Die Entzauberung Asiens: Europa und die asiatischen Reiche im 18. Jahrhundert - gebunden oder broschiert

In der Gegenwart könnte sich wieder ein Gleichgewicht zwischen Europa und Asien herstellen, wie es ähnlich im 18. Jahrhundert bestand. Auf hohem Informationsstand wurde Asien damals zugleich entzaubert und besser verstanden als in den Jahrhunderten davor. Jürgen Osterhammels Buch ist eine umfassende Synthese auf der Grundlage breiter Quellenstudien. Es schildert mit vielen lebendigen Beispielen die Aufgeschlossenheit der europäischen Aufklärung gegenüber anderen Hochkulturen. Sie kippte ab 1800 in eine neue, heute noch nachwirkende Arroganz um. Asien war eines der großen Themen der Aufklärungsepoche. Im 18. Jahrhundert wurden auch entlegene Teile Asiens bereist und erschlossen. Um 1780 waren die Gebildeten Europas über Asien hervorragend informiert. Wie gelangten Nachrichten aus Asien nach Europa? Wie wurden sie in Bilder, Interpretationen und sogar Theorien umgesetzt? Dieses Buch zeigt an vielen lebendig geschilderten Beispielen, wie europäische Reisende im osmanischen Reich, in Persien und Indien, in China und Japan Informationen sammelten, welchen Sinnestäuschungen und Fehlurteilen sie dabei unterlagen und in welcher Weise sie oft unmerklich von den Auskünften der Einheimischen abhängig waren. Das Buch geht den Irrwegen des Wissens nach: Vom ersten Sinneseindruck über den veröffentlichten Reisebericht bis zu den Leseerfahrungen des europäischen Publikums. Weltoffenheit und wissenschaftliche Neugier ermöglichten auf dem Höhepunkt der Aufklärung einen beispiellos unbefangenen Umgang mit dem asiatischen Fremden. Immer wieder versuchten Europäer, die Eigenart Europas durch den Vergleich mit dem zeitgenössischen Asien zu bestimmen. Europa begriff sich mehr und mehr als Nicht-Asien. Es fand zu sich selbst, indem es sich vom traditionellen Prestige der asiatischen Kulturen befreite. Zur kolonialen Unterwerfung eines entzauberten Kontinents war es dann nur ein kleiner Schritt. So liefert das 18. Jahrhundert ein Lehrstück für die Gegenwart. Das Buch untersucht diesen kulturellen Paradigmenwechsel auf zahlreichen Feldern der Asien-Wahrnehmung: In der Beurteilung asiatischer Nomaden und Reitervölker, im Motiv der "Orientalischen Despotie" oder bei der Darstellung von Frauen in den Gesellschaften des Ostens. Im ständigen Perspektivenwechsel zwischen europäischen Meisterdenkern, den Erfahrungen von Reisenden "vor Ort" und den realen Entwicklungen in Asien ist eine umfassende und anschaulich geschriebene Geschichte der europäisch-asiatischen Beziehungen am Vorabend europäischer Weltherrschaft entstanden.