Das Innenleben der Macht : Krise und Zukunft der CDU. - gebunden oder broschiert

Mit welchen Methoden verstand es Helmut Kohl, sich eine Partei förmlich untertan zu machen? Und welche Bedeutung hat dieser Mann heute noch für die Identität der CDU? Was waren die Gründe für die folgenreiche Wahlniederlage des Jahres 1998? Und wie schafft es die Union, mit dem "Liebesentzug" durch die Wähler fertig zu werden, und sich zu einer funktionsfähigen Opposition zu entwickeln?

Gerd Langguth fordert in seiner Untersuchung eine "ungeschminkte Wahlanalyse" als Voraussetzung für eine Erfolg versprechende Strategie zur Wiedererlangung der Macht auf Bundesebene, und er umreißt die Themenfelder, in denen die Unionsparteien seiner Meinung nach ihr Kompetenzprofil gegenüber Rot-Grün ausspielen könnten. Vor allem aber beschreibt er das raffinierte System der Machtgewinnung und des Machterhalts, das Helmut Kohl in seinen 25 Jahren als Parteivorsitzender aufgebaut hat.

Auch der Autor selbst war ein Teil dieses "Systems Kohl". Lange Zeit genoss er die Gunst des Patriarchen, und kann auf eine beachtliche Parteikarriere zurückblicken, u.a. als Mitglied des CDU-Bundesvorstands und zweier Grundsatzprogrammkommissionen. Das verschafft seinen Ausführungen eine gewisse Brisanz und dem Leser einige intime Einblicke in das Innenleben der Macht. An die analytische Schärfe von Friedbert Pflügers Ehrenwort reicht Langguths Buch freilich nicht heran.

Helmut Kohl stürzte durch seinen Umgang mit Spenden die CDU in die größte Krise ihrer Geschichte. Eine Krise, die noch lange nicht überwunden ist, auch wenn die Parteiführung gerne diesen Eindruck erwecken möchte. Die CDU hat weder eine überzeugende Oppositionsstrategie entwickelt, noch den Bruch mit dem System Kohl glaubwürdig vollzogen. Gerade darum empfiehlt es sich, Langguths Buch aufmerksam zu lesen. --Stephan Fingerle