusammenarbeiten könnten, ließ er diesen umbringen. Diese Maßnahme gab ihm jedoch nur einen kurzen Aufschub. Auf Beschluß eines von Pizarro inszenierten Schauprozesses wurde er im Juni oder Juli 1533 hingerichtet. Unter anderem warf man ihm die Ermordung seines Bruders Huascar vor. Die Spanier waren also durch ihre Verbündeten sehr gut über alle Vorgänge im Reich unterrichtet. Nach der Erdrosselung Atahuallpas wurde Tupa Huallpa von Pizarro zum neuen Sapay Inka ernannt. Vorgeschlagen hatten die Ernennung die Parteigänger des ermordeten Inka. Allerdings vertraten sie nicht die Mehrheit des inkaischen Adels. Es zeigte sich, dass sich der inkaische Adel in verschiedene Interessengruppen aufspaltete, die sich auch untereinander bekämpften, anstatt gemeinsam gegen die spanischen Eroberer vorzugehen. Während Pizarro mit seiner Streitmacht und dem von ihm ernannten Inka im Gefolge auf die Hauptstadt Cuzco marschierte, wurde er ständig von Quizquiz, einem der Heerführer Atahuallpas, angegriffen. Dagegen ging Rumiñahui, ein weiterer der Heerführer Atahuallpas, nach Quito, im Norden des Reiches, um dort eine von Cuzco unabhängige Herrschaft zu errichten. In Cuzco selbst einigten sich die dortigen Adelsgruppierungen unter Führung des Oberpriesters der Sonne, der in der Quechua-Sprache Huillauma genannt wird, auf Paullu Inca, einen weiteren Sohn des Huayna Capac, als neuen Inka. Dieser Vorschlag wurde auch an Quizquiz herangetragen, der sich jedoch weigerte, Paullu anzuerkennen. Mitte Oktober erreichten die Spanier auf ihrem Marsch nach Cuzco das Tal von Jauja. Dort starb überraschend der Inka Tupa Huallpa. Pizarro verdächtigte Challcochima, einen der Heerführer Atahuallpas, den Inka vergiftet zu haben. Er begründete seinen Verdacht damit, dass Challcochima in Cajamarca gegen Tupa Huallpa gestimmt hatte und für Titu Atauchi, den ältesten Sohn Atahuallpas, eingetreten war. Deshalb wurde er zum Tod durch Verbrennen verurteilt. Und bereits einen Tag später traf Pizarro, jetzt nur noch 25 Kilometer von Cuzco entfernt, im Tal von Jaquijaguana, auf Manco Inca Yupanqui. Dieser war ebenso wie Paullu ein Sohn des Huayna Capac. Durch dieses von Manco arrangierte Zusammentreffen kam er dem Huillauma und seinen Anhängern zuvor, die Pizarro in Cuzco erwarteten. Manco bot Pizarro ein Bündnis an: er forderte Unterstützung bei seiner Einsetzung zum Sapay Inka und stellte im Gegenzug seine militärische Hilfe im Kampf gegen Quizquiz in Aussicht. Beide konnten sich sehr schnell einigen, so dass noch am selben Tag die sogenannte Allianz von Jaquijaguana zustande kam., DE, [SC: 3.00], wie neu, gewerbliches Angebot, 215x150 mm, 144, [GW: 250g], [PU: Berlin], 1. Aufl., Banküberweisung, Offene Rechnung, PayPal, Offene Rechnung (Vorkasse vorbehalten), Internationaler Versand<
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Kampf um die Inkastadt Cuzco. Aufzeichnungen eines anonymen Zeitzeugen 1535– - Erstausgabe
2000, ISBN: 3896263218
Gebundene Ausgabe
[ED: Hardcover/gebunden], [PU: trafo], Als die Europäer im 16. Jahrhundert auf dem amerikanischen Festland mehr und mehr Fuß fassten, existierten auf dem Doppelkontinent noch zwei mächtig… Mehr…
[ED: Hardcover/gebunden], [PU: trafo], Als die Europäer im 16. Jahrhundert auf dem amerikanischen Festland mehr und mehr Fuß fassten, existierten auf dem Doppelkontinent noch zwei mächtige indianische Reiche: das der Azteken in Mexiko und das Reich der Inka mit dem Kernland in Peru. Und es ist bezeichnend, dass gerade diese beiden, gut organisierten, riesigen Reiche mit ihrem mächtigen wirtschaftlichen und militärischen Potential jeweils von einer »Handvoll« spanischer Abenteurer erobert worden sind. In beiden Fällen gelang es den spanischen Konquistadoren, die bestehenden politischen und ökonomischen Strukturen teilweise für sich zu nutzen und so den Untergang der indianischen Kultur jeweils in einem erstaunlich kurzen Zeitraum herbeizuführen. Das Inkareich war durch eine jahrhundertelange Expansion der Inka entstanden, die ihr Zentrum in Cuzco hatten und von dort aus nach und nach den größten Teil des Andenraumes unter ihre Herrschaft brachten. Der Name »Inka« bezeichnet sowohl den obersten Machthaber als auch die Ethnie der Inka selbst. Es muß also immer zwischen den Inka und dem Inka unterschieden werden. Der Inka, dessen Titel offiziell Sapay Inca lautete, besaß einen Rang, der in unseren Breiten einem König gleichzusetzen ist. Er war der unumschränkte Herrscher über das Reich und er wurde als Sohn der Sonne bezeichnet. Die Sonne wiederum wurde im Inkareich als oberste Gottheit verehrt; im Gegensatz dazu beteten die meisten anderen Bevölkerungsgruppen in der Andenregion den Mond als oberste Gottheit an - so lange, bis die Inka ihre Eroberungen ausdehnten und in den unterworfenen Gebieten den Sonnenkult einführten. Das Imperium der Inka erreichte seine größte territoriale Ausdehnung unter dem Inka Huayna Capac, der etwa von 1493 bis 1524 oder 1527 regierte und die Grenzen des Reiches vor allem nach Norden ausdehnte. Damit betrug die Nord-Süd-Ausdehnung des Reiches mehr als 3.000 Kilometer; es erstreckte sich von Nordchile bis in das heutige Ekuador. Aber dieses riesige Reich, ein Konglomerat aus vielen verschiedenen Ethnien, bestand zu diesem Zeitpunkt und in dieser Ausdehnung gerade einmal einhundert Jahre. In diesem historisch kurzen Zeitraum war das überwiegend aus militärischen Eroberungen hervorgegangene Reich innenpolitisch noch längst nicht gefestigt. Es gab ständig religiöse und politische Konflikte zwischen den eroberten Ethnien und den herrschenden Inka. In den von den Inka eroberten Gebieten blieben die alten Verwaltungsstrukturen weitestgehend erhalten. Die Curaca, die Oberhäupter der eroberten ethnischen Gruppen, behielten zum großen Teil sogar ihre Herrschaft bei, wurden jedoch in die aufgezwungene Zentralverwaltung derart integriert, dass sie als Stütze der Inka-Macht dienen konnten. Zur Konsolidierung ihrer Herrschaft wandten die Inka ein System an, das seit altersher im Andenraum praktiziert wurde: die »Reciprocidad«. Dieses System beruhte auf Leistung und Gegenleistung und wurde zwischen dem Inka und den Curaca der eroberten Gebiete praktiziert. Dabei hatten die Curaca die Aufgabe, mit festgelegten Abgaben für den Inka und seinen Hofstaat zu sorgen. Im Gegenzug verpflichtete sich der Inka zur Waffenhilfe, sorgte für Kleidung und Schmuck der Curaca. Durch dieses System war jedoch die politische und wirtschaftliche Selbständigkeit der einzelnen Curaca nur bedingt eingeschränkt. In ihrem Herrschaftsgebiet verfügten sie über ein großes Maß an Selbständigkeit, die sich später als großer Nachteil für den Inka in seinem Kampf gegen die Spanier erweisen sollte. Die Inka unternahmen den Versuch, die bisherigen Oberhäupter der unterworfenen Ethnien in ihr Herrschaftssystem zu integrieren. So brachte man die Kinder der entthronten Herrscher in die Inka-Hauptstadt Cuzco und verheiratete sie dort zum Teil mit Angehörigen aus dem Inka-Adel. Mit dieser Maßnahme wurde eine langsame Integration der eroberten Gebiete angestrebt. Zusätzlich stellten die Inka auch die Abbildungen der lokalen Gottheiten der eroberten Ethnien im Haupttempel von Cuzco auf. Damit wurden gleich zwei Dinge deutlich gemacht: die Sonne war die oberste Gottheit, akzeptierte aber die anderen Götter - unter sich! Und die Religion der Besiegten wurde nicht grundsätzlich ausgerottet, sondern nur als untergeordnete Religion in das bestehende religiöse Weltbild der Inka eingebaut. Trotzdem waren es gerade die Priester dieser lokalen Kulte, die gegen die Vorherrschaft der Inka aufbegehrten, denn die einzelnen Provinzheiligtümer wurden durch die Integrationsmaßnahmen jeglicher Bedeutung beraubt. Erst unter dem Inka Huayna Capac erlangten sie ihre Geltung wenigstens teilweise wieder zurück. Allerdings muss dazu angemerkt werden, dass die Bevölkerung ihre Götter weiterhin verehrte, es war ihr jedoch verboten, offizielle religiöse Zeremonien an den bisherigen Kultstätten zu zelebrieren. Erst Huayna Capac lockerte dieses Verbot. Aber gerade dieser Inka, der nach Jahrzehnten des Krieges begonnen hatte, sich um die Verwaltung des Riesenreiches zu kümmern, fiel einer heimtückischen Krankheit zum Opfer, die es bis dahin nicht in der Welt der Andenvölker gegeben hatte; es handelte sich aller Wahrscheinlichkeit nach um die Pocken. Diese Krankheit war von den Spaniern eingeschleppt worden, als sie im Verlaufe ihrer zweiten Erkundungsfahrt nach Peru (1526/27) von Panama aus bis an die nördliche Grenze des Inkareiches stießen. Dort hatten sie ersten Kontakt mit den Einwohnern dieses Reiches. Und als sich die Spanier auf die Rückreise begaben, um für ihre endgültige Expedition eine kampfstarke Truppe auszurüsten, kam es ohne ihr direktes Zutun zu einer Katastrophe im Inkareich, die auf die nachfolgende Entwicklung keinen unerheblichen Einfluss haben sollte. Die von den Spaniern eingeschleppten Pocken richteten unter den Indianern des Andengebietes ein wahres Massaker an. Die amerikanischen Ureinwohner hatten praktisch keine Möglichkeit, sich vor dieser vollkommen unbekannten Krankheit zu schützen. Es gab keine Gegenmittel und bis das körpereigene Immunsystem gegen diese Virenepidemie Abwehrstoffe entwickelt hatte, ging viel Zeit ins Land. Viele Menschen, vor allem im Norden des Landes, starben an den Folgen der Pocken. Unter den Opfern war nicht nur der Sapay Inca, sondern auch dessen Sohn Ninan Cuyuchi. Der Tod dieser beiden Männer bewirkte im Reich Unruhen, die sich bis zum bewaffneten Kampf ausweiteten. Das Problem lag in der Tatsache begründet, dass die Thronfolge im Inkareich nicht einheitlich geregelt war. Der Inka hatte stets viele Frauen und von diesen Frauen nicht wenige Kinder. Aber es gab keine einheitlich geregelte Reihenfolge der Thronerben für den Fall, dass der Inka sterben sollte. Die bisher bekannten Informationen lassen darauf schließen, dass nicht der älteste Sohn automatisch zum neuen Inka wurde, sondern der Inka wählte noch zu Lebzeiten unter seinen Söhnen den fähigsten aus. Bei dieser Auswahl spielten auch die Adelsgeschlechter eine große Rolle, denn sie mussten den Inka anerkennen. Deshalb war es im Inkareich in der Vergangenheit bereits häufiger zu Kämpfen um den Thron gekommen. Beispielsweise hatte noch der gerade verstorbene Sapay Inka Huayna Capac mit seinem Bruder Capac Huari um die Thronfolge gekämpft. Nach dem Tod des Huayna Capac sahen nun die verschiedenen Adelsgeschlechter die Möglichkeit gekommen, ihrem Favoriten die Borla, die Insignie des regierenden Sapay Inca, anzulegen. Anscheinend standen sich nur zwei große Gruppierungen gegenüber: der in der alten Hauptstadt Cuzco verbliebene Teil des Adels auf der einen Seite und der Adel, der mit dem Inka Huayna Capac die letzten zehn Jahre im Norden des Reiches verbracht hatte, auf der Gegenseite. Da sich Huayna Capac mit seinen Vertrauten jahrelang in den neu eroberten Gebieten im Norden aufgehalten und somit praktisch den Regierungssitz von Cuzco nach Tomebamba verlegt hatte, brach er mit den bisherigen Traditionen. Er machte sich dadurch den Teil des Adels zum Feind, der in Cuzco verblieben war und miterleben musste, wie die Bedeutung der Hauptstadt immer mehr zurückging. Durch die etwa zehnjährige Abwesenheit des Inka aus Cuzco wurden dort die traditionellen religiösen Feste ohne ihn gefeiert oder aber von Cuzco nach Tomebamba verlegt. Weil Huayna Capac außerdem noch das Amt des Oberpriesters der Sonne für sich beanspruchte, waren viele Adelsgeschlechter, die ihren Einfluß zunehmend schwinden sahen, gegen den Inka. Im Zuge der Veränderungen in den letzten Regierungsjahren Huayna Capacs hatte es innerhalb der Adelsgruppierungen Kämpfe um den Erhalt ihrer alten oder um den Erwerb neuer Privilegien gegeben. Diese Entwicklung führte nach dem Tod des Inka zwangsläufig zu einer Krise, deren Höhepunkt der bewaffnete Kampf zwischen den beiden Brüdern Atahuallpa und Huascar war. Im Mai 1532 trug Atahuallpa den endgültigen Sieg über seinen Bruder davon. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es noch keine direkte Konfrontation mit den Truppen Franzisco Pizarros gegeben, obwohl diese bereits im Dezember des Vorjahres an den Grenzen des Reiches aufgetaucht waren. Aber erst im April 1532 besetzten sie die Stadt Tumbes und holten dort ausführliche Erkundigungen über ihr Ziel ein. Im Mai gründete Pizarro im Tangarara-Tal die spanische Siedlung San Miguel de Piura. Erst am 24. September brachen die Spanier ins Landesinnere auf, um Atahuallpa aufzusuchen. Zu diesem Zeitpunkt hatte dieser also schon seine Position im Inkareich eindeutig gefestigt, sein Sieg über Huascar lag vier Monate zurück und er hatte begonnen, seine Macht zu konsolidieren. Es gibt viele Vermutungen, warum Atahuallpa nichts gegen die fremden Eindringlinge unternahm. Spätestens auf ihrem Marsch ins Landesinnere hätte es ihm eigentlich möglich sein müssen, sie anzugreifen. Aber der Inka unternahm nichts dergleichen. Nach der spanischen Eroberung führten die königlichen Beamten Befragungen unter den Indianern durch; dabei wurde auch protokolliert, dass man im Umfeld Atahuallpas der Meinung war, dieser würde die Eindringlinge allein wegen ihrer geringen Mannschaftsstärke nicht als Gefahr einschätzen und hätte sich für überlegen gehalten. Zwar ist diese Variante bei einem gerade siegreichen Heerführer nicht von der Hand zu weisen, aber inwieweit die befragten Zeugen als sichere Quelle gelten können, ist fragwürdig. Pizarro verfügte auf seinem Marsch bereits über die Unterstützung von indianischen Hilfstruppen, die ihm viele logistische Probleme wie die Suche nach dem richtigen Weg, den Transport von Ausrüstung und Verpflegung und auch die ständige Versorgung mit Nahrungsmitteln abnahmen. So traf er mit seiner kleinen Streitmacht am 15. November in Cajamarca ein. Dort hatte Atahuallpa sein Quartier aufgeschlagen; aber während der Inka mit seiner Armee vor den Toren der Stadt lagerte, nahm Pizarro in der Stadt selbst Quartier. Am folgenden Tag suchte der Inka Pizarro in der Stadt auf, er kam mit einem großen Gefolge, aber unbewaffnet. Pizarro konnte sich in einem Handstreich der Person des Inka bemächtigen. Mit der Gefangennahme des Herrschers besaßen die Spanier ein unschätzbares Pfand, denn so lange sich der Inka in der Gewalt der Fremden befand, wurden sie nicht angegriffen. Innerhalb weniger Augenblicke hatte sich für die weitere Entwicklung im Inkareich eine völlig neue Perspektive aufgetan. Die beiden bisherigen Rivalen um die Macht befanden sich in Gefangenschaft: Huascar in den Händen von Atahuallpas Heerführern und Atahuallpa selbst war Gefangener der Spanier. Dadurch kam es zu einer Situation, die für die Spanier viele Vorteile brachte - sie hatten den eigentlichen Herrscher des Landes in ihrer Gewalt und konnten über ihn den Einwohnern ihre Wünsche diktieren. So trugen die inkaischen Untertanen auf Befehl des Inka im ganzen Land Gold und Silber zusammen, um den Kerker ihres Gebieters damit zu füllen. Diese Bedingung hatte Pizarro dem Inka gestellt, wenn dieser seine Freiheit erlangen wollte. Aber Atahuallpa, der regelmäßig Besuch von seinen Beratern erhalten konnte, griff auch aktiv in das Geschehen ein. Als er befürchtete, dass die Spanier mit dem gefangenen Huascar zusammenarbeiten könnten, ließ er diesen umbringen. Diese Maßnahme gab ihm jedoch nur einen kurzen Aufschub. Auf Beschluß eines von Pizarro inszenierten Schauprozesses wurde er im Juni oder Juli 1533 hingerichtet. Unter anderem warf man ihm die Ermordung seines Bruders Huascar vor. Die Spanier waren also durch ihre Verbündeten sehr gut über alle Vorgänge im Reich unterrichtet. Nach der Erdrosselung Atahuallpas wurde Tupa Huallpa von Pizarro zum neuen Sapay Inka ernannt. Vorgeschlagen hatten die Ernennung die Parteigänger des ermordeten Inka. Allerdings vertraten sie nicht die Mehrheit des inkaischen Adels. Es zeigte sich, dass sich der inkaische Adel in verschiedene Interessengruppen aufspaltete, die sich auch untereinander bekämpften, anstatt gemeinsam gegen die spanischen Eroberer vorzugehen. Während Pizarro mit seiner Streitmacht und dem von ihm ernannten Inka im Gefolge auf die Hauptstadt Cuzco marschierte, wurde er ständig von Quizquiz, einem der Heerführer Atahuallpas, angegriffen. Dagegen ging Rumiñahui, ein weiterer der Heerführer Atahuallpas, nach Quito, im Norden des Reiches, um dort eine von Cuzco unabhängige Herrschaft zu errichten. In Cuzco selbst einigten sich die dortigen Adelsgruppierungen unter Führung des Oberpriesters der Sonne, der in der Quechua-Sprache Huillauma genannt wird, auf Paullu Inca, einen weiteren Sohn des Huayna Capac, als neuen Inka. Dieser Vorschlag wurde auch an Quizquiz herangetragen, der sich jedoch weigerte, Paullu anzuerkennen. Mitte Oktober erreichten die Spanier auf ihrem Marsch nach Cuzco das Tal von Jauja. Dort starb überraschend der Inka Tupa Huallpa. Pizarro verdächtigte Challcochima, einen der Heerführer Atahuallpas, den Inka vergiftet zu haben. Er begründete seinen Verdacht damit, dass Challcochima in Cajamarca gegen Tupa Huallpa gestimmt hatte und für Titu Atauchi, den ältesten Sohn Atahuallpas, eingetreten war. Deshalb wurde er zum Tod durch Verbrennen verurteilt. Und bereits einen Tag später traf Pizarro, jetzt nur noch 25 Kilometer von Cuzco entfernt, im Tal von Jaquijaguana, auf Manco Inca Yupanqui. Dieser war ebenso wie Paullu ein Sohn des Huayna Capac. Durch dieses von Manco arrangierte Zusammentreffen kam er dem Huillauma und seinen Anhängern zuvor, die Pizarro in Cuzco erwarteten. Manco bot Pizarro ein Bündnis an: er forderte Unterstützung bei seiner Einsetzung zum Sapay Inka und stellte im Gegenzug seine militärische Hilfe im Kampf gegen Quizquiz in Aussicht. Beide konnten sich sehr schnell einigen, so dass noch am selben Tag die sogenannte Allianz von Jaquijaguana zustande kam., DE, [SC: 3.00], Neuware, gewerbliches Angebot, 215x150 mm, 144, [GW: 300g], [PU: Berlin], 1. Auflage, Banküberweisung, Offene Rechnung, PayPal, Offene Rechnung (Vorkasse vorbehalten), Internationaler Versand, [CT: Geschichte/Politik / Kolonialgeschichte]<
Koch, Mario:
Kampf um die Inkastadt Cuzco. Aufzeichnungen eines anonymen Zeitzeugen 1535– - Erstausgabe2000, ISBN: 3896263218
Gebundene Ausgabe
[ED: Hardcover/gebunden], [PU: trafo], Als die Europäer im 16. Jahrhundert auf dem amerikanischen Festland mehr und mehr Fuß fassten, existierten auf dem Doppelkontinent noch zwei mächtig… Mehr…
[ED: Hardcover/gebunden], [PU: trafo], Als die Europäer im 16. Jahrhundert auf dem amerikanischen Festland mehr und mehr Fuß fassten, existierten auf dem Doppelkontinent noch zwei mächtige indianische Reiche: das der Azteken in Mexiko und das Reich der Inka mit dem Kernland in Peru. Und es ist bezeichnend, dass gerade diese beiden, gut organisierten, riesigen Reiche mit ihrem mächtigen wirtschaftlichen und militärischen Potential jeweils von einer »Handvoll« spanischer Abenteurer erobert worden sind. In beiden Fällen gelang es den spanischen Konquistadoren, die bestehenden politischen und ökonomischen Strukturen teilweise für sich zu nutzen und so den Untergang der indianischen Kultur jeweils in einem erstaunlich kurzen Zeitraum herbeizuführen. Das Inkareich war durch eine jahrhundertelange Expansion der Inka entstanden, die ihr Zentrum in Cuzco hatten und von dort aus nach und nach den größten Teil des Andenraumes unter ihre Herrschaft brachten. Der Name »Inka« bezeichnet sowohl den obersten Machthaber als auch die Ethnie der Inka selbst. Es muß also immer zwischen den Inka und dem Inka unterschieden werden. Der Inka, dessen Titel offiziell Sapay Inca lautete, besaß einen Rang, der in unseren Breiten einem König gleichzusetzen ist. Er war der unumschränkte Herrscher über das Reich und er wurde als Sohn der Sonne bezeichnet. Die Sonne wiederum wurde im Inkareich als oberste Gottheit verehrt; im Gegensatz dazu beteten die meisten anderen Bevölkerungsgruppen in der Andenregion den Mond als oberste Gottheit an - so lange, bis die Inka ihre Eroberungen ausdehnten und in den unterworfenen Gebieten den Sonnenkult einführten. Das Imperium der Inka erreichte seine größte territoriale Ausdehnung unter dem Inka Huayna Capac, der etwa von 1493 bis 1524 oder 1527 regierte und die Grenzen des Reiches vor allem nach Norden ausdehnte. Damit betrug die Nord-Süd-Ausdehnung des Reiches mehr als 3.000 Kilometer; es erstreckte sich von Nordchile bis in das heutige Ekuador. Aber dieses riesige Reich, ein Konglomerat aus vielen verschiedenen Ethnien, bestand zu diesem Zeitpunkt und in dieser Ausdehnung gerade einmal einhundert Jahre. In diesem historisch kurzen Zeitraum war das überwiegend aus militärischen Eroberungen hervorgegangene Reich innenpolitisch noch längst nicht gefestigt. Es gab ständig religiöse und politische Konflikte zwischen den eroberten Ethnien und den herrschenden Inka. In den von den Inka eroberten Gebieten blieben die alten Verwaltungsstrukturen weitestgehend erhalten. Die Curaca, die Oberhäupter der eroberten ethnischen Gruppen, behielten zum großen Teil sogar ihre Herrschaft bei, wurden jedoch in die aufgezwungene Zentralverwaltung derart integriert, dass sie als Stütze der Inka-Macht dienen konnten. Zur Konsolidierung ihrer Herrschaft wandten die Inka ein System an, das seit altersher im Andenraum praktiziert wurde: die »Reciprocidad«. Dieses System beruhte auf Leistung und Gegenleistung und wurde zwischen dem Inka und den Curaca der eroberten Gebiete praktiziert. Dabei hatten die Curaca die Aufgabe, mit festgelegten Abgaben für den Inka und seinen Hofstaat zu sorgen. Im Gegenzug verpflichtete sich der Inka zur Waffenhilfe, sorgte für Kleidung und Schmuck der Curaca. Durch dieses System war jedoch die politische und wirtschaftliche Selbständigkeit der einzelnen Curaca nur bedingt eingeschränkt. In ihrem Herrschaftsgebiet verfügten sie über ein großes Maß an Selbständigkeit, die sich später als großer Nachteil für den Inka in seinem Kampf gegen die Spanier erweisen sollte. Die Inka unternahmen den Versuch, die bisherigen Oberhäupter der unterworfenen Ethnien in ihr Herrschaftssystem zu integrieren. So brachte man die Kinder der entthronten Herrscher in die Inka-Hauptstadt Cuzco und verheiratete sie dort zum Teil mit Angehörigen aus dem Inka-Adel. Mit dieser Maßnahme wurde eine langsame Integration der eroberten Gebiete angestrebt. Zusätzlich stellten die Inka auch die Abbildungen der lokalen Gottheiten der eroberten Ethnien im Haupttempel von Cuzco auf. Damit wurden gleich zwei Dinge deutlich gemacht: die Sonne war die oberste Gottheit, akzeptierte aber die anderen Götter - unter sich! Und die Religion der Besiegten wurde nicht grundsätzlich ausgerottet, sondern nur als untergeordnete Religion in das bestehende religiöse Weltbild der Inka eingebaut. Trotzdem waren es gerade die Priester dieser lokalen Kulte, die gegen die Vorherrschaft der Inka aufbegehrten, denn die einzelnen Provinzheiligtümer wurden durch die Integrationsmaßnahmen jeglicher Bedeutung beraubt. Erst unter dem Inka Huayna Capac erlangten sie ihre Geltung wenigstens teilweise wieder zurück. Allerdings muss dazu angemerkt werden, dass die Bevölkerung ihre Götter weiterhin verehrte, es war ihr jedoch verboten, offizielle religiöse Zeremonien an den bisherigen Kultstätten zu zelebrieren. Erst Huayna Capac lockerte dieses Verbot. Aber gerade dieser Inka, der nach Jahrzehnten des Krieges begonnen hatte, sich um die Verwaltung des Riesenreiches zu kümmern, fiel einer heimtückischen Krankheit zum Opfer, die es bis dahin nicht in der Welt der Andenvölker gegeben hatte; es handelte sich aller Wahrscheinlichkeit nach um die Pocken. Diese Krankheit war von den Spaniern eingeschleppt worden, als sie im Verlaufe ihrer zweiten Erkundungsfahrt nach Peru (1526/27) von Panama aus bis an die nördliche Grenze des Inkareiches stießen. Dort hatten sie ersten Kontakt mit den Einwohnern dieses Reiches. Und als sich die Spanier auf die Rückreise begaben, um für ihre endgültige Expedition eine kampfstarke Truppe auszurüsten, kam es ohne ihr direktes Zutun zu einer Katastrophe im Inkareich, die auf die nachfolgende Entwicklung keinen unerheblichen Einfluss haben sollte. Die von den Spaniern eingeschleppten Pocken richteten unter den Indianern des Andengebietes ein wahres Massaker an. Die amerikanischen Ureinwohner hatten praktisch keine Möglichkeit, sich vor dieser vollkommen unbekannten Krankheit zu schützen. Es gab keine Gegenmittel und bis das körpereigene Immunsystem gegen diese Virenepidemie Abwehrstoffe entwickelt hatte, ging viel Zeit ins Land. Viele Menschen, vor allem im Norden des Landes, starben an den Folgen der Pocken. Unter den Opfern war nicht nur der Sapay Inca, sondern auch dessen Sohn Ninan Cuyuchi. Der Tod dieser beiden Männer bewirkte im Reich Unruhen, die sich bis zum bewaffneten Kampf ausweiteten. Das Problem lag in der Tatsache begründet, dass die Thronfolge im Inkareich nicht einheitlich geregelt war. Der Inka hatte stets viele Frauen und von diesen Frauen nicht wenige Kinder. Aber es gab keine einheitlich geregelte Reihenfolge der Thronerben für den Fall, dass der Inka sterben sollte. Die bisher bekannten Informationen lassen darauf schließen, dass nicht der älteste Sohn automatisch zum neuen Inka wurde, sondern der Inka wählte noch zu Lebzeiten unter seinen Söhnen den fähigsten aus. Bei dieser Auswahl spielten auch die Adelsgeschlechter eine große Rolle, denn sie mussten den Inka anerkennen. Deshalb war es im Inkareich in der Vergangenheit bereits häufiger zu Kämpfen um den Thron gekommen. Beispielsweise hatte noch der gerade verstorbene Sapay Inka Huayna Capac mit seinem Bruder Capac Huari um die Thronfolge gekämpft. Nach dem Tod des Huayna Capac sahen nun die verschiedenen Adelsgeschlechter die Möglichkeit gekommen, ihrem Favoriten die Borla, die Insignie des regierenden Sapay Inca, anzulegen. Anscheinend standen sich nur zwei große Gruppierungen gegenüber: der in der alten Hauptstadt Cuzco verbliebene Teil des Adels auf der einen Seite und der Adel, der mit dem Inka Huayna Capac die letzten zehn Jahre im Norden des Reiches verbracht hatte, auf der Gegenseite. Da sich Huayna Capac mit seinen Vertrauten jahrelang in den neu eroberten Gebieten im Norden aufgehalten und somit praktisch den Regierungssitz von Cuzco nach Tomebamba verlegt hatte, brach er mit den bisherigen Traditionen. Er machte sich dadurch den Teil des Adels zum Feind, der in Cuzco verblieben war und miterleben musste, wie die Bedeutung der Hauptstadt immer mehr zurückging. Durch die etwa zehnjährige Abwesenheit des Inka aus Cuzco wurden dort die traditionellen religiösen Feste ohne ihn gefeiert oder aber von Cuzco nach Tomebamba verlegt. Weil Huayna Capac außerdem noch das Amt des Oberpriesters der Sonne für sich beanspruchte, waren viele Adelsgeschlechter, die ihren Einfluß zunehmend schwinden sahen, gegen den Inka. Im Zuge der Veränderungen in den letzten Regierungsjahren Huayna Capacs hatte es innerhalb der Adelsgruppierungen Kämpfe um den Erhalt ihrer alten oder um den Erwerb neuer Privilegien gegeben. Diese Entwicklung führte nach dem Tod des Inka zwangsläufig zu einer Krise, deren Höhepunkt der bewaffnete Kampf zwischen den beiden Brüdern Atahuallpa und Huascar war. Im Mai 1532 trug Atahuallpa den endgültigen Sieg über seinen Bruder davon. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es noch keine direkte Konfrontation mit den Truppen Franzisco Pizarros gegeben, obwohl diese bereits im Dezember des Vorjahres an den Grenzen des Reiches aufgetaucht waren. Aber erst im April 1532 besetzten sie die Stadt Tumbes und holten dort ausführliche Erkundigungen über ihr Ziel ein. Im Mai gründete Pizarro im Tangarara-Tal die spanische Siedlung San Miguel de Piura. Erst am 24. September brachen die Spanier ins Landesinnere auf, um Atahuallpa aufzusuchen. Zu diesem Zeitpunkt hatte dieser also schon seine Position im Inkareich eindeutig gefestigt, sein Sieg über Huascar lag vier Monate zurück und er hatte begonnen, seine Macht zu konsolidieren. Es gibt viele Vermutungen, warum Atahuallpa nichts gegen die fremden Eindringlinge unternahm. Spätestens auf ihrem Marsch ins Landesinnere hätte es ihm eigentlich möglich sein müssen, sie anzugreifen. Aber der Inka unternahm nichts dergleichen. Nach der spanischen Eroberung führten die königlichen Beamten Befragungen unter den Indianern durch; dabei wurde auch protokolliert, dass man im Umfeld Atahuallpas der Meinung war, dieser würde die Eindringlinge allein wegen ihrer geringen Mannschaftsstärke nicht als Gefahr einschätzen und hätte sich für überlegen gehalten. Zwar ist diese Variante bei einem gerade siegreichen Heerführer nicht von der Hand zu weisen, aber inwieweit die befragten Zeugen als sichere Quelle gelten können, ist fragwürdig. Pizarro verfügte auf seinem Marsch bereits über die Unterstützung von indianischen Hilfstruppen, die ihm viele logistische Probleme wie die Suche nach dem richtigen Weg, den Transport von Ausrüstung und Verpflegung und auch die ständige Versorgung mit Nahrungsmitteln abnahmen. So traf er mit seiner kleinen Streitmacht am 15. November in Cajamarca ein. Dort hatte Atahuallpa sein Quartier aufgeschlagen; aber während der Inka mit seiner Armee vor den Toren der Stadt lagerte, nahm Pizarro in der Stadt selbst Quartier. Am folgenden Tag suchte der Inka Pizarro in der Stadt auf, er kam mit einem großen Gefolge, aber unbewaffnet. Pizarro konnte sich in einem Handstreich der Person des Inka bemächtigen. Mit der Gefangennahme des Herrschers besaßen die Spanier ein unschätzbares Pfand, denn so lange sich der Inka in der Gewalt der Fremden befand, wurden sie nicht angegriffen. Innerhalb weniger Augenblicke hatte sich für die weitere Entwicklung im Inkareich eine völlig neue Perspektive aufgetan. Die beiden bisherigen Rivalen um die Macht befanden sich in Gefangenschaft: Huascar in den Händen von Atahuallpas Heerführern und Atahuallpa selbst war Gefangener der Spanier. Dadurch kam es zu einer Situation, die für die Spanier viele Vorteile brachte - sie hatten den eigentlichen Herrscher des Landes in ihrer Gewalt und konnten über ihn den Einwohnern ihre Wünsche diktieren. So trugen die inkaischen Untertanen auf Befehl des Inka im ganzen Land Gold und Silber zusammen, um den Kerker ihres Gebieters damit zu füllen. Diese Bedingung hatte Pizarro dem Inka gestellt, wenn dieser seine Freiheit erlangen wollte. Aber Atahuallpa, der regelmäßig Besuch von seinen Beratern erhalten konnte, griff auch aktiv in das Geschehen ein. Als er befürchtete, dass die Spanier mit dem gefangenen Huascar zusammenarbeiten könnten, ließ er diesen umbringen. Diese Maßnahme gab ihm jedoch nur einen kurzen Aufschub. Auf Beschluß eines von Pizarro inszenierten Schauprozesses wurde er im Juni oder Juli 1533 hingerichtet. Unter anderem warf man ihm die Ermordung seines Bruders Huascar vor. Die Spanier waren also durch ihre Verbündeten sehr gut über alle Vorgänge im Reich unterrichtet. Nach der Erdrosselung Atahuallpas wurde Tupa Huallpa von Pizarro zum neuen Sapay Inka ernannt. Vorgeschlagen hatten die Ernennung die Parteigänger des ermordeten Inka. Allerdings vertraten sie nicht die Mehrheit des inkaischen Adels. Es zeigte sich, dass sich der inkaische Adel in verschiedene Interessengruppen aufspaltete, die sich auch untereinander bekämpften, anstatt gemeinsam gegen die spanischen Eroberer vorzugehen. Während Pizarro mit seiner Streitmacht und dem von ihm ernannten Inka im Gefolge auf die Hauptstadt Cuzco marschierte, wurde er ständig von Quizquiz, einem der Heerführer Atahuallpas, angegriffen. Dagegen ging Rumiñahui, ein weiterer der Heerführer Atahuallpas, nach Quito, im Norden des Reiches, um dort eine von Cuzco unabhängige Herrschaft zu errichten. In Cuzco selbst einigten sich die dortigen Adelsgruppierungen unter Führung des Oberpriesters der Sonne, der in der Quechua-Sprache Huillauma genannt wird, auf Paullu Inca, einen weiteren Sohn des Huayna Capac, als neuen Inka. Dieser Vorschlag wurde auch an Quizquiz herangetragen, der sich jedoch weigerte, Paullu anzuerkennen. Mitte Oktober erreichten die Spanier auf ihrem Marsch nach Cuzco das Tal von Jauja. Dort starb überraschend der Inka Tupa Huallpa. Pizarro verdächtigte Challcochima, einen der Heerführer Atahuallpas, den Inka vergiftet zu haben. Er begründete seinen Verdacht damit, dass Challcochima in Cajamarca gegen Tupa Huallpa gestimmt hatte und für Titu Atauchi, den ältesten Sohn Atahuallpas, eingetreten war. Deshalb wurde er zum Tod durch Verbrennen verurteilt. Und bereits einen Tag später traf Pizarro, jetzt nur noch 25 Kilometer von Cuzco entfernt, im Tal von Jaquijaguana, auf Manco Inca Yupanqui. Dieser war ebenso wie Paullu ein Sohn des Huayna Capac. Durch dieses von Manco arrangierte Zusammentreffen kam er dem Huillauma und seinen Anhängern zuvor, die Pizarro in Cuzco erwarteten. Manco bot Pizarro ein Bündnis an: er forderte Unterstützung bei seiner Einsetzung zum Sapay Inka und stellte im Gegenzug seine militärische Hilfe im Kampf gegen Quizquiz in Aussicht. Beide konnten sich sehr schnell einigen, so dass noch am selben Tag die sogenannte Allianz von Jaquijaguana zustande kam., DE, [SC: 3.00], Neuware, gewerbliches Angebot, 215x150 mm, 144, [GW: 300g], [PU: Berlin], 1. Auflage, Banküberweisung, Offene Rechnung, PayPal, Offene Rechnung (Vorkasse vorbehalten), Internationaler Versand<
2000
ISBN: 9783896263216
[ED: Hardcover/gebunden], [PU: trafo], Als die Europäer im 16. Jahrhundert auf dem amerikanischen Festland mehr und mehr Fuß fassten, existierten auf dem Doppelkontinent noch zwei mächtig… Mehr…
[ED: Hardcover/gebunden], [PU: trafo], Als die Europäer im 16. Jahrhundert auf dem amerikanischen Festland mehr und mehr Fuß fassten, existierten auf dem Doppelkontinent noch zwei mächtige indianische Reiche: das der Azteken in Mexiko und das Reich der Inka mit dem Kernland in Peru. Und es ist bezeichnend, dass gerade diese beiden, gut organisierten, riesigen Reiche mit ihrem mächtigen wirtschaftlichen und militärischen Potential jeweils von einer »Handvoll« spanischer Abenteurer erobert worden sind. In beiden Fällen gelang es den spanischen Konquistadoren, die bestehenden politischen und ökonomischen Strukturen teilweise für sich zu nutzen und so den Untergang der indianischen Kultur jeweils in einem erstaunlich kurzen Zeitraum herbeizuführen. Das Inkareich war durch eine jahrhundertelange Expansion der Inka entstanden, die ihr Zentrum in Cuzco hatten und von dort aus nach und nach den größten Teil des Andenraumes unter ihre Herrschaft brachten. Der Name »Inka« bezeichnet sowohl den obersten Machthaber als auch die Ethnie der Inka selbst. Es muß also immer zwischen den Inka und dem Inka unterschieden werden. Der Inka, dessen Titel offiziell Sapay Inca lautete, besaß einen Rang, der in unseren Breiten einem König gleichzusetzen ist. Er war der unumschränkte Herrscher über das Reich und er wurde als Sohn der Sonne bezeichnet. Die Sonne wiederum wurde im Inkareich als oberste Gottheit verehrt; im Gegensatz dazu beteten die meisten anderen Bevölkerungsgruppen in der Andenregion den Mond als oberste Gottheit an - so lange, bis die Inka ihre Eroberungen ausdehnten und in den unterworfenen Gebieten den Sonnenkult einführten. Das Imperium der Inka erreichte seine größte territoriale Ausdehnung unter dem Inka Huayna Capac, der etwa von 1493 bis 1524 oder 1527 regierte und die Grenzen des Reiches vor allem nach Norden ausdehnte. Damit betrug die Nord-Süd-Ausdehnung des Reiches mehr als 3.000 Kilometer; es erstreckte sich von Nordchile bis in das heutige Ekuador. Aber dieses riesige Reich, ein Konglomerat aus vielen verschiedenen Ethnien, bestand zu diesem Zeitpunkt und in dieser Ausdehnung gerade einmal einhundert Jahre. In diesem historisch kurzen Zeitraum war das überwiegend aus militärischen Eroberungen hervorgegangene Reich innenpolitisch noch längst nicht gefestigt. Es gab ständig religiöse und politische Konflikte zwischen den eroberten Ethnien und den herrschenden Inka. In den von den Inka eroberten Gebieten blieben die alten Verwaltungsstrukturen weitestgehend erhalten. Die Curaca, die Oberhäupter der eroberten ethnischen Gruppen, behielten zum großen Teil sogar ihre Herrschaft bei, wurden jedoch in die aufgezwungene Zentralverwaltung derart integriert, dass sie als Stütze der Inka-Macht dienen konnten. Zur Konsolidierung ihrer Herrschaft wandten die Inka ein System an, das seit altersher im Andenraum praktiziert wurde: die »Reciprocidad«. Dieses System beruhte auf Leistung und Gegenleistung und wurde zwischen dem Inka und den Curaca der eroberten Gebiete praktiziert. Dabei hatten die Curaca die Aufgabe, mit festgelegten Abgaben für den Inka und seinen Hofstaat zu sorgen. Im Gegenzug verpflichtete sich der Inka zur Waffenhilfe, sorgte für Kleidung und Schmuck der Curaca. Durch dieses System war jedoch die politische und wirtschaftliche Selbständigkeit der einzelnen Curaca nur bedingt eingeschränkt. In ihrem Herrschaftsgebiet verfügten sie über ein großes Maß an Selbständigkeit, die sich später als großer Nachteil für den Inka in seinem Kampf gegen die Spanier erweisen sollte. Die Inka unternahmen den Versuch, die bisherigen Oberhäupter der unterworfenen Ethnien in ihr Herrschaftssystem zu integrieren. So brachte man die Kinder der entthronten Herrscher in die Inka-Hauptstadt Cuzco und verheiratete sie dort zum Teil mit Angehörigen aus dem Inka-Adel. Mit dieser Maßnahme wurde eine langsame Integration der eroberten Gebiete angestrebt. Zusätzlich stellten die Inka auch die Abbildungen der lokalen Gottheiten der eroberten Ethnien im Haupttempel von Cuzco auf. Damit wurden gleich zwei Dinge deutlich gemacht: die Sonne war die oberste Gottheit, akzeptierte aber die anderen Götter - unter sich! Und die Religion der Besiegten wurde nicht grundsätzlich ausgerottet, sondern nur als untergeordnete Religion in das bestehende religiöse Weltbild der Inka eingebaut. Trotzdem waren es gerade die Priester dieser lokalen Kulte, die gegen die Vorherrschaft der Inka aufbegehrten, denn die einzelnen Provinzheiligtümer wurden durch die Integrationsmaßnahmen jeglicher Bedeutung beraubt. Erst unter dem Inka Huayna Capac erlangten sie ihre Geltung wenigstens teilweise wieder zurück. Allerdings muss dazu angemerkt werden, dass die Bevölkerung ihre Götter weiterhin verehrte, es war ihr jedoch verboten, offizielle religiöse Zeremonien an den bisherigen Kultstätten zu zelebrieren. Erst Huayna Capac lockerte dieses Verbot. Aber gerade dieser Inka, der nach Jahrzehnten des Krieges begonnen hatte, sich um die Verwaltung des Riesenreiches zu kümmern, fiel einer heimtückischen Krankheit zum Opfer, die es bis dahin nicht in der Welt der Andenvölker gegeben hatte; es handelte sich aller Wahrscheinlichkeit nach um die Pocken. Diese Krankheit war von den Spaniern eingeschleppt worden, als sie im Verlaufe ihrer zweiten Erkundungsfahrt nach Peru (1526/27) von Panama aus bis an die nördliche Grenze des Inkareiches stießen. Dort hatten sie ersten Kontakt mit den Einwohnern dieses Reiches. Und als sich die Spanier auf die Rückreise begaben, um für ihre endgültige Expedition eine kampfstarke Truppe auszurüsten, kam es ohne ihr direktes Zutun zu einer Katastrophe im Inkareich, die auf die nachfolgende Entwicklung keinen unerheblichen Einfluss haben sollte. Die von den Spaniern eingeschleppten Pocken richteten unter den Indianern des Andengebietes ein wahres Massaker an. Die amerikanischen Ureinwohner hatten praktisch keine Möglichkeit, sich vor dieser vollkommen unbekannten Krankheit zu schützen. Es gab keine Gegenmittel und bis das körpereigene Immunsystem gegen diese Virenepidemie Abwehrstoffe entwickelt hatte, ging viel Zeit ins Land. Viele Menschen, vor allem im Norden des Landes, starben an den Folgen der Pocken. Unter den Opfern war nicht nur der Sapay Inca, sondern auch dessen Sohn Ninan Cuyuchi. Der Tod dieser beiden Männer bewirkte im Reich Unruhen, die sich bis zum bewaffneten Kampf ausweiteten. Das Problem lag in der Tatsache begründet, dass die Thronfolge im Inkareich nicht einheitlich geregelt war. Der Inka hatte stets viele Frauen und von diesen Frauen nicht wenige Kinder. Aber es gab keine einheitlich geregelte Reihenfolge der Thronerben für den Fall, dass der Inka sterben sollte. Die bisher bekannten Informationen lassen darauf schließen, dass nicht der älteste Sohn automatisch zum neuen Inka wurde, sondern der Inka wählte noch zu Lebzeiten unter seinen Söhnen den fähigsten aus. Bei dieser Auswahl spielten auch die Adelsgeschlechter eine große Rolle, denn sie mussten den Inka anerkennen. Deshalb war es im Inkareich in der Vergangenheit bereits häufiger zu Kämpfen um den Thron gekommen. Beispielsweise hatte noch der gerade verstorbene Sapay Inka Huayna Capac mit seinem Bruder Capac Huari um die Thronfolge gekämpft. Nach dem Tod des Huayna Capac sahen nun die verschiedenen Adelsgeschlechter die Möglichkeit gekommen, ihrem Favoriten die Borla, die Insignie des regierenden Sapay Inca, anzulegen. Anscheinend standen sich nur zwei große Gruppierungen gegenüber: der in der alten Hauptstadt Cuzco verbliebene Teil des Adels auf der einen Seite und der Adel, der mit dem Inka Huayna Capac die letzten zehn Jahre im Norden des Reiches verbracht hatte, auf der Gegenseite. Da sich Huayna Capac mit seinen Vertrauten jahrelang in den neu eroberten Gebieten im Norden aufgehalten und somit praktisch den Regierungssitz von Cuzco nach Tomebamba verlegt hatte, brach er mit den bisherigen Traditionen. Er machte sich dadurch den Teil des Adels zum Feind, der in Cuzco verblieben war und miterleben musste, wie die Bedeutung der Hauptstadt immer mehr zurückging. Durch die etwa zehnjährige Abwesenheit des Inka aus Cuzco wurden dort die traditionellen religiösen Feste ohne ihn gefeiert oder aber von Cuzco nach Tomebamba verlegt. Weil Huayna Capac außerdem noch das Amt des Oberpriesters der Sonne für sich beanspruchte, waren viele Adelsgeschlechter, die ihren Einfluß zunehmend schwinden sahen, gegen den Inka. Im Zuge der Veränderungen in den letzten Regierungsjahren Huayna Capacs hatte es innerhalb der Adelsgruppierungen Kämpfe um den Erhalt ihrer alten oder um den Erwerb neuer Privilegien gegeben. Diese Entwicklung führte nach dem Tod des Inka zwangsläufig zu einer Krise, deren Höhepunkt der bewaffnete Kampf zwischen den beiden Brüdern Atahuallpa und Huascar war. Im Mai 1532 trug Atahuallpa den endgültigen Sieg über seinen Bruder davon. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es noch keine direkte Konfrontation mit den Truppen Franzisco Pizarros gegeben, obwohl diese bereits im Dezember des Vorjahres an den Grenzen des Reiches aufgetaucht waren. Aber erst im April 1532 besetzten sie die Stadt Tumbes und holten dort ausführliche Erkundigungen über ihr Ziel ein. Im Mai gründete Pizarro im Tangarara-Tal die spanische Siedlung San Miguel de Piura. Erst am 24. September brachen die Spanier ins Landesinnere auf, um Atahuallpa aufzusuchen. Zu diesem Zeitpunkt hatte dieser also schon seine Position im Inkareich eindeutig gefestigt, sein Sieg über Huascar lag vier Monate zurück und er hatte begonnen, seine Macht zu konsolidieren. Es gibt viele Vermutungen, warum Atahuallpa nichts gegen die fremden Eindringlinge unternahm. Spätestens auf ihrem Marsch ins Landesinnere hätte es ihm eigentlich möglich sein müssen, sie anzugreifen. Aber der Inka unternahm nichts dergleichen. Nach der spanischen Eroberung führten die königlichen Beamten Befragungen unter den Indianern durch; dabei wurde auch protokolliert, dass man im Umfeld Atahuallpas der Meinung war, dieser würde die Eindringlinge allein wegen ihrer geringen Mannschaftsstärke nicht als Gefahr einschätzen und hätte sich für überlegen gehalten. Zwar ist diese Variante bei einem gerade siegreichen Heerführer nicht von der Hand zu weisen, aber inwieweit die befragten Zeugen als sichere Quelle gelten können, ist fragwürdig. Pizarro verfügte auf seinem Marsch bereits über die Unterstützung von indianischen Hilfstruppen, die ihm viele logistische Probleme wie die Suche nach dem richtigen Weg, den Transport von Ausrüstung und Verpflegung und auch die ständige Versorgung mit Nahrungsmitteln abnahmen. So traf er mit seiner kleinen Streitmacht am 15. November in Cajamarca ein. Dort hatte Atahuallpa sein Quartier aufgeschlagen; aber während der Inka mit seiner Armee vor den Toren der Stadt lagerte, nahm Pizarro in der Stadt selbst Quartier. Am folgenden Tag suchte der Inka Pizarro in der Stadt auf, er kam mit einem großen Gefolge, aber unbewaffnet. Pizarro konnte sich in einem Handstreich der Person des Inka bemächtigen. Mit der Gefangennahme des Herrschers besaßen die Spanier ein unschätzbares Pfand, denn so lange sich der Inka in der Gewalt der Fremden befand, wurden sie nicht angegriffen. Innerhalb weniger Augenblicke hatte sich für die weitere Entwicklung im Inkareich eine völlig neue Perspektive aufgetan. Die beiden bisherigen Rivalen um die Macht befanden sich in Gefangenschaft: Huascar in den Händen von Atahuallpas Heerführern und Atahuallpa selbst war Gefangener der Spanier. Dadurch kam es zu einer Situation, die für die Spanier viele Vorteile brachte - sie hatten den eigentlichen Herrscher des Landes in ihrer Gewalt und konnten über ihn den Einwohnern ihre Wünsche diktieren. So trugen die inkaischen Untertanen auf Befehl des Inka im ganzen Land Gold und Silber zusammen, um den Kerker ihres Gebieters damit zu füllen. Diese Bedingung hatte Pizarro dem Inka gestellt, wenn dieser seine Freiheit erlangen wollte. Aber Atahuallpa, der regelmäßig Besuch von seinen Beratern erhalten konnte, griff auch aktiv in das Geschehen ein. Als er befürchtete, dass die Spanier mit dem gefangenen Huascar zusammenarbeiten könnten, ließ er diesen umbringen. Diese Maßnahme gab ihm jedoch nur einen kurzen Aufschub. Auf Beschluß eines von Pizarro inszenierten Schauprozesses wurde er im Juni oder Juli 1533 hingerichtet. Unter anderem warf man ihm die Ermordung seines Bruders Huascar vor. Die Spanier waren also durch ihre Verbündeten sehr gut über alle Vorgänge im Reich unterrichtet. Nach der Erdrosselung Atahuallpas wurde Tupa Huallpa von Pizarro zum neuen Sapay Inka ernannt. Vorgeschlagen hatten die Ernennung die Parteigänger des ermordeten Inka. Allerdings vertraten sie nicht die Mehrheit des inkaischen Adels. Es zeigte sich, dass sich der inkaische Adel in verschiedene Interessengruppen aufspaltete, die sich auch untereinander bekämpften, anstatt gemeinsam gegen die spanischen Eroberer vorzugehen. Während Pizarro mit seiner Streitmacht und dem von ihm ernannten Inka im Gefolge auf die Hauptstadt Cuzco marschierte, wurde er ständig von Quizquiz, einem der Heerführer Atahuallpas, angegriffen. Dagegen ging Rumiñahui, ein weiterer der Heerführer Atahuallpas, nach Quito, im Norden des Reiches, um dort eine von Cuzco unabhängige Herrschaft zu errichten. In Cuzco selbst einigten sich die dortigen Adelsgruppierungen unter Führung des Oberpriesters der Sonne, der in der Quechua-Sprache Huillauma genannt wird, auf Paullu Inca, einen weiteren Sohn des Huayna Capac, als neuen Inka. Dieser Vorschlag wurde auch an Quizquiz herangetragen, der sich jedoch weigerte, Paullu anzuerkennen. Mitte Oktober erreichten die Spanier auf ihrem Marsch nach Cuzco das Tal von Jauja. Dort starb überraschend der Inka Tupa Huallpa. Pizarro verdächtigte Challcochima, einen der Heerführer Atahuallpas, den Inka vergiftet zu haben. Er begründete seinen Verdacht damit, dass Challcochima in Cajamarca gegen Tupa Huallpa gestimmt hatte und für Titu Atauchi, den ältesten Sohn Atahuallpas, eingetreten war. Deshalb wurde er zum Tod durch Verbrennen verurteilt. Und bereits einen Tag später traf Pizarro, jetzt nur noch 25 Kilometer von Cuzco entfernt, im Tal von Jaquijaguana, auf Manco Inca Yupanqui. Dieser war ebenso wie Paullu ein Sohn des Huayna Capac. Durch dieses von Manco arrangierte Zusammentreffen kam er dem Huillauma und seinen Anhängern zuvor, die Pizarro in Cuzco erwarteten. Manco bot Pizarro ein Bündnis an: er forderte Unterstützung bei seiner Einsetzung zum Sapay Inka und stellte im Gegenzug seine militärische Hilfe im Kampf gegen Quizquiz in Aussicht. Beide konnten sich sehr schnell einigen, so dass noch am selben Tag die sogenannte Allianz von Jaquijaguana zustande kam., DE, [SC: 3.00], wie neu, gewerbliches Angebot, 215x150 mm, 144, [GW: 250g], [PU: Berlin], 1. Aufl., Banküberweisung, Offene Rechnung, PayPal, Offene Rechnung (Vorkasse vorbehalten), Internationaler Versand, [CT: Geschichte/Politik / Kolonialgeschichte]<
Kampf um die Inkastadt Cuzco. Aufzeichnungen eines anonymen Zeitzeugen 15351539 - Erstausgabe
2000, ISBN: 3896263218
Gebundene Ausgabe
[ED: Hardcover/gebunden], [PU: trafo], Als die Europäer im 16. Jahrhundert auf dem amerikanischen Festland mehr und mehr Fuß fassten, existierten auf dem Doppelkontinent noch zwei mächtig… Mehr…
[ED: Hardcover/gebunden], [PU: trafo], Als die Europäer im 16. Jahrhundert auf dem amerikanischen Festland mehr und mehr Fuß fassten, existierten auf dem Doppelkontinent noch zwei mächtige indianische Reiche: das der Azteken in Mexiko und das Reich der Inka mit dem Kernland in Peru. Und es ist bezeichnend, dass gerade diese beiden, gut organisierten, riesigen Reiche mit ihrem mächtigen wirtschaftlichen und militärischen Potential jeweils von einer Handvoll spanischer Abenteurer erobert worden sind. In beiden Fällen gelang es den spanischen Konquistadoren, die bestehenden politischen und ökonomischen Strukturen teilweise für sich zu nutzen und so den Untergang der indianischen Kultur jeweils in einem erstaunlich kurzen Zeitraum herbeizuführen. Das Inkareich war durch eine jahrhundertelange Expansion der Inka entstanden, die ihr Zentrum in Cuzco hatten und von dort aus nach und nach den größten Teil des Andenraumes unter ihre Herrschaft brachten. Der Name Inka bezeichnet sowohl den obersten Machthaber als auch die Ethnie der Inka selbst. Es muß also immer zwischen den Inka und dem Inka unterschieden werden. Der Inka, dessen Titel offiziell Sapay Inca lautete, besaß einen Rang, der in unseren Breiten einem König gleichzusetzen ist. Er war der unumschränkte Herrscher über das Reich und er wurde als Sohn der Sonne bezeichnet. Die Sonne wiederum wurde im Inkareich als oberste Gottheit verehrt im Gegensatz dazu beteten die meisten anderen Bevölkerungsgruppen in der Andenregion den Mond als oberste Gottheit an - so lange, bis die Inka ihre Eroberungen ausdehnten und in den unterworfenen Gebieten den Sonnenkult einführten. Das Imperium der Inka erreichte seine größte territoriale Ausdehnung unter dem Inka Huayna Capac, der etwa von 1493 bis 1524 oder 1527 regierte und die Grenzen des Reiches vor allem nach Norden ausdehnte. Damit betrug die Nord-Süd-Ausdehnung des Reiches mehr als 3.000 Kilometer es erstreckte sich von Nordchile bis in das heutige Ekuador. Aber dieses riesige Reich, ein Konglomerat aus vielen verschiedenen Ethnien, bestand zu diesem Zeitpunkt und in dieser Ausdehnung gerade einmal einhundert Jahre. In diesem historisch kurzen Zeitraum war das überwiegend aus militärischen Eroberungen hervorgegangene Reich innenpolitisch noch längst nicht gefestigt. Es gab ständig religiöse und politische Konflikte zwischen den eroberten Ethnien und den herrschenden Inka. In den von den Inka eroberten Gebieten blieben die alten Verwaltungsstrukturen weitestgehend erhalten. Die Curaca, die Oberhäupter der eroberten ethnischen Gruppen, behielten zum großen Teil sogar ihre Herrschaft bei, wurden jedoch in die aufgezwungene Zentralverwaltung derart integriert, dass sie als Stütze der Inka-Macht dienen konnten. Zur Konsolidierung ihrer Herrschaft wandten die Inka ein System an, das seit altersher im Andenraum praktiziert wurde: die Reciprocidad. Dieses System beruhte auf Leistung und Gegenleistung und wurde zwischen dem Inka und den Curaca der eroberten Gebiete praktiziert. Dabei hatten die Curaca die Aufgabe, mit festgelegten Abgaben für den Inka und seinen Hofstaat zu sorgen. Im Gegenzug verpflichtete sich der Inka zur Waffenhilfe, sorgte für Kleidung und Schmuck der Curaca. Durch dieses System war jedoch die politische und wirtschaftliche Selbständigkeit der einzelnen Curaca nur bedingt eingeschränkt. In ihrem Herrschaftsgebiet verfügten sie über ein großes Maß an Selbständigkeit, die sich später als großer Nachteil für den Inka in seinem Kampf gegen die Spanier erweisen sollte. Die Inka unternahmen den Versuch, die bisherigen Oberhäupter der unterworfenen Ethnien in ihr Herrschaftssystem zu integrieren. So brachte man die Kinder der entthronten Herrscher in die Inka-Hauptstadt Cuzco und verheiratete sie dort zum Teil mit Angehörigen aus dem Inka-Adel. Mit dieser Maßnahme wurde eine langsame Integration der eroberten Gebiete angestrebt. Zusätzlich stellten die Inka auch die Abbildungen der lokalen Gottheiten der eroberten Ethnien im Haupttempel von Cuzco auf. Damit wurden gleich zwei Dinge deutlich gemacht: die Sonne war die oberste Gottheit, akzeptierte aber die anderen Götter - unter sich! Und die Religion der Besiegten wurde nicht grundsätzlich ausgerottet, sondern nur als untergeordnete Religion in das bestehende religiöse Weltbild der Inka eingebaut. Trotzdem waren es gerade die Priester dieser lokalen Kulte, die gegen die Vorherrschaft der Inka aufbegehrten, denn die einzelnen Provinzheiligtümer wurden durch die Integrationsmaßnahmen jeglicher Bedeutung beraubt. Erst unter dem Inka Huayna Capac erlangten sie ihre Geltung wenigstens teilweise wieder zurück. Allerdings muss dazu angemerkt werden, dass die Bevölkerung ihre Götter weiterhin verehrte, es war ihr jedoch verboten, offizielle religiöse Zeremonien an den bisherigen Kultstätten zu zelebrieren. Erst Huayna Capac lockerte dieses Verbot. Aber gerade dieser Inka, der nach Jahrzehnten des Krieges begonnen hatte, sich um die Verwaltung des Riesenreiches zu kümmern, fiel einer heimtückischen Krankheit zum Opfer, die es bis dahin nicht in der Welt der Andenvölker gegeben hatte es handelte sich aller Wahrscheinlichkeit nach um die Pocken. Diese Krankheit war von den Spaniern eingeschleppt worden, als sie im Verlaufe ihrer zweiten Erkundungsfahrt nach Peru (1526/27) von Panama aus bis an die nördliche Grenze des Inkareiches stießen. Dort hatten sie ersten Kontakt mit den Einwohnern dieses Reiches. Und als sich die Spanier auf die Rückreise begaben, um für ihre endgültige Expedition eine kampfstarke Truppe auszurüsten, kam es ohne ihr direktes Zutun zu einer Katastrophe im Inkareich, die auf die nachfolgende Entwicklung keinen unerheblichen Einfluss haben sollte. Die von den Spaniern eingeschleppten Pocken richteten unter den Indianern des Andengebietes ein wahres Massaker an. Die amerikanischen Ureinwohner hatten praktisch keine Möglichkeit, sich vor dieser vollkommen unbekannten Krankheit zu schützen. Es gab keine Gegenmittel und bis das körpereigene Immunsystem gegen diese Virenepidemie Abwehrstoffe entwickelt hatte, ging viel Zeit ins Land. Viele Menschen, vor allem im Norden des Landes, starben an den Folgen der Pocken. Unter den Opfern war nicht nur der Sapay Inca, sondern auch dessen Sohn Ninan Cuyuchi. Der Tod dieser beiden Männer bewirkte im Reich Unruhen, die sich bis zum bewaffneten Kampf ausweiteten. Das Problem lag in der Tatsache begründet, dass die Thronfolge im Inkareich nicht einheitlich geregelt war. Der Inka hatte stets viele Frauen und von diesen Frauen nicht wenige Kinder. Aber es gab keine einheitlich geregelte Reihenfolge der Thronerben für den Fall, dass der Inka sterben sollte. Die bisher bekannten Informationen lassen darauf schließen, dass nicht der älteste Sohn automatisch zum neuen Inka wurde, sondern der Inka wählte noch zu Lebzeiten unter seinen Söhnen den fähigsten aus. Bei dieser Auswahl spielten auch die Adelsgeschlechter eine große Rolle, denn sie mussten den Inka anerkennen. Deshalb war es im Inkareich in der Vergangenheit bereits häufiger zu Kämpfen um den Thron gekommen. Beispielsweise hatte noch der gerade verstorbene Sapay Inka Huayna Capac mit seinem Bruder Capac Huari um die Thronfolge gekämpft. Nach dem Tod des Huayna Capac sahen nun die verschiedenen Adelsgeschlechter die Möglichkeit gekommen, ihrem Favoriten die Borla, die Insignie des regierenden Sapay Inca, anzulegen. Anscheinend standen sich nur zwei große Gruppierungen gegenüber: der in der alten Hauptstadt Cuzco verbliebene Teil des Adels auf der einen Seite und der Adel, der mit dem Inka Huayna Capac die letzten zehn Jahre im Norden des Reiches verbracht hatte, auf der Gegenseite. Da sich Huayna Capac mit seinen Vertrauten jahrelang in den neu eroberten Gebieten im Norden aufgehalten und somit praktisch den Regierungssitz von Cuzco nach Tomebamba verlegt hatte, brach er mit den bisherigen Traditionen. Er machte sich dadurch den Teil des Adels zum Feind, der in Cuzco verblieben war und miterleben musste, wie die Bedeutung der Hauptstadt immer mehr zurückging. Durch die etwa zehnjährige Abwesenheit des Inka aus Cuzco wurden dort die traditionellen religiösen Feste ohne ihn gefeiert oder aber von Cuzco nach Tomebamba verlegt. Weil Huayna Capac außerdem noch das Amt des Oberpriesters der Sonne für sich beanspruchte, waren viele Adelsgeschlechter, die ihren Einfluß zunehmend schwinden sahen, gegen den Inka. Im Zuge der Veränderungen in den letzten Regierungsjahren Huayna Capacs hatte es innerhalb der Adelsgruppierungen Kämpfe um den Erhalt ihrer alten oder um den Erwerb neuer Privilegien gegeben. Diese Entwicklung führte nach dem Tod des Inka zwangsläufig zu einer Krise, deren Höhepunkt der bewaffnete Kampf zwischen den beiden Brüdern Atahuallpa und Huascar war. Im Mai 1532 trug Atahuallpa den endgültigen Sieg über seinen Bruder davon. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es noch keine direkte Konfrontation mit den Truppen Franzisco Pizarros gegeben, obwohl diese bereits im Dezember des Vorjahres an den Grenzen des Reiches aufgetaucht waren. Aber erst im April 1532 besetzten sie die Stadt Tumbes und holten dort ausführliche Erkundigungen über ihr Ziel ein. Im Mai gründete Pizarro im Tangarara-Tal die spanische Siedlung San Miguel de Piura. Erst am 24. September brachen die Spanier ins Landesinnere auf, um Atahuallpa aufzusuchen. Zu diesem Zeitpunkt hatte dieser also schon seine Position im Inkareich eindeutig gefestigt, sein Sieg über Huascar lag vier Monate zurück und er hatte begonnen, seine Macht zu konsolidieren. Es gibt viele Vermutungen, warum Atahuallpa nichts gegen die fremden Eindringlinge unternahm. Spätestens auf ihrem Marsch ins Landesinnere hätte es ihm eigentlich möglich sein müssen, sie anzugreifen. Aber der Inka unternahm nichts dergleichen. Nach der spanischen Eroberung führten die königlichen Beamten Befragungen unter den Indianern durch dabei wurde auch protokolliert, dass man im Umfeld Atahuallpas der Meinung war, dieser würde die Eindringlinge allein wegen ihrer geringen Mannschaftsstärke nicht als Gefahr einschätzen und hätte sich für überlegen gehalten. Zwar ist diese Variante bei einem gerade siegreichen Heerführer nicht von der Hand zu weisen, aber inwieweit die befragten Zeugen als sichere Quelle gelten können, ist fragwürdig. Pizarro verfügte auf seinem Marsch bereits über die Unterstützung von indianischen Hilfstruppen, die ihm viele logistische Probleme wie die Suche nach dem richtigen Weg, den Transport von Ausrüstung und Verpflegung und auch die ständige Versorgung mit Nahrungsmitteln abnahmen. So traf er mit seiner kleinen Streitmacht am 15. November in Cajamarca ein. Dort hatte Atahuallpa sein Quartier aufgeschlagen aber während der Inka mit seiner Armee vor den Toren der Stadt lagerte, nahm Pizarro in der Stadt selbst Quartier. Am folgenden Tag suchte der Inka Pizarro in der Stadt auf, er kam mit einem großen Gefolge, aber unbewaffnet. Pizarro konnte sich in einem Handstreich der Person des Inka bemächtigen. Mit der Gefangennahme des Herrschers besaßen die Spanier ein unschätzbares Pfand, denn so lange sich der Inka in der Gewalt der Fremden befand, wurden sie nicht angegriffen. Innerhalb weniger Augenblicke hatte sich für die weitere Entwicklung im Inkareich eine völlig neue Perspektive aufgetan. Die beiden bisherigen Rivalen um die Macht befanden sich in Gefangenschaft: Huascar in den Händen von Atahuallpas Heerführern und Atahuallpa selbst war Gefangener der Spanier. Dadurch kam es zu einer Situation, die für die Spanier viele Vorteile brachte - sie hatten den eigentlichen Herrscher des Landes in ihrer Gewalt und konnten über ihn den Einwohnern ihre Wünsche diktieren. So trugen die inkaischen Untertanen auf Befehl des Inka im ganzen Land Gold und Silber zusammen, um den Kerker ihres Gebieters damit zu füllen. Diese Bedingung hatte Pizarro dem Inka gestellt, wenn dieser seine Freiheit erlangen wollte. Aber Atahuallpa, der regelmäßig Besuch von seinen Beratern erhalten konnte, griff auch aktiv in das Geschehen ein. Als er befürchtete, dass die Spanier mit dem gefangenen Huascar zusammenarbeiten könnten, ließ er diesen umbringen. Diese Maßnahme gab ihm jedoch nur einen kurzen Aufschub. Auf Beschluß eines von Pizarro inszenierten Schauprozesses wurde er im Juni oder Juli 1533 hingerichtet. Unter anderem warf man ihm die Ermordung seines Bruders Huascar vor. Die Spanier waren also durch ihre Verbündeten sehr gut über alle Vorgänge im Reich unterrichtet. Nach der Erdrosselung Atahuallpas wurde Tupa Huallpa von Pizarro zum neuen Sapay Inka ernannt. Vorgeschlagen hatten die Ernennung die Parteigänger des ermordeten Inka. Allerdings vertraten sie nicht die Mehrheit des inkaischen Adels. Es zeigte sich, dass sich der inkaische Adel in verschiedene Interessengruppen aufspaltete, die sich auch untereinander bekämpften, anstatt gemeinsam gegen die spanischen Eroberer vorzugehen. Während Pizarro mit seiner Streitmacht und dem von ihm ernannten Inka im Gefolge auf die Hauptstadt Cuzco marschierte, wurde er ständig von Quizquiz, einem der Heerführer Atahuallpas, angegriffen. Dagegen ging Rumiñahui, ein weiterer der Heerführer Atahuallpas, nach Quito, im Norden des Reiches, um dort eine von Cuzco unabhängige Herrschaft zu errichten. In Cuzco selbst einigten sich die dortigen Adelsgruppierungen unter Führung des Oberpriesters der Sonne, der in der Quechua-Sprache Huillauma genannt wird, auf Paullu Inca, einen weiteren Sohn des Huayna Capac, als neuen Inka. Dieser Vorschlag wurde auch an Quizquiz herangetragen, der sich jedoch weigerte, Paullu anzuerkennen. Mitte Oktober erreichten die Spanier auf ihrem Marsch nach Cuzco das Tal von Jauja. Dort starb überraschend der Inka Tupa Huallpa. Pizarro verdächtigte Challcochima, einen der Heerführer Atahuallpas, den Inka vergiftet zu haben. Er begründete seinen Verdacht damit, dass Challcochima in Cajamarca gegen Tupa Huallpa gestimmt hatte und für Titu Atauchi, den ältesten Sohn Atahuallpas, eingetreten war. Deshalb wurde er zum Tod durch Verbrennen verurteilt. Und bereits einen Tag später traf Pizarro, jetzt nur noch 25 Kilometer von Cuzco entfernt, im Tal von Jaquijaguana, auf Manco Inca Yupanqui. Dieser war ebenso wie Paullu ein Sohn des Huayna Capac. Durch dieses von Manco arrangierte Zusammentreffen kam er dem Huillauma und seinen Anhängern zuvor, die Pizarro in Cuzco erwarteten. Manco bot Pizarro ein Bündnis an: er forderte Unterstützung bei seiner Einsetzung zum Sapay Inka und stellte im Gegenzug seine militärische Hilfe im Kampf gegen Quizquiz in Aussicht. Beide konnten sich sehr schnell einigen, so dass noch am selben Tag die sogenannte Allianz von Jaquijaguana zustande kam., DE, [SC: 3.00], Neuware, gewerbliches Angebot, 215x150 mm, 144, [GW: 300g], [PU: Berlin], 1. Auflage, Banküberweisung, Offene Rechnung, PayPal, Offene Rechnung (Vorkasse vorbehalten), Internationaler Versand<
2000, ISBN: 9783896263216
[ED: Hardcover/gebunden], [PU: trafo], Als die Europäer im 16. Jahrhundert auf dem amerikanischen Festland mehr und mehr Fuß fassten, existierten auf dem Doppelkontinent noch zwei mächtig… Mehr…
[ED: Hardcover/gebunden], [PU: trafo], Als die Europäer im 16. Jahrhundert auf dem amerikanischen Festland mehr und mehr Fuß fassten, existierten auf dem Doppelkontinent noch zwei mächtige indianische Reiche: das der Azteken in Mexiko und das Reich der Inka mit dem Kernland in Peru. Und es ist bezeichnend, dass gerade diese beiden, gut organisierten, riesigen Reiche mit ihrem mächtigen wirtschaftlichen und militärischen Potential jeweils von einer »Handvoll« spanischer Abenteurer erobert worden sind. In beiden Fällen gelang es den spanischen Konquistadoren, die bestehenden politischen und ökonomischen Strukturen teilweise für sich zu nutzen und so den Untergang der indianischen Kultur jeweils in einem erstaunlich kurzen Zeitraum herbeizuführen. Das Inkareich war durch eine jahrhundertelange Expansion der Inka entstanden, die ihr Zentrum in Cuzco hatten und von dort aus nach und nach den größten Teil des Andenraumes unter ihre Herrschaft brachten. Der Name »Inka« bezeichnet sowohl den obersten Machthaber als auch die Ethnie der Inka selbst. Es muß also immer zwischen den Inka und dem Inka unterschieden werden. Der Inka, dessen Titel offiziell Sapay Inca lautete, besaß einen Rang, der in unseren Breiten einem König gleichzusetzen ist. Er war der unumschränkte Herrscher über das Reich und er wurde als Sohn der Sonne bezeichnet. Die Sonne wiederum wurde im Inkareich als oberste Gottheit verehrt; im Gegensatz dazu beteten die meisten anderen Bevölkerungsgruppen in der Andenregion den Mond als oberste Gottheit an - so lange, bis die Inka ihre Eroberungen ausdehnten und in den unterworfenen Gebieten den Sonnenkult einführten. Das Imperium der Inka erreichte seine größte territoriale Ausdehnung unter dem Inka Huayna Capac, der etwa von 1493 bis 1524 oder 1527 regierte und die Grenzen des Reiches vor allem nach Norden ausdehnte. Damit betrug die Nord-Süd-Ausdehnung des Reiches mehr als 3.000 Kilometer; es erstreckte sich von Nordchile bis in das heutige Ekuador. Aber dieses riesige Reich, ein Konglomerat aus vielen verschiedenen Ethnien, bestand zu diesem Zeitpunkt und in dieser Ausdehnung gerade einmal einhundert Jahre. In diesem historisch kurzen Zeitraum war das überwiegend aus militärischen Eroberungen hervorgegangene Reich innenpolitisch noch längst nicht gefestigt. Es gab ständig religiöse und politische Konflikte zwischen den eroberten Ethnien und den herrschenden Inka. In den von den Inka eroberten Gebieten blieben die alten Verwaltungsstrukturen weitestgehend erhalten. Die Curaca, die Oberhäupter der eroberten ethnischen Gruppen, behielten zum großen Teil sogar ihre Herrschaft bei, wurden jedoch in die aufgezwungene Zentralverwaltung derart integriert, dass sie als Stütze der Inka-Macht dienen konnten. Zur Konsolidierung ihrer Herrschaft wandten die Inka ein System an, das seit altersher im Andenraum praktiziert wurde: die »Reciprocidad«. Dieses System beruhte auf Leistung und Gegenleistung und wurde zwischen dem Inka und den Curaca der eroberten Gebiete praktiziert. Dabei hatten die Curaca die Aufgabe, mit festgelegten Abgaben für den Inka und seinen Hofstaat zu sorgen. Im Gegenzug verpflichtete sich der Inka zur Waffenhilfe, sorgte für Kleidung und Schmuck der Curaca. Durch dieses System war jedoch die politische und wirtschaftliche Selbständigkeit der einzelnen Curaca nur bedingt eingeschränkt. In ihrem Herrschaftsgebiet verfügten sie über ein großes Maß an Selbständigkeit, die sich später als großer Nachteil für den Inka in seinem Kampf gegen die Spanier erweisen sollte. Die Inka unternahmen den Versuch, die bisherigen Oberhäupter der unterworfenen Ethnien in ihr Herrschaftssystem zu integrieren. So brachte man die Kinder der entthronten Herrscher in die Inka-Hauptstadt Cuzco und verheiratete sie dort zum Teil mit Angehörigen aus dem Inka-Adel. Mit dieser Maßnahme wurde eine langsame Integration der eroberten Gebiete angestrebt. Zusätzlich stellten die Inka auch die Abbildungen der lokalen Gottheiten der eroberten Ethnien im Haupttempel von Cuzco auf. Damit wurden gleich zwei Dinge deutlich gemacht: die Sonne war die oberste Gottheit, akzeptierte aber die anderen Götter - unter sich! Und die Religion der Besiegten wurde nicht grundsätzlich ausgerottet, sondern nur als untergeordnete Religion in das bestehende religiöse Weltbild der Inka eingebaut. Trotzdem waren es gerade die Priester dieser lokalen Kulte, die gegen die Vorherrschaft der Inka aufbegehrten, denn die einzelnen Provinzheiligtümer wurden durch die Integrationsmaßnahmen jeglicher Bedeutung beraubt. Erst unter dem Inka Huayna Capac erlangten sie ihre Geltung wenigstens teilweise wieder zurück. Allerdings muss dazu angemerkt werden, dass die Bevölkerung ihre Götter weiterhin verehrte, es war ihr jedoch verboten, offizielle religiöse Zeremonien an den bisherigen Kultstätten zu zelebrieren. Erst Huayna Capac lockerte dieses Verbot. Aber gerade dieser Inka, der nach Jahrzehnten des Krieges begonnen hatte, sich um die Verwaltung des Riesenreiches zu kümmern, fiel einer heimtückischen Krankheit zum Opfer, die es bis dahin nicht in der Welt der Andenvölker gegeben hatte; es handelte sich aller Wahrscheinlichkeit nach um die Pocken. Diese Krankheit war von den Spaniern eingeschleppt worden, als sie im Verlaufe ihrer zweiten Erkundungsfahrt nach Peru (1526/27) von Panama aus bis an die nördliche Grenze des Inkareiches stießen. Dort hatten sie ersten Kontakt mit den Einwohnern dieses Reiches. Und als sich die Spanier auf die Rückreise begaben, um für ihre endgültige Expedition eine kampfstarke Truppe auszurüsten, kam es ohne ihr direktes Zutun zu einer Katastrophe im Inkareich, die auf die nachfolgende Entwicklung keinen unerheblichen Einfluss haben sollte. Die von den Spaniern eingeschleppten Pocken richteten unter den Indianern des Andengebietes ein wahres Massaker an. Die amerikanischen Ureinwohner hatten praktisch keine Möglichkeit, sich vor dieser vollkommen unbekannten Krankheit zu schützen. Es gab keine Gegenmittel und bis das körpereigene Immunsystem gegen diese Virenepidemie Abwehrstoffe entwickelt hatte, ging viel Zeit ins Land. Viele Menschen, vor allem im Norden des Landes, starben an den Folgen der Pocken. Unter den Opfern war nicht nur der Sapay Inca, sondern auch dessen Sohn Ninan Cuyuchi. Der Tod dieser beiden Männer bewirkte im Reich Unruhen, die sich bis zum bewaffneten Kampf ausweiteten. Das Problem lag in der Tatsache begründet, dass die Thronfolge im Inkareich nicht einheitlich geregelt war. Der Inka hatte stets viele Frauen und von diesen Frauen nicht wenige Kinder. Aber es gab keine einheitlich geregelte Reihenfolge der Thronerben für den Fall, dass der Inka sterben sollte. Die bisher bekannten Informationen lassen darauf schließen, dass nicht der älteste Sohn automatisch zum neuen Inka wurde, sondern der Inka wählte noch zu Lebzeiten unter seinen Söhnen den fähigsten aus. Bei dieser Auswahl spielten auch die Adelsgeschlechter eine große Rolle, denn sie mussten den Inka anerkennen. Deshalb war es im Inkareich in der Vergangenheit bereits häufiger zu Kämpfen um den Thron gekommen. Beispielsweise hatte noch der gerade verstorbene Sapay Inka Huayna Capac mit seinem Bruder Capac Huari um die Thronfolge gekämpft. Nach dem Tod des Huayna Capac sahen nun die verschiedenen Adelsgeschlechter die Möglichkeit gekommen, ihrem Favoriten die Borla, die Insignie des regierenden Sapay Inca, anzulegen. Anscheinend standen sich nur zwei große Gruppierungen gegenüber: der in der alten Hauptstadt Cuzco verbliebene Teil des Adels auf der einen Seite und der Adel, der mit dem Inka Huayna Capac die letzten zehn Jahre im Norden des Reiches verbracht hatte, auf der Gegenseite. Da sich Huayna Capac mit seinen Vertrauten jahrelang in den neu eroberten Gebieten im Norden aufgehalten und somit praktisch den Regierungssitz von Cuzco nach Tomebamba verlegt hatte, brach er mit den bisherigen Traditionen. Er machte sich dadurch den Teil des Adels zum Feind, der in Cuzco verblieben war und miterleben musste, wie die Bedeutung der Hauptstadt immer mehr zurückging. Durch die etwa zehnjährige Abwesenheit des Inka aus Cuzco wurden dort die traditionellen religiösen Feste ohne ihn gefeiert oder aber von Cuzco nach Tomebamba verlegt. Weil Huayna Capac außerdem noch das Amt des Oberpriesters der Sonne für sich beanspruchte, waren viele Adelsgeschlechter, die ihren Einfluß zunehmend schwinden sahen, gegen den Inka. Im Zuge der Veränderungen in den letzten Regierungsjahren Huayna Capacs hatte es innerhalb der Adelsgruppierungen Kämpfe um den Erhalt ihrer alten oder um den Erwerb neuer Privilegien gegeben. Diese Entwicklung führte nach dem Tod des Inka zwangsläufig zu einer Krise, deren Höhepunkt der bewaffnete Kampf zwischen den beiden Brüdern Atahuallpa und Huascar war. Im Mai 1532 trug Atahuallpa den endgültigen Sieg über seinen Bruder davon. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es noch keine direkte Konfrontation mit den Truppen Franzisco Pizarros gegeben, obwohl diese bereits im Dezember des Vorjahres an den Grenzen des Reiches aufgetaucht waren. Aber erst im April 1532 besetzten sie die Stadt Tumbes und holten dort ausführliche Erkundigungen über ihr Ziel ein. Im Mai gründete Pizarro im Tangarara-Tal die spanische Siedlung San Miguel de Piura. Erst am 24. September brachen die Spanier ins Landesinnere auf, um Atahuallpa aufzusuchen. Zu diesem Zeitpunkt hatte dieser also schon seine Position im Inkareich eindeutig gefestigt, sein Sieg über Huascar lag vier Monate zurück und er hatte begonnen, seine Macht zu konsolidieren. Es gibt viele Vermutungen, warum Atahuallpa nichts gegen die fremden Eindringlinge unternahm. Spätestens auf ihrem Marsch ins Landesinnere hätte es ihm eigentlich möglich sein müssen, sie anzugreifen. Aber der Inka unternahm nichts dergleichen. Nach der spanischen Eroberung führten die königlichen Beamten Befragungen unter den Indianern durch; dabei wurde auch protokolliert, dass man im Umfeld Atahuallpas der Meinung war, dieser würde die Eindringlinge allein wegen ihrer geringen Mannschaftsstärke nicht als Gefahr einschätzen und hätte sich für überlegen gehalten. Zwar ist diese Variante bei einem gerade siegreichen Heerführer nicht von der Hand zu weisen, aber inwieweit die befragten Zeugen als sichere Quelle gelten können, ist fragwürdig. Pizarro verfügte auf seinem Marsch bereits über die Unterstützung von indianischen Hilfstruppen, die ihm viele logistische Probleme wie die Suche nach dem richtigen Weg, den Transport von Ausrüstung und Verpflegung und auch die ständige Versorgung mit Nahrungsmitteln abnahmen. So traf er mit seiner kleinen Streitmacht am 15. November in Cajamarca ein. Dort hatte Atahuallpa sein Quartier aufgeschlagen; aber während der Inka mit seiner Armee vor den Toren der Stadt lagerte, nahm Pizarro in der Stadt selbst Quartier. Am folgenden Tag suchte der Inka Pizarro in der Stadt auf, er kam mit einem großen Gefolge, aber unbewaffnet. Pizarro konnte sich in einem Handstreich der Person des Inka bemächtigen. Mit der Gefangennahme des Herrschers besaßen die Spanier ein unschätzbares Pfand, denn so lange sich der Inka in der Gewalt der Fremden befand, wurden sie nicht angegriffen. Innerhalb weniger Augenblicke hatte sich für die weitere Entwicklung im Inkareich eine völlig neue Perspektive aufgetan. Die beiden bisherigen Rivalen um die Macht befanden sich in Gefangenschaft: Huascar in den Händen von Atahuallpas Heerführern und Atahuallpa selbst war Gefangener der Spanier. Dadurch kam es zu einer Situation, die für die Spanier viele Vorteile brachte - sie hatten den eigentlichen Herrscher des Landes in ihrer Gewalt und konnten über ihn den Einwohnern ihre Wünsche diktieren. So trugen die inkaischen Untertanen auf Befehl des Inka im ganzen Land Gold und Silber zusammen, um den Kerker ihres Gebieters damit zu füllen. Diese Bedingung hatte Pizarro dem Inka gestellt, wenn dieser seine Freiheit erlangen wollte. Aber Atahuallpa, der regelmäßig Besuch von seinen Beratern erhalten konnte, griff auch aktiv in das Geschehen ein. Als er befürchtete, dass die Spanier mit dem gefangenen Huascar zusammenarbeiten könnten, ließ er diesen umbringen. Diese Maßnahme gab ihm jedoch nur einen kurzen Aufschub. Auf Beschluß eines von Pizarro inszenierten Schauprozesses wurde er im Juni oder Juli 1533 hingerichtet. Unter anderem warf man ihm die Ermordung seines Bruders Huascar vor. Die Spanier waren also durch ihre Verbündeten sehr gut über alle Vorgänge im Reich unterrichtet. Nach der Erdrosselung Atahuallpas wurde Tupa Huallpa von Pizarro zum neuen Sapay Inka ernannt. Vorgeschlagen hatten die Ernennung die Parteigänger des ermordeten Inka. Allerdings vertraten sie nicht die Mehrheit des inkaischen Adels. Es zeigte sich, dass sich der inkaische Adel in verschiedene Interessengruppen aufspaltete, die sich auch untereinander bekämpften, anstatt gemeinsam gegen die spanischen Eroberer vorzugehen. Während Pizarro mit seiner Streitmacht und dem von ihm ernannten Inka im Gefolge auf die Hauptstadt Cuzco marschierte, wurde er ständig von Quizquiz, einem der Heerführer Atahuallpas, angegriffen. Dagegen ging Rumiñahui, ein weiterer der Heerführer Atahuallpas, nach Quito, im Norden des Reiches, um dort eine von Cuzco unabhängige Herrschaft zu errichten. In Cuzco selbst einigten sich die dortigen Adelsgruppierungen unter Führung des Oberpriesters der Sonne, der in der Quechua-Sprache Huillauma genannt wird, auf Paullu Inca, einen weiteren Sohn des Huayna Capac, als neuen Inka. Dieser Vorschlag wurde auch an Quizquiz herangetragen, der sich jedoch weigerte, Paullu anzuerkennen. Mitte Oktober erreichten die Spanier auf ihrem Marsch nach Cuzco das Tal von Jauja. Dort starb überraschend der Inka Tupa Huallpa. Pizarro verdächtigte Challcochima, einen der Heerführer Atahuallpas, den Inka vergiftet zu haben. Er begründete seinen Verdacht damit, dass Challcochima in Cajamarca gegen Tupa Huallpa gestimmt hatte und für Titu Atauchi, den ältesten Sohn Atahuallpas, eingetreten war. Deshalb wurde er zum Tod durch Verbrennen verurteilt. Und bereits einen Tag später traf Pizarro, jetzt nur noch 25 Kilometer von Cuzco entfernt, im Tal von Jaquijaguana, auf Manco Inca Yupanqui. Dieser war ebenso wie Paullu ein Sohn des Huayna Capac. Durch dieses von Manco arrangierte Zusammentreffen kam er dem Huillauma und seinen Anhängern zuvor, die Pizarro in Cuzco erwarteten. Manco bot Pizarro ein Bündnis an: er forderte Unterstützung bei seiner Einsetzung zum Sapay Inka und stellte im Gegenzug seine militärische Hilfe im Kampf gegen Quizquiz in Aussicht. Beide konnten sich sehr schnell einigen, so dass noch am selben Tag die sogenannte Allianz von Jaquijaguana zustande kam., DE, [SC: 3.00], wie neu, gewerbliches Angebot, 215x150 mm, 144, [GW: 250g], [PU: Berlin], 1. Aufl., Banküberweisung, Offene Rechnung, PayPal, Offene Rechnung (Vorkasse vorbehalten), Internationaler Versand<
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Bibliographische Daten des bestpassenden Buches
Detailangaben zum Buch - Kampf um die Inkastadt Cuzco. Aufzeichnungen eines anonymen Zeitzeugen 1535-1539
EAN (ISBN-13): 9783896263216
ISBN (ISBN-10): 3896263218
Gebundene Ausgabe
Taschenbuch
Erscheinungsjahr: 2001
Herausgeber: Berlin, Trafo-Verlag,
Buch in der Datenbank seit 2007-04-28T17:28:07+02:00 (Berlin)
Detailseite zuletzt geändert am 2024-04-26T10:06:58+02:00 (Berlin)
ISBN/EAN: 3896263218
ISBN - alternative Schreibweisen:
3-89626-321-8, 978-3-89626-321-6
Alternative Schreibweisen und verwandte Suchbegriffe:
Autor des Buches: mario koch, desconocido
Titel des Buches: kampf die inkastadt cuzco, aufzeichnungen zeitzeugen inkastadt anonymen cuzco eines kampf 1535 1539
Daten vom Verlag:
Autor/in: Mario Koch
Titel: Cognoscere Historias; Kampf um die Inkastadt Cuzco - Aufzeichnungen eines anonymen Zeitzeugen 1535-1539
Verlag: trafo
144 Seiten
Erscheinungsjahr: 2000-12-04
Übersetzer/in: Mario Koch (Spanisch)
Gewicht: 0,300 kg
Sprache: Deutsch
12,80 € (DE)
13,20 € (AT)
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zahlr., z.T. farb. Fotos u. Abb., Reg.
BA; KART; Pizarro, Hernando; Cuzco; Atahuallpa; Inka-Reich; Capac, Huayan; Pizarro, Franzisco; Spanien /Neuere Geschichte; Cuzco /Militär; Inkareich /Neuere Geschichte
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