Die Mutter der Holocaust-Kinder Irena Sendler und die geretteten Kinder aus dem Warschauer Ghetto [Gebundene Ausgabe] Anna Mieszkowska (Autor), Urszula Usakowska-Wolff (Übersetzer), Manfred Wolff (Übersetzer) Matka Dzieci Holocaustu Historia Ireny Sendlerowej Deutsche Verlags-Anstalt DVA Deutsche Besatzung Judenrettung Nationalsozialismus Sendler Irena Getto ErinnerungenWarschau zur Zeit der deutschen Besatzung Obwohl für die geringste Hilfeleistung gegenüber Juden die Todesstrafe droht, gelingt es der jungen Polin Irena Sendler, 2500 jüdische Kinder vor dem Tod zu bewahren. Als Krankenschwester hat sie Zugang zum Warschauer Ghetto. In Säcken und Kisten, mit Schlafmitteln betäubt, durch Keller und Abwasserkanäle schleust sie die Kinder auf die andere Seite des Ghettos. Mit gefälschten Papieren gibt sie ihnen eine neue Identität und verschafft ihnen in polnischen Familien, Waisenhäusern und Klöstern ein neues Zuhause. Als die Gestapo sie faßt und foltert, gibt sie keine Namen preis und kommt selbs - gebunden oder broschiert
2008, ISBN: 9783421059123
Ullstein Hardcover, 2008. 2008. Hardcover. 12,8 x 2,3 x 21 cm. Die zunehmende Ausbreitung des Fundamentalismus, nicht nur in der muslimischen Welt, beweist: Die westliche Welt hat vor la… Mehr…
Ullstein Hardcover, 2008. 2008. Hardcover. 12,8 x 2,3 x 21 cm. Die zunehmende Ausbreitung des Fundamentalismus, nicht nur in der muslimischen Welt, beweist: Die westliche Welt hat vor lauter gut gemeinter Toleranz vergessen, dass der Religion in der Demokratie Grenzen gesetzt werden müssen. Denn: Die Schattenseite aller schriftlich fixierten Offenbarungsreligionen ist die Gewalt. Mit seinen provozierenden Thesen rüttelt Elie Barnavi seine Leser aus dem multikulturellen Dornröschenschlaf und öffnet ihnen die Augen. Der Westen muss sich auf die Werte der Aufklärung besinnen und sie kompromisslos verteidigen. Nur so kann die Demokratie überleben. Und nur so können wir verhindern, dass Fundamentalismus zum globalen Totalitarismus des 21. Jahrhunderts wird. Es ist ein Krieg auf moralischer Ebene, bei dem es um unsere Freiheit geht. Autor: Der Historiker und Politologe Elie Barnavi, geboren 1964 in Bukarest, lehrte als Professor an der Universität Tel Aviv und an der École des Hautes Études in Paris. Von 1999 bis 2002 war er israelischer Botschafter in Paris. Heute lebt er in Tel Aviv. Die westliche Welt hat vergessen, dass jede Religion eine Schattenseite hat: die Gewalt. Barnavi, selbst gläubiger Jude, ruft deshalb zu einer strikten Trennung von Religion und Staat auf. Ein flammendes Plädoyer für die radikale Verteidigung unserer demokratischen Werte. Die zunehmende Ausbreitung des Fundamentalismus, nicht nur in der muslimischen Welt, beweist: Die westliche Welt hat vor lauter gut gemeinter Toleranz vergessen, dass der Religion in der Demokratie Grenzen gesetzt werden müssen. Denn: Die Schattenseite aller schriftlich fixierten Offenbarungsreligionen ist die Gewalt. Mit seinen provozierenden Thesen rüttelt Elie Barnavi seine Leser aus dem multikulturellen Dornröschenschlaf und öffnet ihnen die Augen. Der Westen muss sich auf die Werte der Aufklärung besinnen und sie kompromisslos verteidigen. Nur so kann die Demokratie überleben. Und nur so können wir verhindern, dass Fundamentalismus zum globalen Totalitarismus des 21. Jahrhunderts wird. Es ist ein Krieg auf moralischer Ebene, bei dem es um unsere Freiheit geht. Die zunehmende Ausbreitung des Fundamentalismus, nicht nur in der muslimischen Welt, beweist: Die westliche Welt hat vor lauter gut gemeinter Toleranz vergessen, dass der Religion in der Demokratie Grenzen gesetzt werden müssen. Denn: Die Schattenseite aller schriftlich fixierten Offenbarungsreligionen ist die Gewalt. Mit seinen provozierenden Thesen rüttelt Elie Barnavi seine Leser aus dem multikulturellen Dornröschenschlaf und öffnet ihnen die Augen. Der Westen muss sich auf die Werte der Aufklärung besinnen und sie kompromisslos verteidigen. Nur so kann die Demokratie überleben. Und nur so können wir verhindern, dass Fundamentalismus zum globalen Totalitarismus des 21. Jahrhunderts wird. Es ist ein Krieg auf moralischer Ebene, bei dem es um unsere Freiheit geht. Über den Autor: Der Historiker und Politologe Elie Barnavi, geboren 1964 in Bukarest, lehrte als Professor an der Universität Tel Aviv und an der École des Hautes Études in Paris. Von 1999 bis 2002 war er israelischer Botschafter in Paris. Heute lebt er in Tel Aviv. 2000 erschien die viel gelobte Universalgeschichte des Judentums auf Deutsch, die von ihm herausgegeben wurde. Die Religion ist nicht totzukriegen und am Beginn des 21. Jahrhunderts wird dies auch dem Westen umso mehr bewusst, wie auch der SPIEGEL in einer Artikelserie unter dem Titel Weltmacht Religion bestätigte. Sinnsuche und der Wunsch sich auf ethische Grundprinzipien rückzubesinnen haben zu einem Wiederaufleben religiöser Gefühle geführt. Doch fast alle Weltreligionen besitzen inzwischen eine dunkle Seite, deren Anhänger unter Berufung auf die heiligen Schrift und damit fundamentalen Glaubensgrundlage einen alleinigen Wahrheitsanspruch erheben, welchen es im Glauben das einzig richtige zu tun, mit Vehemenz zu verteidigen gilt. Im Namen Gottes, wird Gewalt gegen Andersgläubige und potentielle Verräter an diesem heiligen Krieg angewendet. Der Historiker Elie Barnavi war von 1999 bis 2002 israelischer Botschafter in Paris und ist heute, als emeritierter Professor für moderne westliche Geschichte an der Universität Tel Aviv, Berater für das Europamuseum in Brüssel sowie Gastprofessor an der Fakultät für Sozialwissenschaften an der Ecole des Haute Etudes in Paris. Mit seiner politischen Streitschrift "Mörderische Religion" fordert der Autor eine klare Trennung von Staat und Kirche, die es als Grundpfeiler der Demokratie stärker zu verteidigen gilt. Denn wenn Politik und Religion vermischt werden, ergibt dies eine unheilvolle Allianz, in welcher der Zweck die Mittel heiligt. Der Mord an unschuldigen Zivilisten sichert dem Mörder das Seelenheil, während er damit ein politisches Statement abgibt. Berechtigter Widerstand gegen westlichen Imperialismus (wie den der USA) und Vorurteile (darunter auch radikaler Antisemitismus) vermengen sich zu einer mörderischen Ideologie. In so manchen Fällen sind es Fundamentalisten, die den entscheidenden Beitrag zu ethnischen Säuberungen liefern. "Religiöse Schriften, egal welcher Coleur, sind wie gesagt Gemischtwarenläden, in denen jeder findet, wonach er sucht, sprich: das, was jeder mitbringt.", konstatiert Barnavi in diesem Zusammenhang. "In diesem Buch möchte ich dem Leser ein wenig von meinen Erfahrungen mit den religiösen Fanatikern mitteilen. Dabei handelt es sich hier weder um ein religionsgeschichtliches noch um ein theologisches Werk, sondern vielmehr um eine politische Streitschrift, die dem Leser das nötige intellektuelle Rüstzeug für einen Krieg mitgeben will, der bereits begonnen hat." Auch wenn Barnavis Werk im Rheinländischen Merkur vom ehemaligen Leiter des Deutschen Orient-Instituts, Udo Steinbach, wegen seiner mangelnden Wissenschaftlichkeit kritisiert wird und ein Quellenverzeichnis tatsächlich fehlt, liegt das eher in der Betrachtungsweise des Lesers begründet. Elie Barnavi mag Historiker sein, doch hat er dieses Werk aus einer laizistischen israelisch-jüdischen Perspektive verfasst, als Bürger mit umfangreicher Erfahrung. Abzutun ist die Rezension des Experten natürlich nicht, denn Barnavi befasst sich trotz gegenteiliger Beispiele, hauptsächlich mit einer Darstellung des fundamentalistisch revolutionären Blocks im Islam. Auch wird der Begriff Religion nur grundlegend definiert und die doch eher stimmige These relativ einseitig präsentiert. Ungefähr die Hälfte von "Mörderische Religion" dient als Einführung, zum eigentlichen Thema "Islamistischer Terrorismus". Bevor es dazu kommt zieht Barnavi einige sehr eindrucksvolle und lehrreiche Vergleiche, der Heiligen Liga als erster Partei Gottes und der Hisbollah (Hizbollah, arabisch für Partei Gottes). Ohne weitere Argumente zu manch ähnlichen Entwicklungen einzubringen, weil diese den Rahmen des Buches sprengen würden, lässt es der Autor allerdings sein, in der Geschichte des Abendlandes nach Vergleichsmöglichkeiten für heutige Geschehnisse zu suchen, obwohl er klar mit Erkenntnissen aus den europäischen Glaubenskriegen argumentiert. Aus der Geschichte kann man lernen, doch allzu konkrete Belege bleiben im Rahmen der Streitschrift außen vor. "Was ist Islamismus? Es ist der radikale Islam wahhabitischer Prägung, gespeist von politischer Ideologie. Es geht ihm darum, die Gesellschaft durch die Gründung eines wahrhaft muslimischen Staates zu islamisieren, indem also die verlorene Einheit zwischen der politischen Macht und der Gemeinschaft der Gläubigen wiederhergestellt wird. Wie bei den beiden anderen totalitären Systemen des 20. Jahrhunderts, dem Kommunismus und dem Nationalsozialismus, hat der Staat an sich keine Bedeutung: er ist ein Werkzeug, dessen man sich bedient, um ein Ziel zu erreichen, das über den Staat selbst hinausgeht und dessen Umsetzung notwendigerweise zu seiner Abschaffung führt." Religionen sind keine homogene Einheit, so auch nicht der Islam, doch in politisierter Form sind die Grenzen weniger stark umrissen. Um mehrheitstauglich zu bleiben, reicht es sich auf bestimmte Kernbotschaften zu stützen. Doch ist es wie auf den Seiten 118-119 dargelegt für islamistische Parteien mangels eines alternativen Angebots sehr einfach, sich als Vertreter aller Muslime zu verstehen, indem sie eine mehrheitliche Position tatsächlich vertreten: "Angesichts eines bürokratischen und brutalen Staats, der von Korruption und Vetternwirtschaft ausgehöhlt und unfähig ist, seinen Bewohnern ein Minimum an Lebensqualität zu sichern, sind sie schlicht ergreifend die einzige Alternative." Der Punkt ist, dass bei demokratischen Öffnungsversuchen (Wahlen) nordafrikanischer oder nahöstlicher Diktaturen die islamitischen Parteien bisher immer profitiert haben und laut Barnavi sich auch in der Türkei "die Demokratie nur mit Hilfe von Bajonetten" halten kann. Der Multikulturalismus ist als gescheitert zu betrachten, wenn man sich die Entwicklungen in den Ghettos europäischer Großstädte vor Augen führt und erfährt, dass gerade rechtskonservative Ideologen diesen plötzlich in Schutz nehmen. Für Elie Barnavi umso mehr ein Beweis dafür dass Assimilation das einzig praktikable und problemlose Integrationskonzept sein kann. In einer Rezension der Welt Online vom 18. Mai hieß es auch "Die Zeiten, in denen einem Europäer religiöse Fragen gleichgültig sein konnten, sind vorbei." Und in diesem Sinne erfüllt Elie Barnavis "Mörderische Religion" seinen Zweck auf mustergültige Weise, es regt zum Diskurs an, um hoffentlich auf unterschiedlichen Seiten entsprechende Reaktionen zu erreichen. Fazit: Gewalt ist wie wir wissen mehr als nur körperlicher Natur, sondern auch rechtlicher. In Demokratien hält der Staat allein das Gewaltmonopol und wie die Geschichte zeigt, sollten wir alles tun, um diesen Zustand aufrecht zu erhalten. Die Einheit von Thron und Altar (selbst wenn sich diese "nur" auf Bereiche der Judikative beschränken sollte) erzeugt mörderische Konsequenzen, fernab jeder Rechtsstaatlichkeit und damit den Idealen einer Demokratie. "Unsere Wertevorstellungen stehen auf dem Spiel, unsere Freiheiten, unsere Art zu leben, die Zukunft unserer Kinder. Wir müssen wissen, mit wem wir es zu tun haben" (15). Elie Barnavi war von 1999-2002 israelischer Botschafter in Paris und ist selbst gläubiger Jude. 2000 erschien seine "Universalgeschichte des Judentums" in deutscher Sprache. In seiner jetzt erschienenden Streitschrift "Mörderische Religion" erklärt er dem religiösen Fundamentalismus den Krieg und fordert den Westen, den er als Wertegemeinschaft definiert, dazu auf, endlich offensiv für die Werte einzustehen, die wir uns in Jahrhunderten erkämpft haben. Das Instrument oder vielmehr die Voraussetzung unserer Freiheit ist die Trennung von Staat und Kirche: "Die Lösung ist die Trennung von Staat und Religion. Dieser Laizismus, ohne den Demokratie nicht möglich wäre, muss man mit Zähnen und Klauen verteidigen, ohne Unterschiede, ohne Schwäche zu zeigen" (171). Barnavi legt zuerst fest, dass jede monotheistische Religion ein riesiges Gewaltpotential in sich trage: "Jede Offenbarungsreligion ist eine kämpferische Religion; nur die Waffen ändern sich ' und die Intensität des Kampfgeistes" (29). Ein Blick in die Schriften des Juden- und Christentums sowie des Islam bestätigen dies. Neben friedvollen finden sich hier auch unzählige brutale und menschenverachtende Verse bzw. Suren: "Die heiligen Schriften sind das reinste Sammelsurium, man findet dort immer irgendetwas, was einem passt. In der Sprache der Gelehrten heißt das Ganze dann Exegese" (53). Es ist daher ein Fehler, der sich aus einem falschen Verständnis von Toleranz herleitet, zu glauben, dass das Christentum oder der Islam an sich friedliche Religionen seien und ein Osama bin Laden den Koran nur falsch verstanden habe. Das ist völlig falsch. Im Koran wimmelt es von Textstellen, die das Vorgehen von Bin Laden und seinen Anhängern voll und ganz rechtfertigen. Wie gesagt, es gibt nicht DEN Islam oder DAS Christentum. Es gibt immer nur das, was eine jeweilige Generation daraus macht. Willkür ist hiermit Tür und Tor geöffnet. Barnavi lehnt den oftmals vorgebrachten Einwand ab, dass der gewaltbereite religiöse Fundamentalismus lediglich ein Ventil für Armut, Arbeitslosigkeit oder soziale Rückständigkeit sei.: "Sie [die Religion] ist eine internationale Angelegenheit, die den weltweiten Flächenbrand in diesem Ausmaße vielleicht erst ermöglichte und damit den ideologischen Unterbau für alle anderen Auseinandersetzungen auf bescheidenerem Niveau liefert" (49). Natürlich spielt Perspektivlosigkeit und soziale Benachteiligung auch eine Rolle. Zufriedene Menschen mit einem sicheren Job, die eine Familie zu ernähren haben, sind weniger anfällig für religiöse Rattenfänger, die schon die Sprengstoffgürtel basteln und dabei von den diversen Belohnungen im Paradies schwadronieren. Es fällt aber auf, dass es keinen Ideologien leichter fällt, Menschen dazu zu bringen, sich und andere umzubringen, als religiösen Ideologien. Dies lässt sich unter anderem aus der Verherrlichung des Jenseits auf Kosten des Diesseits erklären, die konstitutiv für alle monotheistischen Religionen ist. Auch der Hinweis, dass religiöse Gewalt eine Reaktion auf die negativen Auswirkungen der Globalisierung sei, ist nicht zutreffend. Südamerika leidet viel mehr unter den Auswirkungen der Globalisierung, als die arabische Welt Dennoch würde kein Peruaner oder kein Kolumbianer auf die Idee kommen, sich in einer U-Bahn in die Luft zu sprengen, um im Paradies für seine gottgewollte Tat belohnt zu werden. Selbstmordattentate sind keine Reaktion auf etwaige sozioökonomische Faktoren, sie sind einzig und allein das Ergebnis einer individuellen Interpretation einer heiligen Schrift. In einem eigenen Kapitel erläutert Banarvi, warum heute der Islamismus die größten Probleme bereitet. Die wirtschaftliche, technische und kulturelle Rückständigkeit der islamischen Welt gegenüber dem Westen ist selbst verschuldet: "Die Muslime sind nicht neugierig. Sie haben den richtigen Glauben und sind von der Überlegenheit ihrer Kultur so sehr überzeugt, dass sie sich nicht damit begnügen, den Westen zu verachten, den sie für unheilbar barbarische halten - sie ignorieren ihn schlichtweg" (104). Wer meint, im Besitz einer absoluten Wahrheit zu sein, sieht in sich selbst den Mittelpunkt der Welt und straft seine Umwelt mit Nichtbeachtung. Spätestens 1683, als die Türken vor Wien vernichtend geschlagen wurden, wurde der islamischen Welt ihre Rückständigkeit brutalst möglich vor Augen geführt (vgl. 105). Man hätte nun versuchen können, den technischen und kulturellen Rückstand aufzuholen. Doch man wählte einen anderen Weg: "Sie klammern sich an eine idealisierte Vergangenheit und machen die anderen dafür verantwortlich, dass sie ve, Ullstein Hardcover, 2008, 0, Deutsche Verlags-Anstalt DVA, Auflage: 2. Auflage: 2. Hardcover. 21,6 x 14,2 x 3 cm. Deutsche Besatzung Judenrettung Nationalsozialismus Sendler Irena Getto Erinnerungen Warschau zur Zeit der deutschen Besatzung Obwohl für die geringste Hilfeleistung gegenüber Juden die Todesstrafe droht, gelingt es der jungen Polin Irena Sendler, 2500 jüdische Kinder vor dem Tod zu bewahren. Als Krankenschwester hat sie Zugang zum Warschauer Ghetto. In Säcken und Kisten, mit Schlafmitteln betäubt, durch Keller und Abwasserkanäle schleust sie die Kinder auf die andere Seite des Ghettos. Mit gefälschten Papieren gibt sie ihnen eine neue Identität und verschafft ihnen in polnischen Familien, Waisenhäusern und Klöstern ein neues Zuhause. Als die Gestapo sie faßt und foltert, gibt sie keine Namen preis und kommt selbst nur knapp mit dem Leben davon. Die genauen Daten aller geretteten Kinder versteckt sie unter einem Apfelbaum in einem Garten. Auf der Grundlage persönlicher Aufzeichnungen und Erinnerungen der mittlerweile 95jährigen Irena Sendler erzählt die Journalistin Anna Mieszkowska ihre bislang fast unbekannte Geschichte Anna Mieszkowska, geboren 1958 in Warschau, ist Theaterwissenschaftlerin und Journalistin. Literatur Biografien Erfahrungsberichte Deutsche Besatzung Berichte Erinnerungen Judenrettung Nationalsozialismus Sendler, Irena Warschau Getto ISBN-10 3-421-05912-8 / 3421059128 ISBN-13 978-3-421-05912-3 / 9783421059123 Vorwort Dies ist das erste Buch über Irena Sendler. Es ist eigentlich mehr als ein Buch über sie. Obwohl es sich nicht einfach um ein langes Interview handelt, ist es zum überwiegenden Teil doch ihr Buch. Anna Mieszkowska lässt nämlich ihre Heldin zu Wort kommen, gibt ihre Meinung wieder, zitiert sie. Jahrelang waren ihre Taten relativ wenigen Menschen bekannt: jenen, denen sie das Leben gerettet hat, ihrem Freundes- und Bekanntenkreis sowie einigen Historikern, die sich mit dem Zweiten Weltkrieg, vorwiegend mit der Geschichte der Massenvernichtung, befassen. Man konnte den Eindruck gewinnen, wir seien uns dessen nicht bewusst gewesen, oder wollten uns vielmehr dessen nicht bewusst werden, dass unter uns eine Frau mit einer so außergewöhnlichen Biografie lebt, obwohl im täglichen Leben bescheiden, herzlich, hilfsbereit und immer den Menschen zugewandt, die in Not geraten sind, eine Frau, mit der Umgang zu haben einfach Freude bereitet. Dass diese große Persönlichkeit an den Rand gedrängt wurde, hatte verschiedene Ursachen, darunter auch die wiederholte Verleugnung der neuesten Geschichte im kommunistischen Polen. Auf der Liste der Helden war einfach kein Platz für eine engagierte Frau, die zwar der Linken entstammte, doch von der ideologischen Utopie des Kommunismus weit entfernt war, die einer linken Bewegung angehörte, die in Polen eine große Tradition hat. Ins Spiel kam ferner, dass man seit den ersten Nachkriegsjahren in der Volksrepublik Polen alles, was auf die eine oder andere Weise mit Juden zusammenhing, für ein heikles, unsicheres und gefährliches Thema hielt, über das man besser schwieg. Dieses Phänomen verschärfte sich noch, als in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre der offizielle Antisemitismus aufkam, in dem sich Motive des Faschismus und des Stalinismus, den beiden schlimmsten Formen des Totalitarismus des 20. Jahrhunderts, verbanden. In einer Welt, in der eine solche Ideologie die Herrschaft über den Geist anstrebte, gab es keinen Platz für Irena Sendler. Es ist also kein Zufall, dass sie erst nach der Wende 1989 zu einer öffentlich anerkannten und viel gerühmten Person wurde. Das demokratische Polen weiß sie nämlich zu würdigen, wovon Auszeichnungen wie der ihr verliehene Orden des Weißen Adlers oder der Jan-Karski-Preis, benannt nach einer anderen herausragenden Persönlichkeit, die die Geschichte Polens im 20. Jahrhundert prägte, zeugen. Auch im Ausland, vor allem in den Vereinigten Staaten, aber auch in Schweden, Deutschland und in vielen anderen Ländern, hat man die Bedeutung Irena Sendlers erkannt. Die Formulierung »Sendlers Liste« hält Einzug in die Sprache und hat gute Aussichten, die von Steven Spielbergs Film geprägte Formulierung »Schindlers Liste« zu übertreffen. Schließlich ist die Namensliste der von der Polin Irena Sendler geretteten Juden viel umfangreicher als die Liste jener, die der deutsche Industrielle Oskar Schindler gerettet hat. Anna Mieszkowskas Buch erzählt Irena Sendlers Geschichte präzise und detailliert, es schildert ihre Taten, ihre Arbeit und ihren Alltag, es zeigt ihre moralische Größe. Etwas so Großes zu leisten wie die Rettung von 2500 jüdischen Kindern während der Vernichtung und darüber hinaus zur Rettung einer beachtlichen Zahl von Erwachsenen beizutragen, dazu gehört viel menschliche Klasse. Um so etwas Einmaliges und Mutiges zu tun, und das in einer Situation, in der jede einem Juden geleistete Hilfe mit dem Tod bestraft wurde, musste man wahrlich über heldenhafte Tugenden verfügen. Das Bedürfnis, Gutes zu tun, reichte allein nicht aus, genauso wenig wie die Überzeugung, dort Hilfe zu leisten, wo sie so dringend erforderlich war; denn wer eine solche Aufgabe auf sich nahm, musste unglaublich mutig sein, er setzte nämlich sein Leben aufs Spiel - und das nicht nur einmal, wenn er eine mutige Tat beging, sondern ständig. Man muss hier fast schon von Aufopferung sprechen. Irena Sendler riskierte ihr Leben, um während der deutschen Besatzung Juden zu retten. Um so Großes zu vollbringen, reichten Mut und Charakterstärke allein nicht aus. Diese Tugenden waren verbunden mit einer außerordentlichen Energie, die sie entfalten musste, um die Kinder aus dem Ghetto herauszuholen und dann ein Versteck für sie zu finden an Orten, die eine Überlebenschance boten. Irena Sendler wusste, dass das Leben von Menschen, deren einzige Schuld darin bestand, kein »arisches Blut« zu haben, auf dem Spiel stand, und entfaltete angesichts dessen eine außerordentliche Energie und einen ungewöhnlichen Ideenreichtum. Und sie legte dabei ein verblüffendes Organisationstalent an den Tag. Einer allein hätte so viele Kinder niemals retten können. Das Buch von Anna Mieszkowska ist eine indirekte Huldigung an Irena Sendlers Mitarbeiter, bewundernswerte, unglaublich mutige und aufopferungsvolle Frauen. Ich sage es noch einmal: Irena Sendler ist in letzter Zeit eine öffentliche Person geworden, von der man in der Presse liest und im Rundfunk spricht, eine öffentliche Person, von der man in Dokumentarfilmen erzählt. Irena Sendler ist bereits jetzt ein Symbol des Heldentums und der Aufopferung - und sie hat beste Aussichten, auch zu einem Symbol für die guten und freundschaftlichen polnisch-jüdischen Beziehungen zu werden. Micha Glowiriski Irena Sendler im Frühjahr 2003 Irena Sendlers Geschichte war mir aus Presse- und Fernsehberichten bekannt. Als 2001 vier Schülerinnen einer amerikanischen Schule in Uniontown, Kansas, die Heldin des von ihnen verfassten Theaterstücks Holocaust. Leben im Glas in Warschau besuchten, riefen die Medien die damals 91-jährige Irena Sendler und ihre außerordentlichen Leistungen während des Zweiten Weltkriegs in Erinnerung. Sie ist die »Mutter« von 2500 aus dem Warschauer Ghetto geretteten Kindern. Ich benutze bewusst nicht das Wort »Pflegemutter«, sondern Mutter, denn sie hat ihnen das Leben zum zweiten Mal geschenkt. Im April 2003 kam Lili Pohlmann aus London zu den Feierlichkeiten des 60. Jahrestags des Warschauer Ghettoaufstands nach Warschau. Sie besuchte Irena Sendler im Pflegeheim des Klosters der Barmherzigen Brüder im Stadtteil Nowe Miasto. Sie war außerordentlich bewegt von dieser Begegnung. Es war für sie unfassbar, dass niemand es für angebracht hielt, diese bescheidene Frau zu würdigen, die es nicht zuließ, dass man von ihr als »Heldin« sprach, und die die von ihr geretteten Kinder »Helden mütterlicher Herzen« nannte. Lili Pohlmann sagte zu mir: »Du musst Irena Sendler kennen lernen und über sie schreiben.« Ich ging also zu ihr. Mir gegenüber sitzt, schwarz gekleidet, eine freundlich lächelnde alte Dame in einem bequemen Sessel und drückte sich sehr gewählt, fast literarisch aus. An den Wänden ihres kleinen Zimmers hängen sorgfältig gerahmte Diplome und Auszeichnungen. Und auf dem Tisch, in greifbarer Nähe, stehen Fotos ihrer Mutter, ihrer Eltern als Verlobte, ihrer Kinder und ihrer Enkelin. Außerdem ein aufwändig gerahmtes Bild der vier amerikanischen Schülerinnen aus Uniontown. Sie waren es, die mit ihrem Theaterstück die Geschichte der mutigen Polin in Erinnerung riefen und in nur zehn Minuten fünf Jahre Kriegsgräuel Revue passieren ließen. »Die Mädchen aus den fernen Vereinigten Staaten entdeckten dich für die Welt und für ... Polen«, sagt Sendlers Freundin Jolanta Migdalska-Barariska. »Ja, das stimmt. Das geschah nach Jahren der Schikanen, Erniedrigungen, Verfolgungen«, antwortet Irena Sendler traurig. Sie ist Literaturwissenschaftlerin und fühlte sich zur Sozialarbeiterin im weitesten und schönsten Sinn dieses Wortes berufen. Mein erster Besuch bei ihr dauert eineinviertel Stunden. Sie erzählt unter anderem: »Mein Vater starb, als ich sieben Jahre alt war. Aber ich prägte mir für immer seine Worte ein, dass man die Menschen in gute und böse einteilt. Nationalität, Rasse, Religion haben keine Bedeutung. Nur was für ein Mensch jemand ist. Der zweite Grundsatz, den man mir seit meiner Kindheit beibrachte, war die Pflicht, dem Ertrinkenden die Hand hinzustrecken, jedem Menschen, der in Not geraten ist. Ich bin 93 Jahre alt«, sagt Irena Sendler, »leide an dreißig Krankheiten und blicke auf sechzig Jahre meines geschenkten Lebens zurück. Seit über fünfzehn Jahren sitze ich im Rollstuhl. Ich mag keine Journalisten, denn sehr oft verdrehen sie das, was man ihnen erzählt. Immer wieder taucht in Interviews oder Berichten über mich die irrige Information auf, dass ich typhuskranke Kinder aus dem Warschauer Ghetto herausholte. Das zeugt von einer absoluten Unkenntnis der Lebensbedingungen im Ghetto. Typhuskranke Menschen, unabhängig davon, ob es Erwachsene oder Kinder waren, hatten praktisch keine Chance, gerettet zu werden. Solche falschen Informationen werden häufig verbreitet. Deshalb berichtige ich sie jetzt. Meistens halte ich mich an den Grundsatz, mit niemandem über das Ghetto zu sprechen, der nicht dort war, von meinem Aufenthalt im Pawiak-Gefängnis niemandem zu erzählen, der dort nicht inhaftiert war, und über den Warschauer Aufstand unterhalte ich mich nicht mit Leuten, die ihn nicht selbst erlebt haben. Über meine Erfahrungen zu berichten, ist sehr anstrengend für mich. Erinnerungen und Albträume kehren zurück. Noch heute träume ich davon, wie ich Eltern um Erlaubnis bitte, ihr Kind mitzunehmen. Aber auf die Frage, welche Garantien wir geben, konnte ich nur antworten, dass es keine Garantien gibt. Diese Träume verfolgen mich. Die Aufregung kostet mich viel Kraft. Mein Leben war alles andere als einfach. Ich habe viel erlebt. Auch viele persönliche Tragödien ... Ich habe eine Tochter, eine Schwiegertochter und eine Enkelin. Und sehr, sehr viele Freunde ... Zu mir kommen Menschen, die ich gerettet habe, aber auch deren Kinder und Enkel.« Bis heute interessiert sich Irena Sendler für vieles und hält sich auf dem Laufenden. Sie liebt Menschen, und sie liebt Blumen. Wer in einer schwierigen Lebenslage um Hilfe und Rat bat, hat immer ein gutes Wort und Unterstützung von ihr bekommen. In ihrem kleinen Zimmer herrscht häufig Gedränge. Es kommt vor, dass an einem Tag mehrere Leute sie besuchen kommen. Das strengt sie zwar an, aber sie kann nicht Nein sagen, wenn jemand sie konkret um Hilfe bittet. Sie ist bestens darüber informiert, was in der Welt und in Polen vor sich geht. Sie macht sich Sorgen wegen des Irak-Kriegs, wegen der zahlreichen Gefahren des immer bedrohlicher werdenden Terrorismus. »Ich bin Pazifistin«, erklärt sie. »Ich habe zwei Weltkriege erlebt, zwei Aufstände in Warschau. Ich kann mich nicht mit dem Tod unschuldiger Menschen abfinden, und die Leidtragenden sind die Kinder. Sie leiden am meisten darunter.« Auf den Vorschlag, gemeinsam ein Buch über ihr ungewöhnliches Leben zu schreiben, reagierte sie positiv. Sie stellte alles, was sie an Unterlagen hat, zur Verfügung: das, was über sie geschrieben wurde, und das, was sie in verschiedenen Abschnitten ihres Lebens selbst notiert hat, nicht unbedingt im Hinblick auf eine Veröffentlichung, eher als Zeugnis für künftige Generationen. »Die heutige junge Generation hat häufig wenig Ahnung davon, dass während der deutschen Besatzung die Familienmitglieder nicht wussten, was ihre nächsten Verwandten machten«, erzählt sie fast allen ihren Besuchern. »Es gibt sehr viele Abhandlungen über Krieg, Besatzung, Vernichtung«, schrieb sie anlässlich eines Treffens der Holocaust-Kinder. »Nirgendwo habe ich jedoch eine Schilderung des immensen Leids der Mütter gefunden, die sich von ihren Kindern trennten, und der Kinder, die in fremde Hände gegeben wurden. Die Mütter, die ahnten, daß sie selbst und ihre gesamte Familie bald tot sein würden, wollten wenigstens ihr Kind retten. Aber nichts ist schwerer für eine Mutter zu ertragen, als sich von ihrem Kind zu trennen. Diese armen Frauen mussten sich über ihren eigenen Widerstand sowie den Widerstand ihrer Familien, etwa der Großeltern, hinwegsetzen. Denn die Großmütter, die sich noch an das Verhalten der Deutschen aus dem Ersten Weltkrieg erinnerten, sahen in ihnen keine Mörder und weigerten sich, sich von ihren Kindern zu trennen; die Mütter wussten jedoch, was sie zu tun hatten .. .« »Einer der Gründe, die mich dazu bewogen, meine Erinnerungen mit anderen Menschen zu teilen«, schrieb Irena Sendler bereits 1981, »war der Wille, der jungen, über die ganze Welt verstreuten Generation der Juden mitzuteilen, dass sie sich irrte, wenn sie meinte, dass die auf unmenschliche Weise gequälten polnischen Juden passiv waren, dass sie nicht kämpften, sondern willenlos in den Tod gingen. Das ist nicht wahr! Ihr täuscht euch, junge Freunde! Hättet ihr die Jugendlichen gesehen, die in jenen Zeiten lebten und arbeiteten, ihr tägliches Ringen mit dem Tod gekannt, der an jeder Haus- und Straßenecke lauerte, hättet ihr ihre würdevolle und beharrliche Haltung, ihre täglichen Taten, ihren Kampf um jedes Stück Brot, jedes Arzneimittel für sterbende Angehörige, um ein Buch, in das sie sich vertiefen konnten, erlebt, würdet ihr eure Meinung ändern! Ihr hättet wunderbare Mädchen und wunderbare Jungen gesehen, die die Folter und Dramen des Alltags im Warschauer Ghetto mit Würde ertrugen. Es ist nicht wahr, dass die Märtyrer des Warschauer Ghettos kampflos starben! Sie kämpften um jeden Tag, um jede Stunde, um jede Minute ihres Lebens in dieser Hölle, mehrere Jahre lang. Und als sie sich endgültig davon überzeugen mussten, dass es f, Deutsche Verlags-Anstalt DVA, 0<
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Die Mutter der Holocaust-Kinder Irena Sendler und die geretteten Kinder aus dem Warschauer Ghetto [Gebundene Ausgabe] Anna Mieszkowska (Autor), Urszula Usakowska-Wolff (Übersetzer), Manfred Wolff (Übersetzer) Matka Dzieci Holocaustu Historia Ireny Sendlerowej Deutsche Verlags-Anstalt DVA Deutsche Besatzung Judenrettung Nationalsozialismus Sendler Irena Getto ErinnerungenWarschau zur Zeit der deutschen Besatzung Obwohl für die geringste Hilfeleistung gegenüber Juden die Todesstrafe droht, gelingt es der jungen Polin Irena Sendler, 2500 jüdische Kinder vor dem Tod zu bewahren. Als Krankenschwester hat sie Zugang zum Warschauer Ghetto. In Säcken und Kisten, mit Schlafmitteln betäubt, durch Keller und Abwasserkanäle schleust sie die Kinder auf die andere Seite des Ghettos. Mit gefälschten Papieren gibt sie ihnen eine neue Identität und verschafft ihnen in polnischen Familien, Waisenhäusern und Klöstern ein neues Zuhause. Als die Gestapo sie faßt und foltert, gibt sie keine Namen preis und kommt selbs - Taschenbuch
2006, ISBN: 9783421059123
Gebundene Ausgabe
Oz Verlag Gmbh, 1999. Hardcover. abgesehen von einigen winzigen Druckstellen und kleinen Kratzern aud der Coveroberfläche wie neu! Kurzbeschreibung Eine liebenswerte Geschichte f&… Mehr…
Oz Verlag Gmbh, 1999. Hardcover. abgesehen von einigen winzigen Druckstellen und kleinen Kratzern aud der Coveroberfläche wie neu! Kurzbeschreibung Eine liebenswerte Geschichte für alle Kinder, die gerne Geschenke bekommen. Für alle, die sich freuen, wenn sich andere freuen. Und natürlich für alle, die Philipp und Tiger mögen.Beim Schlittenfahren finden Philipp und Tiger Weihnachtspäckchen. Mitten im Schnee. "Geschenke für uns", denkt Philipp. "Vom Weihnachtsmann." Aber halt, hier steht ja "Für die Eule" und "Für die Hasen" und "Für den Bären". Was nun? Da hat Philipp eine Idee. Und dann erleben die beiden, wie schön es ist, anderen Freude zu bereiten. Rezension: Philipp und Tiger fahren Schlitten und freuen sich auf Weihnachten. Auf dem Nachhauseweg begegnen sie den Hasen, der Eule und anderen Tieren. Die Vorfreude vergrößert sich, als sie mitten im Schnee Weihnachtspäckchen finden. Sind diese für Philipp und Tiger? Nein, auf den Zetteln steht "Für die Hasen", "Für die Eule"... . Also beschließen die beiden dem Weihnachtsmann zu helfen und die Päckchen auszuliefern. Doch als Philipp wieder zu Hause ist, bemerkt er, dass Tiger verschwunden ist. Kann Weihnachten noch gerettet werden? In diesem Bilderbuch erfahren Kinder, wie schön es ist, anderen eine Freude zu bereiten, dass Schenken genauso viel Freude bereiten kann, wie Geschenke zu erhalten. Der Text ist klar und einfach und deshalb für Kleinkinder sehr geeignet. Auch die Bilder sind liebevoll und ansprechend gestaltet. Rundum ein gelungenes Bilderbuch., Oz Verlag Gmbh, 1999, 0, media ! worldwidewings, 2006. 2006. Softcover. Endlich mal ein Buch über das Ewige!' Dank sei Gott für Heilungen und Segnungen jeglicher Art. Doch sie sind nicht die eigentlichen Belohnungen unseres Glaubens. Choo Thomas wird stattdessen mit auf eine Reise genommen, im Verlauf derer sie einen Einblick in das erhält, was im Himmel wirklich zählt: Liebe. Sie hilft uns von der Jagd nach vorübergehenden Erfolgen loszukommen und der Sucht nach immer mehr materiellem Segen denn das Sichtbare ist zeitlich, das Unsichtbare aber ewig. Choo Thomas erzählt eine erstaunliche Begebenheit in ihrem Leben: Sie sah den lebendigen Christus persönlich, ging im Himmel ein und aus, konnte aber auch zweimal den Höllenschlund betrachten. Choo Thomas erzählt eine erstaunliche Begebenheit in ihrem Leben: Sie sah den lebendigen Christus persönlich, ging im Himmel ein und aus, konnte aber auch zweimal den Höllenschlund betrachten. „Am 19. Januar 1996 wachte ich um 3 Uhr morgens auf. Mein Körper schüttelte sich. Ich drehte meinen Kopf auf dem Kissen und schaute in die Richtung eines auffallen den Geräusches, und da, hell glühend, stand eine Person in weißem Gewand. Es war der Herr.“ „Ich fragte mich: ,Wie konnte das mir passieren?', als ich zu zittern begann... und Tränen der Liebe und Freude weinte« „Meine Tochter... Ich bin dein Herr, und Ich möchte mit dir sprechen. Ich werde dich sehr oft besuchen..« „Der Eindruck Seiner Stimme, Seine Worte, Seine Botschaft traf mich mit übernatürlicher Kraft..« Nicht nur einmal erschien der Herr Jesus an Choos Bett und sprach mit ihr. Dann begann die Reise: Lesen Sie selbst den demütigen Bericht Choos, wie ein jeder Besuch sie auf den nächsten vorbereitete. Choo Thomas ist eine enorm hingegebene Christin. Sie liebt Jesus Christus über alles und stellt ihn an den ersten Platz in ihrem Leben. Sie evangelisiert, verteilt Traktate, macht Fürbitte für die Verlorenen. Sie betet in jeder freien Minute und dient dem Herrn. Sie bemüht sich, ein heiliges und reines Leben zu führen und lies sich vom Herrn von ihren Sünden reinigen. 'An den Früchten werdet ihr sie erkennen.' Wie ist es möglich, dass, eine einfache Hausfrau, die nur gebrochen Englisch spricht, ein Buch schreibt, das in über 60 Nationen gedruckt und übersetzt wird und das Leben von unzähligen Menschen verändert? Wenn Jesus ihr diese Offenbarungen nicht gegeben hätte, müsste sie diese von einem falschen Geist erhalten haben. Und der Teufel will ganz sicher nicht, dass wir uns mit ganzer Hingabe um die Verlorenen bemühen, Gott lieben und Gottes Wort befolgen. Jeden, den sie kritisiert, möchte ich fragen: hast du ein brennendes Herz für die Menschen, die Gott nicht kennen? Betest du für sie, für deinen Pastor und deine Angehörigen? Ist Jesus in ALLEN Bereichen der wichtigste in deinem Leben, im Beruf, der Familie, der Gemeinde, den Finanzen? Bittest du Jesus, dich zu reinigen von deinen Sünden und bösen Leidenschaften? Bist du erfüllt mit der Kraft und Salbung des heiligen Geistes? Gehst du in die Gemeinde wegen Jesus oder wegen dir selber oder um deine Freunde zu sehen? Es ist absolut nicht wahr, dass Choo Thomas in dem Buch nur gelobt wird. Jesus tadelt sie auch wegen ihren ständigen Sorgen (die Bibel sagt, wir sollen uns nicht sorgen). Es gefällt ihm auch nicht, wenn er in Frage gestellt wird. Choo spricht offen über ihre Schwächen und Schwierigkeiten. In der Bibel lesen wir, dass die ersten Christen Paulus trotz ihrer grossen Armut unterstützt haben. Jesus lobte die Witwe, die ihr ganzes (wenige) Vermögen dem Herrn gab. In der Urgemeinde behielten die Christen ihr Eigentum nicht selbstsüchtig für sich, sondern verkauften es (freiwillig) und gaben das Geld den Bedürftigen. In der westlichen Welt können sich viele Luxus leisten, wie Autos, schöne Möbel, schöne Kleider, Ferien, Häuser usw. Es ist möglich, dass wir auf etwas verzichten müssen, um den Herrn den Zehnten und Opfer geben zu können, ich denke, wir dürfen es auch in die Mission geben, damit Verlorene gerettet werden. Zudem sollten wir Gott unsere Finanzen geben, als Zeichen, dass wir ihn mehr lieben, als unser Eigentum. Wo unser Reichtum ist, das ist unser Herz. Es ist wohl kein Zufall, dass Gott auch mich zu segnen begann, seitdem ich den Zehnten gebe. Er gab mir nach 1.5 Jahren ohne feste Beschäftigung eine hervorragende Arbeitsstelle, er gab mir eine Wohnung, wie ich sie gesucht habe, er erweckte nach und nach mein totes Glaubensleben und befreite mich auf mein anhaltendes bitten hin, von sehr vielen Sünden. Und er heilte mich auch Schritt für Schritt von einer schweren psychischen Krankheit. So real ist der Himmel von Pohlmann, Nicole; Choo, Thomas and Schreiber, Markus Mitarbeit Anpassung von: Nicole Pohlmann Übersetzer Markus Schreiber Maße 135 x 205 mm ISBN-10 3-9809297-4-4 / 3980929744 ISBN-13 978-3-9809297-4-5 / 9783980929745 So real ist der Himmel Zeitsprung in unser ewiges Zuhause Herr Jesus Offenbarungen Christus Bibel Pastor Sünden Christin heiliger Geist Gott Glauben Sünden psychische Krankheit Pohlmann, Nicole; Choo, Thomas Schreiber, Markus Herr Jesus Offenbarungen Christus Bibel Pastor Sünden Christin heiliger Geist Gott Glauben Sünden psychische Krankheit ISBN-10 3-9809297-4-4 / 3980929744 ISBN-13 978-3-9809297-4-5 / 9783980929745 Choo Thomas erzählt eine erstaunliche Begebenheit in ihrem Leben: Sie sah den lebendigen Christus persönlich, ging im Himmel ein und aus, konnte aber auch zweimal den Höllenschlund betrachten. „Am 19. Januar 1996 wachte ich um 3 Uhr morgens auf. Mein Körper schüttelte sich. Ich drehte meinen Kopf auf dem Kissen und schaute in die Richtung eines auffallen den Geräusches, und da, hell glühend, stand eine Person in weißem Gewand. Es war der Herr.“ „Ich fragte mich: ,Wie konnte das mir passieren?', als ich zu zittern begann... und Tränen der Liebe und Freude weinte« „Meine Tochter... Ich bin dein Herr, und Ich möchte mit dir sprechen. Ich werde dich sehr oft besuchen..« „Der Eindruck Seiner Stimme, Seine Worte, Seine Botschaft traf mich mit übernatürlicher Kraft..« Nicht nur einmal erschien der Herr Jesus an Choos Bett und sprach mit ihr. Dann begann die Reise: Lesen Sie selbst den demütigen Bericht Choos, wie ein jeder Besuch sie auf den nächsten vorbereitete. Choo Thomas ist eine enorm hingegebene Christin. Sie liebt Jesus Christus über alles und stellt ihn an den ersten Platz in ihrem Leben. Sie evangelisiert, verteilt Traktate, macht Fürbitte für die Verlorenen. Sie betet in jeder freien Minute und dient dem Herrn. Sie bemüht sich, ein heiliges und reines Leben zu führen und lies sich vom Herrn von ihren Sünden reinigen. 'An den Früchten werdet ihr sie erkennen.' Wie ist es möglich, dass, eine einfache Hausfrau, die nur gebrochen Englisch spricht, ein Buch schreibt, das in über 60 Nationen gedruckt und übersetzt wird und das Leben von unzähligen Menschen verändert? Wenn Jesus ihr diese Offenbarungen nicht gegeben hätte, müsste sie diese von einem falschen Geist erhalten haben. Und der Teufel will ganz sicher nicht, dass wir uns mit ganzer Hingabe um die Verlorenen bemühen, Gott lieben und Gottes Wort befolgen. Jeden, den sie kritisiert, möchte ich fragen: hast du ein brennendes Herz für die Menschen, die Gott nicht kennen? Betest du für sie, für deinen Pastor und deine Angehörigen? Ist Jesus in ALLEN Bereichen der wichtigste in deinem Leben, im Beruf, der Familie, der Gemeinde, den Finanzen? Bittest du Jesus, dich zu reinigen von deinen Sünden und bösen Leidenschaften? Bist du erfüllt mit der Kraft und Salbung des heiligen Geistes? Gehst du in die Gemeinde wegen Jesus oder wegen dir selber oder um deine Freunde zu sehen? Es ist absolut nicht wahr, dass Choo Thomas in dem Buch nur gelobt wird. Jesus tadelt sie auch wegen ihren ständigen Sorgen (die Bibel sagt, wir sollen uns nicht sorgen). Es gefällt ihm auch nicht, wenn er in Frage gestellt wird. Choo spricht offen über ihre Schwächen und Schwierigkeiten. In der Bibel lesen wir, dass die ersten Christen Paulus trotz ihrer grossen Armut unterstützt haben. Jesus lobte die Witwe, die ihr ganzes (wenige) Vermögen dem Herrn gab. In der Urgemeinde behielten die Christen ihr Eigentum nicht selbstsüchtig für sich, sondern verkauften es (freiwillig) und gaben das Geld den Bedürftigen. In der westlichen Welt können sich viele Luxus leisten, wie Autos, schöne Möbel, schöne Kleider, Ferien, Häuser usw. Es ist möglich, dass wir auf etwas verzichten müssen, um den Herrn den Zehnten und Opfer geben zu können, ich denke, wir dürfen es auch in die Mission geben, damit Verlorene gerettet werden. Zudem sollten wir Gott unsere Finanzen geben, als Zeichen, dass wir ihn mehr lieben, als unser Eigentum. Wo unser Reichtum ist, das ist unser Herz. Es ist wohl kein Zufall, dass Gott auch mich zu segnen begann, seitdem ich den Zehnten gebe. Er gab mir nach 1.5 Jahren ohne feste Beschäftigung eine hervorragende Arbeitsstelle, er gab mir eine Wohnung, wie ich sie gesucht habe, er erweckte nach und nach mein totes Glaubensleben und befreite mich auf mein anhaltendes bitten hin, von sehr vielen Sünden. Und er heilte mich auch Schritt für Schritt von einer schweren psychischen Krankheit. So real ist der Himmel von Pohlmann, Nicole; Choo, Thomas and Schreiber, Markus Mitarbeit Anpassung von: Nicole Pohlmann Übersetzer Markus Schreiber Maße 135 x 205 mm ISBN-10 3-9809297-4-4 / 3980929744 ISBN-13 978-3-9809297-4-5 / 9783980929745 So real ist der Himmel Zeitsprung in unser ewiges Zuhause Herr Jesus Offenbarungen Christus Bibel Pastor Sünden Christin heiliger Geist Gott Glauben Sünden psychische Krankheit Pohlmann, Nicole; Choo, Thomas Schreiber, Markus, media ! worldwidewings, 2006, 0, Deutsche Verlags-Anstalt DVA, Auflage: 2. Auflage: 2. Hardcover. 21,6 x 14,2 x 3 cm. Deutsche Besatzung Judenrettung Nationalsozialismus Sendler Irena Getto Erinnerungen Warschau zur Zeit der deutschen Besatzung Obwohl für die geringste Hilfeleistung gegenüber Juden die Todesstrafe droht, gelingt es der jungen Polin Irena Sendler, 2500 jüdische Kinder vor dem Tod zu bewahren. Als Krankenschwester hat sie Zugang zum Warschauer Ghetto. In Säcken und Kisten, mit Schlafmitteln betäubt, durch Keller und Abwasserkanäle schleust sie die Kinder auf die andere Seite des Ghettos. Mit gefälschten Papieren gibt sie ihnen eine neue Identität und verschafft ihnen in polnischen Familien, Waisenhäusern und Klöstern ein neues Zuhause. Als die Gestapo sie faßt und foltert, gibt sie keine Namen preis und kommt selbst nur knapp mit dem Leben davon. Die genauen Daten aller geretteten Kinder versteckt sie unter einem Apfelbaum in einem Garten. Auf der Grundlage persönlicher Aufzeichnungen und Erinnerungen der mittlerweile 95jährigen Irena Sendler erzählt die Journalistin Anna Mieszkowska ihre bislang fast unbekannte Geschichte Anna Mieszkowska, geboren 1958 in Warschau, ist Theaterwissenschaftlerin und Journalistin. Literatur Biografien Erfahrungsberichte Deutsche Besatzung Berichte Erinnerungen Judenrettung Nationalsozialismus Sendler, Irena Warschau Getto ISBN-10 3-421-05912-8 / 3421059128 ISBN-13 978-3-421-05912-3 / 9783421059123 Vorwort Dies ist das erste Buch über Irena Sendler. Es ist eigentlich mehr als ein Buch über sie. Obwohl es sich nicht einfach um ein langes Interview handelt, ist es zum überwiegenden Teil doch ihr Buch. Anna Mieszkowska lässt nämlich ihre Heldin zu Wort kommen, gibt ihre Meinung wieder, zitiert sie. Jahrelang waren ihre Taten relativ wenigen Menschen bekannt: jenen, denen sie das Leben gerettet hat, ihrem Freundes- und Bekanntenkreis sowie einigen Historikern, die sich mit dem Zweiten Weltkrieg, vorwiegend mit der Geschichte der Massenvernichtung, befassen. Man konnte den Eindruck gewinnen, wir seien uns dessen nicht bewusst gewesen, oder wollten uns vielmehr dessen nicht bewusst werden, dass unter uns eine Frau mit einer so außergewöhnlichen Biografie lebt, obwohl im täglichen Leben bescheiden, herzlich, hilfsbereit und immer den Menschen zugewandt, die in Not geraten sind, eine Frau, mit der Umgang zu haben einfach Freude bereitet. Dass diese große Persönlichkeit an den Rand gedrängt wurde, hatte verschiedene Ursachen, darunter auch die wiederholte Verleugnung der neuesten Geschichte im kommunistischen Polen. Auf der Liste der Helden war einfach kein Platz für eine engagierte Frau, die zwar der Linken entstammte, doch von der ideologischen Utopie des Kommunismus weit entfernt war, die einer linken Bewegung angehörte, die in Polen eine große Tradition hat. Ins Spiel kam ferner, dass man seit den ersten Nachkriegsjahren in der Volksrepublik Polen alles, was auf die eine oder andere Weise mit Juden zusammenhing, für ein heikles, unsicheres und gefährliches Thema hielt, über das man besser schwieg. Dieses Phänomen verschärfte sich noch, als in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre der offizielle Antisemitismus aufkam, in dem sich Motive des Faschismus und des Stalinismus, den beiden schlimmsten Formen des Totalitarismus des 20. Jahrhunderts, verbanden. In einer Welt, in der eine solche Ideologie die Herrschaft über den Geist anstrebte, gab es keinen Platz für Irena Sendler. Es ist also kein Zufall, dass sie erst nach der Wende 1989 zu einer öffentlich anerkannten und viel gerühmten Person wurde. Das demokratische Polen weiß sie nämlich zu würdigen, wovon Auszeichnungen wie der ihr verliehene Orden des Weißen Adlers oder der Jan-Karski-Preis, benannt nach einer anderen herausragenden Persönlichkeit, die die Geschichte Polens im 20. Jahrhundert prägte, zeugen. Auch im Ausland, vor allem in den Vereinigten Staaten, aber auch in Schweden, Deutschland und in vielen anderen Ländern, hat man die Bedeutung Irena Sendlers erkannt. Die Formulierung »Sendlers Liste« hält Einzug in die Sprache und hat gute Aussichten, die von Steven Spielbergs Film geprägte Formulierung »Schindlers Liste« zu übertreffen. Schließlich ist die Namensliste der von der Polin Irena Sendler geretteten Juden viel umfangreicher als die Liste jener, die der deutsche Industrielle Oskar Schindler gerettet hat. Anna Mieszkowskas Buch erzählt Irena Sendlers Geschichte präzise und detailliert, es schildert ihre Taten, ihre Arbeit und ihren Alltag, es zeigt ihre moralische Größe. Etwas so Großes zu leisten wie die Rettung von 2500 jüdischen Kindern während der Vernichtung und darüber hinaus zur Rettung einer beachtlichen Zahl von Erwachsenen beizutragen, dazu gehört viel menschliche Klasse. Um so etwas Einmaliges und Mutiges zu tun, und das in einer Situation, in der jede einem Juden geleistete Hilfe mit dem Tod bestraft wurde, musste man wahrlich über heldenhafte Tugenden verfügen. Das Bedürfnis, Gutes zu tun, reichte allein nicht aus, genauso wenig wie die Überzeugung, dort Hilfe zu leisten, wo sie so dringend erforderlich war; denn wer eine solche Aufgabe auf sich nahm, musste unglaublich mutig sein, er setzte nämlich sein Leben aufs Spiel - und das nicht nur einmal, wenn er eine mutige Tat beging, sondern ständig. Man muss hier fast schon von Aufopferung sprechen. Irena Sendler riskierte ihr Leben, um während der deutschen Besatzung Juden zu retten. Um so Großes zu vollbringen, reichten Mut und Charakterstärke allein nicht aus. Diese Tugenden waren verbunden mit einer außerordentlichen Energie, die sie entfalten musste, um die Kinder aus dem Ghetto herauszuholen und dann ein Versteck für sie zu finden an Orten, die eine Überlebenschance boten. Irena Sendler wusste, dass das Leben von Menschen, deren einzige Schuld darin bestand, kein »arisches Blut« zu haben, auf dem Spiel stand, und entfaltete angesichts dessen eine außerordentliche Energie und einen ungewöhnlichen Ideenreichtum. Und sie legte dabei ein verblüffendes Organisationstalent an den Tag. Einer allein hätte so viele Kinder niemals retten können. Das Buch von Anna Mieszkowska ist eine indirekte Huldigung an Irena Sendlers Mitarbeiter, bewundernswerte, unglaublich mutige und aufopferungsvolle Frauen. Ich sage es noch einmal: Irena Sendler ist in letzter Zeit eine öffentliche Person geworden, von der man in der Presse liest und im Rundfunk spricht, eine öffentliche Person, von der man in Dokumentarfilmen erzählt. Irena Sendler ist bereits jetzt ein Symbol des Heldentums und der Aufopferung - und sie hat beste Aussichten, auch zu einem Symbol für die guten und freundschaftlichen polnisch-jüdischen Beziehungen zu werden. Micha Glowiriski Irena Sendler im Frühjahr 2003 Irena Sendlers Geschichte war mir aus Presse- und Fernsehberichten bekannt. Als 2001 vier Schülerinnen einer amerikanischen Schule in Uniontown, Kansas, die Heldin des von ihnen verfassten Theaterstücks Holocaust. Leben im Glas in Warschau besuchten, riefen die Medien die damals 91-jährige Irena Sendler und ihre außerordentlichen Leistungen während des Zweiten Weltkriegs in Erinnerung. Sie ist die »Mutter« von 2500 aus dem Warschauer Ghetto geretteten Kindern. Ich benutze bewusst nicht das Wort »Pflegemutter«, sondern Mutter, denn sie hat ihnen das Leben zum zweiten Mal geschenkt. Im April 2003 kam Lili Pohlmann aus London zu den Feierlichkeiten des 60. Jahrestags des Warschauer Ghettoaufstands nach Warschau. Sie besuchte Irena Sendler im Pflegeheim des Klosters der Barmherzigen Brüder im Stadtteil Nowe Miasto. Sie war außerordentlich bewegt von dieser Begegnung. Es war für sie unfassbar, dass niemand es für angebracht hielt, diese bescheidene Frau zu würdigen, die es nicht zuließ, dass man von ihr als »Heldin« sprach, und die die von ihr geretteten Kinder »Helden mütterlicher Herzen« nannte. Lili Pohlmann sagte zu mir: »Du musst Irena Sendler kennen lernen und über sie schreiben.« Ich ging also zu ihr. Mir gegenüber sitzt, schwarz gekleidet, eine freundlich lächelnde alte Dame in einem bequemen Sessel und drückte sich sehr gewählt, fast literarisch aus. An den Wänden ihres kleinen Zimmers hängen sorgfältig gerahmte Diplome und Auszeichnungen. Und auf dem Tisch, in greifbarer Nähe, stehen Fotos ihrer Mutter, ihrer Eltern als Verlobte, ihrer Kinder und ihrer Enkelin. Außerdem ein aufwändig gerahmtes Bild der vier amerikanischen Schülerinnen aus Uniontown. Sie waren es, die mit ihrem Theaterstück die Geschichte der mutigen Polin in Erinnerung riefen und in nur zehn Minuten fünf Jahre Kriegsgräuel Revue passieren ließen. »Die Mädchen aus den fernen Vereinigten Staaten entdeckten dich für die Welt und für ... Polen«, sagt Sendlers Freundin Jolanta Migdalska-Barariska. »Ja, das stimmt. Das geschah nach Jahren der Schikanen, Erniedrigungen, Verfolgungen«, antwortet Irena Sendler traurig. Sie ist Literaturwissenschaftlerin und fühlte sich zur Sozialarbeiterin im weitesten und schönsten Sinn dieses Wortes berufen. Mein erster Besuch bei ihr dauert eineinviertel Stunden. Sie erzählt unter anderem: »Mein Vater starb, als ich sieben Jahre alt war. Aber ich prägte mir für immer seine Worte ein, dass man die Menschen in gute und böse einteilt. Nationalität, Rasse, Religion haben keine Bedeutung. Nur was für ein Mensch jemand ist. Der zweite Grundsatz, den man mir seit meiner Kindheit beibrachte, war die Pflicht, dem Ertrinkenden die Hand hinzustrecken, jedem Menschen, der in Not geraten ist. Ich bin 93 Jahre alt«, sagt Irena Sendler, »leide an dreißig Krankheiten und blicke auf sechzig Jahre meines geschenkten Lebens zurück. Seit über fünfzehn Jahren sitze ich im Rollstuhl. Ich mag keine Journalisten, denn sehr oft verdrehen sie das, was man ihnen erzählt. Immer wieder taucht in Interviews oder Berichten über mich die irrige Information auf, dass ich typhuskranke Kinder aus dem Warschauer Ghetto herausholte. Das zeugt von einer absoluten Unkenntnis der Lebensbedingungen im Ghetto. Typhuskranke Menschen, unabhängig davon, ob es Erwachsene oder Kinder waren, hatten praktisch keine Chance, gerettet zu werden. Solche falschen Informationen werden häufig verbreitet. Deshalb berichtige ich sie jetzt. Meistens halte ich mich an den Grundsatz, mit niemandem über das Ghetto zu sprechen, der nicht dort war, von meinem Aufenthalt im Pawiak-Gefängnis niemandem zu erzählen, der dort nicht inhaftiert war, und über den Warschauer Aufstand unterhalte ich mich nicht mit Leuten, die ihn nicht selbst erlebt haben. Über meine Erfahrungen zu berichten, ist sehr anstrengend für mich. Erinnerungen und Albträume kehren zurück. Noch heute träume ich davon, wie ich Eltern um Erlaubnis bitte, ihr Kind mitzunehmen. Aber auf die Frage, welche Garantien wir geben, konnte ich nur antworten, dass es keine Garantien gibt. Diese Träume verfolgen mich. Die Aufregung kostet mich viel Kraft. Mein Leben war alles andere als einfach. Ich habe viel erlebt. Auch viele persönliche Tragödien ... Ich habe eine Tochter, eine Schwiegertochter und eine Enkelin. Und sehr, sehr viele Freunde ... Zu mir kommen Menschen, die ich gerettet habe, aber auch deren Kinder und Enkel.« Bis heute interessiert sich Irena Sendler für vieles und hält sich auf dem Laufenden. Sie liebt Menschen, und sie liebt Blumen. Wer in einer schwierigen Lebenslage um Hilfe und Rat bat, hat immer ein gutes Wort und Unterstützung von ihr bekommen. In ihrem kleinen Zimmer herrscht häufig Gedränge. Es kommt vor, dass an einem Tag mehrere Leute sie besuchen kommen. Das strengt sie zwar an, aber sie kann nicht Nein sagen, wenn jemand sie konkret um Hilfe bittet. Sie ist bestens darüber informiert, was in der Welt und in Polen vor sich geht. Sie macht sich Sorgen wegen des Irak-Kriegs, wegen der zahlreichen Gefahren des immer bedrohlicher werdenden Terrorismus. »Ich bin Pazifistin«, erklärt sie. »Ich habe zwei Weltkriege erlebt, zwei Aufstände in Warschau. Ich kann mich nicht mit dem Tod unschuldiger Menschen abfinden, und die Leidtragenden sind die Kinder. Sie leiden am meisten darunter.« Auf den Vorschlag, gemeinsam ein Buch über ihr ungewöhnliches Leben zu schreiben, reagierte sie positiv. Sie stellte alles, was sie an Unterlagen hat, zur Verfügung: das, was über sie geschrieben wurde, und das, was sie in verschiedenen Abschnitten ihres Lebens selbst notiert hat, nicht unbedingt im Hinblick auf eine Veröffentlichung, eher als Zeugnis für künftige Generationen. »Die heutige junge Generation hat häufig wenig Ahnung davon, dass während der deutschen Besatzung die Familienmitglieder nicht wussten, was ihre nächsten Verwandten machten«, erzählt sie fast allen ihren Besuchern. »Es gibt sehr viele Abhandlungen über Krieg, Besatzung, Vernichtung«, schrieb sie anlässlich eines Treffens der Holocaust-Kinder. »Nirgendwo habe ich jedoch eine Schilderung des immensen Leids der Mütter gefunden, die sich von ihren Kindern trennten, und der Kinder, die in fremde Hände gegeben wurden. Die Mütter, die ahnten, daß sie selbst und ihre gesamte Familie bald tot sein würden, wollten wenigstens ihr Kind retten. Aber nichts ist schwerer für eine Mutter zu ertragen, als sich von ihrem Kind zu trennen. Diese armen Frauen mussten sich über ihren eigenen Widerstand sowie den Widerstand ihrer Familien, etwa der Großeltern, hinwegsetzen. Denn die Großmütter, die sich noch an das Verhalten der Deutschen aus dem Ersten Weltkrieg erinnerten, sahen in ihnen keine Mörder und weigerten sich, sich von ihren Kindern zu trennen; die Mütter wussten jedoch, was sie zu tun hatten .. .« »Einer der Gründe, die mich dazu bewogen, meine Erinnerungen mit anderen Menschen zu teilen«, schrieb Irena Sendler bereits 1981, »war der Wille, der jungen, über die ganze Welt verstreuten Generation der Juden mitzuteilen, dass sie sich irrte, wenn sie meinte, dass die auf unmenschliche Weise gequälten polnischen Juden passiv waren, dass sie nicht kämpften, sondern willenlos in den Tod gingen. Das ist nicht wahr! Ihr täuscht euch, junge Freunde! Hättet ihr die Jugendlichen gesehen, die in jenen Zeiten lebten und arbeiteten, ihr tägliches Ringen mit dem Tod gekannt, der an jeder Haus- und Straßenecke lauerte, hättet ihr ihre würdevolle und beharrliche Haltung, ihre täglichen Taten, ihren Kampf um jedes Stück Brot, jedes Arzneimittel für sterbende Angehörige, um ein Buch, in das sie sich vertiefen konnten, erlebt, würdet ihr eure Meinung ändern! Ihr hättet wunderbare Mädchen und wunderbare Jungen gesehen, die die Folter und Dramen des Alltags im Warschauer Ghetto mit Würde ertrugen. Es ist nicht wahr, dass die Märtyrer des Warschauer Ghettos kampflos starben! Sie kämpften um jeden Tag, um jede Stunde, um jede Minute ihres Lebens in dieser Hölle, mehrere Jahre lang. Und als sie sich endgültig davon überzeugen mussten, dass es f, Deutsche Verlags-Anstalt DVA, 0<
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Die Mutter der Holocaust-Kinder Irena Sendler und die geretteten Kinder aus dem Warschauer Ghetto [Gebundene Ausgabe] Anna Mieszkowska (Autor), Urszula Usakowska-Wolff (Übersetzer), Manfred Wolff (Übersetzer) Matka Dzieci Holocaustu Historia Ireny Sendlerowej Deutsche Verlags-Anstalt DVA Deutsche Besatzung Judenrettung Nationalsozialismus Sendler Irena Getto ErinnerungenWarschau zur Zeit der deutschen Besatzung Obwohl für die geringste Hilfeleistung gegenüber Juden die Todesstrafe droht, gelingt es der jungen Polin Irena Sendler, 2500 jüdische Kinder vor dem Tod zu bewahren. Als Krankenschwester hat sie Zugang zum Warschauer Ghetto. In Säcken und Kisten, mit Schlafmitteln betäubt, durch Keller und Abwasserkanäle schleust sie die Kinder auf die andere Seite des Ghettos. Mit gefälschten Papieren gibt sie ihnen eine neue Identität und verschafft ihnen in polnischen Familien, Waisenhäusern und Klöstern ein neues Zuhause. Als die Gestapo sie faßt und foltert, gibt sie keine Namen preis und kommt selbs - Erstausgabe
2003, ISBN: 9783421059123
Gebundene Ausgabe
Leipzig: Arthur Felix, 1884. leather_bound. Sehr gut. Mit 305 Abbildungen (im Text und auf lithogr. Tafeln). Gr.-8vo. (ca. 23,5 x 15,5 cm). Halblederband der Zeit mit Rückenvergold… Mehr…
Leipzig: Arthur Felix, 1884. leather_bound. Sehr gut. Mit 305 Abbildungen (im Text und auf lithogr. Tafeln). Gr.-8vo. (ca. 23,5 x 15,5 cm). Halblederband der Zeit mit Rückenvergoldung und Buntpapiervorsätzen (Kammmarmor), XVI, 1012 S. Matschoss: Männer der Technik, S. 154. NDB 14, 39. - Erste Ausgabe dieses seinerzeit maßgeblichen Handbuchs, das bis 1926 in fünf weiteren, später mehrbändigen Auflagen erschien. - Ledebur (1837-1906) wurde 1874 als Professor für Hüttenkunde und Gießereiwesen an die Bergakademie in Freiberg berufen, nachdem er bereits einige Jahre in verschiedenen Hüttenwerken und Eisengießereien an verantwortlicher Stelle tätig war. "Hier richtete er das neue Eisenhüttenlaboratorium ein und entfaltete eine rege Forschertätigkeit, die ihn bald zum bekanntesten Eisenhüttenkundler Deutschlands machte. Er arbeitete neue Verfahren der Eisenanalyse aus, befaßte sich frühzeitig mit Gefügeuntersuchungen (als "Ledeburit" bezeichnet man einen Gefügebestandteil des Eisens, bestehend aus einem Gemenge von Austenit- und Zementkriställchen),... L. wurde vor allem bekannt durch seine großen Handbücher" (NDB). Später wurde er auch zum Rektor der Bergakademie gewählt. - Sehr gutes Exemplar. Rücken und Lederecken mit leichten Bereibungen. Innen sauber, Tafeln papierbedingt mit leichter Bräunung. Zwei Namenszüge von Vorbesitzern auf dem Vorsatz., Arthur Felix, 1884, 2.5, Deutsche Verlags-Anstalt DVA, Auflage: 2. Auflage: 2. Hardcover. 21,6 x 14,2 x 3 cm. Deutsche Besatzung Judenrettung Nationalsozialismus Sendler Irena Getto Erinnerungen Warschau zur Zeit der deutschen Besatzung Obwohl für die geringste Hilfeleistung gegenüber Juden die Todesstrafe droht, gelingt es der jungen Polin Irena Sendler, 2500 jüdische Kinder vor dem Tod zu bewahren. Als Krankenschwester hat sie Zugang zum Warschauer Ghetto. In Säcken und Kisten, mit Schlafmitteln betäubt, durch Keller und Abwasserkanäle schleust sie die Kinder auf die andere Seite des Ghettos. Mit gefälschten Papieren gibt sie ihnen eine neue Identität und verschafft ihnen in polnischen Familien, Waisenhäusern und Klöstern ein neues Zuhause. Als die Gestapo sie faßt und foltert, gibt sie keine Namen preis und kommt selbst nur knapp mit dem Leben davon. Die genauen Daten aller geretteten Kinder versteckt sie unter einem Apfelbaum in einem Garten. Auf der Grundlage persönlicher Aufzeichnungen und Erinnerungen der mittlerweile 95jährigen Irena Sendler erzählt die Journalistin Anna Mieszkowska ihre bislang fast unbekannte Geschichte Anna Mieszkowska, geboren 1958 in Warschau, ist Theaterwissenschaftlerin und Journalistin. Literatur Biografien Erfahrungsberichte Deutsche Besatzung Berichte Erinnerungen Judenrettung Nationalsozialismus Sendler, Irena Warschau Getto ISBN-10 3-421-05912-8 / 3421059128 ISBN-13 978-3-421-05912-3 / 9783421059123 Vorwort Dies ist das erste Buch über Irena Sendler. Es ist eigentlich mehr als ein Buch über sie. Obwohl es sich nicht einfach um ein langes Interview handelt, ist es zum überwiegenden Teil doch ihr Buch. Anna Mieszkowska lässt nämlich ihre Heldin zu Wort kommen, gibt ihre Meinung wieder, zitiert sie. Jahrelang waren ihre Taten relativ wenigen Menschen bekannt: jenen, denen sie das Leben gerettet hat, ihrem Freundes- und Bekanntenkreis sowie einigen Historikern, die sich mit dem Zweiten Weltkrieg, vorwiegend mit der Geschichte der Massenvernichtung, befassen. Man konnte den Eindruck gewinnen, wir seien uns dessen nicht bewusst gewesen, oder wollten uns vielmehr dessen nicht bewusst werden, dass unter uns eine Frau mit einer so außergewöhnlichen Biografie lebt, obwohl im täglichen Leben bescheiden, herzlich, hilfsbereit und immer den Menschen zugewandt, die in Not geraten sind, eine Frau, mit der Umgang zu haben einfach Freude bereitet. Dass diese große Persönlichkeit an den Rand gedrängt wurde, hatte verschiedene Ursachen, darunter auch die wiederholte Verleugnung der neuesten Geschichte im kommunistischen Polen. Auf der Liste der Helden war einfach kein Platz für eine engagierte Frau, die zwar der Linken entstammte, doch von der ideologischen Utopie des Kommunismus weit entfernt war, die einer linken Bewegung angehörte, die in Polen eine große Tradition hat. Ins Spiel kam ferner, dass man seit den ersten Nachkriegsjahren in der Volksrepublik Polen alles, was auf die eine oder andere Weise mit Juden zusammenhing, für ein heikles, unsicheres und gefährliches Thema hielt, über das man besser schwieg. Dieses Phänomen verschärfte sich noch, als in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre der offizielle Antisemitismus aufkam, in dem sich Motive des Faschismus und des Stalinismus, den beiden schlimmsten Formen des Totalitarismus des 20. Jahrhunderts, verbanden. In einer Welt, in der eine solche Ideologie die Herrschaft über den Geist anstrebte, gab es keinen Platz für Irena Sendler. Es ist also kein Zufall, dass sie erst nach der Wende 1989 zu einer öffentlich anerkannten und viel gerühmten Person wurde. Das demokratische Polen weiß sie nämlich zu würdigen, wovon Auszeichnungen wie der ihr verliehene Orden des Weißen Adlers oder der Jan-Karski-Preis, benannt nach einer anderen herausragenden Persönlichkeit, die die Geschichte Polens im 20. Jahrhundert prägte, zeugen. Auch im Ausland, vor allem in den Vereinigten Staaten, aber auch in Schweden, Deutschland und in vielen anderen Ländern, hat man die Bedeutung Irena Sendlers erkannt. Die Formulierung »Sendlers Liste« hält Einzug in die Sprache und hat gute Aussichten, die von Steven Spielbergs Film geprägte Formulierung »Schindlers Liste« zu übertreffen. Schließlich ist die Namensliste der von der Polin Irena Sendler geretteten Juden viel umfangreicher als die Liste jener, die der deutsche Industrielle Oskar Schindler gerettet hat. Anna Mieszkowskas Buch erzählt Irena Sendlers Geschichte präzise und detailliert, es schildert ihre Taten, ihre Arbeit und ihren Alltag, es zeigt ihre moralische Größe. Etwas so Großes zu leisten wie die Rettung von 2500 jüdischen Kindern während der Vernichtung und darüber hinaus zur Rettung einer beachtlichen Zahl von Erwachsenen beizutragen, dazu gehört viel menschliche Klasse. Um so etwas Einmaliges und Mutiges zu tun, und das in einer Situation, in der jede einem Juden geleistete Hilfe mit dem Tod bestraft wurde, musste man wahrlich über heldenhafte Tugenden verfügen. Das Bedürfnis, Gutes zu tun, reichte allein nicht aus, genauso wenig wie die Überzeugung, dort Hilfe zu leisten, wo sie so dringend erforderlich war; denn wer eine solche Aufgabe auf sich nahm, musste unglaublich mutig sein, er setzte nämlich sein Leben aufs Spiel - und das nicht nur einmal, wenn er eine mutige Tat beging, sondern ständig. Man muss hier fast schon von Aufopferung sprechen. Irena Sendler riskierte ihr Leben, um während der deutschen Besatzung Juden zu retten. Um so Großes zu vollbringen, reichten Mut und Charakterstärke allein nicht aus. Diese Tugenden waren verbunden mit einer außerordentlichen Energie, die sie entfalten musste, um die Kinder aus dem Ghetto herauszuholen und dann ein Versteck für sie zu finden an Orten, die eine Überlebenschance boten. Irena Sendler wusste, dass das Leben von Menschen, deren einzige Schuld darin bestand, kein »arisches Blut« zu haben, auf dem Spiel stand, und entfaltete angesichts dessen eine außerordentliche Energie und einen ungewöhnlichen Ideenreichtum. Und sie legte dabei ein verblüffendes Organisationstalent an den Tag. Einer allein hätte so viele Kinder niemals retten können. Das Buch von Anna Mieszkowska ist eine indirekte Huldigung an Irena Sendlers Mitarbeiter, bewundernswerte, unglaublich mutige und aufopferungsvolle Frauen. Ich sage es noch einmal: Irena Sendler ist in letzter Zeit eine öffentliche Person geworden, von der man in der Presse liest und im Rundfunk spricht, eine öffentliche Person, von der man in Dokumentarfilmen erzählt. Irena Sendler ist bereits jetzt ein Symbol des Heldentums und der Aufopferung - und sie hat beste Aussichten, auch zu einem Symbol für die guten und freundschaftlichen polnisch-jüdischen Beziehungen zu werden. Micha Glowiriski Irena Sendler im Frühjahr 2003 Irena Sendlers Geschichte war mir aus Presse- und Fernsehberichten bekannt. Als 2001 vier Schülerinnen einer amerikanischen Schule in Uniontown, Kansas, die Heldin des von ihnen verfassten Theaterstücks Holocaust. Leben im Glas in Warschau besuchten, riefen die Medien die damals 91-jährige Irena Sendler und ihre außerordentlichen Leistungen während des Zweiten Weltkriegs in Erinnerung. Sie ist die »Mutter« von 2500 aus dem Warschauer Ghetto geretteten Kindern. Ich benutze bewusst nicht das Wort »Pflegemutter«, sondern Mutter, denn sie hat ihnen das Leben zum zweiten Mal geschenkt. Im April 2003 kam Lili Pohlmann aus London zu den Feierlichkeiten des 60. Jahrestags des Warschauer Ghettoaufstands nach Warschau. Sie besuchte Irena Sendler im Pflegeheim des Klosters der Barmherzigen Brüder im Stadtteil Nowe Miasto. Sie war außerordentlich bewegt von dieser Begegnung. Es war für sie unfassbar, dass niemand es für angebracht hielt, diese bescheidene Frau zu würdigen, die es nicht zuließ, dass man von ihr als »Heldin« sprach, und die die von ihr geretteten Kinder »Helden mütterlicher Herzen« nannte. Lili Pohlmann sagte zu mir: »Du musst Irena Sendler kennen lernen und über sie schreiben.« Ich ging also zu ihr. Mir gegenüber sitzt, schwarz gekleidet, eine freundlich lächelnde alte Dame in einem bequemen Sessel und drückte sich sehr gewählt, fast literarisch aus. An den Wänden ihres kleinen Zimmers hängen sorgfältig gerahmte Diplome und Auszeichnungen. Und auf dem Tisch, in greifbarer Nähe, stehen Fotos ihrer Mutter, ihrer Eltern als Verlobte, ihrer Kinder und ihrer Enkelin. Außerdem ein aufwändig gerahmtes Bild der vier amerikanischen Schülerinnen aus Uniontown. Sie waren es, die mit ihrem Theaterstück die Geschichte der mutigen Polin in Erinnerung riefen und in nur zehn Minuten fünf Jahre Kriegsgräuel Revue passieren ließen. »Die Mädchen aus den fernen Vereinigten Staaten entdeckten dich für die Welt und für ... Polen«, sagt Sendlers Freundin Jolanta Migdalska-Barariska. »Ja, das stimmt. Das geschah nach Jahren der Schikanen, Erniedrigungen, Verfolgungen«, antwortet Irena Sendler traurig. Sie ist Literaturwissenschaftlerin und fühlte sich zur Sozialarbeiterin im weitesten und schönsten Sinn dieses Wortes berufen. Mein erster Besuch bei ihr dauert eineinviertel Stunden. Sie erzählt unter anderem: »Mein Vater starb, als ich sieben Jahre alt war. Aber ich prägte mir für immer seine Worte ein, dass man die Menschen in gute und böse einteilt. Nationalität, Rasse, Religion haben keine Bedeutung. Nur was für ein Mensch jemand ist. Der zweite Grundsatz, den man mir seit meiner Kindheit beibrachte, war die Pflicht, dem Ertrinkenden die Hand hinzustrecken, jedem Menschen, der in Not geraten ist. Ich bin 93 Jahre alt«, sagt Irena Sendler, »leide an dreißig Krankheiten und blicke auf sechzig Jahre meines geschenkten Lebens zurück. Seit über fünfzehn Jahren sitze ich im Rollstuhl. Ich mag keine Journalisten, denn sehr oft verdrehen sie das, was man ihnen erzählt. Immer wieder taucht in Interviews oder Berichten über mich die irrige Information auf, dass ich typhuskranke Kinder aus dem Warschauer Ghetto herausholte. Das zeugt von einer absoluten Unkenntnis der Lebensbedingungen im Ghetto. Typhuskranke Menschen, unabhängig davon, ob es Erwachsene oder Kinder waren, hatten praktisch keine Chance, gerettet zu werden. Solche falschen Informationen werden häufig verbreitet. Deshalb berichtige ich sie jetzt. Meistens halte ich mich an den Grundsatz, mit niemandem über das Ghetto zu sprechen, der nicht dort war, von meinem Aufenthalt im Pawiak-Gefängnis niemandem zu erzählen, der dort nicht inhaftiert war, und über den Warschauer Aufstand unterhalte ich mich nicht mit Leuten, die ihn nicht selbst erlebt haben. Über meine Erfahrungen zu berichten, ist sehr anstrengend für mich. Erinnerungen und Albträume kehren zurück. Noch heute träume ich davon, wie ich Eltern um Erlaubnis bitte, ihr Kind mitzunehmen. Aber auf die Frage, welche Garantien wir geben, konnte ich nur antworten, dass es keine Garantien gibt. Diese Träume verfolgen mich. Die Aufregung kostet mich viel Kraft. Mein Leben war alles andere als einfach. Ich habe viel erlebt. Auch viele persönliche Tragödien ... Ich habe eine Tochter, eine Schwiegertochter und eine Enkelin. Und sehr, sehr viele Freunde ... Zu mir kommen Menschen, die ich gerettet habe, aber auch deren Kinder und Enkel.« Bis heute interessiert sich Irena Sendler für vieles und hält sich auf dem Laufenden. Sie liebt Menschen, und sie liebt Blumen. Wer in einer schwierigen Lebenslage um Hilfe und Rat bat, hat immer ein gutes Wort und Unterstützung von ihr bekommen. In ihrem kleinen Zimmer herrscht häufig Gedränge. Es kommt vor, dass an einem Tag mehrere Leute sie besuchen kommen. Das strengt sie zwar an, aber sie kann nicht Nein sagen, wenn jemand sie konkret um Hilfe bittet. Sie ist bestens darüber informiert, was in der Welt und in Polen vor sich geht. Sie macht sich Sorgen wegen des Irak-Kriegs, wegen der zahlreichen Gefahren des immer bedrohlicher werdenden Terrorismus. »Ich bin Pazifistin«, erklärt sie. »Ich habe zwei Weltkriege erlebt, zwei Aufstände in Warschau. Ich kann mich nicht mit dem Tod unschuldiger Menschen abfinden, und die Leidtragenden sind die Kinder. Sie leiden am meisten darunter.« Auf den Vorschlag, gemeinsam ein Buch über ihr ungewöhnliches Leben zu schreiben, reagierte sie positiv. Sie stellte alles, was sie an Unterlagen hat, zur Verfügung: das, was über sie geschrieben wurde, und das, was sie in verschiedenen Abschnitten ihres Lebens selbst notiert hat, nicht unbedingt im Hinblick auf eine Veröffentlichung, eher als Zeugnis für künftige Generationen. »Die heutige junge Generation hat häufig wenig Ahnung davon, dass während der deutschen Besatzung die Familienmitglieder nicht wussten, was ihre nächsten Verwandten machten«, erzählt sie fast allen ihren Besuchern. »Es gibt sehr viele Abhandlungen über Krieg, Besatzung, Vernichtung«, schrieb sie anlässlich eines Treffens der Holocaust-Kinder. »Nirgendwo habe ich jedoch eine Schilderung des immensen Leids der Mütter gefunden, die sich von ihren Kindern trennten, und der Kinder, die in fremde Hände gegeben wurden. Die Mütter, die ahnten, daß sie selbst und ihre gesamte Familie bald tot sein würden, wollten wenigstens ihr Kind retten. Aber nichts ist schwerer für eine Mutter zu ertragen, als sich von ihrem Kind zu trennen. Diese armen Frauen mussten sich über ihren eigenen Widerstand sowie den Widerstand ihrer Familien, etwa der Großeltern, hinwegsetzen. Denn die Großmütter, die sich noch an das Verhalten der Deutschen aus dem Ersten Weltkrieg erinnerten, sahen in ihnen keine Mörder und weigerten sich, sich von ihren Kindern zu trennen; die Mütter wussten jedoch, was sie zu tun hatten .. .« »Einer der Gründe, die mich dazu bewogen, meine Erinnerungen mit anderen Menschen zu teilen«, schrieb Irena Sendler bereits 1981, »war der Wille, der jungen, über die ganze Welt verstreuten Generation der Juden mitzuteilen, dass sie sich irrte, wenn sie meinte, dass die auf unmenschliche Weise gequälten polnischen Juden passiv waren, dass sie nicht kämpften, sondern willenlos in den Tod gingen. Das ist nicht wahr! Ihr täuscht euch, junge Freunde! Hättet ihr die Jugendlichen gesehen, die in jenen Zeiten lebten und arbeiteten, ihr tägliches Ringen mit dem Tod gekannt, der an jeder Haus- und Straßenecke lauerte, hättet ihr ihre würdevolle und beharrliche Haltung, ihre täglichen Taten, ihren Kampf um jedes Stück Brot, jedes Arzneimittel für sterbende Angehörige, um ein Buch, in das sie sich vertiefen konnten, erlebt, würdet ihr eure Meinung ändern! Ihr hättet wunderbare Mädchen und wunderbare Jungen gesehen, die die Folter und Dramen des Alltags im Warschauer Ghetto mit Würde ertrugen. Es ist nicht wahr, dass die Märtyrer des Warschauer Ghettos kampflos starben! Sie kämpften um jeden Tag, um jede Stunde, um jede Minute ihres Lebens in dieser Hölle, mehrere Jahre lang. Und als sie sich endgültig davon überzeugen mussten, dass es f, Deutsche Verlags-Anstalt DVA, 0<
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Die Mutter der Holocaust-Kinder Irena Sendler und die geretteten Kinder aus dem Warschauer Ghetto [Gebundene Ausgabe] Anna Mieszkowska (Autor), Urszula Usakowska-Wolff (Übersetzer), Manfred Wolff (Übersetzer) Matka Dzieci Holocaustu Historia Ireny Sendlerowej Deutsche Verlags-Anstalt DVA Deutsche Besatzung Judenrettung Nationalsozialismus Sendler Irena Getto ErinnerungenWarschau zur Zeit der deutschen Besatzung Obwohl für die geringste Hilfeleistung gegenüber Juden die Todesstrafe droht, gelingt es der jungen Polin Irena Sendler, 2500 jüdische Kinder vor dem Tod zu bewahren. Als Krankenschwester hat sie Zugang zum Warschauer Ghetto. In Säcken und Kisten, mit Schlafmitteln betäubt, durch Keller und Abwasserkanäle schleust sie die Kinder auf die andere Seite des Ghettos. Mit gefälschten Papieren gibt sie ihnen eine neue Identität und verschafft ihnen in polnischen Familien, Waisenhäusern und Klöstern ein neues Zuhause. Als die Gestapo sie faßt und foltert, gibt sie keine Namen preis und kommt selbs - gebunden oder broschiert
2003, ISBN: 9783421059123
Berlin, Deutscher Verlag, 1944. 2°, 44, 39, 39 u. 45 S., selten farb. Abb., Geh., Gebräunt, Einband von Nr. 6 tlw. stockfl. 4 Nummern der NS-Propagandaschrift in italienischer Sprache (d… Mehr…
Berlin, Deutscher Verlag, 1944. 2°, 44, 39, 39 u. 45 S., selten farb. Abb., Geh., Gebräunt, Einband von Nr. 6 tlw. stockfl. 4 Nummern der NS-Propagandaschrift in italienischer Sprache (die Nr. 12/1940 ital./dt.). 010, Berlin, Deutscher Verlag, 1944, 0, Deutsche Verlags-Anstalt DVA, Auflage: 2. Auflage: 2. Hardcover. 21,6 x 14,2 x 3 cm. Deutsche Besatzung Judenrettung Nationalsozialismus Sendler Irena Getto Erinnerungen Warschau zur Zeit der deutschen Besatzung Obwohl für die geringste Hilfeleistung gegenüber Juden die Todesstrafe droht, gelingt es der jungen Polin Irena Sendler, 2500 jüdische Kinder vor dem Tod zu bewahren. Als Krankenschwester hat sie Zugang zum Warschauer Ghetto. In Säcken und Kisten, mit Schlafmitteln betäubt, durch Keller und Abwasserkanäle schleust sie die Kinder auf die andere Seite des Ghettos. Mit gefälschten Papieren gibt sie ihnen eine neue Identität und verschafft ihnen in polnischen Familien, Waisenhäusern und Klöstern ein neues Zuhause. Als die Gestapo sie faßt und foltert, gibt sie keine Namen preis und kommt selbst nur knapp mit dem Leben davon. Die genauen Daten aller geretteten Kinder versteckt sie unter einem Apfelbaum in einem Garten. Auf der Grundlage persönlicher Aufzeichnungen und Erinnerungen der mittlerweile 95jährigen Irena Sendler erzählt die Journalistin Anna Mieszkowska ihre bislang fast unbekannte Geschichte Anna Mieszkowska, geboren 1958 in Warschau, ist Theaterwissenschaftlerin und Journalistin. Literatur Biografien Erfahrungsberichte Deutsche Besatzung Berichte Erinnerungen Judenrettung Nationalsozialismus Sendler, Irena Warschau Getto ISBN-10 3-421-05912-8 / 3421059128 ISBN-13 978-3-421-05912-3 / 9783421059123 Vorwort Dies ist das erste Buch über Irena Sendler. Es ist eigentlich mehr als ein Buch über sie. Obwohl es sich nicht einfach um ein langes Interview handelt, ist es zum überwiegenden Teil doch ihr Buch. Anna Mieszkowska lässt nämlich ihre Heldin zu Wort kommen, gibt ihre Meinung wieder, zitiert sie. Jahrelang waren ihre Taten relativ wenigen Menschen bekannt: jenen, denen sie das Leben gerettet hat, ihrem Freundes- und Bekanntenkreis sowie einigen Historikern, die sich mit dem Zweiten Weltkrieg, vorwiegend mit der Geschichte der Massenvernichtung, befassen. Man konnte den Eindruck gewinnen, wir seien uns dessen nicht bewusst gewesen, oder wollten uns vielmehr dessen nicht bewusst werden, dass unter uns eine Frau mit einer so außergewöhnlichen Biografie lebt, obwohl im täglichen Leben bescheiden, herzlich, hilfsbereit und immer den Menschen zugewandt, die in Not geraten sind, eine Frau, mit der Umgang zu haben einfach Freude bereitet. Dass diese große Persönlichkeit an den Rand gedrängt wurde, hatte verschiedene Ursachen, darunter auch die wiederholte Verleugnung der neuesten Geschichte im kommunistischen Polen. Auf der Liste der Helden war einfach kein Platz für eine engagierte Frau, die zwar der Linken entstammte, doch von der ideologischen Utopie des Kommunismus weit entfernt war, die einer linken Bewegung angehörte, die in Polen eine große Tradition hat. Ins Spiel kam ferner, dass man seit den ersten Nachkriegsjahren in der Volksrepublik Polen alles, was auf die eine oder andere Weise mit Juden zusammenhing, für ein heikles, unsicheres und gefährliches Thema hielt, über das man besser schwieg. Dieses Phänomen verschärfte sich noch, als in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre der offizielle Antisemitismus aufkam, in dem sich Motive des Faschismus und des Stalinismus, den beiden schlimmsten Formen des Totalitarismus des 20. Jahrhunderts, verbanden. In einer Welt, in der eine solche Ideologie die Herrschaft über den Geist anstrebte, gab es keinen Platz für Irena Sendler. Es ist also kein Zufall, dass sie erst nach der Wende 1989 zu einer öffentlich anerkannten und viel gerühmten Person wurde. Das demokratische Polen weiß sie nämlich zu würdigen, wovon Auszeichnungen wie der ihr verliehene Orden des Weißen Adlers oder der Jan-Karski-Preis, benannt nach einer anderen herausragenden Persönlichkeit, die die Geschichte Polens im 20. Jahrhundert prägte, zeugen. Auch im Ausland, vor allem in den Vereinigten Staaten, aber auch in Schweden, Deutschland und in vielen anderen Ländern, hat man die Bedeutung Irena Sendlers erkannt. Die Formulierung »Sendlers Liste« hält Einzug in die Sprache und hat gute Aussichten, die von Steven Spielbergs Film geprägte Formulierung »Schindlers Liste« zu übertreffen. Schließlich ist die Namensliste der von der Polin Irena Sendler geretteten Juden viel umfangreicher als die Liste jener, die der deutsche Industrielle Oskar Schindler gerettet hat. Anna Mieszkowskas Buch erzählt Irena Sendlers Geschichte präzise und detailliert, es schildert ihre Taten, ihre Arbeit und ihren Alltag, es zeigt ihre moralische Größe. Etwas so Großes zu leisten wie die Rettung von 2500 jüdischen Kindern während der Vernichtung und darüber hinaus zur Rettung einer beachtlichen Zahl von Erwachsenen beizutragen, dazu gehört viel menschliche Klasse. Um so etwas Einmaliges und Mutiges zu tun, und das in einer Situation, in der jede einem Juden geleistete Hilfe mit dem Tod bestraft wurde, musste man wahrlich über heldenhafte Tugenden verfügen. Das Bedürfnis, Gutes zu tun, reichte allein nicht aus, genauso wenig wie die Überzeugung, dort Hilfe zu leisten, wo sie so dringend erforderlich war; denn wer eine solche Aufgabe auf sich nahm, musste unglaublich mutig sein, er setzte nämlich sein Leben aufs Spiel - und das nicht nur einmal, wenn er eine mutige Tat beging, sondern ständig. Man muss hier fast schon von Aufopferung sprechen. Irena Sendler riskierte ihr Leben, um während der deutschen Besatzung Juden zu retten. Um so Großes zu vollbringen, reichten Mut und Charakterstärke allein nicht aus. Diese Tugenden waren verbunden mit einer außerordentlichen Energie, die sie entfalten musste, um die Kinder aus dem Ghetto herauszuholen und dann ein Versteck für sie zu finden an Orten, die eine Überlebenschance boten. Irena Sendler wusste, dass das Leben von Menschen, deren einzige Schuld darin bestand, kein »arisches Blut« zu haben, auf dem Spiel stand, und entfaltete angesichts dessen eine außerordentliche Energie und einen ungewöhnlichen Ideenreichtum. Und sie legte dabei ein verblüffendes Organisationstalent an den Tag. Einer allein hätte so viele Kinder niemals retten können. Das Buch von Anna Mieszkowska ist eine indirekte Huldigung an Irena Sendlers Mitarbeiter, bewundernswerte, unglaublich mutige und aufopferungsvolle Frauen. Ich sage es noch einmal: Irena Sendler ist in letzter Zeit eine öffentliche Person geworden, von der man in der Presse liest und im Rundfunk spricht, eine öffentliche Person, von der man in Dokumentarfilmen erzählt. Irena Sendler ist bereits jetzt ein Symbol des Heldentums und der Aufopferung - und sie hat beste Aussichten, auch zu einem Symbol für die guten und freundschaftlichen polnisch-jüdischen Beziehungen zu werden. Micha Glowiriski Irena Sendler im Frühjahr 2003 Irena Sendlers Geschichte war mir aus Presse- und Fernsehberichten bekannt. Als 2001 vier Schülerinnen einer amerikanischen Schule in Uniontown, Kansas, die Heldin des von ihnen verfassten Theaterstücks Holocaust. Leben im Glas in Warschau besuchten, riefen die Medien die damals 91-jährige Irena Sendler und ihre außerordentlichen Leistungen während des Zweiten Weltkriegs in Erinnerung. Sie ist die »Mutter« von 2500 aus dem Warschauer Ghetto geretteten Kindern. Ich benutze bewusst nicht das Wort »Pflegemutter«, sondern Mutter, denn sie hat ihnen das Leben zum zweiten Mal geschenkt. Im April 2003 kam Lili Pohlmann aus London zu den Feierlichkeiten des 60. Jahrestags des Warschauer Ghettoaufstands nach Warschau. Sie besuchte Irena Sendler im Pflegeheim des Klosters der Barmherzigen Brüder im Stadtteil Nowe Miasto. Sie war außerordentlich bewegt von dieser Begegnung. Es war für sie unfassbar, dass niemand es für angebracht hielt, diese bescheidene Frau zu würdigen, die es nicht zuließ, dass man von ihr als »Heldin« sprach, und die die von ihr geretteten Kinder »Helden mütterlicher Herzen« nannte. Lili Pohlmann sagte zu mir: »Du musst Irena Sendler kennen lernen und über sie schreiben.« Ich ging also zu ihr. Mir gegenüber sitzt, schwarz gekleidet, eine freundlich lächelnde alte Dame in einem bequemen Sessel und drückte sich sehr gewählt, fast literarisch aus. An den Wänden ihres kleinen Zimmers hängen sorgfältig gerahmte Diplome und Auszeichnungen. Und auf dem Tisch, in greifbarer Nähe, stehen Fotos ihrer Mutter, ihrer Eltern als Verlobte, ihrer Kinder und ihrer Enkelin. Außerdem ein aufwändig gerahmtes Bild der vier amerikanischen Schülerinnen aus Uniontown. Sie waren es, die mit ihrem Theaterstück die Geschichte der mutigen Polin in Erinnerung riefen und in nur zehn Minuten fünf Jahre Kriegsgräuel Revue passieren ließen. »Die Mädchen aus den fernen Vereinigten Staaten entdeckten dich für die Welt und für ... Polen«, sagt Sendlers Freundin Jolanta Migdalska-Barariska. »Ja, das stimmt. Das geschah nach Jahren der Schikanen, Erniedrigungen, Verfolgungen«, antwortet Irena Sendler traurig. Sie ist Literaturwissenschaftlerin und fühlte sich zur Sozialarbeiterin im weitesten und schönsten Sinn dieses Wortes berufen. Mein erster Besuch bei ihr dauert eineinviertel Stunden. Sie erzählt unter anderem: »Mein Vater starb, als ich sieben Jahre alt war. Aber ich prägte mir für immer seine Worte ein, dass man die Menschen in gute und böse einteilt. Nationalität, Rasse, Religion haben keine Bedeutung. Nur was für ein Mensch jemand ist. Der zweite Grundsatz, den man mir seit meiner Kindheit beibrachte, war die Pflicht, dem Ertrinkenden die Hand hinzustrecken, jedem Menschen, der in Not geraten ist. Ich bin 93 Jahre alt«, sagt Irena Sendler, »leide an dreißig Krankheiten und blicke auf sechzig Jahre meines geschenkten Lebens zurück. Seit über fünfzehn Jahren sitze ich im Rollstuhl. Ich mag keine Journalisten, denn sehr oft verdrehen sie das, was man ihnen erzählt. Immer wieder taucht in Interviews oder Berichten über mich die irrige Information auf, dass ich typhuskranke Kinder aus dem Warschauer Ghetto herausholte. Das zeugt von einer absoluten Unkenntnis der Lebensbedingungen im Ghetto. Typhuskranke Menschen, unabhängig davon, ob es Erwachsene oder Kinder waren, hatten praktisch keine Chance, gerettet zu werden. Solche falschen Informationen werden häufig verbreitet. Deshalb berichtige ich sie jetzt. Meistens halte ich mich an den Grundsatz, mit niemandem über das Ghetto zu sprechen, der nicht dort war, von meinem Aufenthalt im Pawiak-Gefängnis niemandem zu erzählen, der dort nicht inhaftiert war, und über den Warschauer Aufstand unterhalte ich mich nicht mit Leuten, die ihn nicht selbst erlebt haben. Über meine Erfahrungen zu berichten, ist sehr anstrengend für mich. Erinnerungen und Albträume kehren zurück. Noch heute träume ich davon, wie ich Eltern um Erlaubnis bitte, ihr Kind mitzunehmen. Aber auf die Frage, welche Garantien wir geben, konnte ich nur antworten, dass es keine Garantien gibt. Diese Träume verfolgen mich. Die Aufregung kostet mich viel Kraft. Mein Leben war alles andere als einfach. Ich habe viel erlebt. Auch viele persönliche Tragödien ... Ich habe eine Tochter, eine Schwiegertochter und eine Enkelin. Und sehr, sehr viele Freunde ... Zu mir kommen Menschen, die ich gerettet habe, aber auch deren Kinder und Enkel.« Bis heute interessiert sich Irena Sendler für vieles und hält sich auf dem Laufenden. Sie liebt Menschen, und sie liebt Blumen. Wer in einer schwierigen Lebenslage um Hilfe und Rat bat, hat immer ein gutes Wort und Unterstützung von ihr bekommen. In ihrem kleinen Zimmer herrscht häufig Gedränge. Es kommt vor, dass an einem Tag mehrere Leute sie besuchen kommen. Das strengt sie zwar an, aber sie kann nicht Nein sagen, wenn jemand sie konkret um Hilfe bittet. Sie ist bestens darüber informiert, was in der Welt und in Polen vor sich geht. Sie macht sich Sorgen wegen des Irak-Kriegs, wegen der zahlreichen Gefahren des immer bedrohlicher werdenden Terrorismus. »Ich bin Pazifistin«, erklärt sie. »Ich habe zwei Weltkriege erlebt, zwei Aufstände in Warschau. Ich kann mich nicht mit dem Tod unschuldiger Menschen abfinden, und die Leidtragenden sind die Kinder. Sie leiden am meisten darunter.« Auf den Vorschlag, gemeinsam ein Buch über ihr ungewöhnliches Leben zu schreiben, reagierte sie positiv. Sie stellte alles, was sie an Unterlagen hat, zur Verfügung: das, was über sie geschrieben wurde, und das, was sie in verschiedenen Abschnitten ihres Lebens selbst notiert hat, nicht unbedingt im Hinblick auf eine Veröffentlichung, eher als Zeugnis für künftige Generationen. »Die heutige junge Generation hat häufig wenig Ahnung davon, dass während der deutschen Besatzung die Familienmitglieder nicht wussten, was ihre nächsten Verwandten machten«, erzählt sie fast allen ihren Besuchern. »Es gibt sehr viele Abhandlungen über Krieg, Besatzung, Vernichtung«, schrieb sie anlässlich eines Treffens der Holocaust-Kinder. »Nirgendwo habe ich jedoch eine Schilderung des immensen Leids der Mütter gefunden, die sich von ihren Kindern trennten, und der Kinder, die in fremde Hände gegeben wurden. Die Mütter, die ahnten, daß sie selbst und ihre gesamte Familie bald tot sein würden, wollten wenigstens ihr Kind retten. Aber nichts ist schwerer für eine Mutter zu ertragen, als sich von ihrem Kind zu trennen. Diese armen Frauen mussten sich über ihren eigenen Widerstand sowie den Widerstand ihrer Familien, etwa der Großeltern, hinwegsetzen. Denn die Großmütter, die sich noch an das Verhalten der Deutschen aus dem Ersten Weltkrieg erinnerten, sahen in ihnen keine Mörder und weigerten sich, sich von ihren Kindern zu trennen; die Mütter wussten jedoch, was sie zu tun hatten .. .« »Einer der Gründe, die mich dazu bewogen, meine Erinnerungen mit anderen Menschen zu teilen«, schrieb Irena Sendler bereits 1981, »war der Wille, der jungen, über die ganze Welt verstreuten Generation der Juden mitzuteilen, dass sie sich irrte, wenn sie meinte, dass die auf unmenschliche Weise gequälten polnischen Juden passiv waren, dass sie nicht kämpften, sondern willenlos in den Tod gingen. Das ist nicht wahr! Ihr täuscht euch, junge Freunde! Hättet ihr die Jugendlichen gesehen, die in jenen Zeiten lebten und arbeiteten, ihr tägliches Ringen mit dem Tod gekannt, der an jeder Haus- und Straßenecke lauerte, hättet ihr ihre würdevolle und beharrliche Haltung, ihre täglichen Taten, ihren Kampf um jedes Stück Brot, jedes Arzneimittel für sterbende Angehörige, um ein Buch, in das sie sich vertiefen konnten, erlebt, würdet ihr eure Meinung ändern! Ihr hättet wunderbare Mädchen und wunderbare Jungen gesehen, die die Folter und Dramen des Alltags im Warschauer Ghetto mit Würde ertrugen. Es ist nicht wahr, dass die Märtyrer des Warschauer Ghettos kampflos starben! Sie kämpften um jeden Tag, um jede Stunde, um jede Minute ihres Lebens in dieser Hölle, mehrere Jahre lang. Und als sie sich endgültig davon überzeugen mussten, dass es f, Deutsche Verlags-Anstalt DVA, 0<
che, deu | Biblio.co.uk antiquariat peter petrej, BOOK-SERVICE Lars Lutzer - ANTIQUARIAN BOOKS - LITERATURE SEARCH *** BOOKSERVICE *** ANTIQUARIAN RESEARCH Versandkosten: EUR 7.02 Details... |
Die Mutter der Holocaust-Kinder Irena Sendler und die geretteten Kinder aus dem Warschauer Ghetto [Gebundene Ausgabe] Anna Mieszkowska (Autor), Urszula Usakowska-Wolff (Übersetzer), Manfred Wolff (Übersetzer) Matka Dzieci Holocaustu Historia Ireny Sendlerowej Deutsche Verlags-Anstalt DVA Deutsche Besatzung Judenrettung Nationalsozialismus Sendler Irena Getto ErinnerungenWarschau zur Zeit der deutschen Besatzung Obwohl für die geringste Hilfeleistung gegenüber Juden die Todesstrafe droht, gelingt es der jungen Polin Irena Sendler, 2500 jüdische Kinder vor dem Tod zu bewahren. Als Krankenschwester hat sie Zugang zum Warschauer Ghetto. In Säcken und Kisten, mit Schlafmitteln betäubt, durch Keller und Abwasserkanäle schleust sie die Kinder auf die andere Seite des Ghettos. Mit gefälschten Papieren gibt sie ihnen eine neue Identität und verschafft ihnen in polnischen Familien, Waisenhäusern und Klöstern ein neues Zuhause. Als die Gestapo sie faßt und foltert, gibt sie keine Namen preis und kommt selbs - gebunden oder broschiert
2003, ISBN: 9783421059123
Deutsche Verlags-Anstalt DVA, Auflage: 2. Auflage: 2. Hardcover. 21,6 x 14,2 x 3 cm. Deutsche Besatzung Judenrettung Nationalsozialismus Sendler Irena Getto Erinnerungen Warschau zur Zei… Mehr…
Deutsche Verlags-Anstalt DVA, Auflage: 2. Auflage: 2. Hardcover. 21,6 x 14,2 x 3 cm. Deutsche Besatzung Judenrettung Nationalsozialismus Sendler Irena Getto Erinnerungen Warschau zur Zeit der deutschen Besatzung Obwohl für die geringste Hilfeleistung gegenüber Juden die Todesstrafe droht, gelingt es der jungen Polin Irena Sendler, 2500 jüdische Kinder vor dem Tod zu bewahren. Als Krankenschwester hat sie Zugang zum Warschauer Ghetto. In Säcken und Kisten, mit Schlafmitteln betäubt, durch Keller und Abwasserkanäle schleust sie die Kinder auf die andere Seite des Ghettos. Mit gefälschten Papieren gibt sie ihnen eine neue Identität und verschafft ihnen in polnischen Familien, Waisenhäusern und Klöstern ein neues Zuhause. Als die Gestapo sie faßt und foltert, gibt sie keine Namen preis und kommt selbst nur knapp mit dem Leben davon. Die genauen Daten aller geretteten Kinder versteckt sie unter einem Apfelbaum in einem Garten. Auf der Grundlage persönlicher Aufzeichnungen und Erinnerungen der mittlerweile 95jährigen Irena Sendler erzählt die Journalistin Anna Mieszkowska ihre bislang fast unbekannte Geschichte Anna Mieszkowska, geboren 1958 in Warschau, ist Theaterwissenschaftlerin und Journalistin. Literatur Biografien Erfahrungsberichte Deutsche Besatzung Berichte Erinnerungen Judenrettung Nationalsozialismus Sendler, Irena Warschau Getto ISBN-10 3-421-05912-8 / 3421059128 ISBN-13 978-3-421-05912-3 / 9783421059123 Vorwort Dies ist das erste Buch über Irena Sendler. Es ist eigentlich mehr als ein Buch über sie. Obwohl es sich nicht einfach um ein langes Interview handelt, ist es zum überwiegenden Teil doch ihr Buch. Anna Mieszkowska lässt nämlich ihre Heldin zu Wort kommen, gibt ihre Meinung wieder, zitiert sie. Jahrelang waren ihre Taten relativ wenigen Menschen bekannt: jenen, denen sie das Leben gerettet hat, ihrem Freundes- und Bekanntenkreis sowie einigen Historikern, die sich mit dem Zweiten Weltkrieg, vorwiegend mit der Geschichte der Massenvernichtung, befassen. Man konnte den Eindruck gewinnen, wir seien uns dessen nicht bewusst gewesen, oder wollten uns vielmehr dessen nicht bewusst werden, dass unter uns eine Frau mit einer so außergewöhnlichen Biografie lebt, obwohl im täglichen Leben bescheiden, herzlich, hilfsbereit und immer den Menschen zugewandt, die in Not geraten sind, eine Frau, mit der Umgang zu haben einfach Freude bereitet. Dass diese große Persönlichkeit an den Rand gedrängt wurde, hatte verschiedene Ursachen, darunter auch die wiederholte Verleugnung der neuesten Geschichte im kommunistischen Polen. Auf der Liste der Helden war einfach kein Platz für eine engagierte Frau, die zwar der Linken entstammte, doch von der ideologischen Utopie des Kommunismus weit entfernt war, die einer linken Bewegung angehörte, die in Polen eine große Tradition hat. Ins Spiel kam ferner, dass man seit den ersten Nachkriegsjahren in der Volksrepublik Polen alles, was auf die eine oder andere Weise mit Juden zusammenhing, für ein heikles, unsicheres und gefährliches Thema hielt, über das man besser schwieg. Dieses Phänomen verschärfte sich noch, als in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre der offizielle Antisemitismus aufkam, in dem sich Motive des Faschismus und des Stalinismus, den beiden schlimmsten Formen des Totalitarismus des 20. Jahrhunderts, verbanden. In einer Welt, in der eine solche Ideologie die Herrschaft über den Geist anstrebte, gab es keinen Platz für Irena Sendler. Es ist also kein Zufall, dass sie erst nach der Wende 1989 zu einer öffentlich anerkannten und viel gerühmten Person wurde. Das demokratische Polen weiß sie nämlich zu würdigen, wovon Auszeichnungen wie der ihr verliehene Orden des Weißen Adlers oder der Jan-Karski-Preis, benannt nach einer anderen herausragenden Persönlichkeit, die die Geschichte Polens im 20. Jahrhundert prägte, zeugen. Auch im Ausland, vor allem in den Vereinigten Staaten, aber auch in Schweden, Deutschland und in vielen anderen Ländern, hat man die Bedeutung Irena Sendlers erkannt. Die Formulierung »Sendlers Liste« hält Einzug in die Sprache und hat gute Aussichten, die von Steven Spielbergs Film geprägte Formulierung »Schindlers Liste« zu übertreffen. Schließlich ist die Namensliste der von der Polin Irena Sendler geretteten Juden viel umfangreicher als die Liste jener, die der deutsche Industrielle Oskar Schindler gerettet hat. Anna Mieszkowskas Buch erzählt Irena Sendlers Geschichte präzise und detailliert, es schildert ihre Taten, ihre Arbeit und ihren Alltag, es zeigt ihre moralische Größe. Etwas so Großes zu leisten wie die Rettung von 2500 jüdischen Kindern während der Vernichtung und darüber hinaus zur Rettung einer beachtlichen Zahl von Erwachsenen beizutragen, dazu gehört viel menschliche Klasse. Um so etwas Einmaliges und Mutiges zu tun, und das in einer Situation, in der jede einem Juden geleistete Hilfe mit dem Tod bestraft wurde, musste man wahrlich über heldenhafte Tugenden verfügen. Das Bedürfnis, Gutes zu tun, reichte allein nicht aus, genauso wenig wie die Überzeugung, dort Hilfe zu leisten, wo sie so dringend erforderlich war; denn wer eine solche Aufgabe auf sich nahm, musste unglaublich mutig sein, er setzte nämlich sein Leben aufs Spiel - und das nicht nur einmal, wenn er eine mutige Tat beging, sondern ständig. Man muss hier fast schon von Aufopferung sprechen. Irena Sendler riskierte ihr Leben, um während der deutschen Besatzung Juden zu retten. Um so Großes zu vollbringen, reichten Mut und Charakterstärke allein nicht aus. Diese Tugenden waren verbunden mit einer außerordentlichen Energie, die sie entfalten musste, um die Kinder aus dem Ghetto herauszuholen und dann ein Versteck für sie zu finden an Orten, die eine Überlebenschance boten. Irena Sendler wusste, dass das Leben von Menschen, deren einzige Schuld darin bestand, kein »arisches Blut« zu haben, auf dem Spiel stand, und entfaltete angesichts dessen eine außerordentliche Energie und einen ungewöhnlichen Ideenreichtum. Und sie legte dabei ein verblüffendes Organisationstalent an den Tag. Einer allein hätte so viele Kinder niemals retten können. Das Buch von Anna Mieszkowska ist eine indirekte Huldigung an Irena Sendlers Mitarbeiter, bewundernswerte, unglaublich mutige und aufopferungsvolle Frauen. Ich sage es noch einmal: Irena Sendler ist in letzter Zeit eine öffentliche Person geworden, von der man in der Presse liest und im Rundfunk spricht, eine öffentliche Person, von der man in Dokumentarfilmen erzählt. Irena Sendler ist bereits jetzt ein Symbol des Heldentums und der Aufopferung - und sie hat beste Aussichten, auch zu einem Symbol für die guten und freundschaftlichen polnisch-jüdischen Beziehungen zu werden. Micha Glowiriski Irena Sendler im Frühjahr 2003 Irena Sendlers Geschichte war mir aus Presse- und Fernsehberichten bekannt. Als 2001 vier Schülerinnen einer amerikanischen Schule in Uniontown, Kansas, die Heldin des von ihnen verfassten Theaterstücks Holocaust. Leben im Glas in Warschau besuchten, riefen die Medien die damals 91-jährige Irena Sendler und ihre außerordentlichen Leistungen während des Zweiten Weltkriegs in Erinnerung. Sie ist die »Mutter« von 2500 aus dem Warschauer Ghetto geretteten Kindern. Ich benutze bewusst nicht das Wort »Pflegemutter«, sondern Mutter, denn sie hat ihnen das Leben zum zweiten Mal geschenkt. Im April 2003 kam Lili Pohlmann aus London zu den Feierlichkeiten des 60. Jahrestags des Warschauer Ghettoaufstands nach Warschau. Sie besuchte Irena Sendler im Pflegeheim des Klosters der Barmherzigen Brüder im Stadtteil Nowe Miasto. Sie war außerordentlich bewegt von dieser Begegnung. Es war für sie unfassbar, dass niemand es für angebracht hielt, diese bescheidene Frau zu würdigen, die es nicht zuließ, dass man von ihr als »Heldin« sprach, und die die von ihr geretteten Kinder »Helden mütterlicher Herzen« nannte. Lili Pohlmann sagte zu mir: »Du musst Irena Sendler kennen lernen und über sie schreiben.« Ich ging also zu ihr. Mir gegenüber sitzt, schwarz gekleidet, eine freundlich lächelnde alte Dame in einem bequemen Sessel und drückte sich sehr gewählt, fast literarisch aus. An den Wänden ihres kleinen Zimmers hängen sorgfältig gerahmte Diplome und Auszeichnungen. Und auf dem Tisch, in greifbarer Nähe, stehen Fotos ihrer Mutter, ihrer Eltern als Verlobte, ihrer Kinder und ihrer Enkelin. Außerdem ein aufwändig gerahmtes Bild der vier amerikanischen Schülerinnen aus Uniontown. Sie waren es, die mit ihrem Theaterstück die Geschichte der mutigen Polin in Erinnerung riefen und in nur zehn Minuten fünf Jahre Kriegsgräuel Revue passieren ließen. »Die Mädchen aus den fernen Vereinigten Staaten entdeckten dich für die Welt und für ... Polen«, sagt Sendlers Freundin Jolanta Migdalska-Barariska. »Ja, das stimmt. Das geschah nach Jahren der Schikanen, Erniedrigungen, Verfolgungen«, antwortet Irena Sendler traurig. Sie ist Literaturwissenschaftlerin und fühlte sich zur Sozialarbeiterin im weitesten und schönsten Sinn dieses Wortes berufen. Mein erster Besuch bei ihr dauert eineinviertel Stunden. Sie erzählt unter anderem: »Mein Vater starb, als ich sieben Jahre alt war. Aber ich prägte mir für immer seine Worte ein, dass man die Menschen in gute und böse einteilt. Nationalität, Rasse, Religion haben keine Bedeutung. Nur was für ein Mensch jemand ist. Der zweite Grundsatz, den man mir seit meiner Kindheit beibrachte, war die Pflicht, dem Ertrinkenden die Hand hinzustrecken, jedem Menschen, der in Not geraten ist. Ich bin 93 Jahre alt«, sagt Irena Sendler, »leide an dreißig Krankheiten und blicke auf sechzig Jahre meines geschenkten Lebens zurück. Seit über fünfzehn Jahren sitze ich im Rollstuhl. Ich mag keine Journalisten, denn sehr oft verdrehen sie das, was man ihnen erzählt. Immer wieder taucht in Interviews oder Berichten über mich die irrige Information auf, dass ich typhuskranke Kinder aus dem Warschauer Ghetto herausholte. Das zeugt von einer absoluten Unkenntnis der Lebensbedingungen im Ghetto. Typhuskranke Menschen, unabhängig davon, ob es Erwachsene oder Kinder waren, hatten praktisch keine Chance, gerettet zu werden. Solche falschen Informationen werden häufig verbreitet. Deshalb berichtige ich sie jetzt. Meistens halte ich mich an den Grundsatz, mit niemandem über das Ghetto zu sprechen, der nicht dort war, von meinem Aufenthalt im Pawiak-Gefängnis niemandem zu erzählen, der dort nicht inhaftiert war, und über den Warschauer Aufstand unterhalte ich mich nicht mit Leuten, die ihn nicht selbst erlebt haben. Über meine Erfahrungen zu berichten, ist sehr anstrengend für mich. Erinnerungen und Albträume kehren zurück. Noch heute träume ich davon, wie ich Eltern um Erlaubnis bitte, ihr Kind mitzunehmen. Aber auf die Frage, welche Garantien wir geben, konnte ich nur antworten, dass es keine Garantien gibt. Diese Träume verfolgen mich. Die Aufregung kostet mich viel Kraft. Mein Leben war alles andere als einfach. Ich habe viel erlebt. Auch viele persönliche Tragödien ... Ich habe eine Tochter, eine Schwiegertochter und eine Enkelin. Und sehr, sehr viele Freunde ... Zu mir kommen Menschen, die ich gerettet habe, aber auch deren Kinder und Enkel.« Bis heute interessiert sich Irena Sendler für vieles und hält sich auf dem Laufenden. Sie liebt Menschen, und sie liebt Blumen. Wer in einer schwierigen Lebenslage um Hilfe und Rat bat, hat immer ein gutes Wort und Unterstützung von ihr bekommen. In ihrem kleinen Zimmer herrscht häufig Gedränge. Es kommt vor, dass an einem Tag mehrere Leute sie besuchen kommen. Das strengt sie zwar an, aber sie kann nicht Nein sagen, wenn jemand sie konkret um Hilfe bittet. Sie ist bestens darüber informiert, was in der Welt und in Polen vor sich geht. Sie macht sich Sorgen wegen des Irak-Kriegs, wegen der zahlreichen Gefahren des immer bedrohlicher werdenden Terrorismus. »Ich bin Pazifistin«, erklärt sie. »Ich habe zwei Weltkriege erlebt, zwei Aufstände in Warschau. Ich kann mich nicht mit dem Tod unschuldiger Menschen abfinden, und die Leidtragenden sind die Kinder. Sie leiden am meisten darunter.« Auf den Vorschlag, gemeinsam ein Buch über ihr ungewöhnliches Leben zu schreiben, reagierte sie positiv. Sie stellte alles, was sie an Unterlagen hat, zur Verfügung: das, was über sie geschrieben wurde, und das, was sie in verschiedenen Abschnitten ihres Lebens selbst notiert hat, nicht unbedingt im Hinblick auf eine Veröffentlichung, eher als Zeugnis für künftige Generationen. »Die heutige junge Generation hat häufig wenig Ahnung davon, dass während der deutschen Besatzung die Familienmitglieder nicht wussten, was ihre nächsten Verwandten machten«, erzählt sie fast allen ihren Besuchern. »Es gibt sehr viele Abhandlungen über Krieg, Besatzung, Vernichtung«, schrieb sie anlässlich eines Treffens der Holocaust-Kinder. »Nirgendwo habe ich jedoch eine Schilderung des immensen Leids der Mütter gefunden, die sich von ihren Kindern trennten, und der Kinder, die in fremde Hände gegeben wurden. Die Mütter, die ahnten, daß sie selbst und ihre gesamte Familie bald tot sein würden, wollten wenigstens ihr Kind retten. Aber nichts ist schwerer für eine Mutter zu ertragen, als sich von ihrem Kind zu trennen. Diese armen Frauen mussten sich über ihren eigenen Widerstand sowie den Widerstand ihrer Familien, etwa der Großeltern, hinwegsetzen. Denn die Großmütter, die sich noch an das Verhalten der Deutschen aus dem Ersten Weltkrieg erinnerten, sahen in ihnen keine Mörder und weigerten sich, sich von ihren Kindern zu trennen; die Mütter wussten jedoch, was sie zu tun hatten .. .« »Einer der Gründe, die mich dazu bewogen, meine Erinnerungen mit anderen Menschen zu teilen«, schrieb Irena Sendler bereits 1981, »war der Wille, der jungen, über die ganze Welt verstreuten Generation der Juden mitzuteilen, dass sie sich irrte, wenn sie meinte, dass die auf unmenschliche Weise gequälten polnischen Juden passiv waren, dass sie nicht kämpften, sondern willenlos in den Tod gingen. Das ist nicht wahr! Ihr täuscht euch, junge Freunde! Hättet ihr die Jugendlichen gesehen, die in jenen Zeiten lebten und arbeiteten, ihr tägliches Ringen mit dem Tod gekannt, der an jeder Haus- und Straßenecke lauerte, hättet ihr ihre würdevolle und beharrliche Haltung, ihre täglichen Taten, ihren Kampf um jedes Stück Brot, jedes Arzneimittel für sterbende Angehörige, um ein Buch, in das sie sich vertiefen konnten, erlebt, würdet ihr eure Meinung ändern! Ihr hättet wunderbare Mädchen und wunderbare Jungen gesehen, die die Folter und Dramen des Alltags im Warschauer Ghetto mit Würde ertrugen. Es ist nicht wahr, dass die Märtyrer des Warschauer Ghettos kampflos starben! Sie kämpften um jeden Tag, um jede Stunde, um jede Minute ihres Lebens in dieser Hölle, mehrere Jahre lang. Und als sie sich endgültig davon überzeugen mussten, dass es f, Deutsche Verlags-Anstalt DVA, 0<
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Die Mutter der Holocaust-Kinder Irena Sendler und die geretteten Kinder aus dem Warschauer Ghetto [Gebundene Ausgabe] Anna Mieszkowska (Autor), Urszula Usakowska-Wolff (Übersetzer), Manfred Wolff (Übersetzer) Matka Dzieci Holocaustu Historia Ireny Sendlerowej Deutsche Verlags-Anstalt DVA Deutsche Besatzung Judenrettung Nationalsozialismus Sendler Irena Getto ErinnerungenWarschau zur Zeit der deutschen Besatzung Obwohl für die geringste Hilfeleistung gegenüber Juden die Todesstrafe droht, gelingt es der jungen Polin Irena Sendler, 2500 jüdische Kinder vor dem Tod zu bewahren. Als Krankenschwester hat sie Zugang zum Warschauer Ghetto. In Säcken und Kisten, mit Schlafmitteln betäubt, durch Keller und Abwasserkanäle schleust sie die Kinder auf die andere Seite des Ghettos. Mit gefälschten Papieren gibt sie ihnen eine neue Identität und verschafft ihnen in polnischen Familien, Waisenhäusern und Klöstern ein neues Zuhause. Als die Gestapo sie faßt und foltert, gibt sie keine Namen preis und kommt selbs - gebunden oder broschiert
2008, ISBN: 9783421059123
Ullstein Hardcover, 2008. 2008. Hardcover. 12,8 x 2,3 x 21 cm. Die zunehmende Ausbreitung des Fundamentalismus, nicht nur in der muslimischen Welt, beweist: Die westliche Welt hat vor la… Mehr…
Ullstein Hardcover, 2008. 2008. Hardcover. 12,8 x 2,3 x 21 cm. Die zunehmende Ausbreitung des Fundamentalismus, nicht nur in der muslimischen Welt, beweist: Die westliche Welt hat vor lauter gut gemeinter Toleranz vergessen, dass der Religion in der Demokratie Grenzen gesetzt werden müssen. Denn: Die Schattenseite aller schriftlich fixierten Offenbarungsreligionen ist die Gewalt. Mit seinen provozierenden Thesen rüttelt Elie Barnavi seine Leser aus dem multikulturellen Dornröschenschlaf und öffnet ihnen die Augen. Der Westen muss sich auf die Werte der Aufklärung besinnen und sie kompromisslos verteidigen. Nur so kann die Demokratie überleben. Und nur so können wir verhindern, dass Fundamentalismus zum globalen Totalitarismus des 21. Jahrhunderts wird. Es ist ein Krieg auf moralischer Ebene, bei dem es um unsere Freiheit geht. Autor: Der Historiker und Politologe Elie Barnavi, geboren 1964 in Bukarest, lehrte als Professor an der Universität Tel Aviv und an der École des Hautes Études in Paris. Von 1999 bis 2002 war er israelischer Botschafter in Paris. Heute lebt er in Tel Aviv. Die westliche Welt hat vergessen, dass jede Religion eine Schattenseite hat: die Gewalt. Barnavi, selbst gläubiger Jude, ruft deshalb zu einer strikten Trennung von Religion und Staat auf. Ein flammendes Plädoyer für die radikale Verteidigung unserer demokratischen Werte. Die zunehmende Ausbreitung des Fundamentalismus, nicht nur in der muslimischen Welt, beweist: Die westliche Welt hat vor lauter gut gemeinter Toleranz vergessen, dass der Religion in der Demokratie Grenzen gesetzt werden müssen. Denn: Die Schattenseite aller schriftlich fixierten Offenbarungsreligionen ist die Gewalt. Mit seinen provozierenden Thesen rüttelt Elie Barnavi seine Leser aus dem multikulturellen Dornröschenschlaf und öffnet ihnen die Augen. Der Westen muss sich auf die Werte der Aufklärung besinnen und sie kompromisslos verteidigen. Nur so kann die Demokratie überleben. Und nur so können wir verhindern, dass Fundamentalismus zum globalen Totalitarismus des 21. Jahrhunderts wird. Es ist ein Krieg auf moralischer Ebene, bei dem es um unsere Freiheit geht. Die zunehmende Ausbreitung des Fundamentalismus, nicht nur in der muslimischen Welt, beweist: Die westliche Welt hat vor lauter gut gemeinter Toleranz vergessen, dass der Religion in der Demokratie Grenzen gesetzt werden müssen. Denn: Die Schattenseite aller schriftlich fixierten Offenbarungsreligionen ist die Gewalt. Mit seinen provozierenden Thesen rüttelt Elie Barnavi seine Leser aus dem multikulturellen Dornröschenschlaf und öffnet ihnen die Augen. Der Westen muss sich auf die Werte der Aufklärung besinnen und sie kompromisslos verteidigen. Nur so kann die Demokratie überleben. Und nur so können wir verhindern, dass Fundamentalismus zum globalen Totalitarismus des 21. Jahrhunderts wird. Es ist ein Krieg auf moralischer Ebene, bei dem es um unsere Freiheit geht. Über den Autor: Der Historiker und Politologe Elie Barnavi, geboren 1964 in Bukarest, lehrte als Professor an der Universität Tel Aviv und an der École des Hautes Études in Paris. Von 1999 bis 2002 war er israelischer Botschafter in Paris. Heute lebt er in Tel Aviv. 2000 erschien die viel gelobte Universalgeschichte des Judentums auf Deutsch, die von ihm herausgegeben wurde. Die Religion ist nicht totzukriegen und am Beginn des 21. Jahrhunderts wird dies auch dem Westen umso mehr bewusst, wie auch der SPIEGEL in einer Artikelserie unter dem Titel Weltmacht Religion bestätigte. Sinnsuche und der Wunsch sich auf ethische Grundprinzipien rückzubesinnen haben zu einem Wiederaufleben religiöser Gefühle geführt. Doch fast alle Weltreligionen besitzen inzwischen eine dunkle Seite, deren Anhänger unter Berufung auf die heiligen Schrift und damit fundamentalen Glaubensgrundlage einen alleinigen Wahrheitsanspruch erheben, welchen es im Glauben das einzig richtige zu tun, mit Vehemenz zu verteidigen gilt. Im Namen Gottes, wird Gewalt gegen Andersgläubige und potentielle Verräter an diesem heiligen Krieg angewendet. Der Historiker Elie Barnavi war von 1999 bis 2002 israelischer Botschafter in Paris und ist heute, als emeritierter Professor für moderne westliche Geschichte an der Universität Tel Aviv, Berater für das Europamuseum in Brüssel sowie Gastprofessor an der Fakultät für Sozialwissenschaften an der Ecole des Haute Etudes in Paris. Mit seiner politischen Streitschrift "Mörderische Religion" fordert der Autor eine klare Trennung von Staat und Kirche, die es als Grundpfeiler der Demokratie stärker zu verteidigen gilt. Denn wenn Politik und Religion vermischt werden, ergibt dies eine unheilvolle Allianz, in welcher der Zweck die Mittel heiligt. Der Mord an unschuldigen Zivilisten sichert dem Mörder das Seelenheil, während er damit ein politisches Statement abgibt. Berechtigter Widerstand gegen westlichen Imperialismus (wie den der USA) und Vorurteile (darunter auch radikaler Antisemitismus) vermengen sich zu einer mörderischen Ideologie. In so manchen Fällen sind es Fundamentalisten, die den entscheidenden Beitrag zu ethnischen Säuberungen liefern. "Religiöse Schriften, egal welcher Coleur, sind wie gesagt Gemischtwarenläden, in denen jeder findet, wonach er sucht, sprich: das, was jeder mitbringt.", konstatiert Barnavi in diesem Zusammenhang. "In diesem Buch möchte ich dem Leser ein wenig von meinen Erfahrungen mit den religiösen Fanatikern mitteilen. Dabei handelt es sich hier weder um ein religionsgeschichtliches noch um ein theologisches Werk, sondern vielmehr um eine politische Streitschrift, die dem Leser das nötige intellektuelle Rüstzeug für einen Krieg mitgeben will, der bereits begonnen hat." Auch wenn Barnavis Werk im Rheinländischen Merkur vom ehemaligen Leiter des Deutschen Orient-Instituts, Udo Steinbach, wegen seiner mangelnden Wissenschaftlichkeit kritisiert wird und ein Quellenverzeichnis tatsächlich fehlt, liegt das eher in der Betrachtungsweise des Lesers begründet. Elie Barnavi mag Historiker sein, doch hat er dieses Werk aus einer laizistischen israelisch-jüdischen Perspektive verfasst, als Bürger mit umfangreicher Erfahrung. Abzutun ist die Rezension des Experten natürlich nicht, denn Barnavi befasst sich trotz gegenteiliger Beispiele, hauptsächlich mit einer Darstellung des fundamentalistisch revolutionären Blocks im Islam. Auch wird der Begriff Religion nur grundlegend definiert und die doch eher stimmige These relativ einseitig präsentiert. Ungefähr die Hälfte von "Mörderische Religion" dient als Einführung, zum eigentlichen Thema "Islamistischer Terrorismus". Bevor es dazu kommt zieht Barnavi einige sehr eindrucksvolle und lehrreiche Vergleiche, der Heiligen Liga als erster Partei Gottes und der Hisbollah (Hizbollah, arabisch für Partei Gottes). Ohne weitere Argumente zu manch ähnlichen Entwicklungen einzubringen, weil diese den Rahmen des Buches sprengen würden, lässt es der Autor allerdings sein, in der Geschichte des Abendlandes nach Vergleichsmöglichkeiten für heutige Geschehnisse zu suchen, obwohl er klar mit Erkenntnissen aus den europäischen Glaubenskriegen argumentiert. Aus der Geschichte kann man lernen, doch allzu konkrete Belege bleiben im Rahmen der Streitschrift außen vor. "Was ist Islamismus? Es ist der radikale Islam wahhabitischer Prägung, gespeist von politischer Ideologie. Es geht ihm darum, die Gesellschaft durch die Gründung eines wahrhaft muslimischen Staates zu islamisieren, indem also die verlorene Einheit zwischen der politischen Macht und der Gemeinschaft der Gläubigen wiederhergestellt wird. Wie bei den beiden anderen totalitären Systemen des 20. Jahrhunderts, dem Kommunismus und dem Nationalsozialismus, hat der Staat an sich keine Bedeutung: er ist ein Werkzeug, dessen man sich bedient, um ein Ziel zu erreichen, das über den Staat selbst hinausgeht und dessen Umsetzung notwendigerweise zu seiner Abschaffung führt." Religionen sind keine homogene Einheit, so auch nicht der Islam, doch in politisierter Form sind die Grenzen weniger stark umrissen. Um mehrheitstauglich zu bleiben, reicht es sich auf bestimmte Kernbotschaften zu stützen. Doch ist es wie auf den Seiten 118-119 dargelegt für islamistische Parteien mangels eines alternativen Angebots sehr einfach, sich als Vertreter aller Muslime zu verstehen, indem sie eine mehrheitliche Position tatsächlich vertreten: "Angesichts eines bürokratischen und brutalen Staats, der von Korruption und Vetternwirtschaft ausgehöhlt und unfähig ist, seinen Bewohnern ein Minimum an Lebensqualität zu sichern, sind sie schlicht ergreifend die einzige Alternative." Der Punkt ist, dass bei demokratischen Öffnungsversuchen (Wahlen) nordafrikanischer oder nahöstlicher Diktaturen die islamitischen Parteien bisher immer profitiert haben und laut Barnavi sich auch in der Türkei "die Demokratie nur mit Hilfe von Bajonetten" halten kann. Der Multikulturalismus ist als gescheitert zu betrachten, wenn man sich die Entwicklungen in den Ghettos europäischer Großstädte vor Augen führt und erfährt, dass gerade rechtskonservative Ideologen diesen plötzlich in Schutz nehmen. Für Elie Barnavi umso mehr ein Beweis dafür dass Assimilation das einzig praktikable und problemlose Integrationskonzept sein kann. In einer Rezension der Welt Online vom 18. Mai hieß es auch "Die Zeiten, in denen einem Europäer religiöse Fragen gleichgültig sein konnten, sind vorbei." Und in diesem Sinne erfüllt Elie Barnavis "Mörderische Religion" seinen Zweck auf mustergültige Weise, es regt zum Diskurs an, um hoffentlich auf unterschiedlichen Seiten entsprechende Reaktionen zu erreichen. Fazit: Gewalt ist wie wir wissen mehr als nur körperlicher Natur, sondern auch rechtlicher. In Demokratien hält der Staat allein das Gewaltmonopol und wie die Geschichte zeigt, sollten wir alles tun, um diesen Zustand aufrecht zu erhalten. Die Einheit von Thron und Altar (selbst wenn sich diese "nur" auf Bereiche der Judikative beschränken sollte) erzeugt mörderische Konsequenzen, fernab jeder Rechtsstaatlichkeit und damit den Idealen einer Demokratie. "Unsere Wertevorstellungen stehen auf dem Spiel, unsere Freiheiten, unsere Art zu leben, die Zukunft unserer Kinder. Wir müssen wissen, mit wem wir es zu tun haben" (15). Elie Barnavi war von 1999-2002 israelischer Botschafter in Paris und ist selbst gläubiger Jude. 2000 erschien seine "Universalgeschichte des Judentums" in deutscher Sprache. In seiner jetzt erschienenden Streitschrift "Mörderische Religion" erklärt er dem religiösen Fundamentalismus den Krieg und fordert den Westen, den er als Wertegemeinschaft definiert, dazu auf, endlich offensiv für die Werte einzustehen, die wir uns in Jahrhunderten erkämpft haben. Das Instrument oder vielmehr die Voraussetzung unserer Freiheit ist die Trennung von Staat und Kirche: "Die Lösung ist die Trennung von Staat und Religion. Dieser Laizismus, ohne den Demokratie nicht möglich wäre, muss man mit Zähnen und Klauen verteidigen, ohne Unterschiede, ohne Schwäche zu zeigen" (171). Barnavi legt zuerst fest, dass jede monotheistische Religion ein riesiges Gewaltpotential in sich trage: "Jede Offenbarungsreligion ist eine kämpferische Religion; nur die Waffen ändern sich ' und die Intensität des Kampfgeistes" (29). Ein Blick in die Schriften des Juden- und Christentums sowie des Islam bestätigen dies. Neben friedvollen finden sich hier auch unzählige brutale und menschenverachtende Verse bzw. Suren: "Die heiligen Schriften sind das reinste Sammelsurium, man findet dort immer irgendetwas, was einem passt. In der Sprache der Gelehrten heißt das Ganze dann Exegese" (53). Es ist daher ein Fehler, der sich aus einem falschen Verständnis von Toleranz herleitet, zu glauben, dass das Christentum oder der Islam an sich friedliche Religionen seien und ein Osama bin Laden den Koran nur falsch verstanden habe. Das ist völlig falsch. Im Koran wimmelt es von Textstellen, die das Vorgehen von Bin Laden und seinen Anhängern voll und ganz rechtfertigen. Wie gesagt, es gibt nicht DEN Islam oder DAS Christentum. Es gibt immer nur das, was eine jeweilige Generation daraus macht. Willkür ist hiermit Tür und Tor geöffnet. Barnavi lehnt den oftmals vorgebrachten Einwand ab, dass der gewaltbereite religiöse Fundamentalismus lediglich ein Ventil für Armut, Arbeitslosigkeit oder soziale Rückständigkeit sei.: "Sie [die Religion] ist eine internationale Angelegenheit, die den weltweiten Flächenbrand in diesem Ausmaße vielleicht erst ermöglichte und damit den ideologischen Unterbau für alle anderen Auseinandersetzungen auf bescheidenerem Niveau liefert" (49). Natürlich spielt Perspektivlosigkeit und soziale Benachteiligung auch eine Rolle. Zufriedene Menschen mit einem sicheren Job, die eine Familie zu ernähren haben, sind weniger anfällig für religiöse Rattenfänger, die schon die Sprengstoffgürtel basteln und dabei von den diversen Belohnungen im Paradies schwadronieren. Es fällt aber auf, dass es keinen Ideologien leichter fällt, Menschen dazu zu bringen, sich und andere umzubringen, als religiösen Ideologien. Dies lässt sich unter anderem aus der Verherrlichung des Jenseits auf Kosten des Diesseits erklären, die konstitutiv für alle monotheistischen Religionen ist. Auch der Hinweis, dass religiöse Gewalt eine Reaktion auf die negativen Auswirkungen der Globalisierung sei, ist nicht zutreffend. Südamerika leidet viel mehr unter den Auswirkungen der Globalisierung, als die arabische Welt Dennoch würde kein Peruaner oder kein Kolumbianer auf die Idee kommen, sich in einer U-Bahn in die Luft zu sprengen, um im Paradies für seine gottgewollte Tat belohnt zu werden. Selbstmordattentate sind keine Reaktion auf etwaige sozioökonomische Faktoren, sie sind einzig und allein das Ergebnis einer individuellen Interpretation einer heiligen Schrift. In einem eigenen Kapitel erläutert Banarvi, warum heute der Islamismus die größten Probleme bereitet. Die wirtschaftliche, technische und kulturelle Rückständigkeit der islamischen Welt gegenüber dem Westen ist selbst verschuldet: "Die Muslime sind nicht neugierig. Sie haben den richtigen Glauben und sind von der Überlegenheit ihrer Kultur so sehr überzeugt, dass sie sich nicht damit begnügen, den Westen zu verachten, den sie für unheilbar barbarische halten - sie ignorieren ihn schlichtweg" (104). Wer meint, im Besitz einer absoluten Wahrheit zu sein, sieht in sich selbst den Mittelpunkt der Welt und straft seine Umwelt mit Nichtbeachtung. Spätestens 1683, als die Türken vor Wien vernichtend geschlagen wurden, wurde der islamischen Welt ihre Rückständigkeit brutalst möglich vor Augen geführt (vgl. 105). Man hätte nun versuchen können, den technischen und kulturellen Rückstand aufzuholen. Doch man wählte einen anderen Weg: "Sie klammern sich an eine idealisierte Vergangenheit und machen die anderen dafür verantwortlich, dass sie ve, Ullstein Hardcover, 2008, 0, Deutsche Verlags-Anstalt DVA, Auflage: 2. Auflage: 2. Hardcover. 21,6 x 14,2 x 3 cm. Deutsche Besatzung Judenrettung Nationalsozialismus Sendler Irena Getto Erinnerungen Warschau zur Zeit der deutschen Besatzung Obwohl für die geringste Hilfeleistung gegenüber Juden die Todesstrafe droht, gelingt es der jungen Polin Irena Sendler, 2500 jüdische Kinder vor dem Tod zu bewahren. Als Krankenschwester hat sie Zugang zum Warschauer Ghetto. In Säcken und Kisten, mit Schlafmitteln betäubt, durch Keller und Abwasserkanäle schleust sie die Kinder auf die andere Seite des Ghettos. Mit gefälschten Papieren gibt sie ihnen eine neue Identität und verschafft ihnen in polnischen Familien, Waisenhäusern und Klöstern ein neues Zuhause. Als die Gestapo sie faßt und foltert, gibt sie keine Namen preis und kommt selbst nur knapp mit dem Leben davon. Die genauen Daten aller geretteten Kinder versteckt sie unter einem Apfelbaum in einem Garten. Auf der Grundlage persönlicher Aufzeichnungen und Erinnerungen der mittlerweile 95jährigen Irena Sendler erzählt die Journalistin Anna Mieszkowska ihre bislang fast unbekannte Geschichte Anna Mieszkowska, geboren 1958 in Warschau, ist Theaterwissenschaftlerin und Journalistin. Literatur Biografien Erfahrungsberichte Deutsche Besatzung Berichte Erinnerungen Judenrettung Nationalsozialismus Sendler, Irena Warschau Getto ISBN-10 3-421-05912-8 / 3421059128 ISBN-13 978-3-421-05912-3 / 9783421059123 Vorwort Dies ist das erste Buch über Irena Sendler. Es ist eigentlich mehr als ein Buch über sie. Obwohl es sich nicht einfach um ein langes Interview handelt, ist es zum überwiegenden Teil doch ihr Buch. Anna Mieszkowska lässt nämlich ihre Heldin zu Wort kommen, gibt ihre Meinung wieder, zitiert sie. Jahrelang waren ihre Taten relativ wenigen Menschen bekannt: jenen, denen sie das Leben gerettet hat, ihrem Freundes- und Bekanntenkreis sowie einigen Historikern, die sich mit dem Zweiten Weltkrieg, vorwiegend mit der Geschichte der Massenvernichtung, befassen. Man konnte den Eindruck gewinnen, wir seien uns dessen nicht bewusst gewesen, oder wollten uns vielmehr dessen nicht bewusst werden, dass unter uns eine Frau mit einer so außergewöhnlichen Biografie lebt, obwohl im täglichen Leben bescheiden, herzlich, hilfsbereit und immer den Menschen zugewandt, die in Not geraten sind, eine Frau, mit der Umgang zu haben einfach Freude bereitet. Dass diese große Persönlichkeit an den Rand gedrängt wurde, hatte verschiedene Ursachen, darunter auch die wiederholte Verleugnung der neuesten Geschichte im kommunistischen Polen. Auf der Liste der Helden war einfach kein Platz für eine engagierte Frau, die zwar der Linken entstammte, doch von der ideologischen Utopie des Kommunismus weit entfernt war, die einer linken Bewegung angehörte, die in Polen eine große Tradition hat. Ins Spiel kam ferner, dass man seit den ersten Nachkriegsjahren in der Volksrepublik Polen alles, was auf die eine oder andere Weise mit Juden zusammenhing, für ein heikles, unsicheres und gefährliches Thema hielt, über das man besser schwieg. Dieses Phänomen verschärfte sich noch, als in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre der offizielle Antisemitismus aufkam, in dem sich Motive des Faschismus und des Stalinismus, den beiden schlimmsten Formen des Totalitarismus des 20. Jahrhunderts, verbanden. In einer Welt, in der eine solche Ideologie die Herrschaft über den Geist anstrebte, gab es keinen Platz für Irena Sendler. Es ist also kein Zufall, dass sie erst nach der Wende 1989 zu einer öffentlich anerkannten und viel gerühmten Person wurde. Das demokratische Polen weiß sie nämlich zu würdigen, wovon Auszeichnungen wie der ihr verliehene Orden des Weißen Adlers oder der Jan-Karski-Preis, benannt nach einer anderen herausragenden Persönlichkeit, die die Geschichte Polens im 20. Jahrhundert prägte, zeugen. Auch im Ausland, vor allem in den Vereinigten Staaten, aber auch in Schweden, Deutschland und in vielen anderen Ländern, hat man die Bedeutung Irena Sendlers erkannt. Die Formulierung »Sendlers Liste« hält Einzug in die Sprache und hat gute Aussichten, die von Steven Spielbergs Film geprägte Formulierung »Schindlers Liste« zu übertreffen. Schließlich ist die Namensliste der von der Polin Irena Sendler geretteten Juden viel umfangreicher als die Liste jener, die der deutsche Industrielle Oskar Schindler gerettet hat. Anna Mieszkowskas Buch erzählt Irena Sendlers Geschichte präzise und detailliert, es schildert ihre Taten, ihre Arbeit und ihren Alltag, es zeigt ihre moralische Größe. Etwas so Großes zu leisten wie die Rettung von 2500 jüdischen Kindern während der Vernichtung und darüber hinaus zur Rettung einer beachtlichen Zahl von Erwachsenen beizutragen, dazu gehört viel menschliche Klasse. Um so etwas Einmaliges und Mutiges zu tun, und das in einer Situation, in der jede einem Juden geleistete Hilfe mit dem Tod bestraft wurde, musste man wahrlich über heldenhafte Tugenden verfügen. Das Bedürfnis, Gutes zu tun, reichte allein nicht aus, genauso wenig wie die Überzeugung, dort Hilfe zu leisten, wo sie so dringend erforderlich war; denn wer eine solche Aufgabe auf sich nahm, musste unglaublich mutig sein, er setzte nämlich sein Leben aufs Spiel - und das nicht nur einmal, wenn er eine mutige Tat beging, sondern ständig. Man muss hier fast schon von Aufopferung sprechen. Irena Sendler riskierte ihr Leben, um während der deutschen Besatzung Juden zu retten. Um so Großes zu vollbringen, reichten Mut und Charakterstärke allein nicht aus. Diese Tugenden waren verbunden mit einer außerordentlichen Energie, die sie entfalten musste, um die Kinder aus dem Ghetto herauszuholen und dann ein Versteck für sie zu finden an Orten, die eine Überlebenschance boten. Irena Sendler wusste, dass das Leben von Menschen, deren einzige Schuld darin bestand, kein »arisches Blut« zu haben, auf dem Spiel stand, und entfaltete angesichts dessen eine außerordentliche Energie und einen ungewöhnlichen Ideenreichtum. Und sie legte dabei ein verblüffendes Organisationstalent an den Tag. Einer allein hätte so viele Kinder niemals retten können. Das Buch von Anna Mieszkowska ist eine indirekte Huldigung an Irena Sendlers Mitarbeiter, bewundernswerte, unglaublich mutige und aufopferungsvolle Frauen. Ich sage es noch einmal: Irena Sendler ist in letzter Zeit eine öffentliche Person geworden, von der man in der Presse liest und im Rundfunk spricht, eine öffentliche Person, von der man in Dokumentarfilmen erzählt. Irena Sendler ist bereits jetzt ein Symbol des Heldentums und der Aufopferung - und sie hat beste Aussichten, auch zu einem Symbol für die guten und freundschaftlichen polnisch-jüdischen Beziehungen zu werden. Micha Glowiriski Irena Sendler im Frühjahr 2003 Irena Sendlers Geschichte war mir aus Presse- und Fernsehberichten bekannt. Als 2001 vier Schülerinnen einer amerikanischen Schule in Uniontown, Kansas, die Heldin des von ihnen verfassten Theaterstücks Holocaust. Leben im Glas in Warschau besuchten, riefen die Medien die damals 91-jährige Irena Sendler und ihre außerordentlichen Leistungen während des Zweiten Weltkriegs in Erinnerung. Sie ist die »Mutter« von 2500 aus dem Warschauer Ghetto geretteten Kindern. Ich benutze bewusst nicht das Wort »Pflegemutter«, sondern Mutter, denn sie hat ihnen das Leben zum zweiten Mal geschenkt. Im April 2003 kam Lili Pohlmann aus London zu den Feierlichkeiten des 60. Jahrestags des Warschauer Ghettoaufstands nach Warschau. Sie besuchte Irena Sendler im Pflegeheim des Klosters der Barmherzigen Brüder im Stadtteil Nowe Miasto. Sie war außerordentlich bewegt von dieser Begegnung. Es war für sie unfassbar, dass niemand es für angebracht hielt, diese bescheidene Frau zu würdigen, die es nicht zuließ, dass man von ihr als »Heldin« sprach, und die die von ihr geretteten Kinder »Helden mütterlicher Herzen« nannte. Lili Pohlmann sagte zu mir: »Du musst Irena Sendler kennen lernen und über sie schreiben.« Ich ging also zu ihr. Mir gegenüber sitzt, schwarz gekleidet, eine freundlich lächelnde alte Dame in einem bequemen Sessel und drückte sich sehr gewählt, fast literarisch aus. An den Wänden ihres kleinen Zimmers hängen sorgfältig gerahmte Diplome und Auszeichnungen. Und auf dem Tisch, in greifbarer Nähe, stehen Fotos ihrer Mutter, ihrer Eltern als Verlobte, ihrer Kinder und ihrer Enkelin. Außerdem ein aufwändig gerahmtes Bild der vier amerikanischen Schülerinnen aus Uniontown. Sie waren es, die mit ihrem Theaterstück die Geschichte der mutigen Polin in Erinnerung riefen und in nur zehn Minuten fünf Jahre Kriegsgräuel Revue passieren ließen. »Die Mädchen aus den fernen Vereinigten Staaten entdeckten dich für die Welt und für ... Polen«, sagt Sendlers Freundin Jolanta Migdalska-Barariska. »Ja, das stimmt. Das geschah nach Jahren der Schikanen, Erniedrigungen, Verfolgungen«, antwortet Irena Sendler traurig. Sie ist Literaturwissenschaftlerin und fühlte sich zur Sozialarbeiterin im weitesten und schönsten Sinn dieses Wortes berufen. Mein erster Besuch bei ihr dauert eineinviertel Stunden. Sie erzählt unter anderem: »Mein Vater starb, als ich sieben Jahre alt war. Aber ich prägte mir für immer seine Worte ein, dass man die Menschen in gute und böse einteilt. Nationalität, Rasse, Religion haben keine Bedeutung. Nur was für ein Mensch jemand ist. Der zweite Grundsatz, den man mir seit meiner Kindheit beibrachte, war die Pflicht, dem Ertrinkenden die Hand hinzustrecken, jedem Menschen, der in Not geraten ist. Ich bin 93 Jahre alt«, sagt Irena Sendler, »leide an dreißig Krankheiten und blicke auf sechzig Jahre meines geschenkten Lebens zurück. Seit über fünfzehn Jahren sitze ich im Rollstuhl. Ich mag keine Journalisten, denn sehr oft verdrehen sie das, was man ihnen erzählt. Immer wieder taucht in Interviews oder Berichten über mich die irrige Information auf, dass ich typhuskranke Kinder aus dem Warschauer Ghetto herausholte. Das zeugt von einer absoluten Unkenntnis der Lebensbedingungen im Ghetto. Typhuskranke Menschen, unabhängig davon, ob es Erwachsene oder Kinder waren, hatten praktisch keine Chance, gerettet zu werden. Solche falschen Informationen werden häufig verbreitet. Deshalb berichtige ich sie jetzt. Meistens halte ich mich an den Grundsatz, mit niemandem über das Ghetto zu sprechen, der nicht dort war, von meinem Aufenthalt im Pawiak-Gefängnis niemandem zu erzählen, der dort nicht inhaftiert war, und über den Warschauer Aufstand unterhalte ich mich nicht mit Leuten, die ihn nicht selbst erlebt haben. Über meine Erfahrungen zu berichten, ist sehr anstrengend für mich. Erinnerungen und Albträume kehren zurück. Noch heute träume ich davon, wie ich Eltern um Erlaubnis bitte, ihr Kind mitzunehmen. Aber auf die Frage, welche Garantien wir geben, konnte ich nur antworten, dass es keine Garantien gibt. Diese Träume verfolgen mich. Die Aufregung kostet mich viel Kraft. Mein Leben war alles andere als einfach. Ich habe viel erlebt. Auch viele persönliche Tragödien ... Ich habe eine Tochter, eine Schwiegertochter und eine Enkelin. Und sehr, sehr viele Freunde ... Zu mir kommen Menschen, die ich gerettet habe, aber auch deren Kinder und Enkel.« Bis heute interessiert sich Irena Sendler für vieles und hält sich auf dem Laufenden. Sie liebt Menschen, und sie liebt Blumen. Wer in einer schwierigen Lebenslage um Hilfe und Rat bat, hat immer ein gutes Wort und Unterstützung von ihr bekommen. In ihrem kleinen Zimmer herrscht häufig Gedränge. Es kommt vor, dass an einem Tag mehrere Leute sie besuchen kommen. Das strengt sie zwar an, aber sie kann nicht Nein sagen, wenn jemand sie konkret um Hilfe bittet. Sie ist bestens darüber informiert, was in der Welt und in Polen vor sich geht. Sie macht sich Sorgen wegen des Irak-Kriegs, wegen der zahlreichen Gefahren des immer bedrohlicher werdenden Terrorismus. »Ich bin Pazifistin«, erklärt sie. »Ich habe zwei Weltkriege erlebt, zwei Aufstände in Warschau. Ich kann mich nicht mit dem Tod unschuldiger Menschen abfinden, und die Leidtragenden sind die Kinder. Sie leiden am meisten darunter.« Auf den Vorschlag, gemeinsam ein Buch über ihr ungewöhnliches Leben zu schreiben, reagierte sie positiv. Sie stellte alles, was sie an Unterlagen hat, zur Verfügung: das, was über sie geschrieben wurde, und das, was sie in verschiedenen Abschnitten ihres Lebens selbst notiert hat, nicht unbedingt im Hinblick auf eine Veröffentlichung, eher als Zeugnis für künftige Generationen. »Die heutige junge Generation hat häufig wenig Ahnung davon, dass während der deutschen Besatzung die Familienmitglieder nicht wussten, was ihre nächsten Verwandten machten«, erzählt sie fast allen ihren Besuchern. »Es gibt sehr viele Abhandlungen über Krieg, Besatzung, Vernichtung«, schrieb sie anlässlich eines Treffens der Holocaust-Kinder. »Nirgendwo habe ich jedoch eine Schilderung des immensen Leids der Mütter gefunden, die sich von ihren Kindern trennten, und der Kinder, die in fremde Hände gegeben wurden. Die Mütter, die ahnten, daß sie selbst und ihre gesamte Familie bald tot sein würden, wollten wenigstens ihr Kind retten. Aber nichts ist schwerer für eine Mutter zu ertragen, als sich von ihrem Kind zu trennen. Diese armen Frauen mussten sich über ihren eigenen Widerstand sowie den Widerstand ihrer Familien, etwa der Großeltern, hinwegsetzen. Denn die Großmütter, die sich noch an das Verhalten der Deutschen aus dem Ersten Weltkrieg erinnerten, sahen in ihnen keine Mörder und weigerten sich, sich von ihren Kindern zu trennen; die Mütter wussten jedoch, was sie zu tun hatten .. .« »Einer der Gründe, die mich dazu bewogen, meine Erinnerungen mit anderen Menschen zu teilen«, schrieb Irena Sendler bereits 1981, »war der Wille, der jungen, über die ganze Welt verstreuten Generation der Juden mitzuteilen, dass sie sich irrte, wenn sie meinte, dass die auf unmenschliche Weise gequälten polnischen Juden passiv waren, dass sie nicht kämpften, sondern willenlos in den Tod gingen. Das ist nicht wahr! Ihr täuscht euch, junge Freunde! Hättet ihr die Jugendlichen gesehen, die in jenen Zeiten lebten und arbeiteten, ihr tägliches Ringen mit dem Tod gekannt, der an jeder Haus- und Straßenecke lauerte, hättet ihr ihre würdevolle und beharrliche Haltung, ihre täglichen Taten, ihren Kampf um jedes Stück Brot, jedes Arzneimittel für sterbende Angehörige, um ein Buch, in das sie sich vertiefen konnten, erlebt, würdet ihr eure Meinung ändern! Ihr hättet wunderbare Mädchen und wunderbare Jungen gesehen, die die Folter und Dramen des Alltags im Warschauer Ghetto mit Würde ertrugen. Es ist nicht wahr, dass die Märtyrer des Warschauer Ghettos kampflos starben! Sie kämpften um jeden Tag, um jede Stunde, um jede Minute ihres Lebens in dieser Hölle, mehrere Jahre lang. Und als sie sich endgültig davon überzeugen mussten, dass es f, Deutsche Verlags-Anstalt DVA, 0<
Anna Mieszkowska (Autor), Urszula Usakowska-Wolff (Übersetzer), Manfred Wolff (Übersetzer):
Die Mutter der Holocaust-Kinder Irena Sendler und die geretteten Kinder aus dem Warschauer Ghetto [Gebundene Ausgabe] Anna Mieszkowska (Autor), Urszula Usakowska-Wolff (Übersetzer), Manfred Wolff (Übersetzer) Matka Dzieci Holocaustu Historia Ireny Sendlerowej Deutsche Verlags-Anstalt DVA Deutsche Besatzung Judenrettung Nationalsozialismus Sendler Irena Getto ErinnerungenWarschau zur Zeit der deutschen Besatzung Obwohl für die geringste Hilfeleistung gegenüber Juden die Todesstrafe droht, gelingt es der jungen Polin Irena Sendler, 2500 jüdische Kinder vor dem Tod zu bewahren. Als Krankenschwester hat sie Zugang zum Warschauer Ghetto. In Säcken und Kisten, mit Schlafmitteln betäubt, durch Keller und Abwasserkanäle schleust sie die Kinder auf die andere Seite des Ghettos. Mit gefälschten Papieren gibt sie ihnen eine neue Identität und verschafft ihnen in polnischen Familien, Waisenhäusern und Klöstern ein neues Zuhause. Als die Gestapo sie faßt und foltert, gibt sie keine Namen preis und kommt selbs - Taschenbuch2006, ISBN: 9783421059123
Gebundene Ausgabe
Oz Verlag Gmbh, 1999. Hardcover. abgesehen von einigen winzigen Druckstellen und kleinen Kratzern aud der Coveroberfläche wie neu! Kurzbeschreibung Eine liebenswerte Geschichte f&… Mehr…
Oz Verlag Gmbh, 1999. Hardcover. abgesehen von einigen winzigen Druckstellen und kleinen Kratzern aud der Coveroberfläche wie neu! Kurzbeschreibung Eine liebenswerte Geschichte für alle Kinder, die gerne Geschenke bekommen. Für alle, die sich freuen, wenn sich andere freuen. Und natürlich für alle, die Philipp und Tiger mögen.Beim Schlittenfahren finden Philipp und Tiger Weihnachtspäckchen. Mitten im Schnee. "Geschenke für uns", denkt Philipp. "Vom Weihnachtsmann." Aber halt, hier steht ja "Für die Eule" und "Für die Hasen" und "Für den Bären". Was nun? Da hat Philipp eine Idee. Und dann erleben die beiden, wie schön es ist, anderen Freude zu bereiten. Rezension: Philipp und Tiger fahren Schlitten und freuen sich auf Weihnachten. Auf dem Nachhauseweg begegnen sie den Hasen, der Eule und anderen Tieren. Die Vorfreude vergrößert sich, als sie mitten im Schnee Weihnachtspäckchen finden. Sind diese für Philipp und Tiger? Nein, auf den Zetteln steht "Für die Hasen", "Für die Eule"... . Also beschließen die beiden dem Weihnachtsmann zu helfen und die Päckchen auszuliefern. Doch als Philipp wieder zu Hause ist, bemerkt er, dass Tiger verschwunden ist. Kann Weihnachten noch gerettet werden? In diesem Bilderbuch erfahren Kinder, wie schön es ist, anderen eine Freude zu bereiten, dass Schenken genauso viel Freude bereiten kann, wie Geschenke zu erhalten. Der Text ist klar und einfach und deshalb für Kleinkinder sehr geeignet. Auch die Bilder sind liebevoll und ansprechend gestaltet. Rundum ein gelungenes Bilderbuch., Oz Verlag Gmbh, 1999, 0, media ! worldwidewings, 2006. 2006. Softcover. Endlich mal ein Buch über das Ewige!' Dank sei Gott für Heilungen und Segnungen jeglicher Art. Doch sie sind nicht die eigentlichen Belohnungen unseres Glaubens. Choo Thomas wird stattdessen mit auf eine Reise genommen, im Verlauf derer sie einen Einblick in das erhält, was im Himmel wirklich zählt: Liebe. Sie hilft uns von der Jagd nach vorübergehenden Erfolgen loszukommen und der Sucht nach immer mehr materiellem Segen denn das Sichtbare ist zeitlich, das Unsichtbare aber ewig. Choo Thomas erzählt eine erstaunliche Begebenheit in ihrem Leben: Sie sah den lebendigen Christus persönlich, ging im Himmel ein und aus, konnte aber auch zweimal den Höllenschlund betrachten. Choo Thomas erzählt eine erstaunliche Begebenheit in ihrem Leben: Sie sah den lebendigen Christus persönlich, ging im Himmel ein und aus, konnte aber auch zweimal den Höllenschlund betrachten. „Am 19. Januar 1996 wachte ich um 3 Uhr morgens auf. Mein Körper schüttelte sich. Ich drehte meinen Kopf auf dem Kissen und schaute in die Richtung eines auffallen den Geräusches, und da, hell glühend, stand eine Person in weißem Gewand. Es war der Herr.“ „Ich fragte mich: ,Wie konnte das mir passieren?', als ich zu zittern begann... und Tränen der Liebe und Freude weinte« „Meine Tochter... Ich bin dein Herr, und Ich möchte mit dir sprechen. Ich werde dich sehr oft besuchen..« „Der Eindruck Seiner Stimme, Seine Worte, Seine Botschaft traf mich mit übernatürlicher Kraft..« Nicht nur einmal erschien der Herr Jesus an Choos Bett und sprach mit ihr. Dann begann die Reise: Lesen Sie selbst den demütigen Bericht Choos, wie ein jeder Besuch sie auf den nächsten vorbereitete. Choo Thomas ist eine enorm hingegebene Christin. Sie liebt Jesus Christus über alles und stellt ihn an den ersten Platz in ihrem Leben. Sie evangelisiert, verteilt Traktate, macht Fürbitte für die Verlorenen. Sie betet in jeder freien Minute und dient dem Herrn. Sie bemüht sich, ein heiliges und reines Leben zu führen und lies sich vom Herrn von ihren Sünden reinigen. 'An den Früchten werdet ihr sie erkennen.' Wie ist es möglich, dass, eine einfache Hausfrau, die nur gebrochen Englisch spricht, ein Buch schreibt, das in über 60 Nationen gedruckt und übersetzt wird und das Leben von unzähligen Menschen verändert? Wenn Jesus ihr diese Offenbarungen nicht gegeben hätte, müsste sie diese von einem falschen Geist erhalten haben. Und der Teufel will ganz sicher nicht, dass wir uns mit ganzer Hingabe um die Verlorenen bemühen, Gott lieben und Gottes Wort befolgen. Jeden, den sie kritisiert, möchte ich fragen: hast du ein brennendes Herz für die Menschen, die Gott nicht kennen? Betest du für sie, für deinen Pastor und deine Angehörigen? Ist Jesus in ALLEN Bereichen der wichtigste in deinem Leben, im Beruf, der Familie, der Gemeinde, den Finanzen? Bittest du Jesus, dich zu reinigen von deinen Sünden und bösen Leidenschaften? Bist du erfüllt mit der Kraft und Salbung des heiligen Geistes? Gehst du in die Gemeinde wegen Jesus oder wegen dir selber oder um deine Freunde zu sehen? Es ist absolut nicht wahr, dass Choo Thomas in dem Buch nur gelobt wird. Jesus tadelt sie auch wegen ihren ständigen Sorgen (die Bibel sagt, wir sollen uns nicht sorgen). Es gefällt ihm auch nicht, wenn er in Frage gestellt wird. Choo spricht offen über ihre Schwächen und Schwierigkeiten. In der Bibel lesen wir, dass die ersten Christen Paulus trotz ihrer grossen Armut unterstützt haben. Jesus lobte die Witwe, die ihr ganzes (wenige) Vermögen dem Herrn gab. In der Urgemeinde behielten die Christen ihr Eigentum nicht selbstsüchtig für sich, sondern verkauften es (freiwillig) und gaben das Geld den Bedürftigen. In der westlichen Welt können sich viele Luxus leisten, wie Autos, schöne Möbel, schöne Kleider, Ferien, Häuser usw. Es ist möglich, dass wir auf etwas verzichten müssen, um den Herrn den Zehnten und Opfer geben zu können, ich denke, wir dürfen es auch in die Mission geben, damit Verlorene gerettet werden. Zudem sollten wir Gott unsere Finanzen geben, als Zeichen, dass wir ihn mehr lieben, als unser Eigentum. Wo unser Reichtum ist, das ist unser Herz. Es ist wohl kein Zufall, dass Gott auch mich zu segnen begann, seitdem ich den Zehnten gebe. Er gab mir nach 1.5 Jahren ohne feste Beschäftigung eine hervorragende Arbeitsstelle, er gab mir eine Wohnung, wie ich sie gesucht habe, er erweckte nach und nach mein totes Glaubensleben und befreite mich auf mein anhaltendes bitten hin, von sehr vielen Sünden. Und er heilte mich auch Schritt für Schritt von einer schweren psychischen Krankheit. So real ist der Himmel von Pohlmann, Nicole; Choo, Thomas and Schreiber, Markus Mitarbeit Anpassung von: Nicole Pohlmann Übersetzer Markus Schreiber Maße 135 x 205 mm ISBN-10 3-9809297-4-4 / 3980929744 ISBN-13 978-3-9809297-4-5 / 9783980929745 So real ist der Himmel Zeitsprung in unser ewiges Zuhause Herr Jesus Offenbarungen Christus Bibel Pastor Sünden Christin heiliger Geist Gott Glauben Sünden psychische Krankheit Pohlmann, Nicole; Choo, Thomas Schreiber, Markus Herr Jesus Offenbarungen Christus Bibel Pastor Sünden Christin heiliger Geist Gott Glauben Sünden psychische Krankheit ISBN-10 3-9809297-4-4 / 3980929744 ISBN-13 978-3-9809297-4-5 / 9783980929745 Choo Thomas erzählt eine erstaunliche Begebenheit in ihrem Leben: Sie sah den lebendigen Christus persönlich, ging im Himmel ein und aus, konnte aber auch zweimal den Höllenschlund betrachten. „Am 19. Januar 1996 wachte ich um 3 Uhr morgens auf. Mein Körper schüttelte sich. Ich drehte meinen Kopf auf dem Kissen und schaute in die Richtung eines auffallen den Geräusches, und da, hell glühend, stand eine Person in weißem Gewand. Es war der Herr.“ „Ich fragte mich: ,Wie konnte das mir passieren?', als ich zu zittern begann... und Tränen der Liebe und Freude weinte« „Meine Tochter... Ich bin dein Herr, und Ich möchte mit dir sprechen. Ich werde dich sehr oft besuchen..« „Der Eindruck Seiner Stimme, Seine Worte, Seine Botschaft traf mich mit übernatürlicher Kraft..« Nicht nur einmal erschien der Herr Jesus an Choos Bett und sprach mit ihr. Dann begann die Reise: Lesen Sie selbst den demütigen Bericht Choos, wie ein jeder Besuch sie auf den nächsten vorbereitete. Choo Thomas ist eine enorm hingegebene Christin. Sie liebt Jesus Christus über alles und stellt ihn an den ersten Platz in ihrem Leben. Sie evangelisiert, verteilt Traktate, macht Fürbitte für die Verlorenen. Sie betet in jeder freien Minute und dient dem Herrn. Sie bemüht sich, ein heiliges und reines Leben zu führen und lies sich vom Herrn von ihren Sünden reinigen. 'An den Früchten werdet ihr sie erkennen.' Wie ist es möglich, dass, eine einfache Hausfrau, die nur gebrochen Englisch spricht, ein Buch schreibt, das in über 60 Nationen gedruckt und übersetzt wird und das Leben von unzähligen Menschen verändert? Wenn Jesus ihr diese Offenbarungen nicht gegeben hätte, müsste sie diese von einem falschen Geist erhalten haben. Und der Teufel will ganz sicher nicht, dass wir uns mit ganzer Hingabe um die Verlorenen bemühen, Gott lieben und Gottes Wort befolgen. Jeden, den sie kritisiert, möchte ich fragen: hast du ein brennendes Herz für die Menschen, die Gott nicht kennen? Betest du für sie, für deinen Pastor und deine Angehörigen? Ist Jesus in ALLEN Bereichen der wichtigste in deinem Leben, im Beruf, der Familie, der Gemeinde, den Finanzen? Bittest du Jesus, dich zu reinigen von deinen Sünden und bösen Leidenschaften? Bist du erfüllt mit der Kraft und Salbung des heiligen Geistes? Gehst du in die Gemeinde wegen Jesus oder wegen dir selber oder um deine Freunde zu sehen? Es ist absolut nicht wahr, dass Choo Thomas in dem Buch nur gelobt wird. Jesus tadelt sie auch wegen ihren ständigen Sorgen (die Bibel sagt, wir sollen uns nicht sorgen). Es gefällt ihm auch nicht, wenn er in Frage gestellt wird. Choo spricht offen über ihre Schwächen und Schwierigkeiten. In der Bibel lesen wir, dass die ersten Christen Paulus trotz ihrer grossen Armut unterstützt haben. Jesus lobte die Witwe, die ihr ganzes (wenige) Vermögen dem Herrn gab. In der Urgemeinde behielten die Christen ihr Eigentum nicht selbstsüchtig für sich, sondern verkauften es (freiwillig) und gaben das Geld den Bedürftigen. In der westlichen Welt können sich viele Luxus leisten, wie Autos, schöne Möbel, schöne Kleider, Ferien, Häuser usw. Es ist möglich, dass wir auf etwas verzichten müssen, um den Herrn den Zehnten und Opfer geben zu können, ich denke, wir dürfen es auch in die Mission geben, damit Verlorene gerettet werden. Zudem sollten wir Gott unsere Finanzen geben, als Zeichen, dass wir ihn mehr lieben, als unser Eigentum. Wo unser Reichtum ist, das ist unser Herz. Es ist wohl kein Zufall, dass Gott auch mich zu segnen begann, seitdem ich den Zehnten gebe. Er gab mir nach 1.5 Jahren ohne feste Beschäftigung eine hervorragende Arbeitsstelle, er gab mir eine Wohnung, wie ich sie gesucht habe, er erweckte nach und nach mein totes Glaubensleben und befreite mich auf mein anhaltendes bitten hin, von sehr vielen Sünden. Und er heilte mich auch Schritt für Schritt von einer schweren psychischen Krankheit. So real ist der Himmel von Pohlmann, Nicole; Choo, Thomas and Schreiber, Markus Mitarbeit Anpassung von: Nicole Pohlmann Übersetzer Markus Schreiber Maße 135 x 205 mm ISBN-10 3-9809297-4-4 / 3980929744 ISBN-13 978-3-9809297-4-5 / 9783980929745 So real ist der Himmel Zeitsprung in unser ewiges Zuhause Herr Jesus Offenbarungen Christus Bibel Pastor Sünden Christin heiliger Geist Gott Glauben Sünden psychische Krankheit Pohlmann, Nicole; Choo, Thomas Schreiber, Markus, media ! worldwidewings, 2006, 0, Deutsche Verlags-Anstalt DVA, Auflage: 2. Auflage: 2. Hardcover. 21,6 x 14,2 x 3 cm. Deutsche Besatzung Judenrettung Nationalsozialismus Sendler Irena Getto Erinnerungen Warschau zur Zeit der deutschen Besatzung Obwohl für die geringste Hilfeleistung gegenüber Juden die Todesstrafe droht, gelingt es der jungen Polin Irena Sendler, 2500 jüdische Kinder vor dem Tod zu bewahren. Als Krankenschwester hat sie Zugang zum Warschauer Ghetto. In Säcken und Kisten, mit Schlafmitteln betäubt, durch Keller und Abwasserkanäle schleust sie die Kinder auf die andere Seite des Ghettos. Mit gefälschten Papieren gibt sie ihnen eine neue Identität und verschafft ihnen in polnischen Familien, Waisenhäusern und Klöstern ein neues Zuhause. Als die Gestapo sie faßt und foltert, gibt sie keine Namen preis und kommt selbst nur knapp mit dem Leben davon. Die genauen Daten aller geretteten Kinder versteckt sie unter einem Apfelbaum in einem Garten. Auf der Grundlage persönlicher Aufzeichnungen und Erinnerungen der mittlerweile 95jährigen Irena Sendler erzählt die Journalistin Anna Mieszkowska ihre bislang fast unbekannte Geschichte Anna Mieszkowska, geboren 1958 in Warschau, ist Theaterwissenschaftlerin und Journalistin. Literatur Biografien Erfahrungsberichte Deutsche Besatzung Berichte Erinnerungen Judenrettung Nationalsozialismus Sendler, Irena Warschau Getto ISBN-10 3-421-05912-8 / 3421059128 ISBN-13 978-3-421-05912-3 / 9783421059123 Vorwort Dies ist das erste Buch über Irena Sendler. Es ist eigentlich mehr als ein Buch über sie. Obwohl es sich nicht einfach um ein langes Interview handelt, ist es zum überwiegenden Teil doch ihr Buch. Anna Mieszkowska lässt nämlich ihre Heldin zu Wort kommen, gibt ihre Meinung wieder, zitiert sie. Jahrelang waren ihre Taten relativ wenigen Menschen bekannt: jenen, denen sie das Leben gerettet hat, ihrem Freundes- und Bekanntenkreis sowie einigen Historikern, die sich mit dem Zweiten Weltkrieg, vorwiegend mit der Geschichte der Massenvernichtung, befassen. Man konnte den Eindruck gewinnen, wir seien uns dessen nicht bewusst gewesen, oder wollten uns vielmehr dessen nicht bewusst werden, dass unter uns eine Frau mit einer so außergewöhnlichen Biografie lebt, obwohl im täglichen Leben bescheiden, herzlich, hilfsbereit und immer den Menschen zugewandt, die in Not geraten sind, eine Frau, mit der Umgang zu haben einfach Freude bereitet. Dass diese große Persönlichkeit an den Rand gedrängt wurde, hatte verschiedene Ursachen, darunter auch die wiederholte Verleugnung der neuesten Geschichte im kommunistischen Polen. Auf der Liste der Helden war einfach kein Platz für eine engagierte Frau, die zwar der Linken entstammte, doch von der ideologischen Utopie des Kommunismus weit entfernt war, die einer linken Bewegung angehörte, die in Polen eine große Tradition hat. Ins Spiel kam ferner, dass man seit den ersten Nachkriegsjahren in der Volksrepublik Polen alles, was auf die eine oder andere Weise mit Juden zusammenhing, für ein heikles, unsicheres und gefährliches Thema hielt, über das man besser schwieg. Dieses Phänomen verschärfte sich noch, als in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre der offizielle Antisemitismus aufkam, in dem sich Motive des Faschismus und des Stalinismus, den beiden schlimmsten Formen des Totalitarismus des 20. Jahrhunderts, verbanden. In einer Welt, in der eine solche Ideologie die Herrschaft über den Geist anstrebte, gab es keinen Platz für Irena Sendler. Es ist also kein Zufall, dass sie erst nach der Wende 1989 zu einer öffentlich anerkannten und viel gerühmten Person wurde. Das demokratische Polen weiß sie nämlich zu würdigen, wovon Auszeichnungen wie der ihr verliehene Orden des Weißen Adlers oder der Jan-Karski-Preis, benannt nach einer anderen herausragenden Persönlichkeit, die die Geschichte Polens im 20. Jahrhundert prägte, zeugen. Auch im Ausland, vor allem in den Vereinigten Staaten, aber auch in Schweden, Deutschland und in vielen anderen Ländern, hat man die Bedeutung Irena Sendlers erkannt. Die Formulierung »Sendlers Liste« hält Einzug in die Sprache und hat gute Aussichten, die von Steven Spielbergs Film geprägte Formulierung »Schindlers Liste« zu übertreffen. Schließlich ist die Namensliste der von der Polin Irena Sendler geretteten Juden viel umfangreicher als die Liste jener, die der deutsche Industrielle Oskar Schindler gerettet hat. Anna Mieszkowskas Buch erzählt Irena Sendlers Geschichte präzise und detailliert, es schildert ihre Taten, ihre Arbeit und ihren Alltag, es zeigt ihre moralische Größe. Etwas so Großes zu leisten wie die Rettung von 2500 jüdischen Kindern während der Vernichtung und darüber hinaus zur Rettung einer beachtlichen Zahl von Erwachsenen beizutragen, dazu gehört viel menschliche Klasse. Um so etwas Einmaliges und Mutiges zu tun, und das in einer Situation, in der jede einem Juden geleistete Hilfe mit dem Tod bestraft wurde, musste man wahrlich über heldenhafte Tugenden verfügen. Das Bedürfnis, Gutes zu tun, reichte allein nicht aus, genauso wenig wie die Überzeugung, dort Hilfe zu leisten, wo sie so dringend erforderlich war; denn wer eine solche Aufgabe auf sich nahm, musste unglaublich mutig sein, er setzte nämlich sein Leben aufs Spiel - und das nicht nur einmal, wenn er eine mutige Tat beging, sondern ständig. Man muss hier fast schon von Aufopferung sprechen. Irena Sendler riskierte ihr Leben, um während der deutschen Besatzung Juden zu retten. Um so Großes zu vollbringen, reichten Mut und Charakterstärke allein nicht aus. Diese Tugenden waren verbunden mit einer außerordentlichen Energie, die sie entfalten musste, um die Kinder aus dem Ghetto herauszuholen und dann ein Versteck für sie zu finden an Orten, die eine Überlebenschance boten. Irena Sendler wusste, dass das Leben von Menschen, deren einzige Schuld darin bestand, kein »arisches Blut« zu haben, auf dem Spiel stand, und entfaltete angesichts dessen eine außerordentliche Energie und einen ungewöhnlichen Ideenreichtum. Und sie legte dabei ein verblüffendes Organisationstalent an den Tag. Einer allein hätte so viele Kinder niemals retten können. Das Buch von Anna Mieszkowska ist eine indirekte Huldigung an Irena Sendlers Mitarbeiter, bewundernswerte, unglaublich mutige und aufopferungsvolle Frauen. Ich sage es noch einmal: Irena Sendler ist in letzter Zeit eine öffentliche Person geworden, von der man in der Presse liest und im Rundfunk spricht, eine öffentliche Person, von der man in Dokumentarfilmen erzählt. Irena Sendler ist bereits jetzt ein Symbol des Heldentums und der Aufopferung - und sie hat beste Aussichten, auch zu einem Symbol für die guten und freundschaftlichen polnisch-jüdischen Beziehungen zu werden. Micha Glowiriski Irena Sendler im Frühjahr 2003 Irena Sendlers Geschichte war mir aus Presse- und Fernsehberichten bekannt. Als 2001 vier Schülerinnen einer amerikanischen Schule in Uniontown, Kansas, die Heldin des von ihnen verfassten Theaterstücks Holocaust. Leben im Glas in Warschau besuchten, riefen die Medien die damals 91-jährige Irena Sendler und ihre außerordentlichen Leistungen während des Zweiten Weltkriegs in Erinnerung. Sie ist die »Mutter« von 2500 aus dem Warschauer Ghetto geretteten Kindern. Ich benutze bewusst nicht das Wort »Pflegemutter«, sondern Mutter, denn sie hat ihnen das Leben zum zweiten Mal geschenkt. Im April 2003 kam Lili Pohlmann aus London zu den Feierlichkeiten des 60. Jahrestags des Warschauer Ghettoaufstands nach Warschau. Sie besuchte Irena Sendler im Pflegeheim des Klosters der Barmherzigen Brüder im Stadtteil Nowe Miasto. Sie war außerordentlich bewegt von dieser Begegnung. Es war für sie unfassbar, dass niemand es für angebracht hielt, diese bescheidene Frau zu würdigen, die es nicht zuließ, dass man von ihr als »Heldin« sprach, und die die von ihr geretteten Kinder »Helden mütterlicher Herzen« nannte. Lili Pohlmann sagte zu mir: »Du musst Irena Sendler kennen lernen und über sie schreiben.« Ich ging also zu ihr. Mir gegenüber sitzt, schwarz gekleidet, eine freundlich lächelnde alte Dame in einem bequemen Sessel und drückte sich sehr gewählt, fast literarisch aus. An den Wänden ihres kleinen Zimmers hängen sorgfältig gerahmte Diplome und Auszeichnungen. Und auf dem Tisch, in greifbarer Nähe, stehen Fotos ihrer Mutter, ihrer Eltern als Verlobte, ihrer Kinder und ihrer Enkelin. Außerdem ein aufwändig gerahmtes Bild der vier amerikanischen Schülerinnen aus Uniontown. Sie waren es, die mit ihrem Theaterstück die Geschichte der mutigen Polin in Erinnerung riefen und in nur zehn Minuten fünf Jahre Kriegsgräuel Revue passieren ließen. »Die Mädchen aus den fernen Vereinigten Staaten entdeckten dich für die Welt und für ... Polen«, sagt Sendlers Freundin Jolanta Migdalska-Barariska. »Ja, das stimmt. Das geschah nach Jahren der Schikanen, Erniedrigungen, Verfolgungen«, antwortet Irena Sendler traurig. Sie ist Literaturwissenschaftlerin und fühlte sich zur Sozialarbeiterin im weitesten und schönsten Sinn dieses Wortes berufen. Mein erster Besuch bei ihr dauert eineinviertel Stunden. Sie erzählt unter anderem: »Mein Vater starb, als ich sieben Jahre alt war. Aber ich prägte mir für immer seine Worte ein, dass man die Menschen in gute und böse einteilt. Nationalität, Rasse, Religion haben keine Bedeutung. Nur was für ein Mensch jemand ist. Der zweite Grundsatz, den man mir seit meiner Kindheit beibrachte, war die Pflicht, dem Ertrinkenden die Hand hinzustrecken, jedem Menschen, der in Not geraten ist. Ich bin 93 Jahre alt«, sagt Irena Sendler, »leide an dreißig Krankheiten und blicke auf sechzig Jahre meines geschenkten Lebens zurück. Seit über fünfzehn Jahren sitze ich im Rollstuhl. Ich mag keine Journalisten, denn sehr oft verdrehen sie das, was man ihnen erzählt. Immer wieder taucht in Interviews oder Berichten über mich die irrige Information auf, dass ich typhuskranke Kinder aus dem Warschauer Ghetto herausholte. Das zeugt von einer absoluten Unkenntnis der Lebensbedingungen im Ghetto. Typhuskranke Menschen, unabhängig davon, ob es Erwachsene oder Kinder waren, hatten praktisch keine Chance, gerettet zu werden. Solche falschen Informationen werden häufig verbreitet. Deshalb berichtige ich sie jetzt. Meistens halte ich mich an den Grundsatz, mit niemandem über das Ghetto zu sprechen, der nicht dort war, von meinem Aufenthalt im Pawiak-Gefängnis niemandem zu erzählen, der dort nicht inhaftiert war, und über den Warschauer Aufstand unterhalte ich mich nicht mit Leuten, die ihn nicht selbst erlebt haben. Über meine Erfahrungen zu berichten, ist sehr anstrengend für mich. Erinnerungen und Albträume kehren zurück. Noch heute träume ich davon, wie ich Eltern um Erlaubnis bitte, ihr Kind mitzunehmen. Aber auf die Frage, welche Garantien wir geben, konnte ich nur antworten, dass es keine Garantien gibt. Diese Träume verfolgen mich. Die Aufregung kostet mich viel Kraft. Mein Leben war alles andere als einfach. Ich habe viel erlebt. Auch viele persönliche Tragödien ... Ich habe eine Tochter, eine Schwiegertochter und eine Enkelin. Und sehr, sehr viele Freunde ... Zu mir kommen Menschen, die ich gerettet habe, aber auch deren Kinder und Enkel.« Bis heute interessiert sich Irena Sendler für vieles und hält sich auf dem Laufenden. Sie liebt Menschen, und sie liebt Blumen. Wer in einer schwierigen Lebenslage um Hilfe und Rat bat, hat immer ein gutes Wort und Unterstützung von ihr bekommen. In ihrem kleinen Zimmer herrscht häufig Gedränge. Es kommt vor, dass an einem Tag mehrere Leute sie besuchen kommen. Das strengt sie zwar an, aber sie kann nicht Nein sagen, wenn jemand sie konkret um Hilfe bittet. Sie ist bestens darüber informiert, was in der Welt und in Polen vor sich geht. Sie macht sich Sorgen wegen des Irak-Kriegs, wegen der zahlreichen Gefahren des immer bedrohlicher werdenden Terrorismus. »Ich bin Pazifistin«, erklärt sie. »Ich habe zwei Weltkriege erlebt, zwei Aufstände in Warschau. Ich kann mich nicht mit dem Tod unschuldiger Menschen abfinden, und die Leidtragenden sind die Kinder. Sie leiden am meisten darunter.« Auf den Vorschlag, gemeinsam ein Buch über ihr ungewöhnliches Leben zu schreiben, reagierte sie positiv. Sie stellte alles, was sie an Unterlagen hat, zur Verfügung: das, was über sie geschrieben wurde, und das, was sie in verschiedenen Abschnitten ihres Lebens selbst notiert hat, nicht unbedingt im Hinblick auf eine Veröffentlichung, eher als Zeugnis für künftige Generationen. »Die heutige junge Generation hat häufig wenig Ahnung davon, dass während der deutschen Besatzung die Familienmitglieder nicht wussten, was ihre nächsten Verwandten machten«, erzählt sie fast allen ihren Besuchern. »Es gibt sehr viele Abhandlungen über Krieg, Besatzung, Vernichtung«, schrieb sie anlässlich eines Treffens der Holocaust-Kinder. »Nirgendwo habe ich jedoch eine Schilderung des immensen Leids der Mütter gefunden, die sich von ihren Kindern trennten, und der Kinder, die in fremde Hände gegeben wurden. Die Mütter, die ahnten, daß sie selbst und ihre gesamte Familie bald tot sein würden, wollten wenigstens ihr Kind retten. Aber nichts ist schwerer für eine Mutter zu ertragen, als sich von ihrem Kind zu trennen. Diese armen Frauen mussten sich über ihren eigenen Widerstand sowie den Widerstand ihrer Familien, etwa der Großeltern, hinwegsetzen. Denn die Großmütter, die sich noch an das Verhalten der Deutschen aus dem Ersten Weltkrieg erinnerten, sahen in ihnen keine Mörder und weigerten sich, sich von ihren Kindern zu trennen; die Mütter wussten jedoch, was sie zu tun hatten .. .« »Einer der Gründe, die mich dazu bewogen, meine Erinnerungen mit anderen Menschen zu teilen«, schrieb Irena Sendler bereits 1981, »war der Wille, der jungen, über die ganze Welt verstreuten Generation der Juden mitzuteilen, dass sie sich irrte, wenn sie meinte, dass die auf unmenschliche Weise gequälten polnischen Juden passiv waren, dass sie nicht kämpften, sondern willenlos in den Tod gingen. Das ist nicht wahr! Ihr täuscht euch, junge Freunde! Hättet ihr die Jugendlichen gesehen, die in jenen Zeiten lebten und arbeiteten, ihr tägliches Ringen mit dem Tod gekannt, der an jeder Haus- und Straßenecke lauerte, hättet ihr ihre würdevolle und beharrliche Haltung, ihre täglichen Taten, ihren Kampf um jedes Stück Brot, jedes Arzneimittel für sterbende Angehörige, um ein Buch, in das sie sich vertiefen konnten, erlebt, würdet ihr eure Meinung ändern! Ihr hättet wunderbare Mädchen und wunderbare Jungen gesehen, die die Folter und Dramen des Alltags im Warschauer Ghetto mit Würde ertrugen. Es ist nicht wahr, dass die Märtyrer des Warschauer Ghettos kampflos starben! Sie kämpften um jeden Tag, um jede Stunde, um jede Minute ihres Lebens in dieser Hölle, mehrere Jahre lang. Und als sie sich endgültig davon überzeugen mussten, dass es f, Deutsche Verlags-Anstalt DVA, 0<
Die Mutter der Holocaust-Kinder Irena Sendler und die geretteten Kinder aus dem Warschauer Ghetto [Gebundene Ausgabe] Anna Mieszkowska (Autor), Urszula Usakowska-Wolff (Übersetzer), Manfred Wolff (Übersetzer) Matka Dzieci Holocaustu Historia Ireny Sendlerowej Deutsche Verlags-Anstalt DVA Deutsche Besatzung Judenrettung Nationalsozialismus Sendler Irena Getto ErinnerungenWarschau zur Zeit der deutschen Besatzung Obwohl für die geringste Hilfeleistung gegenüber Juden die Todesstrafe droht, gelingt es der jungen Polin Irena Sendler, 2500 jüdische Kinder vor dem Tod zu bewahren. Als Krankenschwester hat sie Zugang zum Warschauer Ghetto. In Säcken und Kisten, mit Schlafmitteln betäubt, durch Keller und Abwasserkanäle schleust sie die Kinder auf die andere Seite des Ghettos. Mit gefälschten Papieren gibt sie ihnen eine neue Identität und verschafft ihnen in polnischen Familien, Waisenhäusern und Klöstern ein neues Zuhause. Als die Gestapo sie faßt und foltert, gibt sie keine Namen preis und kommt selbs - Erstausgabe
2003
ISBN: 9783421059123
Gebundene Ausgabe
Leipzig: Arthur Felix, 1884. leather_bound. Sehr gut. Mit 305 Abbildungen (im Text und auf lithogr. Tafeln). Gr.-8vo. (ca. 23,5 x 15,5 cm). Halblederband der Zeit mit Rückenvergold… Mehr…
Leipzig: Arthur Felix, 1884. leather_bound. Sehr gut. Mit 305 Abbildungen (im Text und auf lithogr. Tafeln). Gr.-8vo. (ca. 23,5 x 15,5 cm). Halblederband der Zeit mit Rückenvergoldung und Buntpapiervorsätzen (Kammmarmor), XVI, 1012 S. Matschoss: Männer der Technik, S. 154. NDB 14, 39. - Erste Ausgabe dieses seinerzeit maßgeblichen Handbuchs, das bis 1926 in fünf weiteren, später mehrbändigen Auflagen erschien. - Ledebur (1837-1906) wurde 1874 als Professor für Hüttenkunde und Gießereiwesen an die Bergakademie in Freiberg berufen, nachdem er bereits einige Jahre in verschiedenen Hüttenwerken und Eisengießereien an verantwortlicher Stelle tätig war. "Hier richtete er das neue Eisenhüttenlaboratorium ein und entfaltete eine rege Forschertätigkeit, die ihn bald zum bekanntesten Eisenhüttenkundler Deutschlands machte. Er arbeitete neue Verfahren der Eisenanalyse aus, befaßte sich frühzeitig mit Gefügeuntersuchungen (als "Ledeburit" bezeichnet man einen Gefügebestandteil des Eisens, bestehend aus einem Gemenge von Austenit- und Zementkriställchen),... L. wurde vor allem bekannt durch seine großen Handbücher" (NDB). Später wurde er auch zum Rektor der Bergakademie gewählt. - Sehr gutes Exemplar. Rücken und Lederecken mit leichten Bereibungen. Innen sauber, Tafeln papierbedingt mit leichter Bräunung. Zwei Namenszüge von Vorbesitzern auf dem Vorsatz., Arthur Felix, 1884, 2.5, Deutsche Verlags-Anstalt DVA, Auflage: 2. Auflage: 2. Hardcover. 21,6 x 14,2 x 3 cm. Deutsche Besatzung Judenrettung Nationalsozialismus Sendler Irena Getto Erinnerungen Warschau zur Zeit der deutschen Besatzung Obwohl für die geringste Hilfeleistung gegenüber Juden die Todesstrafe droht, gelingt es der jungen Polin Irena Sendler, 2500 jüdische Kinder vor dem Tod zu bewahren. Als Krankenschwester hat sie Zugang zum Warschauer Ghetto. In Säcken und Kisten, mit Schlafmitteln betäubt, durch Keller und Abwasserkanäle schleust sie die Kinder auf die andere Seite des Ghettos. Mit gefälschten Papieren gibt sie ihnen eine neue Identität und verschafft ihnen in polnischen Familien, Waisenhäusern und Klöstern ein neues Zuhause. Als die Gestapo sie faßt und foltert, gibt sie keine Namen preis und kommt selbst nur knapp mit dem Leben davon. Die genauen Daten aller geretteten Kinder versteckt sie unter einem Apfelbaum in einem Garten. Auf der Grundlage persönlicher Aufzeichnungen und Erinnerungen der mittlerweile 95jährigen Irena Sendler erzählt die Journalistin Anna Mieszkowska ihre bislang fast unbekannte Geschichte Anna Mieszkowska, geboren 1958 in Warschau, ist Theaterwissenschaftlerin und Journalistin. Literatur Biografien Erfahrungsberichte Deutsche Besatzung Berichte Erinnerungen Judenrettung Nationalsozialismus Sendler, Irena Warschau Getto ISBN-10 3-421-05912-8 / 3421059128 ISBN-13 978-3-421-05912-3 / 9783421059123 Vorwort Dies ist das erste Buch über Irena Sendler. Es ist eigentlich mehr als ein Buch über sie. Obwohl es sich nicht einfach um ein langes Interview handelt, ist es zum überwiegenden Teil doch ihr Buch. Anna Mieszkowska lässt nämlich ihre Heldin zu Wort kommen, gibt ihre Meinung wieder, zitiert sie. Jahrelang waren ihre Taten relativ wenigen Menschen bekannt: jenen, denen sie das Leben gerettet hat, ihrem Freundes- und Bekanntenkreis sowie einigen Historikern, die sich mit dem Zweiten Weltkrieg, vorwiegend mit der Geschichte der Massenvernichtung, befassen. Man konnte den Eindruck gewinnen, wir seien uns dessen nicht bewusst gewesen, oder wollten uns vielmehr dessen nicht bewusst werden, dass unter uns eine Frau mit einer so außergewöhnlichen Biografie lebt, obwohl im täglichen Leben bescheiden, herzlich, hilfsbereit und immer den Menschen zugewandt, die in Not geraten sind, eine Frau, mit der Umgang zu haben einfach Freude bereitet. Dass diese große Persönlichkeit an den Rand gedrängt wurde, hatte verschiedene Ursachen, darunter auch die wiederholte Verleugnung der neuesten Geschichte im kommunistischen Polen. Auf der Liste der Helden war einfach kein Platz für eine engagierte Frau, die zwar der Linken entstammte, doch von der ideologischen Utopie des Kommunismus weit entfernt war, die einer linken Bewegung angehörte, die in Polen eine große Tradition hat. Ins Spiel kam ferner, dass man seit den ersten Nachkriegsjahren in der Volksrepublik Polen alles, was auf die eine oder andere Weise mit Juden zusammenhing, für ein heikles, unsicheres und gefährliches Thema hielt, über das man besser schwieg. Dieses Phänomen verschärfte sich noch, als in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre der offizielle Antisemitismus aufkam, in dem sich Motive des Faschismus und des Stalinismus, den beiden schlimmsten Formen des Totalitarismus des 20. Jahrhunderts, verbanden. In einer Welt, in der eine solche Ideologie die Herrschaft über den Geist anstrebte, gab es keinen Platz für Irena Sendler. Es ist also kein Zufall, dass sie erst nach der Wende 1989 zu einer öffentlich anerkannten und viel gerühmten Person wurde. Das demokratische Polen weiß sie nämlich zu würdigen, wovon Auszeichnungen wie der ihr verliehene Orden des Weißen Adlers oder der Jan-Karski-Preis, benannt nach einer anderen herausragenden Persönlichkeit, die die Geschichte Polens im 20. Jahrhundert prägte, zeugen. Auch im Ausland, vor allem in den Vereinigten Staaten, aber auch in Schweden, Deutschland und in vielen anderen Ländern, hat man die Bedeutung Irena Sendlers erkannt. Die Formulierung »Sendlers Liste« hält Einzug in die Sprache und hat gute Aussichten, die von Steven Spielbergs Film geprägte Formulierung »Schindlers Liste« zu übertreffen. Schließlich ist die Namensliste der von der Polin Irena Sendler geretteten Juden viel umfangreicher als die Liste jener, die der deutsche Industrielle Oskar Schindler gerettet hat. Anna Mieszkowskas Buch erzählt Irena Sendlers Geschichte präzise und detailliert, es schildert ihre Taten, ihre Arbeit und ihren Alltag, es zeigt ihre moralische Größe. Etwas so Großes zu leisten wie die Rettung von 2500 jüdischen Kindern während der Vernichtung und darüber hinaus zur Rettung einer beachtlichen Zahl von Erwachsenen beizutragen, dazu gehört viel menschliche Klasse. Um so etwas Einmaliges und Mutiges zu tun, und das in einer Situation, in der jede einem Juden geleistete Hilfe mit dem Tod bestraft wurde, musste man wahrlich über heldenhafte Tugenden verfügen. Das Bedürfnis, Gutes zu tun, reichte allein nicht aus, genauso wenig wie die Überzeugung, dort Hilfe zu leisten, wo sie so dringend erforderlich war; denn wer eine solche Aufgabe auf sich nahm, musste unglaublich mutig sein, er setzte nämlich sein Leben aufs Spiel - und das nicht nur einmal, wenn er eine mutige Tat beging, sondern ständig. Man muss hier fast schon von Aufopferung sprechen. Irena Sendler riskierte ihr Leben, um während der deutschen Besatzung Juden zu retten. Um so Großes zu vollbringen, reichten Mut und Charakterstärke allein nicht aus. Diese Tugenden waren verbunden mit einer außerordentlichen Energie, die sie entfalten musste, um die Kinder aus dem Ghetto herauszuholen und dann ein Versteck für sie zu finden an Orten, die eine Überlebenschance boten. Irena Sendler wusste, dass das Leben von Menschen, deren einzige Schuld darin bestand, kein »arisches Blut« zu haben, auf dem Spiel stand, und entfaltete angesichts dessen eine außerordentliche Energie und einen ungewöhnlichen Ideenreichtum. Und sie legte dabei ein verblüffendes Organisationstalent an den Tag. Einer allein hätte so viele Kinder niemals retten können. Das Buch von Anna Mieszkowska ist eine indirekte Huldigung an Irena Sendlers Mitarbeiter, bewundernswerte, unglaublich mutige und aufopferungsvolle Frauen. Ich sage es noch einmal: Irena Sendler ist in letzter Zeit eine öffentliche Person geworden, von der man in der Presse liest und im Rundfunk spricht, eine öffentliche Person, von der man in Dokumentarfilmen erzählt. Irena Sendler ist bereits jetzt ein Symbol des Heldentums und der Aufopferung - und sie hat beste Aussichten, auch zu einem Symbol für die guten und freundschaftlichen polnisch-jüdischen Beziehungen zu werden. Micha Glowiriski Irena Sendler im Frühjahr 2003 Irena Sendlers Geschichte war mir aus Presse- und Fernsehberichten bekannt. Als 2001 vier Schülerinnen einer amerikanischen Schule in Uniontown, Kansas, die Heldin des von ihnen verfassten Theaterstücks Holocaust. Leben im Glas in Warschau besuchten, riefen die Medien die damals 91-jährige Irena Sendler und ihre außerordentlichen Leistungen während des Zweiten Weltkriegs in Erinnerung. Sie ist die »Mutter« von 2500 aus dem Warschauer Ghetto geretteten Kindern. Ich benutze bewusst nicht das Wort »Pflegemutter«, sondern Mutter, denn sie hat ihnen das Leben zum zweiten Mal geschenkt. Im April 2003 kam Lili Pohlmann aus London zu den Feierlichkeiten des 60. Jahrestags des Warschauer Ghettoaufstands nach Warschau. Sie besuchte Irena Sendler im Pflegeheim des Klosters der Barmherzigen Brüder im Stadtteil Nowe Miasto. Sie war außerordentlich bewegt von dieser Begegnung. Es war für sie unfassbar, dass niemand es für angebracht hielt, diese bescheidene Frau zu würdigen, die es nicht zuließ, dass man von ihr als »Heldin« sprach, und die die von ihr geretteten Kinder »Helden mütterlicher Herzen« nannte. Lili Pohlmann sagte zu mir: »Du musst Irena Sendler kennen lernen und über sie schreiben.« Ich ging also zu ihr. Mir gegenüber sitzt, schwarz gekleidet, eine freundlich lächelnde alte Dame in einem bequemen Sessel und drückte sich sehr gewählt, fast literarisch aus. An den Wänden ihres kleinen Zimmers hängen sorgfältig gerahmte Diplome und Auszeichnungen. Und auf dem Tisch, in greifbarer Nähe, stehen Fotos ihrer Mutter, ihrer Eltern als Verlobte, ihrer Kinder und ihrer Enkelin. Außerdem ein aufwändig gerahmtes Bild der vier amerikanischen Schülerinnen aus Uniontown. Sie waren es, die mit ihrem Theaterstück die Geschichte der mutigen Polin in Erinnerung riefen und in nur zehn Minuten fünf Jahre Kriegsgräuel Revue passieren ließen. »Die Mädchen aus den fernen Vereinigten Staaten entdeckten dich für die Welt und für ... Polen«, sagt Sendlers Freundin Jolanta Migdalska-Barariska. »Ja, das stimmt. Das geschah nach Jahren der Schikanen, Erniedrigungen, Verfolgungen«, antwortet Irena Sendler traurig. Sie ist Literaturwissenschaftlerin und fühlte sich zur Sozialarbeiterin im weitesten und schönsten Sinn dieses Wortes berufen. Mein erster Besuch bei ihr dauert eineinviertel Stunden. Sie erzählt unter anderem: »Mein Vater starb, als ich sieben Jahre alt war. Aber ich prägte mir für immer seine Worte ein, dass man die Menschen in gute und böse einteilt. Nationalität, Rasse, Religion haben keine Bedeutung. Nur was für ein Mensch jemand ist. Der zweite Grundsatz, den man mir seit meiner Kindheit beibrachte, war die Pflicht, dem Ertrinkenden die Hand hinzustrecken, jedem Menschen, der in Not geraten ist. Ich bin 93 Jahre alt«, sagt Irena Sendler, »leide an dreißig Krankheiten und blicke auf sechzig Jahre meines geschenkten Lebens zurück. Seit über fünfzehn Jahren sitze ich im Rollstuhl. Ich mag keine Journalisten, denn sehr oft verdrehen sie das, was man ihnen erzählt. Immer wieder taucht in Interviews oder Berichten über mich die irrige Information auf, dass ich typhuskranke Kinder aus dem Warschauer Ghetto herausholte. Das zeugt von einer absoluten Unkenntnis der Lebensbedingungen im Ghetto. Typhuskranke Menschen, unabhängig davon, ob es Erwachsene oder Kinder waren, hatten praktisch keine Chance, gerettet zu werden. Solche falschen Informationen werden häufig verbreitet. Deshalb berichtige ich sie jetzt. Meistens halte ich mich an den Grundsatz, mit niemandem über das Ghetto zu sprechen, der nicht dort war, von meinem Aufenthalt im Pawiak-Gefängnis niemandem zu erzählen, der dort nicht inhaftiert war, und über den Warschauer Aufstand unterhalte ich mich nicht mit Leuten, die ihn nicht selbst erlebt haben. Über meine Erfahrungen zu berichten, ist sehr anstrengend für mich. Erinnerungen und Albträume kehren zurück. Noch heute träume ich davon, wie ich Eltern um Erlaubnis bitte, ihr Kind mitzunehmen. Aber auf die Frage, welche Garantien wir geben, konnte ich nur antworten, dass es keine Garantien gibt. Diese Träume verfolgen mich. Die Aufregung kostet mich viel Kraft. Mein Leben war alles andere als einfach. Ich habe viel erlebt. Auch viele persönliche Tragödien ... Ich habe eine Tochter, eine Schwiegertochter und eine Enkelin. Und sehr, sehr viele Freunde ... Zu mir kommen Menschen, die ich gerettet habe, aber auch deren Kinder und Enkel.« Bis heute interessiert sich Irena Sendler für vieles und hält sich auf dem Laufenden. Sie liebt Menschen, und sie liebt Blumen. Wer in einer schwierigen Lebenslage um Hilfe und Rat bat, hat immer ein gutes Wort und Unterstützung von ihr bekommen. In ihrem kleinen Zimmer herrscht häufig Gedränge. Es kommt vor, dass an einem Tag mehrere Leute sie besuchen kommen. Das strengt sie zwar an, aber sie kann nicht Nein sagen, wenn jemand sie konkret um Hilfe bittet. Sie ist bestens darüber informiert, was in der Welt und in Polen vor sich geht. Sie macht sich Sorgen wegen des Irak-Kriegs, wegen der zahlreichen Gefahren des immer bedrohlicher werdenden Terrorismus. »Ich bin Pazifistin«, erklärt sie. »Ich habe zwei Weltkriege erlebt, zwei Aufstände in Warschau. Ich kann mich nicht mit dem Tod unschuldiger Menschen abfinden, und die Leidtragenden sind die Kinder. Sie leiden am meisten darunter.« Auf den Vorschlag, gemeinsam ein Buch über ihr ungewöhnliches Leben zu schreiben, reagierte sie positiv. Sie stellte alles, was sie an Unterlagen hat, zur Verfügung: das, was über sie geschrieben wurde, und das, was sie in verschiedenen Abschnitten ihres Lebens selbst notiert hat, nicht unbedingt im Hinblick auf eine Veröffentlichung, eher als Zeugnis für künftige Generationen. »Die heutige junge Generation hat häufig wenig Ahnung davon, dass während der deutschen Besatzung die Familienmitglieder nicht wussten, was ihre nächsten Verwandten machten«, erzählt sie fast allen ihren Besuchern. »Es gibt sehr viele Abhandlungen über Krieg, Besatzung, Vernichtung«, schrieb sie anlässlich eines Treffens der Holocaust-Kinder. »Nirgendwo habe ich jedoch eine Schilderung des immensen Leids der Mütter gefunden, die sich von ihren Kindern trennten, und der Kinder, die in fremde Hände gegeben wurden. Die Mütter, die ahnten, daß sie selbst und ihre gesamte Familie bald tot sein würden, wollten wenigstens ihr Kind retten. Aber nichts ist schwerer für eine Mutter zu ertragen, als sich von ihrem Kind zu trennen. Diese armen Frauen mussten sich über ihren eigenen Widerstand sowie den Widerstand ihrer Familien, etwa der Großeltern, hinwegsetzen. Denn die Großmütter, die sich noch an das Verhalten der Deutschen aus dem Ersten Weltkrieg erinnerten, sahen in ihnen keine Mörder und weigerten sich, sich von ihren Kindern zu trennen; die Mütter wussten jedoch, was sie zu tun hatten .. .« »Einer der Gründe, die mich dazu bewogen, meine Erinnerungen mit anderen Menschen zu teilen«, schrieb Irena Sendler bereits 1981, »war der Wille, der jungen, über die ganze Welt verstreuten Generation der Juden mitzuteilen, dass sie sich irrte, wenn sie meinte, dass die auf unmenschliche Weise gequälten polnischen Juden passiv waren, dass sie nicht kämpften, sondern willenlos in den Tod gingen. Das ist nicht wahr! Ihr täuscht euch, junge Freunde! Hättet ihr die Jugendlichen gesehen, die in jenen Zeiten lebten und arbeiteten, ihr tägliches Ringen mit dem Tod gekannt, der an jeder Haus- und Straßenecke lauerte, hättet ihr ihre würdevolle und beharrliche Haltung, ihre täglichen Taten, ihren Kampf um jedes Stück Brot, jedes Arzneimittel für sterbende Angehörige, um ein Buch, in das sie sich vertiefen konnten, erlebt, würdet ihr eure Meinung ändern! Ihr hättet wunderbare Mädchen und wunderbare Jungen gesehen, die die Folter und Dramen des Alltags im Warschauer Ghetto mit Würde ertrugen. Es ist nicht wahr, dass die Märtyrer des Warschauer Ghettos kampflos starben! Sie kämpften um jeden Tag, um jede Stunde, um jede Minute ihres Lebens in dieser Hölle, mehrere Jahre lang. Und als sie sich endgültig davon überzeugen mussten, dass es f, Deutsche Verlags-Anstalt DVA, 0<
Die Mutter der Holocaust-Kinder Irena Sendler und die geretteten Kinder aus dem Warschauer Ghetto [Gebundene Ausgabe] Anna Mieszkowska (Autor), Urszula Usakowska-Wolff (Übersetzer), Manfred Wolff (Übersetzer) Matka Dzieci Holocaustu Historia Ireny Sendlerowej Deutsche Verlags-Anstalt DVA Deutsche Besatzung Judenrettung Nationalsozialismus Sendler Irena Getto ErinnerungenWarschau zur Zeit der deutschen Besatzung Obwohl für die geringste Hilfeleistung gegenüber Juden die Todesstrafe droht, gelingt es der jungen Polin Irena Sendler, 2500 jüdische Kinder vor dem Tod zu bewahren. Als Krankenschwester hat sie Zugang zum Warschauer Ghetto. In Säcken und Kisten, mit Schlafmitteln betäubt, durch Keller und Abwasserkanäle schleust sie die Kinder auf die andere Seite des Ghettos. Mit gefälschten Papieren gibt sie ihnen eine neue Identität und verschafft ihnen in polnischen Familien, Waisenhäusern und Klöstern ein neues Zuhause. Als die Gestapo sie faßt und foltert, gibt sie keine Namen preis und kommt selbs - gebunden oder broschiert
2003, ISBN: 9783421059123
Berlin, Deutscher Verlag, 1944. 2°, 44, 39, 39 u. 45 S., selten farb. Abb., Geh., Gebräunt, Einband von Nr. 6 tlw. stockfl. 4 Nummern der NS-Propagandaschrift in italienischer Sprache (d… Mehr…
Berlin, Deutscher Verlag, 1944. 2°, 44, 39, 39 u. 45 S., selten farb. Abb., Geh., Gebräunt, Einband von Nr. 6 tlw. stockfl. 4 Nummern der NS-Propagandaschrift in italienischer Sprache (die Nr. 12/1940 ital./dt.). 010, Berlin, Deutscher Verlag, 1944, 0, Deutsche Verlags-Anstalt DVA, Auflage: 2. Auflage: 2. Hardcover. 21,6 x 14,2 x 3 cm. Deutsche Besatzung Judenrettung Nationalsozialismus Sendler Irena Getto Erinnerungen Warschau zur Zeit der deutschen Besatzung Obwohl für die geringste Hilfeleistung gegenüber Juden die Todesstrafe droht, gelingt es der jungen Polin Irena Sendler, 2500 jüdische Kinder vor dem Tod zu bewahren. Als Krankenschwester hat sie Zugang zum Warschauer Ghetto. In Säcken und Kisten, mit Schlafmitteln betäubt, durch Keller und Abwasserkanäle schleust sie die Kinder auf die andere Seite des Ghettos. Mit gefälschten Papieren gibt sie ihnen eine neue Identität und verschafft ihnen in polnischen Familien, Waisenhäusern und Klöstern ein neues Zuhause. Als die Gestapo sie faßt und foltert, gibt sie keine Namen preis und kommt selbst nur knapp mit dem Leben davon. Die genauen Daten aller geretteten Kinder versteckt sie unter einem Apfelbaum in einem Garten. Auf der Grundlage persönlicher Aufzeichnungen und Erinnerungen der mittlerweile 95jährigen Irena Sendler erzählt die Journalistin Anna Mieszkowska ihre bislang fast unbekannte Geschichte Anna Mieszkowska, geboren 1958 in Warschau, ist Theaterwissenschaftlerin und Journalistin. Literatur Biografien Erfahrungsberichte Deutsche Besatzung Berichte Erinnerungen Judenrettung Nationalsozialismus Sendler, Irena Warschau Getto ISBN-10 3-421-05912-8 / 3421059128 ISBN-13 978-3-421-05912-3 / 9783421059123 Vorwort Dies ist das erste Buch über Irena Sendler. Es ist eigentlich mehr als ein Buch über sie. Obwohl es sich nicht einfach um ein langes Interview handelt, ist es zum überwiegenden Teil doch ihr Buch. Anna Mieszkowska lässt nämlich ihre Heldin zu Wort kommen, gibt ihre Meinung wieder, zitiert sie. Jahrelang waren ihre Taten relativ wenigen Menschen bekannt: jenen, denen sie das Leben gerettet hat, ihrem Freundes- und Bekanntenkreis sowie einigen Historikern, die sich mit dem Zweiten Weltkrieg, vorwiegend mit der Geschichte der Massenvernichtung, befassen. Man konnte den Eindruck gewinnen, wir seien uns dessen nicht bewusst gewesen, oder wollten uns vielmehr dessen nicht bewusst werden, dass unter uns eine Frau mit einer so außergewöhnlichen Biografie lebt, obwohl im täglichen Leben bescheiden, herzlich, hilfsbereit und immer den Menschen zugewandt, die in Not geraten sind, eine Frau, mit der Umgang zu haben einfach Freude bereitet. Dass diese große Persönlichkeit an den Rand gedrängt wurde, hatte verschiedene Ursachen, darunter auch die wiederholte Verleugnung der neuesten Geschichte im kommunistischen Polen. Auf der Liste der Helden war einfach kein Platz für eine engagierte Frau, die zwar der Linken entstammte, doch von der ideologischen Utopie des Kommunismus weit entfernt war, die einer linken Bewegung angehörte, die in Polen eine große Tradition hat. Ins Spiel kam ferner, dass man seit den ersten Nachkriegsjahren in der Volksrepublik Polen alles, was auf die eine oder andere Weise mit Juden zusammenhing, für ein heikles, unsicheres und gefährliches Thema hielt, über das man besser schwieg. Dieses Phänomen verschärfte sich noch, als in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre der offizielle Antisemitismus aufkam, in dem sich Motive des Faschismus und des Stalinismus, den beiden schlimmsten Formen des Totalitarismus des 20. Jahrhunderts, verbanden. In einer Welt, in der eine solche Ideologie die Herrschaft über den Geist anstrebte, gab es keinen Platz für Irena Sendler. Es ist also kein Zufall, dass sie erst nach der Wende 1989 zu einer öffentlich anerkannten und viel gerühmten Person wurde. Das demokratische Polen weiß sie nämlich zu würdigen, wovon Auszeichnungen wie der ihr verliehene Orden des Weißen Adlers oder der Jan-Karski-Preis, benannt nach einer anderen herausragenden Persönlichkeit, die die Geschichte Polens im 20. Jahrhundert prägte, zeugen. Auch im Ausland, vor allem in den Vereinigten Staaten, aber auch in Schweden, Deutschland und in vielen anderen Ländern, hat man die Bedeutung Irena Sendlers erkannt. Die Formulierung »Sendlers Liste« hält Einzug in die Sprache und hat gute Aussichten, die von Steven Spielbergs Film geprägte Formulierung »Schindlers Liste« zu übertreffen. Schließlich ist die Namensliste der von der Polin Irena Sendler geretteten Juden viel umfangreicher als die Liste jener, die der deutsche Industrielle Oskar Schindler gerettet hat. Anna Mieszkowskas Buch erzählt Irena Sendlers Geschichte präzise und detailliert, es schildert ihre Taten, ihre Arbeit und ihren Alltag, es zeigt ihre moralische Größe. Etwas so Großes zu leisten wie die Rettung von 2500 jüdischen Kindern während der Vernichtung und darüber hinaus zur Rettung einer beachtlichen Zahl von Erwachsenen beizutragen, dazu gehört viel menschliche Klasse. Um so etwas Einmaliges und Mutiges zu tun, und das in einer Situation, in der jede einem Juden geleistete Hilfe mit dem Tod bestraft wurde, musste man wahrlich über heldenhafte Tugenden verfügen. Das Bedürfnis, Gutes zu tun, reichte allein nicht aus, genauso wenig wie die Überzeugung, dort Hilfe zu leisten, wo sie so dringend erforderlich war; denn wer eine solche Aufgabe auf sich nahm, musste unglaublich mutig sein, er setzte nämlich sein Leben aufs Spiel - und das nicht nur einmal, wenn er eine mutige Tat beging, sondern ständig. Man muss hier fast schon von Aufopferung sprechen. Irena Sendler riskierte ihr Leben, um während der deutschen Besatzung Juden zu retten. Um so Großes zu vollbringen, reichten Mut und Charakterstärke allein nicht aus. Diese Tugenden waren verbunden mit einer außerordentlichen Energie, die sie entfalten musste, um die Kinder aus dem Ghetto herauszuholen und dann ein Versteck für sie zu finden an Orten, die eine Überlebenschance boten. Irena Sendler wusste, dass das Leben von Menschen, deren einzige Schuld darin bestand, kein »arisches Blut« zu haben, auf dem Spiel stand, und entfaltete angesichts dessen eine außerordentliche Energie und einen ungewöhnlichen Ideenreichtum. Und sie legte dabei ein verblüffendes Organisationstalent an den Tag. Einer allein hätte so viele Kinder niemals retten können. Das Buch von Anna Mieszkowska ist eine indirekte Huldigung an Irena Sendlers Mitarbeiter, bewundernswerte, unglaublich mutige und aufopferungsvolle Frauen. Ich sage es noch einmal: Irena Sendler ist in letzter Zeit eine öffentliche Person geworden, von der man in der Presse liest und im Rundfunk spricht, eine öffentliche Person, von der man in Dokumentarfilmen erzählt. Irena Sendler ist bereits jetzt ein Symbol des Heldentums und der Aufopferung - und sie hat beste Aussichten, auch zu einem Symbol für die guten und freundschaftlichen polnisch-jüdischen Beziehungen zu werden. Micha Glowiriski Irena Sendler im Frühjahr 2003 Irena Sendlers Geschichte war mir aus Presse- und Fernsehberichten bekannt. Als 2001 vier Schülerinnen einer amerikanischen Schule in Uniontown, Kansas, die Heldin des von ihnen verfassten Theaterstücks Holocaust. Leben im Glas in Warschau besuchten, riefen die Medien die damals 91-jährige Irena Sendler und ihre außerordentlichen Leistungen während des Zweiten Weltkriegs in Erinnerung. Sie ist die »Mutter« von 2500 aus dem Warschauer Ghetto geretteten Kindern. Ich benutze bewusst nicht das Wort »Pflegemutter«, sondern Mutter, denn sie hat ihnen das Leben zum zweiten Mal geschenkt. Im April 2003 kam Lili Pohlmann aus London zu den Feierlichkeiten des 60. Jahrestags des Warschauer Ghettoaufstands nach Warschau. Sie besuchte Irena Sendler im Pflegeheim des Klosters der Barmherzigen Brüder im Stadtteil Nowe Miasto. Sie war außerordentlich bewegt von dieser Begegnung. Es war für sie unfassbar, dass niemand es für angebracht hielt, diese bescheidene Frau zu würdigen, die es nicht zuließ, dass man von ihr als »Heldin« sprach, und die die von ihr geretteten Kinder »Helden mütterlicher Herzen« nannte. Lili Pohlmann sagte zu mir: »Du musst Irena Sendler kennen lernen und über sie schreiben.« Ich ging also zu ihr. Mir gegenüber sitzt, schwarz gekleidet, eine freundlich lächelnde alte Dame in einem bequemen Sessel und drückte sich sehr gewählt, fast literarisch aus. An den Wänden ihres kleinen Zimmers hängen sorgfältig gerahmte Diplome und Auszeichnungen. Und auf dem Tisch, in greifbarer Nähe, stehen Fotos ihrer Mutter, ihrer Eltern als Verlobte, ihrer Kinder und ihrer Enkelin. Außerdem ein aufwändig gerahmtes Bild der vier amerikanischen Schülerinnen aus Uniontown. Sie waren es, die mit ihrem Theaterstück die Geschichte der mutigen Polin in Erinnerung riefen und in nur zehn Minuten fünf Jahre Kriegsgräuel Revue passieren ließen. »Die Mädchen aus den fernen Vereinigten Staaten entdeckten dich für die Welt und für ... Polen«, sagt Sendlers Freundin Jolanta Migdalska-Barariska. »Ja, das stimmt. Das geschah nach Jahren der Schikanen, Erniedrigungen, Verfolgungen«, antwortet Irena Sendler traurig. Sie ist Literaturwissenschaftlerin und fühlte sich zur Sozialarbeiterin im weitesten und schönsten Sinn dieses Wortes berufen. Mein erster Besuch bei ihr dauert eineinviertel Stunden. Sie erzählt unter anderem: »Mein Vater starb, als ich sieben Jahre alt war. Aber ich prägte mir für immer seine Worte ein, dass man die Menschen in gute und böse einteilt. Nationalität, Rasse, Religion haben keine Bedeutung. Nur was für ein Mensch jemand ist. Der zweite Grundsatz, den man mir seit meiner Kindheit beibrachte, war die Pflicht, dem Ertrinkenden die Hand hinzustrecken, jedem Menschen, der in Not geraten ist. Ich bin 93 Jahre alt«, sagt Irena Sendler, »leide an dreißig Krankheiten und blicke auf sechzig Jahre meines geschenkten Lebens zurück. Seit über fünfzehn Jahren sitze ich im Rollstuhl. Ich mag keine Journalisten, denn sehr oft verdrehen sie das, was man ihnen erzählt. Immer wieder taucht in Interviews oder Berichten über mich die irrige Information auf, dass ich typhuskranke Kinder aus dem Warschauer Ghetto herausholte. Das zeugt von einer absoluten Unkenntnis der Lebensbedingungen im Ghetto. Typhuskranke Menschen, unabhängig davon, ob es Erwachsene oder Kinder waren, hatten praktisch keine Chance, gerettet zu werden. Solche falschen Informationen werden häufig verbreitet. Deshalb berichtige ich sie jetzt. Meistens halte ich mich an den Grundsatz, mit niemandem über das Ghetto zu sprechen, der nicht dort war, von meinem Aufenthalt im Pawiak-Gefängnis niemandem zu erzählen, der dort nicht inhaftiert war, und über den Warschauer Aufstand unterhalte ich mich nicht mit Leuten, die ihn nicht selbst erlebt haben. Über meine Erfahrungen zu berichten, ist sehr anstrengend für mich. Erinnerungen und Albträume kehren zurück. Noch heute träume ich davon, wie ich Eltern um Erlaubnis bitte, ihr Kind mitzunehmen. Aber auf die Frage, welche Garantien wir geben, konnte ich nur antworten, dass es keine Garantien gibt. Diese Träume verfolgen mich. Die Aufregung kostet mich viel Kraft. Mein Leben war alles andere als einfach. Ich habe viel erlebt. Auch viele persönliche Tragödien ... Ich habe eine Tochter, eine Schwiegertochter und eine Enkelin. Und sehr, sehr viele Freunde ... Zu mir kommen Menschen, die ich gerettet habe, aber auch deren Kinder und Enkel.« Bis heute interessiert sich Irena Sendler für vieles und hält sich auf dem Laufenden. Sie liebt Menschen, und sie liebt Blumen. Wer in einer schwierigen Lebenslage um Hilfe und Rat bat, hat immer ein gutes Wort und Unterstützung von ihr bekommen. In ihrem kleinen Zimmer herrscht häufig Gedränge. Es kommt vor, dass an einem Tag mehrere Leute sie besuchen kommen. Das strengt sie zwar an, aber sie kann nicht Nein sagen, wenn jemand sie konkret um Hilfe bittet. Sie ist bestens darüber informiert, was in der Welt und in Polen vor sich geht. Sie macht sich Sorgen wegen des Irak-Kriegs, wegen der zahlreichen Gefahren des immer bedrohlicher werdenden Terrorismus. »Ich bin Pazifistin«, erklärt sie. »Ich habe zwei Weltkriege erlebt, zwei Aufstände in Warschau. Ich kann mich nicht mit dem Tod unschuldiger Menschen abfinden, und die Leidtragenden sind die Kinder. Sie leiden am meisten darunter.« Auf den Vorschlag, gemeinsam ein Buch über ihr ungewöhnliches Leben zu schreiben, reagierte sie positiv. Sie stellte alles, was sie an Unterlagen hat, zur Verfügung: das, was über sie geschrieben wurde, und das, was sie in verschiedenen Abschnitten ihres Lebens selbst notiert hat, nicht unbedingt im Hinblick auf eine Veröffentlichung, eher als Zeugnis für künftige Generationen. »Die heutige junge Generation hat häufig wenig Ahnung davon, dass während der deutschen Besatzung die Familienmitglieder nicht wussten, was ihre nächsten Verwandten machten«, erzählt sie fast allen ihren Besuchern. »Es gibt sehr viele Abhandlungen über Krieg, Besatzung, Vernichtung«, schrieb sie anlässlich eines Treffens der Holocaust-Kinder. »Nirgendwo habe ich jedoch eine Schilderung des immensen Leids der Mütter gefunden, die sich von ihren Kindern trennten, und der Kinder, die in fremde Hände gegeben wurden. Die Mütter, die ahnten, daß sie selbst und ihre gesamte Familie bald tot sein würden, wollten wenigstens ihr Kind retten. Aber nichts ist schwerer für eine Mutter zu ertragen, als sich von ihrem Kind zu trennen. Diese armen Frauen mussten sich über ihren eigenen Widerstand sowie den Widerstand ihrer Familien, etwa der Großeltern, hinwegsetzen. Denn die Großmütter, die sich noch an das Verhalten der Deutschen aus dem Ersten Weltkrieg erinnerten, sahen in ihnen keine Mörder und weigerten sich, sich von ihren Kindern zu trennen; die Mütter wussten jedoch, was sie zu tun hatten .. .« »Einer der Gründe, die mich dazu bewogen, meine Erinnerungen mit anderen Menschen zu teilen«, schrieb Irena Sendler bereits 1981, »war der Wille, der jungen, über die ganze Welt verstreuten Generation der Juden mitzuteilen, dass sie sich irrte, wenn sie meinte, dass die auf unmenschliche Weise gequälten polnischen Juden passiv waren, dass sie nicht kämpften, sondern willenlos in den Tod gingen. Das ist nicht wahr! Ihr täuscht euch, junge Freunde! Hättet ihr die Jugendlichen gesehen, die in jenen Zeiten lebten und arbeiteten, ihr tägliches Ringen mit dem Tod gekannt, der an jeder Haus- und Straßenecke lauerte, hättet ihr ihre würdevolle und beharrliche Haltung, ihre täglichen Taten, ihren Kampf um jedes Stück Brot, jedes Arzneimittel für sterbende Angehörige, um ein Buch, in das sie sich vertiefen konnten, erlebt, würdet ihr eure Meinung ändern! Ihr hättet wunderbare Mädchen und wunderbare Jungen gesehen, die die Folter und Dramen des Alltags im Warschauer Ghetto mit Würde ertrugen. Es ist nicht wahr, dass die Märtyrer des Warschauer Ghettos kampflos starben! Sie kämpften um jeden Tag, um jede Stunde, um jede Minute ihres Lebens in dieser Hölle, mehrere Jahre lang. Und als sie sich endgültig davon überzeugen mussten, dass es f, Deutsche Verlags-Anstalt DVA, 0<
Die Mutter der Holocaust-Kinder Irena Sendler und die geretteten Kinder aus dem Warschauer Ghetto [Gebundene Ausgabe] Anna Mieszkowska (Autor), Urszula Usakowska-Wolff (Übersetzer), Manfred Wolff (Übersetzer) Matka Dzieci Holocaustu Historia Ireny Sendlerowej Deutsche Verlags-Anstalt DVA Deutsche Besatzung Judenrettung Nationalsozialismus Sendler Irena Getto ErinnerungenWarschau zur Zeit der deutschen Besatzung Obwohl für die geringste Hilfeleistung gegenüber Juden die Todesstrafe droht, gelingt es der jungen Polin Irena Sendler, 2500 jüdische Kinder vor dem Tod zu bewahren. Als Krankenschwester hat sie Zugang zum Warschauer Ghetto. In Säcken und Kisten, mit Schlafmitteln betäubt, durch Keller und Abwasserkanäle schleust sie die Kinder auf die andere Seite des Ghettos. Mit gefälschten Papieren gibt sie ihnen eine neue Identität und verschafft ihnen in polnischen Familien, Waisenhäusern und Klöstern ein neues Zuhause. Als die Gestapo sie faßt und foltert, gibt sie keine Namen preis und kommt selbs - gebunden oder broschiert
2003, ISBN: 9783421059123
Deutsche Verlags-Anstalt DVA, Auflage: 2. Auflage: 2. Hardcover. 21,6 x 14,2 x 3 cm. Deutsche Besatzung Judenrettung Nationalsozialismus Sendler Irena Getto Erinnerungen Warschau zur Zei… Mehr…
Deutsche Verlags-Anstalt DVA, Auflage: 2. Auflage: 2. Hardcover. 21,6 x 14,2 x 3 cm. Deutsche Besatzung Judenrettung Nationalsozialismus Sendler Irena Getto Erinnerungen Warschau zur Zeit der deutschen Besatzung Obwohl für die geringste Hilfeleistung gegenüber Juden die Todesstrafe droht, gelingt es der jungen Polin Irena Sendler, 2500 jüdische Kinder vor dem Tod zu bewahren. Als Krankenschwester hat sie Zugang zum Warschauer Ghetto. In Säcken und Kisten, mit Schlafmitteln betäubt, durch Keller und Abwasserkanäle schleust sie die Kinder auf die andere Seite des Ghettos. Mit gefälschten Papieren gibt sie ihnen eine neue Identität und verschafft ihnen in polnischen Familien, Waisenhäusern und Klöstern ein neues Zuhause. Als die Gestapo sie faßt und foltert, gibt sie keine Namen preis und kommt selbst nur knapp mit dem Leben davon. Die genauen Daten aller geretteten Kinder versteckt sie unter einem Apfelbaum in einem Garten. Auf der Grundlage persönlicher Aufzeichnungen und Erinnerungen der mittlerweile 95jährigen Irena Sendler erzählt die Journalistin Anna Mieszkowska ihre bislang fast unbekannte Geschichte Anna Mieszkowska, geboren 1958 in Warschau, ist Theaterwissenschaftlerin und Journalistin. Literatur Biografien Erfahrungsberichte Deutsche Besatzung Berichte Erinnerungen Judenrettung Nationalsozialismus Sendler, Irena Warschau Getto ISBN-10 3-421-05912-8 / 3421059128 ISBN-13 978-3-421-05912-3 / 9783421059123 Vorwort Dies ist das erste Buch über Irena Sendler. Es ist eigentlich mehr als ein Buch über sie. Obwohl es sich nicht einfach um ein langes Interview handelt, ist es zum überwiegenden Teil doch ihr Buch. Anna Mieszkowska lässt nämlich ihre Heldin zu Wort kommen, gibt ihre Meinung wieder, zitiert sie. Jahrelang waren ihre Taten relativ wenigen Menschen bekannt: jenen, denen sie das Leben gerettet hat, ihrem Freundes- und Bekanntenkreis sowie einigen Historikern, die sich mit dem Zweiten Weltkrieg, vorwiegend mit der Geschichte der Massenvernichtung, befassen. Man konnte den Eindruck gewinnen, wir seien uns dessen nicht bewusst gewesen, oder wollten uns vielmehr dessen nicht bewusst werden, dass unter uns eine Frau mit einer so außergewöhnlichen Biografie lebt, obwohl im täglichen Leben bescheiden, herzlich, hilfsbereit und immer den Menschen zugewandt, die in Not geraten sind, eine Frau, mit der Umgang zu haben einfach Freude bereitet. Dass diese große Persönlichkeit an den Rand gedrängt wurde, hatte verschiedene Ursachen, darunter auch die wiederholte Verleugnung der neuesten Geschichte im kommunistischen Polen. Auf der Liste der Helden war einfach kein Platz für eine engagierte Frau, die zwar der Linken entstammte, doch von der ideologischen Utopie des Kommunismus weit entfernt war, die einer linken Bewegung angehörte, die in Polen eine große Tradition hat. Ins Spiel kam ferner, dass man seit den ersten Nachkriegsjahren in der Volksrepublik Polen alles, was auf die eine oder andere Weise mit Juden zusammenhing, für ein heikles, unsicheres und gefährliches Thema hielt, über das man besser schwieg. Dieses Phänomen verschärfte sich noch, als in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre der offizielle Antisemitismus aufkam, in dem sich Motive des Faschismus und des Stalinismus, den beiden schlimmsten Formen des Totalitarismus des 20. Jahrhunderts, verbanden. In einer Welt, in der eine solche Ideologie die Herrschaft über den Geist anstrebte, gab es keinen Platz für Irena Sendler. Es ist also kein Zufall, dass sie erst nach der Wende 1989 zu einer öffentlich anerkannten und viel gerühmten Person wurde. Das demokratische Polen weiß sie nämlich zu würdigen, wovon Auszeichnungen wie der ihr verliehene Orden des Weißen Adlers oder der Jan-Karski-Preis, benannt nach einer anderen herausragenden Persönlichkeit, die die Geschichte Polens im 20. Jahrhundert prägte, zeugen. Auch im Ausland, vor allem in den Vereinigten Staaten, aber auch in Schweden, Deutschland und in vielen anderen Ländern, hat man die Bedeutung Irena Sendlers erkannt. Die Formulierung »Sendlers Liste« hält Einzug in die Sprache und hat gute Aussichten, die von Steven Spielbergs Film geprägte Formulierung »Schindlers Liste« zu übertreffen. Schließlich ist die Namensliste der von der Polin Irena Sendler geretteten Juden viel umfangreicher als die Liste jener, die der deutsche Industrielle Oskar Schindler gerettet hat. Anna Mieszkowskas Buch erzählt Irena Sendlers Geschichte präzise und detailliert, es schildert ihre Taten, ihre Arbeit und ihren Alltag, es zeigt ihre moralische Größe. Etwas so Großes zu leisten wie die Rettung von 2500 jüdischen Kindern während der Vernichtung und darüber hinaus zur Rettung einer beachtlichen Zahl von Erwachsenen beizutragen, dazu gehört viel menschliche Klasse. Um so etwas Einmaliges und Mutiges zu tun, und das in einer Situation, in der jede einem Juden geleistete Hilfe mit dem Tod bestraft wurde, musste man wahrlich über heldenhafte Tugenden verfügen. Das Bedürfnis, Gutes zu tun, reichte allein nicht aus, genauso wenig wie die Überzeugung, dort Hilfe zu leisten, wo sie so dringend erforderlich war; denn wer eine solche Aufgabe auf sich nahm, musste unglaublich mutig sein, er setzte nämlich sein Leben aufs Spiel - und das nicht nur einmal, wenn er eine mutige Tat beging, sondern ständig. Man muss hier fast schon von Aufopferung sprechen. Irena Sendler riskierte ihr Leben, um während der deutschen Besatzung Juden zu retten. Um so Großes zu vollbringen, reichten Mut und Charakterstärke allein nicht aus. Diese Tugenden waren verbunden mit einer außerordentlichen Energie, die sie entfalten musste, um die Kinder aus dem Ghetto herauszuholen und dann ein Versteck für sie zu finden an Orten, die eine Überlebenschance boten. Irena Sendler wusste, dass das Leben von Menschen, deren einzige Schuld darin bestand, kein »arisches Blut« zu haben, auf dem Spiel stand, und entfaltete angesichts dessen eine außerordentliche Energie und einen ungewöhnlichen Ideenreichtum. Und sie legte dabei ein verblüffendes Organisationstalent an den Tag. Einer allein hätte so viele Kinder niemals retten können. Das Buch von Anna Mieszkowska ist eine indirekte Huldigung an Irena Sendlers Mitarbeiter, bewundernswerte, unglaublich mutige und aufopferungsvolle Frauen. Ich sage es noch einmal: Irena Sendler ist in letzter Zeit eine öffentliche Person geworden, von der man in der Presse liest und im Rundfunk spricht, eine öffentliche Person, von der man in Dokumentarfilmen erzählt. Irena Sendler ist bereits jetzt ein Symbol des Heldentums und der Aufopferung - und sie hat beste Aussichten, auch zu einem Symbol für die guten und freundschaftlichen polnisch-jüdischen Beziehungen zu werden. Micha Glowiriski Irena Sendler im Frühjahr 2003 Irena Sendlers Geschichte war mir aus Presse- und Fernsehberichten bekannt. Als 2001 vier Schülerinnen einer amerikanischen Schule in Uniontown, Kansas, die Heldin des von ihnen verfassten Theaterstücks Holocaust. Leben im Glas in Warschau besuchten, riefen die Medien die damals 91-jährige Irena Sendler und ihre außerordentlichen Leistungen während des Zweiten Weltkriegs in Erinnerung. Sie ist die »Mutter« von 2500 aus dem Warschauer Ghetto geretteten Kindern. Ich benutze bewusst nicht das Wort »Pflegemutter«, sondern Mutter, denn sie hat ihnen das Leben zum zweiten Mal geschenkt. Im April 2003 kam Lili Pohlmann aus London zu den Feierlichkeiten des 60. Jahrestags des Warschauer Ghettoaufstands nach Warschau. Sie besuchte Irena Sendler im Pflegeheim des Klosters der Barmherzigen Brüder im Stadtteil Nowe Miasto. Sie war außerordentlich bewegt von dieser Begegnung. Es war für sie unfassbar, dass niemand es für angebracht hielt, diese bescheidene Frau zu würdigen, die es nicht zuließ, dass man von ihr als »Heldin« sprach, und die die von ihr geretteten Kinder »Helden mütterlicher Herzen« nannte. Lili Pohlmann sagte zu mir: »Du musst Irena Sendler kennen lernen und über sie schreiben.« Ich ging also zu ihr. Mir gegenüber sitzt, schwarz gekleidet, eine freundlich lächelnde alte Dame in einem bequemen Sessel und drückte sich sehr gewählt, fast literarisch aus. An den Wänden ihres kleinen Zimmers hängen sorgfältig gerahmte Diplome und Auszeichnungen. Und auf dem Tisch, in greifbarer Nähe, stehen Fotos ihrer Mutter, ihrer Eltern als Verlobte, ihrer Kinder und ihrer Enkelin. Außerdem ein aufwändig gerahmtes Bild der vier amerikanischen Schülerinnen aus Uniontown. Sie waren es, die mit ihrem Theaterstück die Geschichte der mutigen Polin in Erinnerung riefen und in nur zehn Minuten fünf Jahre Kriegsgräuel Revue passieren ließen. »Die Mädchen aus den fernen Vereinigten Staaten entdeckten dich für die Welt und für ... Polen«, sagt Sendlers Freundin Jolanta Migdalska-Barariska. »Ja, das stimmt. Das geschah nach Jahren der Schikanen, Erniedrigungen, Verfolgungen«, antwortet Irena Sendler traurig. Sie ist Literaturwissenschaftlerin und fühlte sich zur Sozialarbeiterin im weitesten und schönsten Sinn dieses Wortes berufen. Mein erster Besuch bei ihr dauert eineinviertel Stunden. Sie erzählt unter anderem: »Mein Vater starb, als ich sieben Jahre alt war. Aber ich prägte mir für immer seine Worte ein, dass man die Menschen in gute und böse einteilt. Nationalität, Rasse, Religion haben keine Bedeutung. Nur was für ein Mensch jemand ist. Der zweite Grundsatz, den man mir seit meiner Kindheit beibrachte, war die Pflicht, dem Ertrinkenden die Hand hinzustrecken, jedem Menschen, der in Not geraten ist. Ich bin 93 Jahre alt«, sagt Irena Sendler, »leide an dreißig Krankheiten und blicke auf sechzig Jahre meines geschenkten Lebens zurück. Seit über fünfzehn Jahren sitze ich im Rollstuhl. Ich mag keine Journalisten, denn sehr oft verdrehen sie das, was man ihnen erzählt. Immer wieder taucht in Interviews oder Berichten über mich die irrige Information auf, dass ich typhuskranke Kinder aus dem Warschauer Ghetto herausholte. Das zeugt von einer absoluten Unkenntnis der Lebensbedingungen im Ghetto. Typhuskranke Menschen, unabhängig davon, ob es Erwachsene oder Kinder waren, hatten praktisch keine Chance, gerettet zu werden. Solche falschen Informationen werden häufig verbreitet. Deshalb berichtige ich sie jetzt. Meistens halte ich mich an den Grundsatz, mit niemandem über das Ghetto zu sprechen, der nicht dort war, von meinem Aufenthalt im Pawiak-Gefängnis niemandem zu erzählen, der dort nicht inhaftiert war, und über den Warschauer Aufstand unterhalte ich mich nicht mit Leuten, die ihn nicht selbst erlebt haben. Über meine Erfahrungen zu berichten, ist sehr anstrengend für mich. Erinnerungen und Albträume kehren zurück. Noch heute träume ich davon, wie ich Eltern um Erlaubnis bitte, ihr Kind mitzunehmen. Aber auf die Frage, welche Garantien wir geben, konnte ich nur antworten, dass es keine Garantien gibt. Diese Träume verfolgen mich. Die Aufregung kostet mich viel Kraft. Mein Leben war alles andere als einfach. Ich habe viel erlebt. Auch viele persönliche Tragödien ... Ich habe eine Tochter, eine Schwiegertochter und eine Enkelin. Und sehr, sehr viele Freunde ... Zu mir kommen Menschen, die ich gerettet habe, aber auch deren Kinder und Enkel.« Bis heute interessiert sich Irena Sendler für vieles und hält sich auf dem Laufenden. Sie liebt Menschen, und sie liebt Blumen. Wer in einer schwierigen Lebenslage um Hilfe und Rat bat, hat immer ein gutes Wort und Unterstützung von ihr bekommen. In ihrem kleinen Zimmer herrscht häufig Gedränge. Es kommt vor, dass an einem Tag mehrere Leute sie besuchen kommen. Das strengt sie zwar an, aber sie kann nicht Nein sagen, wenn jemand sie konkret um Hilfe bittet. Sie ist bestens darüber informiert, was in der Welt und in Polen vor sich geht. Sie macht sich Sorgen wegen des Irak-Kriegs, wegen der zahlreichen Gefahren des immer bedrohlicher werdenden Terrorismus. »Ich bin Pazifistin«, erklärt sie. »Ich habe zwei Weltkriege erlebt, zwei Aufstände in Warschau. Ich kann mich nicht mit dem Tod unschuldiger Menschen abfinden, und die Leidtragenden sind die Kinder. Sie leiden am meisten darunter.« Auf den Vorschlag, gemeinsam ein Buch über ihr ungewöhnliches Leben zu schreiben, reagierte sie positiv. Sie stellte alles, was sie an Unterlagen hat, zur Verfügung: das, was über sie geschrieben wurde, und das, was sie in verschiedenen Abschnitten ihres Lebens selbst notiert hat, nicht unbedingt im Hinblick auf eine Veröffentlichung, eher als Zeugnis für künftige Generationen. »Die heutige junge Generation hat häufig wenig Ahnung davon, dass während der deutschen Besatzung die Familienmitglieder nicht wussten, was ihre nächsten Verwandten machten«, erzählt sie fast allen ihren Besuchern. »Es gibt sehr viele Abhandlungen über Krieg, Besatzung, Vernichtung«, schrieb sie anlässlich eines Treffens der Holocaust-Kinder. »Nirgendwo habe ich jedoch eine Schilderung des immensen Leids der Mütter gefunden, die sich von ihren Kindern trennten, und der Kinder, die in fremde Hände gegeben wurden. Die Mütter, die ahnten, daß sie selbst und ihre gesamte Familie bald tot sein würden, wollten wenigstens ihr Kind retten. Aber nichts ist schwerer für eine Mutter zu ertragen, als sich von ihrem Kind zu trennen. Diese armen Frauen mussten sich über ihren eigenen Widerstand sowie den Widerstand ihrer Familien, etwa der Großeltern, hinwegsetzen. Denn die Großmütter, die sich noch an das Verhalten der Deutschen aus dem Ersten Weltkrieg erinnerten, sahen in ihnen keine Mörder und weigerten sich, sich von ihren Kindern zu trennen; die Mütter wussten jedoch, was sie zu tun hatten .. .« »Einer der Gründe, die mich dazu bewogen, meine Erinnerungen mit anderen Menschen zu teilen«, schrieb Irena Sendler bereits 1981, »war der Wille, der jungen, über die ganze Welt verstreuten Generation der Juden mitzuteilen, dass sie sich irrte, wenn sie meinte, dass die auf unmenschliche Weise gequälten polnischen Juden passiv waren, dass sie nicht kämpften, sondern willenlos in den Tod gingen. Das ist nicht wahr! Ihr täuscht euch, junge Freunde! Hättet ihr die Jugendlichen gesehen, die in jenen Zeiten lebten und arbeiteten, ihr tägliches Ringen mit dem Tod gekannt, der an jeder Haus- und Straßenecke lauerte, hättet ihr ihre würdevolle und beharrliche Haltung, ihre täglichen Taten, ihren Kampf um jedes Stück Brot, jedes Arzneimittel für sterbende Angehörige, um ein Buch, in das sie sich vertiefen konnten, erlebt, würdet ihr eure Meinung ändern! Ihr hättet wunderbare Mädchen und wunderbare Jungen gesehen, die die Folter und Dramen des Alltags im Warschauer Ghetto mit Würde ertrugen. Es ist nicht wahr, dass die Märtyrer des Warschauer Ghettos kampflos starben! Sie kämpften um jeden Tag, um jede Stunde, um jede Minute ihres Lebens in dieser Hölle, mehrere Jahre lang. Und als sie sich endgültig davon überzeugen mussten, dass es f, Deutsche Verlags-Anstalt DVA, 0<
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Bibliographische Daten des bestpassenden Buches
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Detailangaben zum Buch - Die Mutter der Holocaust-Kinder: Irena Sendler und die geretteten Kinder aus dem Warschauer Ghetto
EAN (ISBN-13): 9783421059123
ISBN (ISBN-10): 3421059128
Gebundene Ausgabe
Taschenbuch
Erscheinungsjahr: 2007
Herausgeber: Deutsche Verlags-Anstalt
320 Seiten
Gewicht: 0,516 kg
Sprache: ger/Deutsch
Buch in der Datenbank seit 2007-06-04T22:20:20+02:00 (Berlin)
Detailseite zuletzt geändert am 2024-04-20T18:18:47+02:00 (Berlin)
ISBN/EAN: 3421059128
ISBN - alternative Schreibweisen:
3-421-05912-8, 978-3-421-05912-3
Alternative Schreibweisen und verwandte Suchbegriffe:
Autor des Buches: manfred woll, wollf, die mutter, irena sendlerowa, irena sendler, kinder, anna mieszkowska autor urszula usakowska wolff übersetzer manfred wolff übersetzer
Titel des Buches: mutter kind, die mutter der holocaust kinder irena sendler und die geretteten kinder aus dem warschauer ghetto, die deutsche mutter, gerettet, warschau, geboren vor aller zeit, die neue literatur, juden getto, der unbekannte mann, identität und tod, die journalistin, namen und leben, eine jüdische mutter, neue deutsche geschichte, die mütter, kommt der neue fotograf, durch tod zum leben, die andere seite, der apfelbaum, polin, jüdische familien, deutsche geschichte daten, der familien garten, auf und davon, erinnerungen holocaust, die deutschen und der nationalsozialismus, der gestapo, die todesstrafe, juedische identitaet, kinder des holocaust, unter dem apfelbaum, mit dem tod auf und, geschichte der anna, besatzung, 421, keine neue gestapo, auf ein neues, kisten, bewahren und bewähren, the second holocaust, die anstalt, polnischen juden, historia gestapo, ein neues zuhause, annas mutter, auf dem keller, mit deutschen jungen, ibm und holocaust, jüdische krankenschwester, zeit für neues, história irena sendler, gibt keine kinder, der preis der zeit
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