Die Dachkammer . Roman. Aus dem Serbokroatischen von Katharina Wolf-Grießhaber. - gebrauchtes Buch

Eine Dachkammer in einem heruntergekommenen Mietshaus, in dem man von fern die Züge pfeifen hört, Feuchtigkeitsflecken, die die Allegorien der vier Kontinente auf die Decke zeichnen, Schabenkolonien, die geschäftig im Strohlager rascheln, Zigarettenqualm und Ofen ruß: standesgemäß wohnen hier Orpheus, der Dichter, und Igor, genannt Bock-Allwissend, der Sterngucker.

Hier versuchen die bei den Freunde mit allen Mitteln, dem Ernst des Lebens zu entgehen - in der Hauptsache natürlich mit dem Mittel der Liebe. Vor ihr verblassen all die anderen Fragen, auf die die beiden eine Antwort suchen: Unsterblichkeit der Seele, Mutterschaft, Vaterland, Kosmopolitismus, Ernährung, etc. etc. Doch Eurydlke, die ideale Geliebte, ist natürlich weitgehend abwesend, entschwindet, kommt wieder und läßt den Dichter am Ende keineswegs untröstlich zurück.

Da der Alltag trist ist, begibt sich Orpheus auf imaginäre Reisen in die Südsee, von wo er Muscheln und Lieder mitbringt, und irgendwann beschließt er, sich von der Welt zurückzuziehen - in eine Kneipe, versteht sich. Neben einer, um das mindeste zu sagen, originellen Speise- und Getränkekarte hat das Lokal »Zu den zwei Desperados- auch sonst noch allerhand zu bieten, doch auch das wildeste Leben wird schließlich schal, und Orpheus kehrt in sein Reich unter dem Dach zurück, um über seinem unsterblichen ersten Roman zu brüten. Und nach all den exzentrischen und poetischen Aus- und Höhenflügen steigt er am Ende hinab in die Niederungen der unteren Stockwerke, ins ganz gewöhnliche Leben.

Die Dachkammer, Danilo Kis' erster Roman, der nun erstmals auf deutsch erscheint, ist ein übermütiges Buch, ein Poem auf die Jugend, wie wir es aus den frühen Filmen von Truffaut und Godard kennen, ein Liebes- und Künstlerroman, der das Genre zugleich parodiert.