Der Feind ist überall: Stalinismus im Kaukasus [Gebundene Ausgabe] Bolschewismus Kaukasien Geschichte Kaukasus Sowjetunion Stalinismus Ideologie UDSSR Zeitgeschichte islamische Kaukasusrepubliken Bolschewiki Kaukasusrepublik Jörg Baberowski - Taschenbuch
2010, ISBN: 9783421056221
Gebundene Ausgabe
Hannover, In Commission der Helwingschen Hof-Buchhandlung, 1833. VIII 102 S., br., unbeschn. ., Hannover, In Commission der Helwingschen Hof-Buchhandlung, 1833., 0, Allegorical frontispi… Mehr…
Hannover, In Commission der Helwingschen Hof-Buchhandlung, 1833. VIII 102 S., br., unbeschn. ., Hannover, In Commission der Helwingschen Hof-Buchhandlung, 1833., 0, Allegorical frontispiece with tile to the eigth volume of Thomas Salmon's ""Hedendaagsche historie of tegenwoordige staat van alle volkeren"" published in Amsterdam by Tirion in 1736.At bottom, putti with compass, a portrait medallion of Charlemagne and chain of the Golden Fleece, all standing or kneeling around a map of (part of) the German Empire. Among them is a crowned woman with a sceptre. On the left is a jar with portrait medallions with rulers of the German Empire. In the middle is a bust of a German monarch [George II ?], behind which are two Western Europeans. In the background is a city in a mountain landscape on the water.With date and address of the publisher below: TE AMSTERDAM by ISAAK TIRION, MDCCXXXVI.Frontispiece - bookillustration - boekillustratie - frontispice Etching and engraving on paper, total: 194 x 112 mm; despite some dirt and rubbing on the margins, in very good condition., 0, Reverse copy after a plate by Nooms. The entrance to the roadstead, a natural anchorage for ships, near Texel. A ship is being repaired in the water, a group of men are standing on the shore. Numbered on the bottom right corner: 5.The original set is titled: Receüil de plusiers Navires, et Païsages (1650).[NL] Antieke prent van Texel. Kopie in spiegelbeeld. De ingang van de rede, een natuurlijke ankerplaats voor schepen, bij Texel. In het water wordt een schip gerepareerd, op de wal staat een groep mannen. Etching on laid paper, with margins; total: 113 x 161 mm; some traces of handling, portion of a watermark, mounted on a large passepartout. In good condition. Hollstein 77, copy., 0, ORF, 2010. 2010. Softcover. Fragen der Menschheit - heute so aktuell wie damals Michael Köhlmeier ist DER Erzähler von antiken Mythen und Sagen, man kann ihm stundenlang zuhören. Und Konrad Paul Liessmann nimmt die Anregungen und Fragen dieser Geschichten auf, erklärt und überträgt sie in die Gegenwart und zeigt auf unnachahmliche Weise, wie brennend aktuell sie oft sind, wie sich heutige Probleme in Gesellschaft und Politik darin wiederfinden. Viele Themen (Herrschaft, Beziehungen, Schönheit,Flucht,...) sind zu finden - heute wie damals - und werden philosophisch durchdacht. Eine klare Kaufempfehlung! Michael Köhlmeier und Konrad Paul Liessmann im Dialog über Staat, Schönheit und Geld beim Philosophicum Lech Adonis, Midas, Dido und Aeneas, da geht es um Schönheit, Geld und Staatengründung. Klassische Sagen beim Philosophicum in Lech, das ist praktisch ein Heimspiel für Michael Köhlmeier. Schließlich kam von ihm die Idee zu dieser philosophischen Veranstaltung in den Bergen, im Nobelort, der nicht nur in der Wintersaison Ski-Erlebnisse bieten will und im Sommer wandern, der weiße und grüne Ringe bietet, sportliche bzw. kulturelle Rundkurse mitten in der imposanten Bergwelt. Das Philosophicum sollte anderes bieten - Auseinandersetzung mit Gegenwart und Geistesgeschichte. Ein Gespräch zwischen Michael Köhlmeier und dem Lecher Bürgermeister Ludwig Muxel stand am Anfang, Konrad Paul Liessmann wurde als wissenschaftlicher Leiter gewonnen und mit der Zeit stand Lech nicht mehr nur als Fremdenverkehrsort da, sondern auch als spätsommerlich/frühherbstlicher Ort intellektueller Auseinandersetzung. Seit 1997 geht das so und man hat sich schon vom "Bösen" bis zum "Schönen" durchgearbeitet, hat "Religion" und "Staat" besprochen - und hat den Umfang der Veranstaltung wegen großer Nachfrage erweitert. Quasi zum "Aufwärmen" bieten Michael Köhlmeier und Konrad Paul Liessmann seit 2008 einen "Philosophisch-literarischen Vorabend" - beide tun, wofür sie bei Ö1 Hörerinnen und Hörern besonders geschätzt sind: Köhlmeier erzählt Geschichten aus der Mythologie, die zu den jeweiligen Generalthemen passen, und Liessmann denkt laut über die dadurch aufgeworfenen Fragen nach. Was z. B. sagen die Mythen über die Gründung Thebens für das heutige Europa aus, was bedeutet die Definition einer Stadt durch ihre Mauern? Die Fähigkeit zu freier Rede ist es, die beide Vortragende besonders auszeichnet. Das Publikum in Lech liebt diese freie Rede, liebt die Herausforderungen des Live-Nachdenkens, das Risiko, dass etwas Unvorhergesehenes passieren könnte. Der Dialog zwischen Erzähler und Philosophen greift auf die jahrtausendealte philosophische Tradition zurück, die "Maieutik", die "Hebammenkunst", wie Sokrates seine philosophische Dialogtechnik - sie mit dem Beruf der Mutter in Beziehung bringend - nannte. Der Dialog auf der Bühne des Philosophicums schließt an die vielfältigen dialogischen Strukturen des Radios an: als Michael Köhlmeier vor mehr als 15 Jahren begann, klassische Sagen des Altertums für Ö1 Hörerinnen und Hörer zu erzählen, war nicht absehbar, wie lange die entsprechenden CDs aktuell bleiben würden. Ähnliches gilt für Konrad Paul Liessmanns vielteilige Philosophie-Reihe "Denken und Leben - Annäherungen an die Philosophie in biografischen Skizzen", beide Reihen haben zu vielen imaginären Dialogen mit Zuhörenden geführt. Mythen und Philosophie setzen sich mit immer aktuellen Welt- und Lebensfragen auseinander. Beim Philosophicum wurden diese beiden Felder - noch einmal dialogisch - zusammengeführt. Disc 01 Der Staat. Wie viel Herrschaft braucht der Mensch? (aufgenommen am 22.09.2010) 01 Michael Köhlmeier erzählt: Agenor, Europa, Zeus und die anderen - die Saat der Gewalt 02 Konrad Paul Liessmann: Von Städten, Staaten und Stadtmauern 03 Michael Köhlmeier erzählt: Gründung, Rettung, Zerstörung - Aeneas und das Schicksal des Migranten 04 Konrad Paul Liessmann: Assimilieren oder erinnern - die Neugründung als zweite Chance Disc 02 Vom Zauber des Schönen. Reiz, Begehren und Zerstörung (aufgenommen am 16.09.2009) 01 Michael Köhlmeier erzählt: Adonis - vom Leiden an der Schönheit 02 Konrad Paul Liessmann: Begehren, besitzen, zerstören 03 Michael Köhlmeier erzählt: Schöner als Helena - das Ebenbild Gottes 04 Konrad Paul Liessmann: Der Schönheitswettbewerb am Rande der Vollkommenheit 05 Michael Köhlmeier erzählt: Die bedrohliche, schöne Schwester und der Mond 06 Konrad Paul Liessmann: Schönheit und Tod - zwischen Treue und Gefahr Disc 03 Geld. Was die Welt im Innersten zusammenhält? (aufgenommen am 17.09.2008) 01 Michael Köhlmeier erzählt: Midas - Erfinder des Geldes, Weiser und Dummkopf 02 Konrad Paul Liessmann: Die Götter günstig stimmen - über Gerechtigkeit, Geld und Gold 03 Michael Köhlmeier erzählt: Der Eisenmann lässt den Kaiser staunen - von Himmels- und Wegwerfpfennigen 04 Konrad Paul Liessmann: Zwischen Verschwendung und Geiz - über den richtigen Umgang mit Geld 05 Michael Köhlmeier erzählt: 30 Silberlinge - von den vielen Identitäten des Judas Ischariot 06 Konrad Paul Liessmann: Geld ist ein schlechtes Argument - über die Käuflichkeit des Menschen EAN: 9783902733207Erzählen und Denken - im Dialog über Staat, Schönheit und Geld (Audio CD) von Michael Köhlmeier (Sprecher), Konrad Paul Liessmann (Sprecher) EAN (ISBN-13): 9783902733207 ISBN (ISBN-10): 3902733209 Erzählen und Denken - im Dialog über Staat, Schönheit und Geld ORF KOMPLETT: 3 CD-ROMs - Audio CDs Michael Köhlmeier (Sprecher), Konrad Paul Liessmann (Sprecher) ORF Michael Köhlmeier Konrad Paul Liessmann Erzählen und Denken - im Dialog über Staat, Schönheit und Geld Audio CDs Der Staat. Wie viel Herrschaft braucht der Mensch? (aufgenommen am 22.09.2010) 01 Michael Köhlmeier erzählt: Agenor, Europa, Zeus und die anderen - die Saat der Gewalt 02 Konrad Paul Liessmann: Von Städten, Staaten und Stadtmauern 03 Michael Köhlmeier erzählt: Gründung, Rettung, Zerstörung - Aeneas und das Schicksal des Migranten 04 Konrad Paul Liessmann: Assimilieren oder erinnern - die Neugründung als zweite Chance Disc 02 Vom Zauber des Schönen. Reiz, Begehren und Zerstörung (aufgenommen am 16.09.2009) 01 Michael Köhlmeier erzählt: Adonis - vom Leiden an der Schönheit 02 Konrad Paul Liessmann: Begehren, besitzen, zerstören 03 Michael Köhlmeier erzählt: Schöner als Helena - das Ebenbild Gottes 04 Konrad Paul Liessmann: Der Schönheitswettbewerb am Rande der Vollkommenheit 05 Michael Köhlmeier erzählt: Die bedrohliche, schöne Schwester und der Mond 06 Konrad Paul Liessmann: Schönheit und Tod - zwischen Treue und Gefahr Disc 03 Geld. Was die Welt im Innersten zusammenhält? (aufgenommen am 17.09.2008) 01 Michael Köhlmeier erzählt: Midas - Erfinder des Geldes, Weiser und Dummkopf 02 Konrad Paul Liessmann: Die Götter günstig stimmen - über Gerechtigkeit, Geld und Gold 03 Michael Köhlmeier erzählt: Der Eisenmann lässt den Kaiser staunen - von Himmels- und Wegwerfpfennigen 04 Konrad Paul Liessmann: Zwischen Verschwendung und Geiz - über den richtigen Umgang mit Geld 05 Michael Köhlmeier erzählt: 30 Silberlinge - von den vielen Identitäten des Judas Ischariot 06 Konrad Paul Liessmann: Geld ist ein schlechtes Argument - über die Käuflichkeit des Menschen EAN: 9783902733207Erzählen und Denken - im Dialog über Staat, Schönheit und Geld (Audio CD) von Michael Köhlmeier (Sprecher), Konrad Paul Liessmann (Sprecher) Fragen der Menschheit - heute so aktuell wie damals Michael Köhlmeier ist DER Erzähler von antiken Mythen und Sagen, man kann ihm stundenlang zuhören. Und Konrad Paul Liessmann nimmt die Anregungen und Fragen dieser Geschichten auf, erklärt und überträgt sie in die Gegenwart und zeigt auf unnachahmliche Weise, wie brennend aktuell sie oft sind, wie sich heutige Probleme in Gesellschaft und Politik darin wiederfinden. Viele Themen (Herrschaft, Beziehungen, Schönheit,Flucht,...) sind zu finden - heute wie damals - und werden philosophisch durchdacht. Eine klare Kaufempfehlung! Michael Köhlmeier und Konrad Paul Liessmann im Dialog über Staat, Schönheit und Geld beim Philosophicum Lech Adonis, Midas, Dido und Aeneas, da geht es um Schönheit, Geld und Staatengründung. Klassische Sagen beim Philosophicum in Lech, das ist praktisch ein Heimspiel für Michael Köhlmeier. Schließlich kam von ihm die Idee zu dieser philosophischen Veranstaltung in den Bergen, im Nobelort, der nicht nur in der Wintersaison Ski-Erlebnisse bieten will und im Sommer wandern, der weiße und grüne Ringe bietet, sportliche bzw. kulturelle Rundkurse mitten in der imposanten Bergwelt. Das Philosophicum sollte anderes bieten - Auseinandersetzung mit Gegenwart und Geistesgeschichte. Ein Gespräch zwischen Michael Köhlmeier und dem Lecher Bürgermeister Ludwig Muxel stand am Anfang, Konrad Paul Liessmann wurde als wissenschaftlicher Leiter gewonnen und mit der Zeit stand Lech nicht mehr nur als Fremdenverkehrsort da, sondern auch als spätsommerlich/frühherbstlicher Ort intellektueller Auseinandersetzung. Seit 1997 geht das so und man hat sich schon vom "Bösen" bis zum "Schönen" durchgearbeitet, hat "Religion" und "Staat" besprochen - und hat den Umfang der Veranstaltung wegen großer Nachfrage erweitert. Quasi zum "Aufwärmen" bieten Michael Köhlmeier und Konrad Paul Liessmann seit 2008 einen "Philosophisch-literarischen Vorabend" - beide tun, wofür sie bei Ö1 Hörerinnen und Hörern besonders geschätzt sind: Köhlmeier erzählt Geschichten aus der Mythologie, die zu den jeweiligen Generalthemen passen, und Liessmann denkt laut über die dadurch aufgeworfenen Fragen nach. Was z. B. sagen die Mythen über die Gründung Thebens für das heutige Europa aus, was bedeutet die Definition einer Stadt durch ihre Mauern? Die Fähigkeit zu freier Rede ist es, die beide Vortragende besonders auszeichnet. Das Publikum in Lech liebt diese freie Rede, liebt die Herausforderungen des Live-Nachdenkens, das Risiko, dass etwas Unvorhergesehenes passieren könnte. Der Dialog zwischen Erzähler und Philosophen greift auf die jahrtausendealte philosophische Tradition zurück, die "Maieutik", die "Hebammenkunst", wie Sokrates seine philosophische Dialogtechnik - sie mit dem Beruf der Mutter in Beziehung bringend - nannte. Der Dialog auf der Bühne des Philosophicums schließt an die vielfältigen dialogischen Strukturen des Radios an: als Michael Köhlmeier vor mehr als 15 Jahren begann, klassische Sagen des Altertums für Ö1 Hörerinnen und Hörer zu erzählen, war nicht absehbar, wie lange die entsprechenden CDs aktuell bleiben würden. Ähnliches gilt für Konrad Paul Liessmanns vielteilige Philosophie-Reihe "Denken und Leben - Annäherungen an die Philosophie in biografischen Skizzen", beide Reihen haben zu vielen imaginären Dialogen mit Zuhörenden geführt. Mythen und Philosophie setzen sich mit immer aktuellen Welt- und Lebensfragen auseinander. Beim Philosophicum wurden diese beiden Felder - noch einmal dialogisch - zusammengeführt. Disc 01, ORF, 2010, 0, Ditmar, 1943. 10 x 14,5 cm, 163 pp, in redelijke staat, Ditmar, 1943, 0, Deutsche Verlags-Anstalt, 2003. 2003. Hardcover. 22,7 x 15,9 x 4,8 cm. In den islamischen Kaukasusrepubliken erprobten die Bolschewiki erstmals jene Methoden der Unterdrückung und des Terrors, mit denen sie dann die gesamte Sowjetunion überzogen und deren menschenverachtender und menschenvernichtender Höhepunkt der Archipel Gulag war. Nach dem Sieg im russischen Bürgerkrieg reichte die Macht der Bolschewiki noch immer kaum in die unterentwickelte Peripherie des riesigen Reiches. Wie die Modernisierer des Zaren träumten auch die neuen Herrscher von der »Modernisierung« und der »Zivilisierung« des Vielvölkerimperiums. Doch im Gegensatz zu ihren Vorgängern erlagen die Bolschewiki dem Wahn, daß dabei Feinde vernichtet werden müßten. Widerstand wurde gnadenlos bekämpft. Gerade an den islamischen Südrändern der Sowjetunion wurde jener Terror eingeübt, der in den dreißiger Jahren das ganze Land erfaßte. Autor: Jörg Baberowski, geboren 1961, ist Professor für osteuropäische Geschichte an der Humboldt-Universität Berlin. Er zählt zu den international bekannten Wissenschaftlern, die sich mit dem Stalinismus beschäftigen. Textauszüge von "Der Feind ist überall": Vorwort Dieses Buch spricht von der Gewalt: Von kommunistischen Gewalttätern und der Welt, in der sich diese Gewalt zutrug. Es möchte den kommunistischen Terror an den historischen Ort zurückbringen, aus dem er kam und in dem er sich entfaltete. Was in diesem Buch zur Sprache gebracht wird, versteht sich jedoch nicht bloß als ein Versuch, von den Exzessen des Stalinismus im Kaukasus zu erzählen, auch wenn es diese menschliche Tragödie verdiente, in ein öffentliches Bewußtsein gerückt zu werden, das vom Morden der Kommunisten nichts weiß. »Der Feind ist überall« ist eine Kulturgeschichte, die den Gewohnheiten und Traditionen, die Menschen bewohnen, eine Sprache verleihen möchte und darin das Anliegen der Kulturgeschichte, das Leben zum Sprechen zu bringen, beim Wort nimmt. Zeitgeschichte ab 1945 Bolschewismus Kaukasien Geschichte Kaukasu Sowjetunion Stalinismus Ideologie UDSSR Sprache deutsch Maße 145 x 215 mm Einbandart gebunden Sachbuch Ratgeber Geschichte Politik Zeitgeschichte ab 1945 Bolschewismus Kaukasien Geschichte Kaukasus Sowjetunion Stalinismus Ideologie ISBN-10 3-421-05622-6 / 3421056226 ISBN-13 978-3-421-05622-1 / 9783421056221 Vorwort Dieses Buch spricht von der Gewalt: Von kommunistischen Gewalttätern und der Welt, in der sich diese Gewalt zutrug. Es möchte den kommunistischen Terror an den historischen Ort zurückbringen, aus dem er kam und in dem er sich entfaltete. Was in diesem Buch zur Sprache gebracht wird, versteht sich jedoch nicht bloß als ein Versuch, von den Exzessen des Stalinismus im Kaukasus zu erzählen, auch wenn es diese menschliche Tragödie verdiente, in ein öffentliches Bewußtsein gerückt zu werden, das vom Morden der Kommunisten nichts weiß. 'Der Feind ist überall' ist eine Kulturgeschichte, die den Gewohnheiten und Traditionen, die Menschen bewohnen, eine Sprache verleihen möchte und darin das Anliegen der Kulturgeschichte, das Leben zum Sprechen zu bringen, beim Wort nimmt. Historiker sprechen mit Menschen, deren Leben vergangen ist, und befragen sie nach den Maßstäben und dem Interesse der Gegenwart. Und sie bekommen Antworten, die ihren Fragen entsprechen. Dieses Buch versucht sich an Fragen, die Menschen der Gegenwart auf der Seele liegen. Wenn, was in diesem Buch gesagt wird, zum Verständnis des heute Unverstandenen beizutragen vermag, und wenn es den Leser unterhält, dann hat es seinen Zweck erfüllt. Dieses Buch hätte ohne den Zuspruch und die Anregungen zahlreicher Kollegen und Freunde nicht geschrieben werden können. Dieter Beyrau und Klaus Gestwa lasen und kritisierten nicht nur, was ich zu Papier brachte. Sie waren gute Freunde, über mehr als zehn Jahre, die ich mit ihnen in Frankfurt und Tübingen gemeinsam verbrachte. Vieles, was in und zwischen den Zeilen steht, geht auf ihre Anregungen zurück. Für Zuspitzungen und Provokationen, ohne die dieser Text nicht auskommen konnte, bin ich selbst verantwortlich. Dietrich Geyer, der sich der Mühe unterzog, das ganze Manuskript zu lesen, danke ich für seine hilfreiche Kritik und die zahlreichen, anregenden Gespräche, die uns immer wieder zusammenführten. Ingrid Schierle und Margit Schneider sei Dank gesagt für die freundliche Atmosphäre, die sie im Tübinger Institut verbreiteten, Eberhard Müller, daß er nicht darin nachließ, die philosophische Dimension des historischen Arbeitens in Erinnerung zu rufen. Manfred Hildermeier, Dieter Langewiesche, Udo Sautter und Martin Zimmermann lasen das Manuskript als Gutachter. Ihre Kritik half mir, über die Konzeption des Buches neu nachzudenken. Michael Hochgeschwender schulde ich Dank für die gemeinsam veranstalteten Seminare, die mir die Welt jenseits des Atlantiks näherbrachten und die Sicht auf meinen eigenen Gegenstand schärften. Ohne die Hilfe von Maike Lehmann, die den gesamten Text durchsah, Fehler ausbesserte und Redundanzen beseitigte, wäre ich wahrscheinlich nie ans Ende gekommen. Auch ihr gilt mein herzlicher Dank. Claudia Weber, Susanne Schattenberg und Malte Rolf, meinen Kollegen in Leipzig und Berlin, danke ich für anregende Gespräche und die emotionale Unterstützung, die sie mir in den letzten zwei Jahren zuteil werden ließen. Mehr als sie es wahrscheinlich ahnen, haben mich die Studenten am Historischen Seminar der Universität Leipzig inspiriert. Sie gaben mir die Gewißheit, keiner nutzlosen Sache das Wort zu reden. In Petersburg half mir Vladimir V. Lapin, als er noch Direktor des Rußländischen Staatlichen Historischen Archivs war, mich im Dickicht der Dokumente zurechtzufinden. Niemand aber hat darin einen größeren Verdienst als Andrej Doronin, für dessen Aufopferung und Freundschaft Worte zu klein sind. Ohne seine Hilfe hätte ich dieses Buch nicht schreiben können. Dank sei auch den Mitarbeitern des Staatlichen Historischen Archivs der Republik Azerbajdzan in Baku, Zimma Babaeva und Fikret Aliev gesagt, die trotz der schwierigen Bedingungen, unter denen sie leben und arbeiten mußten, alles taten, um mir bei meinen Nachforschungen zu helfen. Monika Schunder, Franziska Exeler, Manuela Putz und Natalja Stüdemann halfen bei der Anfertigung des Registers und hielten mich in meinem ersten Semester in Berlin bei guter Laune. Auch ihnen gilt mein herzlicher Dank. Daß aus dem Manuskript ein schönes Buch wurde, verdanke ich Stefan Ulrich Meyer von der Deutschen Verlags-Anstalt. Er opferte seine Weihnachtsferien, um aus einem wissenschaftlichen Buch ein lesbares zu machen. Ohne die Liebe meiner Frau Shiva aber wäre alles nichts. Ihr ist dieses Buch gewidmet. Berlin, Mai 2003 Einleitung 'Der Feind ist überall. Der Feind ist im Kino, im Theater, in den Lehranstalten, in der Literatur, in den Behörden, in der Lebensweise, an allen Ecken und Enden gibt es feindliche Elemente.' Mit diesen Worten beschrieb der erste Sekretär der Azerbajdzanischen Kommunistischen Partei Ali Hejdar Karaev, wie er über die Wirklichkeit dachte, als er am 9. März 1929 zu den Delegierten des neunten Parteitages über die Kulturrevolution im sowjetischen Orient sprach. Wo Differenz und Ambivalenz, die Pluralität von Lebensstilen aufschienen, zeigte sich ihm nicht nur abweichendes Verhalten. Hier wurden für ihn Feinde, die sich in der Lebensweise der Untertanen verbargen, ans Licht der Welt gebracht. Es war die Aufgabe der Kommunisten, diese Feinde zu beseitigen. Macht ist eine Wirkung, die in Netzen zirkuliert, im Medium der Sprache, des Rituals und des Symbols. Macht tritt aber nur dort als Wirkung auf, wo sie sich in der Lebenspraxis des Alltags von selbst zur Anwendung bringt, wo sie nicht nur erduldet, sondern auch weitergegeben wird. Der totalitäre Entwurf lebte von der Vorstellung einer Macht, die alle Zweige des Gesellschaftskörpers durchströmte und in Bewegung hielt, Menschen beseelte und veränderte. Denn dort, wo die Macht 'an die Individuen rührt, ihre Körper ergreift, in ihre Gesten, in ihre Einstellungen, ihre Diskurse, ihr Lernen, ihr alltägliches Leben eindringt', konnte sich Fremdzwang in Selbstdisziplinierung verwandeln. 'Die Macht geht durch das Individuum, das sie konstituiert hat, hindurch', so hat Foucault zu bedenken gegeben. Macht war kein bloßer Reflex der Produktionsverhältnisse. Es waren die Bolschewiki selbst, die dem soziologischen Reduktionismus eine Absage erteilten. Die bolschewistische Unterstellung, im Verlauf der Geschichte werde der Mensch durch wahres Wissen zu sich selbst finden und mit der Entfremdung auch die Geschichte aufheben, schöpfte aus dem messianischen Sendungsbewußtsein der Revolutionäre. In diesem Sinn war der Bolschewismus eine säkularisierte Erlösungsideologie, die Partei sein Messias. Das Proletariat war keine soziologische Kategorie, sondern ein 'fortgeschrittener' Bewußtseinszustand. Proletarier zu sein, hieß, die Sprache der Bolschewiki zu sprechen, ihre Kleidung zu tragen und ihre Feste zu feiern. Nur so wird der Eifer verständlich, mit dem die neuen Machthaber allenthalben die Einübung von Diskursen, Praktiken, Moden und Attitüden, die Erziehung des neuen Menschen betrieben. Wo es gelang, die Kultur des neuen Menschen in die Alltagsrituale und den Sprachstil der Untertanen einzupflanzen, zeigte sich den Bolschewiki der Triumph ihrer Mission. Wo es Macht gibt, gibt es Widerstand. Macht formiert sich stets gegen Widerstände, und sie zeigt sich auch nur dort, wo Widerstand aufscheint. Sie kann sich weder totalisieren noch selbst kontrollieren. Es ist das hinter Masken verborgene Individuum, das dem Disziplinierungsentwurf der Herrschaft seinen Eigensinn entgegensetzt, die Macht herausfordert und sich so stets neu konstituiert. In der frühen Sowjetunion zeigten sich die Wirkungen der bolschewistischen Macht nur ausnahmsweise, im städtischen Milieu der Intelligenz. Im Abseits, in den Dörfern und an der Peripherie des Imperiums, blieben die Ansprüche der Revolutionäre unvermittelt. Hier koexistierten parallele Netze der Macht, die einander nicht berührten. Für die Bolschewiki symbolisierte die Vielfalt nicht miteinander verbundener Unterwerfungstechniken Unordnung, Anarchie und Barbarei. Die moderne Welt, so wie die Bolschewiki sie verstanden, war übersichtlich und eindeutig. In ihr konnte es nur eine Technik der Auslegung und der Disziplinierung geben, und diese vertraten die neuen Machthaber selbst. Es ist stets übersehen worden, daß der stalinistische Terror aus einem Denkstil schöpfte, der menschliches Handeln in eine Teleologie der Erlösung einordnete und Ambivalenz als Widerstand von Feinden deutete. Und diese Deutung ergab sich aus der Konfrontation eschatologischer Heilserwartungen mit widerständigen Realitäten. Denn es mißlang den Bolschewiki, in der Unterwerfung konkurrierender Weltauslegungen eine Sprachlosigkeit herzustellen, die 'durch ihr eigenes Stummbleiben Schweigen gebietet'. Die hegemoniale Kultur übte keine Wirkung aus. Sie konnte die Kultur der Untertanen in der öffentlichen Inszenierung ihrer Ansprüche marginalisieren, aber sie vermochte sie nicht zu überwinden. Und deshalb zeigte sich in den Beziehungsnetzen des Alltags auch nicht die Macht des kommunistischen Diskurses. Die hegemoniale Kultur war ein hermetisches Bedeutungsgeflecht, das nicht über sich hinauswies und in dem die Bolschewiki heillos verfangen blieben. Was ein kultureller Austausch hätte werden können, wurde unter diesen Bedingungen zu einem Zwangsumtausch, der den Unterworfenen abverlangte, sich ihrer Kultur vollständig zu entledigen. Man könnte, was Karaev als Verhältnis von Feinden beschrieb, auch als verfehlte Zusammenkunft oder als Dialog zwischen Tauben bezeichnen." 'Es sind die undurchschauten Vorurteile, deren Herrschaft uns gegen die in der Überlieferung sprechende Sache taub macht', wie es Gadamer gesagt hat. Die Bolschewiki standen in einer Tradition, die ihre eigenen Vorurteile als voraussetzungslose Traditionslosigkeit ausgab. Dieses Denken, das vom Erbe der Auflärung mehr enthält, als mancher glaubt, unterstellte, die Welt könne vorurteilsfrei angeschaut und ihrer Mythen entkleidet werden. Wer nicht sah, was auch die Aufklärer sahen, bewies nur, daß er im Reich der Finsternis lebte. Je rückständiger und fremder sich die Umwelt in der Wahrnehmung der Bolschewiki präsentierte, desto größer war die Bereitschaft, sie mit Gewalt von ihrem Leiden an der Unvollkommenheit zu erlösen, Ambivalenz in Eindeutigkeit zu verwandeln. In seiner extremsten, bolschewistischen Variante triumphierte das Verlangen nach Eindeutigkeit und Homogenität in blutigem Terror. 'Die typisch moderne Praxis, die Substanz moderner Politik, des modernen Intellekts, des modernen Lebens, ist die Anstrengung, Ambivalenz auszulöschen: eine Anstrengung, genau zu definieren - und alles zu unterdrücken oder zu eliminieren, was nicht genau definiert werden konnte oder wollte. Intoleranz ist deshalb die natürliche Neigung der modernen Praxis. Konstruktion von Ordnung setzt der Eingliederung und der Zulassung Grenzen. Sie verlangt nach der Verneinung der Rechte - und der Gründe - all dessen, was nicht assimiliert werden kann - nach der Delegitimierung des Anderen', wie Zygmunt Bauman über das moderne Streben nach Eindeutigkeit geurteilt hat. Die Bolschewiki brachten ihre zivilisatorische Mission nicht aus dem Nichts hervor. Sie setzten fort, was ihre Vorgänger in der zarischen Bürokratie in der Mitte des 19. Jahrhunderts ins Werk gesetzt hatten. Nur wäre es den Bürokraten des Zaren in ihrem Bemühen, Europa nach Rußland zu bringen und Lebensverhältnisse zu 'zivilisieren', nicht in den Sinn gekommen, die Barbarei mit den Mitteln der Barbarei aus der Welt zu schaffen. Sie wollten die 'Wilden' stattdessen durch aufgeklärtes Zureden vom Leiden an der Rückständigkeit erlösen. Die Bolschewiki indessen erlagen dem Wahn, es müßten Feinde vernichtet werden, um kulturelle Ambivalenz in Eindeutigkeit zu verwandeln. So aber führte der Kulturkonflikt in die unablässige Terrorisierung von Lebensverhältnissen. Der Stalinismus brachte sich aus dem Konflikt zwischen unverstandenen Welten hervor, im Zentrum wie an der Peripherie. Er war ein Zivilisationstyp, der im gewalttätigen Versuch, kulturelle Renitenz zu überwinden, zu sich kam. Das ist es, was Karaev meinte, als er davon sprach, der Feind zeige sich in der Lebensweise des Alltags. Darin lag die zerstörerische Potenz der stalinistischen Gewaltherrschaft: daß sie an der Stabilität der Lebensverhältnisse keinen Gefallen fand. Sie erschöpfte sich stattdessen in der unablässigen Terrorisierung der Bevölkerung, in der Zerstörung von Ordnung. Der Stalinismus war deshalb nicht die Überwindung einer 'schönen' Utopie, wie Richard Stites in seinem Buch über die revolutionären Träume in der frühen Sowjetunio, Deutsche Verlags-Anstalt, 2003, 0<
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Der Feind ist überall: Stalinismus im Kaukasus [Gebundene Ausgabe] Bolschewismus Kaukasien Geschichte Kaukasus Sowjetunion Stalinismus Ideologie UDSSR Zeitgeschichte islamische Kaukasusrepubliken Bolschewiki Kaukasusrepublik Jörg Baberowski - gebunden oder broschiert
2003, ISBN: 9783421056221
Deutsche Verlags-Anstalt, 2003. 2003. Hardcover. 22,7 x 15,9 x 4,8 cm. In den islamischen Kaukasusrepubliken erprobten die Bolschewiki erstmals jene Methoden der Unterdrückung und des Te… Mehr…
Deutsche Verlags-Anstalt, 2003. 2003. Hardcover. 22,7 x 15,9 x 4,8 cm. In den islamischen Kaukasusrepubliken erprobten die Bolschewiki erstmals jene Methoden der Unterdrückung und des Terrors, mit denen sie dann die gesamte Sowjetunion überzogen und deren menschenverachtender und menschenvernichtender Höhepunkt der Archipel Gulag war. Nach dem Sieg im russischen Bürgerkrieg reichte die Macht der Bolschewiki noch immer kaum in die unterentwickelte Peripherie des riesigen Reiches. Wie die Modernisierer des Zaren träumten auch die neuen Herrscher von der »Modernisierung« und der »Zivilisierung« des Vielvölkerimperiums. Doch im Gegensatz zu ihren Vorgängern erlagen die Bolschewiki dem Wahn, daß dabei Feinde vernichtet werden müßten. Widerstand wurde gnadenlos bekämpft. Gerade an den islamischen Südrändern der Sowjetunion wurde jener Terror eingeübt, der in den dreißiger Jahren das ganze Land erfaßte. Autor: Jörg Baberowski, geboren 1961, ist Professor für osteuropäische Geschichte an der Humboldt-Universität Berlin. Er zählt zu den international bekannten Wissenschaftlern, die sich mit dem Stalinismus beschäftigen. Textauszüge von "Der Feind ist überall": Vorwort Dieses Buch spricht von der Gewalt: Von kommunistischen Gewalttätern und der Welt, in der sich diese Gewalt zutrug. Es möchte den kommunistischen Terror an den historischen Ort zurückbringen, aus dem er kam und in dem er sich entfaltete. Was in diesem Buch zur Sprache gebracht wird, versteht sich jedoch nicht bloß als ein Versuch, von den Exzessen des Stalinismus im Kaukasus zu erzählen, auch wenn es diese menschliche Tragödie verdiente, in ein öffentliches Bewußtsein gerückt zu werden, das vom Morden der Kommunisten nichts weiß. »Der Feind ist überall« ist eine Kulturgeschichte, die den Gewohnheiten und Traditionen, die Menschen bewohnen, eine Sprache verleihen möchte und darin das Anliegen der Kulturgeschichte, das Leben zum Sprechen zu bringen, beim Wort nimmt. Zeitgeschichte ab 1945 Bolschewismus Kaukasien Geschichte Kaukasu Sowjetunion Stalinismus Ideologie UDSSR Sprache deutsch Maße 145 x 215 mm Einbandart gebunden Sachbuch Ratgeber Geschichte Politik Zeitgeschichte ab 1945 Bolschewismus Kaukasien Geschichte Kaukasus Sowjetunion Stalinismus Ideologie ISBN-10 3-421-05622-6 / 3421056226 ISBN-13 978-3-421-05622-1 / 9783421056221 Vorwort Dieses Buch spricht von der Gewalt: Von kommunistischen Gewalttätern und der Welt, in der sich diese Gewalt zutrug. Es möchte den kommunistischen Terror an den historischen Ort zurückbringen, aus dem er kam und in dem er sich entfaltete. Was in diesem Buch zur Sprache gebracht wird, versteht sich jedoch nicht bloß als ein Versuch, von den Exzessen des Stalinismus im Kaukasus zu erzählen, auch wenn es diese menschliche Tragödie verdiente, in ein öffentliches Bewußtsein gerückt zu werden, das vom Morden der Kommunisten nichts weiß. 'Der Feind ist überall' ist eine Kulturgeschichte, die den Gewohnheiten und Traditionen, die Menschen bewohnen, eine Sprache verleihen möchte und darin das Anliegen der Kulturgeschichte, das Leben zum Sprechen zu bringen, beim Wort nimmt. Historiker sprechen mit Menschen, deren Leben vergangen ist, und befragen sie nach den Maßstäben und dem Interesse der Gegenwart. Und sie bekommen Antworten, die ihren Fragen entsprechen. Dieses Buch versucht sich an Fragen, die Menschen der Gegenwart auf der Seele liegen. Wenn, was in diesem Buch gesagt wird, zum Verständnis des heute Unverstandenen beizutragen vermag, und wenn es den Leser unterhält, dann hat es seinen Zweck erfüllt. Dieses Buch hätte ohne den Zuspruch und die Anregungen zahlreicher Kollegen und Freunde nicht geschrieben werden können. Dieter Beyrau und Klaus Gestwa lasen und kritisierten nicht nur, was ich zu Papier brachte. Sie waren gute Freunde, über mehr als zehn Jahre, die ich mit ihnen in Frankfurt und Tübingen gemeinsam verbrachte. Vieles, was in und zwischen den Zeilen steht, geht auf ihre Anregungen zurück. Für Zuspitzungen und Provokationen, ohne die dieser Text nicht auskommen konnte, bin ich selbst verantwortlich. Dietrich Geyer, der sich der Mühe unterzog, das ganze Manuskript zu lesen, danke ich für seine hilfreiche Kritik und die zahlreichen, anregenden Gespräche, die uns immer wieder zusammenführten. Ingrid Schierle und Margit Schneider sei Dank gesagt für die freundliche Atmosphäre, die sie im Tübinger Institut verbreiteten, Eberhard Müller, daß er nicht darin nachließ, die philosophische Dimension des historischen Arbeitens in Erinnerung zu rufen. Manfred Hildermeier, Dieter Langewiesche, Udo Sautter und Martin Zimmermann lasen das Manuskript als Gutachter. Ihre Kritik half mir, über die Konzeption des Buches neu nachzudenken. Michael Hochgeschwender schulde ich Dank für die gemeinsam veranstalteten Seminare, die mir die Welt jenseits des Atlantiks näherbrachten und die Sicht auf meinen eigenen Gegenstand schärften. Ohne die Hilfe von Maike Lehmann, die den gesamten Text durchsah, Fehler ausbesserte und Redundanzen beseitigte, wäre ich wahrscheinlich nie ans Ende gekommen. Auch ihr gilt mein herzlicher Dank. Claudia Weber, Susanne Schattenberg und Malte Rolf, meinen Kollegen in Leipzig und Berlin, danke ich für anregende Gespräche und die emotionale Unterstützung, die sie mir in den letzten zwei Jahren zuteil werden ließen. Mehr als sie es wahrscheinlich ahnen, haben mich die Studenten am Historischen Seminar der Universität Leipzig inspiriert. Sie gaben mir die Gewißheit, keiner nutzlosen Sache das Wort zu reden. In Petersburg half mir Vladimir V. Lapin, als er noch Direktor des Rußländischen Staatlichen Historischen Archivs war, mich im Dickicht der Dokumente zurechtzufinden. Niemand aber hat darin einen größeren Verdienst als Andrej Doronin, für dessen Aufopferung und Freundschaft Worte zu klein sind. Ohne seine Hilfe hätte ich dieses Buch nicht schreiben können. Dank sei auch den Mitarbeitern des Staatlichen Historischen Archivs der Republik Azerbajdzan in Baku, Zimma Babaeva und Fikret Aliev gesagt, die trotz der schwierigen Bedingungen, unter denen sie leben und arbeiten mußten, alles taten, um mir bei meinen Nachforschungen zu helfen. Monika Schunder, Franziska Exeler, Manuela Putz und Natalja Stüdemann halfen bei der Anfertigung des Registers und hielten mich in meinem ersten Semester in Berlin bei guter Laune. Auch ihnen gilt mein herzlicher Dank. Daß aus dem Manuskript ein schönes Buch wurde, verdanke ich Stefan Ulrich Meyer von der Deutschen Verlags-Anstalt. Er opferte seine Weihnachtsferien, um aus einem wissenschaftlichen Buch ein lesbares zu machen. Ohne die Liebe meiner Frau Shiva aber wäre alles nichts. Ihr ist dieses Buch gewidmet. Berlin, Mai 2003 Einleitung 'Der Feind ist überall. Der Feind ist im Kino, im Theater, in den Lehranstalten, in der Literatur, in den Behörden, in der Lebensweise, an allen Ecken und Enden gibt es feindliche Elemente.' Mit diesen Worten beschrieb der erste Sekretär der Azerbajdzanischen Kommunistischen Partei Ali Hejdar Karaev, wie er über die Wirklichkeit dachte, als er am 9. März 1929 zu den Delegierten des neunten Parteitages über die Kulturrevolution im sowjetischen Orient sprach. Wo Differenz und Ambivalenz, die Pluralität von Lebensstilen aufschienen, zeigte sich ihm nicht nur abweichendes Verhalten. Hier wurden für ihn Feinde, die sich in der Lebensweise der Untertanen verbargen, ans Licht der Welt gebracht. Es war die Aufgabe der Kommunisten, diese Feinde zu beseitigen. Macht ist eine Wirkung, die in Netzen zirkuliert, im Medium der Sprache, des Rituals und des Symbols. Macht tritt aber nur dort als Wirkung auf, wo sie sich in der Lebenspraxis des Alltags von selbst zur Anwendung bringt, wo sie nicht nur erduldet, sondern auch weitergegeben wird. Der totalitäre Entwurf lebte von der Vorstellung einer Macht, die alle Zweige des Gesellschaftskörpers durchströmte und in Bewegung hielt, Menschen beseelte und veränderte. Denn dort, wo die Macht 'an die Individuen rührt, ihre Körper ergreift, in ihre Gesten, in ihre Einstellungen, ihre Diskurse, ihr Lernen, ihr alltägliches Leben eindringt', konnte sich Fremdzwang in Selbstdisziplinierung verwandeln. 'Die Macht geht durch das Individuum, das sie konstituiert hat, hindurch', so hat Foucault zu bedenken gegeben. Macht war kein bloßer Reflex der Produktionsverhältnisse. Es waren die Bolschewiki selbst, die dem soziologischen Reduktionismus eine Absage erteilten. Die bolschewistische Unterstellung, im Verlauf der Geschichte werde der Mensch durch wahres Wissen zu sich selbst finden und mit der Entfremdung auch die Geschichte aufheben, schöpfte aus dem messianischen Sendungsbewußtsein der Revolutionäre. In diesem Sinn war der Bolschewismus eine säkularisierte Erlösungsideologie, die Partei sein Messias. Das Proletariat war keine soziologische Kategorie, sondern ein 'fortgeschrittener' Bewußtseinszustand. Proletarier zu sein, hieß, die Sprache der Bolschewiki zu sprechen, ihre Kleidung zu tragen und ihre Feste zu feiern. Nur so wird der Eifer verständlich, mit dem die neuen Machthaber allenthalben die Einübung von Diskursen, Praktiken, Moden und Attitüden, die Erziehung des neuen Menschen betrieben. Wo es gelang, die Kultur des neuen Menschen in die Alltagsrituale und den Sprachstil der Untertanen einzupflanzen, zeigte sich den Bolschewiki der Triumph ihrer Mission. Wo es Macht gibt, gibt es Widerstand. Macht formiert sich stets gegen Widerstände, und sie zeigt sich auch nur dort, wo Widerstand aufscheint. Sie kann sich weder totalisieren noch selbst kontrollieren. Es ist das hinter Masken verborgene Individuum, das dem Disziplinierungsentwurf der Herrschaft seinen Eigensinn entgegensetzt, die Macht herausfordert und sich so stets neu konstituiert. In der frühen Sowjetunion zeigten sich die Wirkungen der bolschewistischen Macht nur ausnahmsweise, im städtischen Milieu der Intelligenz. Im Abseits, in den Dörfern und an der Peripherie des Imperiums, blieben die Ansprüche der Revolutionäre unvermittelt. Hier koexistierten parallele Netze der Macht, die einander nicht berührten. Für die Bolschewiki symbolisierte die Vielfalt nicht miteinander verbundener Unterwerfungstechniken Unordnung, Anarchie und Barbarei. Die moderne Welt, so wie die Bolschewiki sie verstanden, war übersichtlich und eindeutig. In ihr konnte es nur eine Technik der Auslegung und der Disziplinierung geben, und diese vertraten die neuen Machthaber selbst. Es ist stets übersehen worden, daß der stalinistische Terror aus einem Denkstil schöpfte, der menschliches Handeln in eine Teleologie der Erlösung einordnete und Ambivalenz als Widerstand von Feinden deutete. Und diese Deutung ergab sich aus der Konfrontation eschatologischer Heilserwartungen mit widerständigen Realitäten. Denn es mißlang den Bolschewiki, in der Unterwerfung konkurrierender Weltauslegungen eine Sprachlosigkeit herzustellen, die 'durch ihr eigenes Stummbleiben Schweigen gebietet'. Die hegemoniale Kultur übte keine Wirkung aus. Sie konnte die Kultur der Untertanen in der öffentlichen Inszenierung ihrer Ansprüche marginalisieren, aber sie vermochte sie nicht zu überwinden. Und deshalb zeigte sich in den Beziehungsnetzen des Alltags auch nicht die Macht des kommunistischen Diskurses. Die hegemoniale Kultur war ein hermetisches Bedeutungsgeflecht, das nicht über sich hinauswies und in dem die Bolschewiki heillos verfangen blieben. Was ein kultureller Austausch hätte werden können, wurde unter diesen Bedingungen zu einem Zwangsumtausch, der den Unterworfenen abverlangte, sich ihrer Kultur vollständig zu entledigen. Man könnte, was Karaev als Verhältnis von Feinden beschrieb, auch als verfehlte Zusammenkunft oder als Dialog zwischen Tauben bezeichnen." 'Es sind die undurchschauten Vorurteile, deren Herrschaft uns gegen die in der Überlieferung sprechende Sache taub macht', wie es Gadamer gesagt hat. Die Bolschewiki standen in einer Tradition, die ihre eigenen Vorurteile als voraussetzungslose Traditionslosigkeit ausgab. Dieses Denken, das vom Erbe der Auflärung mehr enthält, als mancher glaubt, unterstellte, die Welt könne vorurteilsfrei angeschaut und ihrer Mythen entkleidet werden. Wer nicht sah, was auch die Aufklärer sahen, bewies nur, daß er im Reich der Finsternis lebte. Je rückständiger und fremder sich die Umwelt in der Wahrnehmung der Bolschewiki präsentierte, desto größer war die Bereitschaft, sie mit Gewalt von ihrem Leiden an der Unvollkommenheit zu erlösen, Ambivalenz in Eindeutigkeit zu verwandeln. In seiner extremsten, bolschewistischen Variante triumphierte das Verlangen nach Eindeutigkeit und Homogenität in blutigem Terror. 'Die typisch moderne Praxis, die Substanz moderner Politik, des modernen Intellekts, des modernen Lebens, ist die Anstrengung, Ambivalenz auszulöschen: eine Anstrengung, genau zu definieren - und alles zu unterdrücken oder zu eliminieren, was nicht genau definiert werden konnte oder wollte. Intoleranz ist deshalb die natürliche Neigung der modernen Praxis. Konstruktion von Ordnung setzt der Eingliederung und der Zulassung Grenzen. Sie verlangt nach der Verneinung der Rechte - und der Gründe - all dessen, was nicht assimiliert werden kann - nach der Delegitimierung des Anderen', wie Zygmunt Bauman über das moderne Streben nach Eindeutigkeit geurteilt hat. Die Bolschewiki brachten ihre zivilisatorische Mission nicht aus dem Nichts hervor. Sie setzten fort, was ihre Vorgänger in der zarischen Bürokratie in der Mitte des 19. Jahrhunderts ins Werk gesetzt hatten. Nur wäre es den Bürokraten des Zaren in ihrem Bemühen, Europa nach Rußland zu bringen und Lebensverhältnisse zu 'zivilisieren', nicht in den Sinn gekommen, die Barbarei mit den Mitteln der Barbarei aus der Welt zu schaffen. Sie wollten die 'Wilden' stattdessen durch aufgeklärtes Zureden vom Leiden an der Rückständigkeit erlösen. Die Bolschewiki indessen erlagen dem Wahn, es müßten Feinde vernichtet werden, um kulturelle Ambivalenz in Eindeutigkeit zu verwandeln. So aber führte der Kulturkonflikt in die unablässige Terrorisierung von Lebensverhältnissen. Der Stalinismus brachte sich aus dem Konflikt zwischen unverstandenen Welten hervor, im Zentrum wie an der Peripherie. Er war ein Zivilisationstyp, der im gewalttätigen Versuch, kulturelle Renitenz zu überwinden, zu sich kam. Das ist es, was Karaev meinte, als er davon sprach, der Feind zeige sich in der Lebensweise des Alltags. Darin lag die zerstörerische Potenz der stalinistischen Gewaltherrschaft: daß sie an der Stabilität der Lebensverhältnisse keinen Gefallen fand. Sie erschöpfte sich stattdessen in der unablässigen Terrorisierung der Bevölkerung, in der Zerstörung von Ordnung. Der Stalinismus war deshalb nicht die Überwindung einer 'schönen' Utopie, wie Richard Stites in seinem Buch über die revolutionären Träume in der frühen Sowjetunio, Deutsche Verlags-Anstalt, 2003, 0<
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Der Feind ist überall: Stalinismus im Kaukasus [Gebundene Ausgabe] Bolschewismus Kaukasien Geschichte Kaukasus Sowjetunion Stalinismus Ideologie UDSSR Zeitgeschichte islamische Kaukasusrepubliken Bolschewiki Kaukasusrepublik Jörg Baberowski - gebunden oder broschiert
2003, ISBN: 3421056226
[EAN: 9783421056221], Gebraucht, sehr guter Zustand, [SC: 6.95], [PU: Deutsche Verlags-Anstalt], KAUKASUSREPUBLIK IN DEN ISLAMISCHEN KAUKASUSREPUBLIKEN ERPROBTEN DIE BOLSCHEWIKI ERSTMALS … Mehr…
[EAN: 9783421056221], Gebraucht, sehr guter Zustand, [SC: 6.95], [PU: Deutsche Verlags-Anstalt], KAUKASUSREPUBLIK IN DEN ISLAMISCHEN KAUKASUSREPUBLIKEN ERPROBTEN DIE BOLSCHEWIKI ERSTMALS JENE METHODEN DER UNTERDRÜCKUNG UND DES TERRORS, MIT DENEN SIE DANN GESAMTE SOWJETUNION ÜBERZOGEN DEREN MENSCHENVERACHTENDER MENSCHENVERNICHTENDER HÖHEPUNKT ARCHIPEL GULAG WAR. NACH DEM SIEG IM RUSSISCHEN BÜRGERKRIEG REICHTE MACHT NOCH IMMER KAUM UNTERENTWICKELTE PERIPHERIE RIESIGEN REICHES. WIE MODERNISIERER ZAREN TRÄUMTEN AUCH NEUEN HERRSCHER VON »MODERNISIERUNG« »ZIVILISIERUNG« VIELVÖLKERIMPERIUMS. DOCH GEGENSATZ ZU IHREN VORGÄNGERN ERLAGEN WAHN, DASS DABEI FEINDE VERNICHTET WERDEN MÜSSTEN. WIDERSTAND WURDE GNADENLOS BEKÄMPFT. GERADE AN SÜDRÄNDERN JENER TERROR EINGEÜBT, DREISSIGER JAHREN DAS GANZE LAND ERFASSTE. AUTOR: JÖRG BABEROWSKI, GEBOREN 1961, IST PROFESSOR FÜR OSTEUROPÄISCHE GESCHICHTE HUMBOLDT-UNIVERSITÄT BERLIN. ER ZÄHLT INTERNATIONAL BEKANNTEN WISSENSCHAFTLERN, SICH STALINISMUS BESCHÄFTIGEN. TEXTAUSZÜGE "DER FEIND ÜBERALL": VORWORT DIESES BUCH SPRICHT GEWALT: KOMMUNISTISCHEN GEWALTTÄTERN WELT, DIESE GEWALT ZUTRUG. ES MÖCHTE HISTORISCHEN ORT ZURÜCKBRINGEN, AUS KAM ENTFALTETE. WAS DIESEM ZUR SPRACHE GEBRACHT WIRD, VERSTEHT JEDOCH NICHT BLOSS ALS EIN VERSUCH, EXZESSEN KAUKASUS ERZÄHLEN, WENN MENSCHLICHE TRAGÖDIE VERDIENTE, ÖFFENTLICHES BEWUSSTSEIN GERÜCKT WERDEN, VOM MORDEN KOMMUNISTEN NICHTS WEISS. »DER ÜBERALL« EINE KULTURGESCHICHTE, GEWOHNHEITEN TRADITIONEN, MENSCHEN BEWOHNEN, VERLEIHEN DARIN ANLIEGEN LEBEN ZUM SPRECHEN BRINGEN, BEIM WORT NIMMT. ZEITGESCHICHTE AB 1945 BOLSCHEWISMUS KAUKASIEN KAUKASU IDEOLOGIE UDSSR DEUTSCH MASSE 145 X 215 MM EINBANDART GEBUNDEN SACHBUCH RATGEBER POLITIK ISBN-10 3-421-05622-6 / 3421056226 ISBN-13 978-3-421-05622-1 9783421056221 'DER ÜBERALL' HISTORIKER MENSCHEN, VERGANGEN IST, BEFRAGEN MASSSTÄBEN INTERESSE GEGENWART. BEKOMMEN ANTWORTEN, FRAGEN ENTSPRECHEN. VERSUCHT FRAGEN, GEGENWART AUF SEELE LIEGEN. WENN, GESAGT VERSTÄNDNIS HEUTE UNVERSTANDENEN BEIZUTRAGEN VERMAG, LESER UNTERHÄLT, HAT SEINEN ZWECK ERFÜLLT. HÄTTE OHNE ZUSPRUCH ANREG, In den islamischen Kaukasusrepubliken erprobten die Bolschewiki erstmals jene Methoden der Unterdrückung und des Terrors, mit denen sie dann die gesamte Sowjetunion überzogen und deren menschenverachtender und menschenvernichtender Höhepunkt der Archipel Gulag war. Nach dem Sieg im russischen Bürgerkrieg reichte die Macht der Bolschewiki noch immer kaum in die unterentwickelte Peripherie des riesigen Reiches. Wie die Modernisierer des Zaren träumten auch die neuen Herrscher von der »Modernisierung« und der »Zivilisierung« des Vielvölkerimperiums. Doch im Gegensatz zu ihren Vorgängern erlagen die Bolschewiki dem Wahn, daß dabei Feinde vernichtet werden müßten. Widerstand wurde gnadenlos bekämpft. Gerade an den islamischen Südrändern der Sowjetunion wurde jener Terror eingeübt, der in den dreißiger Jahren das ganze Land erfaßte. Autor: Jörg Baberowski, geboren 1961, ist Professor für osteuropäische Geschichte an der Humboldt-Universität Berlin. Er zählt zu den international bekannten Wissenschaftlern, die sich mit dem Stalinismus beschäftigen. Textauszüge von "Der Feind ist überall": Vorwort Dieses Buch spricht von der Gewalt: Von kommunistischen Gewalttätern und der Welt, in der sich diese Gewalt zutrug. Es möchte den kommunistischen Terror an den historischen Ort zurückbringen, aus dem er kam und in dem er sich entfaltete. Was in diesem Buch zur Sprache gebracht wird, versteht sich jedoch nicht bloß als ein Versuch, von den Exzessen des Stalinismus im Kaukasus zu erzählen, auch wenn es diese menschliche Tragödie verdiente, in ein öffentliches Bewußtsein gerückt zu werden, das vom Morden der Kommunisten nichts weiß. »Der Feind ist überall« ist eine Kulturgeschichte, die den Gewohnheiten und Traditionen, die Menschen bewohnen, eine Sprache verleihen möchte und darin das Anliegen der Kulturgeschichte, das Leben zum Sprechen zu bringen, beim Wort nimmt. Zeitgeschichte ab 1945 Bolschewismus Kaukasien Geschichte Kaukasu Sowjetunion Stalinismus Ideologie UDSSR Sprache deutsch Maße 145 x 215 mm Einbandart gebunden Sachbuch Ratgeber Geschichte Politik Zeitgeschichte ab 1945 Bolschewismus Kaukasien Geschichte Kaukasus Sowjetunion Stalinismus Ideologie ISBN-10 3-421-05622-6 / 3421056226 ISBN-13 978-3-421-05622-1 / 9783421056221 Vorwort Dieses Buch spricht von der Gewalt: Von kommunistischen Gewalttätern und der Welt, in der sich diese Gewalt zutrug. Es möchte den kommunistischen Terror an den historischen Ort zurückbringen, aus dem er kam und in dem er sich entfaltete. Was in diesem Buch zur Sprache gebracht wird, versteht sich jedoch nicht bloß als ein Versuch, von den Exzessen des Stalinismus im Kaukasus zu erzählen, auch wenn es diese menschliche Tragödie verdiente, in ein öffentliches Bewußtsein gerückt zu werden, das vom Morden der Kommunisten nichts weiß. 'Der Feind ist überall' ist eine Kulturgeschichte, die den Gewohnheiten und Traditionen, die Menschen bewohnen, eine Sprache verleihen möchte und darin das Anliegen der Kulturgeschichte, das Leben zum Sprechen zu bringen, beim Wort nimmt. Historiker sprechen mit Menschen, deren Leben vergangen ist, und befragen sie nach den Maßstäben und dem Interesse der Gegenwart. Und sie bekommen Antworten, die ihren Fragen entsprechen. Dieses Buch versucht sich an Fragen, die Menschen der Gegenwart auf der Seele liegen. Wenn, was in diesem Buch gesagt wird, zum Verständnis des heute Unverstandenen beizutragen vermag, und wenn es den Leser unterhält, dann hat es seinen Zweck erfüllt. Dieses Buch hätte ohne den Zuspruch und die Anregungen zahlreicher Kollegen und Freunde nicht geschrieben werden können. Dieter Beyrau und Klaus Gestwa lasen und kritisierten nicht nur, was ich zu Papier brachte. 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Michael Hochgeschwender schulde ich Dank für die gemeinsam veranstalteten Seminare, die mir die Welt jenseits des Atlantiks näherbrachten und die Sicht auf meinen eigenen Gegenstand schärften. Ohne die Hilfe von Maike Lehmann, die den gesamten Text durchsah, Fehler ausbesserte und Redundanzen beseitigte, wäre ich wahrscheinlich nie ans Ende gekommen. Auch ihr gilt mein herzlicher Dank. Claudia Weber, Susanne Schattenberg und Malte Rolf, meinen Kollegen in Leipzig und Berlin, danke ich für anregende Gespräche und die emotionale Unterstützung, die sie mir in den letzten zwei Jahren zuteil werden ließen. Mehr als sie es wahrscheinlich ahnen, haben mich die Studenten am Historischen Seminar der Universität Leipzig inspiriert. Sie gaben mir die Gewißheit, keiner nutzlosen Sache das Wort zu reden. In Petersburg half mir Vladimir V. Lapin, als er noch Direktor des Rußländischen Staatlichen Historischen Archivs war, mich im Dickicht der Dokumente zurechtzufinden. Niemand aber hat darin einen größeren Verdienst als Andrej Doronin, für dessen Aufopferung und Freundschaft Worte zu klein sind. Ohne seine Hilfe hätte ich dieses Buch nicht schreiben können. Dank sei auch den Mitarbeitern des Staatlichen Historischen Archivs der Republik Azerbajdzan in Baku, Zimma Babaeva und Fikret Aliev gesagt, die trotz der schwierigen Bedingungen, unter denen sie leben und a, Books<
ZVAB.com BUCHSERVICE / ANTIQUARIAT Lars Lutzer, Wahlstedt, Germany [53994756] [Rating: 5 (von 5)] NOT NEW BOOK. Versandkosten: EUR 6.95 Details... |
2003, ISBN: 9783421056221
Deutsche Verlags-Anstalt, Hardcover, Publiziert: 2003-07-03T00:00:01Z, Produktgruppe: Book, 1.07 kg, World History, History, Subjects, Books, Foreign Language Books, 579c3025-5e5c-446b-80… Mehr…
Deutsche Verlags-Anstalt, Hardcover, Publiziert: 2003-07-03T00:00:01Z, Produktgruppe: Book, 1.07 kg, World History, History, Subjects, Books, Foreign Language Books, 579c3025-5e5c-446b-80c9-b24e6fd5c94f_8301, 579c3025-5e5c-446b-80c9-b24e6fd5c94f_0, Special Features Stores, Arborist Merchandising Root, Deutsche Verlags-Anstalt, 2003<
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Der Feind ist überall: Stalinismus im Kaukasus Baberowski, Jörg - gebunden oder broschiert
2003, ISBN: 3421056226
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Der Feind ist überall: Stalinismus im Kaukasus [Gebundene Ausgabe] Bolschewismus Kaukasien Geschichte Kaukasus Sowjetunion Stalinismus Ideologie UDSSR Zeitgeschichte islamische Kaukasusrepubliken Bolschewiki Kaukasusrepublik Jörg Baberowski - Taschenbuch
2010, ISBN: 9783421056221
Gebundene Ausgabe
Hannover, In Commission der Helwingschen Hof-Buchhandlung, 1833. VIII 102 S., br., unbeschn. ., Hannover, In Commission der Helwingschen Hof-Buchhandlung, 1833., 0, Allegorical frontispi… Mehr…
Hannover, In Commission der Helwingschen Hof-Buchhandlung, 1833. VIII 102 S., br., unbeschn. ., Hannover, In Commission der Helwingschen Hof-Buchhandlung, 1833., 0, Allegorical frontispiece with tile to the eigth volume of Thomas Salmon's ""Hedendaagsche historie of tegenwoordige staat van alle volkeren"" published in Amsterdam by Tirion in 1736.At bottom, putti with compass, a portrait medallion of Charlemagne and chain of the Golden Fleece, all standing or kneeling around a map of (part of) the German Empire. Among them is a crowned woman with a sceptre. On the left is a jar with portrait medallions with rulers of the German Empire. In the middle is a bust of a German monarch [George II ?], behind which are two Western Europeans. In the background is a city in a mountain landscape on the water.With date and address of the publisher below: TE AMSTERDAM by ISAAK TIRION, MDCCXXXVI.Frontispiece - bookillustration - boekillustratie - frontispice Etching and engraving on paper, total: 194 x 112 mm; despite some dirt and rubbing on the margins, in very good condition., 0, Reverse copy after a plate by Nooms. The entrance to the roadstead, a natural anchorage for ships, near Texel. A ship is being repaired in the water, a group of men are standing on the shore. Numbered on the bottom right corner: 5.The original set is titled: Receüil de plusiers Navires, et Païsages (1650).[NL] Antieke prent van Texel. Kopie in spiegelbeeld. De ingang van de rede, een natuurlijke ankerplaats voor schepen, bij Texel. In het water wordt een schip gerepareerd, op de wal staat een groep mannen. Etching on laid paper, with margins; total: 113 x 161 mm; some traces of handling, portion of a watermark, mounted on a large passepartout. In good condition. Hollstein 77, copy., 0, ORF, 2010. 2010. Softcover. Fragen der Menschheit - heute so aktuell wie damals Michael Köhlmeier ist DER Erzähler von antiken Mythen und Sagen, man kann ihm stundenlang zuhören. Und Konrad Paul Liessmann nimmt die Anregungen und Fragen dieser Geschichten auf, erklärt und überträgt sie in die Gegenwart und zeigt auf unnachahmliche Weise, wie brennend aktuell sie oft sind, wie sich heutige Probleme in Gesellschaft und Politik darin wiederfinden. Viele Themen (Herrschaft, Beziehungen, Schönheit,Flucht,...) sind zu finden - heute wie damals - und werden philosophisch durchdacht. Eine klare Kaufempfehlung! Michael Köhlmeier und Konrad Paul Liessmann im Dialog über Staat, Schönheit und Geld beim Philosophicum Lech Adonis, Midas, Dido und Aeneas, da geht es um Schönheit, Geld und Staatengründung. Klassische Sagen beim Philosophicum in Lech, das ist praktisch ein Heimspiel für Michael Köhlmeier. Schließlich kam von ihm die Idee zu dieser philosophischen Veranstaltung in den Bergen, im Nobelort, der nicht nur in der Wintersaison Ski-Erlebnisse bieten will und im Sommer wandern, der weiße und grüne Ringe bietet, sportliche bzw. kulturelle Rundkurse mitten in der imposanten Bergwelt. Das Philosophicum sollte anderes bieten - Auseinandersetzung mit Gegenwart und Geistesgeschichte. Ein Gespräch zwischen Michael Köhlmeier und dem Lecher Bürgermeister Ludwig Muxel stand am Anfang, Konrad Paul Liessmann wurde als wissenschaftlicher Leiter gewonnen und mit der Zeit stand Lech nicht mehr nur als Fremdenverkehrsort da, sondern auch als spätsommerlich/frühherbstlicher Ort intellektueller Auseinandersetzung. Seit 1997 geht das so und man hat sich schon vom "Bösen" bis zum "Schönen" durchgearbeitet, hat "Religion" und "Staat" besprochen - und hat den Umfang der Veranstaltung wegen großer Nachfrage erweitert. Quasi zum "Aufwärmen" bieten Michael Köhlmeier und Konrad Paul Liessmann seit 2008 einen "Philosophisch-literarischen Vorabend" - beide tun, wofür sie bei Ö1 Hörerinnen und Hörern besonders geschätzt sind: Köhlmeier erzählt Geschichten aus der Mythologie, die zu den jeweiligen Generalthemen passen, und Liessmann denkt laut über die dadurch aufgeworfenen Fragen nach. Was z. B. sagen die Mythen über die Gründung Thebens für das heutige Europa aus, was bedeutet die Definition einer Stadt durch ihre Mauern? Die Fähigkeit zu freier Rede ist es, die beide Vortragende besonders auszeichnet. Das Publikum in Lech liebt diese freie Rede, liebt die Herausforderungen des Live-Nachdenkens, das Risiko, dass etwas Unvorhergesehenes passieren könnte. Der Dialog zwischen Erzähler und Philosophen greift auf die jahrtausendealte philosophische Tradition zurück, die "Maieutik", die "Hebammenkunst", wie Sokrates seine philosophische Dialogtechnik - sie mit dem Beruf der Mutter in Beziehung bringend - nannte. Der Dialog auf der Bühne des Philosophicums schließt an die vielfältigen dialogischen Strukturen des Radios an: als Michael Köhlmeier vor mehr als 15 Jahren begann, klassische Sagen des Altertums für Ö1 Hörerinnen und Hörer zu erzählen, war nicht absehbar, wie lange die entsprechenden CDs aktuell bleiben würden. Ähnliches gilt für Konrad Paul Liessmanns vielteilige Philosophie-Reihe "Denken und Leben - Annäherungen an die Philosophie in biografischen Skizzen", beide Reihen haben zu vielen imaginären Dialogen mit Zuhörenden geführt. Mythen und Philosophie setzen sich mit immer aktuellen Welt- und Lebensfragen auseinander. Beim Philosophicum wurden diese beiden Felder - noch einmal dialogisch - zusammengeführt. Disc 01 Der Staat. Wie viel Herrschaft braucht der Mensch? (aufgenommen am 22.09.2010) 01 Michael Köhlmeier erzählt: Agenor, Europa, Zeus und die anderen - die Saat der Gewalt 02 Konrad Paul Liessmann: Von Städten, Staaten und Stadtmauern 03 Michael Köhlmeier erzählt: Gründung, Rettung, Zerstörung - Aeneas und das Schicksal des Migranten 04 Konrad Paul Liessmann: Assimilieren oder erinnern - die Neugründung als zweite Chance Disc 02 Vom Zauber des Schönen. Reiz, Begehren und Zerstörung (aufgenommen am 16.09.2009) 01 Michael Köhlmeier erzählt: Adonis - vom Leiden an der Schönheit 02 Konrad Paul Liessmann: Begehren, besitzen, zerstören 03 Michael Köhlmeier erzählt: Schöner als Helena - das Ebenbild Gottes 04 Konrad Paul Liessmann: Der Schönheitswettbewerb am Rande der Vollkommenheit 05 Michael Köhlmeier erzählt: Die bedrohliche, schöne Schwester und der Mond 06 Konrad Paul Liessmann: Schönheit und Tod - zwischen Treue und Gefahr Disc 03 Geld. Was die Welt im Innersten zusammenhält? (aufgenommen am 17.09.2008) 01 Michael Köhlmeier erzählt: Midas - Erfinder des Geldes, Weiser und Dummkopf 02 Konrad Paul Liessmann: Die Götter günstig stimmen - über Gerechtigkeit, Geld und Gold 03 Michael Köhlmeier erzählt: Der Eisenmann lässt den Kaiser staunen - von Himmels- und Wegwerfpfennigen 04 Konrad Paul Liessmann: Zwischen Verschwendung und Geiz - über den richtigen Umgang mit Geld 05 Michael Köhlmeier erzählt: 30 Silberlinge - von den vielen Identitäten des Judas Ischariot 06 Konrad Paul Liessmann: Geld ist ein schlechtes Argument - über die Käuflichkeit des Menschen EAN: 9783902733207Erzählen und Denken - im Dialog über Staat, Schönheit und Geld (Audio CD) von Michael Köhlmeier (Sprecher), Konrad Paul Liessmann (Sprecher) EAN (ISBN-13): 9783902733207 ISBN (ISBN-10): 3902733209 Erzählen und Denken - im Dialog über Staat, Schönheit und Geld ORF KOMPLETT: 3 CD-ROMs - Audio CDs Michael Köhlmeier (Sprecher), Konrad Paul Liessmann (Sprecher) ORF Michael Köhlmeier Konrad Paul Liessmann Erzählen und Denken - im Dialog über Staat, Schönheit und Geld Audio CDs Der Staat. Wie viel Herrschaft braucht der Mensch? (aufgenommen am 22.09.2010) 01 Michael Köhlmeier erzählt: Agenor, Europa, Zeus und die anderen - die Saat der Gewalt 02 Konrad Paul Liessmann: Von Städten, Staaten und Stadtmauern 03 Michael Köhlmeier erzählt: Gründung, Rettung, Zerstörung - Aeneas und das Schicksal des Migranten 04 Konrad Paul Liessmann: Assimilieren oder erinnern - die Neugründung als zweite Chance Disc 02 Vom Zauber des Schönen. Reiz, Begehren und Zerstörung (aufgenommen am 16.09.2009) 01 Michael Köhlmeier erzählt: Adonis - vom Leiden an der Schönheit 02 Konrad Paul Liessmann: Begehren, besitzen, zerstören 03 Michael Köhlmeier erzählt: Schöner als Helena - das Ebenbild Gottes 04 Konrad Paul Liessmann: Der Schönheitswettbewerb am Rande der Vollkommenheit 05 Michael Köhlmeier erzählt: Die bedrohliche, schöne Schwester und der Mond 06 Konrad Paul Liessmann: Schönheit und Tod - zwischen Treue und Gefahr Disc 03 Geld. Was die Welt im Innersten zusammenhält? (aufgenommen am 17.09.2008) 01 Michael Köhlmeier erzählt: Midas - Erfinder des Geldes, Weiser und Dummkopf 02 Konrad Paul Liessmann: Die Götter günstig stimmen - über Gerechtigkeit, Geld und Gold 03 Michael Köhlmeier erzählt: Der Eisenmann lässt den Kaiser staunen - von Himmels- und Wegwerfpfennigen 04 Konrad Paul Liessmann: Zwischen Verschwendung und Geiz - über den richtigen Umgang mit Geld 05 Michael Köhlmeier erzählt: 30 Silberlinge - von den vielen Identitäten des Judas Ischariot 06 Konrad Paul Liessmann: Geld ist ein schlechtes Argument - über die Käuflichkeit des Menschen EAN: 9783902733207Erzählen und Denken - im Dialog über Staat, Schönheit und Geld (Audio CD) von Michael Köhlmeier (Sprecher), Konrad Paul Liessmann (Sprecher) Fragen der Menschheit - heute so aktuell wie damals Michael Köhlmeier ist DER Erzähler von antiken Mythen und Sagen, man kann ihm stundenlang zuhören. Und Konrad Paul Liessmann nimmt die Anregungen und Fragen dieser Geschichten auf, erklärt und überträgt sie in die Gegenwart und zeigt auf unnachahmliche Weise, wie brennend aktuell sie oft sind, wie sich heutige Probleme in Gesellschaft und Politik darin wiederfinden. Viele Themen (Herrschaft, Beziehungen, Schönheit,Flucht,...) sind zu finden - heute wie damals - und werden philosophisch durchdacht. Eine klare Kaufempfehlung! Michael Köhlmeier und Konrad Paul Liessmann im Dialog über Staat, Schönheit und Geld beim Philosophicum Lech Adonis, Midas, Dido und Aeneas, da geht es um Schönheit, Geld und Staatengründung. Klassische Sagen beim Philosophicum in Lech, das ist praktisch ein Heimspiel für Michael Köhlmeier. Schließlich kam von ihm die Idee zu dieser philosophischen Veranstaltung in den Bergen, im Nobelort, der nicht nur in der Wintersaison Ski-Erlebnisse bieten will und im Sommer wandern, der weiße und grüne Ringe bietet, sportliche bzw. kulturelle Rundkurse mitten in der imposanten Bergwelt. Das Philosophicum sollte anderes bieten - Auseinandersetzung mit Gegenwart und Geistesgeschichte. Ein Gespräch zwischen Michael Köhlmeier und dem Lecher Bürgermeister Ludwig Muxel stand am Anfang, Konrad Paul Liessmann wurde als wissenschaftlicher Leiter gewonnen und mit der Zeit stand Lech nicht mehr nur als Fremdenverkehrsort da, sondern auch als spätsommerlich/frühherbstlicher Ort intellektueller Auseinandersetzung. Seit 1997 geht das so und man hat sich schon vom "Bösen" bis zum "Schönen" durchgearbeitet, hat "Religion" und "Staat" besprochen - und hat den Umfang der Veranstaltung wegen großer Nachfrage erweitert. Quasi zum "Aufwärmen" bieten Michael Köhlmeier und Konrad Paul Liessmann seit 2008 einen "Philosophisch-literarischen Vorabend" - beide tun, wofür sie bei Ö1 Hörerinnen und Hörern besonders geschätzt sind: Köhlmeier erzählt Geschichten aus der Mythologie, die zu den jeweiligen Generalthemen passen, und Liessmann denkt laut über die dadurch aufgeworfenen Fragen nach. Was z. B. sagen die Mythen über die Gründung Thebens für das heutige Europa aus, was bedeutet die Definition einer Stadt durch ihre Mauern? Die Fähigkeit zu freier Rede ist es, die beide Vortragende besonders auszeichnet. Das Publikum in Lech liebt diese freie Rede, liebt die Herausforderungen des Live-Nachdenkens, das Risiko, dass etwas Unvorhergesehenes passieren könnte. Der Dialog zwischen Erzähler und Philosophen greift auf die jahrtausendealte philosophische Tradition zurück, die "Maieutik", die "Hebammenkunst", wie Sokrates seine philosophische Dialogtechnik - sie mit dem Beruf der Mutter in Beziehung bringend - nannte. Der Dialog auf der Bühne des Philosophicums schließt an die vielfältigen dialogischen Strukturen des Radios an: als Michael Köhlmeier vor mehr als 15 Jahren begann, klassische Sagen des Altertums für Ö1 Hörerinnen und Hörer zu erzählen, war nicht absehbar, wie lange die entsprechenden CDs aktuell bleiben würden. Ähnliches gilt für Konrad Paul Liessmanns vielteilige Philosophie-Reihe "Denken und Leben - Annäherungen an die Philosophie in biografischen Skizzen", beide Reihen haben zu vielen imaginären Dialogen mit Zuhörenden geführt. Mythen und Philosophie setzen sich mit immer aktuellen Welt- und Lebensfragen auseinander. Beim Philosophicum wurden diese beiden Felder - noch einmal dialogisch - zusammengeführt. Disc 01, ORF, 2010, 0, Ditmar, 1943. 10 x 14,5 cm, 163 pp, in redelijke staat, Ditmar, 1943, 0, Deutsche Verlags-Anstalt, 2003. 2003. Hardcover. 22,7 x 15,9 x 4,8 cm. In den islamischen Kaukasusrepubliken erprobten die Bolschewiki erstmals jene Methoden der Unterdrückung und des Terrors, mit denen sie dann die gesamte Sowjetunion überzogen und deren menschenverachtender und menschenvernichtender Höhepunkt der Archipel Gulag war. Nach dem Sieg im russischen Bürgerkrieg reichte die Macht der Bolschewiki noch immer kaum in die unterentwickelte Peripherie des riesigen Reiches. Wie die Modernisierer des Zaren träumten auch die neuen Herrscher von der »Modernisierung« und der »Zivilisierung« des Vielvölkerimperiums. Doch im Gegensatz zu ihren Vorgängern erlagen die Bolschewiki dem Wahn, daß dabei Feinde vernichtet werden müßten. Widerstand wurde gnadenlos bekämpft. Gerade an den islamischen Südrändern der Sowjetunion wurde jener Terror eingeübt, der in den dreißiger Jahren das ganze Land erfaßte. Autor: Jörg Baberowski, geboren 1961, ist Professor für osteuropäische Geschichte an der Humboldt-Universität Berlin. Er zählt zu den international bekannten Wissenschaftlern, die sich mit dem Stalinismus beschäftigen. Textauszüge von "Der Feind ist überall": Vorwort Dieses Buch spricht von der Gewalt: Von kommunistischen Gewalttätern und der Welt, in der sich diese Gewalt zutrug. Es möchte den kommunistischen Terror an den historischen Ort zurückbringen, aus dem er kam und in dem er sich entfaltete. Was in diesem Buch zur Sprache gebracht wird, versteht sich jedoch nicht bloß als ein Versuch, von den Exzessen des Stalinismus im Kaukasus zu erzählen, auch wenn es diese menschliche Tragödie verdiente, in ein öffentliches Bewußtsein gerückt zu werden, das vom Morden der Kommunisten nichts weiß. »Der Feind ist überall« ist eine Kulturgeschichte, die den Gewohnheiten und Traditionen, die Menschen bewohnen, eine Sprache verleihen möchte und darin das Anliegen der Kulturgeschichte, das Leben zum Sprechen zu bringen, beim Wort nimmt. Zeitgeschichte ab 1945 Bolschewismus Kaukasien Geschichte Kaukasu Sowjetunion Stalinismus Ideologie UDSSR Sprache deutsch Maße 145 x 215 mm Einbandart gebunden Sachbuch Ratgeber Geschichte Politik Zeitgeschichte ab 1945 Bolschewismus Kaukasien Geschichte Kaukasus Sowjetunion Stalinismus Ideologie ISBN-10 3-421-05622-6 / 3421056226 ISBN-13 978-3-421-05622-1 / 9783421056221 Vorwort Dieses Buch spricht von der Gewalt: Von kommunistischen Gewalttätern und der Welt, in der sich diese Gewalt zutrug. Es möchte den kommunistischen Terror an den historischen Ort zurückbringen, aus dem er kam und in dem er sich entfaltete. Was in diesem Buch zur Sprache gebracht wird, versteht sich jedoch nicht bloß als ein Versuch, von den Exzessen des Stalinismus im Kaukasus zu erzählen, auch wenn es diese menschliche Tragödie verdiente, in ein öffentliches Bewußtsein gerückt zu werden, das vom Morden der Kommunisten nichts weiß. 'Der Feind ist überall' ist eine Kulturgeschichte, die den Gewohnheiten und Traditionen, die Menschen bewohnen, eine Sprache verleihen möchte und darin das Anliegen der Kulturgeschichte, das Leben zum Sprechen zu bringen, beim Wort nimmt. Historiker sprechen mit Menschen, deren Leben vergangen ist, und befragen sie nach den Maßstäben und dem Interesse der Gegenwart. Und sie bekommen Antworten, die ihren Fragen entsprechen. Dieses Buch versucht sich an Fragen, die Menschen der Gegenwart auf der Seele liegen. Wenn, was in diesem Buch gesagt wird, zum Verständnis des heute Unverstandenen beizutragen vermag, und wenn es den Leser unterhält, dann hat es seinen Zweck erfüllt. Dieses Buch hätte ohne den Zuspruch und die Anregungen zahlreicher Kollegen und Freunde nicht geschrieben werden können. Dieter Beyrau und Klaus Gestwa lasen und kritisierten nicht nur, was ich zu Papier brachte. Sie waren gute Freunde, über mehr als zehn Jahre, die ich mit ihnen in Frankfurt und Tübingen gemeinsam verbrachte. Vieles, was in und zwischen den Zeilen steht, geht auf ihre Anregungen zurück. Für Zuspitzungen und Provokationen, ohne die dieser Text nicht auskommen konnte, bin ich selbst verantwortlich. Dietrich Geyer, der sich der Mühe unterzog, das ganze Manuskript zu lesen, danke ich für seine hilfreiche Kritik und die zahlreichen, anregenden Gespräche, die uns immer wieder zusammenführten. Ingrid Schierle und Margit Schneider sei Dank gesagt für die freundliche Atmosphäre, die sie im Tübinger Institut verbreiteten, Eberhard Müller, daß er nicht darin nachließ, die philosophische Dimension des historischen Arbeitens in Erinnerung zu rufen. Manfred Hildermeier, Dieter Langewiesche, Udo Sautter und Martin Zimmermann lasen das Manuskript als Gutachter. Ihre Kritik half mir, über die Konzeption des Buches neu nachzudenken. Michael Hochgeschwender schulde ich Dank für die gemeinsam veranstalteten Seminare, die mir die Welt jenseits des Atlantiks näherbrachten und die Sicht auf meinen eigenen Gegenstand schärften. Ohne die Hilfe von Maike Lehmann, die den gesamten Text durchsah, Fehler ausbesserte und Redundanzen beseitigte, wäre ich wahrscheinlich nie ans Ende gekommen. Auch ihr gilt mein herzlicher Dank. Claudia Weber, Susanne Schattenberg und Malte Rolf, meinen Kollegen in Leipzig und Berlin, danke ich für anregende Gespräche und die emotionale Unterstützung, die sie mir in den letzten zwei Jahren zuteil werden ließen. Mehr als sie es wahrscheinlich ahnen, haben mich die Studenten am Historischen Seminar der Universität Leipzig inspiriert. Sie gaben mir die Gewißheit, keiner nutzlosen Sache das Wort zu reden. In Petersburg half mir Vladimir V. Lapin, als er noch Direktor des Rußländischen Staatlichen Historischen Archivs war, mich im Dickicht der Dokumente zurechtzufinden. Niemand aber hat darin einen größeren Verdienst als Andrej Doronin, für dessen Aufopferung und Freundschaft Worte zu klein sind. Ohne seine Hilfe hätte ich dieses Buch nicht schreiben können. Dank sei auch den Mitarbeitern des Staatlichen Historischen Archivs der Republik Azerbajdzan in Baku, Zimma Babaeva und Fikret Aliev gesagt, die trotz der schwierigen Bedingungen, unter denen sie leben und arbeiten mußten, alles taten, um mir bei meinen Nachforschungen zu helfen. Monika Schunder, Franziska Exeler, Manuela Putz und Natalja Stüdemann halfen bei der Anfertigung des Registers und hielten mich in meinem ersten Semester in Berlin bei guter Laune. Auch ihnen gilt mein herzlicher Dank. Daß aus dem Manuskript ein schönes Buch wurde, verdanke ich Stefan Ulrich Meyer von der Deutschen Verlags-Anstalt. Er opferte seine Weihnachtsferien, um aus einem wissenschaftlichen Buch ein lesbares zu machen. Ohne die Liebe meiner Frau Shiva aber wäre alles nichts. Ihr ist dieses Buch gewidmet. Berlin, Mai 2003 Einleitung 'Der Feind ist überall. Der Feind ist im Kino, im Theater, in den Lehranstalten, in der Literatur, in den Behörden, in der Lebensweise, an allen Ecken und Enden gibt es feindliche Elemente.' Mit diesen Worten beschrieb der erste Sekretär der Azerbajdzanischen Kommunistischen Partei Ali Hejdar Karaev, wie er über die Wirklichkeit dachte, als er am 9. März 1929 zu den Delegierten des neunten Parteitages über die Kulturrevolution im sowjetischen Orient sprach. Wo Differenz und Ambivalenz, die Pluralität von Lebensstilen aufschienen, zeigte sich ihm nicht nur abweichendes Verhalten. Hier wurden für ihn Feinde, die sich in der Lebensweise der Untertanen verbargen, ans Licht der Welt gebracht. Es war die Aufgabe der Kommunisten, diese Feinde zu beseitigen. Macht ist eine Wirkung, die in Netzen zirkuliert, im Medium der Sprache, des Rituals und des Symbols. Macht tritt aber nur dort als Wirkung auf, wo sie sich in der Lebenspraxis des Alltags von selbst zur Anwendung bringt, wo sie nicht nur erduldet, sondern auch weitergegeben wird. Der totalitäre Entwurf lebte von der Vorstellung einer Macht, die alle Zweige des Gesellschaftskörpers durchströmte und in Bewegung hielt, Menschen beseelte und veränderte. Denn dort, wo die Macht 'an die Individuen rührt, ihre Körper ergreift, in ihre Gesten, in ihre Einstellungen, ihre Diskurse, ihr Lernen, ihr alltägliches Leben eindringt', konnte sich Fremdzwang in Selbstdisziplinierung verwandeln. 'Die Macht geht durch das Individuum, das sie konstituiert hat, hindurch', so hat Foucault zu bedenken gegeben. Macht war kein bloßer Reflex der Produktionsverhältnisse. Es waren die Bolschewiki selbst, die dem soziologischen Reduktionismus eine Absage erteilten. Die bolschewistische Unterstellung, im Verlauf der Geschichte werde der Mensch durch wahres Wissen zu sich selbst finden und mit der Entfremdung auch die Geschichte aufheben, schöpfte aus dem messianischen Sendungsbewußtsein der Revolutionäre. In diesem Sinn war der Bolschewismus eine säkularisierte Erlösungsideologie, die Partei sein Messias. Das Proletariat war keine soziologische Kategorie, sondern ein 'fortgeschrittener' Bewußtseinszustand. Proletarier zu sein, hieß, die Sprache der Bolschewiki zu sprechen, ihre Kleidung zu tragen und ihre Feste zu feiern. Nur so wird der Eifer verständlich, mit dem die neuen Machthaber allenthalben die Einübung von Diskursen, Praktiken, Moden und Attitüden, die Erziehung des neuen Menschen betrieben. Wo es gelang, die Kultur des neuen Menschen in die Alltagsrituale und den Sprachstil der Untertanen einzupflanzen, zeigte sich den Bolschewiki der Triumph ihrer Mission. Wo es Macht gibt, gibt es Widerstand. Macht formiert sich stets gegen Widerstände, und sie zeigt sich auch nur dort, wo Widerstand aufscheint. Sie kann sich weder totalisieren noch selbst kontrollieren. Es ist das hinter Masken verborgene Individuum, das dem Disziplinierungsentwurf der Herrschaft seinen Eigensinn entgegensetzt, die Macht herausfordert und sich so stets neu konstituiert. In der frühen Sowjetunion zeigten sich die Wirkungen der bolschewistischen Macht nur ausnahmsweise, im städtischen Milieu der Intelligenz. Im Abseits, in den Dörfern und an der Peripherie des Imperiums, blieben die Ansprüche der Revolutionäre unvermittelt. Hier koexistierten parallele Netze der Macht, die einander nicht berührten. Für die Bolschewiki symbolisierte die Vielfalt nicht miteinander verbundener Unterwerfungstechniken Unordnung, Anarchie und Barbarei. Die moderne Welt, so wie die Bolschewiki sie verstanden, war übersichtlich und eindeutig. In ihr konnte es nur eine Technik der Auslegung und der Disziplinierung geben, und diese vertraten die neuen Machthaber selbst. Es ist stets übersehen worden, daß der stalinistische Terror aus einem Denkstil schöpfte, der menschliches Handeln in eine Teleologie der Erlösung einordnete und Ambivalenz als Widerstand von Feinden deutete. Und diese Deutung ergab sich aus der Konfrontation eschatologischer Heilserwartungen mit widerständigen Realitäten. Denn es mißlang den Bolschewiki, in der Unterwerfung konkurrierender Weltauslegungen eine Sprachlosigkeit herzustellen, die 'durch ihr eigenes Stummbleiben Schweigen gebietet'. Die hegemoniale Kultur übte keine Wirkung aus. Sie konnte die Kultur der Untertanen in der öffentlichen Inszenierung ihrer Ansprüche marginalisieren, aber sie vermochte sie nicht zu überwinden. Und deshalb zeigte sich in den Beziehungsnetzen des Alltags auch nicht die Macht des kommunistischen Diskurses. Die hegemoniale Kultur war ein hermetisches Bedeutungsgeflecht, das nicht über sich hinauswies und in dem die Bolschewiki heillos verfangen blieben. Was ein kultureller Austausch hätte werden können, wurde unter diesen Bedingungen zu einem Zwangsumtausch, der den Unterworfenen abverlangte, sich ihrer Kultur vollständig zu entledigen. Man könnte, was Karaev als Verhältnis von Feinden beschrieb, auch als verfehlte Zusammenkunft oder als Dialog zwischen Tauben bezeichnen." 'Es sind die undurchschauten Vorurteile, deren Herrschaft uns gegen die in der Überlieferung sprechende Sache taub macht', wie es Gadamer gesagt hat. Die Bolschewiki standen in einer Tradition, die ihre eigenen Vorurteile als voraussetzungslose Traditionslosigkeit ausgab. Dieses Denken, das vom Erbe der Auflärung mehr enthält, als mancher glaubt, unterstellte, die Welt könne vorurteilsfrei angeschaut und ihrer Mythen entkleidet werden. Wer nicht sah, was auch die Aufklärer sahen, bewies nur, daß er im Reich der Finsternis lebte. Je rückständiger und fremder sich die Umwelt in der Wahrnehmung der Bolschewiki präsentierte, desto größer war die Bereitschaft, sie mit Gewalt von ihrem Leiden an der Unvollkommenheit zu erlösen, Ambivalenz in Eindeutigkeit zu verwandeln. In seiner extremsten, bolschewistischen Variante triumphierte das Verlangen nach Eindeutigkeit und Homogenität in blutigem Terror. 'Die typisch moderne Praxis, die Substanz moderner Politik, des modernen Intellekts, des modernen Lebens, ist die Anstrengung, Ambivalenz auszulöschen: eine Anstrengung, genau zu definieren - und alles zu unterdrücken oder zu eliminieren, was nicht genau definiert werden konnte oder wollte. Intoleranz ist deshalb die natürliche Neigung der modernen Praxis. Konstruktion von Ordnung setzt der Eingliederung und der Zulassung Grenzen. Sie verlangt nach der Verneinung der Rechte - und der Gründe - all dessen, was nicht assimiliert werden kann - nach der Delegitimierung des Anderen', wie Zygmunt Bauman über das moderne Streben nach Eindeutigkeit geurteilt hat. Die Bolschewiki brachten ihre zivilisatorische Mission nicht aus dem Nichts hervor. Sie setzten fort, was ihre Vorgänger in der zarischen Bürokratie in der Mitte des 19. Jahrhunderts ins Werk gesetzt hatten. Nur wäre es den Bürokraten des Zaren in ihrem Bemühen, Europa nach Rußland zu bringen und Lebensverhältnisse zu 'zivilisieren', nicht in den Sinn gekommen, die Barbarei mit den Mitteln der Barbarei aus der Welt zu schaffen. Sie wollten die 'Wilden' stattdessen durch aufgeklärtes Zureden vom Leiden an der Rückständigkeit erlösen. Die Bolschewiki indessen erlagen dem Wahn, es müßten Feinde vernichtet werden, um kulturelle Ambivalenz in Eindeutigkeit zu verwandeln. So aber führte der Kulturkonflikt in die unablässige Terrorisierung von Lebensverhältnissen. Der Stalinismus brachte sich aus dem Konflikt zwischen unverstandenen Welten hervor, im Zentrum wie an der Peripherie. Er war ein Zivilisationstyp, der im gewalttätigen Versuch, kulturelle Renitenz zu überwinden, zu sich kam. Das ist es, was Karaev meinte, als er davon sprach, der Feind zeige sich in der Lebensweise des Alltags. Darin lag die zerstörerische Potenz der stalinistischen Gewaltherrschaft: daß sie an der Stabilität der Lebensverhältnisse keinen Gefallen fand. Sie erschöpfte sich stattdessen in der unablässigen Terrorisierung der Bevölkerung, in der Zerstörung von Ordnung. Der Stalinismus war deshalb nicht die Überwindung einer 'schönen' Utopie, wie Richard Stites in seinem Buch über die revolutionären Träume in der frühen Sowjetunio, Deutsche Verlags-Anstalt, 2003, 0<
Jörg Baberowski (Autor):
Der Feind ist überall: Stalinismus im Kaukasus [Gebundene Ausgabe] Bolschewismus Kaukasien Geschichte Kaukasus Sowjetunion Stalinismus Ideologie UDSSR Zeitgeschichte islamische Kaukasusrepubliken Bolschewiki Kaukasusrepublik Jörg Baberowski - gebunden oder broschiert2003, ISBN: 9783421056221
Deutsche Verlags-Anstalt, 2003. 2003. Hardcover. 22,7 x 15,9 x 4,8 cm. In den islamischen Kaukasusrepubliken erprobten die Bolschewiki erstmals jene Methoden der Unterdrückung und des Te… Mehr…
Deutsche Verlags-Anstalt, 2003. 2003. Hardcover. 22,7 x 15,9 x 4,8 cm. In den islamischen Kaukasusrepubliken erprobten die Bolschewiki erstmals jene Methoden der Unterdrückung und des Terrors, mit denen sie dann die gesamte Sowjetunion überzogen und deren menschenverachtender und menschenvernichtender Höhepunkt der Archipel Gulag war. Nach dem Sieg im russischen Bürgerkrieg reichte die Macht der Bolschewiki noch immer kaum in die unterentwickelte Peripherie des riesigen Reiches. Wie die Modernisierer des Zaren träumten auch die neuen Herrscher von der »Modernisierung« und der »Zivilisierung« des Vielvölkerimperiums. Doch im Gegensatz zu ihren Vorgängern erlagen die Bolschewiki dem Wahn, daß dabei Feinde vernichtet werden müßten. Widerstand wurde gnadenlos bekämpft. Gerade an den islamischen Südrändern der Sowjetunion wurde jener Terror eingeübt, der in den dreißiger Jahren das ganze Land erfaßte. Autor: Jörg Baberowski, geboren 1961, ist Professor für osteuropäische Geschichte an der Humboldt-Universität Berlin. Er zählt zu den international bekannten Wissenschaftlern, die sich mit dem Stalinismus beschäftigen. Textauszüge von "Der Feind ist überall": Vorwort Dieses Buch spricht von der Gewalt: Von kommunistischen Gewalttätern und der Welt, in der sich diese Gewalt zutrug. Es möchte den kommunistischen Terror an den historischen Ort zurückbringen, aus dem er kam und in dem er sich entfaltete. Was in diesem Buch zur Sprache gebracht wird, versteht sich jedoch nicht bloß als ein Versuch, von den Exzessen des Stalinismus im Kaukasus zu erzählen, auch wenn es diese menschliche Tragödie verdiente, in ein öffentliches Bewußtsein gerückt zu werden, das vom Morden der Kommunisten nichts weiß. »Der Feind ist überall« ist eine Kulturgeschichte, die den Gewohnheiten und Traditionen, die Menschen bewohnen, eine Sprache verleihen möchte und darin das Anliegen der Kulturgeschichte, das Leben zum Sprechen zu bringen, beim Wort nimmt. Zeitgeschichte ab 1945 Bolschewismus Kaukasien Geschichte Kaukasu Sowjetunion Stalinismus Ideologie UDSSR Sprache deutsch Maße 145 x 215 mm Einbandart gebunden Sachbuch Ratgeber Geschichte Politik Zeitgeschichte ab 1945 Bolschewismus Kaukasien Geschichte Kaukasus Sowjetunion Stalinismus Ideologie ISBN-10 3-421-05622-6 / 3421056226 ISBN-13 978-3-421-05622-1 / 9783421056221 Vorwort Dieses Buch spricht von der Gewalt: Von kommunistischen Gewalttätern und der Welt, in der sich diese Gewalt zutrug. Es möchte den kommunistischen Terror an den historischen Ort zurückbringen, aus dem er kam und in dem er sich entfaltete. Was in diesem Buch zur Sprache gebracht wird, versteht sich jedoch nicht bloß als ein Versuch, von den Exzessen des Stalinismus im Kaukasus zu erzählen, auch wenn es diese menschliche Tragödie verdiente, in ein öffentliches Bewußtsein gerückt zu werden, das vom Morden der Kommunisten nichts weiß. 'Der Feind ist überall' ist eine Kulturgeschichte, die den Gewohnheiten und Traditionen, die Menschen bewohnen, eine Sprache verleihen möchte und darin das Anliegen der Kulturgeschichte, das Leben zum Sprechen zu bringen, beim Wort nimmt. Historiker sprechen mit Menschen, deren Leben vergangen ist, und befragen sie nach den Maßstäben und dem Interesse der Gegenwart. Und sie bekommen Antworten, die ihren Fragen entsprechen. Dieses Buch versucht sich an Fragen, die Menschen der Gegenwart auf der Seele liegen. Wenn, was in diesem Buch gesagt wird, zum Verständnis des heute Unverstandenen beizutragen vermag, und wenn es den Leser unterhält, dann hat es seinen Zweck erfüllt. Dieses Buch hätte ohne den Zuspruch und die Anregungen zahlreicher Kollegen und Freunde nicht geschrieben werden können. Dieter Beyrau und Klaus Gestwa lasen und kritisierten nicht nur, was ich zu Papier brachte. Sie waren gute Freunde, über mehr als zehn Jahre, die ich mit ihnen in Frankfurt und Tübingen gemeinsam verbrachte. Vieles, was in und zwischen den Zeilen steht, geht auf ihre Anregungen zurück. Für Zuspitzungen und Provokationen, ohne die dieser Text nicht auskommen konnte, bin ich selbst verantwortlich. Dietrich Geyer, der sich der Mühe unterzog, das ganze Manuskript zu lesen, danke ich für seine hilfreiche Kritik und die zahlreichen, anregenden Gespräche, die uns immer wieder zusammenführten. Ingrid Schierle und Margit Schneider sei Dank gesagt für die freundliche Atmosphäre, die sie im Tübinger Institut verbreiteten, Eberhard Müller, daß er nicht darin nachließ, die philosophische Dimension des historischen Arbeitens in Erinnerung zu rufen. Manfred Hildermeier, Dieter Langewiesche, Udo Sautter und Martin Zimmermann lasen das Manuskript als Gutachter. Ihre Kritik half mir, über die Konzeption des Buches neu nachzudenken. Michael Hochgeschwender schulde ich Dank für die gemeinsam veranstalteten Seminare, die mir die Welt jenseits des Atlantiks näherbrachten und die Sicht auf meinen eigenen Gegenstand schärften. Ohne die Hilfe von Maike Lehmann, die den gesamten Text durchsah, Fehler ausbesserte und Redundanzen beseitigte, wäre ich wahrscheinlich nie ans Ende gekommen. Auch ihr gilt mein herzlicher Dank. Claudia Weber, Susanne Schattenberg und Malte Rolf, meinen Kollegen in Leipzig und Berlin, danke ich für anregende Gespräche und die emotionale Unterstützung, die sie mir in den letzten zwei Jahren zuteil werden ließen. Mehr als sie es wahrscheinlich ahnen, haben mich die Studenten am Historischen Seminar der Universität Leipzig inspiriert. Sie gaben mir die Gewißheit, keiner nutzlosen Sache das Wort zu reden. In Petersburg half mir Vladimir V. Lapin, als er noch Direktor des Rußländischen Staatlichen Historischen Archivs war, mich im Dickicht der Dokumente zurechtzufinden. Niemand aber hat darin einen größeren Verdienst als Andrej Doronin, für dessen Aufopferung und Freundschaft Worte zu klein sind. Ohne seine Hilfe hätte ich dieses Buch nicht schreiben können. Dank sei auch den Mitarbeitern des Staatlichen Historischen Archivs der Republik Azerbajdzan in Baku, Zimma Babaeva und Fikret Aliev gesagt, die trotz der schwierigen Bedingungen, unter denen sie leben und arbeiten mußten, alles taten, um mir bei meinen Nachforschungen zu helfen. Monika Schunder, Franziska Exeler, Manuela Putz und Natalja Stüdemann halfen bei der Anfertigung des Registers und hielten mich in meinem ersten Semester in Berlin bei guter Laune. Auch ihnen gilt mein herzlicher Dank. Daß aus dem Manuskript ein schönes Buch wurde, verdanke ich Stefan Ulrich Meyer von der Deutschen Verlags-Anstalt. Er opferte seine Weihnachtsferien, um aus einem wissenschaftlichen Buch ein lesbares zu machen. Ohne die Liebe meiner Frau Shiva aber wäre alles nichts. Ihr ist dieses Buch gewidmet. Berlin, Mai 2003 Einleitung 'Der Feind ist überall. Der Feind ist im Kino, im Theater, in den Lehranstalten, in der Literatur, in den Behörden, in der Lebensweise, an allen Ecken und Enden gibt es feindliche Elemente.' Mit diesen Worten beschrieb der erste Sekretär der Azerbajdzanischen Kommunistischen Partei Ali Hejdar Karaev, wie er über die Wirklichkeit dachte, als er am 9. März 1929 zu den Delegierten des neunten Parteitages über die Kulturrevolution im sowjetischen Orient sprach. Wo Differenz und Ambivalenz, die Pluralität von Lebensstilen aufschienen, zeigte sich ihm nicht nur abweichendes Verhalten. Hier wurden für ihn Feinde, die sich in der Lebensweise der Untertanen verbargen, ans Licht der Welt gebracht. Es war die Aufgabe der Kommunisten, diese Feinde zu beseitigen. Macht ist eine Wirkung, die in Netzen zirkuliert, im Medium der Sprache, des Rituals und des Symbols. Macht tritt aber nur dort als Wirkung auf, wo sie sich in der Lebenspraxis des Alltags von selbst zur Anwendung bringt, wo sie nicht nur erduldet, sondern auch weitergegeben wird. Der totalitäre Entwurf lebte von der Vorstellung einer Macht, die alle Zweige des Gesellschaftskörpers durchströmte und in Bewegung hielt, Menschen beseelte und veränderte. Denn dort, wo die Macht 'an die Individuen rührt, ihre Körper ergreift, in ihre Gesten, in ihre Einstellungen, ihre Diskurse, ihr Lernen, ihr alltägliches Leben eindringt', konnte sich Fremdzwang in Selbstdisziplinierung verwandeln. 'Die Macht geht durch das Individuum, das sie konstituiert hat, hindurch', so hat Foucault zu bedenken gegeben. Macht war kein bloßer Reflex der Produktionsverhältnisse. Es waren die Bolschewiki selbst, die dem soziologischen Reduktionismus eine Absage erteilten. Die bolschewistische Unterstellung, im Verlauf der Geschichte werde der Mensch durch wahres Wissen zu sich selbst finden und mit der Entfremdung auch die Geschichte aufheben, schöpfte aus dem messianischen Sendungsbewußtsein der Revolutionäre. In diesem Sinn war der Bolschewismus eine säkularisierte Erlösungsideologie, die Partei sein Messias. Das Proletariat war keine soziologische Kategorie, sondern ein 'fortgeschrittener' Bewußtseinszustand. Proletarier zu sein, hieß, die Sprache der Bolschewiki zu sprechen, ihre Kleidung zu tragen und ihre Feste zu feiern. Nur so wird der Eifer verständlich, mit dem die neuen Machthaber allenthalben die Einübung von Diskursen, Praktiken, Moden und Attitüden, die Erziehung des neuen Menschen betrieben. Wo es gelang, die Kultur des neuen Menschen in die Alltagsrituale und den Sprachstil der Untertanen einzupflanzen, zeigte sich den Bolschewiki der Triumph ihrer Mission. Wo es Macht gibt, gibt es Widerstand. Macht formiert sich stets gegen Widerstände, und sie zeigt sich auch nur dort, wo Widerstand aufscheint. Sie kann sich weder totalisieren noch selbst kontrollieren. Es ist das hinter Masken verborgene Individuum, das dem Disziplinierungsentwurf der Herrschaft seinen Eigensinn entgegensetzt, die Macht herausfordert und sich so stets neu konstituiert. In der frühen Sowjetunion zeigten sich die Wirkungen der bolschewistischen Macht nur ausnahmsweise, im städtischen Milieu der Intelligenz. Im Abseits, in den Dörfern und an der Peripherie des Imperiums, blieben die Ansprüche der Revolutionäre unvermittelt. Hier koexistierten parallele Netze der Macht, die einander nicht berührten. Für die Bolschewiki symbolisierte die Vielfalt nicht miteinander verbundener Unterwerfungstechniken Unordnung, Anarchie und Barbarei. Die moderne Welt, so wie die Bolschewiki sie verstanden, war übersichtlich und eindeutig. In ihr konnte es nur eine Technik der Auslegung und der Disziplinierung geben, und diese vertraten die neuen Machthaber selbst. Es ist stets übersehen worden, daß der stalinistische Terror aus einem Denkstil schöpfte, der menschliches Handeln in eine Teleologie der Erlösung einordnete und Ambivalenz als Widerstand von Feinden deutete. Und diese Deutung ergab sich aus der Konfrontation eschatologischer Heilserwartungen mit widerständigen Realitäten. Denn es mißlang den Bolschewiki, in der Unterwerfung konkurrierender Weltauslegungen eine Sprachlosigkeit herzustellen, die 'durch ihr eigenes Stummbleiben Schweigen gebietet'. Die hegemoniale Kultur übte keine Wirkung aus. Sie konnte die Kultur der Untertanen in der öffentlichen Inszenierung ihrer Ansprüche marginalisieren, aber sie vermochte sie nicht zu überwinden. Und deshalb zeigte sich in den Beziehungsnetzen des Alltags auch nicht die Macht des kommunistischen Diskurses. Die hegemoniale Kultur war ein hermetisches Bedeutungsgeflecht, das nicht über sich hinauswies und in dem die Bolschewiki heillos verfangen blieben. Was ein kultureller Austausch hätte werden können, wurde unter diesen Bedingungen zu einem Zwangsumtausch, der den Unterworfenen abverlangte, sich ihrer Kultur vollständig zu entledigen. Man könnte, was Karaev als Verhältnis von Feinden beschrieb, auch als verfehlte Zusammenkunft oder als Dialog zwischen Tauben bezeichnen." 'Es sind die undurchschauten Vorurteile, deren Herrschaft uns gegen die in der Überlieferung sprechende Sache taub macht', wie es Gadamer gesagt hat. Die Bolschewiki standen in einer Tradition, die ihre eigenen Vorurteile als voraussetzungslose Traditionslosigkeit ausgab. Dieses Denken, das vom Erbe der Auflärung mehr enthält, als mancher glaubt, unterstellte, die Welt könne vorurteilsfrei angeschaut und ihrer Mythen entkleidet werden. Wer nicht sah, was auch die Aufklärer sahen, bewies nur, daß er im Reich der Finsternis lebte. Je rückständiger und fremder sich die Umwelt in der Wahrnehmung der Bolschewiki präsentierte, desto größer war die Bereitschaft, sie mit Gewalt von ihrem Leiden an der Unvollkommenheit zu erlösen, Ambivalenz in Eindeutigkeit zu verwandeln. In seiner extremsten, bolschewistischen Variante triumphierte das Verlangen nach Eindeutigkeit und Homogenität in blutigem Terror. 'Die typisch moderne Praxis, die Substanz moderner Politik, des modernen Intellekts, des modernen Lebens, ist die Anstrengung, Ambivalenz auszulöschen: eine Anstrengung, genau zu definieren - und alles zu unterdrücken oder zu eliminieren, was nicht genau definiert werden konnte oder wollte. Intoleranz ist deshalb die natürliche Neigung der modernen Praxis. Konstruktion von Ordnung setzt der Eingliederung und der Zulassung Grenzen. Sie verlangt nach der Verneinung der Rechte - und der Gründe - all dessen, was nicht assimiliert werden kann - nach der Delegitimierung des Anderen', wie Zygmunt Bauman über das moderne Streben nach Eindeutigkeit geurteilt hat. Die Bolschewiki brachten ihre zivilisatorische Mission nicht aus dem Nichts hervor. Sie setzten fort, was ihre Vorgänger in der zarischen Bürokratie in der Mitte des 19. Jahrhunderts ins Werk gesetzt hatten. Nur wäre es den Bürokraten des Zaren in ihrem Bemühen, Europa nach Rußland zu bringen und Lebensverhältnisse zu 'zivilisieren', nicht in den Sinn gekommen, die Barbarei mit den Mitteln der Barbarei aus der Welt zu schaffen. Sie wollten die 'Wilden' stattdessen durch aufgeklärtes Zureden vom Leiden an der Rückständigkeit erlösen. Die Bolschewiki indessen erlagen dem Wahn, es müßten Feinde vernichtet werden, um kulturelle Ambivalenz in Eindeutigkeit zu verwandeln. So aber führte der Kulturkonflikt in die unablässige Terrorisierung von Lebensverhältnissen. Der Stalinismus brachte sich aus dem Konflikt zwischen unverstandenen Welten hervor, im Zentrum wie an der Peripherie. Er war ein Zivilisationstyp, der im gewalttätigen Versuch, kulturelle Renitenz zu überwinden, zu sich kam. Das ist es, was Karaev meinte, als er davon sprach, der Feind zeige sich in der Lebensweise des Alltags. Darin lag die zerstörerische Potenz der stalinistischen Gewaltherrschaft: daß sie an der Stabilität der Lebensverhältnisse keinen Gefallen fand. Sie erschöpfte sich stattdessen in der unablässigen Terrorisierung der Bevölkerung, in der Zerstörung von Ordnung. Der Stalinismus war deshalb nicht die Überwindung einer 'schönen' Utopie, wie Richard Stites in seinem Buch über die revolutionären Träume in der frühen Sowjetunio, Deutsche Verlags-Anstalt, 2003, 0<
Der Feind ist überall: Stalinismus im Kaukasus [Gebundene Ausgabe] Bolschewismus Kaukasien Geschichte Kaukasus Sowjetunion Stalinismus Ideologie UDSSR Zeitgeschichte islamische Kaukasusrepubliken Bolschewiki Kaukasusrepublik Jörg Baberowski - gebunden oder broschiert
2003
ISBN: 3421056226
[EAN: 9783421056221], Gebraucht, sehr guter Zustand, [SC: 6.95], [PU: Deutsche Verlags-Anstalt], KAUKASUSREPUBLIK IN DEN ISLAMISCHEN KAUKASUSREPUBLIKEN ERPROBTEN DIE BOLSCHEWIKI ERSTMALS … Mehr…
[EAN: 9783421056221], Gebraucht, sehr guter Zustand, [SC: 6.95], [PU: Deutsche Verlags-Anstalt], KAUKASUSREPUBLIK IN DEN ISLAMISCHEN KAUKASUSREPUBLIKEN ERPROBTEN DIE BOLSCHEWIKI ERSTMALS JENE METHODEN DER UNTERDRÜCKUNG UND DES TERRORS, MIT DENEN SIE DANN GESAMTE SOWJETUNION ÜBERZOGEN DEREN MENSCHENVERACHTENDER MENSCHENVERNICHTENDER HÖHEPUNKT ARCHIPEL GULAG WAR. NACH DEM SIEG IM RUSSISCHEN BÜRGERKRIEG REICHTE MACHT NOCH IMMER KAUM UNTERENTWICKELTE PERIPHERIE RIESIGEN REICHES. WIE MODERNISIERER ZAREN TRÄUMTEN AUCH NEUEN HERRSCHER VON »MODERNISIERUNG« »ZIVILISIERUNG« VIELVÖLKERIMPERIUMS. DOCH GEGENSATZ ZU IHREN VORGÄNGERN ERLAGEN WAHN, DASS DABEI FEINDE VERNICHTET WERDEN MÜSSTEN. WIDERSTAND WURDE GNADENLOS BEKÄMPFT. GERADE AN SÜDRÄNDERN JENER TERROR EINGEÜBT, DREISSIGER JAHREN DAS GANZE LAND ERFASSTE. AUTOR: JÖRG BABEROWSKI, GEBOREN 1961, IST PROFESSOR FÜR OSTEUROPÄISCHE GESCHICHTE HUMBOLDT-UNIVERSITÄT BERLIN. ER ZÄHLT INTERNATIONAL BEKANNTEN WISSENSCHAFTLERN, SICH STALINISMUS BESCHÄFTIGEN. TEXTAUSZÜGE "DER FEIND ÜBERALL": VORWORT DIESES BUCH SPRICHT GEWALT: KOMMUNISTISCHEN GEWALTTÄTERN WELT, DIESE GEWALT ZUTRUG. ES MÖCHTE HISTORISCHEN ORT ZURÜCKBRINGEN, AUS KAM ENTFALTETE. WAS DIESEM ZUR SPRACHE GEBRACHT WIRD, VERSTEHT JEDOCH NICHT BLOSS ALS EIN VERSUCH, EXZESSEN KAUKASUS ERZÄHLEN, WENN MENSCHLICHE TRAGÖDIE VERDIENTE, ÖFFENTLICHES BEWUSSTSEIN GERÜCKT WERDEN, VOM MORDEN KOMMUNISTEN NICHTS WEISS. »DER ÜBERALL« EINE KULTURGESCHICHTE, GEWOHNHEITEN TRADITIONEN, MENSCHEN BEWOHNEN, VERLEIHEN DARIN ANLIEGEN LEBEN ZUM SPRECHEN BRINGEN, BEIM WORT NIMMT. ZEITGESCHICHTE AB 1945 BOLSCHEWISMUS KAUKASIEN KAUKASU IDEOLOGIE UDSSR DEUTSCH MASSE 145 X 215 MM EINBANDART GEBUNDEN SACHBUCH RATGEBER POLITIK ISBN-10 3-421-05622-6 / 3421056226 ISBN-13 978-3-421-05622-1 9783421056221 'DER ÜBERALL' HISTORIKER MENSCHEN, VERGANGEN IST, BEFRAGEN MASSSTÄBEN INTERESSE GEGENWART. BEKOMMEN ANTWORTEN, FRAGEN ENTSPRECHEN. VERSUCHT FRAGEN, GEGENWART AUF SEELE LIEGEN. WENN, GESAGT VERSTÄNDNIS HEUTE UNVERSTANDENEN BEIZUTRAGEN VERMAG, LESER UNTERHÄLT, HAT SEINEN ZWECK ERFÜLLT. HÄTTE OHNE ZUSPRUCH ANREG, In den islamischen Kaukasusrepubliken erprobten die Bolschewiki erstmals jene Methoden der Unterdrückung und des Terrors, mit denen sie dann die gesamte Sowjetunion überzogen und deren menschenverachtender und menschenvernichtender Höhepunkt der Archipel Gulag war. Nach dem Sieg im russischen Bürgerkrieg reichte die Macht der Bolschewiki noch immer kaum in die unterentwickelte Peripherie des riesigen Reiches. Wie die Modernisierer des Zaren träumten auch die neuen Herrscher von der »Modernisierung« und der »Zivilisierung« des Vielvölkerimperiums. Doch im Gegensatz zu ihren Vorgängern erlagen die Bolschewiki dem Wahn, daß dabei Feinde vernichtet werden müßten. Widerstand wurde gnadenlos bekämpft. Gerade an den islamischen Südrändern der Sowjetunion wurde jener Terror eingeübt, der in den dreißiger Jahren das ganze Land erfaßte. Autor: Jörg Baberowski, geboren 1961, ist Professor für osteuropäische Geschichte an der Humboldt-Universität Berlin. Er zählt zu den international bekannten Wissenschaftlern, die sich mit dem Stalinismus beschäftigen. Textauszüge von "Der Feind ist überall": Vorwort Dieses Buch spricht von der Gewalt: Von kommunistischen Gewalttätern und der Welt, in der sich diese Gewalt zutrug. Es möchte den kommunistischen Terror an den historischen Ort zurückbringen, aus dem er kam und in dem er sich entfaltete. Was in diesem Buch zur Sprache gebracht wird, versteht sich jedoch nicht bloß als ein Versuch, von den Exzessen des Stalinismus im Kaukasus zu erzählen, auch wenn es diese menschliche Tragödie verdiente, in ein öffentliches Bewußtsein gerückt zu werden, das vom Morden der Kommunisten nichts weiß. »Der Feind ist überall« ist eine Kulturgeschichte, die den Gewohnheiten und Traditionen, die Menschen bewohnen, eine Sprache verleihen möchte und darin das Anliegen der Kulturgeschichte, das Leben zum Sprechen zu bringen, beim Wort nimmt. Zeitgeschichte ab 1945 Bolschewismus Kaukasien Geschichte Kaukasu Sowjetunion Stalinismus Ideologie UDSSR Sprache deutsch Maße 145 x 215 mm Einbandart gebunden Sachbuch Ratgeber Geschichte Politik Zeitgeschichte ab 1945 Bolschewismus Kaukasien Geschichte Kaukasus Sowjetunion Stalinismus Ideologie ISBN-10 3-421-05622-6 / 3421056226 ISBN-13 978-3-421-05622-1 / 9783421056221 Vorwort Dieses Buch spricht von der Gewalt: Von kommunistischen Gewalttätern und der Welt, in der sich diese Gewalt zutrug. Es möchte den kommunistischen Terror an den historischen Ort zurückbringen, aus dem er kam und in dem er sich entfaltete. Was in diesem Buch zur Sprache gebracht wird, versteht sich jedoch nicht bloß als ein Versuch, von den Exzessen des Stalinismus im Kaukasus zu erzählen, auch wenn es diese menschliche Tragödie verdiente, in ein öffentliches Bewußtsein gerückt zu werden, das vom Morden der Kommunisten nichts weiß. 'Der Feind ist überall' ist eine Kulturgeschichte, die den Gewohnheiten und Traditionen, die Menschen bewohnen, eine Sprache verleihen möchte und darin das Anliegen der Kulturgeschichte, das Leben zum Sprechen zu bringen, beim Wort nimmt. Historiker sprechen mit Menschen, deren Leben vergangen ist, und befragen sie nach den Maßstäben und dem Interesse der Gegenwart. Und sie bekommen Antworten, die ihren Fragen entsprechen. Dieses Buch versucht sich an Fragen, die Menschen der Gegenwart auf der Seele liegen. Wenn, was in diesem Buch gesagt wird, zum Verständnis des heute Unverstandenen beizutragen vermag, und wenn es den Leser unterhält, dann hat es seinen Zweck erfüllt. Dieses Buch hätte ohne den Zuspruch und die Anregungen zahlreicher Kollegen und Freunde nicht geschrieben werden können. Dieter Beyrau und Klaus Gestwa lasen und kritisierten nicht nur, was ich zu Papier brachte. Sie waren gute Freunde, über mehr als zehn Jahre, die ich mit ihnen in Frankfurt und Tübingen gemeinsam verbrachte. Vieles, was in und zwischen den Zeilen steht, geht auf ihre Anregungen zurück. Für Zuspitzungen und Provokationen, ohne die dieser Text nicht auskommen konnte, bin ich selbst verantwortlich. Dietrich Geyer, der sich der Mühe unterzog, das ganze Manuskript zu lesen, danke ich für seine hilfreiche Kritik und die zahlreichen, anregenden Gespräche, die uns immer wieder zusammenführten. Ingrid Schierle und Margit Schneider sei Dank gesagt für die freundliche Atmosphäre, die sie im Tübinger Institut verbreiteten, Eberhard Müller, daß er nicht darin nachließ, die philosophische Dimension des historischen Arbeitens in Erinnerung zu rufen. Manfred Hildermeier, Dieter Langewiesche, Udo Sautter und Martin Zimmermann lasen das Manuskript als Gutachter. Ihre Kritik half mir, über die Konzeption des Buches neu nachzudenken. Michael Hochgeschwender schulde ich Dank für die gemeinsam veranstalteten Seminare, die mir die Welt jenseits des Atlantiks näherbrachten und die Sicht auf meinen eigenen Gegenstand schärften. Ohne die Hilfe von Maike Lehmann, die den gesamten Text durchsah, Fehler ausbesserte und Redundanzen beseitigte, wäre ich wahrscheinlich nie ans Ende gekommen. Auch ihr gilt mein herzlicher Dank. Claudia Weber, Susanne Schattenberg und Malte Rolf, meinen Kollegen in Leipzig und Berlin, danke ich für anregende Gespräche und die emotionale Unterstützung, die sie mir in den letzten zwei Jahren zuteil werden ließen. Mehr als sie es wahrscheinlich ahnen, haben mich die Studenten am Historischen Seminar der Universität Leipzig inspiriert. Sie gaben mir die Gewißheit, keiner nutzlosen Sache das Wort zu reden. In Petersburg half mir Vladimir V. Lapin, als er noch Direktor des Rußländischen Staatlichen Historischen Archivs war, mich im Dickicht der Dokumente zurechtzufinden. Niemand aber hat darin einen größeren Verdienst als Andrej Doronin, für dessen Aufopferung und Freundschaft Worte zu klein sind. Ohne seine Hilfe hätte ich dieses Buch nicht schreiben können. Dank sei auch den Mitarbeitern des Staatlichen Historischen Archivs der Republik Azerbajdzan in Baku, Zimma Babaeva und Fikret Aliev gesagt, die trotz der schwierigen Bedingungen, unter denen sie leben und a, Books<
2003, ISBN: 9783421056221
Deutsche Verlags-Anstalt, Hardcover, Publiziert: 2003-07-03T00:00:01Z, Produktgruppe: Book, 1.07 kg, World History, History, Subjects, Books, Foreign Language Books, 579c3025-5e5c-446b-80… Mehr…
Deutsche Verlags-Anstalt, Hardcover, Publiziert: 2003-07-03T00:00:01Z, Produktgruppe: Book, 1.07 kg, World History, History, Subjects, Books, Foreign Language Books, 579c3025-5e5c-446b-80c9-b24e6fd5c94f_8301, 579c3025-5e5c-446b-80c9-b24e6fd5c94f_0, Special Features Stores, Arborist Merchandising Root, Deutsche Verlags-Anstalt, 2003<
Der Feind ist überall: Stalinismus im Kaukasus Baberowski, Jörg - gebunden oder broschiert
2003, ISBN: 3421056226
[EAN: 9783421056221], Gebraucht, sehr guter Zustand, [SC: 6.95], [PU: Dva], Rechnung mit MwSt - Versand aus Deutschland pages., Books
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Detailangaben zum Buch - Der Feind ist überall: Stalinismus im Kaukasus
EAN (ISBN-13): 9783421056221
ISBN (ISBN-10): 3421056226
Gebundene Ausgabe
Taschenbuch
Erscheinungsjahr: 2003
Herausgeber: Deutsche Verlags-Anstalt
Buch in der Datenbank seit 2007-05-23T05:17:04+02:00 (Berlin)
Detailseite zuletzt geändert am 2024-05-09T12:05:06+02:00 (Berlin)
ISBN/EAN: 3421056226
ISBN - alternative Schreibweisen:
3-421-05622-6, 978-3-421-05622-1
Alternative Schreibweisen und verwandte Suchbegriffe:
Autor des Buches: jörg baberowski, überall, der kaukasus
Titel des Buches: der feind ist überall, der kaukasus, fein überall, ueberall, feind ist überall stalinismus kaukasus, bolschewismus stalinismus, geschichte der sowjetunion, geschichte der udssr, bolschewiki, kaukasien, ideologie stalinismus, baberowski, islamische geschichte
Daten vom Verlag:
Autor/in: Jörg Baberowski
Titel: Der Feind ist überall - Stalinismus im Kaukasus
Verlag: DVA
888 Seiten
Erscheinungsjahr: 2003-07-03
Sprache: Deutsch
59,90 € (DE)
61,60 € (AT)
79,00 CHF (CH)
Not available (reason unspecified)
BB; B501; GB; Hardcover, Softcover / Sachbücher/Geschichte/Zeitgeschichte (1945 bis 1989); Geschichte; Zweite Hälfte 20. Jahrhundert (ca. 1950 bis ca. 1999)
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