Wohnungsbau- und Industrieansiedlungspolitik in Deutschland 1933 - 1939. Dargestellt am Aufbau des Industriekomplexes Wolfsburg-Braunschweig-Salzgitter. (Campus Bd. 111) - gebrauchtes Buch

Die Dissertation behandelt die Vorhaben, zur Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft aus wehrwirtschaftlichen und städtebaulichen Gründen einen völlig neuen Industriekomplex im Braunschweiger Land zu errichten, mit Zechen und Hütten, um Erze der Region zu verarbeiten, und mit dem VW-Werk, als eine NS-Musterregion. Die nationalsozialistischen Pläne, Menschen aus den alten Industrieregionen und Großstädten auszusiedeln, weil sie als politisch unzuverlässig galten, und in kleinstädtische Agglomerationen und Neugründungen auszusiedeln, die immer auch Gartenland zur Selbstversorgung enthielten, werden ausführlich aus den Quellen dargestellt. Nicht nur die Blut und Boden-Ideologie bildete dafür den Hintergrund, sondern vor allem der Wunsch, die im Fall eines Krieges, wie ihn die NS planten, durch Bombardierungen gefährdeten klassischen Industriegebiete, die aus geologischen Gründen grenznah waren, durch Industrie in der Mitte Deutschlands abzulösen. Schließlich spielten Autarkie-Gedanken eine Rolle dabei, eine Verhüttung des minderwertige Erzes im Harzvorland überhaupt zu erwägen. Nicht zuletzt war der Gedanke der nach einem Krieg angestrebten Vollmotorisierung leitend bei der Ansiedlung der Volkswagen-Fabrik, VW-Werk, in Wolfsburg. Der Band besticht auch durch viele originale, selten gesehene Abbildungen der Zeit, zum Beispiel zeigt eine von ihnen einen für Kampfhandlungen vorgesehenen Güterzug auf Schienen, der in Wolfsburg projektiert und gebaut wurde. Gelungen ist die Darstellung der Großstadt-Feindlichkeit der nationalsozialistischen Raumplaner, die sich hier von der Kulturkritik der Vorläuferjahre inspirieren liessen. Nicht zuletzt hat die Eigenheim-Ideologie, die erst viel später raumplanerisch wirksam wurde, hier ihren Ursprung: der Arbeiter in seiner Gartensiedlung sollte ein ähnliches Verhältnis zum Boden entwickeln wie der Bauer zum NS-Erbhof. Auch eine geringe Krisenanfälligkeit im Krieg wurde mit der Eigenproduktion angestrebt.