Ärzte als Hitlers Helfer Historiker Medzingeschichte Züchtigungspolitik NS-Geschichte Deutsche Geschichte 1918 bis 1945 Arzt Medizin im Dritten Reich NS-Herrschaft Michael H. Kater Übersetzer Helmut Dierlamm, Renate Weitbrecht Vorwort Hans Mommsen Aerzte als Hitlers Helfer NS Götter in Weiß Züchtigungspolitik Historiker Medzingeschichte NS-Geschichte Deutsche Geschichte 1918 bis 1945 Arzt Medizin im Dritten Reich - Taschenbuch
1989, ISBN: 3492234070
Softcover 576 S. 19,4 x 11,9 x 3,2 cm Broschiert Zustand: gebraucht - sehr gut, Ein Leben im Dienst der Menschlichkeit" fordert das Berufsgelöbnis von Ärzten heraus. Doch wie steht es dar… Mehr…
Softcover 576 S. 19,4 x 11,9 x 3,2 cm Broschiert Zustand: gebraucht - sehr gut, Ein Leben im Dienst der Menschlichkeit" fordert das Berufsgelöbnis von Ärzten heraus. Doch wie steht es darum, wenn das System, in dem die Ärzte praktizieren, keinerlei Menschlichkeit aufweist? Müssen sie sich gegen die Politik wehren oder sich mit ihr arrangieren, und wie gehen sie später mit ihrer Entscheidung um? Fragen, die sich im Zusammenhang mit deutschen Medizinern im Nationalsozialismus geradezu aufdrängen, kennt doch jeder die grauenvollen Menschenversuche des KZ-Arztes Josef Mengele. Doch Mengele war mit seinen relativ wenigen Kollegen in den Konzentrationslagern die schreckliche Ausnahme neben Tausenden "normaler" Ärzte im Nazi-Deutschland. Wie aber verhielten sich all diese Mediziner in der Diktatur? Dem ging der Geschichtsprofessor Michael H. Kater bereits 1989 in seinem Standardwerk Doctors under Hitler nach, das nun endlich in einer deutschen Übersetzung erschienen ist. Katers Erkenntnisse über die oft allzu systemfreundliche Medizinerkaste, deren Seilschaften auch nach dem Krieg hervorragend funktionierten und viele Ereignisse tief vergruben, war wohl lange Zeit zu brisanter Stoff für den deutschen Buchmarkt. Der Amerikaner seziert mit akribischer Genauigkeit die Ärzteschaft im Nationalsozialismus. Sein Skalpell schneidet in die, die den neuen Forschungsmöglichkeiten jedes Quäntchen Humanismus opferten, es legt aber auch das angepasste Verhalten vieler der oben angesprochenen Ärzte in Alltagspositionen offen. Ausbildung, die Situation der Ärztinnen sowie der jüdischen Mediziner sind weitere Aspekte von Katers ausführlicher Arbeit. "Die Bereitschaft", schreibt Hans Mommsen in seinem Vorwort, "rassisch und gesundheitlich unerwünschte Mitbürger auszumerzen und sich zum Diener einer verbrecherischen Züchtigungspolitik zu machen, war weit verbreitet". Diese Erkenntnis Katers über die "Götter in Weiß" macht seine Studie zu einem unverzichtbaren Beitrag in der Aufarbeitung des NS-Geschichte. Neue Zürcher Zeitung Weisse Kittel, schwarze Uniformen Ärzte im Nationalsozialismus – zwei neue Publikationen Die deutsche Ärzteschaft verfügt in Gestalt der Bundesärztekammer über eine gut organisierte Interessenvertretung, die bestrebt ist, ein makelloses Bild ihres Berufsstandes in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Braune Flecken stören da nur, zumal auf dem strahlend weissen Ärztekittel. Doch Gestalten wie Hans Joachim Sewering, 1973 bis 1978 Chef der Bundesärztekammer, zeigen, dass nicht alle deutschen Ärzte ausschliesslich Unschuldsweiss trugen. Neben seinem Ärztekittel besass Sewering, der sich 1943 nachweislich an «Euthanasie»-Morden beteiligt hatte, nämlich auch die schwarze SS-Uniform. Derartige personelle Kontinuitäten zwischen NS-Zeit und demokratischer Bundesrepublik gab es auch in anderen Berufszweigen, doch in kaum einem lösen sie derartiges Erschrecken aus wie bei den Medizinern. Deren hohes Sozialprestige rührt gerade aus der Verpflichtung, jedes menschliche Leben unter allen Umständen zu schützen. 1933 bis 1945 fanden sich jedoch allzu viele von ihnen bereit, diesen kategorischen Imperativ zugunsten einer rassistischen Politik der «Auslese» und «Ausmerze» hintanzustellen. Michael H. Kater, Historiker im kanadischen Toronto, hat sein zuerst 1989 veröffentlichtes Standardwerk «Doctors under Hitler» nunmehr endlich auch auf Deutsch publiziert. Der Titel «Ärzte als Hitlers Helfer» ist allerdings unglücklich gewählt, erinnert er doch an eine effekthascherische und durch geringes Reflexionsniveau gekennzeichnete Fernsehserie. Diese Vorwürfe kann man Kater gewiss nicht machen. Er zeichnet ein ausgesprochen differenziertes, auch sozialhistorisch fundiertes Bild der deutschen Ärzte im Nationalsozialismus, wobei er sich keinesfalls auf bekannte Figuren wie den berüchtigten KZ-Arzt Josef Mengele konzentriert. Gerade den normalen Ärzten, ihrer universitären Ausbildung und ihrem Berufsalltag wird viel Aufmerksamkeit gewidmet. Auch Aspekte wie die widersprüchlichen Professionalisierungs- und Deprofessionalisierungstendenzen oder die Rolle der Frauen werden ausführlich gewürdigt. Das ernüchternde Urteil, die Ärzte seien «sicherlich einer der am stärksten nazi-orientierten Berufsstände im Dritten Reich» gewesen, lässt sich an zwei Zahlen illustrieren. In der NSDAP waren die Ärzte im Verhältnis 3:1 überrepräsentiert, in der SS sogar 7:1. Gerade die SS mit ihrem Anspruch, die Elite des künftigen völkischen Staates zu stellen, übte auf viele Ärzte eine so grosse Faszination aus, dass manche von ihnen der Versuchung nicht widerstanden, sich an grausamen – und wissenschaftlich obendrein wertlosen – Menschenexperimenten aller Art zu beteiligen oder sich zu Handlangern der «Euthanasie»-Aktionen zu machen. Widerstand gegen das NS-Regime wurde dagegen nur von wenigen Ärzten geleistet. Moralische Blindheit war die wohl am weitesten verbreitete «Krankheit» in Deutschland während der Jahre 1933–1945. Der Antisemitismus unter Deutschlands Ärzten, gepaart mit dem äusserst eigennützigen Motiv, sich auf diese Weise lästiger Konkurrenz auf einem hart umkämpften Arbeitsmarkt entledigen zu können, führte dazu, dass etwa 40 Prozent der medizinischen Hochschullehrer aus Deutschland vertrieben wurden. Ebenso betroffen waren die einfachen Ärzte, von denen etwa 15 Prozent als jüdisch definiert wurden. Rund 50 Prozent waren es sogar unter den Kinderärzten. Ihnen, die entrechtet, ihrer beruflichen und privaten Lebensperspektive beraubt, vertrieben und ermordet wurden, ist ein von Eduard Seidler zusammengestelltes, im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin veröffentlichtes Nachschlagewerk gewidmet. In ihm sind alle, die wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgt wurden, aufgeführt, soweit ihre Schicksale rekonstruierbar waren. Wer Glück hatte, fand in einem von 31 Ländern auf allen Kontinenten Aufnahme; wer nicht, wurde in einem der Vernichtungslager ermordet oder in einem Ghetto dem Tod durch Hunger und Krankheit ausgeliefert. So unvollständig dieses Nachschlagewerk zwangsläufig auch sein mag – die Auflistung von über 600 Einzelschicksalen lässt erahnen, welches Ausmass an intellektueller und moralischer Verheerung mit der NS-Herrschaft einherging. Ärzte als Hitlers Helfer. Michael H. Kater NS Götter in Weiß Züchtigungspolitik Reihe/Serie Serie Piper ; 3407 Übersetzer Helmut Dierlamm, Renate Weitbrecht Vorwort Hans Mommsen Sprache deutsch Einbandart kartoniert Historiker Medzingeschichte NS-Geschichte Deutsche Geschichte 1918 bis 1945 Arzt Medizin im Dritten Reich ISBN-10 3-492-23407-0 / 3492234070 ISBN-13 978-3-492-23407-8 / 9783492234078 Historiker Medzingeschichte NS-Geschichte Deutsche Geschichte 1918 bis 1945 Arzt Medizin im Dritten Reich ISBN-10 3-492-23407-0 / 3492234070 ISBN-13 978-3-492-23407-8 / 9783492234078 Ein Leben im Dienst der Menschlichkeit" fordert das Berufsgelöbnis von Ärzten heraus. Doch wie steht es darum, wenn das System, in dem die Ärzte praktizieren, keinerlei Menschlichkeit aufweist? Müssen sie sich gegen die Politik wehren oder sich mit ihr arrangieren, und wie gehen sie später mit ihrer Entscheidung um? Fragen, die sich im Zusammenhang mit deutschen Medizinern im Nationalsozialismus geradezu aufdrängen, kennt doch jeder die grauenvollen Menschenversuche des KZ-Arztes Josef Mengele. Doch Mengele war mit seinen relativ wenigen Kollegen in den Konzentrationslagern die schreckliche Ausnahme neben Tausenden "normaler" Ärzte im Nazi-Deutschland. Wie aber verhielten sich all diese Mediziner in der Diktatur? Dem ging der Geschichtsprofessor Michael H. Kater bereits 1989 in seinem Standardwerk Doctors under Hitler nach, das nun endlich in einer deutschen Übersetzung erschienen ist. Katers Erkenntnisse über die oft allzu systemfreundliche Medizinerkaste, deren Seilschaften auch nach dem Krieg hervorragend funktionierten und viele Ereignisse tief vergruben, war wohl lange Zeit zu brisanter Stoff für den deutschen Buchmarkt. Der Amerikaner seziert mit akribischer Genauigkeit die Ärzteschaft im Nationalsozialismus. Sein Skalpell schneidet in die, die den neuen Forschungsmöglichkeiten jedes Quäntchen Humanismus opferten, es legt aber auch das angepasste Verhalten vieler der oben angesprochenen Ärzte in Alltagspositionen offen. Ausbildung, die Situation der Ärztinnen sowie der jüdischen Mediziner sind weitere Aspekte von Katers ausführlicher Arbeit. "Die Bereitschaft", schreibt Hans Mommsen in seinem Vorwort, "rassisch und gesundheitlich unerwünschte Mitbürger auszumerzen und sich zum Diener einer verbrecherischen Züchtigungspolitik zu machen, war weit verbreitet". Diese Erkenntnis Katers über die "Götter in Weiß" macht seine Studie zu einem unverzichtbaren Beitrag in der Aufarbeitung des NS-Geschichte. Neue Zürcher Zeitung Weisse Kittel, schwarze Uniformen Ärzte im Nationalsozialismus – zwei neue Publikationen Die deutsche Ärzteschaft verfügt in Gestalt der Bundesärztekammer über eine gut organisierte Interessenvertretung, die bestrebt ist, ein makelloses Bild ihres Berufsstandes in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Braune Flecken stören da nur, zumal auf dem strahlend weissen Ärztekittel. Doch Gestalten wie Hans Joachim Sewering, 1973 bis 1978 Chef der Bundesärztekammer, zeigen, dass nicht alle deutschen Ärzte ausschliesslich Unschuldsweiss trugen. Neben seinem Ärztekittel besass Sewering, der sich 1943 nachweislich an «Euthanasie»-Morden beteiligt hatte, nämlich auch die schwarze SS-Uniform. Derartige personelle Kontinuitäten zwischen NS-Zeit und demokratischer Bundesrepublik gab es auch in anderen Berufszweigen, doch in kaum einem lösen sie derartiges Erschrecken aus wie bei den Medizinern. Deren hohes Sozialprestige rührt gerade aus der Verpflichtung, jedes menschliche Leben unter allen Umständen zu schützen. 1933 bis 1945 fanden sich jedoch allzu viele von ihnen bereit, diesen kategorischen Imperativ zugunsten einer rassistischen Politik der «Auslese» und «Ausmerze» hintanzustellen. Michael H. Kater, Historiker im kanadischen Toronto, hat sein zuerst 1989 veröffentlichtes Standardwerk «Doctors under Hitler» nunmehr endlich auch auf Deutsch publiziert. Der Titel «Ärzte als Hitlers Helfer» ist allerdings unglücklich gewählt, erinnert er doch an eine effekthascherische und durch geringes Reflexionsniveau gekennzeichnete Fernsehserie. Diese Vorwürfe kann man Kater gewiss nicht machen. Er zeichnet ein ausgesprochen differenziertes, auch sozialhistorisch fundiertes Bild der deutschen Ärzte im Nationalsozialismus, wobei er sich keinesfalls auf bekannte Figuren wie den berüchtigten KZ-Arzt Josef Mengele konzentriert. Gerade den normalen Ärzten, ihrer universitären Ausbildung und ihrem Berufsalltag wird viel Aufmerksamkeit gewidmet. Auch Aspekte wie die widersprüchlichen Professionalisierungs- und Deprofessionalisierungstendenzen oder die Rolle der Frauen werden ausführlich gewürdigt. Das ernüchternde Urteil, die Ärzte seien «sicherlich einer der am stärksten nazi-orientierten Berufsstände im Dritten Reich» gewesen, lässt sich an zwei Zahlen illustrieren. In der NSDAP waren die Ärzte im Verhältnis 3:1 überrepräsentiert, in der SS sogar 7:1. Gerade die SS mit ihrem Anspruch, die Elite des künftigen völkischen Staates zu stellen, übte auf viele Ärzte eine so grosse Faszination aus, dass manche von ihnen der Versuchung nicht widerstanden, sich an grausamen – und wissenschaftlich obendrein wertlosen – Menschenexperimenten aller Art zu beteiligen oder sich zu Handlangern der «Euthanasie»-Aktionen zu machen. Widerstand gegen das NS-Regime wurde dagegen nur von wenigen Ärzten geleistet. Moralische Blindheit war die wohl am weitesten verbreitete «Krankheit» in Deutschland während der Jahre 1933–1945. Der Antisemitismus unter Deutschlands Ärzten, gepaart mit dem äusserst eigennützigen Motiv, sich auf diese Weise lästiger Konkurrenz auf einem hart umkämpften Arbeitsmarkt entledigen zu können, führte dazu, dass etwa 40 Prozent der medizinischen Hochschullehrer aus Deutschland vertrieben wurden. Ebenso betroffen waren die einfachen Ärzte, von denen etwa 15 Prozent als jüdisch definiert wurden. Rund 50 Prozent waren es sogar unter den Kinderärzten. Ihnen, die entrechtet, ihrer beruflichen und privaten Lebensperspektive beraubt, vertrieben und ermordet wurden, ist ein von Eduard Seidler zusammengestelltes, im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin veröffentlichtes Nachschlagewerk gewidmet. In ihm sind alle, die wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgt wurden, aufgeführt, soweit ihre Schicksale rekonstruierbar waren. Wer Glück hatte, fand in einem von 31 Ländern auf allen Kontinenten Aufnahme; wer nicht, wurde in einem der Vernichtungslager ermordet oder in einem Ghetto dem Tod durch Hunger und Krankheit ausgeliefert. So unvollständig dieses Nachschlagewerk zwangsläufig auch sein mag – die Auflistung von über 600 Einzelschicksalen lässt erahnen, welches Ausmass an intellektueller und moralischer Verheerung mit der NS-Herrschaft einherging. Ärzte als Hitlers Helfer. Michael H. Kater NS Götter in Weiß Züchtigungspolitik Reihe/Serie Serie Piper ; 3407 Übersetzer Helmut Dierlamm, Renate Weitbrecht Vorwort Hans Mommsen Sprache deutsch Einbandart kartoniert 2, [PU:Piper Verlag GmbH]<
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Ärzte als Hitlers Helfer Historiker Medzingeschichte Züchtigungspolitik NS-Geschichte Deutsche Geschichte 1918 bis 1945 Arzt Medizin im Dritten Reich NS-Herrschaft Michael H. Kater Übersetzer Helmut Dierlamm, Renate Weitbrecht Vorwort Hans Mommsen Aerzte als Hitlers Helfer NS Götter in Weiß Züchtigungspolitik Historiker Medzingeschichte NS-Geschichte Deutsche Geschichte 1918 bis 1945 Arzt Medizin im Dritten Reich - Taschenbuch
1989, ISBN: 9783492234078
Piper Verlag GmbH. Softcover. 19,4 x 11,9 x 3,2 cm. Ein Leben im Dienst der Menschlichkeit" fordert das Berufsgelöbnis von Ärzten heraus. Doch wie steht es darum, wenn das System, in dem… Mehr…
Piper Verlag GmbH. Softcover. 19,4 x 11,9 x 3,2 cm. Ein Leben im Dienst der Menschlichkeit" fordert das Berufsgelöbnis von Ärzten heraus. Doch wie steht es darum, wenn das System, in dem die Ärzte praktizieren, keinerlei Menschlichkeit aufweist? Müssen sie sich gegen die Politik wehren oder sich mit ihr arrangieren, und wie gehen sie später mit ihrer Entscheidung um? Fragen, die sich im Zusammenhang mit deutschen Medizinern im Nationalsozialismus geradezu aufdrängen, kennt doch jeder die grauenvollen Menschenversuche des KZ-Arztes Josef Mengele. Doch Mengele war mit seinen relativ wenigen Kollegen in den Konzentrationslagern die schreckliche Ausnahme neben Tausenden "normaler" Ärzte im Nazi-Deutschland. Wie aber verhielten sich all diese Mediziner in der Diktatur? Dem ging der Geschichtsprofessor Michael H. Kater bereits 1989 in seinem Standardwerk Doctors under Hitler nach, das nun endlich in einer deutschen Übersetzung erschienen ist. Katers Erkenntnisse über die oft allzu systemfreundliche Medizinerkaste, deren Seilschaften auch nach dem Krieg hervorragend funktionierten und viele Ereignisse tief vergruben, war wohl lange Zeit zu brisanter Stoff für den deutschen Buchmarkt. Der Amerikaner seziert mit akribischer Genauigkeit die Ärzteschaft im Nationalsozialismus. Sein Skalpell schneidet in die, die den neuen Forschungsmöglichkeiten jedes Quäntchen Humanismus opferten, es legt aber auch das angepasste Verhalten vieler der oben angesprochenen Ärzte in Alltagspositionen offen. Ausbildung, die Situation der Ärztinnen sowie der jüdischen Mediziner sind weitere Aspekte von Katers ausführlicher Arbeit. "Die Bereitschaft", schreibt Hans Mommsen in seinem Vorwort, "rassisch und gesundheitlich unerwünschte Mitbürger auszumerzen und sich zum Diener einer verbrecherischen Züchtigungspolitik zu machen, war weit verbreitet". Diese Erkenntnis Katers über die "Götter in Weiß" macht seine Studie zu einem unverzichtbaren Beitrag in der Aufarbeitung des NS-Geschichte. Neue Zürcher Zeitung Weisse Kittel, schwarze Uniformen Ärzte im Nationalsozialismus – zwei neue Publikationen Die deutsche Ärzteschaft verfügt in Gestalt der Bundesärztekammer über eine gut organisierte Interessenvertretung, die bestrebt ist, ein makelloses Bild ihres Berufsstandes in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Braune Flecken stören da nur, zumal auf dem strahlend weissen Ärztekittel. Doch Gestalten wie Hans Joachim Sewering, 1973 bis 1978 Chef der Bundesärztekammer, zeigen, dass nicht alle deutschen Ärzte ausschliesslich Unschuldsweiss trugen. Neben seinem Ärztekittel besass Sewering, der sich 1943 nachweislich an «Euthanasie»-Morden beteiligt hatte, nämlich auch die schwarze SS-Uniform. Derartige personelle Kontinuitäten zwischen NS-Zeit und demokratischer Bundesrepublik gab es auch in anderen Berufszweigen, doch in kaum einem lösen sie derartiges Erschrecken aus wie bei den Medizinern. Deren hohes Sozialprestige rührt gerade aus der Verpflichtung, jedes menschliche Leben unter allen Umständen zu schützen. 1933 bis 1945 fanden sich jedoch allzu viele von ihnen bereit, diesen kategorischen Imperativ zugunsten einer rassistischen Politik der «Auslese» und «Ausmerze» hintanzustellen. Michael H. Kater, Historiker im kanadischen Toronto, hat sein zuerst 1989 veröffentlichtes Standardwerk «Doctors under Hitler» nunmehr endlich auch auf Deutsch publiziert. Der Titel «Ärzte als Hitlers Helfer» ist allerdings unglücklich gewählt, erinnert er doch an eine effekthascherische und durch geringes Reflexionsniveau gekennzeichnete Fernsehserie. Diese Vorwürfe kann man Kater gewiss nicht machen. Er zeichnet ein ausgesprochen differenziertes, auch sozialhistorisch fundiertes Bild der deutschen Ärzte im Nationalsozialismus, wobei er sich keinesfalls auf bekannte Figuren wie den berüchtigten KZ-Arzt Josef Mengele konzentriert. Gerade den normalen Ärzten, ihrer universitären Ausbildung und ihrem Berufsalltag wird viel Aufmerksamkeit gewidmet. Auch Aspekte wie die widersprüchlichen Professionalisierungs- und Deprofessionalisierungstendenzen oder die Rolle der Frauen werden ausführlich gewürdigt. Das ernüchternde Urteil, die Ärzte seien «sicherlich einer der am stärksten nazi-orientierten Berufsstände im Dritten Reich» gewesen, lässt sich an zwei Zahlen illustrieren. In der NSDAP waren die Ärzte im Verhältnis 3:1 überrepräsentiert, in der SS sogar 7:1. Gerade die SS mit ihrem Anspruch, die Elite des künftigen völkischen Staates zu stellen, übte auf viele Ärzte eine so grosse Faszination aus, dass manche von ihnen der Versuchung nicht widerstanden, sich an grausamen – und wissenschaftlich obendrein wertlosen – Menschenexperimenten aller Art zu beteiligen oder sich zu Handlangern der «Euthanasie»-Aktionen zu machen. Widerstand gegen das NS-Regime wurde dagegen nur von wenigen Ärzten geleistet. Moralische Blindheit war die wohl am weitesten verbreitete «Krankheit» in Deutschland während der Jahre 1933–1945. Der Antisemitismus unter Deutschlands Ärzten, gepaart mit dem äusserst eigennützigen Motiv, sich auf diese Weise lästiger Konkurrenz auf einem hart umkämpften Arbeitsmarkt entledigen zu können, führte dazu, dass etwa 40 Prozent der medizinischen Hochschullehrer aus Deutschland vertrieben wurden. Ebenso betroffen waren die einfachen Ärzte, von denen etwa 15 Prozent als jüdisch definiert wurden. Rund 50 Prozent waren es sogar unter den Kinderärzten. Ihnen, die entrechtet, ihrer beruflichen und privaten Lebensperspektive beraubt, vertrieben und ermordet wurden, ist ein von Eduard Seidler zusammengestelltes, im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin veröffentlichtes Nachschlagewerk gewidmet. In ihm sind alle, die wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgt wurden, aufgeführt, soweit ihre Schicksale rekonstruierbar waren. Wer Glück hatte, fand in einem von 31 Ländern auf allen Kontinenten Aufnahme; wer nicht, wurde in einem der Vernichtungslager ermordet oder in einem Ghetto dem Tod durch Hunger und Krankheit ausgeliefert. So unvollständig dieses Nachschlagewerk zwangsläufig auch sein mag – die Auflistung von über 600 Einzelschicksalen lässt erahnen, welches Ausmass an intellektueller und moralischer Verheerung mit der NS-Herrschaft einherging. Ärzte als Hitlers Helfer. Michael H. Kater NS Götter in Weiß Züchtigungspolitik Reihe/Serie Serie Piper ; 3407 Übersetzer Helmut Dierlamm, Renate Weitbrecht Vorwort Hans Mommsen Sprache deutsch Einbandart kartoniert Historiker Medzingeschichte NS-Geschichte Deutsche Geschichte 1918 bis 1945 Arzt Medizin im Dritten Reich ISBN-10 3-492-23407-0 / 3492234070 ISBN-13 978-3-492-23407-8 / 9783492234078 Historiker Medzingeschichte NS-Geschichte Deutsche Geschichte 1918 bis 1945 Arzt Medizin im Dritten Reich ISBN-10 3-492-23407-0 / 3492234070 ISBN-13 978-3-492-23407-8 / 9783492234078 Ein Leben im Dienst der Menschlichkeit" fordert das Berufsgelöbnis von Ärzten heraus. Doch wie steht es darum, wenn das System, in dem die Ärzte praktizieren, keinerlei Menschlichkeit aufweist? Müssen sie sich gegen die Politik wehren oder sich mit ihr arrangieren, und wie gehen sie später mit ihrer Entscheidung um? Fragen, die sich im Zusammenhang mit deutschen Medizinern im Nationalsozialismus geradezu aufdrängen, kennt doch jeder die grauenvollen Menschenversuche des KZ-Arztes Josef Mengele. Doch Mengele war mit seinen relativ wenigen Kollegen in den Konzentrationslagern die schreckliche Ausnahme neben Tausenden "normaler" Ärzte im Nazi-Deutschland. Wie aber verhielten sich all diese Mediziner in der Diktatur? Dem ging der Geschichtsprofessor Michael H. Kater bereits 1989 in seinem Standardwerk Doctors under Hitler nach, das nun endlich in einer deutschen Übersetzung erschienen ist. Katers Erkenntnisse über die oft allzu systemfreundliche Medizinerkaste, deren Seilschaften auch nach dem Krieg hervorragend funktionierten und viele Ereignisse tief vergruben, war wohl lange Zeit zu brisanter Stoff für den deutschen Buchmarkt. Der Amerikaner seziert mit akribischer Genauigkeit die Ärzteschaft im Nationalsozialismus. Sein Skalpell schneidet in die, die den neuen Forschungsmöglichkeiten jedes Quäntchen Humanismus opferten, es legt aber auch das angepasste Verhalten vieler der oben angesprochenen Ärzte in Alltagspositionen offen. Ausbildung, die Situation der Ärztinnen sowie der jüdischen Mediziner sind weitere Aspekte von Katers ausführlicher Arbeit. "Die Bereitschaft", schreibt Hans Mommsen in seinem Vorwort, "rassisch und gesundheitlich unerwünschte Mitbürger auszumerzen und sich zum Diener einer verbrecherischen Züchtigungspolitik zu machen, war weit verbreitet". Diese Erkenntnis Katers über die "Götter in Weiß" macht seine Studie zu einem unverzichtbaren Beitrag in der Aufarbeitung des NS-Geschichte. Neue Zürcher Zeitung Weisse Kittel, schwarze Uniformen Ärzte im Nationalsozialismus – zwei neue Publikationen Die deutsche Ärzteschaft verfügt in Gestalt der Bundesärztekammer über eine gut organisierte Interessenvertretung, die bestrebt ist, ein makelloses Bild ihres Berufsstandes in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Braune Flecken stören da nur, zumal auf dem strahlend weissen Ärztekittel. Doch Gestalten wie Hans Joachim Sewering, 1973 bis 1978 Chef der Bundesärztekammer, zeigen, dass nicht alle deutschen Ärzte ausschliesslich Unschuldsweiss trugen. Neben seinem Ärztekittel besass Sewering, der sich 1943 nachweislich an «Euthanasie»-Morden beteiligt hatte, nämlich auch die schwarze SS-Uniform. Derartige personelle Kontinuitäten zwischen NS-Zeit und demokratischer Bundesrepublik gab es auch in anderen Berufszweigen, doch in kaum einem lösen sie derartiges Erschrecken aus wie bei den Medizinern. Deren hohes Sozialprestige rührt gerade aus der Verpflichtung, jedes menschliche Leben unter allen Umständen zu schützen. 1933 bis 1945 fanden sich jedoch allzu viele von ihnen bereit, diesen kategorischen Imperativ zugunsten einer rassistischen Politik der «Auslese» und «Ausmerze» hintanzustellen. Michael H. Kater, Historiker im kanadischen Toronto, hat sein zuerst 1989 veröffentlichtes Standardwerk «Doctors under Hitler» nunmehr endlich auch auf Deutsch publiziert. Der Titel «Ärzte als Hitlers Helfer» ist allerdings unglücklich gewählt, erinnert er doch an eine effekthascherische und durch geringes Reflexionsniveau gekennzeichnete Fernsehserie. Diese Vorwürfe kann man Kater gewiss nicht machen. Er zeichnet ein ausgesprochen differenziertes, auch sozialhistorisch fundiertes Bild der deutschen Ärzte im Nationalsozialismus, wobei er sich keinesfalls auf bekannte Figuren wie den berüchtigten KZ-Arzt Josef Mengele konzentriert. Gerade den normalen Ärzten, ihrer universitären Ausbildung und ihrem Berufsalltag wird viel Aufmerksamkeit gewidmet. Auch Aspekte wie die widersprüchlichen Professionalisierungs- und Deprofessionalisierungstendenzen oder die Rolle der Frauen werden ausführlich gewürdigt. Das ernüchternde Urteil, die Ärzte seien «sicherlich einer der am stärksten nazi-orientierten Berufsstände im Dritten Reich» gewesen, lässt sich an zwei Zahlen illustrieren. In der NSDAP waren die Ärzte im Verhältnis 3:1 überrepräsentiert, in der SS sogar 7:1. Gerade die SS mit ihrem Anspruch, die Elite des künftigen völkischen Staates zu stellen, übte auf viele Ärzte eine so grosse Faszination aus, dass manche von ihnen der Versuchung nicht widerstanden, sich an grausamen – und wissenschaftlich obendrein wertlosen – Menschenexperimenten aller Art zu beteiligen oder sich zu Handlangern der «Euthanasie»-Aktionen zu machen. Widerstand gegen das NS-Regime wurde dagegen nur von wenigen Ärzten geleistet. Moralische Blindheit war die wohl am weitesten verbreitete «Krankheit» in Deutschland während der Jahre 1933–1945. Der Antisemitismus unter Deutschlands Ärzten, gepaart mit dem äusserst eigennützigen Motiv, sich auf diese Weise lästiger Konkurrenz auf einem hart umkämpften Arbeitsmarkt entledigen zu können, führte dazu, dass etwa 40 Prozent der medizinischen Hochschullehrer aus Deutschland vertrieben wurden. Ebenso betroffen waren die einfachen Ärzte, von denen etwa 15 Prozent als jüdisch definiert wurden. Rund 50 Prozent waren es sogar unter den Kinderärzten. Ihnen, die entrechtet, ihrer beruflichen und privaten Lebensperspektive beraubt, vertrieben und ermordet wurden, ist ein von Eduard Seidler zusammengestelltes, im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin veröffentlichtes Nachschlagewerk gewidmet. In ihm sind alle, die wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgt wurden, aufgeführt, soweit ihre Schicksale rekonstruierbar waren. Wer Glück hatte, fand in einem von 31 Ländern auf allen Kontinenten Aufnahme; wer nicht, wurde in einem der Vernichtungslager ermordet oder in einem Ghetto dem Tod durch Hunger und Krankheit ausgeliefert. So unvollständig dieses Nachschlagewerk zwangsläufig auch sein mag – die Auflistung von über 600 Einzelschicksalen lässt erahnen, welches Ausmass an intellektueller und moralischer Verheerung mit der NS-Herrschaft einherging. Ärzte als Hitlers Helfer. Michael H. Kater NS Götter in Weiß Züchtigungspolitik Reihe/Serie Serie Piper ; 3407 Übersetzer Helmut Dierlamm, Renate Weitbrecht Vorwort Hans Mommsen Sprache deutsch Einbandart kartoniert, Piper Verlag GmbH, 0<
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Ärzte als Hitlers Helfer Historiker Medzingeschichte Züchtigungspolitik NS-Geschichte Deutsche Geschichte 1918 bis 1945 Arzt Medizin im Dritten Reich NS-Herrschaft Michael H. Kater Übersetzer Helmut Dierlamm, Renate Weitbrecht Vorwort Hans Mommsen Aerzte als Hitlers Helfer NS Götter in Weiß Züchtigungspolitik Historiker Medzingeschichte NS-Geschichte Deutsche Geschichte 1918 bis 1945 Arzt Medizin im Dritten Reich - Taschenbuch
1989, ISBN: 9783492234078
Softcover 576 S. 19,4 x 11,9 x 3,2 cm Zustand: gebraucht - sehr gut, Ein Leben im Dienst der Menschlichkeit" fordert das Berufsgelöbnis von Ärzten heraus. Doch wie steht es darum, wenn da… Mehr…
Softcover 576 S. 19,4 x 11,9 x 3,2 cm Zustand: gebraucht - sehr gut, Ein Leben im Dienst der Menschlichkeit" fordert das Berufsgelöbnis von Ärzten heraus. Doch wie steht es darum, wenn das System, in dem die Ärzte praktizieren, keinerlei Menschlichkeit aufweist? Müssen sie sich gegen die Politik wehren oder sich mit ihr arrangieren, und wie gehen sie später mit ihrer Entscheidung um? Fragen, die sich im Zusammenhang mit deutschen Medizinern im Nationalsozialismus geradezu aufdrängen, kennt doch jeder die grauenvollen Menschenversuche des KZ-Arztes Josef Mengele. Doch Mengele war mit seinen relativ wenigen Kollegen in den Konzentrationslagern die schreckliche Ausnahme neben Tausenden "normaler" Ärzte im Nazi-Deutschland. Wie aber verhielten sich all diese Mediziner in der Diktatur? Dem ging der Geschichtsprofessor Michael H. Kater bereits 1989 in seinem Standardwerk Doctors under Hitler nach, das nun endlich in einer deutschen Übersetzung erschienen ist. Katers Erkenntnisse über die oft allzu systemfreundliche Medizinerkaste, deren Seilschaften auch nach dem Krieg hervorragend funktionierten und viele Ereignisse tief vergruben, war wohl lange Zeit zu brisanter Stoff für den deutschen Buchmarkt. Der Amerikaner seziert mit akribischer Genauigkeit die Ärzteschaft im Nationalsozialismus. Sein Skalpell schneidet in die, die den neuen Forschungsmöglichkeiten jedes Quäntchen Humanismus opferten, es legt aber auch das angepasste Verhalten vieler der oben angesprochenen Ärzte in Alltagspositionen offen. Ausbildung, die Situation der Ärztinnen sowie der jüdischen Mediziner sind weitere Aspekte von Katers ausführlicher Arbeit. "Die Bereitschaft", schreibt Hans Mommsen in seinem Vorwort, "rassisch und gesundheitlich unerwünschte Mitbürger auszumerzen und sich zum Diener einer verbrecherischen Züchtigungspolitik zu machen, war weit verbreitet". Diese Erkenntnis Katers über die "Götter in Weiß" macht seine Studie zu einem unverzichtbaren Beitrag in der Aufarbeitung des NS-Geschichte. Neue Zürcher Zeitung Weisse Kittel, schwarze Uniformen Ärzte im Nationalsozialismus – zwei neue Publikationen Die deutsche Ärzteschaft verfügt in Gestalt der Bundesärztekammer über eine gut organisierte Interessenvertretung, die bestrebt ist, ein makelloses Bild ihres Berufsstandes in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Braune Flecken stören da nur, zumal auf dem strahlend weissen Ärztekittel. Doch Gestalten wie Hans Joachim Sewering, 1973 bis 1978 Chef der Bundesärztekammer, zeigen, dass nicht alle deutschen Ärzte ausschliesslich Unschuldsweiss trugen. Neben seinem Ärztekittel besass Sewering, der sich 1943 nachweislich an «Euthanasie»-Morden beteiligt hatte, nämlich auch die schwarze SS-Uniform. Derartige personelle Kontinuitäten zwischen NS-Zeit und demokratischer Bundesrepublik gab es auch in anderen Berufszweigen, doch in kaum einem lösen sie derartiges Erschrecken aus wie bei den Medizinern. Deren hohes Sozialprestige rührt gerade aus der Verpflichtung, jedes menschliche Leben unter allen Umständen zu schützen. 1933 bis 1945 fanden sich jedoch allzu viele von ihnen bereit, diesen kategorischen Imperativ zugunsten einer rassistischen Politik der «Auslese» und «Ausmerze» hintanzustellen. Michael H. Kater, Historiker im kanadischen Toronto, hat sein zuerst 1989 veröffentlichtes Standardwerk «Doctors under Hitler» nunmehr endlich auch auf Deutsch publiziert. Der Titel «Ärzte als Hitlers Helfer» ist allerdings unglücklich gewählt, erinnert er doch an eine effekthascherische und durch geringes Reflexionsniveau gekennzeichnete Fernsehserie. Diese Vorwürfe kann man Kater gewiss nicht machen. Er zeichnet ein ausgesprochen differenziertes, auch sozialhistorisch fundiertes Bild der deutschen Ärzte im Nationalsozialismus, wobei er sich keinesfalls auf bekannte Figuren wie den berüchtigten KZ-Arzt Josef Mengele konzentriert. Gerade den normalen Ärzten, ihrer universitären Ausbildung und ihrem Berufsalltag wird viel Aufmerksamkeit gewidmet. Auch Aspekte wie die widersprüchlichen Professionalisierungs- und Deprofessionalisierungstendenzen oder die Rolle der Frauen werden ausführlich gewürdigt. Das ernüchternde Urteil, die Ärzte seien «sicherlich einer der am stärksten nazi-orientierten Berufsstände im Dritten Reich» gewesen, lässt sich an zwei Zahlen illustrieren. In der NSDAP waren die Ärzte im Verhältnis 3:1 überrepräsentiert, in der SS sogar 7:1. Gerade die SS mit ihrem Anspruch, die Elite des künftigen völkischen Staates zu stellen, übte auf viele Ärzte eine so grosse Faszination aus, dass manche von ihnen der Versuchung nicht widerstanden, sich an grausamen – und wissenschaftlich obendrein wertlosen – Menschenexperimenten aller Art zu beteiligen oder sich zu Handlangern der «Euthanasie»-Aktionen zu machen. Widerstand gegen das NS-Regime wurde dagegen nur von wenigen Ärzten geleistet. Moralische Blindheit war die wohl am weitesten verbreitete «Krankheit» in Deutschland während der Jahre 1933– 1945. Der Antisemitismus unter Deutschlands Ärzten, gepaart mit dem äusserst eigennützigen Motiv, sich auf diese Weise lästiger Konkurrenz auf einem hart umkämpften Arbeitsmarkt entledigen zu können, führte dazu, dass etwa 40 Prozent der medizinischen Hochschullehrer aus Deutschland vertrieben wurden. Ebenso betroffen waren die einfachen Ärzte, von denen etwa 15 Prozent als jüdisch definiert wurden. Rund 50 Prozent waren es sogar unter den Kinderärzten. Ihnen, die entrechtet, ihrer beruflichen und privaten Lebensperspektive beraubt, vertrieben und ermordet wurden, ist ein von Eduard Seidler zusammengestelltes, im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin veröffentlichtes Nachschlagewerk gewidmet. In ihm sind alle, die wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgt wurden, aufgeführt, soweit ihre Schicksale rekonstruierbar waren. Wer Glück hatte, fand in einem von 31 Ländern auf allen Kontinenten Aufnahme; wer nicht, wurde in einem der Vernichtungslager ermordet oder in einem Ghetto dem Tod durch Hunger und Krankheit ausgeliefert. So unvollständig dieses Nachschlagewerk zwangsläufig auch sein mag – die Auflistung von über 600 Einzelschicksalen lässt erahnen, welches Ausmass an intellektueller und moralischer Verheerung mit der NS-Herrschaft einherging. Ärzte als Hitlers Helfer. Michael H. Kater NS Götter in Weiß Züchtigungspolitik Reihe/Serie Serie Piper ; 3407 Übersetzer Helmut Dierlamm, Renate Weitbrecht Vorwort Hans Mommsen Sprache deutsch Einbandart kartoniert Historiker Medzingeschichte NS-Geschichte Deutsche Geschichte 1918 bis 1945 Arzt Medizin im Dritten Reich ISBN-10 3-492-23407-0 / 3492234070 ISBN-13 978-3-492-23407-8 / 9783492234078 Versand D: 6,99 EUR Historiker, Medzingeschichte, NS-Geschichte, Deutsche, Geschichte, 1918, 1945, Arzt, Medizin, Dritten, Reich, ISBN-10, 3-492-23407-0, 3492234070, ISBN-13, 978-3-492-23407-8, 9783492234078, Leben, Dienst, Menschlichkeit, fordert, Berufsgelöbnis, Ärzten, heraus, Doch, steht, darum, wenn, System, Ärzte, praktizieren, keinerlei, aufweist, Müssen, sich, gegen, Politik, wehren, oder, arrangieren, gehen, später, ihrer, Entscheidung, Fragen, Zusammenhang, deutschen, Medizinern, Nationalsozialismus, geradezu, aufdrängen, kennt, doch, jeder, grauenvollen, Menschenversuche, KZ-Arztes, Josef, Mengele, seinen, relativ, wenigen, Kollegen, Konzentrationslagern, schreckliche, Ausnahme, neben, Tausenden, normaler, Nazi-Deutschland, aber, verhielten, diese, Mediziner, Diktatur, ging, Geschichtsprofessor, Michael, Kater, bereits, 1989, seinem, Standardwerk, Doctors, under, Hitler, nach, endlich, einer, Übersetzung, erschienen, Katers, Erkenntnisse, über, allzu, systemfreundliche, Medizinerkaste, deren, Seilschaften, auch, Krieg, hervorragend, funktionierten, viele, Ereignisse, tief, vergruben, wohl, lange, Zeit, brisanter, Stoff, für, Buchmarkt, Amerikaner, seziert, akribischer, Genauigkeit, Ärzteschaft, Sein, Skalpell, schneidet, neuen, Forschungsmöglichkeiten, jedes, Quäntchen, Humanismus, opferten, legt, angepasste, Verhalten, vieler, oben, angesprochenen, Alltagspositionen, offen, Ausbildung, Situation, Ärztinnen, sowie, jüdischen, sind, weitere, Aspekte, ausführlicher, Arbeit, Bereitschaft, schreibt, Hans, Mommsen, Vorwort, rassisch, gesundheitlich, unerwünschte, Mitbürger, auszumerzen, Diener, verbrecherischen, Züchtigungspolitik, machen, weit, verbreitet, Diese, Erkenntnis, Götter, Weiß, macht, seine, Studie, einem, unverzichtbaren, Beitrag, Aufarbeitung, Neue, Zürcher, Zeitung, Weisse, Kittel, schwarze, Uniformen, &8211, zwei, neue, Publikationen, deutsche, verfügt, Gestalt, Bundesärztekammer, eine, organisierte, Interessenvertretung, bestrebt, makelloses, Bild, ihres, Berufsstandes, Öffentlichkeit, präsentieren, Braune, Flecken, stören, zumal, strahlend, weissen, Ärztekittel, Gestalten, Joachim, Sewering, 1973, 1978, Chef, zeigen, dass, nicht, alle, ausschliesslich, Unschuldsweiss, trugen, Neben, besass, 1943, nachweislich, «Euthanasie»-Morden, beteiligt, hatte, nämlich, SS-Uniform, Derartige, personelle, Kontinuitäten, zwischen, NS-Zeit, demokratischer, Bundesrepublik, anderen, Berufszweigen, kaum, lösen, derartiges, Erschrecken, Deren, hohes, Sozialprestige, rührt, gerade, Verpflichtung, menschliche, unter, allen, Umständen, schützen, 1933, fanden, jedoch, ihnen, bereit, diesen, kategorischen, Imperativ, zugunsten, rassistischen, «Auslese», «Ausmerze», hintanzustellen, kanadischen, Toronto, sein, zuerst, veröffentlichtes, «Doctors, Hitler», nunmehr, Deutsch, publiziert, Titel, «Ärzte, Hitlers, Helfer», allerdings, unglücklich, gewählt, erinnert, effekthascherische, durch, geringes, Reflexionsniveau, gekennzeichnete, Fernsehserie, Vorwürfe, kann, gewiss, zeichnet, ausgesprochen, differenziertes, sozialhistorisch, fundiertes, wobei, keinesfalls, bekannte, Figuren, berüchtigten, KZ-Arzt, konzentriert, Gerade, normalen, universitären, ihrem, Berufsalltag, wird, viel, Aufmerksamkeit, gewidmet, Auch, widersprüchlichen, Professionalisierungs-, Deprofessionalisierungstendenzen, Rolle, Frauen, werden, ausführlich, gewürdigt, ernüchternde, Urteil, seien, «sicherlich, stärksten, nazi-orientierten, Berufsstände, Reich», gewesen, lässt, Zahlen, illustrieren, NSDAP, waren, Verhältnis, überrepräsentiert, sogar, Anspruch, Elite, künftigen, völkischen, Staates, stellen, übte, grosse, Faszination, manche, Versuchung, widerstanden, grausamen, wissenschaftlich, obendrein, wertlosen, Menschenexperimenten, aller, beteiligen, Handlangern, «Euthanasie»-Aktionen, Widerstand, NS-Regime, wurde, dagegen, geleistet, Moralische, Blindheit, weitesten, verbreitete, «Krankheit», Deutschland, während, Jahre, 1933&82111945, Antisemitismus, Deutschlands, gepaart, äusserst, eigennützigen, Motiv, Weise, lästiger, Konkurrenz, hart, umkämpften, Arbeitsmarkt, entledigen, können, führte, dazu, etwa, Prozent, medizinischen, Hochschullehrer, vertrieben, wurden, Ebenso, betroffen, einfachen, denen, jüdisch, definiert, Rund, Kinderärzten, Ihnen, entrechtet, beruflichen, privaten, Lebensperspektive, beraubt, ermordet, Eduard, Seidler, zusammengestelltes, Auftrag, Deutschen, Gesellschaft, Kinderheilkunde, Jugendmedizin, Nachschlagewerk, wegen, Herkunft, verfolgt, aufgeführt, soweit, ihre, Schicksale, rekonstruierbar, Glück, fand, Ländern, Kontinenten, Aufnahme, Vernichtungslager, Ghetto, Hunger, Krankheit, ausgeliefert, unvollständig, dieses, zwangsläufig, Auflistung, Einzelschicksalen, erahnen, welches, Ausmass, intellektueller, moralischer, Verheerung, NS-Herrschaft, einherging, Helfer, Reihe, Serie, Piper, 3407, Übersetzer, Helmut, Dierlamm, Renate, Weitbrecht, Sprache, deutsch, Einbandart, kartoniert, [PU:Piper Verlag GmbH]<
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Ärzte als Hitlers Helfer Historiker Medzingeschichte Züchtigungspolitik NS-Geschichte Deutsche Geschichte 1918 bis 1945 Arzt Medizin im Dritten Reich NS-Herrschaft Michael H. Kater Übersetzer Helmut Dierlamm, Renate Weitbrecht Vorwort Hans Mommsen Aerzte als Hitlers Helfer NS Götter in Weiß Züchtigungspolitik Historiker Medzingeschichte NS-Geschichte Deutsche Geschichte 1918 bis 1945 Arzt Medizin im Dritten Reich - Taschenbuch
2002, ISBN: 3492234070
[EAN: 9783492234078], Gebraucht, sehr guter Zustand, [PU: Piper Verlag GmbH], HISTORIKER MEDZINGESCHICHTE NS-GESCHICHTE DEUTSCHE GESCHICHTE 1918 BIS 1945 ARZT MEDIZIN IM DRITTEN REICH ISB… Mehr…
[EAN: 9783492234078], Gebraucht, sehr guter Zustand, [PU: Piper Verlag GmbH], HISTORIKER MEDZINGESCHICHTE NS-GESCHICHTE DEUTSCHE GESCHICHTE 1918 BIS 1945 ARZT MEDIZIN IM DRITTEN REICH ISBN-10 3-492-23407-0 / 3492234070 ISBN-13 978-3-492-23407-8 9783492234078 EIN LEBEN DIENST DER MENSCHLICHKEIT" FORDERT DAS BERUFSGELÖBNIS VON ÄRZTEN HERAUS. DOCH WIE STEHT ES DARUM, WENN SYSTEM, IN DEM DIE ÄRZTE PRAKTIZIEREN, KEINERLEI MENSCHLICHKEIT AUFWEIST? MÜSSEN SIE SICH GEGEN POLITIK WEHREN ODER MIT IHR ARRANGIEREN, UND GEHEN SPÄTER IHRER ENTSCHEIDUNG UM? FRAGEN, ZUSAMMENHANG DEUTSCHEN MEDIZINERN NATIONALSOZIALISMUS GERADEZU AUFDRÄNGEN, KENNT JEDER GRAUENVOLLEN MENSCHENVERSUCHE DES KZ-ARZTES JOSEF MENGELE. MENGELE WAR SEINEN RELATIV WENIGEN KOLLEGEN DEN KONZENTRATIONSLAGERN SCHRECKLICHE AUSNAHME NEBEN TAUSENDEN "NORMALER" NAZI-DEUTSCHLAND. ABER VERHIELTEN ALL DIESE MEDIZINER DIKTATUR? GING GESCHICHTSPROFESSOR MICHAEL H. KATER BEREITS 1989 SEINEM STANDARDWERK DOCTORS UNDER HITLER NACH, NUN ENDLICH EINER ÜBERSETZUNG ERSCHIENEN IST. KATERS ERKENNTNISSE ÜBER OFT ALLZU SYSTEMFREUNDLICHE MEDIZINERKASTE, DEREN SEILSCHAFTEN AUCH NACH KRIEG HERVORRAGEND FUNKTIONIERTEN VIELE EREIGNISSE TIEF VERGRUBEN, WOHL LANGE ZEIT ZU BRISANTER STOFF FÜR BUCHMARKT. AMERIKANER SEZIERT AKRIBISCHER GENAUIGKEIT ÄRZTESCHAFT NATIONALSOZIALISMUS. SEIN SKALPELL SCHNEIDET DIE, NEUEN FORSCHUNGSMÖGLICHKEITEN JEDES QUÄNTCHEN HUMANISMUS OPFERTEN, LEGT ANGEPASSTE VERHALTEN VIELER OBEN ANGESPROCHENEN ALLTAGSPOSITIONEN OFFEN. AUSBILDUNG, SITUATION ÄRZTINNEN SOWIE JÜDISCHEN SIND WEITERE ASPEKTE AUSFÜHRLICHER ARBEIT. "DIE BEREITSCHAFT", SCHREIBT HANS MOMMSEN VORWORT, "RASSISCH GESUNDHEITLICH UNERWÜNSCHTE MITBÜRGER AUSZUMERZEN ZUM DIENER VERBRECHERISCHEN ZÜCHTIGUNGSPOLITIK MACHEN, WEIT VERBREITET". ERKENNTNIS "GÖTTER WEISS" MACHT SEINE STUDIE EINEM UNVERZICHTBAREN BEITRAG AUFARBEITUNG NS-GESCHICHTE. NEUE ZÜRCHER ZEITUNG WEISSE KITTEL, SCHWARZE UNIFORMEN ? ZWEI PUBLIKATIONEN VERFÜGT GESTALT BUNDESÄRZTEKAMMER EINE GUT ORGANISIERTE INTERESSENVERTRETUNG, BESTREBT IST, MAKELLOSES BILD IHRES BERUFSSTANDE, Ein Leben im Dienst der Menschlichkeit" fordert das Berufsgelöbnis von Ärzten heraus. Doch wie steht es darum, wenn das System, in dem die Ärzte praktizieren, keinerlei Menschlichkeit aufweist? Müssen sie sich gegen die Politik wehren oder sich mit ihr arrangieren, und wie gehen sie später mit ihrer Entscheidung um? Fragen, die sich im Zusammenhang mit deutschen Medizinern im Nationalsozialismus geradezu aufdrängen, kennt doch jeder die grauenvollen Menschenversuche des KZ-Arztes Josef Mengele. Doch Mengele war mit seinen relativ wenigen Kollegen in den Konzentrationslagern die schreckliche Ausnahme neben Tausenden "normaler" Ärzte im Nazi-Deutschland. Wie aber verhielten sich all diese Mediziner in der Diktatur? Dem ging der Geschichtsprofessor Michael H. Kater bereits 1989 in seinem Standardwerk Doctors under Hitler nach, das nun endlich in einer deutschen Übersetzung erschienen ist. Katers Erkenntnisse über die oft allzu systemfreundliche Medizinerkaste, deren Seilschaften auch nach dem Krieg hervorragend funktionierten und viele Ereignisse tief vergruben, war wohl lange Zeit zu brisanter Stoff für den deutschen Buchmarkt. Der Amerikaner seziert mit akribischer Genauigkeit die Ärzteschaft im Nationalsozialismus. Sein Skalpell schneidet in die, die den neuen Forschungsmöglichkeiten jedes Quäntchen Humanismus opferten, es legt aber auch das angepasste Verhalten vieler der oben angesprochenen Ärzte in Alltagspositionen offen. Ausbildung, die Situation der Ärztinnen sowie der jüdischen Mediziner sind weitere Aspekte von Katers ausführlicher Arbeit. "Die Bereitschaft", schreibt Hans Mommsen in seinem Vorwort, "rassisch und gesundheitlich unerwünschte Mitbürger auszumerzen und sich zum Diener einer verbrecherischen Züchtigungspolitik zu machen, war weit verbreitet". Diese Erkenntnis Katers über die "Götter in Weiß" macht seine Studie zu einem unverzichtbaren Beitrag in der Aufarbeitung des NS-Geschichte. Neue Zürcher Zeitung Weisse Kittel, schwarze Uniformen Ärzte im Nationalsozialismus ? zwei neue Publikationen Die deutsche Ärzteschaft verfügt in Gestalt der Bundesärztekammer über eine gut organisierte Interessenvertretung, die bestrebt ist, ein makelloses Bild ihres Berufsstandes in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Braune Flecken stören da nur, zumal auf dem strahlend weissen Ärztekittel. Doch Gestalten wie Hans Joachim Sewering, 1973 bis 1978 Chef der Bundesärztekammer, zeigen, dass nicht alle deutschen Ärzte ausschliesslich Unschuldsweiss trugen. Neben seinem Ärztekittel besass Sewering, der sich 1943 nachweislich an «Euthanasie»-Morden beteiligt hatte, nämlich auch die schwarze SS-Uniform. Derartige personelle Kontinuitäten zwischen NS-Zeit und demokratischer Bundesrepublik gab es auch in anderen Berufszweigen, doch in kaum einem lösen sie derartiges Erschrecken aus wie bei den Medizinern. Deren hohes Sozialprestige rührt gerade aus der Verpflichtung, jedes menschliche Leben unter allen Umständen zu schützen. 1933 bis 1945 fanden sich jedoch allzu viele von ihnen bereit, diesen kategorischen Imperativ zugunsten einer rassistischen Politik der «Auslese» und «Ausmerze» hintanzustellen. Michael H. Kater, Historiker im kanadischen Toronto, hat sein zuerst 1989 veröffentlichtes Standardwerk «Doctors under Hitler» nunmehr endlich auch auf Deutsch publiziert. Der Titel «Ärzte als Hitlers Helfer» ist allerdings unglücklich gewählt, erinnert er doch an eine effekthascherische und durch geringes Reflexionsniveau gekennzeichnete Fernsehserie. Diese Vorwürfe kann man Kater gewiss nicht machen. Er zeichnet ein ausgesprochen differenziertes, auch sozialhistorisch fundiertes Bild der deutschen Ärzte im Nationalsozialismus, wobei er sich keinesfalls auf bekannte Figuren wie den berüchtigten KZ-Arzt Josef Mengele konzentriert. Gerade den normalen Ärzten, ihrer universitären Ausbildung und ihrem Berufsalltag wird viel Aufmerksamkeit gewidmet. Auch Aspekte wie die widersprüchlichen Professionalisierungs- und Deprofessionalisierungstendenzen oder die Rolle der Frauen werden ausführlich gewürdigt. Das ernüchternde Urteil, die Ärzte seien «sicherlich einer der am stärksten nazi-orientierten Berufsstände im Dritten Reich» gewesen, lässt sich an zwei Zahlen illustrieren. In der NSDAP waren die Ärzte im Verhältnis 3:1 überrepräsentiert, in der SS sogar 7:1. Gerade die SS mit ihrem Anspruch, die Elite des künftigen völkischen Staates zu stellen, übte auf viele Ärzte eine so grosse Faszination aus, dass manche von ihnen der Versuchung nicht widerstanden, sich an grausamen ? und wissenschaftlich obendrein wertlosen ? Menschenexperimenten aller Art zu beteiligen oder sich zu Handlangern der «Euthanasie»-Aktionen zu machen. Widerstand gegen das NS-Regime wurde dagegen nur von wenigen Ärzten geleistet. Moralische Blindheit war die wohl am weitesten verbreitete «Krankheit» in Deutschland während der Jahre 1933?1945. Der Antisemitismus unter Deutschlands Ärzten, gepaart mit dem äusserst eigennützigen Motiv, sich auf diese Weise lästiger Konkurrenz auf einem hart umkämpften Arbeitsmarkt entledigen zu können, führte dazu, dass etwa 40 Prozent der medizinischen Hochschullehrer aus Deutschland vertrieben wurden. Ebenso betroffen waren die einfachen Ärzte, von denen etwa 15 Prozent als jüdisch definiert wurden. Rund 50 Prozent waren es sogar unter den Kinderärzten. Ihnen, die entrechtet, ihrer beruflichen und privaten Lebensperspektive beraubt, vertrieben und ermordet wurden, ist ein von Eduard Seidler zusammengestelltes, im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin veröffentlichtes Nachschlagewerk gewidmet. In ihm sind alle, die wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgt wurden, aufgeführt, soweit ihre Schicksale rekonstruierbar waren. Wer Glück hatte, fand in einem von 31 Ländern auf allen Kontinenten Aufnahme; wer nicht, wurde in einem der Vernichtungslager ermordet oder in einem Ghetto dem Tod durch Hunger und Krankheit ausgeliefert. So unvollständig dieses Nachschlagewerk zwangsläufig au, Books<
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Ärzte als Hitlers Helfer Historiker Medzingeschichte Züchtigungspolitik NS-Geschichte Deutsche Geschichte 1918 bis 1945 Arzt Medizin im Dritten Reich NS-Herrschaft Michael H. Kater Übersetzer Helmut D - Taschenbuch
2000, ISBN: 9783492234078
[ED: Softcover], [PU: Piper Verlag GmbH], Ein Leben im Dienst der Menschlichkeit" fordert das Berufsgelöbnis von Ärzten heraus. Doch wie steht es darum, wenn das System, in dem die Ärzte … Mehr…
[ED: Softcover], [PU: Piper Verlag GmbH], Ein Leben im Dienst der Menschlichkeit" fordert das Berufsgelöbnis von Ärzten heraus. Doch wie steht es darum, wenn das System, in dem die Ärzte praktizieren, keinerlei Menschlichkeit aufweist? Müssen sie sich gegen die Politik wehren oder sich mit ihr arrangieren, und wie gehen sie später mit ihrer Entscheidung um? Fragen, die sich im Zusammenhang mit deutschen Medizinern im Nationalsozialismus geradezu aufdrängen, kennt doch jeder die grauenvollen Menschenversuche des KZ-Arztes Josef Mengele. Doch Mengele war mit seinen relativ wenigen Kollegen in den Konzentrationslagern die schreckliche Ausnahme neben Tausenden "normaler" Ärzte im Nazi-Deutschland. Wie aber verhielten sich all diese Mediziner in der Diktatur? Dem ging der Geschichtsprofessor Michael H. Kater bereits 1989 in seinem Standardwerk Doctors under Hitler nach, das nun endlich in einer deutschen Übersetzung erschienen ist. Katers Erkenntnisse über die oft allzu systemfreundliche Medizinerkaste, deren Seilschaften auch nach dem Krieg hervorragend funktionierten und viele Ereignisse tief vergruben, war wohl lange Zeit zu brisanter Stoff für den deutschen Buchmarkt. Der Amerikaner seziert mit akribischer Genauigkeit die Ärzteschaft im Nationalsozialismus. Sein Skalpell schneidet in die, die den neuen Forschungsmöglichkeiten jedes Quäntchen Humanismus opferten, es legt aber auch das angepasste Verhalten vieler der oben angesprochenen Ärzte in Alltagspositionen offen. Ausbildung, die Situation der Ärztinnen sowie der jüdischen Mediziner sind weitere Aspekte von Katers ausführlicher Arbeit. "Die Bereitschaft", schreibt Hans Mommsen in seinem Vorwort, "rassisch und gesundheitlich unerwünschte Mitbürger auszumerzen und sich zum Diener einer verbrecherischen Züchtigungspolitik zu machen, war weit verbreitet". Diese Erkenntnis Katers über die "Götter in Weiß" macht seine Studie zu einem unverzichtbaren Beitrag in der Aufarbeitung des NS-Geschichte. Neue Zürcher Zeitung Weisse Kittel, schwarze Uniformen Ärzte im Nationalsozialismus – zwei neue Publikationen Die deutsche Ärzteschaft verfügt in Gestalt der Bundesärztekammer über eine gut organisierte Interessenvertretung, die bestrebt ist, ein makelloses Bild ihres Berufsstandes in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Braune Flecken stören da nur, zumal auf dem strahlend weissen Ärztekittel. Doch Gestalten wie Hans Joachim Sewering, 1973 bis 1978 Chef der Bundesärztekammer, zeigen, dass nicht alle deutschen Ärzte ausschliesslich Unschuldsweiss trugen. Neben seinem Ärztekittel besass Sewering, der sich 1943 nachweislich an «Euthanasie»-Morden beteiligt hatte, nämlich auch die schwarze SS-Uniform. Derartige personelle Kontinuitäten zwischen NS-Zeit und demokratischer Bundesrepublik gab es auch in anderen Berufszweigen, doch in kaum einem lösen sie derartiges Erschrecken aus wie bei den Medizinern. Deren hohes Sozialprestige rührt gerade aus der Verpflichtung, jedes menschliche Leben unter allen Umständen zu schützen. 1933 bis 1945 fanden sich jedoch allzu viele von ihnen bereit, diesen kategorischen Imperativ zugunsten einer rassistischen Politik der «Auslese» und «Ausmerze» hintanzustellen. Michael H. Kater, Historiker im kanadischen Toronto, hat sein zuerst 1989 veröffentlichtes Standardwerk «Doctors under Hitler» nunmehr endlich auch auf Deutsch publiziert. Der Titel «Ärzte als Hitlers Helfer» ist allerdings unglücklich gewählt, erinnert er doch an eine effekthascherische und durch geringes Reflexionsniveau gekennzeichnete Fernsehserie. Diese Vorwürfe kann man Kater gewiss nicht machen. Er zeichnet ein ausgesprochen differenziertes, auch sozialhistorisch fundiertes Bild der deutschen Ärzte im Nationalsozialismus, wobei er sich keinesfalls auf bekannte Figuren wie den berüchtigten KZ-Arzt Josef Mengele konzentriert. Gerade den normalen Ärzten, ihrer universitären Ausbildung und ihrem Berufsalltag wird viel Aufmerksamkeit gewidmet. Auch Aspekte wie die widersprüchlichen Professionalisierungs- und Deprofessionalisierungstendenzen oder die Rolle der Frauen werden ausführlich gewürdigt. Das ernüchternde Urteil, die Ärzte seien «sicherlich einer der am stärksten nazi-orientierten Berufsstände im Dritten Reich» gewesen, lässt sich an zwei Zahlen illustrieren. In der NSDAP waren die Ärzte im Verhältnis 3:1 überrepräsentiert, in der SS sogar 7:1. Gerade die SS mit ihrem Anspruch, die Elite des künftigen völkischen Staates zu stellen, übte auf viele Ärzte eine so grosse Faszination aus, dass manche von ihnen der Versuchung nicht widerstanden, sich an grausamen – und wissenschaftlich obendrein wertlosen – Menschenexperimenten aller Art zu beteiligen oder sich zu Handlangern der «Euthanasie»-Aktionen zu machen. Widerstand gegen das NS-Regime wurde dagegen nur von wenigen Ärzten geleistet. Moralische Blindheit war die wohl am weitesten verbreitete «Krankheit» in Deutschland während der Jahre 1933–1945. Der Antisemitismus unter Deutschlands Ärzten, gepaart mit dem äusserst eigennützigen Motiv, sich auf diese Weise lästiger Konkurrenz auf einem hart umkämpften Arbeitsmarkt entledigen zu können, führte dazu, dass etwa 40 Prozent der medizinischen Hochschullehrer aus Deutschland vertrieben wurden. Ebenso betroffen waren die einfachen Ärzte, von denen etwa 15 Prozent als jüdisch definiert wurden. Rund 50 Prozent waren es sogar unter den Kinderärzten. Ihnen, die entrechtet, ihrer beruflichen und privaten Lebensperspektive beraubt, vertrieben und ermordet wurden, ist ein von Eduard Seidler zusammengestelltes, im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin veröffentlichtes Nachschlagewerk gewidmet. In ihm sind alle, die wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgt wurden, aufgeführt, soweit ihre Schicksale rekonstruierbar waren. Wer Glück hatte, fand in einem von 31 Ländern auf allen Kontinenten Aufnahme; wer nicht, wurde in einem der Vernichtungslager ermordet oder in einem Ghetto dem Tod durch Hunger und Krankheit ausgeliefert. So unvollständig dieses Nachschlagewerk zwangsläufig auch sein mag – die Auflistung von über 600 Einzelschicksalen lässt erahnen, welches Ausmass an intellektueller und moralischer Verheerung mit der NS-Herrschaft einherging. Ärzte als Hitlers Helfer. Michael H. Kater NS Götter in Weiß Züchtigungspolitik Reihe/Serie Serie Piper ; 3407 Übersetzer Helmut Dierlamm, Renate Weitbrecht Vorwort Hans Mommsen Sprache deutsch Einbandart kartoniert Historiker Medzingeschichte NS-Geschichte Deutsche Geschichte 1918 bis 1945 Arzt Medizin im Dritten Reich ISBN-10 3-492-23407-0 / 3492234070 ISBN-13 978-3-492-23407-8 / 9783492234078, DE, [SC: 6.95], leichte Gebrauchsspuren, gewerbliches Angebot, 19,4 x 11,9 x 3,2 cm, 576, [GW: 2000g], Banküberweisung, PayPal, Offene Rechnung (Vorkasse vorbehalten), Internationaler Versand<
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Ärzte als Hitlers Helfer Historiker Medzingeschichte Züchtigungspolitik NS-Geschichte Deutsche Geschichte 1918 bis 1945 Arzt Medizin im Dritten Reich NS-Herrschaft Michael H. Kater Übersetzer Helmut Dierlamm, Renate Weitbrecht Vorwort Hans Mommsen Aerzte als Hitlers Helfer NS Götter in Weiß Züchtigungspolitik Historiker Medzingeschichte NS-Geschichte Deutsche Geschichte 1918 bis 1945 Arzt Medizin im Dritten Reich - Taschenbuch
1989, ISBN: 3492234070
Softcover 576 S. 19,4 x 11,9 x 3,2 cm Broschiert Zustand: gebraucht - sehr gut, Ein Leben im Dienst der Menschlichkeit" fordert das Berufsgelöbnis von Ärzten heraus. Doch wie steht es dar… Mehr…
Softcover 576 S. 19,4 x 11,9 x 3,2 cm Broschiert Zustand: gebraucht - sehr gut, Ein Leben im Dienst der Menschlichkeit" fordert das Berufsgelöbnis von Ärzten heraus. Doch wie steht es darum, wenn das System, in dem die Ärzte praktizieren, keinerlei Menschlichkeit aufweist? Müssen sie sich gegen die Politik wehren oder sich mit ihr arrangieren, und wie gehen sie später mit ihrer Entscheidung um? Fragen, die sich im Zusammenhang mit deutschen Medizinern im Nationalsozialismus geradezu aufdrängen, kennt doch jeder die grauenvollen Menschenversuche des KZ-Arztes Josef Mengele. Doch Mengele war mit seinen relativ wenigen Kollegen in den Konzentrationslagern die schreckliche Ausnahme neben Tausenden "normaler" Ärzte im Nazi-Deutschland. Wie aber verhielten sich all diese Mediziner in der Diktatur? Dem ging der Geschichtsprofessor Michael H. Kater bereits 1989 in seinem Standardwerk Doctors under Hitler nach, das nun endlich in einer deutschen Übersetzung erschienen ist. Katers Erkenntnisse über die oft allzu systemfreundliche Medizinerkaste, deren Seilschaften auch nach dem Krieg hervorragend funktionierten und viele Ereignisse tief vergruben, war wohl lange Zeit zu brisanter Stoff für den deutschen Buchmarkt. Der Amerikaner seziert mit akribischer Genauigkeit die Ärzteschaft im Nationalsozialismus. Sein Skalpell schneidet in die, die den neuen Forschungsmöglichkeiten jedes Quäntchen Humanismus opferten, es legt aber auch das angepasste Verhalten vieler der oben angesprochenen Ärzte in Alltagspositionen offen. Ausbildung, die Situation der Ärztinnen sowie der jüdischen Mediziner sind weitere Aspekte von Katers ausführlicher Arbeit. "Die Bereitschaft", schreibt Hans Mommsen in seinem Vorwort, "rassisch und gesundheitlich unerwünschte Mitbürger auszumerzen und sich zum Diener einer verbrecherischen Züchtigungspolitik zu machen, war weit verbreitet". Diese Erkenntnis Katers über die "Götter in Weiß" macht seine Studie zu einem unverzichtbaren Beitrag in der Aufarbeitung des NS-Geschichte. Neue Zürcher Zeitung Weisse Kittel, schwarze Uniformen Ärzte im Nationalsozialismus – zwei neue Publikationen Die deutsche Ärzteschaft verfügt in Gestalt der Bundesärztekammer über eine gut organisierte Interessenvertretung, die bestrebt ist, ein makelloses Bild ihres Berufsstandes in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Braune Flecken stören da nur, zumal auf dem strahlend weissen Ärztekittel. Doch Gestalten wie Hans Joachim Sewering, 1973 bis 1978 Chef der Bundesärztekammer, zeigen, dass nicht alle deutschen Ärzte ausschliesslich Unschuldsweiss trugen. Neben seinem Ärztekittel besass Sewering, der sich 1943 nachweislich an «Euthanasie»-Morden beteiligt hatte, nämlich auch die schwarze SS-Uniform. Derartige personelle Kontinuitäten zwischen NS-Zeit und demokratischer Bundesrepublik gab es auch in anderen Berufszweigen, doch in kaum einem lösen sie derartiges Erschrecken aus wie bei den Medizinern. Deren hohes Sozialprestige rührt gerade aus der Verpflichtung, jedes menschliche Leben unter allen Umständen zu schützen. 1933 bis 1945 fanden sich jedoch allzu viele von ihnen bereit, diesen kategorischen Imperativ zugunsten einer rassistischen Politik der «Auslese» und «Ausmerze» hintanzustellen. Michael H. Kater, Historiker im kanadischen Toronto, hat sein zuerst 1989 veröffentlichtes Standardwerk «Doctors under Hitler» nunmehr endlich auch auf Deutsch publiziert. Der Titel «Ärzte als Hitlers Helfer» ist allerdings unglücklich gewählt, erinnert er doch an eine effekthascherische und durch geringes Reflexionsniveau gekennzeichnete Fernsehserie. Diese Vorwürfe kann man Kater gewiss nicht machen. Er zeichnet ein ausgesprochen differenziertes, auch sozialhistorisch fundiertes Bild der deutschen Ärzte im Nationalsozialismus, wobei er sich keinesfalls auf bekannte Figuren wie den berüchtigten KZ-Arzt Josef Mengele konzentriert. Gerade den normalen Ärzten, ihrer universitären Ausbildung und ihrem Berufsalltag wird viel Aufmerksamkeit gewidmet. Auch Aspekte wie die widersprüchlichen Professionalisierungs- und Deprofessionalisierungstendenzen oder die Rolle der Frauen werden ausführlich gewürdigt. Das ernüchternde Urteil, die Ärzte seien «sicherlich einer der am stärksten nazi-orientierten Berufsstände im Dritten Reich» gewesen, lässt sich an zwei Zahlen illustrieren. In der NSDAP waren die Ärzte im Verhältnis 3:1 überrepräsentiert, in der SS sogar 7:1. Gerade die SS mit ihrem Anspruch, die Elite des künftigen völkischen Staates zu stellen, übte auf viele Ärzte eine so grosse Faszination aus, dass manche von ihnen der Versuchung nicht widerstanden, sich an grausamen – und wissenschaftlich obendrein wertlosen – Menschenexperimenten aller Art zu beteiligen oder sich zu Handlangern der «Euthanasie»-Aktionen zu machen. Widerstand gegen das NS-Regime wurde dagegen nur von wenigen Ärzten geleistet. Moralische Blindheit war die wohl am weitesten verbreitete «Krankheit» in Deutschland während der Jahre 1933–1945. Der Antisemitismus unter Deutschlands Ärzten, gepaart mit dem äusserst eigennützigen Motiv, sich auf diese Weise lästiger Konkurrenz auf einem hart umkämpften Arbeitsmarkt entledigen zu können, führte dazu, dass etwa 40 Prozent der medizinischen Hochschullehrer aus Deutschland vertrieben wurden. Ebenso betroffen waren die einfachen Ärzte, von denen etwa 15 Prozent als jüdisch definiert wurden. Rund 50 Prozent waren es sogar unter den Kinderärzten. Ihnen, die entrechtet, ihrer beruflichen und privaten Lebensperspektive beraubt, vertrieben und ermordet wurden, ist ein von Eduard Seidler zusammengestelltes, im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin veröffentlichtes Nachschlagewerk gewidmet. In ihm sind alle, die wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgt wurden, aufgeführt, soweit ihre Schicksale rekonstruierbar waren. Wer Glück hatte, fand in einem von 31 Ländern auf allen Kontinenten Aufnahme; wer nicht, wurde in einem der Vernichtungslager ermordet oder in einem Ghetto dem Tod durch Hunger und Krankheit ausgeliefert. So unvollständig dieses Nachschlagewerk zwangsläufig auch sein mag – die Auflistung von über 600 Einzelschicksalen lässt erahnen, welches Ausmass an intellektueller und moralischer Verheerung mit der NS-Herrschaft einherging. Ärzte als Hitlers Helfer. Michael H. Kater NS Götter in Weiß Züchtigungspolitik Reihe/Serie Serie Piper ; 3407 Übersetzer Helmut Dierlamm, Renate Weitbrecht Vorwort Hans Mommsen Sprache deutsch Einbandart kartoniert Historiker Medzingeschichte NS-Geschichte Deutsche Geschichte 1918 bis 1945 Arzt Medizin im Dritten Reich ISBN-10 3-492-23407-0 / 3492234070 ISBN-13 978-3-492-23407-8 / 9783492234078 Historiker Medzingeschichte NS-Geschichte Deutsche Geschichte 1918 bis 1945 Arzt Medizin im Dritten Reich ISBN-10 3-492-23407-0 / 3492234070 ISBN-13 978-3-492-23407-8 / 9783492234078 Ein Leben im Dienst der Menschlichkeit" fordert das Berufsgelöbnis von Ärzten heraus. Doch wie steht es darum, wenn das System, in dem die Ärzte praktizieren, keinerlei Menschlichkeit aufweist? Müssen sie sich gegen die Politik wehren oder sich mit ihr arrangieren, und wie gehen sie später mit ihrer Entscheidung um? Fragen, die sich im Zusammenhang mit deutschen Medizinern im Nationalsozialismus geradezu aufdrängen, kennt doch jeder die grauenvollen Menschenversuche des KZ-Arztes Josef Mengele. Doch Mengele war mit seinen relativ wenigen Kollegen in den Konzentrationslagern die schreckliche Ausnahme neben Tausenden "normaler" Ärzte im Nazi-Deutschland. Wie aber verhielten sich all diese Mediziner in der Diktatur? Dem ging der Geschichtsprofessor Michael H. Kater bereits 1989 in seinem Standardwerk Doctors under Hitler nach, das nun endlich in einer deutschen Übersetzung erschienen ist. Katers Erkenntnisse über die oft allzu systemfreundliche Medizinerkaste, deren Seilschaften auch nach dem Krieg hervorragend funktionierten und viele Ereignisse tief vergruben, war wohl lange Zeit zu brisanter Stoff für den deutschen Buchmarkt. Der Amerikaner seziert mit akribischer Genauigkeit die Ärzteschaft im Nationalsozialismus. Sein Skalpell schneidet in die, die den neuen Forschungsmöglichkeiten jedes Quäntchen Humanismus opferten, es legt aber auch das angepasste Verhalten vieler der oben angesprochenen Ärzte in Alltagspositionen offen. Ausbildung, die Situation der Ärztinnen sowie der jüdischen Mediziner sind weitere Aspekte von Katers ausführlicher Arbeit. "Die Bereitschaft", schreibt Hans Mommsen in seinem Vorwort, "rassisch und gesundheitlich unerwünschte Mitbürger auszumerzen und sich zum Diener einer verbrecherischen Züchtigungspolitik zu machen, war weit verbreitet". Diese Erkenntnis Katers über die "Götter in Weiß" macht seine Studie zu einem unverzichtbaren Beitrag in der Aufarbeitung des NS-Geschichte. Neue Zürcher Zeitung Weisse Kittel, schwarze Uniformen Ärzte im Nationalsozialismus – zwei neue Publikationen Die deutsche Ärzteschaft verfügt in Gestalt der Bundesärztekammer über eine gut organisierte Interessenvertretung, die bestrebt ist, ein makelloses Bild ihres Berufsstandes in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Braune Flecken stören da nur, zumal auf dem strahlend weissen Ärztekittel. Doch Gestalten wie Hans Joachim Sewering, 1973 bis 1978 Chef der Bundesärztekammer, zeigen, dass nicht alle deutschen Ärzte ausschliesslich Unschuldsweiss trugen. Neben seinem Ärztekittel besass Sewering, der sich 1943 nachweislich an «Euthanasie»-Morden beteiligt hatte, nämlich auch die schwarze SS-Uniform. Derartige personelle Kontinuitäten zwischen NS-Zeit und demokratischer Bundesrepublik gab es auch in anderen Berufszweigen, doch in kaum einem lösen sie derartiges Erschrecken aus wie bei den Medizinern. Deren hohes Sozialprestige rührt gerade aus der Verpflichtung, jedes menschliche Leben unter allen Umständen zu schützen. 1933 bis 1945 fanden sich jedoch allzu viele von ihnen bereit, diesen kategorischen Imperativ zugunsten einer rassistischen Politik der «Auslese» und «Ausmerze» hintanzustellen. Michael H. Kater, Historiker im kanadischen Toronto, hat sein zuerst 1989 veröffentlichtes Standardwerk «Doctors under Hitler» nunmehr endlich auch auf Deutsch publiziert. Der Titel «Ärzte als Hitlers Helfer» ist allerdings unglücklich gewählt, erinnert er doch an eine effekthascherische und durch geringes Reflexionsniveau gekennzeichnete Fernsehserie. Diese Vorwürfe kann man Kater gewiss nicht machen. Er zeichnet ein ausgesprochen differenziertes, auch sozialhistorisch fundiertes Bild der deutschen Ärzte im Nationalsozialismus, wobei er sich keinesfalls auf bekannte Figuren wie den berüchtigten KZ-Arzt Josef Mengele konzentriert. Gerade den normalen Ärzten, ihrer universitären Ausbildung und ihrem Berufsalltag wird viel Aufmerksamkeit gewidmet. Auch Aspekte wie die widersprüchlichen Professionalisierungs- und Deprofessionalisierungstendenzen oder die Rolle der Frauen werden ausführlich gewürdigt. Das ernüchternde Urteil, die Ärzte seien «sicherlich einer der am stärksten nazi-orientierten Berufsstände im Dritten Reich» gewesen, lässt sich an zwei Zahlen illustrieren. In der NSDAP waren die Ärzte im Verhältnis 3:1 überrepräsentiert, in der SS sogar 7:1. Gerade die SS mit ihrem Anspruch, die Elite des künftigen völkischen Staates zu stellen, übte auf viele Ärzte eine so grosse Faszination aus, dass manche von ihnen der Versuchung nicht widerstanden, sich an grausamen – und wissenschaftlich obendrein wertlosen – Menschenexperimenten aller Art zu beteiligen oder sich zu Handlangern der «Euthanasie»-Aktionen zu machen. Widerstand gegen das NS-Regime wurde dagegen nur von wenigen Ärzten geleistet. Moralische Blindheit war die wohl am weitesten verbreitete «Krankheit» in Deutschland während der Jahre 1933–1945. Der Antisemitismus unter Deutschlands Ärzten, gepaart mit dem äusserst eigennützigen Motiv, sich auf diese Weise lästiger Konkurrenz auf einem hart umkämpften Arbeitsmarkt entledigen zu können, führte dazu, dass etwa 40 Prozent der medizinischen Hochschullehrer aus Deutschland vertrieben wurden. Ebenso betroffen waren die einfachen Ärzte, von denen etwa 15 Prozent als jüdisch definiert wurden. Rund 50 Prozent waren es sogar unter den Kinderärzten. Ihnen, die entrechtet, ihrer beruflichen und privaten Lebensperspektive beraubt, vertrieben und ermordet wurden, ist ein von Eduard Seidler zusammengestelltes, im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin veröffentlichtes Nachschlagewerk gewidmet. In ihm sind alle, die wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgt wurden, aufgeführt, soweit ihre Schicksale rekonstruierbar waren. Wer Glück hatte, fand in einem von 31 Ländern auf allen Kontinenten Aufnahme; wer nicht, wurde in einem der Vernichtungslager ermordet oder in einem Ghetto dem Tod durch Hunger und Krankheit ausgeliefert. So unvollständig dieses Nachschlagewerk zwangsläufig auch sein mag – die Auflistung von über 600 Einzelschicksalen lässt erahnen, welches Ausmass an intellektueller und moralischer Verheerung mit der NS-Herrschaft einherging. Ärzte als Hitlers Helfer. Michael H. Kater NS Götter in Weiß Züchtigungspolitik Reihe/Serie Serie Piper ; 3407 Übersetzer Helmut Dierlamm, Renate Weitbrecht Vorwort Hans Mommsen Sprache deutsch Einbandart kartoniert 2, [PU:Piper Verlag GmbH]<
Michael H. Kater Übersetzer Helmut Dierlamm, Renate Weitbrecht Vorwort Hans Mommsen:
Ärzte als Hitlers Helfer Historiker Medzingeschichte Züchtigungspolitik NS-Geschichte Deutsche Geschichte 1918 bis 1945 Arzt Medizin im Dritten Reich NS-Herrschaft Michael H. Kater Übersetzer Helmut Dierlamm, Renate Weitbrecht Vorwort Hans Mommsen Aerzte als Hitlers Helfer NS Götter in Weiß Züchtigungspolitik Historiker Medzingeschichte NS-Geschichte Deutsche Geschichte 1918 bis 1945 Arzt Medizin im Dritten Reich - Taschenbuch1989, ISBN: 9783492234078
Piper Verlag GmbH. Softcover. 19,4 x 11,9 x 3,2 cm. Ein Leben im Dienst der Menschlichkeit" fordert das Berufsgelöbnis von Ärzten heraus. Doch wie steht es darum, wenn das System, in dem… Mehr…
Piper Verlag GmbH. Softcover. 19,4 x 11,9 x 3,2 cm. Ein Leben im Dienst der Menschlichkeit" fordert das Berufsgelöbnis von Ärzten heraus. Doch wie steht es darum, wenn das System, in dem die Ärzte praktizieren, keinerlei Menschlichkeit aufweist? Müssen sie sich gegen die Politik wehren oder sich mit ihr arrangieren, und wie gehen sie später mit ihrer Entscheidung um? Fragen, die sich im Zusammenhang mit deutschen Medizinern im Nationalsozialismus geradezu aufdrängen, kennt doch jeder die grauenvollen Menschenversuche des KZ-Arztes Josef Mengele. Doch Mengele war mit seinen relativ wenigen Kollegen in den Konzentrationslagern die schreckliche Ausnahme neben Tausenden "normaler" Ärzte im Nazi-Deutschland. Wie aber verhielten sich all diese Mediziner in der Diktatur? Dem ging der Geschichtsprofessor Michael H. Kater bereits 1989 in seinem Standardwerk Doctors under Hitler nach, das nun endlich in einer deutschen Übersetzung erschienen ist. Katers Erkenntnisse über die oft allzu systemfreundliche Medizinerkaste, deren Seilschaften auch nach dem Krieg hervorragend funktionierten und viele Ereignisse tief vergruben, war wohl lange Zeit zu brisanter Stoff für den deutschen Buchmarkt. Der Amerikaner seziert mit akribischer Genauigkeit die Ärzteschaft im Nationalsozialismus. Sein Skalpell schneidet in die, die den neuen Forschungsmöglichkeiten jedes Quäntchen Humanismus opferten, es legt aber auch das angepasste Verhalten vieler der oben angesprochenen Ärzte in Alltagspositionen offen. Ausbildung, die Situation der Ärztinnen sowie der jüdischen Mediziner sind weitere Aspekte von Katers ausführlicher Arbeit. "Die Bereitschaft", schreibt Hans Mommsen in seinem Vorwort, "rassisch und gesundheitlich unerwünschte Mitbürger auszumerzen und sich zum Diener einer verbrecherischen Züchtigungspolitik zu machen, war weit verbreitet". Diese Erkenntnis Katers über die "Götter in Weiß" macht seine Studie zu einem unverzichtbaren Beitrag in der Aufarbeitung des NS-Geschichte. Neue Zürcher Zeitung Weisse Kittel, schwarze Uniformen Ärzte im Nationalsozialismus – zwei neue Publikationen Die deutsche Ärzteschaft verfügt in Gestalt der Bundesärztekammer über eine gut organisierte Interessenvertretung, die bestrebt ist, ein makelloses Bild ihres Berufsstandes in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Braune Flecken stören da nur, zumal auf dem strahlend weissen Ärztekittel. Doch Gestalten wie Hans Joachim Sewering, 1973 bis 1978 Chef der Bundesärztekammer, zeigen, dass nicht alle deutschen Ärzte ausschliesslich Unschuldsweiss trugen. Neben seinem Ärztekittel besass Sewering, der sich 1943 nachweislich an «Euthanasie»-Morden beteiligt hatte, nämlich auch die schwarze SS-Uniform. Derartige personelle Kontinuitäten zwischen NS-Zeit und demokratischer Bundesrepublik gab es auch in anderen Berufszweigen, doch in kaum einem lösen sie derartiges Erschrecken aus wie bei den Medizinern. Deren hohes Sozialprestige rührt gerade aus der Verpflichtung, jedes menschliche Leben unter allen Umständen zu schützen. 1933 bis 1945 fanden sich jedoch allzu viele von ihnen bereit, diesen kategorischen Imperativ zugunsten einer rassistischen Politik der «Auslese» und «Ausmerze» hintanzustellen. Michael H. Kater, Historiker im kanadischen Toronto, hat sein zuerst 1989 veröffentlichtes Standardwerk «Doctors under Hitler» nunmehr endlich auch auf Deutsch publiziert. Der Titel «Ärzte als Hitlers Helfer» ist allerdings unglücklich gewählt, erinnert er doch an eine effekthascherische und durch geringes Reflexionsniveau gekennzeichnete Fernsehserie. Diese Vorwürfe kann man Kater gewiss nicht machen. Er zeichnet ein ausgesprochen differenziertes, auch sozialhistorisch fundiertes Bild der deutschen Ärzte im Nationalsozialismus, wobei er sich keinesfalls auf bekannte Figuren wie den berüchtigten KZ-Arzt Josef Mengele konzentriert. Gerade den normalen Ärzten, ihrer universitären Ausbildung und ihrem Berufsalltag wird viel Aufmerksamkeit gewidmet. Auch Aspekte wie die widersprüchlichen Professionalisierungs- und Deprofessionalisierungstendenzen oder die Rolle der Frauen werden ausführlich gewürdigt. Das ernüchternde Urteil, die Ärzte seien «sicherlich einer der am stärksten nazi-orientierten Berufsstände im Dritten Reich» gewesen, lässt sich an zwei Zahlen illustrieren. In der NSDAP waren die Ärzte im Verhältnis 3:1 überrepräsentiert, in der SS sogar 7:1. Gerade die SS mit ihrem Anspruch, die Elite des künftigen völkischen Staates zu stellen, übte auf viele Ärzte eine so grosse Faszination aus, dass manche von ihnen der Versuchung nicht widerstanden, sich an grausamen – und wissenschaftlich obendrein wertlosen – Menschenexperimenten aller Art zu beteiligen oder sich zu Handlangern der «Euthanasie»-Aktionen zu machen. Widerstand gegen das NS-Regime wurde dagegen nur von wenigen Ärzten geleistet. Moralische Blindheit war die wohl am weitesten verbreitete «Krankheit» in Deutschland während der Jahre 1933–1945. Der Antisemitismus unter Deutschlands Ärzten, gepaart mit dem äusserst eigennützigen Motiv, sich auf diese Weise lästiger Konkurrenz auf einem hart umkämpften Arbeitsmarkt entledigen zu können, führte dazu, dass etwa 40 Prozent der medizinischen Hochschullehrer aus Deutschland vertrieben wurden. Ebenso betroffen waren die einfachen Ärzte, von denen etwa 15 Prozent als jüdisch definiert wurden. Rund 50 Prozent waren es sogar unter den Kinderärzten. Ihnen, die entrechtet, ihrer beruflichen und privaten Lebensperspektive beraubt, vertrieben und ermordet wurden, ist ein von Eduard Seidler zusammengestelltes, im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin veröffentlichtes Nachschlagewerk gewidmet. In ihm sind alle, die wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgt wurden, aufgeführt, soweit ihre Schicksale rekonstruierbar waren. Wer Glück hatte, fand in einem von 31 Ländern auf allen Kontinenten Aufnahme; wer nicht, wurde in einem der Vernichtungslager ermordet oder in einem Ghetto dem Tod durch Hunger und Krankheit ausgeliefert. So unvollständig dieses Nachschlagewerk zwangsläufig auch sein mag – die Auflistung von über 600 Einzelschicksalen lässt erahnen, welches Ausmass an intellektueller und moralischer Verheerung mit der NS-Herrschaft einherging. Ärzte als Hitlers Helfer. Michael H. Kater NS Götter in Weiß Züchtigungspolitik Reihe/Serie Serie Piper ; 3407 Übersetzer Helmut Dierlamm, Renate Weitbrecht Vorwort Hans Mommsen Sprache deutsch Einbandart kartoniert Historiker Medzingeschichte NS-Geschichte Deutsche Geschichte 1918 bis 1945 Arzt Medizin im Dritten Reich ISBN-10 3-492-23407-0 / 3492234070 ISBN-13 978-3-492-23407-8 / 9783492234078 Historiker Medzingeschichte NS-Geschichte Deutsche Geschichte 1918 bis 1945 Arzt Medizin im Dritten Reich ISBN-10 3-492-23407-0 / 3492234070 ISBN-13 978-3-492-23407-8 / 9783492234078 Ein Leben im Dienst der Menschlichkeit" fordert das Berufsgelöbnis von Ärzten heraus. Doch wie steht es darum, wenn das System, in dem die Ärzte praktizieren, keinerlei Menschlichkeit aufweist? Müssen sie sich gegen die Politik wehren oder sich mit ihr arrangieren, und wie gehen sie später mit ihrer Entscheidung um? Fragen, die sich im Zusammenhang mit deutschen Medizinern im Nationalsozialismus geradezu aufdrängen, kennt doch jeder die grauenvollen Menschenversuche des KZ-Arztes Josef Mengele. Doch Mengele war mit seinen relativ wenigen Kollegen in den Konzentrationslagern die schreckliche Ausnahme neben Tausenden "normaler" Ärzte im Nazi-Deutschland. Wie aber verhielten sich all diese Mediziner in der Diktatur? Dem ging der Geschichtsprofessor Michael H. Kater bereits 1989 in seinem Standardwerk Doctors under Hitler nach, das nun endlich in einer deutschen Übersetzung erschienen ist. Katers Erkenntnisse über die oft allzu systemfreundliche Medizinerkaste, deren Seilschaften auch nach dem Krieg hervorragend funktionierten und viele Ereignisse tief vergruben, war wohl lange Zeit zu brisanter Stoff für den deutschen Buchmarkt. Der Amerikaner seziert mit akribischer Genauigkeit die Ärzteschaft im Nationalsozialismus. Sein Skalpell schneidet in die, die den neuen Forschungsmöglichkeiten jedes Quäntchen Humanismus opferten, es legt aber auch das angepasste Verhalten vieler der oben angesprochenen Ärzte in Alltagspositionen offen. Ausbildung, die Situation der Ärztinnen sowie der jüdischen Mediziner sind weitere Aspekte von Katers ausführlicher Arbeit. "Die Bereitschaft", schreibt Hans Mommsen in seinem Vorwort, "rassisch und gesundheitlich unerwünschte Mitbürger auszumerzen und sich zum Diener einer verbrecherischen Züchtigungspolitik zu machen, war weit verbreitet". Diese Erkenntnis Katers über die "Götter in Weiß" macht seine Studie zu einem unverzichtbaren Beitrag in der Aufarbeitung des NS-Geschichte. Neue Zürcher Zeitung Weisse Kittel, schwarze Uniformen Ärzte im Nationalsozialismus – zwei neue Publikationen Die deutsche Ärzteschaft verfügt in Gestalt der Bundesärztekammer über eine gut organisierte Interessenvertretung, die bestrebt ist, ein makelloses Bild ihres Berufsstandes in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Braune Flecken stören da nur, zumal auf dem strahlend weissen Ärztekittel. Doch Gestalten wie Hans Joachim Sewering, 1973 bis 1978 Chef der Bundesärztekammer, zeigen, dass nicht alle deutschen Ärzte ausschliesslich Unschuldsweiss trugen. Neben seinem Ärztekittel besass Sewering, der sich 1943 nachweislich an «Euthanasie»-Morden beteiligt hatte, nämlich auch die schwarze SS-Uniform. Derartige personelle Kontinuitäten zwischen NS-Zeit und demokratischer Bundesrepublik gab es auch in anderen Berufszweigen, doch in kaum einem lösen sie derartiges Erschrecken aus wie bei den Medizinern. Deren hohes Sozialprestige rührt gerade aus der Verpflichtung, jedes menschliche Leben unter allen Umständen zu schützen. 1933 bis 1945 fanden sich jedoch allzu viele von ihnen bereit, diesen kategorischen Imperativ zugunsten einer rassistischen Politik der «Auslese» und «Ausmerze» hintanzustellen. Michael H. Kater, Historiker im kanadischen Toronto, hat sein zuerst 1989 veröffentlichtes Standardwerk «Doctors under Hitler» nunmehr endlich auch auf Deutsch publiziert. Der Titel «Ärzte als Hitlers Helfer» ist allerdings unglücklich gewählt, erinnert er doch an eine effekthascherische und durch geringes Reflexionsniveau gekennzeichnete Fernsehserie. Diese Vorwürfe kann man Kater gewiss nicht machen. Er zeichnet ein ausgesprochen differenziertes, auch sozialhistorisch fundiertes Bild der deutschen Ärzte im Nationalsozialismus, wobei er sich keinesfalls auf bekannte Figuren wie den berüchtigten KZ-Arzt Josef Mengele konzentriert. Gerade den normalen Ärzten, ihrer universitären Ausbildung und ihrem Berufsalltag wird viel Aufmerksamkeit gewidmet. Auch Aspekte wie die widersprüchlichen Professionalisierungs- und Deprofessionalisierungstendenzen oder die Rolle der Frauen werden ausführlich gewürdigt. Das ernüchternde Urteil, die Ärzte seien «sicherlich einer der am stärksten nazi-orientierten Berufsstände im Dritten Reich» gewesen, lässt sich an zwei Zahlen illustrieren. In der NSDAP waren die Ärzte im Verhältnis 3:1 überrepräsentiert, in der SS sogar 7:1. Gerade die SS mit ihrem Anspruch, die Elite des künftigen völkischen Staates zu stellen, übte auf viele Ärzte eine so grosse Faszination aus, dass manche von ihnen der Versuchung nicht widerstanden, sich an grausamen – und wissenschaftlich obendrein wertlosen – Menschenexperimenten aller Art zu beteiligen oder sich zu Handlangern der «Euthanasie»-Aktionen zu machen. Widerstand gegen das NS-Regime wurde dagegen nur von wenigen Ärzten geleistet. Moralische Blindheit war die wohl am weitesten verbreitete «Krankheit» in Deutschland während der Jahre 1933–1945. Der Antisemitismus unter Deutschlands Ärzten, gepaart mit dem äusserst eigennützigen Motiv, sich auf diese Weise lästiger Konkurrenz auf einem hart umkämpften Arbeitsmarkt entledigen zu können, führte dazu, dass etwa 40 Prozent der medizinischen Hochschullehrer aus Deutschland vertrieben wurden. Ebenso betroffen waren die einfachen Ärzte, von denen etwa 15 Prozent als jüdisch definiert wurden. Rund 50 Prozent waren es sogar unter den Kinderärzten. Ihnen, die entrechtet, ihrer beruflichen und privaten Lebensperspektive beraubt, vertrieben und ermordet wurden, ist ein von Eduard Seidler zusammengestelltes, im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin veröffentlichtes Nachschlagewerk gewidmet. In ihm sind alle, die wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgt wurden, aufgeführt, soweit ihre Schicksale rekonstruierbar waren. Wer Glück hatte, fand in einem von 31 Ländern auf allen Kontinenten Aufnahme; wer nicht, wurde in einem der Vernichtungslager ermordet oder in einem Ghetto dem Tod durch Hunger und Krankheit ausgeliefert. So unvollständig dieses Nachschlagewerk zwangsläufig auch sein mag – die Auflistung von über 600 Einzelschicksalen lässt erahnen, welches Ausmass an intellektueller und moralischer Verheerung mit der NS-Herrschaft einherging. Ärzte als Hitlers Helfer. Michael H. Kater NS Götter in Weiß Züchtigungspolitik Reihe/Serie Serie Piper ; 3407 Übersetzer Helmut Dierlamm, Renate Weitbrecht Vorwort Hans Mommsen Sprache deutsch Einbandart kartoniert, Piper Verlag GmbH, 0<
Ärzte als Hitlers Helfer Historiker Medzingeschichte Züchtigungspolitik NS-Geschichte Deutsche Geschichte 1918 bis 1945 Arzt Medizin im Dritten Reich NS-Herrschaft Michael H. Kater Übersetzer Helmut Dierlamm, Renate Weitbrecht Vorwort Hans Mommsen Aerzte als Hitlers Helfer NS Götter in Weiß Züchtigungspolitik Historiker Medzingeschichte NS-Geschichte Deutsche Geschichte 1918 bis 1945 Arzt Medizin im Dritten Reich - Taschenbuch
1989
ISBN: 9783492234078
Softcover 576 S. 19,4 x 11,9 x 3,2 cm Zustand: gebraucht - sehr gut, Ein Leben im Dienst der Menschlichkeit" fordert das Berufsgelöbnis von Ärzten heraus. Doch wie steht es darum, wenn da… Mehr…
Softcover 576 S. 19,4 x 11,9 x 3,2 cm Zustand: gebraucht - sehr gut, Ein Leben im Dienst der Menschlichkeit" fordert das Berufsgelöbnis von Ärzten heraus. Doch wie steht es darum, wenn das System, in dem die Ärzte praktizieren, keinerlei Menschlichkeit aufweist? Müssen sie sich gegen die Politik wehren oder sich mit ihr arrangieren, und wie gehen sie später mit ihrer Entscheidung um? Fragen, die sich im Zusammenhang mit deutschen Medizinern im Nationalsozialismus geradezu aufdrängen, kennt doch jeder die grauenvollen Menschenversuche des KZ-Arztes Josef Mengele. Doch Mengele war mit seinen relativ wenigen Kollegen in den Konzentrationslagern die schreckliche Ausnahme neben Tausenden "normaler" Ärzte im Nazi-Deutschland. Wie aber verhielten sich all diese Mediziner in der Diktatur? Dem ging der Geschichtsprofessor Michael H. Kater bereits 1989 in seinem Standardwerk Doctors under Hitler nach, das nun endlich in einer deutschen Übersetzung erschienen ist. Katers Erkenntnisse über die oft allzu systemfreundliche Medizinerkaste, deren Seilschaften auch nach dem Krieg hervorragend funktionierten und viele Ereignisse tief vergruben, war wohl lange Zeit zu brisanter Stoff für den deutschen Buchmarkt. Der Amerikaner seziert mit akribischer Genauigkeit die Ärzteschaft im Nationalsozialismus. Sein Skalpell schneidet in die, die den neuen Forschungsmöglichkeiten jedes Quäntchen Humanismus opferten, es legt aber auch das angepasste Verhalten vieler der oben angesprochenen Ärzte in Alltagspositionen offen. Ausbildung, die Situation der Ärztinnen sowie der jüdischen Mediziner sind weitere Aspekte von Katers ausführlicher Arbeit. "Die Bereitschaft", schreibt Hans Mommsen in seinem Vorwort, "rassisch und gesundheitlich unerwünschte Mitbürger auszumerzen und sich zum Diener einer verbrecherischen Züchtigungspolitik zu machen, war weit verbreitet". Diese Erkenntnis Katers über die "Götter in Weiß" macht seine Studie zu einem unverzichtbaren Beitrag in der Aufarbeitung des NS-Geschichte. Neue Zürcher Zeitung Weisse Kittel, schwarze Uniformen Ärzte im Nationalsozialismus – zwei neue Publikationen Die deutsche Ärzteschaft verfügt in Gestalt der Bundesärztekammer über eine gut organisierte Interessenvertretung, die bestrebt ist, ein makelloses Bild ihres Berufsstandes in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Braune Flecken stören da nur, zumal auf dem strahlend weissen Ärztekittel. Doch Gestalten wie Hans Joachim Sewering, 1973 bis 1978 Chef der Bundesärztekammer, zeigen, dass nicht alle deutschen Ärzte ausschliesslich Unschuldsweiss trugen. Neben seinem Ärztekittel besass Sewering, der sich 1943 nachweislich an «Euthanasie»-Morden beteiligt hatte, nämlich auch die schwarze SS-Uniform. Derartige personelle Kontinuitäten zwischen NS-Zeit und demokratischer Bundesrepublik gab es auch in anderen Berufszweigen, doch in kaum einem lösen sie derartiges Erschrecken aus wie bei den Medizinern. Deren hohes Sozialprestige rührt gerade aus der Verpflichtung, jedes menschliche Leben unter allen Umständen zu schützen. 1933 bis 1945 fanden sich jedoch allzu viele von ihnen bereit, diesen kategorischen Imperativ zugunsten einer rassistischen Politik der «Auslese» und «Ausmerze» hintanzustellen. Michael H. Kater, Historiker im kanadischen Toronto, hat sein zuerst 1989 veröffentlichtes Standardwerk «Doctors under Hitler» nunmehr endlich auch auf Deutsch publiziert. Der Titel «Ärzte als Hitlers Helfer» ist allerdings unglücklich gewählt, erinnert er doch an eine effekthascherische und durch geringes Reflexionsniveau gekennzeichnete Fernsehserie. Diese Vorwürfe kann man Kater gewiss nicht machen. Er zeichnet ein ausgesprochen differenziertes, auch sozialhistorisch fundiertes Bild der deutschen Ärzte im Nationalsozialismus, wobei er sich keinesfalls auf bekannte Figuren wie den berüchtigten KZ-Arzt Josef Mengele konzentriert. Gerade den normalen Ärzten, ihrer universitären Ausbildung und ihrem Berufsalltag wird viel Aufmerksamkeit gewidmet. Auch Aspekte wie die widersprüchlichen Professionalisierungs- und Deprofessionalisierungstendenzen oder die Rolle der Frauen werden ausführlich gewürdigt. Das ernüchternde Urteil, die Ärzte seien «sicherlich einer der am stärksten nazi-orientierten Berufsstände im Dritten Reich» gewesen, lässt sich an zwei Zahlen illustrieren. In der NSDAP waren die Ärzte im Verhältnis 3:1 überrepräsentiert, in der SS sogar 7:1. Gerade die SS mit ihrem Anspruch, die Elite des künftigen völkischen Staates zu stellen, übte auf viele Ärzte eine so grosse Faszination aus, dass manche von ihnen der Versuchung nicht widerstanden, sich an grausamen – und wissenschaftlich obendrein wertlosen – Menschenexperimenten aller Art zu beteiligen oder sich zu Handlangern der «Euthanasie»-Aktionen zu machen. Widerstand gegen das NS-Regime wurde dagegen nur von wenigen Ärzten geleistet. Moralische Blindheit war die wohl am weitesten verbreitete «Krankheit» in Deutschland während der Jahre 1933– 1945. Der Antisemitismus unter Deutschlands Ärzten, gepaart mit dem äusserst eigennützigen Motiv, sich auf diese Weise lästiger Konkurrenz auf einem hart umkämpften Arbeitsmarkt entledigen zu können, führte dazu, dass etwa 40 Prozent der medizinischen Hochschullehrer aus Deutschland vertrieben wurden. Ebenso betroffen waren die einfachen Ärzte, von denen etwa 15 Prozent als jüdisch definiert wurden. Rund 50 Prozent waren es sogar unter den Kinderärzten. Ihnen, die entrechtet, ihrer beruflichen und privaten Lebensperspektive beraubt, vertrieben und ermordet wurden, ist ein von Eduard Seidler zusammengestelltes, im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin veröffentlichtes Nachschlagewerk gewidmet. In ihm sind alle, die wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgt wurden, aufgeführt, soweit ihre Schicksale rekonstruierbar waren. Wer Glück hatte, fand in einem von 31 Ländern auf allen Kontinenten Aufnahme; wer nicht, wurde in einem der Vernichtungslager ermordet oder in einem Ghetto dem Tod durch Hunger und Krankheit ausgeliefert. So unvollständig dieses Nachschlagewerk zwangsläufig auch sein mag – die Auflistung von über 600 Einzelschicksalen lässt erahnen, welches Ausmass an intellektueller und moralischer Verheerung mit der NS-Herrschaft einherging. Ärzte als Hitlers Helfer. Michael H. Kater NS Götter in Weiß Züchtigungspolitik Reihe/Serie Serie Piper ; 3407 Übersetzer Helmut Dierlamm, Renate Weitbrecht Vorwort Hans Mommsen Sprache deutsch Einbandart kartoniert Historiker Medzingeschichte NS-Geschichte Deutsche Geschichte 1918 bis 1945 Arzt Medizin im Dritten Reich ISBN-10 3-492-23407-0 / 3492234070 ISBN-13 978-3-492-23407-8 / 9783492234078 Versand D: 6,99 EUR Historiker, Medzingeschichte, NS-Geschichte, Deutsche, Geschichte, 1918, 1945, Arzt, Medizin, Dritten, Reich, ISBN-10, 3-492-23407-0, 3492234070, ISBN-13, 978-3-492-23407-8, 9783492234078, Leben, Dienst, Menschlichkeit, fordert, Berufsgelöbnis, Ärzten, heraus, Doch, steht, darum, wenn, System, Ärzte, praktizieren, keinerlei, aufweist, Müssen, sich, gegen, Politik, wehren, oder, arrangieren, gehen, später, ihrer, Entscheidung, Fragen, Zusammenhang, deutschen, Medizinern, Nationalsozialismus, geradezu, aufdrängen, kennt, doch, jeder, grauenvollen, Menschenversuche, KZ-Arztes, Josef, Mengele, seinen, relativ, wenigen, Kollegen, Konzentrationslagern, schreckliche, Ausnahme, neben, Tausenden, normaler, Nazi-Deutschland, aber, verhielten, diese, Mediziner, Diktatur, ging, Geschichtsprofessor, Michael, Kater, bereits, 1989, seinem, Standardwerk, Doctors, under, Hitler, nach, endlich, einer, Übersetzung, erschienen, Katers, Erkenntnisse, über, allzu, systemfreundliche, Medizinerkaste, deren, Seilschaften, auch, Krieg, hervorragend, funktionierten, viele, Ereignisse, tief, vergruben, wohl, lange, Zeit, brisanter, Stoff, für, Buchmarkt, Amerikaner, seziert, akribischer, Genauigkeit, Ärzteschaft, Sein, Skalpell, schneidet, neuen, Forschungsmöglichkeiten, jedes, Quäntchen, Humanismus, opferten, legt, angepasste, Verhalten, vieler, oben, angesprochenen, Alltagspositionen, offen, Ausbildung, Situation, Ärztinnen, sowie, jüdischen, sind, weitere, Aspekte, ausführlicher, Arbeit, Bereitschaft, schreibt, Hans, Mommsen, Vorwort, rassisch, gesundheitlich, unerwünschte, Mitbürger, auszumerzen, Diener, verbrecherischen, Züchtigungspolitik, machen, weit, verbreitet, Diese, Erkenntnis, Götter, Weiß, macht, seine, Studie, einem, unverzichtbaren, Beitrag, Aufarbeitung, Neue, Zürcher, Zeitung, Weisse, Kittel, schwarze, Uniformen, &8211, zwei, neue, Publikationen, deutsche, verfügt, Gestalt, Bundesärztekammer, eine, organisierte, Interessenvertretung, bestrebt, makelloses, Bild, ihres, Berufsstandes, Öffentlichkeit, präsentieren, Braune, Flecken, stören, zumal, strahlend, weissen, Ärztekittel, Gestalten, Joachim, Sewering, 1973, 1978, Chef, zeigen, dass, nicht, alle, ausschliesslich, Unschuldsweiss, trugen, Neben, besass, 1943, nachweislich, «Euthanasie»-Morden, beteiligt, hatte, nämlich, SS-Uniform, Derartige, personelle, Kontinuitäten, zwischen, NS-Zeit, demokratischer, Bundesrepublik, anderen, Berufszweigen, kaum, lösen, derartiges, Erschrecken, Deren, hohes, Sozialprestige, rührt, gerade, Verpflichtung, menschliche, unter, allen, Umständen, schützen, 1933, fanden, jedoch, ihnen, bereit, diesen, kategorischen, Imperativ, zugunsten, rassistischen, «Auslese», «Ausmerze», hintanzustellen, kanadischen, Toronto, sein, zuerst, veröffentlichtes, «Doctors, Hitler», nunmehr, Deutsch, publiziert, Titel, «Ärzte, Hitlers, Helfer», allerdings, unglücklich, gewählt, erinnert, effekthascherische, durch, geringes, Reflexionsniveau, gekennzeichnete, Fernsehserie, Vorwürfe, kann, gewiss, zeichnet, ausgesprochen, differenziertes, sozialhistorisch, fundiertes, wobei, keinesfalls, bekannte, Figuren, berüchtigten, KZ-Arzt, konzentriert, Gerade, normalen, universitären, ihrem, Berufsalltag, wird, viel, Aufmerksamkeit, gewidmet, Auch, widersprüchlichen, Professionalisierungs-, Deprofessionalisierungstendenzen, Rolle, Frauen, werden, ausführlich, gewürdigt, ernüchternde, Urteil, seien, «sicherlich, stärksten, nazi-orientierten, Berufsstände, Reich», gewesen, lässt, Zahlen, illustrieren, NSDAP, waren, Verhältnis, überrepräsentiert, sogar, Anspruch, Elite, künftigen, völkischen, Staates, stellen, übte, grosse, Faszination, manche, Versuchung, widerstanden, grausamen, wissenschaftlich, obendrein, wertlosen, Menschenexperimenten, aller, beteiligen, Handlangern, «Euthanasie»-Aktionen, Widerstand, NS-Regime, wurde, dagegen, geleistet, Moralische, Blindheit, weitesten, verbreitete, «Krankheit», Deutschland, während, Jahre, 1933&82111945, Antisemitismus, Deutschlands, gepaart, äusserst, eigennützigen, Motiv, Weise, lästiger, Konkurrenz, hart, umkämpften, Arbeitsmarkt, entledigen, können, führte, dazu, etwa, Prozent, medizinischen, Hochschullehrer, vertrieben, wurden, Ebenso, betroffen, einfachen, denen, jüdisch, definiert, Rund, Kinderärzten, Ihnen, entrechtet, beruflichen, privaten, Lebensperspektive, beraubt, ermordet, Eduard, Seidler, zusammengestelltes, Auftrag, Deutschen, Gesellschaft, Kinderheilkunde, Jugendmedizin, Nachschlagewerk, wegen, Herkunft, verfolgt, aufgeführt, soweit, ihre, Schicksale, rekonstruierbar, Glück, fand, Ländern, Kontinenten, Aufnahme, Vernichtungslager, Ghetto, Hunger, Krankheit, ausgeliefert, unvollständig, dieses, zwangsläufig, Auflistung, Einzelschicksalen, erahnen, welches, Ausmass, intellektueller, moralischer, Verheerung, NS-Herrschaft, einherging, Helfer, Reihe, Serie, Piper, 3407, Übersetzer, Helmut, Dierlamm, Renate, Weitbrecht, Sprache, deutsch, Einbandart, kartoniert, [PU:Piper Verlag GmbH]<
Ärzte als Hitlers Helfer Historiker Medzingeschichte Züchtigungspolitik NS-Geschichte Deutsche Geschichte 1918 bis 1945 Arzt Medizin im Dritten Reich NS-Herrschaft Michael H. Kater Übersetzer Helmut Dierlamm, Renate Weitbrecht Vorwort Hans Mommsen Aerzte als Hitlers Helfer NS Götter in Weiß Züchtigungspolitik Historiker Medzingeschichte NS-Geschichte Deutsche Geschichte 1918 bis 1945 Arzt Medizin im Dritten Reich - Taschenbuch
2002, ISBN: 3492234070
[EAN: 9783492234078], Gebraucht, sehr guter Zustand, [PU: Piper Verlag GmbH], HISTORIKER MEDZINGESCHICHTE NS-GESCHICHTE DEUTSCHE GESCHICHTE 1918 BIS 1945 ARZT MEDIZIN IM DRITTEN REICH ISB… Mehr…
[EAN: 9783492234078], Gebraucht, sehr guter Zustand, [PU: Piper Verlag GmbH], HISTORIKER MEDZINGESCHICHTE NS-GESCHICHTE DEUTSCHE GESCHICHTE 1918 BIS 1945 ARZT MEDIZIN IM DRITTEN REICH ISBN-10 3-492-23407-0 / 3492234070 ISBN-13 978-3-492-23407-8 9783492234078 EIN LEBEN DIENST DER MENSCHLICHKEIT" FORDERT DAS BERUFSGELÖBNIS VON ÄRZTEN HERAUS. DOCH WIE STEHT ES DARUM, WENN SYSTEM, IN DEM DIE ÄRZTE PRAKTIZIEREN, KEINERLEI MENSCHLICHKEIT AUFWEIST? MÜSSEN SIE SICH GEGEN POLITIK WEHREN ODER MIT IHR ARRANGIEREN, UND GEHEN SPÄTER IHRER ENTSCHEIDUNG UM? FRAGEN, ZUSAMMENHANG DEUTSCHEN MEDIZINERN NATIONALSOZIALISMUS GERADEZU AUFDRÄNGEN, KENNT JEDER GRAUENVOLLEN MENSCHENVERSUCHE DES KZ-ARZTES JOSEF MENGELE. MENGELE WAR SEINEN RELATIV WENIGEN KOLLEGEN DEN KONZENTRATIONSLAGERN SCHRECKLICHE AUSNAHME NEBEN TAUSENDEN "NORMALER" NAZI-DEUTSCHLAND. ABER VERHIELTEN ALL DIESE MEDIZINER DIKTATUR? GING GESCHICHTSPROFESSOR MICHAEL H. KATER BEREITS 1989 SEINEM STANDARDWERK DOCTORS UNDER HITLER NACH, NUN ENDLICH EINER ÜBERSETZUNG ERSCHIENEN IST. KATERS ERKENNTNISSE ÜBER OFT ALLZU SYSTEMFREUNDLICHE MEDIZINERKASTE, DEREN SEILSCHAFTEN AUCH NACH KRIEG HERVORRAGEND FUNKTIONIERTEN VIELE EREIGNISSE TIEF VERGRUBEN, WOHL LANGE ZEIT ZU BRISANTER STOFF FÜR BUCHMARKT. AMERIKANER SEZIERT AKRIBISCHER GENAUIGKEIT ÄRZTESCHAFT NATIONALSOZIALISMUS. SEIN SKALPELL SCHNEIDET DIE, NEUEN FORSCHUNGSMÖGLICHKEITEN JEDES QUÄNTCHEN HUMANISMUS OPFERTEN, LEGT ANGEPASSTE VERHALTEN VIELER OBEN ANGESPROCHENEN ALLTAGSPOSITIONEN OFFEN. AUSBILDUNG, SITUATION ÄRZTINNEN SOWIE JÜDISCHEN SIND WEITERE ASPEKTE AUSFÜHRLICHER ARBEIT. "DIE BEREITSCHAFT", SCHREIBT HANS MOMMSEN VORWORT, "RASSISCH GESUNDHEITLICH UNERWÜNSCHTE MITBÜRGER AUSZUMERZEN ZUM DIENER VERBRECHERISCHEN ZÜCHTIGUNGSPOLITIK MACHEN, WEIT VERBREITET". ERKENNTNIS "GÖTTER WEISS" MACHT SEINE STUDIE EINEM UNVERZICHTBAREN BEITRAG AUFARBEITUNG NS-GESCHICHTE. NEUE ZÜRCHER ZEITUNG WEISSE KITTEL, SCHWARZE UNIFORMEN ? ZWEI PUBLIKATIONEN VERFÜGT GESTALT BUNDESÄRZTEKAMMER EINE GUT ORGANISIERTE INTERESSENVERTRETUNG, BESTREBT IST, MAKELLOSES BILD IHRES BERUFSSTANDE, Ein Leben im Dienst der Menschlichkeit" fordert das Berufsgelöbnis von Ärzten heraus. Doch wie steht es darum, wenn das System, in dem die Ärzte praktizieren, keinerlei Menschlichkeit aufweist? Müssen sie sich gegen die Politik wehren oder sich mit ihr arrangieren, und wie gehen sie später mit ihrer Entscheidung um? Fragen, die sich im Zusammenhang mit deutschen Medizinern im Nationalsozialismus geradezu aufdrängen, kennt doch jeder die grauenvollen Menschenversuche des KZ-Arztes Josef Mengele. Doch Mengele war mit seinen relativ wenigen Kollegen in den Konzentrationslagern die schreckliche Ausnahme neben Tausenden "normaler" Ärzte im Nazi-Deutschland. Wie aber verhielten sich all diese Mediziner in der Diktatur? Dem ging der Geschichtsprofessor Michael H. Kater bereits 1989 in seinem Standardwerk Doctors under Hitler nach, das nun endlich in einer deutschen Übersetzung erschienen ist. Katers Erkenntnisse über die oft allzu systemfreundliche Medizinerkaste, deren Seilschaften auch nach dem Krieg hervorragend funktionierten und viele Ereignisse tief vergruben, war wohl lange Zeit zu brisanter Stoff für den deutschen Buchmarkt. Der Amerikaner seziert mit akribischer Genauigkeit die Ärzteschaft im Nationalsozialismus. Sein Skalpell schneidet in die, die den neuen Forschungsmöglichkeiten jedes Quäntchen Humanismus opferten, es legt aber auch das angepasste Verhalten vieler der oben angesprochenen Ärzte in Alltagspositionen offen. Ausbildung, die Situation der Ärztinnen sowie der jüdischen Mediziner sind weitere Aspekte von Katers ausführlicher Arbeit. "Die Bereitschaft", schreibt Hans Mommsen in seinem Vorwort, "rassisch und gesundheitlich unerwünschte Mitbürger auszumerzen und sich zum Diener einer verbrecherischen Züchtigungspolitik zu machen, war weit verbreitet". Diese Erkenntnis Katers über die "Götter in Weiß" macht seine Studie zu einem unverzichtbaren Beitrag in der Aufarbeitung des NS-Geschichte. Neue Zürcher Zeitung Weisse Kittel, schwarze Uniformen Ärzte im Nationalsozialismus ? zwei neue Publikationen Die deutsche Ärzteschaft verfügt in Gestalt der Bundesärztekammer über eine gut organisierte Interessenvertretung, die bestrebt ist, ein makelloses Bild ihres Berufsstandes in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Braune Flecken stören da nur, zumal auf dem strahlend weissen Ärztekittel. Doch Gestalten wie Hans Joachim Sewering, 1973 bis 1978 Chef der Bundesärztekammer, zeigen, dass nicht alle deutschen Ärzte ausschliesslich Unschuldsweiss trugen. Neben seinem Ärztekittel besass Sewering, der sich 1943 nachweislich an «Euthanasie»-Morden beteiligt hatte, nämlich auch die schwarze SS-Uniform. Derartige personelle Kontinuitäten zwischen NS-Zeit und demokratischer Bundesrepublik gab es auch in anderen Berufszweigen, doch in kaum einem lösen sie derartiges Erschrecken aus wie bei den Medizinern. Deren hohes Sozialprestige rührt gerade aus der Verpflichtung, jedes menschliche Leben unter allen Umständen zu schützen. 1933 bis 1945 fanden sich jedoch allzu viele von ihnen bereit, diesen kategorischen Imperativ zugunsten einer rassistischen Politik der «Auslese» und «Ausmerze» hintanzustellen. Michael H. Kater, Historiker im kanadischen Toronto, hat sein zuerst 1989 veröffentlichtes Standardwerk «Doctors under Hitler» nunmehr endlich auch auf Deutsch publiziert. Der Titel «Ärzte als Hitlers Helfer» ist allerdings unglücklich gewählt, erinnert er doch an eine effekthascherische und durch geringes Reflexionsniveau gekennzeichnete Fernsehserie. Diese Vorwürfe kann man Kater gewiss nicht machen. Er zeichnet ein ausgesprochen differenziertes, auch sozialhistorisch fundiertes Bild der deutschen Ärzte im Nationalsozialismus, wobei er sich keinesfalls auf bekannte Figuren wie den berüchtigten KZ-Arzt Josef Mengele konzentriert. Gerade den normalen Ärzten, ihrer universitären Ausbildung und ihrem Berufsalltag wird viel Aufmerksamkeit gewidmet. Auch Aspekte wie die widersprüchlichen Professionalisierungs- und Deprofessionalisierungstendenzen oder die Rolle der Frauen werden ausführlich gewürdigt. Das ernüchternde Urteil, die Ärzte seien «sicherlich einer der am stärksten nazi-orientierten Berufsstände im Dritten Reich» gewesen, lässt sich an zwei Zahlen illustrieren. In der NSDAP waren die Ärzte im Verhältnis 3:1 überrepräsentiert, in der SS sogar 7:1. Gerade die SS mit ihrem Anspruch, die Elite des künftigen völkischen Staates zu stellen, übte auf viele Ärzte eine so grosse Faszination aus, dass manche von ihnen der Versuchung nicht widerstanden, sich an grausamen ? und wissenschaftlich obendrein wertlosen ? Menschenexperimenten aller Art zu beteiligen oder sich zu Handlangern der «Euthanasie»-Aktionen zu machen. Widerstand gegen das NS-Regime wurde dagegen nur von wenigen Ärzten geleistet. Moralische Blindheit war die wohl am weitesten verbreitete «Krankheit» in Deutschland während der Jahre 1933?1945. Der Antisemitismus unter Deutschlands Ärzten, gepaart mit dem äusserst eigennützigen Motiv, sich auf diese Weise lästiger Konkurrenz auf einem hart umkämpften Arbeitsmarkt entledigen zu können, führte dazu, dass etwa 40 Prozent der medizinischen Hochschullehrer aus Deutschland vertrieben wurden. Ebenso betroffen waren die einfachen Ärzte, von denen etwa 15 Prozent als jüdisch definiert wurden. Rund 50 Prozent waren es sogar unter den Kinderärzten. Ihnen, die entrechtet, ihrer beruflichen und privaten Lebensperspektive beraubt, vertrieben und ermordet wurden, ist ein von Eduard Seidler zusammengestelltes, im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin veröffentlichtes Nachschlagewerk gewidmet. In ihm sind alle, die wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgt wurden, aufgeführt, soweit ihre Schicksale rekonstruierbar waren. Wer Glück hatte, fand in einem von 31 Ländern auf allen Kontinenten Aufnahme; wer nicht, wurde in einem der Vernichtungslager ermordet oder in einem Ghetto dem Tod durch Hunger und Krankheit ausgeliefert. So unvollständig dieses Nachschlagewerk zwangsläufig au, Books<
Ärzte als Hitlers Helfer Historiker Medzingeschichte Züchtigungspolitik NS-Geschichte Deutsche Geschichte 1918 bis 1945 Arzt Medizin im Dritten Reich NS-Herrschaft Michael H. Kater Übersetzer Helmut D - Taschenbuch
2000, ISBN: 9783492234078
[ED: Softcover], [PU: Piper Verlag GmbH], Ein Leben im Dienst der Menschlichkeit" fordert das Berufsgelöbnis von Ärzten heraus. Doch wie steht es darum, wenn das System, in dem die Ärzte … Mehr…
[ED: Softcover], [PU: Piper Verlag GmbH], Ein Leben im Dienst der Menschlichkeit" fordert das Berufsgelöbnis von Ärzten heraus. Doch wie steht es darum, wenn das System, in dem die Ärzte praktizieren, keinerlei Menschlichkeit aufweist? Müssen sie sich gegen die Politik wehren oder sich mit ihr arrangieren, und wie gehen sie später mit ihrer Entscheidung um? Fragen, die sich im Zusammenhang mit deutschen Medizinern im Nationalsozialismus geradezu aufdrängen, kennt doch jeder die grauenvollen Menschenversuche des KZ-Arztes Josef Mengele. Doch Mengele war mit seinen relativ wenigen Kollegen in den Konzentrationslagern die schreckliche Ausnahme neben Tausenden "normaler" Ärzte im Nazi-Deutschland. Wie aber verhielten sich all diese Mediziner in der Diktatur? Dem ging der Geschichtsprofessor Michael H. Kater bereits 1989 in seinem Standardwerk Doctors under Hitler nach, das nun endlich in einer deutschen Übersetzung erschienen ist. Katers Erkenntnisse über die oft allzu systemfreundliche Medizinerkaste, deren Seilschaften auch nach dem Krieg hervorragend funktionierten und viele Ereignisse tief vergruben, war wohl lange Zeit zu brisanter Stoff für den deutschen Buchmarkt. Der Amerikaner seziert mit akribischer Genauigkeit die Ärzteschaft im Nationalsozialismus. Sein Skalpell schneidet in die, die den neuen Forschungsmöglichkeiten jedes Quäntchen Humanismus opferten, es legt aber auch das angepasste Verhalten vieler der oben angesprochenen Ärzte in Alltagspositionen offen. Ausbildung, die Situation der Ärztinnen sowie der jüdischen Mediziner sind weitere Aspekte von Katers ausführlicher Arbeit. "Die Bereitschaft", schreibt Hans Mommsen in seinem Vorwort, "rassisch und gesundheitlich unerwünschte Mitbürger auszumerzen und sich zum Diener einer verbrecherischen Züchtigungspolitik zu machen, war weit verbreitet". Diese Erkenntnis Katers über die "Götter in Weiß" macht seine Studie zu einem unverzichtbaren Beitrag in der Aufarbeitung des NS-Geschichte. Neue Zürcher Zeitung Weisse Kittel, schwarze Uniformen Ärzte im Nationalsozialismus – zwei neue Publikationen Die deutsche Ärzteschaft verfügt in Gestalt der Bundesärztekammer über eine gut organisierte Interessenvertretung, die bestrebt ist, ein makelloses Bild ihres Berufsstandes in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Braune Flecken stören da nur, zumal auf dem strahlend weissen Ärztekittel. Doch Gestalten wie Hans Joachim Sewering, 1973 bis 1978 Chef der Bundesärztekammer, zeigen, dass nicht alle deutschen Ärzte ausschliesslich Unschuldsweiss trugen. Neben seinem Ärztekittel besass Sewering, der sich 1943 nachweislich an «Euthanasie»-Morden beteiligt hatte, nämlich auch die schwarze SS-Uniform. Derartige personelle Kontinuitäten zwischen NS-Zeit und demokratischer Bundesrepublik gab es auch in anderen Berufszweigen, doch in kaum einem lösen sie derartiges Erschrecken aus wie bei den Medizinern. Deren hohes Sozialprestige rührt gerade aus der Verpflichtung, jedes menschliche Leben unter allen Umständen zu schützen. 1933 bis 1945 fanden sich jedoch allzu viele von ihnen bereit, diesen kategorischen Imperativ zugunsten einer rassistischen Politik der «Auslese» und «Ausmerze» hintanzustellen. Michael H. Kater, Historiker im kanadischen Toronto, hat sein zuerst 1989 veröffentlichtes Standardwerk «Doctors under Hitler» nunmehr endlich auch auf Deutsch publiziert. Der Titel «Ärzte als Hitlers Helfer» ist allerdings unglücklich gewählt, erinnert er doch an eine effekthascherische und durch geringes Reflexionsniveau gekennzeichnete Fernsehserie. Diese Vorwürfe kann man Kater gewiss nicht machen. Er zeichnet ein ausgesprochen differenziertes, auch sozialhistorisch fundiertes Bild der deutschen Ärzte im Nationalsozialismus, wobei er sich keinesfalls auf bekannte Figuren wie den berüchtigten KZ-Arzt Josef Mengele konzentriert. Gerade den normalen Ärzten, ihrer universitären Ausbildung und ihrem Berufsalltag wird viel Aufmerksamkeit gewidmet. Auch Aspekte wie die widersprüchlichen Professionalisierungs- und Deprofessionalisierungstendenzen oder die Rolle der Frauen werden ausführlich gewürdigt. Das ernüchternde Urteil, die Ärzte seien «sicherlich einer der am stärksten nazi-orientierten Berufsstände im Dritten Reich» gewesen, lässt sich an zwei Zahlen illustrieren. In der NSDAP waren die Ärzte im Verhältnis 3:1 überrepräsentiert, in der SS sogar 7:1. Gerade die SS mit ihrem Anspruch, die Elite des künftigen völkischen Staates zu stellen, übte auf viele Ärzte eine so grosse Faszination aus, dass manche von ihnen der Versuchung nicht widerstanden, sich an grausamen – und wissenschaftlich obendrein wertlosen – Menschenexperimenten aller Art zu beteiligen oder sich zu Handlangern der «Euthanasie»-Aktionen zu machen. Widerstand gegen das NS-Regime wurde dagegen nur von wenigen Ärzten geleistet. Moralische Blindheit war die wohl am weitesten verbreitete «Krankheit» in Deutschland während der Jahre 1933–1945. Der Antisemitismus unter Deutschlands Ärzten, gepaart mit dem äusserst eigennützigen Motiv, sich auf diese Weise lästiger Konkurrenz auf einem hart umkämpften Arbeitsmarkt entledigen zu können, führte dazu, dass etwa 40 Prozent der medizinischen Hochschullehrer aus Deutschland vertrieben wurden. Ebenso betroffen waren die einfachen Ärzte, von denen etwa 15 Prozent als jüdisch definiert wurden. Rund 50 Prozent waren es sogar unter den Kinderärzten. Ihnen, die entrechtet, ihrer beruflichen und privaten Lebensperspektive beraubt, vertrieben und ermordet wurden, ist ein von Eduard Seidler zusammengestelltes, im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin veröffentlichtes Nachschlagewerk gewidmet. In ihm sind alle, die wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgt wurden, aufgeführt, soweit ihre Schicksale rekonstruierbar waren. Wer Glück hatte, fand in einem von 31 Ländern auf allen Kontinenten Aufnahme; wer nicht, wurde in einem der Vernichtungslager ermordet oder in einem Ghetto dem Tod durch Hunger und Krankheit ausgeliefert. So unvollständig dieses Nachschlagewerk zwangsläufig auch sein mag – die Auflistung von über 600 Einzelschicksalen lässt erahnen, welches Ausmass an intellektueller und moralischer Verheerung mit der NS-Herrschaft einherging. Ärzte als Hitlers Helfer. Michael H. Kater NS Götter in Weiß Züchtigungspolitik Reihe/Serie Serie Piper ; 3407 Übersetzer Helmut Dierlamm, Renate Weitbrecht Vorwort Hans Mommsen Sprache deutsch Einbandart kartoniert Historiker Medzingeschichte NS-Geschichte Deutsche Geschichte 1918 bis 1945 Arzt Medizin im Dritten Reich ISBN-10 3-492-23407-0 / 3492234070 ISBN-13 978-3-492-23407-8 / 9783492234078, DE, [SC: 6.95], leichte Gebrauchsspuren, gewerbliches Angebot, 19,4 x 11,9 x 3,2 cm, 576, [GW: 2000g], Banküberweisung, PayPal, Offene Rechnung (Vorkasse vorbehalten), Internationaler Versand<
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Bibliographische Daten des bestpassenden Buches
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Der Amerikaner seziert mit akribischer Genauigkeit die Ärzteschaft im Nationalsozialismus. Sein Skalpell schneidet in die, die den neuen Forschungsmöglichkeiten jedes Quäntchen Humanismus opferten, es legt aber auch das angepasste Verhalten vieler der oben angesprochenen Ärzte in Alltagspositionen offen. Ausbildung, die Situation der Ärztinnen sowie der jüdischen Mediziner sind weitere Aspekte von Katers ausführlicher Arbeit.
"Die Bereitschaft", schreibt Hans Mommsen in seinem Vorwort, "rassisch und gesundheitlich unerwünschte Mitbürger auszumerzen und sich zum Diener einer verbrecherischen Züchtigungspolitik zu machen, war weit verbreitet". Diese Erkenntnis Katers über die "Götter in Weiß" macht seine Studie zu einem unverzichtbaren Beitrag in der Aufarbeitung des NS-Geschichte. --Joachim Hohwieler
Detailangaben zum Buch - Ärzte als Hitlers Helfer.
EAN (ISBN-13): 9783492234078
ISBN (ISBN-10): 3492234070
Gebundene Ausgabe
Taschenbuch
Erscheinungsjahr: 2002
Herausgeber: Piper
Buch in der Datenbank seit 2007-06-06T16:55:19+02:00 (Berlin)
Detailseite zuletzt geändert am 2024-04-23T12:11:31+02:00 (Berlin)
ISBN/EAN: 3492234070
ISBN - alternative Schreibweisen:
3-492-23407-0, 978-3-492-23407-8
Alternative Schreibweisen und verwandte Suchbegriffe:
Autor des Buches: michael kater, weitbrecht, kat, dierlamm, kate, redivivus, hitler, helfer, bechstein, mimra robert, martina winkelhofer, hemingway, rilke, hesse, schreiber uhlenbusch, jean cocteau, reuze, cohen, kästner, voltaire, helmut, hans mommsen, below, binder galinnski
Titel des Buches: ärzte als hitlers helfer, rzte als hitlers helfer, hitlers arzt, aerzte, kate, von strassburg, regierung oppeln, käte, redivivus, vogue, andern land, der baumeister, gesammelte werke, demian, gustav vasa, deutsche jagd, roman zweier geschwister, giganten der landstrasse, weitbrecht, solal, fabian, deutsche jägerzeitung, princesse babylone, bevölkerung, volkstum, mengele, fragen die deutsche geschichte, die deutsche entscheidung, deutsche historiker nationalsozialismus, die geschichte der medizin, geschichte des nationalsozialismus, der deutsche michael, das reich der deutschen, wie wär mit, die ärzte und die politik, das ein nazi, das war die, ärzte dritten reich, und sie leben doch, below als hitlers, oder doch, ein leben mit dem, deutschland den deutschen, josef der kater, hans mommsen, wie dienst, die grosse trommel, wenn das die deutschen, medizin von bis, deutsche geschichte 1945, nationalsozialismus system, 1930, hans hans schreckliche, menschenversuche, die trommel gedichte, wie steht, deutsche geschichte von 1918, medizin und menschlichkeit, politik gegen deutschland, geschichte heraeus, weiß, die große trommel leben kampf und traumlallen adolf hitler, deutsche herrschaft, häns
Daten vom Verlag:
Autor/in: Michael H Kater
Titel: Piper Taschenbuch; Ärzte als Hitlers Helfer
Verlag: Piper
576 Seiten
Übersetzer/in: Helmut Dierlamm; Renate Weitbrecht (Englisch)
Gewicht: 0,460 kg
Sprache: Deutsch
15,90 € (DE)
28,50 CHF (CH)
Not available (reason unspecified)
BC; KART; Drittes Reich /Medizin; Arzt; Nationalsozialismus
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