Der undenkbare Dritte: Vorsokratische Anfänge des eurogenen Naturverhältnisses - Taschenbuch

Der Autor untersucht die Entstehung des philosophischen Denkens in der griechischen Antike vor dem Hintergrund des aufkommenden Zwischenhandels. Einleitende Kapitel widmen sich der prekären Gegenwart der Antike und ihrer besonders mit Friedrich Nietzsche verbundenen Entzauberung. Im systematischen Teil dominiert die Entdeckung, daß schon die vorsokratische Naturphilosophie, anders als dies bisher angenommen wird, von der Auseinandersetzung mit dem Relationalen geprägt ist. Was uns als Triumph der Relativitätstheorie geläufig ist, die konsequente Anwendung des relationalen Denkens, nimmt seinen ersten Anlauf in der Vorsokratik. Ein Kulturvergleich demonstriert den spezifisch abendländischen Charakter dieser Denkbewegung. Im historischen Teil widmet sich die Untersuchung den gesellschaftlichen Anstößen für die antike Erfahrung des Relationalen. Wichtige Neuerungen in der Ökonomiegeschichte und in der Phönizierforschung führen über die bekannten Rekonstruktionen der Philosophieentstehung hinaus. Das archaische Netzwerk des Zwischenhandels zeigt sich als die entscheidende kulturgenetische Kraft der antiken mediterranen Welt. In einer gesellschaftstheoretischen Aufarbeitung der historischen Befunde erweist sich die Tauschvermittlung als ein mächtiges Modell für soziale Interaktion. Durch die entsprechende Formung des sozialen Kosmos gerät auch die an ihm orientierte Konstruktion von Natur in Bewegung. Insgesamt trägt die Arbeit den Charakter einer Archäologie des seit Max Weber diskutierten okzidentalen Sonderweges.