Enigma entschlüsselt die "Codebreakers" von Bletchley Park - gebunden oder broschiert

In Enigma entschlüsselt geht es um die britischen Codeknacker des Zweiten Weltkriegs, die in einem alten Herrenhaus mit dem Namen "Bletchley Park" und dessen Umgebung deutsche Funksprüche entzifferten. Ihre Arbeit war von entscheidender Bedeutung für den Kampf um Großbritannien und den U-Boot-Krieg im Atlantik. Mit ihrer Hilfe war es möglich, den deutschen General Erwin Rommel aus Afrika zu vertreiben, und auch die Landetruppen der Alliierten in der Normandie hatten Rückendeckung aus Bletchley Park.

Die Nazis verwendeten zur Verschlüsselung ihres Funkverkehrs vor allem die in Holland entwickelte ENIGMA-Maschine, ein elektromechanisches Gerät, das auf einer Schreibmaschinentastatur eingegebene Buchstaben über ein kompliziertes System aus Walzen und Kabeln in kodierte Buchstabengruppen umwandelt. Die Polen hatten sich bereits länger mit dem System beschäftigt und übermittelten nach der Invasion entscheidende Informationen an Bletchley Park. Das hochgeheime Hauptquartier der britischen Codeknacker, auch bekannt als Station X, wurde erst 1939 unter dem Tarnnamen "Captain Ridleys Jagdgesellschaft" gegründet, die Mitarbeiterzahl stieg bis zum Ende des Krieges von knapp 100 auf nahezu 10.000. Als der Personalmangel am größten war, warb man sogar über Kreuzworträtselwettbewerbe um neue Mitarbeiter.

Ein Mann sollte bei der Entschlüsselung des deutschen Codes eine besondere Rolle spielen: Alan Turing, der die theoretischen und praktischen Grundlagen der modernen Computertechnik entwickelte und dessen Spezialcomputer es den Alliierten ermöglichte, die geänderten deutschen Schlüssel oft innerhalb weniger Stunden zu knacken. Auch die Tatsache, dass Turing später wegen seiner Homosexualität verfolgt und in den Selbstmord getrieben wurde, wird im Buch nicht verschwiegen.

Der Autor Michael Smith, selbst ehemaliger Geheimdienstoffizier, erzählt die Geschichte von Bletchley Park vor allem mit Zitaten der Codeknacker. Bis auf eine lückenhafte Bibliografie fehlen leider die dazugehörigen Quellenangaben. Auch wer technische Details über Ver- und Entschlüsselungsmaschinen sucht, wird in Smiths Buch nicht fündig. Den Lesegenuss trüben außerdem die schlechte Übersetzung und etliche Tippfehler, und die langen Zitate sind oft schlecht als solche zu erkennen. Dennoch handelt es sich bei Enigma entschlüsselt um eine locker geschriebene und gut lesbare Erzählung über Ereignisse, die im Geschichtsunterricht meist vergessen werden. Ohne die Codebreaker, so konstatieren auch Experten, hätte der Krieg möglicherweise Jahre länger gedauert. --Erik Möller