Idyllen der Deutschen : Texte u. Ill. Texte u. Ill. - gebunden oder broschiert

Eine heute vergessene oder belächelte, einstmals beliebte und wirkungsvolle Tradition deutscher Literatur wird in diesem Band mit Texten und Illustrationen vorgestellt. Die Gattungsgeschichte der Idylle erstreckt sich über mehr als hundert Jahre, von der Mitte des 18. '/.ur Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie umfasst Autoren wie Brockes, Hagedorn, Ewald von Kleist, Geßner, Maler Müller, Voß, Hebel, Goethe, Heinrich von Kleist, Jean Paul, Mörike und noch, als fernen Abgesang, George und Hofmannsthal; sie hat ganz. besonders die Blüte der Buchillustration in diesem Zeitraum inspiriert, von Meil und Chodowiecki bis zu Speckter und Ludwig Richter (Geßner und Maler Müller waren selbst bildende Künstler). Von der Land- und Naturbegeisterung der Epoche Rousseaus über den Preis geordnet familiären Bürgerlebens bis zu kauzig-versponnenem Winkelglück, von Aufklärung, Rokoko und Empfindsamkeit über Sturm und Drang, Klassik und Biedermeier bis zum Ein de siede, vom hoffnungsvollen Aufbruch des vorrevolutionären Bürgertums zum resignativen Rückzug der Restaurationszeit und zu jener trivialen Gartenzwergidyllik, die seither den Begriff diskreditierte, spannt sich eine überschaubare, eindrucksvolle Entwicklung. Die Miniaturen entwerfen ein Leben erfüllter Intimität in natürlicher und vertrauter Nahwelt, überhöht durch die Erinnerung an eine harmonische Antike; sie sind Zeugnis einer Vergangenheit, in der auch bescheiden imaginiert, in der mit feinen Strichen ausgepinselt werden durfte, was schon lange, nicht zuletzt durch diese Tradition selbst, zerschlissen, verbraucht und zu Werbung und Propaganda mißbraucht ist: das kleine Glück, das »home sweet home noch ohne Muff« (Ernst Bloch), die sanfte Utopie. In keiner anderen Nationalliteratur hat die Idylle solche Bedeutung gewonnen wie in unserer. Sie repräsentiert etwas von deutscher und bürgerlicher Kulturgeschichte, ein Stuck Ursprungsgeschichte bürgerlichen Bewußtseins in Deutschland.