Ein Spaziergang im Hindukusch. Die Andere Bibliothek von Eric Newby (Autor) - Taschenbuch
2002, ISBN: 3821845104
2002 Softcover 355 S. 21,8 x 13 x 3 cm Broschiert Zustand: gebraucht - sehr gut, Durchs wilde Nuristan Eric Newby unternimmt einen Spaziergang im Hindukusch Was macht ein Londoner Kleider… Mehr…
2002 Softcover 355 S. 21,8 x 13 x 3 cm Broschiert Zustand: gebraucht - sehr gut, Durchs wilde Nuristan Eric Newby unternimmt einen Spaziergang im Hindukusch Was macht ein Londoner Kleiderverkäufer auf einem Sechstausender im Hindukusch? Antwort erhält, wer Eric Newbys 1958 erschienenen Reisebericht «Ein Spaziergang im Hindukusch» zur Hand nimmt. Das Buch ist so köstlich, dass man sich fragt, weshalb es erst jetzt übersetzt wurde. Es hält, was der tiefstapelnde Titel versprichtjede Menge Ironie und kein Gran verbissenes Imponiergehabe. Dabei war die Besteigung des 6059 Meter hohen Mir Samir in Nuristan, im Nordosten Afghanistans, alles andere als ein Spaziergang. Für Newby war es der willkommene Anlass, sich vom elterlichen Modegeschäft zu verabschieden und ein Buch zu schreiben (heute ist Newby 83 und zählt zu den besten Reiseschriftstellern). Sein Reisegefährte Hugh Carless, Diplomat, griff Newbys Vorschlag so begierig auf, wie er jedem Ruf gefolgt wäre, solange er ihn nur vom Bürotisch weg- und an die frische Luft brachte. Die Komik des Buches resultiert in erster Linie aus dem schon direkt verantwortungslosen Amateurismus der beiden – Newby, Mitte dreissig, war immerhin verheiratet und hatte Kinder. Vom Bergsteigen hatten sie nur die allerfernste Vorstellung, in letzter Minute erworben während eines Schnellkurses an einem walisischen Hügel. Auch waren sie in einer körperlichen Verfassung, die unmöglich als gut hätte bezeichnet werden können. Als die Ausrüstung verpackt wurde, wusste Newby in vielen Fällen nicht, wie die Gegenstände hiessen noch wozu sie dienten. Einen Bergführer suchten sie in Kabul vergeblich. Sie machten dieses nicht unerhebliche Handicap durch eine Broschüre mit dem Einmaleins des Kletterns wett, die sie jeweils in kritischen Momenten am Berg konsultierten. Es ist ein kleines Wunder, dass die beiden nicht ums Leben kamen. Gelegenheiten ergaben sich in Hülle und Fülle, wenngleich Newbys Ton so bescheiden und lakonisch ist, dass die Gefahren kleiner erscheinen, als sie tatsächlich waren. Trotz aller Zurückhaltung sind die Schilderungen noch immer haarsträubend genug. Den Gipfel des Mir Samir verfehlte das clowneske Paar um nur gerade zweihundert Meter. Dass sie überhaupt so weit kamen, war ihrer Zähigkeit und einer guten Portion Glück zuzuschreiben. «Ein Spaziergang im Hindukusch» ist nur zum kleineren Teil ein Buch über eine misslungene Gipfelstürmerei. Anreise und Rückkehr, zu Fuss mit Saumpferden, waren sehr strapaziös und beanspruchten die meiste Zeit der Expedition. Newby entwirft vergnügliche Charakterskizzen seiner Begleiter und zeigt grosses Interesse an der einheimischen Bevölkerung. Seine Eindrücke von Land, Leuten und Sitten verraten eine hervorragende Beobachtungsgabe, sie sind erfrischend direkt und wohltuend unbeleckt von multikulturellem Relativismus. Irritation und Missbilligung wird immer wieder freier Lauf gelassen. Ein «Argloser im Ausland» in der Art von Mark Twain ist Newby keineswegs. Das zeigen auch die geschichtlichen Exkurse, die eine Vorstellung davon geben, wie es zur Völkervielfalt in diesen afghanischen Talschaften kam und wie Emir Abdur Rahman 1895 aus dem «heidnischen» Kafiristan durch blutige Zwangsbekehrungen das muslimische Nuristan machte. In der Geschichte der Reiseschriftstellerei – ein urenglisches literarisches Genre – markiert «Ein Spaziergang im Hindukusch» einen Wendepunkt. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als unbekannte Gebiete allmählich knapp und eigentliche Forschungsfahrten selten wurden, haftete Expeditionsreisenden und ihren Berichten noch etwas Heroisches an. Seither haben sich Massen- und Individualtourismus über den Globus ausgebreitet. Auch wer beschwerliche Reisen in abgelegene Regionen unternimmt, kann nicht mehr als Pionier auftreten. Diese Veränderungen kristallisieren sich aufs Schönste auf den letzten Seiten von Newbys Buch. Zufällig begegnen die beiden erschöpften «Forschungsreisenden», wie sie sich grinsend nennen, dem legendären Arabien-Reisenden Wilfred Thesiger – «ein bemerkenswertes Relikt des viktorianischen Zeitalters . . . zäh wie Leder, in einem alten Tweedjackett, wie es von Eton-Schülern getragen wird» –, der in Afghanistan Artefakte für das British Museum sammelte. Er lädt die beiden hungrigen und abgezehrten Landsleute grossmütig zum Hähnchenessen und Übernachten ein. Als Newby und Carless auf dem felsigen Boden ihre aufblasbaren Luftmatratzen ausbreiten, entfährt es Thesiger«Mein Gott, was seid ihr nur für Schwächlinge!» Die Schilderung dieser Begegnung ist eine augenzwinkernde Selbstbezichtigung und kratzt subtil an Thesigers Status. Sie vermittelt auch eine gute Vorstellung vom Humor und vom Witz, die den Autor dieses höchst amüsanten und überdies lehrreichen Buchs so sympathisch machen. Georg Sütterlin Im Frühjahr 1956 erreichte Eric Newby, der in einem Haute-Couture-Salon im Londoner Westend arbeitete, ein Telegramm aus Rio de Janeiro"Kannst du im Juni mit nach Nuristan reisen?" Der Absender war ein Freund Newbys, ein berüchtigter Exzentriker im diplomatischen Dienst Ihrer Majestät. Es war genau der richtige Moment für zwei Verrückte, um ins Innere von Afghanistan vorzudringen. Die britische Armee hatte das Land verlassen, ebenso wie Jahrhunderte zuvor Dschingis Khan und Timur, und die Rucksacktouristen waren noch nicht angekommen, ganz abgesehen von den russischen Panzern und den fanatischen Taliban. Niemand wollte von dieser gottverlassenen Region etwas wissen. Das Ziel der beiden, die vom Bergsteigen keine Ahnung hatten, war ein Sechstausender im Hindukusch. Sie stolperten über reißende Bergflüsse und eisige Pässe am Ende der Welt, litten an Hunger, Dysenterie, Insektenfraß und glühender Hitze. Dabei legten sie einen Humor an den Tag, der vor keiner Katastrophe versagte. Ihr Masochismus mischte sich mit guter Laune und poetischem Entzücken"Selten in meinem Leben hat mich ein so ekstatisches Glücksgefühl erfüllt", schreibt Newby am Ende der gescheiterten Expedition. Auf diese Weise ist ein Klassiker der englischen Reiseliteratur entstanden. Ganz nebenbei stellt sich heraus, daß der stoische Held die Sprache der Eingeborenen spricht und über enorme Geschichtskenntnisse verfügt; wie alle übrigen Fähigkeiten, so versteht er es auch, diese ungewöhnlichen Qualitäten sorgfältig zu verbergen. "Lieber Leser", schrieb Evelyn Waugh über diesen Spaziergang, "wenn Sie etwas übrig haben für das eigentümliche Inselvolk der Briten, werden Sie diesem Kunststück nicht widerstehen können." Ein großartiges Stück Reiseliteratur über zwei Bergsteigerlaien, die sich aufmachen in Zentral-Afghanistan der 1950er Jahre den Gipfel eines 6000ers zu besteigen. Seinesgleichen sucht dabei der Schreibstil und Humor von Newby, dem ehemaligen Modeverkäufer mit der viel beschriebenen typisch englischen stiff upper lip. Nicht nur für Leute mit dem Faible fürs Berge besteigen geeignet und ein wirklich fantastisches Buch in der nicht minder guten Reihe der Anderen Bibliothek. Dem geneigten Leser sind weiterhin "Der Weg nach Oxiana" von Robert Byron und "Tatarennachrichten" von Peter Fleming ans Herz zu legen. Die Geschichte AfghanistansDas historische Umfeld Afghanistans über 1500 Jahre Habibo Brechna Durchs wilde Nuristan Eric Newby unternimmt einen Spaziergang im Hindukusch Was macht ein Londoner Kleiderverkäufer auf einem Sechstausender im Hindukusch? Antwort erhält, wer Eric Newbys 1958 erschienenen Reisebericht «Ein Spaziergang im Hindukusch» zur Hand nimmt. Das Buch ist so köstlich, dass man sich fragt, weshalb es erst jetzt übersetzt wurde. Es hält, was der tiefstapelnde Titel versprichtjede Menge Ironie und kein Gran verbissenes Imponiergehabe. Dabei war die Besteigung des 6059 Meter hohen Mir Samir in Nuristan, im Nordosten Afghanistans, alles andere als ein Spaziergang. Für Newby war es der willkommene Anlass, sich vom elterlichen Modegeschäft zu verabschieden und ein Buch zu schreiben (heute ist Newby 83 und zählt zu den besten Reiseschriftstellern). Sein Reisegefährte Hugh Carless, Diplomat, griff Newbys Vorschlag so begierig auf, wie er jedem Ruf gefolgt wäre, solange er ihn nur vom Bürotisch weg- und an die frische Luft brachte. Die Komik des Buches resultiert in erster Linie aus dem schon direkt verantwortungslosen Amateurismus der beiden – Newby, Mitte dreissig, war immerhin verheiratet und hatte Kinder. Vom Bergsteigen hatten sie nur die allerfernste Vorstellung, in letzter Minute erworben während eines Schnellkurses an einem walisischen Hügel. Auch waren sie in einer körperlichen Verfassung, die unmöglich als gut hätte bezeichnet werden können. Als die Ausrüstung verpackt wurde, wusste Newby in vielen Fällen nicht, wie die Gegenstände hiessen noch wozu sie dienten. Einen Bergführer suchten sie in Kabul vergeblich. Sie machten dieses nicht unerhebliche Handicap durch eine Broschüre mit dem Einmaleins des Kletterns wett, die sie jeweils in kritischen Momenten am Berg konsultierten. Es ist ein kleines Wunder, dass die beiden nicht ums Leben kamen. Gelegenheiten ergaben sich in Hülle und Fülle, wenngleich Newbys Ton so bescheiden und lakonisch ist, dass die Gefahren kleiner erscheinen, als sie tatsächlich waren. Trotz aller Zurückhaltung sind die Schilderungen noch immer haarsträubend genug. Den Gipfel des Mir Samir verfehlte das clowneske Paar um nur gerade zweihundert Meter. Dass sie überhaupt so weit kamen, war ihrer Zähigkeit und einer guten Portion Glück zuzuschreiben. «Ein Spaziergang im Hindukusch» ist nur zum kleineren Teil ein Buch über eine misslungene Gipfelstürmerei. Anreise und Rückkehr, zu Fuss mit Saumpferden, waren sehr strapaziös und beanspruchten die meiste Zeit der Expedition. Newby entwirft vergnügliche Charakterskizzen seiner Begleiter und zeigt grosses Interesse an der einheimischen Bevölkerung. Seine Eindrücke von Land, Leuten und Sitten verraten eine hervorragende Beobachtungsgabe, sie sind erfrischend direkt und wohltuend unbeleckt von multikulturellem Relativismus. Irritation und Missbilligung wird immer wieder freier Lauf gelassen. Ein «Argloser im Ausland» in der Art von Mark Twain ist Newby keineswegs. Das zeigen auch die geschichtlichen Exkurse, die eine Vorstellung davon geben, wie es zur Völkervielfalt in diesen afghanischen Talschaften kam und wie Emir Abdur Rahman 1895 aus dem «heidnischen» Kafiristan durch blutige Zwangsbekehrungen das muslimische Nuristan machte. In der Geschichte der Reiseschriftstellerei – ein urenglisches literarisches Genre – markiert «Ein Spaziergang im Hindukusch» einen Wendepunkt. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als unbekannte Gebiete allmählich knapp und eigentliche Forschungsfahrten selten wurden, haftete Expeditionsreisenden und ihren Berichten noch etwas Heroisches an. Seither haben sich Massen- und Individualtourismus über den Globus ausgebreitet. Auch wer beschwerliche Reisen in abgelegene Regionen unternimmt, kann nicht mehr als Pionier auftreten. Diese Veränderungen kristallisieren sich aufs Schönste auf den letzten Seiten von Newbys Buch. Zufällig begegnen die beiden erschöpften «Forschungsreisenden», wie sie sich grinsend nennen, dem legendären Arabien-Reisenden Wilfred Thesiger – «ein bemerkenswertes Relikt des viktorianischen Zeitalters . . . zäh wie Leder, in einem alten Tweedjackett, wie es von Eton-Schülern getragen wird» –, der in Afghanistan Artefakte für das British Museum sammelte. Er lädt die beiden hungrigen und abgezehrten Landsleute grossmütig zum Hähnchenessen und Übernachten ein. Als Newby und Carless auf dem felsigen Boden ihre aufblasbaren Luftmatratzen ausbreiten, entfährt es Thesiger«Mein Gott, was seid ihr nur für Schwächlinge!» Die Schilderung dieser Begegnung ist eine augenzwinkernde Selbstbezichtigung und kratzt subtil an Thesigers Status. Sie vermittelt auch eine gute Vorstellung vom Humor und vom Witz, die den Autor dieses höchst amüsanten und überdies lehrreichen Buchs so sympathisch machen. Georg Sütterlin Im Frühjahr 1956 erreichte Eric Newby, der in einem Haute-Couture-Salon im Londoner Westend arbeitete, ein Telegramm aus Rio de Janeiro"Kannst du im Juni mit nach Nuristan reisen?" Der Absender war ein Freund Newbys, ein berüchtigter Exzentriker im diplomatischen Dienst Ihrer Majestät. Es war genau der richtige Moment für zwei Verrückte, um ins Innere von Afghanistan vorzudringen. Die britische Armee hatte das Land verlassen, ebenso wie Jahrhunderte zuvor Dschingis Khan und Timur, und die Rucksacktouristen waren noch nicht angekommen, ganz abgesehen von den russischen Panzern und den fanatischen Taliban. Niemand wollte von dieser gottverlassenen Region etwas wissen. Das Ziel der beiden, die vom Bergsteigen keine Ahnung hatten, war ein Sechstausender im Hindukusch. Sie stolperten über reißende Bergflüsse und eisige Pässe am Ende der Welt, litten an Hunger, Dysenterie, Insektenfraß und glühender Hitze. Dabei legten sie einen Humor an den Tag, der vor keiner Katastrophe versagte. Ihr Masochismus mischte sich mit guter Laune und poetischem Entzücken"Selten in meinem Leben hat mich ein so ekstatisches Glücksgefühl erfüllt", schreibt Newby am Ende der gescheiterten Expedition. Auf diese Weise ist ein Klassiker der englischen Reiseliteratur entstanden. Ganz nebenbei stellt sich heraus, daß der stoische Held die Sprache der Eingeborenen spricht und über enorme Geschichtskenntnisse verfügt; wie alle übrigen Fähigkeiten, so versteht er es auch, diese ungewöhnlichen Qualitäten sorgfältig zu verbergen. "Lieber Leser", schrieb Evelyn Waugh über diesen Spaziergang, "wenn Sie etwas übrig haben für das eigentümliche Inselvolk der Briten, werden Sie diesem Kunststück nicht widerstehen können." Ein großartiges Stück Reiseliteratur über zwei Bergsteigerlaien, die sich aufmachen in Zentral-Afghanistan der 1950er Jahre den Gipfel eines 6000ers zu besteigen. Seinesgleichen sucht dabei der Schreibstil und Humor von Newby, dem ehemaligen Modeverkäufer mit der viel beschriebenen typisch englischen stiff upper lip. Nicht nur für Leute mit dem Faible fürs Berge besteigen geeignet und ein wirklich fantastisches Buch in der nicht minder guten Reihe der Anderen Bibliothek. Dem geneigten Leser sind weiterhin "Der Weg nach Oxiana" von Robert Byron und "Tatarennachrichten" von Peter Fleming ans Herz zu legen. Die Geschichte AfghanistansDas historische Umfeld Afghanistans über 1500 Jahre Habibo Brechna 2, [PU:Eichborn]<
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Ein Spaziergang im Hindukusch. Die Andere Bibliothek von Eric Newby (Autor) - Taschenbuch
2002, ISBN: 9783821845104
Eichborn, 2002. 2002. Softcover. 21,8 x 13 x 3 cm. Durchs wilde Nuristan Eric Newby unternimmt einen Spaziergang im Hindukusch Was macht ein Londoner Kleiderverkäufer auf einem Sechstaus… Mehr…
Eichborn, 2002. 2002. Softcover. 21,8 x 13 x 3 cm. Durchs wilde Nuristan Eric Newby unternimmt einen Spaziergang im Hindukusch Was macht ein Londoner Kleiderverkäufer auf einem Sechstausender im Hindukusch? Antwort erhält, wer Eric Newbys 1958 erschienenen Reisebericht «Ein Spaziergang im Hindukusch» zur Hand nimmt. Das Buch ist so köstlich, dass man sich fragt, weshalb es erst jetzt übersetzt wurde. Es hält, was der tiefstapelnde Titel versprichtjede Menge Ironie und kein Gran verbissenes Imponiergehabe. Dabei war die Besteigung des 6059 Meter hohen Mir Samir in Nuristan, im Nordosten Afghanistans, alles andere als ein Spaziergang. Für Newby war es der willkommene Anlass, sich vom elterlichen Modegeschäft zu verabschieden und ein Buch zu schreiben (heute ist Newby 83 und zählt zu den besten Reiseschriftstellern). Sein Reisegefährte Hugh Carless, Diplomat, griff Newbys Vorschlag so begierig auf, wie er jedem Ruf gefolgt wäre, solange er ihn nur vom Bürotisch weg- und an die frische Luft brachte. Die Komik des Buches resultiert in erster Linie aus dem schon direkt verantwortungslosen Amateurismus der beiden – Newby, Mitte dreissig, war immerhin verheiratet und hatte Kinder. Vom Bergsteigen hatten sie nur die allerfernste Vorstellung, in letzter Minute erworben während eines Schnellkurses an einem walisischen Hügel. Auch waren sie in einer körperlichen Verfassung, die unmöglich als gut hätte bezeichnet werden können. Als die Ausrüstung verpackt wurde, wusste Newby in vielen Fällen nicht, wie die Gegenstände hiessen noch wozu sie dienten. Einen Bergführer suchten sie in Kabul vergeblich. Sie machten dieses nicht unerhebliche Handicap durch eine Broschüre mit dem Einmaleins des Kletterns wett, die sie jeweils in kritischen Momenten am Berg konsultierten. Es ist ein kleines Wunder, dass die beiden nicht ums Leben kamen. Gelegenheiten ergaben sich in Hülle und Fülle, wenngleich Newbys Ton so bescheiden und lakonisch ist, dass die Gefahren kleiner erscheinen, als sie tatsächlich waren. Trotz aller Zurückhaltung sind die Schilderungen noch immer haarsträubend genug. Den Gipfel des Mir Samir verfehlte das clowneske Paar um nur gerade zweihundert Meter. Dass sie überhaupt so weit kamen, war ihrer Zähigkeit und einer guten Portion Glück zuzuschreiben. «Ein Spaziergang im Hindukusch» ist nur zum kleineren Teil ein Buch über eine misslungene Gipfelstürmerei. Anreise und Rückkehr, zu Fuss mit Saumpferden, waren sehr strapaziös und beanspruchten die meiste Zeit der Expedition. Newby entwirft vergnügliche Charakterskizzen seiner Begleiter und zeigt grosses Interesse an der einheimischen Bevölkerung. Seine Eindrücke von Land, Leuten und Sitten verraten eine hervorragende Beobachtungsgabe, sie sind erfrischend direkt und wohltuend unbeleckt von multikulturellem Relativismus. Irritation und Missbilligung wird immer wieder freier Lauf gelassen. Ein «Argloser im Ausland» in der Art von Mark Twain ist Newby keineswegs. Das zeigen auch die geschichtlichen Exkurse, die eine Vorstellung davon geben, wie es zur Völkervielfalt in diesen afghanischen Talschaften kam und wie Emir Abdur Rahman 1895 aus dem «heidnischen» Kafiristan durch blutige Zwangsbekehrungen das muslimische Nuristan machte. In der Geschichte der Reiseschriftstellerei – ein urenglisches literarisches Genre – markiert «Ein Spaziergang im Hindukusch» einen Wendepunkt. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als unbekannte Gebiete allmählich knapp und eigentliche Forschungsfahrten selten wurden, haftete Expeditionsreisenden und ihren Berichten noch etwas Heroisches an. Seither haben sich Massen- und Individualtourismus über den Globus ausgebreitet. Auch wer beschwerliche Reisen in abgelegene Regionen unternimmt, kann nicht mehr als Pionier auftreten. Diese Veränderungen kristallisieren sich aufs Schönste auf den letzten Seiten von Newbys Buch. Zufällig begegnen die beiden erschöpften «Forschungsreisenden», wie sie sich grinsend nennen, dem legendären Arabien-Reisenden Wilfred Thesiger – «ein bemerkenswertes Relikt des viktorianischen Zeitalters . . . zäh wie Leder, in einem alten Tweedjackett, wie es von Eton-Schülern getragen wird» –, der in Afghanistan Artefakte für das British Museum sammelte. Er lädt die beiden hungrigen und abgezehrten Landsleute grossmütig zum Hähnchenessen und Übernachten ein. Als Newby und Carless auf dem felsigen Boden ihre aufblasbaren Luftmatratzen ausbreiten, entfährt es Thesiger«Mein Gott, was seid ihr nur für Schwächlinge!» Die Schilderung dieser Begegnung ist eine augenzwinkernde Selbstbezichtigung und kratzt subtil an Thesigers Status. Sie vermittelt auch eine gute Vorstellung vom Humor und vom Witz, die den Autor dieses höchst amüsanten und überdies lehrreichen Buchs so sympathisch machen. Georg Sütterlin Im Frühjahr 1956 erreichte Eric Newby, der in einem Haute-Couture-Salon im Londoner Westend arbeitete, ein Telegramm aus Rio de Janeiro"Kannst du im Juni mit nach Nuristan reisen?" Der Absender war ein Freund Newbys, ein berüchtigter Exzentriker im diplomatischen Dienst Ihrer Majestät. Es war genau der richtige Moment für zwei Verrückte, um ins Innere von Afghanistan vorzudringen. Die britische Armee hatte das Land verlassen, ebenso wie Jahrhunderte zuvor Dschingis Khan und Timur, und die Rucksacktouristen waren noch nicht angekommen, ganz abgesehen von den russischen Panzern und den fanatischen Taliban. Niemand wollte von dieser gottverlassenen Region etwas wissen. Das Ziel der beiden, die vom Bergsteigen keine Ahnung hatten, war ein Sechstausender im Hindukusch. Sie stolperten über reißende Bergflüsse und eisige Pässe am Ende der Welt, litten an Hunger, Dysenterie, Insektenfraß und glühender Hitze. Dabei legten sie einen Humor an den Tag, der vor keiner Katastrophe versagte. Ihr Masochismus mischte sich mit guter Laune und poetischem Entzücken"Selten in meinem Leben hat mich ein so ekstatisches Glücksgefühl erfüllt", schreibt Newby am Ende der gescheiterten Expedition. Auf diese Weise ist ein Klassiker der englischen Reiseliteratur entstanden. Ganz nebenbei stellt sich heraus, daß der stoische Held die Sprache der Eingeborenen spricht und über enorme Geschichtskenntnisse verfügt; wie alle übrigen Fähigkeiten, so versteht er es auch, diese ungewöhnlichen Qualitäten sorgfältig zu verbergen. "Lieber Leser", schrieb Evelyn Waugh über diesen Spaziergang, "wenn Sie etwas übrig haben für das eigentümliche Inselvolk der Briten, werden Sie diesem Kunststück nicht widerstehen können." Ein großartiges Stück Reiseliteratur über zwei Bergsteigerlaien, die sich aufmachen in Zentral-Afghanistan der 1950er Jahre den Gipfel eines 6000ers zu besteigen. Seinesgleichen sucht dabei der Schreibstil und Humor von Newby, dem ehemaligen Modeverkäufer mit der viel beschriebenen typisch englischen stiff upper lip. Nicht nur für Leute mit dem Faible fürs Berge besteigen geeignet und ein wirklich fantastisches Buch in der nicht minder guten Reihe der Anderen Bibliothek. Dem geneigten Leser sind weiterhin "Der Weg nach Oxiana" von Robert Byron und "Tatarennachrichten" von Peter Fleming ans Herz zu legen. Die Geschichte AfghanistansDas historische Umfeld Afghanistans über 1500 Jahre Habibo Brechna Durchs wilde Nuristan Eric Newby unternimmt einen Spaziergang im Hindukusch Was macht ein Londoner Kleiderverkäufer auf einem Sechstausender im Hindukusch? Antwort erhält, wer Eric Newbys 1958 erschienenen Reisebericht «Ein Spaziergang im Hindukusch» zur Hand nimmt. Das Buch ist so köstlich, dass man sich fragt, weshalb es erst jetzt übersetzt wurde. Es hält, was der tiefstapelnde Titel versprichtjede Menge Ironie und kein Gran verbissenes Imponiergehabe. Dabei war die Besteigung des 6059 Meter hohen Mir Samir in Nuristan, im Nordosten Afghanistans, alles andere als ein Spaziergang. Für Newby war es der willkommene Anlass, sich vom elterlichen Modegeschäft zu verabschieden und ein Buch zu schreiben (heute ist Newby 83 und zählt zu den besten Reiseschriftstellern). Sein Reisegefährte Hugh Carless, Diplomat, griff Newbys Vorschlag so begierig auf, wie er jedem Ruf gefolgt wäre, solange er ihn nur vom Bürotisch weg- und an die frische Luft brachte. Die Komik des Buches resultiert in erster Linie aus dem schon direkt verantwortungslosen Amateurismus der beiden – Newby, Mitte dreissig, war immerhin verheiratet und hatte Kinder. Vom Bergsteigen hatten sie nur die allerfernste Vorstellung, in letzter Minute erworben während eines Schnellkurses an einem walisischen Hügel. Auch waren sie in einer körperlichen Verfassung, die unmöglich als gut hätte bezeichnet werden können. Als die Ausrüstung verpackt wurde, wusste Newby in vielen Fällen nicht, wie die Gegenstände hiessen noch wozu sie dienten. Einen Bergführer suchten sie in Kabul vergeblich. Sie machten dieses nicht unerhebliche Handicap durch eine Broschüre mit dem Einmaleins des Kletterns wett, die sie jeweils in kritischen Momenten am Berg konsultierten. Es ist ein kleines Wunder, dass die beiden nicht ums Leben kamen. Gelegenheiten ergaben sich in Hülle und Fülle, wenngleich Newbys Ton so bescheiden und lakonisch ist, dass die Gefahren kleiner erscheinen, als sie tatsächlich waren. Trotz aller Zurückhaltung sind die Schilderungen noch immer haarsträubend genug. Den Gipfel des Mir Samir verfehlte das clowneske Paar um nur gerade zweihundert Meter. Dass sie überhaupt so weit kamen, war ihrer Zähigkeit und einer guten Portion Glück zuzuschreiben. «Ein Spaziergang im Hindukusch» ist nur zum kleineren Teil ein Buch über eine misslungene Gipfelstürmerei. Anreise und Rückkehr, zu Fuss mit Saumpferden, waren sehr strapaziös und beanspruchten die meiste Zeit der Expedition. Newby entwirft vergnügliche Charakterskizzen seiner Begleiter und zeigt grosses Interesse an der einheimischen Bevölkerung. Seine Eindrücke von Land, Leuten und Sitten verraten eine hervorragende Beobachtungsgabe, sie sind erfrischend direkt und wohltuend unbeleckt von multikulturellem Relativismus. Irritation und Missbilligung wird immer wieder freier Lauf gelassen. Ein «Argloser im Ausland» in der Art von Mark Twain ist Newby keineswegs. Das zeigen auch die geschichtlichen Exkurse, die eine Vorstellung davon geben, wie es zur Völkervielfalt in diesen afghanischen Talschaften kam und wie Emir Abdur Rahman 1895 aus dem «heidnischen» Kafiristan durch blutige Zwangsbekehrungen das muslimische Nuristan machte. In der Geschichte der Reiseschriftstellerei – ein urenglisches literarisches Genre – markiert «Ein Spaziergang im Hindukusch» einen Wendepunkt. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als unbekannte Gebiete allmählich knapp und eigentliche Forschungsfahrten selten wurden, haftete Expeditionsreisenden und ihren Berichten noch etwas Heroisches an. Seither haben sich Massen- und Individualtourismus über den Globus ausgebreitet. Auch wer beschwerliche Reisen in abgelegene Regionen unternimmt, kann nicht mehr als Pionier auftreten. Diese Veränderungen kristallisieren sich aufs Schönste auf den letzten Seiten von Newbys Buch. Zufällig begegnen die beiden erschöpften «Forschungsreisenden», wie sie sich grinsend nennen, dem legendären Arabien-Reisenden Wilfred Thesiger – «ein bemerkenswertes Relikt des viktorianischen Zeitalters . . . zäh wie Leder, in einem alten Tweedjackett, wie es von Eton-Schülern getragen wird» –, der in Afghanistan Artefakte für das British Museum sammelte. Er lädt die beiden hungrigen und abgezehrten Landsleute grossmütig zum Hähnchenessen und Übernachten ein. Als Newby und Carless auf dem felsigen Boden ihre aufblasbaren Luftmatratzen ausbreiten, entfährt es Thesiger«Mein Gott, was seid ihr nur für Schwächlinge!» Die Schilderung dieser Begegnung ist eine augenzwinkernde Selbstbezichtigung und kratzt subtil an Thesigers Status. Sie vermittelt auch eine gute Vorstellung vom Humor und vom Witz, die den Autor dieses höchst amüsanten und überdies lehrreichen Buchs so sympathisch machen. Georg Sütterlin Im Frühjahr 1956 erreichte Eric Newby, der in einem Haute-Couture-Salon im Londoner Westend arbeitete, ein Telegramm aus Rio de Janeiro"Kannst du im Juni mit nach Nuristan reisen?" Der Absender war ein Freund Newbys, ein berüchtigter Exzentriker im diplomatischen Dienst Ihrer Majestät. Es war genau der richtige Moment für zwei Verrückte, um ins Innere von Afghanistan vorzudringen. Die britische Armee hatte das Land verlassen, ebenso wie Jahrhunderte zuvor Dschingis Khan und Timur, und die Rucksacktouristen waren noch nicht angekommen, ganz abgesehen von den russischen Panzern und den fanatischen Taliban. Niemand wollte von dieser gottverlassenen Region etwas wissen. Das Ziel der beiden, die vom Bergsteigen keine Ahnung hatten, war ein Sechstausender im Hindukusch. Sie stolperten über reißende Bergflüsse und eisige Pässe am Ende der Welt, litten an Hunger, Dysenterie, Insektenfraß und glühender Hitze. Dabei legten sie einen Humor an den Tag, der vor keiner Katastrophe versagte. Ihr Masochismus mischte sich mit guter Laune und poetischem Entzücken"Selten in meinem Leben hat mich ein so ekstatisches Glücksgefühl erfüllt", schreibt Newby am Ende der gescheiterten Expedition. Auf diese Weise ist ein Klassiker der englischen Reiseliteratur entstanden. Ganz nebenbei stellt sich heraus, daß der stoische Held die Sprache der Eingeborenen spricht und über enorme Geschichtskenntnisse verfügt; wie alle übrigen Fähigkeiten, so versteht er es auch, diese ungewöhnlichen Qualitäten sorgfältig zu verbergen. "Lieber Leser", schrieb Evelyn Waugh über diesen Spaziergang, "wenn Sie etwas übrig haben für das eigentümliche Inselvolk der Briten, werden Sie diesem Kunststück nicht widerstehen können." Ein großartiges Stück Reiseliteratur über zwei Bergsteigerlaien, die sich aufmachen in Zentral-Afghanistan der 1950er Jahre den Gipfel eines 6000ers zu besteigen. Seinesgleichen sucht dabei der Schreibstil und Humor von Newby, dem ehemaligen Modeverkäufer mit der viel beschriebenen typisch englischen stiff upper lip. Nicht nur für Leute mit dem Faible fürs Berge besteigen geeignet und ein wirklich fantastisches Buch in der nicht minder guten Reihe der Anderen Bibliothek. Dem geneigten Leser sind weiterhin "Der Weg nach Oxiana" von Robert Byron und "Tatarennachrichten" von Peter Fleming ans Herz zu legen. Die Geschichte AfghanistansDas historische Umfeld Afghanistans über 1500 Jahre Habibo Brechna, Eichborn, 2002, 0<
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Ein Spaziergang Im Hindukusch. Die Andere Bibliothek Von Eric Newby (Autor) - Taschenbuch
2002, ISBN: 9783821845104
Hardcover, Very good in very good dust jacket., Durchs wilde Nuristan Eric Newby unternimmt einen Spaziergang im Hindukusch Was macht ein Londoner Kleiderverkäufer auf einem Sechstausende… Mehr…
Hardcover, Very good in very good dust jacket., Durchs wilde Nuristan Eric Newby unternimmt einen Spaziergang im Hindukusch Was macht ein Londoner Kleiderverkäufer auf einem Sechstausender im Hindukusch? Antwort erhält, wer Eric Newbys 1958 erschienenen Reisebericht «Ein Spaziergang im Hindukusch», Durchs wilde Nuristan Eric Newby unternimmt einen Spaziergang im Hindukusch Was macht ein Londoner Kleiderverkäufer auf einem Sechstausender im Hindukusch? Antwort erhält, wer Eric Newbys 1958 erschienenen Reisebericht «Ein Spaziergang im Hindukusch» zur Hand nimmt. Das Buch ist so köstlich, dass man sich fragt, weshalb es erst jetzt übersetzt wurde. Es hält, was der tiefstapelnde Titel versprichtjede Menge Ironie und kein Gran verbissenes Imponiergehabe. Dabei war die Besteigung des 6059 Meter hohen Mir Samir in Nuristan, im Nordosten Afghanistans, alles andere als ein Spaziergang. Für Newby war es der willkommene Anlass, sich vom elterlichen Modegeschäft zu verabschieden und ein Buch zu schreiben (heute ist Newby 83 und zählt zu den besten Reiseschriftstellern). Sein Reisegefährte Hugh Carless, Diplomat, griff Newbys Vorschlag so begierig auf, wie er jedem Ruf gefolgt wäre, solange er ihn nur vom Bürotisch weg-und an die frische Luft brachte. Die Komik des Buches resultiert in erster Linie aus dem schon direkt verantwortungslosen Amateurismus der beiden – Newby, Mitte dreissig, war immerhin verheiratet und hatte Kinder. Vom Bergsteigen hatten sie nur die allerfernste Vorstellung, in letzter Minute erworben während eines Schnellkurses an einem walisischen Hügel. Auch waren sie in einer körperlichen Verfassung, die unmöglich als gut hätte bezeichnet werden können. Als die Ausrüstung verpackt wurde, wusste Newby in vielen Fällen nicht, wie die Gegenstände hiessen noch wozu sie dienten. Einen Bergführer suchten sie in Kabul vergeblich. Sie machten dieses nicht unerhebliche Handicap durch eine Broschüre mit dem Einmaleins des Kletterns wett, die sie jeweils in kritischen Momenten am Berg konsultierten. Es ist ein kleines Wunder, dass die beiden nicht ums Leben kamen. Gelegenheiten ergaben sich in Hülle und Fülle, wenngleich Newbys Ton so bescheiden und lakonisch ist, dass die Gefahren kleiner erscheinen, als sie tatsächlich waren. Trotz aller Zurückhaltung sind die Schilderungen noch immer haarsträubend genug. Den Gipfel des Mir Samir verfehlte das clowneske Paar um nur gerade zweihundert Meter. Dass sie überhaupt so weit kamen, war ihrer Zähigkeit und einer guten Portion Glück zuzuschreiben. «Ein Spaziergang im Hindukusch» ist nur zum kleineren Teil ein Buch über eine misslungene Gipfelstürmerei. Anreise und Rückkehr, zu Fuss mit Saumpferden, waren sehr strapaziös und beanspruchten die meiste Zeit der Expedition. Newby entwirft vergnügliche Charakterskizzen seiner Begleiter und zeigt grosses Interesse an der einheimischen Bevölkerung. Seine Eindrücke von Land, Leuten und Sitten verraten eine hervorragende Beobachtungsgabe, sie sind erfrischend direkt und wohltuend unbeleckt von multikulturellem Relativismus. Irritation und Missbilligung wird immer wieder freier Lauf gelassen. Ein «Argloser im Ausland» in der Art von Mark Twain ist Newby keineswegs. Das zeigen auch die geschichtlichen Exkurse, die eine Vorstellung davon geben, wie es zur Völkervielfalt in diesen afghanischen Talschaften kam und wie Emir Abdur Rahman 1895 aus dem «heidnischen» Kafiristan durch blutige Zwangsbekehrungen das muslimische Nuristan machte. In der Geschichte der Reiseschriftstellerei – ein urenglisches literarisches Genre – markiert «Ein Spaziergang im Hindukusch» einen Wendepunkt. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als unbekannte Gebiete allmählich knapp und eigentliche Forschungsfahrten selten wurden, haftete Expeditionsreisenden und ihren Berichten noch etwas Heroisches an. Seither haben sich Massen-und Individualtourismus über den Globus ausgebreitet. Auch wer beschwerliche Reisen in abgelegene Regionen unternimmt, kann nicht mehr als Pionier auftreten. Diese Veränderungen kristallisieren sich aufs Schönste auf den letzten Seiten von Newbys Buch. Zufällig begegnen die beiden erschöpften «Forschungsreisenden», wie sie sich grinsend nennen, dem legend..., [PU: Eichborn]<
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2002, ISBN: 3821845104
Binding : Taschenbuch, Label : Eichborn, Publisher : Eichborn, medium : Taschenbuch, numberOfPages : 340, publicationDate : 2002-02-01, authors : Eric Newby, translators : Matthias Fienbo… Mehr…
Binding : Taschenbuch, Label : Eichborn, Publisher : Eichborn, medium : Taschenbuch, numberOfPages : 340, publicationDate : 2002-02-01, authors : Eric Newby, translators : Matthias Fienbork, ISBN : 3821845104 Bücher, [PU: Eichborn, Frankfurt am Main]<
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ISBN: 9783821845104
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Ein Spaziergang im Hindukusch. Die Andere Bibliothek von Eric Newby (Autor) - Taschenbuch
2002, ISBN: 3821845104
2002 Softcover 355 S. 21,8 x 13 x 3 cm Broschiert Zustand: gebraucht - sehr gut, Durchs wilde Nuristan Eric Newby unternimmt einen Spaziergang im Hindukusch Was macht ein Londoner Kleider… Mehr…
2002 Softcover 355 S. 21,8 x 13 x 3 cm Broschiert Zustand: gebraucht - sehr gut, Durchs wilde Nuristan Eric Newby unternimmt einen Spaziergang im Hindukusch Was macht ein Londoner Kleiderverkäufer auf einem Sechstausender im Hindukusch? Antwort erhält, wer Eric Newbys 1958 erschienenen Reisebericht «Ein Spaziergang im Hindukusch» zur Hand nimmt. Das Buch ist so köstlich, dass man sich fragt, weshalb es erst jetzt übersetzt wurde. Es hält, was der tiefstapelnde Titel versprichtjede Menge Ironie und kein Gran verbissenes Imponiergehabe. Dabei war die Besteigung des 6059 Meter hohen Mir Samir in Nuristan, im Nordosten Afghanistans, alles andere als ein Spaziergang. Für Newby war es der willkommene Anlass, sich vom elterlichen Modegeschäft zu verabschieden und ein Buch zu schreiben (heute ist Newby 83 und zählt zu den besten Reiseschriftstellern). Sein Reisegefährte Hugh Carless, Diplomat, griff Newbys Vorschlag so begierig auf, wie er jedem Ruf gefolgt wäre, solange er ihn nur vom Bürotisch weg- und an die frische Luft brachte. Die Komik des Buches resultiert in erster Linie aus dem schon direkt verantwortungslosen Amateurismus der beiden – Newby, Mitte dreissig, war immerhin verheiratet und hatte Kinder. Vom Bergsteigen hatten sie nur die allerfernste Vorstellung, in letzter Minute erworben während eines Schnellkurses an einem walisischen Hügel. Auch waren sie in einer körperlichen Verfassung, die unmöglich als gut hätte bezeichnet werden können. Als die Ausrüstung verpackt wurde, wusste Newby in vielen Fällen nicht, wie die Gegenstände hiessen noch wozu sie dienten. Einen Bergführer suchten sie in Kabul vergeblich. Sie machten dieses nicht unerhebliche Handicap durch eine Broschüre mit dem Einmaleins des Kletterns wett, die sie jeweils in kritischen Momenten am Berg konsultierten. Es ist ein kleines Wunder, dass die beiden nicht ums Leben kamen. Gelegenheiten ergaben sich in Hülle und Fülle, wenngleich Newbys Ton so bescheiden und lakonisch ist, dass die Gefahren kleiner erscheinen, als sie tatsächlich waren. Trotz aller Zurückhaltung sind die Schilderungen noch immer haarsträubend genug. Den Gipfel des Mir Samir verfehlte das clowneske Paar um nur gerade zweihundert Meter. Dass sie überhaupt so weit kamen, war ihrer Zähigkeit und einer guten Portion Glück zuzuschreiben. «Ein Spaziergang im Hindukusch» ist nur zum kleineren Teil ein Buch über eine misslungene Gipfelstürmerei. Anreise und Rückkehr, zu Fuss mit Saumpferden, waren sehr strapaziös und beanspruchten die meiste Zeit der Expedition. Newby entwirft vergnügliche Charakterskizzen seiner Begleiter und zeigt grosses Interesse an der einheimischen Bevölkerung. Seine Eindrücke von Land, Leuten und Sitten verraten eine hervorragende Beobachtungsgabe, sie sind erfrischend direkt und wohltuend unbeleckt von multikulturellem Relativismus. Irritation und Missbilligung wird immer wieder freier Lauf gelassen. Ein «Argloser im Ausland» in der Art von Mark Twain ist Newby keineswegs. Das zeigen auch die geschichtlichen Exkurse, die eine Vorstellung davon geben, wie es zur Völkervielfalt in diesen afghanischen Talschaften kam und wie Emir Abdur Rahman 1895 aus dem «heidnischen» Kafiristan durch blutige Zwangsbekehrungen das muslimische Nuristan machte. In der Geschichte der Reiseschriftstellerei – ein urenglisches literarisches Genre – markiert «Ein Spaziergang im Hindukusch» einen Wendepunkt. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als unbekannte Gebiete allmählich knapp und eigentliche Forschungsfahrten selten wurden, haftete Expeditionsreisenden und ihren Berichten noch etwas Heroisches an. Seither haben sich Massen- und Individualtourismus über den Globus ausgebreitet. Auch wer beschwerliche Reisen in abgelegene Regionen unternimmt, kann nicht mehr als Pionier auftreten. Diese Veränderungen kristallisieren sich aufs Schönste auf den letzten Seiten von Newbys Buch. Zufällig begegnen die beiden erschöpften «Forschungsreisenden», wie sie sich grinsend nennen, dem legendären Arabien-Reisenden Wilfred Thesiger – «ein bemerkenswertes Relikt des viktorianischen Zeitalters . . . zäh wie Leder, in einem alten Tweedjackett, wie es von Eton-Schülern getragen wird» –, der in Afghanistan Artefakte für das British Museum sammelte. Er lädt die beiden hungrigen und abgezehrten Landsleute grossmütig zum Hähnchenessen und Übernachten ein. Als Newby und Carless auf dem felsigen Boden ihre aufblasbaren Luftmatratzen ausbreiten, entfährt es Thesiger«Mein Gott, was seid ihr nur für Schwächlinge!» Die Schilderung dieser Begegnung ist eine augenzwinkernde Selbstbezichtigung und kratzt subtil an Thesigers Status. Sie vermittelt auch eine gute Vorstellung vom Humor und vom Witz, die den Autor dieses höchst amüsanten und überdies lehrreichen Buchs so sympathisch machen. Georg Sütterlin Im Frühjahr 1956 erreichte Eric Newby, der in einem Haute-Couture-Salon im Londoner Westend arbeitete, ein Telegramm aus Rio de Janeiro"Kannst du im Juni mit nach Nuristan reisen?" Der Absender war ein Freund Newbys, ein berüchtigter Exzentriker im diplomatischen Dienst Ihrer Majestät. Es war genau der richtige Moment für zwei Verrückte, um ins Innere von Afghanistan vorzudringen. Die britische Armee hatte das Land verlassen, ebenso wie Jahrhunderte zuvor Dschingis Khan und Timur, und die Rucksacktouristen waren noch nicht angekommen, ganz abgesehen von den russischen Panzern und den fanatischen Taliban. Niemand wollte von dieser gottverlassenen Region etwas wissen. Das Ziel der beiden, die vom Bergsteigen keine Ahnung hatten, war ein Sechstausender im Hindukusch. Sie stolperten über reißende Bergflüsse und eisige Pässe am Ende der Welt, litten an Hunger, Dysenterie, Insektenfraß und glühender Hitze. Dabei legten sie einen Humor an den Tag, der vor keiner Katastrophe versagte. Ihr Masochismus mischte sich mit guter Laune und poetischem Entzücken"Selten in meinem Leben hat mich ein so ekstatisches Glücksgefühl erfüllt", schreibt Newby am Ende der gescheiterten Expedition. Auf diese Weise ist ein Klassiker der englischen Reiseliteratur entstanden. Ganz nebenbei stellt sich heraus, daß der stoische Held die Sprache der Eingeborenen spricht und über enorme Geschichtskenntnisse verfügt; wie alle übrigen Fähigkeiten, so versteht er es auch, diese ungewöhnlichen Qualitäten sorgfältig zu verbergen. "Lieber Leser", schrieb Evelyn Waugh über diesen Spaziergang, "wenn Sie etwas übrig haben für das eigentümliche Inselvolk der Briten, werden Sie diesem Kunststück nicht widerstehen können." Ein großartiges Stück Reiseliteratur über zwei Bergsteigerlaien, die sich aufmachen in Zentral-Afghanistan der 1950er Jahre den Gipfel eines 6000ers zu besteigen. Seinesgleichen sucht dabei der Schreibstil und Humor von Newby, dem ehemaligen Modeverkäufer mit der viel beschriebenen typisch englischen stiff upper lip. Nicht nur für Leute mit dem Faible fürs Berge besteigen geeignet und ein wirklich fantastisches Buch in der nicht minder guten Reihe der Anderen Bibliothek. Dem geneigten Leser sind weiterhin "Der Weg nach Oxiana" von Robert Byron und "Tatarennachrichten" von Peter Fleming ans Herz zu legen. Die Geschichte AfghanistansDas historische Umfeld Afghanistans über 1500 Jahre Habibo Brechna Durchs wilde Nuristan Eric Newby unternimmt einen Spaziergang im Hindukusch Was macht ein Londoner Kleiderverkäufer auf einem Sechstausender im Hindukusch? Antwort erhält, wer Eric Newbys 1958 erschienenen Reisebericht «Ein Spaziergang im Hindukusch» zur Hand nimmt. Das Buch ist so köstlich, dass man sich fragt, weshalb es erst jetzt übersetzt wurde. Es hält, was der tiefstapelnde Titel versprichtjede Menge Ironie und kein Gran verbissenes Imponiergehabe. Dabei war die Besteigung des 6059 Meter hohen Mir Samir in Nuristan, im Nordosten Afghanistans, alles andere als ein Spaziergang. Für Newby war es der willkommene Anlass, sich vom elterlichen Modegeschäft zu verabschieden und ein Buch zu schreiben (heute ist Newby 83 und zählt zu den besten Reiseschriftstellern). Sein Reisegefährte Hugh Carless, Diplomat, griff Newbys Vorschlag so begierig auf, wie er jedem Ruf gefolgt wäre, solange er ihn nur vom Bürotisch weg- und an die frische Luft brachte. Die Komik des Buches resultiert in erster Linie aus dem schon direkt verantwortungslosen Amateurismus der beiden – Newby, Mitte dreissig, war immerhin verheiratet und hatte Kinder. Vom Bergsteigen hatten sie nur die allerfernste Vorstellung, in letzter Minute erworben während eines Schnellkurses an einem walisischen Hügel. Auch waren sie in einer körperlichen Verfassung, die unmöglich als gut hätte bezeichnet werden können. Als die Ausrüstung verpackt wurde, wusste Newby in vielen Fällen nicht, wie die Gegenstände hiessen noch wozu sie dienten. Einen Bergführer suchten sie in Kabul vergeblich. Sie machten dieses nicht unerhebliche Handicap durch eine Broschüre mit dem Einmaleins des Kletterns wett, die sie jeweils in kritischen Momenten am Berg konsultierten. Es ist ein kleines Wunder, dass die beiden nicht ums Leben kamen. Gelegenheiten ergaben sich in Hülle und Fülle, wenngleich Newbys Ton so bescheiden und lakonisch ist, dass die Gefahren kleiner erscheinen, als sie tatsächlich waren. Trotz aller Zurückhaltung sind die Schilderungen noch immer haarsträubend genug. Den Gipfel des Mir Samir verfehlte das clowneske Paar um nur gerade zweihundert Meter. Dass sie überhaupt so weit kamen, war ihrer Zähigkeit und einer guten Portion Glück zuzuschreiben. «Ein Spaziergang im Hindukusch» ist nur zum kleineren Teil ein Buch über eine misslungene Gipfelstürmerei. Anreise und Rückkehr, zu Fuss mit Saumpferden, waren sehr strapaziös und beanspruchten die meiste Zeit der Expedition. Newby entwirft vergnügliche Charakterskizzen seiner Begleiter und zeigt grosses Interesse an der einheimischen Bevölkerung. Seine Eindrücke von Land, Leuten und Sitten verraten eine hervorragende Beobachtungsgabe, sie sind erfrischend direkt und wohltuend unbeleckt von multikulturellem Relativismus. Irritation und Missbilligung wird immer wieder freier Lauf gelassen. Ein «Argloser im Ausland» in der Art von Mark Twain ist Newby keineswegs. Das zeigen auch die geschichtlichen Exkurse, die eine Vorstellung davon geben, wie es zur Völkervielfalt in diesen afghanischen Talschaften kam und wie Emir Abdur Rahman 1895 aus dem «heidnischen» Kafiristan durch blutige Zwangsbekehrungen das muslimische Nuristan machte. In der Geschichte der Reiseschriftstellerei – ein urenglisches literarisches Genre – markiert «Ein Spaziergang im Hindukusch» einen Wendepunkt. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als unbekannte Gebiete allmählich knapp und eigentliche Forschungsfahrten selten wurden, haftete Expeditionsreisenden und ihren Berichten noch etwas Heroisches an. Seither haben sich Massen- und Individualtourismus über den Globus ausgebreitet. Auch wer beschwerliche Reisen in abgelegene Regionen unternimmt, kann nicht mehr als Pionier auftreten. Diese Veränderungen kristallisieren sich aufs Schönste auf den letzten Seiten von Newbys Buch. Zufällig begegnen die beiden erschöpften «Forschungsreisenden», wie sie sich grinsend nennen, dem legendären Arabien-Reisenden Wilfred Thesiger – «ein bemerkenswertes Relikt des viktorianischen Zeitalters . . . zäh wie Leder, in einem alten Tweedjackett, wie es von Eton-Schülern getragen wird» –, der in Afghanistan Artefakte für das British Museum sammelte. Er lädt die beiden hungrigen und abgezehrten Landsleute grossmütig zum Hähnchenessen und Übernachten ein. Als Newby und Carless auf dem felsigen Boden ihre aufblasbaren Luftmatratzen ausbreiten, entfährt es Thesiger«Mein Gott, was seid ihr nur für Schwächlinge!» Die Schilderung dieser Begegnung ist eine augenzwinkernde Selbstbezichtigung und kratzt subtil an Thesigers Status. Sie vermittelt auch eine gute Vorstellung vom Humor und vom Witz, die den Autor dieses höchst amüsanten und überdies lehrreichen Buchs so sympathisch machen. Georg Sütterlin Im Frühjahr 1956 erreichte Eric Newby, der in einem Haute-Couture-Salon im Londoner Westend arbeitete, ein Telegramm aus Rio de Janeiro"Kannst du im Juni mit nach Nuristan reisen?" Der Absender war ein Freund Newbys, ein berüchtigter Exzentriker im diplomatischen Dienst Ihrer Majestät. Es war genau der richtige Moment für zwei Verrückte, um ins Innere von Afghanistan vorzudringen. Die britische Armee hatte das Land verlassen, ebenso wie Jahrhunderte zuvor Dschingis Khan und Timur, und die Rucksacktouristen waren noch nicht angekommen, ganz abgesehen von den russischen Panzern und den fanatischen Taliban. Niemand wollte von dieser gottverlassenen Region etwas wissen. Das Ziel der beiden, die vom Bergsteigen keine Ahnung hatten, war ein Sechstausender im Hindukusch. Sie stolperten über reißende Bergflüsse und eisige Pässe am Ende der Welt, litten an Hunger, Dysenterie, Insektenfraß und glühender Hitze. Dabei legten sie einen Humor an den Tag, der vor keiner Katastrophe versagte. Ihr Masochismus mischte sich mit guter Laune und poetischem Entzücken"Selten in meinem Leben hat mich ein so ekstatisches Glücksgefühl erfüllt", schreibt Newby am Ende der gescheiterten Expedition. Auf diese Weise ist ein Klassiker der englischen Reiseliteratur entstanden. Ganz nebenbei stellt sich heraus, daß der stoische Held die Sprache der Eingeborenen spricht und über enorme Geschichtskenntnisse verfügt; wie alle übrigen Fähigkeiten, so versteht er es auch, diese ungewöhnlichen Qualitäten sorgfältig zu verbergen. "Lieber Leser", schrieb Evelyn Waugh über diesen Spaziergang, "wenn Sie etwas übrig haben für das eigentümliche Inselvolk der Briten, werden Sie diesem Kunststück nicht widerstehen können." Ein großartiges Stück Reiseliteratur über zwei Bergsteigerlaien, die sich aufmachen in Zentral-Afghanistan der 1950er Jahre den Gipfel eines 6000ers zu besteigen. Seinesgleichen sucht dabei der Schreibstil und Humor von Newby, dem ehemaligen Modeverkäufer mit der viel beschriebenen typisch englischen stiff upper lip. Nicht nur für Leute mit dem Faible fürs Berge besteigen geeignet und ein wirklich fantastisches Buch in der nicht minder guten Reihe der Anderen Bibliothek. Dem geneigten Leser sind weiterhin "Der Weg nach Oxiana" von Robert Byron und "Tatarennachrichten" von Peter Fleming ans Herz zu legen. Die Geschichte AfghanistansDas historische Umfeld Afghanistans über 1500 Jahre Habibo Brechna 2, [PU:Eichborn]<
Eric Newby (Autor):
Ein Spaziergang im Hindukusch. Die Andere Bibliothek von Eric Newby (Autor) - Taschenbuch2002, ISBN: 9783821845104
Eichborn, 2002. 2002. Softcover. 21,8 x 13 x 3 cm. Durchs wilde Nuristan Eric Newby unternimmt einen Spaziergang im Hindukusch Was macht ein Londoner Kleiderverkäufer auf einem Sechstaus… Mehr…
Eichborn, 2002. 2002. Softcover. 21,8 x 13 x 3 cm. Durchs wilde Nuristan Eric Newby unternimmt einen Spaziergang im Hindukusch Was macht ein Londoner Kleiderverkäufer auf einem Sechstausender im Hindukusch? Antwort erhält, wer Eric Newbys 1958 erschienenen Reisebericht «Ein Spaziergang im Hindukusch» zur Hand nimmt. Das Buch ist so köstlich, dass man sich fragt, weshalb es erst jetzt übersetzt wurde. Es hält, was der tiefstapelnde Titel versprichtjede Menge Ironie und kein Gran verbissenes Imponiergehabe. Dabei war die Besteigung des 6059 Meter hohen Mir Samir in Nuristan, im Nordosten Afghanistans, alles andere als ein Spaziergang. Für Newby war es der willkommene Anlass, sich vom elterlichen Modegeschäft zu verabschieden und ein Buch zu schreiben (heute ist Newby 83 und zählt zu den besten Reiseschriftstellern). Sein Reisegefährte Hugh Carless, Diplomat, griff Newbys Vorschlag so begierig auf, wie er jedem Ruf gefolgt wäre, solange er ihn nur vom Bürotisch weg- und an die frische Luft brachte. Die Komik des Buches resultiert in erster Linie aus dem schon direkt verantwortungslosen Amateurismus der beiden – Newby, Mitte dreissig, war immerhin verheiratet und hatte Kinder. Vom Bergsteigen hatten sie nur die allerfernste Vorstellung, in letzter Minute erworben während eines Schnellkurses an einem walisischen Hügel. Auch waren sie in einer körperlichen Verfassung, die unmöglich als gut hätte bezeichnet werden können. Als die Ausrüstung verpackt wurde, wusste Newby in vielen Fällen nicht, wie die Gegenstände hiessen noch wozu sie dienten. Einen Bergführer suchten sie in Kabul vergeblich. Sie machten dieses nicht unerhebliche Handicap durch eine Broschüre mit dem Einmaleins des Kletterns wett, die sie jeweils in kritischen Momenten am Berg konsultierten. Es ist ein kleines Wunder, dass die beiden nicht ums Leben kamen. Gelegenheiten ergaben sich in Hülle und Fülle, wenngleich Newbys Ton so bescheiden und lakonisch ist, dass die Gefahren kleiner erscheinen, als sie tatsächlich waren. Trotz aller Zurückhaltung sind die Schilderungen noch immer haarsträubend genug. Den Gipfel des Mir Samir verfehlte das clowneske Paar um nur gerade zweihundert Meter. Dass sie überhaupt so weit kamen, war ihrer Zähigkeit und einer guten Portion Glück zuzuschreiben. «Ein Spaziergang im Hindukusch» ist nur zum kleineren Teil ein Buch über eine misslungene Gipfelstürmerei. Anreise und Rückkehr, zu Fuss mit Saumpferden, waren sehr strapaziös und beanspruchten die meiste Zeit der Expedition. Newby entwirft vergnügliche Charakterskizzen seiner Begleiter und zeigt grosses Interesse an der einheimischen Bevölkerung. Seine Eindrücke von Land, Leuten und Sitten verraten eine hervorragende Beobachtungsgabe, sie sind erfrischend direkt und wohltuend unbeleckt von multikulturellem Relativismus. Irritation und Missbilligung wird immer wieder freier Lauf gelassen. Ein «Argloser im Ausland» in der Art von Mark Twain ist Newby keineswegs. Das zeigen auch die geschichtlichen Exkurse, die eine Vorstellung davon geben, wie es zur Völkervielfalt in diesen afghanischen Talschaften kam und wie Emir Abdur Rahman 1895 aus dem «heidnischen» Kafiristan durch blutige Zwangsbekehrungen das muslimische Nuristan machte. In der Geschichte der Reiseschriftstellerei – ein urenglisches literarisches Genre – markiert «Ein Spaziergang im Hindukusch» einen Wendepunkt. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als unbekannte Gebiete allmählich knapp und eigentliche Forschungsfahrten selten wurden, haftete Expeditionsreisenden und ihren Berichten noch etwas Heroisches an. Seither haben sich Massen- und Individualtourismus über den Globus ausgebreitet. Auch wer beschwerliche Reisen in abgelegene Regionen unternimmt, kann nicht mehr als Pionier auftreten. Diese Veränderungen kristallisieren sich aufs Schönste auf den letzten Seiten von Newbys Buch. Zufällig begegnen die beiden erschöpften «Forschungsreisenden», wie sie sich grinsend nennen, dem legendären Arabien-Reisenden Wilfred Thesiger – «ein bemerkenswertes Relikt des viktorianischen Zeitalters . . . zäh wie Leder, in einem alten Tweedjackett, wie es von Eton-Schülern getragen wird» –, der in Afghanistan Artefakte für das British Museum sammelte. Er lädt die beiden hungrigen und abgezehrten Landsleute grossmütig zum Hähnchenessen und Übernachten ein. Als Newby und Carless auf dem felsigen Boden ihre aufblasbaren Luftmatratzen ausbreiten, entfährt es Thesiger«Mein Gott, was seid ihr nur für Schwächlinge!» Die Schilderung dieser Begegnung ist eine augenzwinkernde Selbstbezichtigung und kratzt subtil an Thesigers Status. Sie vermittelt auch eine gute Vorstellung vom Humor und vom Witz, die den Autor dieses höchst amüsanten und überdies lehrreichen Buchs so sympathisch machen. Georg Sütterlin Im Frühjahr 1956 erreichte Eric Newby, der in einem Haute-Couture-Salon im Londoner Westend arbeitete, ein Telegramm aus Rio de Janeiro"Kannst du im Juni mit nach Nuristan reisen?" Der Absender war ein Freund Newbys, ein berüchtigter Exzentriker im diplomatischen Dienst Ihrer Majestät. Es war genau der richtige Moment für zwei Verrückte, um ins Innere von Afghanistan vorzudringen. Die britische Armee hatte das Land verlassen, ebenso wie Jahrhunderte zuvor Dschingis Khan und Timur, und die Rucksacktouristen waren noch nicht angekommen, ganz abgesehen von den russischen Panzern und den fanatischen Taliban. Niemand wollte von dieser gottverlassenen Region etwas wissen. Das Ziel der beiden, die vom Bergsteigen keine Ahnung hatten, war ein Sechstausender im Hindukusch. Sie stolperten über reißende Bergflüsse und eisige Pässe am Ende der Welt, litten an Hunger, Dysenterie, Insektenfraß und glühender Hitze. Dabei legten sie einen Humor an den Tag, der vor keiner Katastrophe versagte. Ihr Masochismus mischte sich mit guter Laune und poetischem Entzücken"Selten in meinem Leben hat mich ein so ekstatisches Glücksgefühl erfüllt", schreibt Newby am Ende der gescheiterten Expedition. Auf diese Weise ist ein Klassiker der englischen Reiseliteratur entstanden. Ganz nebenbei stellt sich heraus, daß der stoische Held die Sprache der Eingeborenen spricht und über enorme Geschichtskenntnisse verfügt; wie alle übrigen Fähigkeiten, so versteht er es auch, diese ungewöhnlichen Qualitäten sorgfältig zu verbergen. "Lieber Leser", schrieb Evelyn Waugh über diesen Spaziergang, "wenn Sie etwas übrig haben für das eigentümliche Inselvolk der Briten, werden Sie diesem Kunststück nicht widerstehen können." Ein großartiges Stück Reiseliteratur über zwei Bergsteigerlaien, die sich aufmachen in Zentral-Afghanistan der 1950er Jahre den Gipfel eines 6000ers zu besteigen. Seinesgleichen sucht dabei der Schreibstil und Humor von Newby, dem ehemaligen Modeverkäufer mit der viel beschriebenen typisch englischen stiff upper lip. Nicht nur für Leute mit dem Faible fürs Berge besteigen geeignet und ein wirklich fantastisches Buch in der nicht minder guten Reihe der Anderen Bibliothek. Dem geneigten Leser sind weiterhin "Der Weg nach Oxiana" von Robert Byron und "Tatarennachrichten" von Peter Fleming ans Herz zu legen. Die Geschichte AfghanistansDas historische Umfeld Afghanistans über 1500 Jahre Habibo Brechna Durchs wilde Nuristan Eric Newby unternimmt einen Spaziergang im Hindukusch Was macht ein Londoner Kleiderverkäufer auf einem Sechstausender im Hindukusch? Antwort erhält, wer Eric Newbys 1958 erschienenen Reisebericht «Ein Spaziergang im Hindukusch» zur Hand nimmt. Das Buch ist so köstlich, dass man sich fragt, weshalb es erst jetzt übersetzt wurde. Es hält, was der tiefstapelnde Titel versprichtjede Menge Ironie und kein Gran verbissenes Imponiergehabe. Dabei war die Besteigung des 6059 Meter hohen Mir Samir in Nuristan, im Nordosten Afghanistans, alles andere als ein Spaziergang. Für Newby war es der willkommene Anlass, sich vom elterlichen Modegeschäft zu verabschieden und ein Buch zu schreiben (heute ist Newby 83 und zählt zu den besten Reiseschriftstellern). Sein Reisegefährte Hugh Carless, Diplomat, griff Newbys Vorschlag so begierig auf, wie er jedem Ruf gefolgt wäre, solange er ihn nur vom Bürotisch weg- und an die frische Luft brachte. Die Komik des Buches resultiert in erster Linie aus dem schon direkt verantwortungslosen Amateurismus der beiden – Newby, Mitte dreissig, war immerhin verheiratet und hatte Kinder. Vom Bergsteigen hatten sie nur die allerfernste Vorstellung, in letzter Minute erworben während eines Schnellkurses an einem walisischen Hügel. Auch waren sie in einer körperlichen Verfassung, die unmöglich als gut hätte bezeichnet werden können. Als die Ausrüstung verpackt wurde, wusste Newby in vielen Fällen nicht, wie die Gegenstände hiessen noch wozu sie dienten. Einen Bergführer suchten sie in Kabul vergeblich. Sie machten dieses nicht unerhebliche Handicap durch eine Broschüre mit dem Einmaleins des Kletterns wett, die sie jeweils in kritischen Momenten am Berg konsultierten. Es ist ein kleines Wunder, dass die beiden nicht ums Leben kamen. Gelegenheiten ergaben sich in Hülle und Fülle, wenngleich Newbys Ton so bescheiden und lakonisch ist, dass die Gefahren kleiner erscheinen, als sie tatsächlich waren. Trotz aller Zurückhaltung sind die Schilderungen noch immer haarsträubend genug. Den Gipfel des Mir Samir verfehlte das clowneske Paar um nur gerade zweihundert Meter. Dass sie überhaupt so weit kamen, war ihrer Zähigkeit und einer guten Portion Glück zuzuschreiben. «Ein Spaziergang im Hindukusch» ist nur zum kleineren Teil ein Buch über eine misslungene Gipfelstürmerei. Anreise und Rückkehr, zu Fuss mit Saumpferden, waren sehr strapaziös und beanspruchten die meiste Zeit der Expedition. Newby entwirft vergnügliche Charakterskizzen seiner Begleiter und zeigt grosses Interesse an der einheimischen Bevölkerung. Seine Eindrücke von Land, Leuten und Sitten verraten eine hervorragende Beobachtungsgabe, sie sind erfrischend direkt und wohltuend unbeleckt von multikulturellem Relativismus. Irritation und Missbilligung wird immer wieder freier Lauf gelassen. Ein «Argloser im Ausland» in der Art von Mark Twain ist Newby keineswegs. Das zeigen auch die geschichtlichen Exkurse, die eine Vorstellung davon geben, wie es zur Völkervielfalt in diesen afghanischen Talschaften kam und wie Emir Abdur Rahman 1895 aus dem «heidnischen» Kafiristan durch blutige Zwangsbekehrungen das muslimische Nuristan machte. In der Geschichte der Reiseschriftstellerei – ein urenglisches literarisches Genre – markiert «Ein Spaziergang im Hindukusch» einen Wendepunkt. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als unbekannte Gebiete allmählich knapp und eigentliche Forschungsfahrten selten wurden, haftete Expeditionsreisenden und ihren Berichten noch etwas Heroisches an. Seither haben sich Massen- und Individualtourismus über den Globus ausgebreitet. Auch wer beschwerliche Reisen in abgelegene Regionen unternimmt, kann nicht mehr als Pionier auftreten. Diese Veränderungen kristallisieren sich aufs Schönste auf den letzten Seiten von Newbys Buch. Zufällig begegnen die beiden erschöpften «Forschungsreisenden», wie sie sich grinsend nennen, dem legendären Arabien-Reisenden Wilfred Thesiger – «ein bemerkenswertes Relikt des viktorianischen Zeitalters . . . zäh wie Leder, in einem alten Tweedjackett, wie es von Eton-Schülern getragen wird» –, der in Afghanistan Artefakte für das British Museum sammelte. Er lädt die beiden hungrigen und abgezehrten Landsleute grossmütig zum Hähnchenessen und Übernachten ein. Als Newby und Carless auf dem felsigen Boden ihre aufblasbaren Luftmatratzen ausbreiten, entfährt es Thesiger«Mein Gott, was seid ihr nur für Schwächlinge!» Die Schilderung dieser Begegnung ist eine augenzwinkernde Selbstbezichtigung und kratzt subtil an Thesigers Status. Sie vermittelt auch eine gute Vorstellung vom Humor und vom Witz, die den Autor dieses höchst amüsanten und überdies lehrreichen Buchs so sympathisch machen. Georg Sütterlin Im Frühjahr 1956 erreichte Eric Newby, der in einem Haute-Couture-Salon im Londoner Westend arbeitete, ein Telegramm aus Rio de Janeiro"Kannst du im Juni mit nach Nuristan reisen?" Der Absender war ein Freund Newbys, ein berüchtigter Exzentriker im diplomatischen Dienst Ihrer Majestät. Es war genau der richtige Moment für zwei Verrückte, um ins Innere von Afghanistan vorzudringen. Die britische Armee hatte das Land verlassen, ebenso wie Jahrhunderte zuvor Dschingis Khan und Timur, und die Rucksacktouristen waren noch nicht angekommen, ganz abgesehen von den russischen Panzern und den fanatischen Taliban. Niemand wollte von dieser gottverlassenen Region etwas wissen. Das Ziel der beiden, die vom Bergsteigen keine Ahnung hatten, war ein Sechstausender im Hindukusch. Sie stolperten über reißende Bergflüsse und eisige Pässe am Ende der Welt, litten an Hunger, Dysenterie, Insektenfraß und glühender Hitze. Dabei legten sie einen Humor an den Tag, der vor keiner Katastrophe versagte. Ihr Masochismus mischte sich mit guter Laune und poetischem Entzücken"Selten in meinem Leben hat mich ein so ekstatisches Glücksgefühl erfüllt", schreibt Newby am Ende der gescheiterten Expedition. Auf diese Weise ist ein Klassiker der englischen Reiseliteratur entstanden. Ganz nebenbei stellt sich heraus, daß der stoische Held die Sprache der Eingeborenen spricht und über enorme Geschichtskenntnisse verfügt; wie alle übrigen Fähigkeiten, so versteht er es auch, diese ungewöhnlichen Qualitäten sorgfältig zu verbergen. "Lieber Leser", schrieb Evelyn Waugh über diesen Spaziergang, "wenn Sie etwas übrig haben für das eigentümliche Inselvolk der Briten, werden Sie diesem Kunststück nicht widerstehen können." Ein großartiges Stück Reiseliteratur über zwei Bergsteigerlaien, die sich aufmachen in Zentral-Afghanistan der 1950er Jahre den Gipfel eines 6000ers zu besteigen. Seinesgleichen sucht dabei der Schreibstil und Humor von Newby, dem ehemaligen Modeverkäufer mit der viel beschriebenen typisch englischen stiff upper lip. Nicht nur für Leute mit dem Faible fürs Berge besteigen geeignet und ein wirklich fantastisches Buch in der nicht minder guten Reihe der Anderen Bibliothek. Dem geneigten Leser sind weiterhin "Der Weg nach Oxiana" von Robert Byron und "Tatarennachrichten" von Peter Fleming ans Herz zu legen. Die Geschichte AfghanistansDas historische Umfeld Afghanistans über 1500 Jahre Habibo Brechna, Eichborn, 2002, 0<
Ein Spaziergang Im Hindukusch. Die Andere Bibliothek Von Eric Newby (Autor) - Taschenbuch
2002
ISBN: 9783821845104
Hardcover, Very good in very good dust jacket., Durchs wilde Nuristan Eric Newby unternimmt einen Spaziergang im Hindukusch Was macht ein Londoner Kleiderverkäufer auf einem Sechstausende… Mehr…
Hardcover, Very good in very good dust jacket., Durchs wilde Nuristan Eric Newby unternimmt einen Spaziergang im Hindukusch Was macht ein Londoner Kleiderverkäufer auf einem Sechstausender im Hindukusch? Antwort erhält, wer Eric Newbys 1958 erschienenen Reisebericht «Ein Spaziergang im Hindukusch», Durchs wilde Nuristan Eric Newby unternimmt einen Spaziergang im Hindukusch Was macht ein Londoner Kleiderverkäufer auf einem Sechstausender im Hindukusch? Antwort erhält, wer Eric Newbys 1958 erschienenen Reisebericht «Ein Spaziergang im Hindukusch» zur Hand nimmt. Das Buch ist so köstlich, dass man sich fragt, weshalb es erst jetzt übersetzt wurde. Es hält, was der tiefstapelnde Titel versprichtjede Menge Ironie und kein Gran verbissenes Imponiergehabe. Dabei war die Besteigung des 6059 Meter hohen Mir Samir in Nuristan, im Nordosten Afghanistans, alles andere als ein Spaziergang. Für Newby war es der willkommene Anlass, sich vom elterlichen Modegeschäft zu verabschieden und ein Buch zu schreiben (heute ist Newby 83 und zählt zu den besten Reiseschriftstellern). Sein Reisegefährte Hugh Carless, Diplomat, griff Newbys Vorschlag so begierig auf, wie er jedem Ruf gefolgt wäre, solange er ihn nur vom Bürotisch weg-und an die frische Luft brachte. Die Komik des Buches resultiert in erster Linie aus dem schon direkt verantwortungslosen Amateurismus der beiden – Newby, Mitte dreissig, war immerhin verheiratet und hatte Kinder. Vom Bergsteigen hatten sie nur die allerfernste Vorstellung, in letzter Minute erworben während eines Schnellkurses an einem walisischen Hügel. Auch waren sie in einer körperlichen Verfassung, die unmöglich als gut hätte bezeichnet werden können. Als die Ausrüstung verpackt wurde, wusste Newby in vielen Fällen nicht, wie die Gegenstände hiessen noch wozu sie dienten. Einen Bergführer suchten sie in Kabul vergeblich. Sie machten dieses nicht unerhebliche Handicap durch eine Broschüre mit dem Einmaleins des Kletterns wett, die sie jeweils in kritischen Momenten am Berg konsultierten. Es ist ein kleines Wunder, dass die beiden nicht ums Leben kamen. Gelegenheiten ergaben sich in Hülle und Fülle, wenngleich Newbys Ton so bescheiden und lakonisch ist, dass die Gefahren kleiner erscheinen, als sie tatsächlich waren. Trotz aller Zurückhaltung sind die Schilderungen noch immer haarsträubend genug. Den Gipfel des Mir Samir verfehlte das clowneske Paar um nur gerade zweihundert Meter. Dass sie überhaupt so weit kamen, war ihrer Zähigkeit und einer guten Portion Glück zuzuschreiben. «Ein Spaziergang im Hindukusch» ist nur zum kleineren Teil ein Buch über eine misslungene Gipfelstürmerei. Anreise und Rückkehr, zu Fuss mit Saumpferden, waren sehr strapaziös und beanspruchten die meiste Zeit der Expedition. Newby entwirft vergnügliche Charakterskizzen seiner Begleiter und zeigt grosses Interesse an der einheimischen Bevölkerung. Seine Eindrücke von Land, Leuten und Sitten verraten eine hervorragende Beobachtungsgabe, sie sind erfrischend direkt und wohltuend unbeleckt von multikulturellem Relativismus. Irritation und Missbilligung wird immer wieder freier Lauf gelassen. Ein «Argloser im Ausland» in der Art von Mark Twain ist Newby keineswegs. Das zeigen auch die geschichtlichen Exkurse, die eine Vorstellung davon geben, wie es zur Völkervielfalt in diesen afghanischen Talschaften kam und wie Emir Abdur Rahman 1895 aus dem «heidnischen» Kafiristan durch blutige Zwangsbekehrungen das muslimische Nuristan machte. In der Geschichte der Reiseschriftstellerei – ein urenglisches literarisches Genre – markiert «Ein Spaziergang im Hindukusch» einen Wendepunkt. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als unbekannte Gebiete allmählich knapp und eigentliche Forschungsfahrten selten wurden, haftete Expeditionsreisenden und ihren Berichten noch etwas Heroisches an. Seither haben sich Massen-und Individualtourismus über den Globus ausgebreitet. Auch wer beschwerliche Reisen in abgelegene Regionen unternimmt, kann nicht mehr als Pionier auftreten. Diese Veränderungen kristallisieren sich aufs Schönste auf den letzten Seiten von Newbys Buch. Zufällig begegnen die beiden erschöpften «Forschungsreisenden», wie sie sich grinsend nennen, dem legend..., [PU: Eichborn]<
2002, ISBN: 3821845104
Binding : Taschenbuch, Label : Eichborn, Publisher : Eichborn, medium : Taschenbuch, numberOfPages : 340, publicationDate : 2002-02-01, authors : Eric Newby, translators : Matthias Fienbo… Mehr…
Binding : Taschenbuch, Label : Eichborn, Publisher : Eichborn, medium : Taschenbuch, numberOfPages : 340, publicationDate : 2002-02-01, authors : Eric Newby, translators : Matthias Fienbork, ISBN : 3821845104 Bücher, [PU: Eichborn, Frankfurt am Main]<
ISBN: 9783821845104
Hardcover, Rechnung mit MwSt-Versand aus Deutschland., Very good in very good dust jacket., [PU: Eichborn, Frankfurt am Main]
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Bibliographische Daten des bestpassenden Buches
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Detailangaben zum Buch - Ein Spaziergang im Hindukusch. Die Andere Bibliothek
EAN (ISBN-13): 9783821845104
ISBN (ISBN-10): 3821845104
Gebundene Ausgabe
Taschenbuch
Erscheinungsjahr: 2002
Herausgeber: Eichborn
Buch in der Datenbank seit 2007-06-13T10:44:44+02:00 (Berlin)
Detailseite zuletzt geändert am 2024-05-03T14:14:34+02:00 (Berlin)
ISBN/EAN: 3821845104
ISBN - alternative Schreibweisen:
3-8218-4510-4, 978-3-8218-4510-4
Alternative Schreibweisen und verwandte Suchbegriffe:
Autor des Buches: eric newby, die andere bibliothek
Titel des Buches: ein spaziergang, spaziergang hindukusch, die andere bibliothek, bibliothek 206, eric, matthias, elena, vorzugsausgabe
Daten vom Verlag:
Autor/in: Eric Newby
Titel: Die Andere Bibliothek; Ein Spaziergang im Hindukusch; Ein Spaziergang im Hindukusch
Verlag: Eichborn
Erscheinungsjahr: 2002-02-04
Gewicht: 0,620 kg
Sprache: Deutsch
30,40 € (DE)
BB; GB; Hardcover, Softcover / Reisen/Reiseberichte, Reiseerzählungen/Asien; Reiseberichte, Reiseliteratur; Asien
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