Die Frau im Nebel: Roman - Taschenbuch

Elizabeth A. Scarborough ist hier zu Lande fast ausschließlich als Koautorin abenteuerlicher Science-Fiction-Romane bekannt, die sie zusammen mit Anne McCaffrey verfasst hat. Umso erstaunlicher ist es, dass sie nun einen einfühlsamen historisch-fantastischen Roman vorlegt. The Lady in the Loch, im Original bereits 1998 erschienen, hat den wirkungsmächtigen schottischen Schriftsteller Walter Scott zur Hauptfigur. Zur Handlungszeit lässt der Ruhm allerdings noch auf sich warten. Der junge Scott hat gerade den Posten des Sheriffs von Edinburgh angenommen, seine berühmten Romane wie Ivanhoe und Das Leid von Lammermoor wird er erst später veröffentlichen.

Eigentlich hatte Scott gehofft, dass ihm der neue Job viel Zeit zum Schreiben lässt. Doch alsbald überschlagen sich die Ereignisse: In einem ausgetrockneten "Loch" werden menschliche Knochen gefunden, und eine befreundete junge Dame, die Kesselflickerin Midge Margaret, fleht ihn an, nach zwei verschwundenen Frauen zu suchen. Scott legt seine Feder beiseite und macht sich an die Arbeit. Geht er anfangs noch davon aus, es mit einem unangenehmen, aber gewöhnlichen Fall von Grabräuberei zu tun zu haben, wird er bald eines Besseren belehrt: Sowohl er wie auch Midge stoßen auf die Spur eines wahnsinnigen Nekromanten.

Zwischen historischem Roman und Frankenstein-Hommage angesiedelt, ist Die Frau im Nebel ein Buch, das viele begeisterte Leser verdient hat. Elizabeth A. Scarborough versteht es, die uns fremden Lebensumstände des 19. Jahrhunderts plastisch darzustellen. Zwar erlaubt sie sich mit Walter Scotts Biografie einige Freiheiten -- was sie in einer Nachbemerkung auch freimütig eingesteht --, aber ihre schaurig-schöne Geschichte ist so hinreißend erzählt und das Verhältnis zwischen dem jungen Walter und Midge so anrührend, dass man ihr das gern verzeiht. Wer sich für das 19. Jahrhundert, für die schottischen Highlands und die Schauerromantik jener Zeit interessiert, wird an diesem Buch seine reine Freude haben. --Helge Basler