Der dreizehnte Beatle - gebrauchtes Buch

Die Annalen der Popmusik verzeichnen, dass John Lennon am 9. November 1966 beim Besuch einer Ausstellung in der Indica-Galerie zum ersten Mal auf Yoko Ono traf. Dies zu verhindern, hat sich Friedrich Wilhelm Schiers, Beatles-Fan aus Hamburg-Altona, auf den Weg nach London gemacht: Yoko wird, wie Friedrich Wilhelm weiß, die Beatles nämlich auseinanderbringen. Der Eheverhinderer, der sich in Swinging London „Billy Shears“ nennt, ist nämlich nichts weniger als ein Zeitreisender aus dem 21. Jahrhundert. Am Abend der Ausstellungseröffnung geht sein plumper Rettungsplan allerdings gründlich daneben -- und John Lennon fällt nach einem Autounfall ins Koma. „Strawberry Fields Forever?“ Jetzt nicht mehr. Die Deutschen kriegen eben alles hin!

Romanideen wie diese polarisieren: Entweder, man schlägt sich vor den Kopf, nicht selbst diese Mega-Idee gehabt zu haben, oder man tut das Ganze als spätpubertäre Phantasie eines ewigen Fans ab, der sich partout weigert, erwachsen zu werden. Leute, denen die Beatles die Augen zur Welt öffneten -- und der Rezensent zählt zu ihnen -- kennen das ja. Man kann sämtliche Daten im Schlaf herbeten, kennt jede Songzeile, jedes biografische Fitzelchen und -- ja, auch man selbst gehörte damals zu jener Sorte Männlein, die es bedauerten, dass John seine nette Cynthia gegen den „japanischen Drachen“ austauschte. Ergebnis bekannt! Ok, entscheiden wir uns, das Buch amüsant zu finden!

Auf Friedrich Wilhelms Kreuzzug, die Sixties komplett umzuschreiben, klotzt Autor Henschel mit Detailkenntnissen, was das Zeug hält. Vermutlich werden dies nur Insider vergnüglich finden, andere wird die wandelnde Zitatensammlung förmlich erschlagen. Dem Autor muss es ein diebisches Vergnügen bereitet haben, seinen Zeitreisenden auf Poplegenden wie Hendrix, Stones und Bowie treffen zu lassen, um ihnen ihre künftigen Karrieren einzuflüstern. Zeitzeugen dieser musikalischen Umbruchsperiode werden ihre helle Freude haben. Besonders am überraschenden Schluss: Die Karriere der Beatles endete, Deutschland sei dank, im November 1966. Und ihre unsterblichen, noch nicht geschriebenen Songs? „A Day In The Life“, „Hey Jude“ „Imagine“? Nun -- nur so viel „Lady Madonna“ wird von den Stones gesungen. Wer der geniale Komponist ist, können Sie