Die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland von Rainer Hoffschildt KZ Moringen Nationalsozialismus Homosexualität homosexuelle Häftlinge Schwulen und Lesben der Weimarer Republik Lustknaben KZ-Häftlinge Drittes Reich Konzentrationslager - Taschenbuch
2002, ISBN: 9783861490968
Gebundene Ausgabe
München, Beck, 2000. Gr.8°, 1094 S., OLwd. m. OU., Rücken min. beschienen, sonst tadell. - Michael Theunissen führt den Leser durch zweihundertfünfzig Jahre griechischer Geistesgeschicht… Mehr…
München, Beck, 2000. Gr.8°, 1094 S., OLwd. m. OU., Rücken min. beschienen, sonst tadell. - Michael Theunissen führt den Leser durch zweihundertfünfzig Jahre griechischer Geistesgeschichte und macht ihn zugleich vertraut mit Grundbegriffen der griechischen Philosophie. Dabei unternimmt er erstmalig den Versuch, vor diesem gewaltigen Epochenhintergrund das dichterische Werk Pindars, das seinen Ausgangs- und Bezugspunkt bildet, philosophisch zu interpretieren.Fixpunkte dieser fesselnden tour d horizon durch jene literarischen Zeugnisse, die während 250 Jahren entstanden und unverbrüchliche Bestandteile unseres kulturellen Gedächtnisses geworden sind, bilden die Oden Pindars. Von ihnen ausgehend und auf sie hin werden Epos und lyrische Poesie auf ihre Aussagen über Glück und Unheil, Ausgeliefertsein und Geborgensein, über Glanz und Elend des Menschen befragt. Deutlich wird, daß der Mensch letztlich ein Spielball der Götter ist und sich nur behutsam tastend einer ihm verhängten Zukunft nähern kann. Deutlich wird aber auch, daß der verantwortungsvoll handelnde Mensch Möglichkeiten erlangt, über sein Los und seine zeitliche Gebundenheit hinauszuwachsen, wenn er sich vor den Gefahren der Hybris hütet, sich die Scheu vor den Göttern bewahrt und sein Leben mutig und selbstbewußt gestaltet. Wie dieses Übersteigen der eigenen Grenzen aussehen mag, zeichnet der Autor in einfühlsamer sprachlicher Differenziertheit nach. Dafür, daß die Lektüre dieses Buches ein echtes intellektuelles Abenteuer wird und nicht auf der Stufe beliebiger Anmutung verharrt, garantieren scharf konturierte, gut nachvollziehbare Erklärungen zentraler Begriffe wie Hoffnung, Glück und Schicksal, aber natürlich auch all jener Wörter, die den Zeitbezug des menschlichen Daseins beschreiben. 010, München, Beck, 2000, 0, Herbig, 2002. 2002. Hardcover. 28,6 x 21,8 x 2,6 cm. Lassen sich heute noch Schätze finden? Kann heute noch, besonders in den Alpen, wo jeder Quadratmeter Boden erforscht scheint und Millionen Touristen sich aufmachen, diese Berge kennen zu lernen, Neuland betreten werden? Ist es heute noch möglich, der Wissenschaft grundlegend neue Erkenntnisse zu vermitteln? Michael Wachtler und Georg Kandutscht setzen sich auf die Spuren jener Menschen, denen die größten Funde und Entdeckungen in den Alpen gelangen. Weil ein unergründlicher Zufall ihr Leben von einem Tag auf den anderen änderte, ohne dass sie wussten, warum. Weil sie im richtigen Augenblick an der richtigen Stelle waren. Weil sie akribisch forschten und ihr Glück damit erzwangen. Die Schicksale dieser Menschen und ihre Geschichte werden aufgezeigt Es waren Menschen die etwas vollbrachten Der sogenannte Abschaum der Menschheit war genauso darunter, wie Genies. Erzählt wird die Geschichte der großen Funde, vom Ötzi, bis zum Fund der Goldmaske in der Steiermark, von Dinosaurierfunden bis hin zu den größten Kristall- Gold- und Edelsteinfunden in den Alpen. Die Berge der Alpen sind mittlerweile alle in den unzähligsten Varianten und Superdirettissimas bestiegen. Das Neuland liegt nicht mehr im Besteigen, es liegt im Erkennen der Geheimnisse der Berge. Der Jahrhundertfund des Ötzi geschah an der Schwelle zum 3. Jahrtausend. Wäre er früher gefunden worden, hätte man ihn wahrscheinlich in einem Friedhof als armen Sünder vergraben. Manchmal muss erst die Zeit für große Funde kommen. Sammler, Sucher und Schatzgräber werden bei ihrer Arbeit beobachtet. Und damit auch die Forscher, die Laien, die Glückspilze, die Phantasten, die Gelehrten, die Narren. Die Entdeckungsgeschichte wird so zu einem Gang durch die Jahrmillionen an. Von den großen Künsten des Menschen geht der Weg zu den Eiszeiten mit ihren Mammuts und Höhlenbären. Außterordentliche Funde dokumentieren, dass die Alpen die meiste Zeit in der Nähe des Äquator lagen und tropische Meere alles beherrschten. Zeugnisse vergangener Riesenkatastrophen, die alles Leben zerstörten werden genauso aufgezeigt, wie die das Leben der Dinosaurier oder die Entstehung der Riesenkristalle. Dieses Buch soll auch Wege öffnen. Aufzeigen, dass in diesen Alpen immer noch Neuland möglich ist. Für alle. Für die Jugendlichen und für unsere zukünftigen Generationen. Nichts fällt leicht, alles muss schwer erarbeitet werden. Man muss bereit sein für etwas zu kämpfen. Man muss nur wollen. Die beiden Autoren werden selbst zu Suchern und Findern. Es gelangen ihnen die größten Kristallfunde der Alpen, innerhalb weniger Jahre fanden sie Dinosaurier und Pflanzenwelten längst vergangener Zeiten. Sollen die Schicksale all dieser Menschen, die hier verfolgt werden, als Maßstab dienen. Menschen am Abgrund, Funde und Sensationen werden in diesen wilden Alpen gesucht und in spannender Form beschrieben. Georg Kandutsch, Mineraloge und Paläontologe, und Michael Wachtler, Journalist und Filmemacher, verfolgen die Spuren der größten Abenteurer und spektakulärsten Funde in den Alpen. Archäologische Schätze, die die Menschheit bewegten, die größten Kristallfunde sowie tiefe Einblicke in die Urzeit der Entstehungsgeschichte der Alpen werden dabei gezeigt. Vordergründig beschäftigten sich beide Autoren mit der Frage, ob es heute noch möglich ist, in den Alpen Schätze zu finden, die Eingang in die Geschichtsbücher finden. Und sie entdeckten bei ihrer Suche am Abgrund des Menschenmöglichen immer wieder Neuland. So wurde dieses Buch zu einem einzigartigen Dokument, dass diese Alpen immer noch Sensationelles und Unentdecktes bergen. Über den Autor:Michael Wachtler ist ein erfahrener Journalist und Filmemacher, er wurde 1959 in Südtirol geboren. Er wandte sich schon früh dem Journalismus zu. Eine große Anzahl von Fernsehdokumentationen und Buchveröffentlichungen fanden ein begeistertes Publikum. Durch seine spannenden Reportagen und Erzählungen gelingt es ihm, schwer fassbare wissenschaftliche Zusammenhänge sichtbar zu machen. Georg Kandutsch ist Mineraloge und Paläontologe und wurde 1959 in Kärnten geboren. Er studierte Mineralogie und Geologie und ist in den Alpen zum Sinnbild des extremen Abenteurers und Suchers geworden. Er hat im Laufe der Jahre eine große Anzahl von bedeutenden Kristallfunden gemacht, die Mineraliengeschichte geschrieben haben. In einer Aufsehen errregenden Doktorarbeit gelang es ihm, Neuland auf dem Gebiet der Entstehung der alpinen Klüfte zu beschreiten. Lassen sich heute noch Schätze finden? Kann heute noch, besonders in den Alpen, wo jeder Quadratmeter Boden erforscht scheint und Millionen Touristen sich aufmachen, diese Berge kennen zu lernen, Neuland betreten werden? Ist es heute noch möglich, der Wissenschaft grundlegend neue Erkenntnisse zu vermitteln? Michael Wachtler und Georg Kandutscht setzen sich auf die Spuren jener Menschen, denen die größten Funde und Entdeckungen in den Alpen gelangen. Weil ein unergründlicher Zufall ihr Leben von einem Tag auf den anderen änderte, ohne dass sie wussten, warum. Weil sie im richtigen Augenblick an der richtigen Stelle waren. Weil sie akribisch forschten und ihr Glück damit erzwangen. Die Schicksale dieser Menschen und ihre Geschichte werden aufgezeigt Es waren Menschen die etwas vollbrachten Der sogenannte Abschaum der Menschheit war genauso darunter, wie Genies. Erzählt wird die Geschichte der großen Funde, vom Ötzi, bis zum Fund der Goldmaske in der Steiermark, von Dinosaurierfunden bis hin zu den größten Kristall- Gold- und Edelsteinfunden in den Alpen. Die Berge der Alpen sind mittlerweile alle in den unzähligsten Varianten und Superdirettissimas bestiegen. Das Neuland liegt nicht mehr im Besteigen, es liegt im Erkennen der Geheimnisse der Berge. Der Jahrhundertfund des Ötzi geschah an der Schwelle zum 3. Jahrtausend. Wäre er früher gefunden worden, hätte man ihn wahrscheinlich in einem Friedhof als armen Sünder vergraben. Manchmal muss erst die Zeit für große Funde kommen. Sammler, Sucher und Schatzgräber werden bei ihrer Arbeit beobachtet. Und damit auch die Forscher, die Laien, die Glückspilze, die Phantasten, die Gelehrten, die Narren. Die Entdeckungsgeschichte wird so zu einem Gang durch die Jahrmillionen an. Von den großen Künsten des Menschen geht der Weg zu den Eiszeiten mit ihren Mammuts und Höhlenbären. Außterordentliche Funde dokumentieren, dass die Alpen die meiste Zeit in der Nähe des Äquator lagen und tropische Meere alles beherrschten. Zeugnisse vergangener Riesenkatastrophen, die alles Leben zerstörten werden genauso aufgezeigt, wie die das Leben der Dinosaurier oder die Entstehung der Riesenkristalle. Dieses Buch soll auch Wege öffnen. Aufzeigen, dass in diesen Alpen immer noch Neuland möglich ist. Für alle. Für die Jugendlichen und für unsere zukünftigen Generationen. Nichts fällt leicht, alles muss schwer erarbeitet werden. Man muss bereit sein für etwas zu kämpfen. Man muss nur wollen. Die beiden Autoren werden selbst zu Suchern und Findern. Es gelangen ihnen die größten Kristallfunde der Alpen, innerhalb weniger Jahre fanden sie Dinosaurier und Pflanzenwelten längst vergangener Zeiten. Sollen die Schicksale all dieser Menschen, die hier verfolgt werden, als Maßstab dienen. Menschen am Abgrund, Funde und Sensationen werden in diesen wilden Alpen gesucht und in spannender Form beschrieben. Georg Kandutsch, Mineraloge und Paläontologe, und Michael Wachtler, Journalist und Filmemacher, verfolgen die Spuren der größten Abenteurer und spektakulärsten Funde in den Alpen. Archäologische Schätze, die die Menschheit bewegten, die größten Kristallfunde sowie tiefe Einblicke in die Urzeit der Entstehungsgeschichte der Alpen werden dabei gezeigt. Vordergründig beschäftigten sich beide Autoren mit der Frage, ob es heute noch möglich ist, in den Alpen Schätze zu finden, die Eingang in die Geschichtsbücher finden. Und sie entdeckten bei ihrer Suche am Abgrund des Menschenmöglichen immer wieder Neuland. So wurde dieses Buch zu einem einzigartigen Dokument, dass diese Alpen immer noch Sensationelles und Unentdecktes bergen. Über den Autor:Michael Wachtler ist ein erfahrener Journalist und Filmemacher, er wurde 1959 in Südtirol geboren. Er wandte sich schon früh dem Journalismus zu. Eine große Anzahl von Fernsehdokumentationen und Buchveröffentlichungen fanden ein begeistertes Publikum. Durch seine spannenden Reportagen und Erzählungen gelingt es ihm, schwer fassbare wissenschaftliche Zusammenhänge sichtbar zu machen. Georg Kandutsch ist Mineraloge und Paläontologe und wurde 1959 in Kärnten geboren. Er studierte Mineralogie und Geologie und ist in den Alpen zum Sinnbild des extremen Abenteurers und Suchers geworden. Er hat im Laufe der Jahre eine große Anzahl von bedeutenden Kristallfunden gemacht, die Mineraliengeschichte geschrieben haben. In einer Aufsehen errregenden Doktorarbeit gelang es ihm, Neuland auf dem Gebiet der Entstehung der alpinen Klüfte zu beschreiten., Herbig, 2002, 0, Siedler Verlag, Auflage: 2. Auflage: 2. Hardcover. 21,8 x 14,2 x 2,4 cm. Ausgesetzt in Sibirien – Stalins grausames Experiment - Nicolas Werth erzählt ein Kapitel der Geschichte des Stalinismus, das bislang sowohl der Öffentlichkeit als auch der Forschung unbekannt war. Anfang der 30er Jahre befahl Stalin die massenhaften Deportationen von so genannten »sozial schädlichen Elementen« auf die Insel Nasino in Sibirien. Am Rande der Zivilisation kam es zu Gewaltexzessen und zu Fällen von Kannibalismus. Frühsommer 1933. Während in Deutschland die Nationalsozialisten an die Macht kommen, befiehlt Stalin die »Säuberung der Städte«. Im Klartext bedeutete das die massenhafte Deportation von – tatsächlichen und vermeintlichen – Regimegegnern der Sowjetunion. Sie wurden vor allem aus den russischen Großstädten in die unwirtlichen Regionen Sibiriens gebracht und dort ihrem Schicksal überlassen. Nicolas Werth hat eine besonders grausame Episode dieser »Säuberungswelle « erforscht und erzählt erstmals die Vorkommnisse auf der »Insel der Kannibalen«. Stalin ließ Tausende von Menschen auf Nasino aussetzen – einer Insel inmitten eines sibirischen Flusses. Moskau nahm bewusst in Kauf, dass viele Menschen dabei verhungerten. Es kam zu Menschenjagden und einigen dutzend Fällen von Kannibalismus unter den Deportierten. Nicolas Werth kann sich bei seiner Darstellung auf bisher unbekannte Dokumente aus dem zentralen Archiv des russischen Geheimdienstes stützen, das für Forscher in der Regel unzugänglich ist. In diesem vergessenen Gulag, so kann Werth eindrucksvoll zeigen, führte die stalinistische Utopie einer neuen Gesellschaft zum vorzivilisatorischen Krieg aller gegen alle. Nicolas Werth ist ein herausragender Historiker und als Autor des »Schwarzbuch des Kommunismus« international bekannt. Über den Autor: Nicolas Werth lehrt Geschichte am renommierten französischen Institut für Zeitgeschichte CNRS (Centre national de la recherche scientifique) mit dem Schwerpunkt Geschichte der UdSSR. Von 1985 bis 1989 war er Kulturattaché der französischen Botschaft in Moskau Besprechung / Review zu "Die Insel der Kannibalen": „Nicolas Werths nüchterne Studie „Insel der Kannibalen“ zeigt exemplarisch, wie dünn die Linie zwischen scheinbar modernen Maßnahmen eines sozialen Ingenieurstums und atavistischen Vernichtungsreflexen ist, sobald die aussortierten Menschen zu reinen Objekten ohne Stimme und ohne Gesicht geworden sind.“ Zehntausende Menschen, die man in den großen Städten des europäischen Rußlands aufgegriffen hat, werden auf einer unbewohnten Insel im Ob unter freiem Himmel als Siedler" ausgeladen, ohne jede Hilfsmittel und in ihrer städtischen Kleidung. Daß für sie bestimmte Mehl wird einfach ausgekippt, ohne Dach darüber, so daß es bei Wind und Wetter verkommt. Unter diesen Menschen bricht jede Ordnung zusammen, und sie sterben wie die Fliegen. Doch bald schwingen sich einige wenige zu Herren über die anderen auf und überleben, weil sie die Unterdrückten nicht nur ausrauben, sondern sogar schlachten und aufessen. Unbeschreibliche Horroszenen spielen sich ab. Durch Flüchtende erfahren auch die einheimischen Sibirier von den schrecklichen Zuständen auf der Insel. Auch 5000 Zigeunern, die man in einem geschlossenen Transport auf ähnliche Weise seßhaft" machen will, gelingt durch ihren sozialen Zusammenhalt die Flucht. Ein junger mutiger Kommissar schickt einen Bericht an Stalin. Der zieht 1933 den Schluß, daß die unbewachten Todessansiedlungen offenbar nicht die beste Lösung sind und schickt 1937 noch viel größere Menschenmassen, die sich nun in mehr oder weniger geordneten und bewachten Lagern des "Archipels Gulag" zu Tode arbeiten müssen. Nicolas Werth beschreibt mit Gründlichkeit den von Stalin ausgelösten Wahnsinn, die "Städte zu säubern". Er beseitigte die Großbauern und löste Hungersnöte aus,die Millionen Menschen das Leben kosteten. Menschen wurden willkürlich von der Straße verschleppt und ins ferne Sibirien geschickt, wo sie ohne Ausrüstung und Nahrung der Natur und Kälte ausgesetzt waren und regelrecht vertierten. Diese Gulags waren lange Zeit ein Tabuthema - Werth macht das Ausmaß dieses Verbrechens an der Menschlichkeit sehr nachdrücklich deutlich. Ein wichtiges Buch. Geschichte Stalinismus Ideologie Straflager Übersetzer Enrico Heinemann, Norbert Juraschitz Sprache deutsch Maße 135 x 215 mm Einbandart gebunden Geschichte Politik 20. Jahrhundert bis 1945 Sibiria Geschichte Stalinismus Ideologie Straflager ISBN-10 3-88680-853-X / 388680853X ISBN-13 978-3-88680-853-3 / 9783886808533 Waleri Fast ist Gründungsmitglied der Tomsker Filiale von Memorial, einer Organisation, die zu Zeiten der Gorbatschowschen Perestroika gegründet wurde, um die Erinnerung an die politische Unterdrückung in der UdSSR lebendig zu halten. Am 21. Juli 1989 sprach Fast in dem Dörfchen Nasino am Ufer des Ob, ungefähr neunhundert Kilometer nordwestlich von Tomsk, mit der Kleinbäuerin Taissja Michailowna Tschokarewa, einer Angehörigen der Volksgruppe der Ostiaken, die diese unwirtliche Gegend Sibiriens schon lange vor Ankunft der Russen besiedelt hatten. Fast zeichnete das folgende Zeugnis auf: »Wir lebten in Ergankina. Jedes Jahr zogen wir los, um auf der Insel Nasino die Pappelrinde zu verkaufen, die wir über den Fluss verschifften. Das war unser einziger Broterwerb. Wir waren mit der Familie und Lebensmitteln losgezogen, um dort die Saison zu verbringen. Und was sahen wir? Überall Leute. Man hatte sie auf die Insel gebracht. Es muss ’32 oder ’33 gewesen sein. ’33 im Frühjahr. Ich war 13 Jahre alt. Wir kamen im Dorf Nasino an, das der Insel gegenüber am Ufer liegt. Die Leute sagten: ›Sie haben Leute auf die Insel gebracht.‹ Wie viele? So um die 13 000! So viele Menschen! Wir verstanden gar nicht, was los war. Sicher war jedenfalls, dass für uns die Saison gelaufen war. Sie hatten all diese Leute auf der Insel abgeladen, einfach so, unter freiem Himmel. Das weiß ich noch. Die Leute versuchten zu fliehen. Sie fragten: ›Wo ist die Eisenbahn?‹ Wir wussten nichts von einer Eisenbahn. Sie fragten: ›Wo ist Moskau? Wo Leningrad?‹ Das konnten wir doch nicht wissen. Wir hörten zum ersten Mal von diesen Städten. Wir sind Ostiaken. Die hungernden Menschen flohen. Sie bekamen eine Handvoll Mehl. Das vermengten sie mit Wasser, schlürften es und bekamen sofort Durchfall! Das hatte man noch nicht gesehen. Die Leute starben wie die Fliegen. Sie brachten sich gegenseitig um. Am Flussufer neben der Insel gab es einen ganzen Berg Mehl. Es war wirklich genug da, um die Leute zu versorgen, und was passierte? Sie gaben ihnen gerade einmal eine Handvoll. Auf der Insel war ein Aufseher namens Kostja Wenikow, ein junger Kerl. Er machte einem schönen Mädchen, das man hierher gebracht hatte, den Hof. Er beschützte sie. Eines Tages konnte er nicht zur Arbeit erscheinen und sagte einem Genossen: ›Pass du auf sie auf.‹ Aber bei diesen ganzen Leuten in der Umgebung konnte der nicht viel ausrichten Leute haben sie geschnappt und an eine Pappel gefesselt. Sie haben ihr die Brüste abgeschnitten, die Muskeln, einfach alles, was essbar ist Sie hatten Hunger, essen muss man eben. Als Kostja wiederkam, lebte sie noch. Er wollte sie retten, aber sie ist verblutet. Der Junge hatte Pech. Solche Dinge waren an der Tagesordnung. Wenn man an der Insel entlang ging, sah man in Lappen gewickelte Stücke Fleisch. Menschenfleisch, herausgeschnitten und an den Bäumen aufgehängt. Wenn der Arzt Jakim Iwanowitsch vorbeikam, soll es auf der Insel geheißen haben: ›Der wäre ein guter Happen, fett wie der ist.‹ Der Arzt ist geflohen. Die Miliz hat ihn geholt, damit er nicht aufgefressen wird. Dann ist er als Volksfeind verhaftet worden. Und dabei gab es am Flussufer Massen von Mehl! Sie hatten zur Versorgung der Leute einen ganzen Berg Mehl angekarrt. Aber keiner weiß, was sie damit gemacht haben. Sicher ist nur, dass das Mehl schon faulte. Vielleicht wurde es auch gestohlen. Gestohlen oder nicht, ich weiß nur, dass die Leute verhungerten. Sie hatten zwei Aufseher mit ihren Familien zu uns nach Ergankina geschickt. Sie sollten unser Dorf beschützen, falls diese uns angreifen würden. Sobald die Aufseher einen erwischten, schleppten sie ihn auf einen Kahn und verfrachteten ihn auf die andere Seite des Flusses in Richtung Alt-Nasino. Dann knallten sie ihn ab und warfen die Leiche in den Fluss, die dann von der Strömung fortgetragen wurde. Da waren der Aufseher und Wassili Pjatkin, ein ehemaliger Verurteilter, der sich in Nasino und dann bei uns in Ergankina niedergelassen hatte. Diese beiden kümmerten sich darum, die Leute auf die andere Seite zu schaffen und sie zu erschießen Unterwegs zwangen sie sie, schweinische Lieder zu singen. Sie warfen ihnen einen Kanten Brot hin, die Leute stürzten sich gierig darauf, dann mussten sie wieder singen. Als das Wasser zurückging, ging Irina mit den Tweretins zum Heumachen. Tweretin, Pjotr Alexejewitsch, führte den Laden in Ergankina, und Irina half aus. Als Irina vom Heu zurückkam, sagte sie mir: ›So ein Gestank! Ein Gestank!‹ Es war mir klar, dass sie nach etwas gesucht hatte. Sie wusch sich dauernd die Hände, und dann ging sie wieder zu den Toten. Als ich auch in die Felder ging, hielt ich mir meine Ostiakennase zu. Wie das gestunken hat. Die Toten waren verwest, lagen schon über einen Monat dort. Mir wurde klar, dass Tweretin und Irka den Leichen die Goldzähne herausrissen. ›Der Chef zwingt mich dazu‹, sagte mir Irka. In Alexandrowskoje gab es einen Torgsin, aber die nahmen kein Gold mehr. Tweretin arbeitete im Ledergeschäft, in der Kooperative Sibpuschina. Mit seinem Chef Batalow brachten sie das Gold zum Torgsin in Tomsk, und Irina bekam nichts ab. Im Torgsin in Tomsk war es egal, wo das Gold herkam. Das Gold wurde gegen Kleider, Makkaroni und andere Lebensmittel eingetauscht. Das hat mir Irina erzählt. Sie lebt heute in Tomsk. []. Die Leute flohen auf Flößen, auf Baumstämmen von der Insel. Sie waren so abgemagert, dass sie kaum noch stehen konnten. Eines Tages wollten sie sich über unsere Kuh hermachen. Als wir einschritten, suchten sie das Weite. Sie rannten los und tauchten irgendwann in Ergankina auf. Ausgehungert. Wir sagten uns, geben wir ihnen besser ein bisschen Brot. Dass auch Frauen darunter waren, hat uns etwas beruhigt. Wir sagten den Aufsehern: ›Lasst sie, wir geben ihnen etwas zu essen.‹ Wir nahmen sie mit nach Hause und gaben ihnen Brot und Milch. Die Aufseher hatten uns eingeschärft: ›Ihr könnt ihnen zu essen geben, lasst sie aber bloß nicht laufen.‹ Also gaben wir ihnen Brot, Dickmilch und Milch und brachten sie dann zum Wachposten zurück. Gott allein weiß, was die mit ihnen gemacht haben. Vielleicht haben sie sie erschossen, vielleicht sind sie entkommen oder auf die Insel zurückgebracht worden. Mein Gott! Wie grausam. Natürlich weiß Gott allein, was das für Leute waren. Wir kannten sie nicht. Sie machten uns Angst. Wir haben sie trotzdem zwei oder drei Tage bei uns aufgenommen, als die Aufseher sie jagten. Wir gaben ihnen zu essen. Es waren doch Menschen. Wir gaben ihnen Milch und etwas zu essen, und die haben sie dann erschossen. Im Spätsommer vor dem ersten Frost verluden sie die Übriggebliebenen auf einen großen Frachtkahn. Sie stopften ihn bis oben hin voll, und dann fuhr er auf dem Fluss Nasina los. Dort kamen fast alle um. Die Überlebenden brachten sie wohl irgendwohin. Sie fuhren im Kahn auf der Nasina los. Sie mussten semljanki graben. Wie diese semljanki ausgesehen haben, kann ihnen hier jeder sagen. Später haben sie richtige Holzhäuser und sogar ein Clubhaus und eine Brücke über den Fluss gebaut. Das hat mir Vater Kondrati erzählt. Dann ließ man die Leute nach und nach frei. Gott weiß, wohin sie verschwanden Ich weiß nicht, ob noch jemand am Leben ist.« Mit diesem Zeugnis und einem Dutzend weiterer, die in Nasino und den Nachbardörfern aufgenommen wurden, kam eine höchst bedeutsame – und besonders tragische – Episode wieder ans Tageslicht, die jahrzehntelang totgeschwiegen worden war: 1933 waren Tausende ›deklassierte und sozial schädliche Elemente‹ aus Moskau und Leningrad deportiert und auf einer kleinen Insel nahe der Einmündung der Nasina in den Ob ungefähr neunhundert Kilometer nördlich der sibirischen Stadt Tomsk ausgesetzt worden. Anfang der neunziger Jahre ist es dank der Öffnung der Regionalarchive von Nowosibirsk und Tomsk sowie durch die Veröffentlichung einer Reihe von Schriftstücken zur Tragödie von Nasino möglich geworden,dieVorgängeauf der ›Todesinsel‹ (Ostrow-Smert’) oder ›Kannibaleninsel‹ (Ostrow-ljudojedow), wie die örtliche Bevölkerung sie nannte, genauer nachzuvollziehen. Die Publikation von Dokumenten der Untersuchungskommission, die im September 1933 eilends vom Regionalkomitee der Kommunistischen Partei von Westsibirien ins Leben gerufen worden war, brachte dieses Vorhaben 2002 einen entscheidenden Schritt weiter. Die Kommission sollte »den Wahrheitsgehalt von Informationen prüfen, die der Gen. Welitschko, der Instrukteur im Parteikomitee des Bezirks Narym, an den Gen. Stalin über die Lage auf der Insel Nasino am Ob geschickt hatte«. Dieser kleine Parteifunktionär hatte zu den Umständen, unter denen Tausende von Deportierten umgekommen waren, eine eigene Untersuchung durchgeführt und in einem mutigen Schritt Stalin persönlich geschrieben. Ohne seine Initiative hätte wohl kaum eine Kommission Licht in diese Vorgänge gebracht. Die Unterlagen dieser Kommission erlauben heute die detaillierte Rekonstruktion der Mechanismen, die zu dieser ›Deportationsaussetzung‹ geführt haben. Sie erhellen zudem, wie das System der ›Sonderbesiedlung‹, das zu Beginn des Jahres 1930 in aller Eile aufgebaut wurde, auf lokaler Ebene funktionierte. Wie fügte sich das Kapitel Nasino in die Politik der massenhaften Deportationen ein, die das stalinistische Regime im Rahmen der ›Liquidierung der Kulaken als Klasse‹ seit über drei Jahren durchführte? Wie und warum wurden diese ›deklassierten und sozial schädlichen Elemente‹, die bei Razzien in Moskau und Leningrad zusammengetrieben worden waren, in diese abgelegene und fast unzugängliche Region deportiert, die fast neunhundert Kilometer von der nächsten Stadt und Eisenbahnlinie entfernt lag? Und wer waren diese Menschen? War die Tragödie von Nasino ›programmiert‹ oder ein ›Betriebsunfall‹, der auf besondere Schlamperei und das Fehlen jeglicher Koordination zwischen den verschiedenen Bereichen im repressiven System des ›zweiten Gulags‹, dem der ›Sonderumsiedler und Arbeitssiedler‹, zurückging? Handelt es sich um ein – besonders tragisches – einzigartiges Ereignis, um den Extremfall einer Deportationsaussetzung? Für Iwan Iwanowitsch Dolgich, den Chef der Abteilung für Sonderbesiedlung im Siblag, war an dieser Episode allein das Verhalten der Dekl, Siedler Verlag, 0, Männerschwarm rosa Winkel, 1999. 1999. Softcover. KZ Moringen Nationalsozialismus Homosexualität homosexuelle Häftlinge Schwulen und Lesben der Weimarer Republik Lustknaben KZ-Häftlinge Drittes Reich Konzentrationslager Gesellschaft Wirtschaft Sieben Jahre nach seiner schwulen Stadtgeschichte Hannovers ("Olivia") legte Rainer Hoffschildt im Dezember vorigen Jahres sein neues Buch über die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit vor - (gekürztes) Produkt einer ebenso langen intensiven Recherche-Arbeit. Wie der Untertitel "Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland" deutlich macht, handelt es sich hierbei um eine Regionalstudie unserer Region, vergleichbar etwa mit der von Frank Sparing für Düsseldorf vorgelegten Arbeit. Dabei sind aber in Hoffschildts Buch einzelne Aspekte durchaus neuartig, also in der bisherigen Literatur so noch nicht bearbeitet. So geht er beispielsweise auch auf die Haftbedingungen in Gefängnissen und Zuchthäusern ein, die sich zum Ende des "Dritten Reiches" offenbar immer mehr denen in den Konzentrationslagern annäherten und so zunehmend zu Todesfällen unter den schwulen Häftlingen führten. Am Beispiel der Einzelschicksale wird auch immer wieder der Übergang zwischen den Haftsystemen Untersuchungs-, Straf- und Lagerhaft dargestellt. Zu letzterem erläutert er im ersten, einführenden Kapitel nach der Verschärfung des §175 durch die Nazis auch die "Rechtsgrundlagen" von - im Nazi-Jargon - "Schutzhaft", "Vorbeugungshaft" und "Sicherungsverwahrung". Die unterschiedlichen Typen von Konzentrationslagern werden ihrer historischen Entwicklung gemäß beschrieben, aber ebenso auch die davon abzugrenzenden Emslandlager. Diese stellen ebenso eine "regionale Besonderheit" dar wie das KZ Moringen, das ab 1940 als zentrales deutsches Jugend-KZ diente. Es war bereits 1933 als eines der ersten KZ‘s gegründet worden und diente später vorübergehend als zentrales Frauen-KZ für Preußen. Über homosexuelle Häftlinge in diesem KZ vor 1940 ist kaum etwas bekannt, doch seit der Umwidmung zum Jugend-KZ saßen hier viele homosexuelle Jugendliche ein. Die in den einzelnen Kapiteln beispielhaft vorgestellten Schicksale sind sehr bewegend. Da sich der §175 ja nur gegen Männer richtete, handelt es sich naturgemäß zum größten Teil um Schicksale schwuler Männer. Allerdings gab es - wenn auch wohl in weitaus geringerer Zahl - auch eine Verfolgung lesbischer Frauen in der NS-Zeit. Am Beispiel der Johanna S. wird eine von sicherlich mehreren Möglichkeiten deutlich, wie es dazu kommen konnte. Hier wird zugleich auch einmal die "Nachwirkung" nach dem Ende der Nazizeit angesprochen. So wird ein Rechtsanwalt wie folgt dazu zitiert: "Ich habe festgestellt, daß die Entschädigungsbehörden und selbst die Entschädigungsgerichte, ja sogar der Bundesgerichtshof und das Bundesverfassungsgericht mit früheren aktiven Nazis durchsetzt waren Was kann man von diesen Leuten anderes als die Fortsetzung ihrer früheren Werke erwarten Von diesen Leuten und von dieser Justiz haben Sie nichts als Hohn und Spott zu erwarten. Es sind Menschen ohne Erbarmen." (Brief aus dem Jahre 1974). Natürlich ist das Thema der Fortsetzung der Verfolgung unter der Demokratie zu weitgespannt, um im vorliegenden Werk auch noch Berücksichtigung zu finden. Im Herbst 1998 war es ja bereits Gegenstand eines Seminars der Landeszentrale für politische Bildung - vielleicht findet es in näherer Zukunft auch einmal die eingehende Bearbeitung in Buchform, die es verdient (und die speziell für Hannover Hoffschildt ja schon in "Olivia" geleistet hat). Neben vereinzelten Schicksalen von Lesben und transidentischen Personen geht Hoffschildt auch auf homosexuelles Verhalten an sich heterosexueller Männer im KZ ein - sprich auf "Kapos", die eingesperrte Jungs zu ihren Lustknaben machten. (Kapos sind selbst KZ-Häftlinge, denen von der Wachmannschaft Aufsichtsfunktionen über ihre Mithäftlinge zugewiesen wurden.) Das Schlußkapitel ist verschiedenen Fällen von Todesurteilen der NS-Justiz wegen Homosexualität gewidmet - mit höchst unterschiedlichen Hintergründen und ebenso unterschiedlichem Ausgang. Somit bietet das Buch einen breiten Überblick über alle Aspekte des Themas und ist nicht nur den speziell historisch Interessierten zu empfehlen. Es handelt schließlich von unserer Geschichte. Deren müssen wir uns bewußt bleiben - und sei es nur, um zu begreifen, weshalb wir nicht darin nachlassen dürfen, weiterhin für die volle rechtliche Gleichstellung zu kämpfen. Zwar sind wir darin weiter vorangekommen als die Schwulen und Lesben der Weimarer Republik. Doch die wähnten sich vor 1933, als der Strafrechtsausschuß des Reichstages bereits mit knapper Mehrheit die Aufhebung des §175 in seiner damaligen Form beschlossen hatte (was aber nicht mehr zur Abstimmung ins Plenum gelangte), wahrscheinlich auch schon ein erstes Stück weit auf dem Weg zu gleichen Rechten. Angesichts zum Beispiel auch der neuen Regierungsbildung in Österreich müssen wir wachsam bleiben und die Gefahr kennen. Nicht zuletzt deshalb gehört das Buch in jede schwule und auch lesbische Hausbibliothek! Bernd König Die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland von Rainer Hoffschildt Männerschwarm rosa Winkel KZ Moringen Nationalsozialismus Homosexualität homosexuelle Häftlinge Schwulen und Lesben der Weimarer Republik Lustknaben KZ-Häftlinge Drittes Reich Konzentrationslager Gesellschaft Wirtschaft Sieben Jahre nach seiner schwulen Stadtgeschichte Hannovers ("Olivia") legte Rainer Hoffschildt im Dezember vorigen Jahres sein neues Buch über die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit vor - (gekürztes) Produkt einer ebenso langen intensiven Recherche-Arbeit. Wie der Untertitel "Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland" deutlich macht, handelt es sich hierbei um eine Regionalstudie unserer Region, vergleichbar etwa mit der von Frank Sparing für Düsseldorf vorgelegten Arbeit. Dabei sind aber in Hoffschildts Buch einzelne Aspekte durchaus neuartig, also in der bisherigen Literatur so noch nicht bearbeitet. So geht er beispielsweise auch auf die Haftbedingungen in Gefängnissen und Zuchthäusern ein, die sich zum Ende des "Dritten Reiches" offenbar immer mehr denen in den Konzentrationslagern annäherten und so zunehmend zu Todesfällen unter den schwulen Häftlingen führten. Am Beispiel der Einzelschicksale wird auch immer wieder der Übergang zwischen den Haftsystemen Untersuchungs-, Straf- und Lagerhaft dargestellt. Zu letzterem erläutert er im ersten, einführenden Kapitel nach der Verschärfung des §175 durch die Nazis auch die "Rechtsgrundlagen" von - im Nazi-Jargon - "Schutzhaft", "Vorbeugungshaft" und "Sicherungsverwahrung". Die unterschiedlichen Typen von Konzentrationslagern werden ihrer historischen Entwicklung gemäß beschrieben, aber ebenso auch die davon abzugrenzenden Emslandlager. Diese stellen ebenso eine "regionale Besonderheit" dar wie das KZ Moringen, das ab 1940 als zentrales deutsches Jugend-KZ diente. Es war bereits 1933 als eines der ersten KZ‘s gegründet worden und diente später vorübergehend als zentrales Frauen-KZ für Preußen. Über homosexuelle Häftlinge in diesem KZ vor 1940 ist kaum etwas bekannt, doch seit der Umwidmung zum Jugend-KZ saßen hier viele homosexuelle Jugendliche ein. Die in den einzelnen Kapiteln beispielhaft vorgestellten Schicksale sind sehr bewegend. Da sich der §175 ja nur gegen Männer richtete, handelt es sich naturgemäß zum größten Teil um Schicksale schwuler Männer. Allerdings gab es - wenn auch wohl in weitaus geringerer Zahl - auch eine Verfolgung lesbischer Frauen in der NS-Zeit. Am Beispiel der Johanna S. wird eine von sicherlich mehreren Möglichkeiten deutlich, wie es dazu kommen konnte. Hier wird zugleich auch einmal die "Nachwirkung" nach dem Ende der Nazizeit angesprochen. So wird ein Rechtsanwalt wie folgt dazu zitiert: "Ich habe festgestellt, daß die Entschädigungsbehörden und selbst die Entschädigungsgerichte, ja sogar der Bundesgerichtshof und das Bundesverfassungsgericht mit früheren aktiven Nazis durchsetzt waren Was kann man von diesen Leuten anderes als die Fortsetzung ihrer früheren Werke erwarten Von diesen Leuten und von dieser Justiz haben Sie nichts als Hohn und Spott zu erwarten. Es sind Menschen ohne Erbarmen." (Brief aus dem Jahre 1974). Natürlich ist das Thema der Fortsetzung der Verfolgung unter der Demokratie zu weitgespannt, um im vorliegenden Werk auch noch Berücksichtigung zu finden. Im Herbst 1998 war es ja bereits Gegenstand eines Seminars der Landeszentrale für politische Bildung - vielleicht findet es in näherer Zukunft auch einmal die eingehende Bearbeitung in Buchform, die es verdient (und die speziell für Hannover Hoffschildt ja schon in "Olivia" geleistet hat). Neben vereinzelten Schicksalen von Lesben und transidentischen Personen geht Hoffschildt auch auf homosexuelles Verhalten an sich heterosexueller Männer im KZ ein - sprich auf "Kapos", die eingesperrte Jungs zu ihren Lustknaben machten. (Kapos sind selbst KZ-Häftlinge, denen von der Wachmannschaft Aufsichtsfunktionen über ihre Mithäftlinge zugewiesen wurden.) Das Schlußkapitel ist verschiedenen Fällen von Todesurteilen der NS-Justiz wegen Homosexualität gewidmet - mit höchst unterschiedlichen Hintergründen und ebenso unterschiedlichem Ausgang. Somit bietet das Buch einen breiten Überblick über alle Aspekte des Themas und ist nicht nur den speziell historisch Interessierten zu empfehlen. Es handelt schließlich von unserer Geschichte. Deren müssen wir uns bewußt bleiben - und sei es nur, um zu begreifen, weshalb wir nicht darin nachlassen dürfen, weiterhin für die volle rechtliche Gleichstellung zu kämpfen. Zwar sind wir darin weiter vorangekommen als die Schwulen und Lesben der Weimarer Republik. Doch die wähnten sich vor 1933, als der Strafrechtsausschuß des Reichstages bereits mit knapper Mehrheit die Aufhebung des §175 in seiner damaligen Form beschlossen hatte (was aber nicht mehr zur Abstimmung ins Plenum gelangte), wahrscheinlich auch schon ein erstes Stück weit auf dem Weg zu gleichen Rechten. Angesichts zum Beispiel auch der neuen Regierungsbildung in Österreich müssen wir wachsam bleiben und die Gefahr kennen. Nicht zuletzt deshalb gehört das Buch in jede schwule und auch lesbische Hausbibliothek! Bernd König Die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland von Rainer Hoffschildt Männerschwarm rosa Winkel, Männerschwarm rosa Winkel, 1999, 0<
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Die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland von Rainer Hoffschildt KZ Moringen Nationalsozialismus Homosexualität homosexuelle Häftlinge Schwulen und Lesben der Weimarer Republik Lustknaben KZ-Häftlinge Drittes Reich Konzentrationslager - Taschenbuch
1999, ISBN: 386149096X
1999 Softcover 194 S. Broschiert Zustand: gebraucht - sehr gut, KZ Moringen Nationalsozialismus Homosexualität homosexuelle Häftlinge Schwulen und Lesben der Weimarer Republik Lustknaben … Mehr…
1999 Softcover 194 S. Broschiert Zustand: gebraucht - sehr gut, KZ Moringen Nationalsozialismus Homosexualität homosexuelle Häftlinge Schwulen und Lesben der Weimarer Republik Lustknaben KZ-Häftlinge Drittes Reich Konzentrationslager Gesellschaft Wirtschaft Sieben Jahre nach seiner schwulen Stadtgeschichte Hannovers ("Olivia") legte Rainer Hoffschildt im Dezember vorigen Jahres sein neues Buch über die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit vor - (gekürztes) Produkt einer ebenso langen intensiven Recherche-Arbeit. Wie der Untertitel "Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland" deutlich macht, handelt es sich hierbei um eine Regionalstudie unserer Region, vergleichbar etwa mit der von Frank Sparing für Düsseldorf vorgelegten Arbeit. Dabei sind aber in Hoffschildts Buch einzelne Aspekte durchaus neuartig, also in der bisherigen Literatur so noch nicht bearbeitet. So geht er beispielsweise auch auf die Haftbedingungen in Gefängnissen und Zuchthäusern ein, die sich zum Ende des "Dritten Reiches" offenbar immer mehr denen in den Konzentrationslagern annäherten und so zunehmend zu Todesfällen unter den schwulen Häftlingen führten. Am Beispiel der Einzelschicksale wird auch immer wieder der Übergang zwischen den Haftsystemen Untersuchungs-, Straf- und Lagerhaft dargestellt. Zu letzterem erläutert er im ersten, einführenden Kapitel nach der Verschärfung des §175 durch die Nazis auch die "Rechtsgrundlagen" von - im Nazi-Jargon - "Schutzhaft", "Vorbeugungshaft" und "Sicherungsverwahrung". Die unterschiedlichen Typen von Konzentrationslagern werden ihrer historischen Entwicklung gemäß beschrieben, aber ebenso auch die davon abzugrenzenden Emslandlager. Diese stellen ebenso eine "regionale Besonderheit" dar wie das KZ Moringen, das ab 1940 als zentrales deutsches Jugend-KZ diente. Es war bereits 1933 als eines der ersten KZ‘s gegründet worden und diente später vorübergehend als zentrales Frauen-KZ für Preußen. Über homosexuelle Häftlinge in diesem KZ vor 1940 ist kaum etwas bekannt, doch seit der Umwidmung zum Jugend-KZ saßen hier viele homosexuelle Jugendliche ein. Die in den einzelnen Kapiteln beispielhaft vorgestellten Schicksale sind sehr bewegend. Da sich der §175 ja nur gegen Männer richtete, handelt es sich naturgemäß zum größten Teil um Schicksale schwuler Männer. Allerdings gab es - wenn auch wohl in weitaus geringerer Zahl - auch eine Verfolgung lesbischer Frauen in der NS-Zeit. Am Beispiel der Johanna S. wird eine von sicherlich mehreren Möglichkeiten deutlich, wie es dazu kommen konnte. Hier wird zugleich auch einmal die "Nachwirkung" nach dem Ende der Nazizeit angesprochen. So wird ein Rechtsanwalt wie folgt dazu zitiert: "Ich habe festgestellt, daß die Entschädigungsbehörden und selbst die Entschädigungsgerichte, ja sogar der Bundesgerichtshof und das Bundesverfassungsgericht mit früheren aktiven Nazis durchsetzt waren Was kann man von diesen Leuten anderes als die Fortsetzung ihrer früheren Werke erwarten Von diesen Leuten und von dieser Justiz haben Sie nichts als Hohn und Spott zu erwarten. Es sind Menschen ohne Erbarmen." (Brief aus dem Jahre 1974). Natürlich ist das Thema der Fortsetzung der Verfolgung unter der Demokratie zu weitgespannt, um im vorliegenden Werk auch noch Berücksichtigung zu finden. Im Herbst 1998 war es ja bereits Gegenstand eines Seminars der Landeszentrale für politische Bildung - vielleicht findet es in näherer Zukunft auch einmal die eingehende Bearbeitung in Buchform, die es verdient (und die speziell für Hannover Hoffschildt ja schon in "Olivia" geleistet hat). Neben vereinzelten Schicksalen von Lesben und transidentischen Personen geht Hoffschildt auch auf homosexuelles Verhalten an sich heterosexueller Männer im KZ ein - sprich auf "Kapos", die eingesperrte Jungs zu ihren Lustknaben machten. (Kapos sind selbst KZ-Häftlinge, denen von der Wachmannschaft Aufsichtsfunktionen über ihre Mithäftlinge zugewiesen wurden.) Das Schlußkapitel ist verschiedenen Fällen von Todesurteilen der NS-Justiz wegen Homosexualität gewidmet - mit höchst unterschiedlichen Hintergründen und ebenso unterschiedlichem Ausgang. Somit bietet das Buch einen breiten Überblick über alle Aspekte des Themas und ist nicht nur den speziell historisch Interessierten zu empfehlen. Es handelt schließlich von unserer Geschichte. Deren müssen wir uns bewußt bleiben - und sei es nur, um zu begreifen, weshalb wir nicht darin nachlassen dürfen, weiterhin für die volle rechtliche Gleichstellung zu kämpfen. Zwar sind wir darin weiter vorangekommen als die Schwulen und Lesben der Weimarer Republik. Doch die wähnten sich vor 1933, als der Strafrechtsausschuß des Reichstages bereits mit knapper Mehrheit die Aufhebung des §175 in seiner damaligen Form beschlossen hatte (was aber nicht mehr zur Abstimmung ins Plenum gelangte), wahrscheinlich auch schon ein erstes Stück weit auf dem Weg zu gleichen Rechten. Angesichts zum Beispiel auch der neuen Regierungsbildung in Österreich müssen wir wachsam bleiben und die Gefahr kennen. Nicht zuletzt deshalb gehört das Buch in jede schwule und auch lesbische Hausbibliothek! Bernd König Die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland von Rainer Hoffschildt Männerschwarm rosa Winkel KZ Moringen Nationalsozialismus Homosexualität homosexuelle Häftlinge Schwulen und Lesben der Weimarer Republik Lustknaben KZ-Häftlinge Drittes Reich Konzentrationslager Gesellschaft Wirtschaft Sieben Jahre nach seiner schwulen Stadtgeschichte Hannovers ("Olivia") legte Rainer Hoffschildt im Dezember vorigen Jahres sein neues Buch über die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit vor - (gekürztes) Produkt einer ebenso langen intensiven Recherche-Arbeit. Wie der Untertitel "Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland" deutlich macht, handelt es sich hierbei um eine Regionalstudie unserer Region, vergleichbar etwa mit der von Frank Sparing für Düsseldorf vorgelegten Arbeit. Dabei sind aber in Hoffschildts Buch einzelne Aspekte durchaus neuartig, also in der bisherigen Literatur so noch nicht bearbeitet. So geht er beispielsweise auch auf die Haftbedingungen in Gefängnissen und Zuchthäusern ein, die sich zum Ende des "Dritten Reiches" offenbar immer mehr denen in den Konzentrationslagern annäherten und so zunehmend zu Todesfällen unter den schwulen Häftlingen führten. Am Beispiel der Einzelschicksale wird auch immer wieder der Übergang zwischen den Haftsystemen Untersuchungs-, Straf- und Lagerhaft dargestellt. Zu letzterem erläutert er im ersten, einführenden Kapitel nach der Verschärfung des §175 durch die Nazis auch die "Rechtsgrundlagen" von - im Nazi-Jargon - "Schutzhaft", "Vorbeugungshaft" und "Sicherungsverwahrung". Die unterschiedlichen Typen von Konzentrationslagern werden ihrer historischen Entwicklung gemäß beschrieben, aber ebenso auch die davon abzugrenzenden Emslandlager. Diese stellen ebenso eine "regionale Besonderheit" dar wie das KZ Moringen, das ab 1940 als zentrales deutsches Jugend-KZ diente. Es war bereits 1933 als eines der ersten KZ‘s gegründet worden und diente später vorübergehend als zentrales Frauen-KZ für Preußen. Über homosexuelle Häftlinge in diesem KZ vor 1940 ist kaum etwas bekannt, doch seit der Umwidmung zum Jugend-KZ saßen hier viele homosexuelle Jugendliche ein. Die in den einzelnen Kapiteln beispielhaft vorgestellten Schicksale sind sehr bewegend. Da sich der §175 ja nur gegen Männer richtete, handelt es sich naturgemäß zum größten Teil um Schicksale schwuler Männer. Allerdings gab es - wenn auch wohl in weitaus geringerer Zahl - auch eine Verfolgung lesbischer Frauen in der NS-Zeit. Am Beispiel der Johanna S. wird eine von sicherlich mehreren Möglichkeiten deutlich, wie es dazu kommen konnte. Hier wird zugleich auch einmal die "Nachwirkung" nach dem Ende der Nazizeit angesprochen. So wird ein Rechtsanwalt wie folgt dazu zitiert: "Ich habe festgestellt, daß die Entschädigungsbehörden und selbst die Entschädigungsgerichte, ja sogar der Bundesgerichtshof und das Bundesverfassungsgericht mit früheren aktiven Nazis durchsetzt waren Was kann man von diesen Leuten anderes als die Fortsetzung ihrer früheren Werke erwarten Von diesen Leuten und von dieser Justiz haben Sie nichts als Hohn und Spott zu erwarten. Es sind Menschen ohne Erbarmen." (Brief aus dem Jahre 1974). Natürlich ist das Thema der Fortsetzung der Verfolgung unter der Demokratie zu weitgespannt, um im vorliegenden Werk auch noch Berücksichtigung zu finden. Im Herbst 1998 war es ja bereits Gegenstand eines Seminars der Landeszentrale für politische Bildung - vielleicht findet es in näherer Zukunft auch einmal die eingehende Bearbeitung in Buchform, die es verdient (und die speziell für Hannover Hoffschildt ja schon in "Olivia" geleistet hat). Neben vereinzelten Schicksalen von Lesben und transidentischen Personen geht Hoffschildt auch auf homosexuelles Verhalten an sich heterosexueller Männer im KZ ein - sprich auf "Kapos", die eingesperrte Jungs zu ihren Lustknaben machten. (Kapos sind selbst KZ-Häftlinge, denen von der Wachmannschaft Aufsichtsfunktionen über ihre Mithäftlinge zugewiesen wurden.) Das Schlußkapitel ist verschiedenen Fällen von Todesurteilen der NS-Justiz wegen Homosexualität gewidmet - mit höchst unterschiedlichen Hintergründen und ebenso unterschiedlichem Ausgang. Somit bietet das Buch einen breiten Überblick über alle Aspekte des Themas und ist nicht nur den speziell historisch Interessierten zu empfehlen. Es handelt schließlich von unserer Geschichte. Deren müssen wir uns bewußt bleiben - und sei es nur, um zu begreifen, weshalb wir nicht darin nachlassen dürfen, weiterhin für die volle rechtliche Gleichstellung zu kämpfen. Zwar sind wir darin weiter vorangekommen als die Schwulen und Lesben der Weimarer Republik. Doch die wähnten sich vor 1933, als der Strafrechtsausschuß des Reichstages bereits mit knapper Mehrheit die Aufhebung des §175 in seiner damaligen Form beschlossen hatte (was aber nicht mehr zur Abstimmung ins Plenum gelangte), wahrscheinlich auch schon ein erstes Stück weit auf dem Weg zu gleichen Rechten. Angesichts zum Beispiel auch der neuen Regierungsbildung in Österreich müssen wir wachsam bleiben und die Gefahr kennen. Nicht zuletzt deshalb gehört das Buch in jede schwule und auch lesbische Hausbibliothek! Bernd König Die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland von Rainer Hoffschildt Männerschwarm rosa Winkel 2, [PU:Männerschwarm rosa Winkel]<
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Die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland von Rainer Hoffschildt KZ Moringen Nationalsozialismus Homosexualität homosexuelle Häftlinge Schwulen und Lesben der Weimarer Republik Lustknaben KZ-Häftlinge Drittes Reich Konzentrationslager - Taschenbuch
1999, ISBN: 9783861490968
Männerschwarm rosa Winkel, 1999. 1999. Softcover. KZ Moringen Nationalsozialismus Homosexualität homosexuelle Häftlinge Schwulen und Lesben der Weimarer Republik Lustknaben KZ-Häftlinge … Mehr…
Männerschwarm rosa Winkel, 1999. 1999. Softcover. KZ Moringen Nationalsozialismus Homosexualität homosexuelle Häftlinge Schwulen und Lesben der Weimarer Republik Lustknaben KZ-Häftlinge Drittes Reich Konzentrationslager Gesellschaft Wirtschaft Sieben Jahre nach seiner schwulen Stadtgeschichte Hannovers ("Olivia") legte Rainer Hoffschildt im Dezember vorigen Jahres sein neues Buch über die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit vor - (gekürztes) Produkt einer ebenso langen intensiven Recherche-Arbeit. Wie der Untertitel "Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland" deutlich macht, handelt es sich hierbei um eine Regionalstudie unserer Region, vergleichbar etwa mit der von Frank Sparing für Düsseldorf vorgelegten Arbeit. Dabei sind aber in Hoffschildts Buch einzelne Aspekte durchaus neuartig, also in der bisherigen Literatur so noch nicht bearbeitet. So geht er beispielsweise auch auf die Haftbedingungen in Gefängnissen und Zuchthäusern ein, die sich zum Ende des "Dritten Reiches" offenbar immer mehr denen in den Konzentrationslagern annäherten und so zunehmend zu Todesfällen unter den schwulen Häftlingen führten. Am Beispiel der Einzelschicksale wird auch immer wieder der Übergang zwischen den Haftsystemen Untersuchungs-, Straf- und Lagerhaft dargestellt. Zu letzterem erläutert er im ersten, einführenden Kapitel nach der Verschärfung des §175 durch die Nazis auch die "Rechtsgrundlagen" von - im Nazi-Jargon - "Schutzhaft", "Vorbeugungshaft" und "Sicherungsverwahrung". Die unterschiedlichen Typen von Konzentrationslagern werden ihrer historischen Entwicklung gemäß beschrieben, aber ebenso auch die davon abzugrenzenden Emslandlager. Diese stellen ebenso eine "regionale Besonderheit" dar wie das KZ Moringen, das ab 1940 als zentrales deutsches Jugend-KZ diente. Es war bereits 1933 als eines der ersten KZ‘s gegründet worden und diente später vorübergehend als zentrales Frauen-KZ für Preußen. Über homosexuelle Häftlinge in diesem KZ vor 1940 ist kaum etwas bekannt, doch seit der Umwidmung zum Jugend-KZ saßen hier viele homosexuelle Jugendliche ein. Die in den einzelnen Kapiteln beispielhaft vorgestellten Schicksale sind sehr bewegend. Da sich der §175 ja nur gegen Männer richtete, handelt es sich naturgemäß zum größten Teil um Schicksale schwuler Männer. Allerdings gab es - wenn auch wohl in weitaus geringerer Zahl - auch eine Verfolgung lesbischer Frauen in der NS-Zeit. Am Beispiel der Johanna S. wird eine von sicherlich mehreren Möglichkeiten deutlich, wie es dazu kommen konnte. Hier wird zugleich auch einmal die "Nachwirkung" nach dem Ende der Nazizeit angesprochen. So wird ein Rechtsanwalt wie folgt dazu zitiert: "Ich habe festgestellt, daß die Entschädigungsbehörden und selbst die Entschädigungsgerichte, ja sogar der Bundesgerichtshof und das Bundesverfassungsgericht mit früheren aktiven Nazis durchsetzt waren Was kann man von diesen Leuten anderes als die Fortsetzung ihrer früheren Werke erwarten Von diesen Leuten und von dieser Justiz haben Sie nichts als Hohn und Spott zu erwarten. Es sind Menschen ohne Erbarmen." (Brief aus dem Jahre 1974). Natürlich ist das Thema der Fortsetzung der Verfolgung unter der Demokratie zu weitgespannt, um im vorliegenden Werk auch noch Berücksichtigung zu finden. Im Herbst 1998 war es ja bereits Gegenstand eines Seminars der Landeszentrale für politische Bildung - vielleicht findet es in näherer Zukunft auch einmal die eingehende Bearbeitung in Buchform, die es verdient (und die speziell für Hannover Hoffschildt ja schon in "Olivia" geleistet hat). Neben vereinzelten Schicksalen von Lesben und transidentischen Personen geht Hoffschildt auch auf homosexuelles Verhalten an sich heterosexueller Männer im KZ ein - sprich auf "Kapos", die eingesperrte Jungs zu ihren Lustknaben machten. (Kapos sind selbst KZ-Häftlinge, denen von der Wachmannschaft Aufsichtsfunktionen über ihre Mithäftlinge zugewiesen wurden.) Das Schlußkapitel ist verschiedenen Fällen von Todesurteilen der NS-Justiz wegen Homosexualität gewidmet - mit höchst unterschiedlichen Hintergründen und ebenso unterschiedlichem Ausgang. Somit bietet das Buch einen breiten Überblick über alle Aspekte des Themas und ist nicht nur den speziell historisch Interessierten zu empfehlen. Es handelt schließlich von unserer Geschichte. Deren müssen wir uns bewußt bleiben - und sei es nur, um zu begreifen, weshalb wir nicht darin nachlassen dürfen, weiterhin für die volle rechtliche Gleichstellung zu kämpfen. Zwar sind wir darin weiter vorangekommen als die Schwulen und Lesben der Weimarer Republik. Doch die wähnten sich vor 1933, als der Strafrechtsausschuß des Reichstages bereits mit knapper Mehrheit die Aufhebung des §175 in seiner damaligen Form beschlossen hatte (was aber nicht mehr zur Abstimmung ins Plenum gelangte), wahrscheinlich auch schon ein erstes Stück weit auf dem Weg zu gleichen Rechten. Angesichts zum Beispiel auch der neuen Regierungsbildung in Österreich müssen wir wachsam bleiben und die Gefahr kennen. Nicht zuletzt deshalb gehört das Buch in jede schwule und auch lesbische Hausbibliothek! Bernd König Die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland von Rainer Hoffschildt Männerschwarm rosa Winkel KZ Moringen Nationalsozialismus Homosexualität homosexuelle Häftlinge Schwulen und Lesben der Weimarer Republik Lustknaben KZ-Häftlinge Drittes Reich Konzentrationslager Gesellschaft Wirtschaft Sieben Jahre nach seiner schwulen Stadtgeschichte Hannovers ("Olivia") legte Rainer Hoffschildt im Dezember vorigen Jahres sein neues Buch über die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit vor - (gekürztes) Produkt einer ebenso langen intensiven Recherche-Arbeit. Wie der Untertitel "Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland" deutlich macht, handelt es sich hierbei um eine Regionalstudie unserer Region, vergleichbar etwa mit der von Frank Sparing für Düsseldorf vorgelegten Arbeit. Dabei sind aber in Hoffschildts Buch einzelne Aspekte durchaus neuartig, also in der bisherigen Literatur so noch nicht bearbeitet. 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Es war bereits 1933 als eines der ersten KZ‘s gegründet worden und diente später vorübergehend als zentrales Frauen-KZ für Preußen. Über homosexuelle Häftlinge in diesem KZ vor 1940 ist kaum etwas bekannt, doch seit der Umwidmung zum Jugend-KZ saßen hier viele homosexuelle Jugendliche ein. Die in den einzelnen Kapiteln beispielhaft vorgestellten Schicksale sind sehr bewegend. Da sich der §175 ja nur gegen Männer richtete, handelt es sich naturgemäß zum größten Teil um Schicksale schwuler Männer. Allerdings gab es - wenn auch wohl in weitaus geringerer Zahl - auch eine Verfolgung lesbischer Frauen in der NS-Zeit. Am Beispiel der Johanna S. wird eine von sicherlich mehreren Möglichkeiten deutlich, wie es dazu kommen konnte. Hier wird zugleich auch einmal die "Nachwirkung" nach dem Ende der Nazizeit angesprochen. 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Die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland von Rainer Hoffschildt KZ Moringen Nationalsozialismus Homosexualität homosexuelle Häftlinge Schwulen und Lesben der Weimarer Republik Lustknaben KZ-Häftlinge Drittes Reich Konzentrationslager - Taschenbuch
1999, ISBN: 386149096X
[EAN: 9783861490968], Gebraucht, sehr guter Zustand, [SC: 6.95], [PU: Männerschwarm rosa Winkel], KZ MORINGEN NATIONALSOZIALISMUS HOMOSEXUALITÄT HOMOSEXUELLE HÄFTLINGE SCHWULEN UND LESBEN… Mehr…
[EAN: 9783861490968], Gebraucht, sehr guter Zustand, [SC: 6.95], [PU: Männerschwarm rosa Winkel], KZ MORINGEN NATIONALSOZIALISMUS HOMOSEXUALITÄT HOMOSEXUELLE HÄFTLINGE SCHWULEN UND LESBEN DER WEIMARER REPUBLIK LUSTKNABEN KZ-HÄFTLINGE DRITTES REICH KONZENTRATIONSLAGER GESELLSCHAFT WIRTSCHAFT SIEBEN JAHRE NACH SEINER STADTGESCHICHTE HANNOVERS ("OLIVIA") LEGTE RAINER HOFFSCHILDT IM DEZEMBER VORIGEN JAHRES SEIN NEUES BUCH ÜBER DIE VERFOLGUNG HOMOSEXUELLEN IN NS-ZEIT VOR - (GEKÜRZTES) PRODUKT EINER EBENSO LANGEN INTENSIVEN RECHERCHE-ARBEIT. WIE UNTERTITEL "ZAHLEN SCHICKSALE AUS NORDDEUTSCHLAND" DEUTLICH MACHT, HANDELT ES SICH HIERBEI UM EINE REGIONALSTUDIE UNSERER REGION, VERGLEICHBAR ETWA MIT VON FRANK SPARING FÜR DÜSSELDORF VORGELEGTEN ARBEIT. DABEI SIND ABER HOFFSCHILDTS EINZELNE ASPEKTE DURCHAUS NEUARTIG, ALSO BISHERIGEN LITERATUR SO NOCH NICHT BEARBEITET. GEHT ER BEISPIELSWEISE AUCH AUF HAFTBEDINGUNGEN GEFÄNGNISSEN ZUCHTHÄUSERN EIN, ZUM ENDE DES "DRITTEN REICHES" OFFENBAR IMMER MEHR DENEN DEN KONZENTRATIONSLAGERN ANNÄHERTEN ZUNEHMEND ZU TODESFÄLLEN UNTER HÄFTLINGEN FÜHRTEN. AM BEISPIEL EINZELSCHICKSALE WIRD WIEDER ÜBERGANG ZWISCHEN HAFTSYSTEMEN UNTERSUCHUNGS-, STRAF- LAGERHAFT DARGESTELLT. LETZTEREM ERLÄUTERT ERSTEN, EINFÜHRENDEN KAPITEL VERSCHÄRFUNG §175 DURCH NAZIS "RECHTSGRUNDLAGEN" NAZI-JARGON "SCHUTZHAFT", "VORBEUGUNGSHAFT" "SICHERUNGSVERWAHRUNG". UNTERSCHIEDLICHEN TYPEN WERDEN IHRER HISTORISCHEN ENTWICKLUNG GEMÄSS BESCHRIEBEN, DAVON ABZUGRENZENDEN EMSLANDLAGER. DIESE STELLEN "REGIONALE BESONDERHEIT" DAR DAS MORINGEN, AB 1940 ALS ZENTRALES DEUTSCHES JUGEND-KZ DIENTE. WAR BEREITS 1933 EINES ERSTEN KZ‘S GEGRÜNDET WORDEN DIENTE SPÄTER VORÜBERGEHEND FRAUEN-KZ PREUSSEN. DIESEM IST KAUM ETWAS BEKANNT, DOCH SEIT UMWIDMUNG SASSEN HIER VIELE JUGENDLICHE EIN. EINZELNEN KAPITELN BEISPIELHAFT VORGESTELLTEN SEHR BEWEGEND. DA JA NUR GEGEN MÄNNER RICHTETE, NATURGEMÄSS GRÖSSTEN TEIL SCHWULER MÄNNER. ALLERDINGS GAB WENN WOHL WEITAUS GERINGERER ZAHL LESBISCHER FRAUEN NS-ZEIT. JOHANNA S. SICHERLICH MEHREREN MÖGLICHKEITEN DEUTLICH, DAZU KOMMEN KONNTE. ZUGLEICH EINMAL "NACHWIRK, KZ Moringen Nationalsozialismus Homosexualität homosexuelle Häftlinge Schwulen und Lesben der Weimarer Republik Lustknaben KZ-Häftlinge Drittes Reich Konzentrationslager Gesellschaft Wirtschaft Sieben Jahre nach seiner schwulen Stadtgeschichte Hannovers ("Olivia") legte Rainer Hoffschildt im Dezember vorigen Jahres sein neues Buch über die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit vor - (gekürztes) Produkt einer ebenso langen intensiven Recherche-Arbeit. Wie der Untertitel "Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland" deutlich macht, handelt es sich hierbei um eine Regionalstudie unserer Region, vergleichbar etwa mit der von Frank Sparing für Düsseldorf vorgelegten Arbeit. Dabei sind aber in Hoffschildts Buch einzelne Aspekte durchaus neuartig, also in der bisherigen Literatur so noch nicht bearbeitet. So geht er beispielsweise auch auf die Haftbedingungen in Gefängnissen und Zuchthäusern ein, die sich zum Ende des "Dritten Reiches" offenbar immer mehr denen in den Konzentrationslagern annäherten und so zunehmend zu Todesfällen unter den schwulen Häftlingen führten. Am Beispiel der Einzelschicksale wird auch immer wieder der Übergang zwischen den Haftsystemen Untersuchungs-, Straf- und Lagerhaft dargestellt. Zu letzterem erläutert er im ersten, einführenden Kapitel nach der Verschärfung des §175 durch die Nazis auch die "Rechtsgrundlagen" von - im Nazi-Jargon - "Schutzhaft", "Vorbeugungshaft" und "Sicherungsverwahrung". Die unterschiedlichen Typen von Konzentrationslagern werden ihrer historischen Entwicklung gemäß beschrieben, aber ebenso auch die davon abzugrenzenden Emslandlager. Diese stellen ebenso eine "regionale Besonderheit" dar wie das KZ Moringen, das ab 1940 als zentrales deutsches Jugend-KZ diente. Es war bereits 1933 als eines der ersten KZ‘s gegründet worden und diente später vorübergehend als zentrales Frauen-KZ für Preußen. Über homosexuelle Häftlinge in diesem KZ vor 1940 ist kaum etwas bekannt, doch seit der Umwidmung zum Jugend-KZ saßen hier viele homosexuelle Jugendliche ein. Die in den einzelnen Kapiteln beispielhaft vorgestellten Schicksale sind sehr bewegend. Da sich der §175 ja nur gegen Männer richtete, handelt es sich naturgemäß zum größten Teil um Schicksale schwuler Männer. Allerdings gab es - wenn auch wohl in weitaus geringerer Zahl - auch eine Verfolgung lesbischer Frauen in der NS-Zeit. Am Beispiel der Johanna S. wird eine von sicherlich mehreren Möglichkeiten deutlich, wie es dazu kommen konnte. Hier wird zugleich auch einmal die "Nachwirkung" nach dem Ende der Nazizeit angesprochen. 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Neben vereinzelten Schicksalen von Lesben und transidentischen Personen geht Hoffschildt auch auf homosexuelles Verhalten an sich heterosexueller Männer im KZ ein - sprich auf "Kapos", die eingesperrte Jungs zu ihren Lustknaben machten. (Kapos sind selbst KZ-Häftlinge, denen von der Wachmannschaft Aufsichtsfunktionen über ihre Mithäftlinge zugewiesen wurden.) Das Schlußkapitel ist verschiedenen Fällen von Todesurteilen der NS-Justiz wegen Homosexualität gewidmet - mit höchst unterschiedlichen Hintergründen und ebenso unterschiedlichem Ausgang. Somit bietet das Buch einen breiten Überblick über alle Aspekte des Themas und ist nicht nur den speziell historisch Interessierten zu empfehlen. Es handelt schließlich von unserer Geschichte. Deren müssen wir uns bewußt bleiben - und sei es nur, um zu begreifen, weshalb wir nicht darin nachlassen dürfen, weiterhin für die volle rechtliche Gleichstellung zu kämpfen. Zwar sind wir darin weiter vorangekommen als die Schwulen und Lesben der Weimarer Republik. Doch die wähnten sich vor 1933, als der Strafrechtsausschuß des Reichstages bereits mit knapper Mehrheit die Aufhebung des §175 in seiner damaligen Form beschlossen hatte (was aber nicht mehr zur Abstimmung ins Plenum gelangte), wahrscheinlich auch schon ein erstes Stück weit auf dem Weg zu gleichen Rechten. Angesichts zum Beispiel auch der neuen Regierungsbildung in Österreich müssen wir wachsam bleiben und die Gefahr kennen. Nicht zuletzt deshalb gehört das Buch in jede schwule und auch lesbische Hausbibliothek! Bernd König Die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland von Rainer Hoffschildt Männerschwarm rosa Winkel In deutscher Sprache. 194 pages., Books<
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Die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland von Rainer Hoffschildt KZ Moringen Nationalsozialismus Homosexualität homosexuelle Häftlinge Schwulen und Lesb - Taschenbuch
1999, ISBN: 9783861490968
[ED: Softcover], [PU: Männerschwarm rosa Winkel], KZ Moringen Nationalsozialismus Homosexualität homosexuelle Häftlinge Schwulen und Lesben der Weimarer Republik Lustknaben KZ-Häftlinge D… Mehr…
[ED: Softcover], [PU: Männerschwarm rosa Winkel], KZ Moringen Nationalsozialismus Homosexualität homosexuelle Häftlinge Schwulen und Lesben der Weimarer Republik Lustknaben KZ-Häftlinge Drittes Reich Konzentrationslager Gesellschaft Wirtschaft Sieben Jahre nach seiner schwulen Stadtgeschichte Hannovers ("Olivia") legte Rainer Hoffschildt im Dezember vorigen Jahres sein neues Buch über die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit vor - (gekürztes) Produkt einer ebenso langen intensiven Recherche-Arbeit. Wie der Untertitel "Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland" deutlich macht, handelt es sich hierbei um eine Regionalstudie unserer Region, vergleichbar etwa mit der von Frank Sparing für Düsseldorf vorgelegten Arbeit. Dabei sind aber in Hoffschildts Buch einzelne Aspekte durchaus neuartig, also in der bisherigen Literatur so noch nicht bearbeitet. So geht er beispielsweise auch auf die Haftbedingungen in Gefängnissen und Zuchthäusern ein, die sich zum Ende des "Dritten Reiches" offenbar immer mehr denen in den Konzentrationslagern annäherten und so zunehmend zu Todesfällen unter den schwulen Häftlingen führten. Am Beispiel der Einzelschicksale wird auch immer wieder der Übergang zwischen den Haftsystemen Untersuchungs-, Straf- und Lagerhaft dargestellt. Zu letzterem erläutert er im ersten, einführenden Kapitel nach der Verschärfung des §175 durch die Nazis auch die "Rechtsgrundlagen" von - im Nazi-Jargon - "Schutzhaft", "Vorbeugungshaft" und "Sicherungsverwahrung". Die unterschiedlichen Typen von Konzentrationslagern werden ihrer historischen Entwicklung gemäß beschrieben, aber ebenso auch die davon abzugrenzenden Emslandlager. Diese stellen ebenso eine "regionale Besonderheit" dar wie das KZ Moringen, das ab 1940 als zentrales deutsches Jugend-KZ diente. Es war bereits 1933 als eines der ersten KZ‘s gegründet worden und diente später vorübergehend als zentrales Frauen-KZ für Preußen. Über homosexuelle Häftlinge in diesem KZ vor 1940 ist kaum etwas bekannt, doch seit der Umwidmung zum Jugend-KZ saßen hier viele homosexuelle Jugendliche ein. Die in den einzelnen Kapiteln beispielhaft vorgestellten Schicksale sind sehr bewegend. Da sich der §175 ja nur gegen Männer richtete, handelt es sich naturgemäß zum größten Teil um Schicksale schwuler Männer. Allerdings gab es - wenn auch wohl in weitaus geringerer Zahl - auch eine Verfolgung lesbischer Frauen in der NS-Zeit. Am Beispiel der Johanna S. wird eine von sicherlich mehreren Möglichkeiten deutlich, wie es dazu kommen konnte. Hier wird zugleich auch einmal die "Nachwirkung" nach dem Ende der Nazizeit angesprochen. So wird ein Rechtsanwalt wie folgt dazu zitiert: "Ich habe festgestellt, daß die Entschädigungsbehörden und selbst die Entschädigungsgerichte, ja sogar der Bundesgerichtshof und das Bundesverfassungsgericht mit früheren aktiven Nazis durchsetzt waren Was kann man von diesen Leuten anderes als die Fortsetzung ihrer früheren Werke erwarten Von diesen Leuten und von dieser Justiz haben Sie nichts als Hohn und Spott zu erwarten. Es sind Menschen ohne Erbarmen." (Brief aus dem Jahre 1974). Natürlich ist das Thema der Fortsetzung der Verfolgung unter der Demokratie zu weitgespannt, um im vorliegenden Werk auch noch Berücksichtigung zu finden. Im Herbst 1998 war es ja bereits Gegenstand eines Seminars der Landeszentrale für politische Bildung - vielleicht findet es in näherer Zukunft auch einmal die eingehende Bearbeitung in Buchform, die es verdient (und die speziell für Hannover Hoffschildt ja schon in "Olivia" geleistet hat). Neben vereinzelten Schicksalen von Lesben und transidentischen Personen geht Hoffschildt auch auf homosexuelles Verhalten an sich heterosexueller Männer im KZ ein - sprich auf "Kapos", die eingesperrte Jungs zu ihren Lustknaben machten. (Kapos sind selbst KZ-Häftlinge, denen von der Wachmannschaft Aufsichtsfunktionen über ihre Mithäftlinge zugewiesen wurden.) Das Schlußkapitel ist verschiedenen Fällen von Todesurteilen der NS-Justiz wegen Homosexualität gewidmet - mit höchst unterschiedlichen Hintergründen und ebenso unterschiedlichem Ausgang. Somit bietet das Buch einen breiten Überblick über alle Aspekte des Themas und ist nicht nur den speziell historisch Interessierten zu empfehlen. Es handelt schließlich von unserer Geschichte. Deren müssen wir uns bewußt bleiben - und sei es nur, um zu begreifen, weshalb wir nicht darin nachlassen dürfen, weiterhin für die volle rechtliche Gleichstellung zu kämpfen. Zwar sind wir darin weiter vorangekommen als die Schwulen und Lesben der Weimarer Republik. Doch die wähnten sich vor 1933, als der Strafrechtsausschuß des Reichstages bereits mit knapper Mehrheit die Aufhebung des §175 in seiner damaligen Form beschlossen hatte (was aber nicht mehr zur Abstimmung ins Plenum gelangte), wahrscheinlich auch schon ein erstes Stück weit auf dem Weg zu gleichen Rechten. Angesichts zum Beispiel auch der neuen Regierungsbildung in Österreich müssen wir wachsam bleiben und die Gefahr kennen. Nicht zuletzt deshalb gehört das Buch in jede schwule und auch lesbische Hausbibliothek! Bernd König Die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland von Rainer Hoffschildt Männerschwarm rosa Winkel, DE, [SC: 6.95], leichte Gebrauchsspuren, gewerbliches Angebot, 194, [GW: 2000g], 1999, Banküberweisung, PayPal, Offene Rechnung (Vorkasse vorbehalten), Internationaler Versand<
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Die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland von Rainer Hoffschildt KZ Moringen Nationalsozialismus Homosexualität homosexuelle Häftlinge Schwulen und Lesben der Weimarer Republik Lustknaben KZ-Häftlinge Drittes Reich Konzentrationslager - Taschenbuch
2002, ISBN: 9783861490968
Gebundene Ausgabe
München, Beck, 2000. Gr.8°, 1094 S., OLwd. m. OU., Rücken min. beschienen, sonst tadell. - Michael Theunissen führt den Leser durch zweihundertfünfzig Jahre griechischer Geistesgeschicht… Mehr…
München, Beck, 2000. Gr.8°, 1094 S., OLwd. m. OU., Rücken min. beschienen, sonst tadell. - Michael Theunissen führt den Leser durch zweihundertfünfzig Jahre griechischer Geistesgeschichte und macht ihn zugleich vertraut mit Grundbegriffen der griechischen Philosophie. Dabei unternimmt er erstmalig den Versuch, vor diesem gewaltigen Epochenhintergrund das dichterische Werk Pindars, das seinen Ausgangs- und Bezugspunkt bildet, philosophisch zu interpretieren.Fixpunkte dieser fesselnden tour d horizon durch jene literarischen Zeugnisse, die während 250 Jahren entstanden und unverbrüchliche Bestandteile unseres kulturellen Gedächtnisses geworden sind, bilden die Oden Pindars. Von ihnen ausgehend und auf sie hin werden Epos und lyrische Poesie auf ihre Aussagen über Glück und Unheil, Ausgeliefertsein und Geborgensein, über Glanz und Elend des Menschen befragt. Deutlich wird, daß der Mensch letztlich ein Spielball der Götter ist und sich nur behutsam tastend einer ihm verhängten Zukunft nähern kann. Deutlich wird aber auch, daß der verantwortungsvoll handelnde Mensch Möglichkeiten erlangt, über sein Los und seine zeitliche Gebundenheit hinauszuwachsen, wenn er sich vor den Gefahren der Hybris hütet, sich die Scheu vor den Göttern bewahrt und sein Leben mutig und selbstbewußt gestaltet. Wie dieses Übersteigen der eigenen Grenzen aussehen mag, zeichnet der Autor in einfühlsamer sprachlicher Differenziertheit nach. Dafür, daß die Lektüre dieses Buches ein echtes intellektuelles Abenteuer wird und nicht auf der Stufe beliebiger Anmutung verharrt, garantieren scharf konturierte, gut nachvollziehbare Erklärungen zentraler Begriffe wie Hoffnung, Glück und Schicksal, aber natürlich auch all jener Wörter, die den Zeitbezug des menschlichen Daseins beschreiben. 010, München, Beck, 2000, 0, Herbig, 2002. 2002. Hardcover. 28,6 x 21,8 x 2,6 cm. Lassen sich heute noch Schätze finden? Kann heute noch, besonders in den Alpen, wo jeder Quadratmeter Boden erforscht scheint und Millionen Touristen sich aufmachen, diese Berge kennen zu lernen, Neuland betreten werden? Ist es heute noch möglich, der Wissenschaft grundlegend neue Erkenntnisse zu vermitteln? Michael Wachtler und Georg Kandutscht setzen sich auf die Spuren jener Menschen, denen die größten Funde und Entdeckungen in den Alpen gelangen. Weil ein unergründlicher Zufall ihr Leben von einem Tag auf den anderen änderte, ohne dass sie wussten, warum. Weil sie im richtigen Augenblick an der richtigen Stelle waren. Weil sie akribisch forschten und ihr Glück damit erzwangen. Die Schicksale dieser Menschen und ihre Geschichte werden aufgezeigt Es waren Menschen die etwas vollbrachten Der sogenannte Abschaum der Menschheit war genauso darunter, wie Genies. Erzählt wird die Geschichte der großen Funde, vom Ötzi, bis zum Fund der Goldmaske in der Steiermark, von Dinosaurierfunden bis hin zu den größten Kristall- Gold- und Edelsteinfunden in den Alpen. Die Berge der Alpen sind mittlerweile alle in den unzähligsten Varianten und Superdirettissimas bestiegen. Das Neuland liegt nicht mehr im Besteigen, es liegt im Erkennen der Geheimnisse der Berge. Der Jahrhundertfund des Ötzi geschah an der Schwelle zum 3. Jahrtausend. Wäre er früher gefunden worden, hätte man ihn wahrscheinlich in einem Friedhof als armen Sünder vergraben. Manchmal muss erst die Zeit für große Funde kommen. Sammler, Sucher und Schatzgräber werden bei ihrer Arbeit beobachtet. Und damit auch die Forscher, die Laien, die Glückspilze, die Phantasten, die Gelehrten, die Narren. Die Entdeckungsgeschichte wird so zu einem Gang durch die Jahrmillionen an. Von den großen Künsten des Menschen geht der Weg zu den Eiszeiten mit ihren Mammuts und Höhlenbären. Außterordentliche Funde dokumentieren, dass die Alpen die meiste Zeit in der Nähe des Äquator lagen und tropische Meere alles beherrschten. Zeugnisse vergangener Riesenkatastrophen, die alles Leben zerstörten werden genauso aufgezeigt, wie die das Leben der Dinosaurier oder die Entstehung der Riesenkristalle. Dieses Buch soll auch Wege öffnen. Aufzeigen, dass in diesen Alpen immer noch Neuland möglich ist. Für alle. Für die Jugendlichen und für unsere zukünftigen Generationen. Nichts fällt leicht, alles muss schwer erarbeitet werden. Man muss bereit sein für etwas zu kämpfen. Man muss nur wollen. Die beiden Autoren werden selbst zu Suchern und Findern. Es gelangen ihnen die größten Kristallfunde der Alpen, innerhalb weniger Jahre fanden sie Dinosaurier und Pflanzenwelten längst vergangener Zeiten. Sollen die Schicksale all dieser Menschen, die hier verfolgt werden, als Maßstab dienen. Menschen am Abgrund, Funde und Sensationen werden in diesen wilden Alpen gesucht und in spannender Form beschrieben. Georg Kandutsch, Mineraloge und Paläontologe, und Michael Wachtler, Journalist und Filmemacher, verfolgen die Spuren der größten Abenteurer und spektakulärsten Funde in den Alpen. Archäologische Schätze, die die Menschheit bewegten, die größten Kristallfunde sowie tiefe Einblicke in die Urzeit der Entstehungsgeschichte der Alpen werden dabei gezeigt. Vordergründig beschäftigten sich beide Autoren mit der Frage, ob es heute noch möglich ist, in den Alpen Schätze zu finden, die Eingang in die Geschichtsbücher finden. Und sie entdeckten bei ihrer Suche am Abgrund des Menschenmöglichen immer wieder Neuland. So wurde dieses Buch zu einem einzigartigen Dokument, dass diese Alpen immer noch Sensationelles und Unentdecktes bergen. Über den Autor:Michael Wachtler ist ein erfahrener Journalist und Filmemacher, er wurde 1959 in Südtirol geboren. Er wandte sich schon früh dem Journalismus zu. Eine große Anzahl von Fernsehdokumentationen und Buchveröffentlichungen fanden ein begeistertes Publikum. Durch seine spannenden Reportagen und Erzählungen gelingt es ihm, schwer fassbare wissenschaftliche Zusammenhänge sichtbar zu machen. Georg Kandutsch ist Mineraloge und Paläontologe und wurde 1959 in Kärnten geboren. Er studierte Mineralogie und Geologie und ist in den Alpen zum Sinnbild des extremen Abenteurers und Suchers geworden. Er hat im Laufe der Jahre eine große Anzahl von bedeutenden Kristallfunden gemacht, die Mineraliengeschichte geschrieben haben. In einer Aufsehen errregenden Doktorarbeit gelang es ihm, Neuland auf dem Gebiet der Entstehung der alpinen Klüfte zu beschreiten. Lassen sich heute noch Schätze finden? Kann heute noch, besonders in den Alpen, wo jeder Quadratmeter Boden erforscht scheint und Millionen Touristen sich aufmachen, diese Berge kennen zu lernen, Neuland betreten werden? Ist es heute noch möglich, der Wissenschaft grundlegend neue Erkenntnisse zu vermitteln? Michael Wachtler und Georg Kandutscht setzen sich auf die Spuren jener Menschen, denen die größten Funde und Entdeckungen in den Alpen gelangen. Weil ein unergründlicher Zufall ihr Leben von einem Tag auf den anderen änderte, ohne dass sie wussten, warum. Weil sie im richtigen Augenblick an der richtigen Stelle waren. Weil sie akribisch forschten und ihr Glück damit erzwangen. Die Schicksale dieser Menschen und ihre Geschichte werden aufgezeigt Es waren Menschen die etwas vollbrachten Der sogenannte Abschaum der Menschheit war genauso darunter, wie Genies. Erzählt wird die Geschichte der großen Funde, vom Ötzi, bis zum Fund der Goldmaske in der Steiermark, von Dinosaurierfunden bis hin zu den größten Kristall- Gold- und Edelsteinfunden in den Alpen. Die Berge der Alpen sind mittlerweile alle in den unzähligsten Varianten und Superdirettissimas bestiegen. Das Neuland liegt nicht mehr im Besteigen, es liegt im Erkennen der Geheimnisse der Berge. Der Jahrhundertfund des Ötzi geschah an der Schwelle zum 3. Jahrtausend. Wäre er früher gefunden worden, hätte man ihn wahrscheinlich in einem Friedhof als armen Sünder vergraben. Manchmal muss erst die Zeit für große Funde kommen. Sammler, Sucher und Schatzgräber werden bei ihrer Arbeit beobachtet. Und damit auch die Forscher, die Laien, die Glückspilze, die Phantasten, die Gelehrten, die Narren. Die Entdeckungsgeschichte wird so zu einem Gang durch die Jahrmillionen an. Von den großen Künsten des Menschen geht der Weg zu den Eiszeiten mit ihren Mammuts und Höhlenbären. Außterordentliche Funde dokumentieren, dass die Alpen die meiste Zeit in der Nähe des Äquator lagen und tropische Meere alles beherrschten. Zeugnisse vergangener Riesenkatastrophen, die alles Leben zerstörten werden genauso aufgezeigt, wie die das Leben der Dinosaurier oder die Entstehung der Riesenkristalle. Dieses Buch soll auch Wege öffnen. Aufzeigen, dass in diesen Alpen immer noch Neuland möglich ist. Für alle. Für die Jugendlichen und für unsere zukünftigen Generationen. Nichts fällt leicht, alles muss schwer erarbeitet werden. Man muss bereit sein für etwas zu kämpfen. Man muss nur wollen. Die beiden Autoren werden selbst zu Suchern und Findern. Es gelangen ihnen die größten Kristallfunde der Alpen, innerhalb weniger Jahre fanden sie Dinosaurier und Pflanzenwelten längst vergangener Zeiten. Sollen die Schicksale all dieser Menschen, die hier verfolgt werden, als Maßstab dienen. Menschen am Abgrund, Funde und Sensationen werden in diesen wilden Alpen gesucht und in spannender Form beschrieben. Georg Kandutsch, Mineraloge und Paläontologe, und Michael Wachtler, Journalist und Filmemacher, verfolgen die Spuren der größten Abenteurer und spektakulärsten Funde in den Alpen. Archäologische Schätze, die die Menschheit bewegten, die größten Kristallfunde sowie tiefe Einblicke in die Urzeit der Entstehungsgeschichte der Alpen werden dabei gezeigt. Vordergründig beschäftigten sich beide Autoren mit der Frage, ob es heute noch möglich ist, in den Alpen Schätze zu finden, die Eingang in die Geschichtsbücher finden. Und sie entdeckten bei ihrer Suche am Abgrund des Menschenmöglichen immer wieder Neuland. So wurde dieses Buch zu einem einzigartigen Dokument, dass diese Alpen immer noch Sensationelles und Unentdecktes bergen. Über den Autor:Michael Wachtler ist ein erfahrener Journalist und Filmemacher, er wurde 1959 in Südtirol geboren. Er wandte sich schon früh dem Journalismus zu. Eine große Anzahl von Fernsehdokumentationen und Buchveröffentlichungen fanden ein begeistertes Publikum. Durch seine spannenden Reportagen und Erzählungen gelingt es ihm, schwer fassbare wissenschaftliche Zusammenhänge sichtbar zu machen. Georg Kandutsch ist Mineraloge und Paläontologe und wurde 1959 in Kärnten geboren. Er studierte Mineralogie und Geologie und ist in den Alpen zum Sinnbild des extremen Abenteurers und Suchers geworden. Er hat im Laufe der Jahre eine große Anzahl von bedeutenden Kristallfunden gemacht, die Mineraliengeschichte geschrieben haben. In einer Aufsehen errregenden Doktorarbeit gelang es ihm, Neuland auf dem Gebiet der Entstehung der alpinen Klüfte zu beschreiten., Herbig, 2002, 0, Siedler Verlag, Auflage: 2. Auflage: 2. Hardcover. 21,8 x 14,2 x 2,4 cm. Ausgesetzt in Sibirien – Stalins grausames Experiment - Nicolas Werth erzählt ein Kapitel der Geschichte des Stalinismus, das bislang sowohl der Öffentlichkeit als auch der Forschung unbekannt war. Anfang der 30er Jahre befahl Stalin die massenhaften Deportationen von so genannten »sozial schädlichen Elementen« auf die Insel Nasino in Sibirien. Am Rande der Zivilisation kam es zu Gewaltexzessen und zu Fällen von Kannibalismus. Frühsommer 1933. Während in Deutschland die Nationalsozialisten an die Macht kommen, befiehlt Stalin die »Säuberung der Städte«. Im Klartext bedeutete das die massenhafte Deportation von – tatsächlichen und vermeintlichen – Regimegegnern der Sowjetunion. Sie wurden vor allem aus den russischen Großstädten in die unwirtlichen Regionen Sibiriens gebracht und dort ihrem Schicksal überlassen. Nicolas Werth hat eine besonders grausame Episode dieser »Säuberungswelle « erforscht und erzählt erstmals die Vorkommnisse auf der »Insel der Kannibalen«. Stalin ließ Tausende von Menschen auf Nasino aussetzen – einer Insel inmitten eines sibirischen Flusses. Moskau nahm bewusst in Kauf, dass viele Menschen dabei verhungerten. Es kam zu Menschenjagden und einigen dutzend Fällen von Kannibalismus unter den Deportierten. Nicolas Werth kann sich bei seiner Darstellung auf bisher unbekannte Dokumente aus dem zentralen Archiv des russischen Geheimdienstes stützen, das für Forscher in der Regel unzugänglich ist. In diesem vergessenen Gulag, so kann Werth eindrucksvoll zeigen, führte die stalinistische Utopie einer neuen Gesellschaft zum vorzivilisatorischen Krieg aller gegen alle. Nicolas Werth ist ein herausragender Historiker und als Autor des »Schwarzbuch des Kommunismus« international bekannt. Über den Autor: Nicolas Werth lehrt Geschichte am renommierten französischen Institut für Zeitgeschichte CNRS (Centre national de la recherche scientifique) mit dem Schwerpunkt Geschichte der UdSSR. Von 1985 bis 1989 war er Kulturattaché der französischen Botschaft in Moskau Besprechung / Review zu "Die Insel der Kannibalen": „Nicolas Werths nüchterne Studie „Insel der Kannibalen“ zeigt exemplarisch, wie dünn die Linie zwischen scheinbar modernen Maßnahmen eines sozialen Ingenieurstums und atavistischen Vernichtungsreflexen ist, sobald die aussortierten Menschen zu reinen Objekten ohne Stimme und ohne Gesicht geworden sind.“ Zehntausende Menschen, die man in den großen Städten des europäischen Rußlands aufgegriffen hat, werden auf einer unbewohnten Insel im Ob unter freiem Himmel als Siedler" ausgeladen, ohne jede Hilfsmittel und in ihrer städtischen Kleidung. Daß für sie bestimmte Mehl wird einfach ausgekippt, ohne Dach darüber, so daß es bei Wind und Wetter verkommt. Unter diesen Menschen bricht jede Ordnung zusammen, und sie sterben wie die Fliegen. Doch bald schwingen sich einige wenige zu Herren über die anderen auf und überleben, weil sie die Unterdrückten nicht nur ausrauben, sondern sogar schlachten und aufessen. Unbeschreibliche Horroszenen spielen sich ab. Durch Flüchtende erfahren auch die einheimischen Sibirier von den schrecklichen Zuständen auf der Insel. Auch 5000 Zigeunern, die man in einem geschlossenen Transport auf ähnliche Weise seßhaft" machen will, gelingt durch ihren sozialen Zusammenhalt die Flucht. Ein junger mutiger Kommissar schickt einen Bericht an Stalin. Der zieht 1933 den Schluß, daß die unbewachten Todessansiedlungen offenbar nicht die beste Lösung sind und schickt 1937 noch viel größere Menschenmassen, die sich nun in mehr oder weniger geordneten und bewachten Lagern des "Archipels Gulag" zu Tode arbeiten müssen. Nicolas Werth beschreibt mit Gründlichkeit den von Stalin ausgelösten Wahnsinn, die "Städte zu säubern". Er beseitigte die Großbauern und löste Hungersnöte aus,die Millionen Menschen das Leben kosteten. Menschen wurden willkürlich von der Straße verschleppt und ins ferne Sibirien geschickt, wo sie ohne Ausrüstung und Nahrung der Natur und Kälte ausgesetzt waren und regelrecht vertierten. Diese Gulags waren lange Zeit ein Tabuthema - Werth macht das Ausmaß dieses Verbrechens an der Menschlichkeit sehr nachdrücklich deutlich. Ein wichtiges Buch. Geschichte Stalinismus Ideologie Straflager Übersetzer Enrico Heinemann, Norbert Juraschitz Sprache deutsch Maße 135 x 215 mm Einbandart gebunden Geschichte Politik 20. Jahrhundert bis 1945 Sibiria Geschichte Stalinismus Ideologie Straflager ISBN-10 3-88680-853-X / 388680853X ISBN-13 978-3-88680-853-3 / 9783886808533 Waleri Fast ist Gründungsmitglied der Tomsker Filiale von Memorial, einer Organisation, die zu Zeiten der Gorbatschowschen Perestroika gegründet wurde, um die Erinnerung an die politische Unterdrückung in der UdSSR lebendig zu halten. Am 21. Juli 1989 sprach Fast in dem Dörfchen Nasino am Ufer des Ob, ungefähr neunhundert Kilometer nordwestlich von Tomsk, mit der Kleinbäuerin Taissja Michailowna Tschokarewa, einer Angehörigen der Volksgruppe der Ostiaken, die diese unwirtliche Gegend Sibiriens schon lange vor Ankunft der Russen besiedelt hatten. Fast zeichnete das folgende Zeugnis auf: »Wir lebten in Ergankina. Jedes Jahr zogen wir los, um auf der Insel Nasino die Pappelrinde zu verkaufen, die wir über den Fluss verschifften. Das war unser einziger Broterwerb. Wir waren mit der Familie und Lebensmitteln losgezogen, um dort die Saison zu verbringen. Und was sahen wir? Überall Leute. Man hatte sie auf die Insel gebracht. Es muss ’32 oder ’33 gewesen sein. ’33 im Frühjahr. Ich war 13 Jahre alt. Wir kamen im Dorf Nasino an, das der Insel gegenüber am Ufer liegt. Die Leute sagten: ›Sie haben Leute auf die Insel gebracht.‹ Wie viele? So um die 13 000! So viele Menschen! Wir verstanden gar nicht, was los war. Sicher war jedenfalls, dass für uns die Saison gelaufen war. Sie hatten all diese Leute auf der Insel abgeladen, einfach so, unter freiem Himmel. Das weiß ich noch. Die Leute versuchten zu fliehen. Sie fragten: ›Wo ist die Eisenbahn?‹ Wir wussten nichts von einer Eisenbahn. Sie fragten: ›Wo ist Moskau? Wo Leningrad?‹ Das konnten wir doch nicht wissen. Wir hörten zum ersten Mal von diesen Städten. Wir sind Ostiaken. Die hungernden Menschen flohen. Sie bekamen eine Handvoll Mehl. Das vermengten sie mit Wasser, schlürften es und bekamen sofort Durchfall! Das hatte man noch nicht gesehen. Die Leute starben wie die Fliegen. Sie brachten sich gegenseitig um. Am Flussufer neben der Insel gab es einen ganzen Berg Mehl. Es war wirklich genug da, um die Leute zu versorgen, und was passierte? Sie gaben ihnen gerade einmal eine Handvoll. Auf der Insel war ein Aufseher namens Kostja Wenikow, ein junger Kerl. Er machte einem schönen Mädchen, das man hierher gebracht hatte, den Hof. Er beschützte sie. Eines Tages konnte er nicht zur Arbeit erscheinen und sagte einem Genossen: ›Pass du auf sie auf.‹ Aber bei diesen ganzen Leuten in der Umgebung konnte der nicht viel ausrichten Leute haben sie geschnappt und an eine Pappel gefesselt. Sie haben ihr die Brüste abgeschnitten, die Muskeln, einfach alles, was essbar ist Sie hatten Hunger, essen muss man eben. Als Kostja wiederkam, lebte sie noch. Er wollte sie retten, aber sie ist verblutet. Der Junge hatte Pech. Solche Dinge waren an der Tagesordnung. Wenn man an der Insel entlang ging, sah man in Lappen gewickelte Stücke Fleisch. Menschenfleisch, herausgeschnitten und an den Bäumen aufgehängt. Wenn der Arzt Jakim Iwanowitsch vorbeikam, soll es auf der Insel geheißen haben: ›Der wäre ein guter Happen, fett wie der ist.‹ Der Arzt ist geflohen. Die Miliz hat ihn geholt, damit er nicht aufgefressen wird. Dann ist er als Volksfeind verhaftet worden. Und dabei gab es am Flussufer Massen von Mehl! Sie hatten zur Versorgung der Leute einen ganzen Berg Mehl angekarrt. Aber keiner weiß, was sie damit gemacht haben. Sicher ist nur, dass das Mehl schon faulte. Vielleicht wurde es auch gestohlen. Gestohlen oder nicht, ich weiß nur, dass die Leute verhungerten. Sie hatten zwei Aufseher mit ihren Familien zu uns nach Ergankina geschickt. Sie sollten unser Dorf beschützen, falls diese uns angreifen würden. Sobald die Aufseher einen erwischten, schleppten sie ihn auf einen Kahn und verfrachteten ihn auf die andere Seite des Flusses in Richtung Alt-Nasino. Dann knallten sie ihn ab und warfen die Leiche in den Fluss, die dann von der Strömung fortgetragen wurde. Da waren der Aufseher und Wassili Pjatkin, ein ehemaliger Verurteilter, der sich in Nasino und dann bei uns in Ergankina niedergelassen hatte. Diese beiden kümmerten sich darum, die Leute auf die andere Seite zu schaffen und sie zu erschießen Unterwegs zwangen sie sie, schweinische Lieder zu singen. Sie warfen ihnen einen Kanten Brot hin, die Leute stürzten sich gierig darauf, dann mussten sie wieder singen. Als das Wasser zurückging, ging Irina mit den Tweretins zum Heumachen. Tweretin, Pjotr Alexejewitsch, führte den Laden in Ergankina, und Irina half aus. Als Irina vom Heu zurückkam, sagte sie mir: ›So ein Gestank! Ein Gestank!‹ Es war mir klar, dass sie nach etwas gesucht hatte. Sie wusch sich dauernd die Hände, und dann ging sie wieder zu den Toten. Als ich auch in die Felder ging, hielt ich mir meine Ostiakennase zu. Wie das gestunken hat. Die Toten waren verwest, lagen schon über einen Monat dort. Mir wurde klar, dass Tweretin und Irka den Leichen die Goldzähne herausrissen. ›Der Chef zwingt mich dazu‹, sagte mir Irka. In Alexandrowskoje gab es einen Torgsin, aber die nahmen kein Gold mehr. Tweretin arbeitete im Ledergeschäft, in der Kooperative Sibpuschina. Mit seinem Chef Batalow brachten sie das Gold zum Torgsin in Tomsk, und Irina bekam nichts ab. Im Torgsin in Tomsk war es egal, wo das Gold herkam. Das Gold wurde gegen Kleider, Makkaroni und andere Lebensmittel eingetauscht. Das hat mir Irina erzählt. Sie lebt heute in Tomsk. []. Die Leute flohen auf Flößen, auf Baumstämmen von der Insel. Sie waren so abgemagert, dass sie kaum noch stehen konnten. Eines Tages wollten sie sich über unsere Kuh hermachen. Als wir einschritten, suchten sie das Weite. Sie rannten los und tauchten irgendwann in Ergankina auf. Ausgehungert. Wir sagten uns, geben wir ihnen besser ein bisschen Brot. Dass auch Frauen darunter waren, hat uns etwas beruhigt. Wir sagten den Aufsehern: ›Lasst sie, wir geben ihnen etwas zu essen.‹ Wir nahmen sie mit nach Hause und gaben ihnen Brot und Milch. Die Aufseher hatten uns eingeschärft: ›Ihr könnt ihnen zu essen geben, lasst sie aber bloß nicht laufen.‹ Also gaben wir ihnen Brot, Dickmilch und Milch und brachten sie dann zum Wachposten zurück. Gott allein weiß, was die mit ihnen gemacht haben. Vielleicht haben sie sie erschossen, vielleicht sind sie entkommen oder auf die Insel zurückgebracht worden. Mein Gott! Wie grausam. Natürlich weiß Gott allein, was das für Leute waren. Wir kannten sie nicht. Sie machten uns Angst. Wir haben sie trotzdem zwei oder drei Tage bei uns aufgenommen, als die Aufseher sie jagten. Wir gaben ihnen zu essen. Es waren doch Menschen. Wir gaben ihnen Milch und etwas zu essen, und die haben sie dann erschossen. Im Spätsommer vor dem ersten Frost verluden sie die Übriggebliebenen auf einen großen Frachtkahn. Sie stopften ihn bis oben hin voll, und dann fuhr er auf dem Fluss Nasina los. Dort kamen fast alle um. Die Überlebenden brachten sie wohl irgendwohin. Sie fuhren im Kahn auf der Nasina los. Sie mussten semljanki graben. Wie diese semljanki ausgesehen haben, kann ihnen hier jeder sagen. Später haben sie richtige Holzhäuser und sogar ein Clubhaus und eine Brücke über den Fluss gebaut. Das hat mir Vater Kondrati erzählt. Dann ließ man die Leute nach und nach frei. Gott weiß, wohin sie verschwanden Ich weiß nicht, ob noch jemand am Leben ist.« Mit diesem Zeugnis und einem Dutzend weiterer, die in Nasino und den Nachbardörfern aufgenommen wurden, kam eine höchst bedeutsame – und besonders tragische – Episode wieder ans Tageslicht, die jahrzehntelang totgeschwiegen worden war: 1933 waren Tausende ›deklassierte und sozial schädliche Elemente‹ aus Moskau und Leningrad deportiert und auf einer kleinen Insel nahe der Einmündung der Nasina in den Ob ungefähr neunhundert Kilometer nördlich der sibirischen Stadt Tomsk ausgesetzt worden. Anfang der neunziger Jahre ist es dank der Öffnung der Regionalarchive von Nowosibirsk und Tomsk sowie durch die Veröffentlichung einer Reihe von Schriftstücken zur Tragödie von Nasino möglich geworden,dieVorgängeauf der ›Todesinsel‹ (Ostrow-Smert’) oder ›Kannibaleninsel‹ (Ostrow-ljudojedow), wie die örtliche Bevölkerung sie nannte, genauer nachzuvollziehen. Die Publikation von Dokumenten der Untersuchungskommission, die im September 1933 eilends vom Regionalkomitee der Kommunistischen Partei von Westsibirien ins Leben gerufen worden war, brachte dieses Vorhaben 2002 einen entscheidenden Schritt weiter. Die Kommission sollte »den Wahrheitsgehalt von Informationen prüfen, die der Gen. Welitschko, der Instrukteur im Parteikomitee des Bezirks Narym, an den Gen. Stalin über die Lage auf der Insel Nasino am Ob geschickt hatte«. Dieser kleine Parteifunktionär hatte zu den Umständen, unter denen Tausende von Deportierten umgekommen waren, eine eigene Untersuchung durchgeführt und in einem mutigen Schritt Stalin persönlich geschrieben. Ohne seine Initiative hätte wohl kaum eine Kommission Licht in diese Vorgänge gebracht. Die Unterlagen dieser Kommission erlauben heute die detaillierte Rekonstruktion der Mechanismen, die zu dieser ›Deportationsaussetzung‹ geführt haben. Sie erhellen zudem, wie das System der ›Sonderbesiedlung‹, das zu Beginn des Jahres 1930 in aller Eile aufgebaut wurde, auf lokaler Ebene funktionierte. Wie fügte sich das Kapitel Nasino in die Politik der massenhaften Deportationen ein, die das stalinistische Regime im Rahmen der ›Liquidierung der Kulaken als Klasse‹ seit über drei Jahren durchführte? Wie und warum wurden diese ›deklassierten und sozial schädlichen Elemente‹, die bei Razzien in Moskau und Leningrad zusammengetrieben worden waren, in diese abgelegene und fast unzugängliche Region deportiert, die fast neunhundert Kilometer von der nächsten Stadt und Eisenbahnlinie entfernt lag? Und wer waren diese Menschen? War die Tragödie von Nasino ›programmiert‹ oder ein ›Betriebsunfall‹, der auf besondere Schlamperei und das Fehlen jeglicher Koordination zwischen den verschiedenen Bereichen im repressiven System des ›zweiten Gulags‹, dem der ›Sonderumsiedler und Arbeitssiedler‹, zurückging? Handelt es sich um ein – besonders tragisches – einzigartiges Ereignis, um den Extremfall einer Deportationsaussetzung? Für Iwan Iwanowitsch Dolgich, den Chef der Abteilung für Sonderbesiedlung im Siblag, war an dieser Episode allein das Verhalten der Dekl, Siedler Verlag, 0, Männerschwarm rosa Winkel, 1999. 1999. Softcover. KZ Moringen Nationalsozialismus Homosexualität homosexuelle Häftlinge Schwulen und Lesben der Weimarer Republik Lustknaben KZ-Häftlinge Drittes Reich Konzentrationslager Gesellschaft Wirtschaft Sieben Jahre nach seiner schwulen Stadtgeschichte Hannovers ("Olivia") legte Rainer Hoffschildt im Dezember vorigen Jahres sein neues Buch über die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit vor - (gekürztes) Produkt einer ebenso langen intensiven Recherche-Arbeit. Wie der Untertitel "Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland" deutlich macht, handelt es sich hierbei um eine Regionalstudie unserer Region, vergleichbar etwa mit der von Frank Sparing für Düsseldorf vorgelegten Arbeit. Dabei sind aber in Hoffschildts Buch einzelne Aspekte durchaus neuartig, also in der bisherigen Literatur so noch nicht bearbeitet. So geht er beispielsweise auch auf die Haftbedingungen in Gefängnissen und Zuchthäusern ein, die sich zum Ende des "Dritten Reiches" offenbar immer mehr denen in den Konzentrationslagern annäherten und so zunehmend zu Todesfällen unter den schwulen Häftlingen führten. Am Beispiel der Einzelschicksale wird auch immer wieder der Übergang zwischen den Haftsystemen Untersuchungs-, Straf- und Lagerhaft dargestellt. Zu letzterem erläutert er im ersten, einführenden Kapitel nach der Verschärfung des §175 durch die Nazis auch die "Rechtsgrundlagen" von - im Nazi-Jargon - "Schutzhaft", "Vorbeugungshaft" und "Sicherungsverwahrung". Die unterschiedlichen Typen von Konzentrationslagern werden ihrer historischen Entwicklung gemäß beschrieben, aber ebenso auch die davon abzugrenzenden Emslandlager. Diese stellen ebenso eine "regionale Besonderheit" dar wie das KZ Moringen, das ab 1940 als zentrales deutsches Jugend-KZ diente. Es war bereits 1933 als eines der ersten KZ‘s gegründet worden und diente später vorübergehend als zentrales Frauen-KZ für Preußen. Über homosexuelle Häftlinge in diesem KZ vor 1940 ist kaum etwas bekannt, doch seit der Umwidmung zum Jugend-KZ saßen hier viele homosexuelle Jugendliche ein. Die in den einzelnen Kapiteln beispielhaft vorgestellten Schicksale sind sehr bewegend. Da sich der §175 ja nur gegen Männer richtete, handelt es sich naturgemäß zum größten Teil um Schicksale schwuler Männer. Allerdings gab es - wenn auch wohl in weitaus geringerer Zahl - auch eine Verfolgung lesbischer Frauen in der NS-Zeit. Am Beispiel der Johanna S. wird eine von sicherlich mehreren Möglichkeiten deutlich, wie es dazu kommen konnte. Hier wird zugleich auch einmal die "Nachwirkung" nach dem Ende der Nazizeit angesprochen. So wird ein Rechtsanwalt wie folgt dazu zitiert: "Ich habe festgestellt, daß die Entschädigungsbehörden und selbst die Entschädigungsgerichte, ja sogar der Bundesgerichtshof und das Bundesverfassungsgericht mit früheren aktiven Nazis durchsetzt waren Was kann man von diesen Leuten anderes als die Fortsetzung ihrer früheren Werke erwarten Von diesen Leuten und von dieser Justiz haben Sie nichts als Hohn und Spott zu erwarten. Es sind Menschen ohne Erbarmen." (Brief aus dem Jahre 1974). Natürlich ist das Thema der Fortsetzung der Verfolgung unter der Demokratie zu weitgespannt, um im vorliegenden Werk auch noch Berücksichtigung zu finden. Im Herbst 1998 war es ja bereits Gegenstand eines Seminars der Landeszentrale für politische Bildung - vielleicht findet es in näherer Zukunft auch einmal die eingehende Bearbeitung in Buchform, die es verdient (und die speziell für Hannover Hoffschildt ja schon in "Olivia" geleistet hat). Neben vereinzelten Schicksalen von Lesben und transidentischen Personen geht Hoffschildt auch auf homosexuelles Verhalten an sich heterosexueller Männer im KZ ein - sprich auf "Kapos", die eingesperrte Jungs zu ihren Lustknaben machten. (Kapos sind selbst KZ-Häftlinge, denen von der Wachmannschaft Aufsichtsfunktionen über ihre Mithäftlinge zugewiesen wurden.) Das Schlußkapitel ist verschiedenen Fällen von Todesurteilen der NS-Justiz wegen Homosexualität gewidmet - mit höchst unterschiedlichen Hintergründen und ebenso unterschiedlichem Ausgang. Somit bietet das Buch einen breiten Überblick über alle Aspekte des Themas und ist nicht nur den speziell historisch Interessierten zu empfehlen. Es handelt schließlich von unserer Geschichte. Deren müssen wir uns bewußt bleiben - und sei es nur, um zu begreifen, weshalb wir nicht darin nachlassen dürfen, weiterhin für die volle rechtliche Gleichstellung zu kämpfen. Zwar sind wir darin weiter vorangekommen als die Schwulen und Lesben der Weimarer Republik. Doch die wähnten sich vor 1933, als der Strafrechtsausschuß des Reichstages bereits mit knapper Mehrheit die Aufhebung des §175 in seiner damaligen Form beschlossen hatte (was aber nicht mehr zur Abstimmung ins Plenum gelangte), wahrscheinlich auch schon ein erstes Stück weit auf dem Weg zu gleichen Rechten. Angesichts zum Beispiel auch der neuen Regierungsbildung in Österreich müssen wir wachsam bleiben und die Gefahr kennen. Nicht zuletzt deshalb gehört das Buch in jede schwule und auch lesbische Hausbibliothek! Bernd König Die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland von Rainer Hoffschildt Männerschwarm rosa Winkel KZ Moringen Nationalsozialismus Homosexualität homosexuelle Häftlinge Schwulen und Lesben der Weimarer Republik Lustknaben KZ-Häftlinge Drittes Reich Konzentrationslager Gesellschaft Wirtschaft Sieben Jahre nach seiner schwulen Stadtgeschichte Hannovers ("Olivia") legte Rainer Hoffschildt im Dezember vorigen Jahres sein neues Buch über die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit vor - (gekürztes) Produkt einer ebenso langen intensiven Recherche-Arbeit. Wie der Untertitel "Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland" deutlich macht, handelt es sich hierbei um eine Regionalstudie unserer Region, vergleichbar etwa mit der von Frank Sparing für Düsseldorf vorgelegten Arbeit. Dabei sind aber in Hoffschildts Buch einzelne Aspekte durchaus neuartig, also in der bisherigen Literatur so noch nicht bearbeitet. So geht er beispielsweise auch auf die Haftbedingungen in Gefängnissen und Zuchthäusern ein, die sich zum Ende des "Dritten Reiches" offenbar immer mehr denen in den Konzentrationslagern annäherten und so zunehmend zu Todesfällen unter den schwulen Häftlingen führten. Am Beispiel der Einzelschicksale wird auch immer wieder der Übergang zwischen den Haftsystemen Untersuchungs-, Straf- und Lagerhaft dargestellt. Zu letzterem erläutert er im ersten, einführenden Kapitel nach der Verschärfung des §175 durch die Nazis auch die "Rechtsgrundlagen" von - im Nazi-Jargon - "Schutzhaft", "Vorbeugungshaft" und "Sicherungsverwahrung". Die unterschiedlichen Typen von Konzentrationslagern werden ihrer historischen Entwicklung gemäß beschrieben, aber ebenso auch die davon abzugrenzenden Emslandlager. Diese stellen ebenso eine "regionale Besonderheit" dar wie das KZ Moringen, das ab 1940 als zentrales deutsches Jugend-KZ diente. Es war bereits 1933 als eines der ersten KZ‘s gegründet worden und diente später vorübergehend als zentrales Frauen-KZ für Preußen. Über homosexuelle Häftlinge in diesem KZ vor 1940 ist kaum etwas bekannt, doch seit der Umwidmung zum Jugend-KZ saßen hier viele homosexuelle Jugendliche ein. Die in den einzelnen Kapiteln beispielhaft vorgestellten Schicksale sind sehr bewegend. Da sich der §175 ja nur gegen Männer richtete, handelt es sich naturgemäß zum größten Teil um Schicksale schwuler Männer. Allerdings gab es - wenn auch wohl in weitaus geringerer Zahl - auch eine Verfolgung lesbischer Frauen in der NS-Zeit. Am Beispiel der Johanna S. wird eine von sicherlich mehreren Möglichkeiten deutlich, wie es dazu kommen konnte. Hier wird zugleich auch einmal die "Nachwirkung" nach dem Ende der Nazizeit angesprochen. So wird ein Rechtsanwalt wie folgt dazu zitiert: "Ich habe festgestellt, daß die Entschädigungsbehörden und selbst die Entschädigungsgerichte, ja sogar der Bundesgerichtshof und das Bundesverfassungsgericht mit früheren aktiven Nazis durchsetzt waren Was kann man von diesen Leuten anderes als die Fortsetzung ihrer früheren Werke erwarten Von diesen Leuten und von dieser Justiz haben Sie nichts als Hohn und Spott zu erwarten. Es sind Menschen ohne Erbarmen." (Brief aus dem Jahre 1974). Natürlich ist das Thema der Fortsetzung der Verfolgung unter der Demokratie zu weitgespannt, um im vorliegenden Werk auch noch Berücksichtigung zu finden. Im Herbst 1998 war es ja bereits Gegenstand eines Seminars der Landeszentrale für politische Bildung - vielleicht findet es in näherer Zukunft auch einmal die eingehende Bearbeitung in Buchform, die es verdient (und die speziell für Hannover Hoffschildt ja schon in "Olivia" geleistet hat). Neben vereinzelten Schicksalen von Lesben und transidentischen Personen geht Hoffschildt auch auf homosexuelles Verhalten an sich heterosexueller Männer im KZ ein - sprich auf "Kapos", die eingesperrte Jungs zu ihren Lustknaben machten. (Kapos sind selbst KZ-Häftlinge, denen von der Wachmannschaft Aufsichtsfunktionen über ihre Mithäftlinge zugewiesen wurden.) Das Schlußkapitel ist verschiedenen Fällen von Todesurteilen der NS-Justiz wegen Homosexualität gewidmet - mit höchst unterschiedlichen Hintergründen und ebenso unterschiedlichem Ausgang. Somit bietet das Buch einen breiten Überblick über alle Aspekte des Themas und ist nicht nur den speziell historisch Interessierten zu empfehlen. Es handelt schließlich von unserer Geschichte. Deren müssen wir uns bewußt bleiben - und sei es nur, um zu begreifen, weshalb wir nicht darin nachlassen dürfen, weiterhin für die volle rechtliche Gleichstellung zu kämpfen. Zwar sind wir darin weiter vorangekommen als die Schwulen und Lesben der Weimarer Republik. Doch die wähnten sich vor 1933, als der Strafrechtsausschuß des Reichstages bereits mit knapper Mehrheit die Aufhebung des §175 in seiner damaligen Form beschlossen hatte (was aber nicht mehr zur Abstimmung ins Plenum gelangte), wahrscheinlich auch schon ein erstes Stück weit auf dem Weg zu gleichen Rechten. Angesichts zum Beispiel auch der neuen Regierungsbildung in Österreich müssen wir wachsam bleiben und die Gefahr kennen. Nicht zuletzt deshalb gehört das Buch in jede schwule und auch lesbische Hausbibliothek! Bernd König Die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland von Rainer Hoffschildt Männerschwarm rosa Winkel, Männerschwarm rosa Winkel, 1999, 0<
Rainer Hoffschildt:
Die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland von Rainer Hoffschildt KZ Moringen Nationalsozialismus Homosexualität homosexuelle Häftlinge Schwulen und Lesben der Weimarer Republik Lustknaben KZ-Häftlinge Drittes Reich Konzentrationslager - Taschenbuch1999, ISBN: 386149096X
1999 Softcover 194 S. Broschiert Zustand: gebraucht - sehr gut, KZ Moringen Nationalsozialismus Homosexualität homosexuelle Häftlinge Schwulen und Lesben der Weimarer Republik Lustknaben … Mehr…
1999 Softcover 194 S. Broschiert Zustand: gebraucht - sehr gut, KZ Moringen Nationalsozialismus Homosexualität homosexuelle Häftlinge Schwulen und Lesben der Weimarer Republik Lustknaben KZ-Häftlinge Drittes Reich Konzentrationslager Gesellschaft Wirtschaft Sieben Jahre nach seiner schwulen Stadtgeschichte Hannovers ("Olivia") legte Rainer Hoffschildt im Dezember vorigen Jahres sein neues Buch über die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit vor - (gekürztes) Produkt einer ebenso langen intensiven Recherche-Arbeit. Wie der Untertitel "Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland" deutlich macht, handelt es sich hierbei um eine Regionalstudie unserer Region, vergleichbar etwa mit der von Frank Sparing für Düsseldorf vorgelegten Arbeit. Dabei sind aber in Hoffschildts Buch einzelne Aspekte durchaus neuartig, also in der bisherigen Literatur so noch nicht bearbeitet. So geht er beispielsweise auch auf die Haftbedingungen in Gefängnissen und Zuchthäusern ein, die sich zum Ende des "Dritten Reiches" offenbar immer mehr denen in den Konzentrationslagern annäherten und so zunehmend zu Todesfällen unter den schwulen Häftlingen führten. Am Beispiel der Einzelschicksale wird auch immer wieder der Übergang zwischen den Haftsystemen Untersuchungs-, Straf- und Lagerhaft dargestellt. Zu letzterem erläutert er im ersten, einführenden Kapitel nach der Verschärfung des §175 durch die Nazis auch die "Rechtsgrundlagen" von - im Nazi-Jargon - "Schutzhaft", "Vorbeugungshaft" und "Sicherungsverwahrung". Die unterschiedlichen Typen von Konzentrationslagern werden ihrer historischen Entwicklung gemäß beschrieben, aber ebenso auch die davon abzugrenzenden Emslandlager. Diese stellen ebenso eine "regionale Besonderheit" dar wie das KZ Moringen, das ab 1940 als zentrales deutsches Jugend-KZ diente. Es war bereits 1933 als eines der ersten KZ‘s gegründet worden und diente später vorübergehend als zentrales Frauen-KZ für Preußen. Über homosexuelle Häftlinge in diesem KZ vor 1940 ist kaum etwas bekannt, doch seit der Umwidmung zum Jugend-KZ saßen hier viele homosexuelle Jugendliche ein. Die in den einzelnen Kapiteln beispielhaft vorgestellten Schicksale sind sehr bewegend. Da sich der §175 ja nur gegen Männer richtete, handelt es sich naturgemäß zum größten Teil um Schicksale schwuler Männer. Allerdings gab es - wenn auch wohl in weitaus geringerer Zahl - auch eine Verfolgung lesbischer Frauen in der NS-Zeit. Am Beispiel der Johanna S. wird eine von sicherlich mehreren Möglichkeiten deutlich, wie es dazu kommen konnte. Hier wird zugleich auch einmal die "Nachwirkung" nach dem Ende der Nazizeit angesprochen. So wird ein Rechtsanwalt wie folgt dazu zitiert: "Ich habe festgestellt, daß die Entschädigungsbehörden und selbst die Entschädigungsgerichte, ja sogar der Bundesgerichtshof und das Bundesverfassungsgericht mit früheren aktiven Nazis durchsetzt waren Was kann man von diesen Leuten anderes als die Fortsetzung ihrer früheren Werke erwarten Von diesen Leuten und von dieser Justiz haben Sie nichts als Hohn und Spott zu erwarten. Es sind Menschen ohne Erbarmen." (Brief aus dem Jahre 1974). Natürlich ist das Thema der Fortsetzung der Verfolgung unter der Demokratie zu weitgespannt, um im vorliegenden Werk auch noch Berücksichtigung zu finden. Im Herbst 1998 war es ja bereits Gegenstand eines Seminars der Landeszentrale für politische Bildung - vielleicht findet es in näherer Zukunft auch einmal die eingehende Bearbeitung in Buchform, die es verdient (und die speziell für Hannover Hoffschildt ja schon in "Olivia" geleistet hat). Neben vereinzelten Schicksalen von Lesben und transidentischen Personen geht Hoffschildt auch auf homosexuelles Verhalten an sich heterosexueller Männer im KZ ein - sprich auf "Kapos", die eingesperrte Jungs zu ihren Lustknaben machten. (Kapos sind selbst KZ-Häftlinge, denen von der Wachmannschaft Aufsichtsfunktionen über ihre Mithäftlinge zugewiesen wurden.) Das Schlußkapitel ist verschiedenen Fällen von Todesurteilen der NS-Justiz wegen Homosexualität gewidmet - mit höchst unterschiedlichen Hintergründen und ebenso unterschiedlichem Ausgang. Somit bietet das Buch einen breiten Überblick über alle Aspekte des Themas und ist nicht nur den speziell historisch Interessierten zu empfehlen. Es handelt schließlich von unserer Geschichte. Deren müssen wir uns bewußt bleiben - und sei es nur, um zu begreifen, weshalb wir nicht darin nachlassen dürfen, weiterhin für die volle rechtliche Gleichstellung zu kämpfen. Zwar sind wir darin weiter vorangekommen als die Schwulen und Lesben der Weimarer Republik. Doch die wähnten sich vor 1933, als der Strafrechtsausschuß des Reichstages bereits mit knapper Mehrheit die Aufhebung des §175 in seiner damaligen Form beschlossen hatte (was aber nicht mehr zur Abstimmung ins Plenum gelangte), wahrscheinlich auch schon ein erstes Stück weit auf dem Weg zu gleichen Rechten. Angesichts zum Beispiel auch der neuen Regierungsbildung in Österreich müssen wir wachsam bleiben und die Gefahr kennen. Nicht zuletzt deshalb gehört das Buch in jede schwule und auch lesbische Hausbibliothek! Bernd König Die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland von Rainer Hoffschildt Männerschwarm rosa Winkel KZ Moringen Nationalsozialismus Homosexualität homosexuelle Häftlinge Schwulen und Lesben der Weimarer Republik Lustknaben KZ-Häftlinge Drittes Reich Konzentrationslager Gesellschaft Wirtschaft Sieben Jahre nach seiner schwulen Stadtgeschichte Hannovers ("Olivia") legte Rainer Hoffschildt im Dezember vorigen Jahres sein neues Buch über die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit vor - (gekürztes) Produkt einer ebenso langen intensiven Recherche-Arbeit. Wie der Untertitel "Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland" deutlich macht, handelt es sich hierbei um eine Regionalstudie unserer Region, vergleichbar etwa mit der von Frank Sparing für Düsseldorf vorgelegten Arbeit. Dabei sind aber in Hoffschildts Buch einzelne Aspekte durchaus neuartig, also in der bisherigen Literatur so noch nicht bearbeitet. So geht er beispielsweise auch auf die Haftbedingungen in Gefängnissen und Zuchthäusern ein, die sich zum Ende des "Dritten Reiches" offenbar immer mehr denen in den Konzentrationslagern annäherten und so zunehmend zu Todesfällen unter den schwulen Häftlingen führten. Am Beispiel der Einzelschicksale wird auch immer wieder der Übergang zwischen den Haftsystemen Untersuchungs-, Straf- und Lagerhaft dargestellt. Zu letzterem erläutert er im ersten, einführenden Kapitel nach der Verschärfung des §175 durch die Nazis auch die "Rechtsgrundlagen" von - im Nazi-Jargon - "Schutzhaft", "Vorbeugungshaft" und "Sicherungsverwahrung". Die unterschiedlichen Typen von Konzentrationslagern werden ihrer historischen Entwicklung gemäß beschrieben, aber ebenso auch die davon abzugrenzenden Emslandlager. Diese stellen ebenso eine "regionale Besonderheit" dar wie das KZ Moringen, das ab 1940 als zentrales deutsches Jugend-KZ diente. Es war bereits 1933 als eines der ersten KZ‘s gegründet worden und diente später vorübergehend als zentrales Frauen-KZ für Preußen. Über homosexuelle Häftlinge in diesem KZ vor 1940 ist kaum etwas bekannt, doch seit der Umwidmung zum Jugend-KZ saßen hier viele homosexuelle Jugendliche ein. Die in den einzelnen Kapiteln beispielhaft vorgestellten Schicksale sind sehr bewegend. Da sich der §175 ja nur gegen Männer richtete, handelt es sich naturgemäß zum größten Teil um Schicksale schwuler Männer. Allerdings gab es - wenn auch wohl in weitaus geringerer Zahl - auch eine Verfolgung lesbischer Frauen in der NS-Zeit. Am Beispiel der Johanna S. wird eine von sicherlich mehreren Möglichkeiten deutlich, wie es dazu kommen konnte. Hier wird zugleich auch einmal die "Nachwirkung" nach dem Ende der Nazizeit angesprochen. So wird ein Rechtsanwalt wie folgt dazu zitiert: "Ich habe festgestellt, daß die Entschädigungsbehörden und selbst die Entschädigungsgerichte, ja sogar der Bundesgerichtshof und das Bundesverfassungsgericht mit früheren aktiven Nazis durchsetzt waren Was kann man von diesen Leuten anderes als die Fortsetzung ihrer früheren Werke erwarten Von diesen Leuten und von dieser Justiz haben Sie nichts als Hohn und Spott zu erwarten. Es sind Menschen ohne Erbarmen." (Brief aus dem Jahre 1974). Natürlich ist das Thema der Fortsetzung der Verfolgung unter der Demokratie zu weitgespannt, um im vorliegenden Werk auch noch Berücksichtigung zu finden. Im Herbst 1998 war es ja bereits Gegenstand eines Seminars der Landeszentrale für politische Bildung - vielleicht findet es in näherer Zukunft auch einmal die eingehende Bearbeitung in Buchform, die es verdient (und die speziell für Hannover Hoffschildt ja schon in "Olivia" geleistet hat). Neben vereinzelten Schicksalen von Lesben und transidentischen Personen geht Hoffschildt auch auf homosexuelles Verhalten an sich heterosexueller Männer im KZ ein - sprich auf "Kapos", die eingesperrte Jungs zu ihren Lustknaben machten. (Kapos sind selbst KZ-Häftlinge, denen von der Wachmannschaft Aufsichtsfunktionen über ihre Mithäftlinge zugewiesen wurden.) Das Schlußkapitel ist verschiedenen Fällen von Todesurteilen der NS-Justiz wegen Homosexualität gewidmet - mit höchst unterschiedlichen Hintergründen und ebenso unterschiedlichem Ausgang. Somit bietet das Buch einen breiten Überblick über alle Aspekte des Themas und ist nicht nur den speziell historisch Interessierten zu empfehlen. Es handelt schließlich von unserer Geschichte. Deren müssen wir uns bewußt bleiben - und sei es nur, um zu begreifen, weshalb wir nicht darin nachlassen dürfen, weiterhin für die volle rechtliche Gleichstellung zu kämpfen. Zwar sind wir darin weiter vorangekommen als die Schwulen und Lesben der Weimarer Republik. Doch die wähnten sich vor 1933, als der Strafrechtsausschuß des Reichstages bereits mit knapper Mehrheit die Aufhebung des §175 in seiner damaligen Form beschlossen hatte (was aber nicht mehr zur Abstimmung ins Plenum gelangte), wahrscheinlich auch schon ein erstes Stück weit auf dem Weg zu gleichen Rechten. Angesichts zum Beispiel auch der neuen Regierungsbildung in Österreich müssen wir wachsam bleiben und die Gefahr kennen. Nicht zuletzt deshalb gehört das Buch in jede schwule und auch lesbische Hausbibliothek! Bernd König Die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland von Rainer Hoffschildt Männerschwarm rosa Winkel 2, [PU:Männerschwarm rosa Winkel]<
Die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland von Rainer Hoffschildt KZ Moringen Nationalsozialismus Homosexualität homosexuelle Häftlinge Schwulen und Lesben der Weimarer Republik Lustknaben KZ-Häftlinge Drittes Reich Konzentrationslager - Taschenbuch
1999
ISBN: 9783861490968
Männerschwarm rosa Winkel, 1999. 1999. Softcover. KZ Moringen Nationalsozialismus Homosexualität homosexuelle Häftlinge Schwulen und Lesben der Weimarer Republik Lustknaben KZ-Häftlinge … Mehr…
Männerschwarm rosa Winkel, 1999. 1999. Softcover. KZ Moringen Nationalsozialismus Homosexualität homosexuelle Häftlinge Schwulen und Lesben der Weimarer Republik Lustknaben KZ-Häftlinge Drittes Reich Konzentrationslager Gesellschaft Wirtschaft Sieben Jahre nach seiner schwulen Stadtgeschichte Hannovers ("Olivia") legte Rainer Hoffschildt im Dezember vorigen Jahres sein neues Buch über die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit vor - (gekürztes) Produkt einer ebenso langen intensiven Recherche-Arbeit. Wie der Untertitel "Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland" deutlich macht, handelt es sich hierbei um eine Regionalstudie unserer Region, vergleichbar etwa mit der von Frank Sparing für Düsseldorf vorgelegten Arbeit. Dabei sind aber in Hoffschildts Buch einzelne Aspekte durchaus neuartig, also in der bisherigen Literatur so noch nicht bearbeitet. So geht er beispielsweise auch auf die Haftbedingungen in Gefängnissen und Zuchthäusern ein, die sich zum Ende des "Dritten Reiches" offenbar immer mehr denen in den Konzentrationslagern annäherten und so zunehmend zu Todesfällen unter den schwulen Häftlingen führten. Am Beispiel der Einzelschicksale wird auch immer wieder der Übergang zwischen den Haftsystemen Untersuchungs-, Straf- und Lagerhaft dargestellt. Zu letzterem erläutert er im ersten, einführenden Kapitel nach der Verschärfung des §175 durch die Nazis auch die "Rechtsgrundlagen" von - im Nazi-Jargon - "Schutzhaft", "Vorbeugungshaft" und "Sicherungsverwahrung". Die unterschiedlichen Typen von Konzentrationslagern werden ihrer historischen Entwicklung gemäß beschrieben, aber ebenso auch die davon abzugrenzenden Emslandlager. Diese stellen ebenso eine "regionale Besonderheit" dar wie das KZ Moringen, das ab 1940 als zentrales deutsches Jugend-KZ diente. Es war bereits 1933 als eines der ersten KZ‘s gegründet worden und diente später vorübergehend als zentrales Frauen-KZ für Preußen. Über homosexuelle Häftlinge in diesem KZ vor 1940 ist kaum etwas bekannt, doch seit der Umwidmung zum Jugend-KZ saßen hier viele homosexuelle Jugendliche ein. Die in den einzelnen Kapiteln beispielhaft vorgestellten Schicksale sind sehr bewegend. Da sich der §175 ja nur gegen Männer richtete, handelt es sich naturgemäß zum größten Teil um Schicksale schwuler Männer. Allerdings gab es - wenn auch wohl in weitaus geringerer Zahl - auch eine Verfolgung lesbischer Frauen in der NS-Zeit. Am Beispiel der Johanna S. wird eine von sicherlich mehreren Möglichkeiten deutlich, wie es dazu kommen konnte. Hier wird zugleich auch einmal die "Nachwirkung" nach dem Ende der Nazizeit angesprochen. So wird ein Rechtsanwalt wie folgt dazu zitiert: "Ich habe festgestellt, daß die Entschädigungsbehörden und selbst die Entschädigungsgerichte, ja sogar der Bundesgerichtshof und das Bundesverfassungsgericht mit früheren aktiven Nazis durchsetzt waren Was kann man von diesen Leuten anderes als die Fortsetzung ihrer früheren Werke erwarten Von diesen Leuten und von dieser Justiz haben Sie nichts als Hohn und Spott zu erwarten. Es sind Menschen ohne Erbarmen." (Brief aus dem Jahre 1974). Natürlich ist das Thema der Fortsetzung der Verfolgung unter der Demokratie zu weitgespannt, um im vorliegenden Werk auch noch Berücksichtigung zu finden. Im Herbst 1998 war es ja bereits Gegenstand eines Seminars der Landeszentrale für politische Bildung - vielleicht findet es in näherer Zukunft auch einmal die eingehende Bearbeitung in Buchform, die es verdient (und die speziell für Hannover Hoffschildt ja schon in "Olivia" geleistet hat). Neben vereinzelten Schicksalen von Lesben und transidentischen Personen geht Hoffschildt auch auf homosexuelles Verhalten an sich heterosexueller Männer im KZ ein - sprich auf "Kapos", die eingesperrte Jungs zu ihren Lustknaben machten. (Kapos sind selbst KZ-Häftlinge, denen von der Wachmannschaft Aufsichtsfunktionen über ihre Mithäftlinge zugewiesen wurden.) Das Schlußkapitel ist verschiedenen Fällen von Todesurteilen der NS-Justiz wegen Homosexualität gewidmet - mit höchst unterschiedlichen Hintergründen und ebenso unterschiedlichem Ausgang. Somit bietet das Buch einen breiten Überblick über alle Aspekte des Themas und ist nicht nur den speziell historisch Interessierten zu empfehlen. Es handelt schließlich von unserer Geschichte. Deren müssen wir uns bewußt bleiben - und sei es nur, um zu begreifen, weshalb wir nicht darin nachlassen dürfen, weiterhin für die volle rechtliche Gleichstellung zu kämpfen. Zwar sind wir darin weiter vorangekommen als die Schwulen und Lesben der Weimarer Republik. Doch die wähnten sich vor 1933, als der Strafrechtsausschuß des Reichstages bereits mit knapper Mehrheit die Aufhebung des §175 in seiner damaligen Form beschlossen hatte (was aber nicht mehr zur Abstimmung ins Plenum gelangte), wahrscheinlich auch schon ein erstes Stück weit auf dem Weg zu gleichen Rechten. Angesichts zum Beispiel auch der neuen Regierungsbildung in Österreich müssen wir wachsam bleiben und die Gefahr kennen. Nicht zuletzt deshalb gehört das Buch in jede schwule und auch lesbische Hausbibliothek! Bernd König Die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland von Rainer Hoffschildt Männerschwarm rosa Winkel KZ Moringen Nationalsozialismus Homosexualität homosexuelle Häftlinge Schwulen und Lesben der Weimarer Republik Lustknaben KZ-Häftlinge Drittes Reich Konzentrationslager Gesellschaft Wirtschaft Sieben Jahre nach seiner schwulen Stadtgeschichte Hannovers ("Olivia") legte Rainer Hoffschildt im Dezember vorigen Jahres sein neues Buch über die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit vor - (gekürztes) Produkt einer ebenso langen intensiven Recherche-Arbeit. Wie der Untertitel "Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland" deutlich macht, handelt es sich hierbei um eine Regionalstudie unserer Region, vergleichbar etwa mit der von Frank Sparing für Düsseldorf vorgelegten Arbeit. Dabei sind aber in Hoffschildts Buch einzelne Aspekte durchaus neuartig, also in der bisherigen Literatur so noch nicht bearbeitet. So geht er beispielsweise auch auf die Haftbedingungen in Gefängnissen und Zuchthäusern ein, die sich zum Ende des "Dritten Reiches" offenbar immer mehr denen in den Konzentrationslagern annäherten und so zunehmend zu Todesfällen unter den schwulen Häftlingen führten. Am Beispiel der Einzelschicksale wird auch immer wieder der Übergang zwischen den Haftsystemen Untersuchungs-, Straf- und Lagerhaft dargestellt. Zu letzterem erläutert er im ersten, einführenden Kapitel nach der Verschärfung des §175 durch die Nazis auch die "Rechtsgrundlagen" von - im Nazi-Jargon - "Schutzhaft", "Vorbeugungshaft" und "Sicherungsverwahrung". Die unterschiedlichen Typen von Konzentrationslagern werden ihrer historischen Entwicklung gemäß beschrieben, aber ebenso auch die davon abzugrenzenden Emslandlager. Diese stellen ebenso eine "regionale Besonderheit" dar wie das KZ Moringen, das ab 1940 als zentrales deutsches Jugend-KZ diente. Es war bereits 1933 als eines der ersten KZ‘s gegründet worden und diente später vorübergehend als zentrales Frauen-KZ für Preußen. Über homosexuelle Häftlinge in diesem KZ vor 1940 ist kaum etwas bekannt, doch seit der Umwidmung zum Jugend-KZ saßen hier viele homosexuelle Jugendliche ein. Die in den einzelnen Kapiteln beispielhaft vorgestellten Schicksale sind sehr bewegend. Da sich der §175 ja nur gegen Männer richtete, handelt es sich naturgemäß zum größten Teil um Schicksale schwuler Männer. Allerdings gab es - wenn auch wohl in weitaus geringerer Zahl - auch eine Verfolgung lesbischer Frauen in der NS-Zeit. Am Beispiel der Johanna S. wird eine von sicherlich mehreren Möglichkeiten deutlich, wie es dazu kommen konnte. Hier wird zugleich auch einmal die "Nachwirkung" nach dem Ende der Nazizeit angesprochen. So wird ein Rechtsanwalt wie folgt dazu zitiert: "Ich habe festgestellt, daß die Entschädigungsbehörden und selbst die Entschädigungsgerichte, ja sogar der Bundesgerichtshof und das Bundesverfassungsgericht mit früheren aktiven Nazis durchsetzt waren Was kann man von diesen Leuten anderes als die Fortsetzung ihrer früheren Werke erwarten Von diesen Leuten und von dieser Justiz haben Sie nichts als Hohn und Spott zu erwarten. Es sind Menschen ohne Erbarmen." (Brief aus dem Jahre 1974). Natürlich ist das Thema der Fortsetzung der Verfolgung unter der Demokratie zu weitgespannt, um im vorliegenden Werk auch noch Berücksichtigung zu finden. Im Herbst 1998 war es ja bereits Gegenstand eines Seminars der Landeszentrale für politische Bildung - vielleicht findet es in näherer Zukunft auch einmal die eingehende Bearbeitung in Buchform, die es verdient (und die speziell für Hannover Hoffschildt ja schon in "Olivia" geleistet hat). Neben vereinzelten Schicksalen von Lesben und transidentischen Personen geht Hoffschildt auch auf homosexuelles Verhalten an sich heterosexueller Männer im KZ ein - sprich auf "Kapos", die eingesperrte Jungs zu ihren Lustknaben machten. (Kapos sind selbst KZ-Häftlinge, denen von der Wachmannschaft Aufsichtsfunktionen über ihre Mithäftlinge zugewiesen wurden.) Das Schlußkapitel ist verschiedenen Fällen von Todesurteilen der NS-Justiz wegen Homosexualität gewidmet - mit höchst unterschiedlichen Hintergründen und ebenso unterschiedlichem Ausgang. Somit bietet das Buch einen breiten Überblick über alle Aspekte des Themas und ist nicht nur den speziell historisch Interessierten zu empfehlen. Es handelt schließlich von unserer Geschichte. Deren müssen wir uns bewußt bleiben - und sei es nur, um zu begreifen, weshalb wir nicht darin nachlassen dürfen, weiterhin für die volle rechtliche Gleichstellung zu kämpfen. Zwar sind wir darin weiter vorangekommen als die Schwulen und Lesben der Weimarer Republik. Doch die wähnten sich vor 1933, als der Strafrechtsausschuß des Reichstages bereits mit knapper Mehrheit die Aufhebung des §175 in seiner damaligen Form beschlossen hatte (was aber nicht mehr zur Abstimmung ins Plenum gelangte), wahrscheinlich auch schon ein erstes Stück weit auf dem Weg zu gleichen Rechten. Angesichts zum Beispiel auch der neuen Regierungsbildung in Österreich müssen wir wachsam bleiben und die Gefahr kennen. Nicht zuletzt deshalb gehört das Buch in jede schwule und auch lesbische Hausbibliothek! Bernd König Die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland von Rainer Hoffschildt Männerschwarm rosa Winkel, Männerschwarm rosa Winkel, 1999, 0<
Die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland von Rainer Hoffschildt KZ Moringen Nationalsozialismus Homosexualität homosexuelle Häftlinge Schwulen und Lesben der Weimarer Republik Lustknaben KZ-Häftlinge Drittes Reich Konzentrationslager - Taschenbuch
1999, ISBN: 386149096X
[EAN: 9783861490968], Gebraucht, sehr guter Zustand, [SC: 6.95], [PU: Männerschwarm rosa Winkel], KZ MORINGEN NATIONALSOZIALISMUS HOMOSEXUALITÄT HOMOSEXUELLE HÄFTLINGE SCHWULEN UND LESBEN… Mehr…
[EAN: 9783861490968], Gebraucht, sehr guter Zustand, [SC: 6.95], [PU: Männerschwarm rosa Winkel], KZ MORINGEN NATIONALSOZIALISMUS HOMOSEXUALITÄT HOMOSEXUELLE HÄFTLINGE SCHWULEN UND LESBEN DER WEIMARER REPUBLIK LUSTKNABEN KZ-HÄFTLINGE DRITTES REICH KONZENTRATIONSLAGER GESELLSCHAFT WIRTSCHAFT SIEBEN JAHRE NACH SEINER STADTGESCHICHTE HANNOVERS ("OLIVIA") LEGTE RAINER HOFFSCHILDT IM DEZEMBER VORIGEN JAHRES SEIN NEUES BUCH ÜBER DIE VERFOLGUNG HOMOSEXUELLEN IN NS-ZEIT VOR - (GEKÜRZTES) PRODUKT EINER EBENSO LANGEN INTENSIVEN RECHERCHE-ARBEIT. WIE UNTERTITEL "ZAHLEN SCHICKSALE AUS NORDDEUTSCHLAND" DEUTLICH MACHT, HANDELT ES SICH HIERBEI UM EINE REGIONALSTUDIE UNSERER REGION, VERGLEICHBAR ETWA MIT VON FRANK SPARING FÜR DÜSSELDORF VORGELEGTEN ARBEIT. DABEI SIND ABER HOFFSCHILDTS EINZELNE ASPEKTE DURCHAUS NEUARTIG, ALSO BISHERIGEN LITERATUR SO NOCH NICHT BEARBEITET. GEHT ER BEISPIELSWEISE AUCH AUF HAFTBEDINGUNGEN GEFÄNGNISSEN ZUCHTHÄUSERN EIN, ZUM ENDE DES "DRITTEN REICHES" OFFENBAR IMMER MEHR DENEN DEN KONZENTRATIONSLAGERN ANNÄHERTEN ZUNEHMEND ZU TODESFÄLLEN UNTER HÄFTLINGEN FÜHRTEN. AM BEISPIEL EINZELSCHICKSALE WIRD WIEDER ÜBERGANG ZWISCHEN HAFTSYSTEMEN UNTERSUCHUNGS-, STRAF- LAGERHAFT DARGESTELLT. LETZTEREM ERLÄUTERT ERSTEN, EINFÜHRENDEN KAPITEL VERSCHÄRFUNG §175 DURCH NAZIS "RECHTSGRUNDLAGEN" NAZI-JARGON "SCHUTZHAFT", "VORBEUGUNGSHAFT" "SICHERUNGSVERWAHRUNG". UNTERSCHIEDLICHEN TYPEN WERDEN IHRER HISTORISCHEN ENTWICKLUNG GEMÄSS BESCHRIEBEN, DAVON ABZUGRENZENDEN EMSLANDLAGER. DIESE STELLEN "REGIONALE BESONDERHEIT" DAR DAS MORINGEN, AB 1940 ALS ZENTRALES DEUTSCHES JUGEND-KZ DIENTE. WAR BEREITS 1933 EINES ERSTEN KZ‘S GEGRÜNDET WORDEN DIENTE SPÄTER VORÜBERGEHEND FRAUEN-KZ PREUSSEN. DIESEM IST KAUM ETWAS BEKANNT, DOCH SEIT UMWIDMUNG SASSEN HIER VIELE JUGENDLICHE EIN. EINZELNEN KAPITELN BEISPIELHAFT VORGESTELLTEN SEHR BEWEGEND. DA JA NUR GEGEN MÄNNER RICHTETE, NATURGEMÄSS GRÖSSTEN TEIL SCHWULER MÄNNER. ALLERDINGS GAB WENN WOHL WEITAUS GERINGERER ZAHL LESBISCHER FRAUEN NS-ZEIT. JOHANNA S. SICHERLICH MEHREREN MÖGLICHKEITEN DEUTLICH, DAZU KOMMEN KONNTE. ZUGLEICH EINMAL "NACHWIRK, KZ Moringen Nationalsozialismus Homosexualität homosexuelle Häftlinge Schwulen und Lesben der Weimarer Republik Lustknaben KZ-Häftlinge Drittes Reich Konzentrationslager Gesellschaft Wirtschaft Sieben Jahre nach seiner schwulen Stadtgeschichte Hannovers ("Olivia") legte Rainer Hoffschildt im Dezember vorigen Jahres sein neues Buch über die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit vor - (gekürztes) Produkt einer ebenso langen intensiven Recherche-Arbeit. Wie der Untertitel "Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland" deutlich macht, handelt es sich hierbei um eine Regionalstudie unserer Region, vergleichbar etwa mit der von Frank Sparing für Düsseldorf vorgelegten Arbeit. Dabei sind aber in Hoffschildts Buch einzelne Aspekte durchaus neuartig, also in der bisherigen Literatur so noch nicht bearbeitet. So geht er beispielsweise auch auf die Haftbedingungen in Gefängnissen und Zuchthäusern ein, die sich zum Ende des "Dritten Reiches" offenbar immer mehr denen in den Konzentrationslagern annäherten und so zunehmend zu Todesfällen unter den schwulen Häftlingen führten. Am Beispiel der Einzelschicksale wird auch immer wieder der Übergang zwischen den Haftsystemen Untersuchungs-, Straf- und Lagerhaft dargestellt. Zu letzterem erläutert er im ersten, einführenden Kapitel nach der Verschärfung des §175 durch die Nazis auch die "Rechtsgrundlagen" von - im Nazi-Jargon - "Schutzhaft", "Vorbeugungshaft" und "Sicherungsverwahrung". Die unterschiedlichen Typen von Konzentrationslagern werden ihrer historischen Entwicklung gemäß beschrieben, aber ebenso auch die davon abzugrenzenden Emslandlager. Diese stellen ebenso eine "regionale Besonderheit" dar wie das KZ Moringen, das ab 1940 als zentrales deutsches Jugend-KZ diente. Es war bereits 1933 als eines der ersten KZ‘s gegründet worden und diente später vorübergehend als zentrales Frauen-KZ für Preußen. Über homosexuelle Häftlinge in diesem KZ vor 1940 ist kaum etwas bekannt, doch seit der Umwidmung zum Jugend-KZ saßen hier viele homosexuelle Jugendliche ein. Die in den einzelnen Kapiteln beispielhaft vorgestellten Schicksale sind sehr bewegend. Da sich der §175 ja nur gegen Männer richtete, handelt es sich naturgemäß zum größten Teil um Schicksale schwuler Männer. Allerdings gab es - wenn auch wohl in weitaus geringerer Zahl - auch eine Verfolgung lesbischer Frauen in der NS-Zeit. Am Beispiel der Johanna S. wird eine von sicherlich mehreren Möglichkeiten deutlich, wie es dazu kommen konnte. Hier wird zugleich auch einmal die "Nachwirkung" nach dem Ende der Nazizeit angesprochen. So wird ein Rechtsanwalt wie folgt dazu zitiert: "Ich habe festgestellt, daß die Entschädigungsbehörden und selbst die Entschädigungsgerichte, ja sogar der Bundesgerichtshof und das Bundesverfassungsgericht mit früheren aktiven Nazis durchsetzt waren Was kann man von diesen Leuten anderes als die Fortsetzung ihrer früheren Werke erwarten Von diesen Leuten und von dieser Justiz haben Sie nichts als Hohn und Spott zu erwarten. Es sind Menschen ohne Erbarmen." (Brief aus dem Jahre 1974). Natürlich ist das Thema der Fortsetzung der Verfolgung unter der Demokratie zu weitgespannt, um im vorliegenden Werk auch noch Berücksichtigung zu finden. Im Herbst 1998 war es ja bereits Gegenstand eines Seminars der Landeszentrale für politische Bildung - vielleicht findet es in näherer Zukunft auch einmal die eingehende Bearbeitung in Buchform, die es verdient (und die speziell für Hannover Hoffschildt ja schon in "Olivia" geleistet hat). Neben vereinzelten Schicksalen von Lesben und transidentischen Personen geht Hoffschildt auch auf homosexuelles Verhalten an sich heterosexueller Männer im KZ ein - sprich auf "Kapos", die eingesperrte Jungs zu ihren Lustknaben machten. (Kapos sind selbst KZ-Häftlinge, denen von der Wachmannschaft Aufsichtsfunktionen über ihre Mithäftlinge zugewiesen wurden.) Das Schlußkapitel ist verschiedenen Fällen von Todesurteilen der NS-Justiz wegen Homosexualität gewidmet - mit höchst unterschiedlichen Hintergründen und ebenso unterschiedlichem Ausgang. Somit bietet das Buch einen breiten Überblick über alle Aspekte des Themas und ist nicht nur den speziell historisch Interessierten zu empfehlen. Es handelt schließlich von unserer Geschichte. Deren müssen wir uns bewußt bleiben - und sei es nur, um zu begreifen, weshalb wir nicht darin nachlassen dürfen, weiterhin für die volle rechtliche Gleichstellung zu kämpfen. Zwar sind wir darin weiter vorangekommen als die Schwulen und Lesben der Weimarer Republik. Doch die wähnten sich vor 1933, als der Strafrechtsausschuß des Reichstages bereits mit knapper Mehrheit die Aufhebung des §175 in seiner damaligen Form beschlossen hatte (was aber nicht mehr zur Abstimmung ins Plenum gelangte), wahrscheinlich auch schon ein erstes Stück weit auf dem Weg zu gleichen Rechten. Angesichts zum Beispiel auch der neuen Regierungsbildung in Österreich müssen wir wachsam bleiben und die Gefahr kennen. Nicht zuletzt deshalb gehört das Buch in jede schwule und auch lesbische Hausbibliothek! Bernd König Die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland von Rainer Hoffschildt Männerschwarm rosa Winkel In deutscher Sprache. 194 pages., Books<
Die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland von Rainer Hoffschildt KZ Moringen Nationalsozialismus Homosexualität homosexuelle Häftlinge Schwulen und Lesb - Taschenbuch
1999, ISBN: 9783861490968
[ED: Softcover], [PU: Männerschwarm rosa Winkel], KZ Moringen Nationalsozialismus Homosexualität homosexuelle Häftlinge Schwulen und Lesben der Weimarer Republik Lustknaben KZ-Häftlinge D… Mehr…
[ED: Softcover], [PU: Männerschwarm rosa Winkel], KZ Moringen Nationalsozialismus Homosexualität homosexuelle Häftlinge Schwulen und Lesben der Weimarer Republik Lustknaben KZ-Häftlinge Drittes Reich Konzentrationslager Gesellschaft Wirtschaft Sieben Jahre nach seiner schwulen Stadtgeschichte Hannovers ("Olivia") legte Rainer Hoffschildt im Dezember vorigen Jahres sein neues Buch über die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit vor - (gekürztes) Produkt einer ebenso langen intensiven Recherche-Arbeit. Wie der Untertitel "Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland" deutlich macht, handelt es sich hierbei um eine Regionalstudie unserer Region, vergleichbar etwa mit der von Frank Sparing für Düsseldorf vorgelegten Arbeit. Dabei sind aber in Hoffschildts Buch einzelne Aspekte durchaus neuartig, also in der bisherigen Literatur so noch nicht bearbeitet. So geht er beispielsweise auch auf die Haftbedingungen in Gefängnissen und Zuchthäusern ein, die sich zum Ende des "Dritten Reiches" offenbar immer mehr denen in den Konzentrationslagern annäherten und so zunehmend zu Todesfällen unter den schwulen Häftlingen führten. Am Beispiel der Einzelschicksale wird auch immer wieder der Übergang zwischen den Haftsystemen Untersuchungs-, Straf- und Lagerhaft dargestellt. Zu letzterem erläutert er im ersten, einführenden Kapitel nach der Verschärfung des §175 durch die Nazis auch die "Rechtsgrundlagen" von - im Nazi-Jargon - "Schutzhaft", "Vorbeugungshaft" und "Sicherungsverwahrung". Die unterschiedlichen Typen von Konzentrationslagern werden ihrer historischen Entwicklung gemäß beschrieben, aber ebenso auch die davon abzugrenzenden Emslandlager. Diese stellen ebenso eine "regionale Besonderheit" dar wie das KZ Moringen, das ab 1940 als zentrales deutsches Jugend-KZ diente. Es war bereits 1933 als eines der ersten KZ‘s gegründet worden und diente später vorübergehend als zentrales Frauen-KZ für Preußen. Über homosexuelle Häftlinge in diesem KZ vor 1940 ist kaum etwas bekannt, doch seit der Umwidmung zum Jugend-KZ saßen hier viele homosexuelle Jugendliche ein. Die in den einzelnen Kapiteln beispielhaft vorgestellten Schicksale sind sehr bewegend. Da sich der §175 ja nur gegen Männer richtete, handelt es sich naturgemäß zum größten Teil um Schicksale schwuler Männer. Allerdings gab es - wenn auch wohl in weitaus geringerer Zahl - auch eine Verfolgung lesbischer Frauen in der NS-Zeit. Am Beispiel der Johanna S. wird eine von sicherlich mehreren Möglichkeiten deutlich, wie es dazu kommen konnte. Hier wird zugleich auch einmal die "Nachwirkung" nach dem Ende der Nazizeit angesprochen. So wird ein Rechtsanwalt wie folgt dazu zitiert: "Ich habe festgestellt, daß die Entschädigungsbehörden und selbst die Entschädigungsgerichte, ja sogar der Bundesgerichtshof und das Bundesverfassungsgericht mit früheren aktiven Nazis durchsetzt waren Was kann man von diesen Leuten anderes als die Fortsetzung ihrer früheren Werke erwarten Von diesen Leuten und von dieser Justiz haben Sie nichts als Hohn und Spott zu erwarten. Es sind Menschen ohne Erbarmen." (Brief aus dem Jahre 1974). Natürlich ist das Thema der Fortsetzung der Verfolgung unter der Demokratie zu weitgespannt, um im vorliegenden Werk auch noch Berücksichtigung zu finden. Im Herbst 1998 war es ja bereits Gegenstand eines Seminars der Landeszentrale für politische Bildung - vielleicht findet es in näherer Zukunft auch einmal die eingehende Bearbeitung in Buchform, die es verdient (und die speziell für Hannover Hoffschildt ja schon in "Olivia" geleistet hat). Neben vereinzelten Schicksalen von Lesben und transidentischen Personen geht Hoffschildt auch auf homosexuelles Verhalten an sich heterosexueller Männer im KZ ein - sprich auf "Kapos", die eingesperrte Jungs zu ihren Lustknaben machten. (Kapos sind selbst KZ-Häftlinge, denen von der Wachmannschaft Aufsichtsfunktionen über ihre Mithäftlinge zugewiesen wurden.) Das Schlußkapitel ist verschiedenen Fällen von Todesurteilen der NS-Justiz wegen Homosexualität gewidmet - mit höchst unterschiedlichen Hintergründen und ebenso unterschiedlichem Ausgang. Somit bietet das Buch einen breiten Überblick über alle Aspekte des Themas und ist nicht nur den speziell historisch Interessierten zu empfehlen. Es handelt schließlich von unserer Geschichte. Deren müssen wir uns bewußt bleiben - und sei es nur, um zu begreifen, weshalb wir nicht darin nachlassen dürfen, weiterhin für die volle rechtliche Gleichstellung zu kämpfen. Zwar sind wir darin weiter vorangekommen als die Schwulen und Lesben der Weimarer Republik. Doch die wähnten sich vor 1933, als der Strafrechtsausschuß des Reichstages bereits mit knapper Mehrheit die Aufhebung des §175 in seiner damaligen Form beschlossen hatte (was aber nicht mehr zur Abstimmung ins Plenum gelangte), wahrscheinlich auch schon ein erstes Stück weit auf dem Weg zu gleichen Rechten. Angesichts zum Beispiel auch der neuen Regierungsbildung in Österreich müssen wir wachsam bleiben und die Gefahr kennen. Nicht zuletzt deshalb gehört das Buch in jede schwule und auch lesbische Hausbibliothek! Bernd König Die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland von Rainer Hoffschildt Männerschwarm rosa Winkel, DE, [SC: 6.95], leichte Gebrauchsspuren, gewerbliches Angebot, 194, [GW: 2000g], 1999, Banküberweisung, PayPal, Offene Rechnung (Vorkasse vorbehalten), Internationaler Versand<
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Detailangaben zum Buch - Die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit
EAN (ISBN-13): 9783861490968
ISBN (ISBN-10): 386149096X
Gebundene Ausgabe
Taschenbuch
Erscheinungsjahr: 1999
Herausgeber: Männerschwarm
Buch in der Datenbank seit 2009-01-05T17:59:26+01:00 (Berlin)
Detailseite zuletzt geändert am 2024-05-08T21:19:27+02:00 (Berlin)
ISBN/EAN: 386149096X
ISBN - alternative Schreibweisen:
3-86149-096-X, 978-3-86149-096-8
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Autor des Buches: rainer hoffschildt, tim berger, hoff, hof, rai, die zeit, hoffschild rainer
Titel des Buches: verfolgung der homosexuellen der zeit, zahl und zeit, homosexuelle, homosex, homosexualität der zeit, reich der zahlen, die rainer, die dritte zeit, rain 1632, norddeutschland nationalsozialismus, schicksal zahlen, von hof hof, homo ridens, schwul und, die zeit 1946, moringen, lustknaben, drittes reich, die zeit 2007, zeit 100, konzentrationslager, dritte weimar, verfolgung 1945, die 637, die 236, weimarer republik, die festung, hom, hoffschildt, die beatus höhlen, lesben der, schicksale, homo 2000, die 1914, die zeit 2017, die 200 der, häftling, die 109, moringe
Daten vom Verlag:
Autor/in: Rainer Hoffschildt
Titel: Die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit - Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland
Verlag: rosa Winkel
Sprache: Deutsch
15,00 € (DE)
15,50 € (AT)
29,80 CHF (CH)
Not available (reason unspecified)
BC; PB; Homosexualität; Nationalsozialismus; Drittes Reich /Gesellschaft, Wirtschaft
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