Tödliche Pisten Skirennen um jeden Preis - gebrauchtes Buch

Tödliche Pisten ist ein Buch, das offen Zusammenhänge zwischen Industrie und Weltskiverband darlegt, das hemmungslos die Leute anklagt, denen die Gesundheit, nein sogar das Leben der Athleten gleichgültig ist -- weil es in diesem Sport inzwischen nur noch darum geht, möglichst viel Geld in die Kassen zu bringen. In einer Art Tagebuch ist das Buch aufgebaut, mit Vor- und Rückblenden, mit genau den Tagen, die, wie der Autor im Vorwort schreibt, "den alpinen Rennsport einschneidend geprägt haben."

An der Sachlichkeit und der bildhaften Genauigkeit merkt man es, daß das Buch aus einem Fernsehfilm entstanden ist. Damit begräbt sich allerdings auch die Hoffnung, das alles, was man da zu lesen bekommt, gar nicht wahr ist. Aber selbst wenn man Abstriche am Wahrheitsgehalt machen würde, wären die Vorwürfe immer noch bestürzend. Im Laufe des Buches stellt sich immer mehr heraus, daß es der Tod ist, der dem Skizirkus als Geschäftsgrundlage dient. Genügend Beispiele kann der Autor aufführen, bestürzend genug sind die Fälle, die er ausführlicher beschreibt. So der Fall Ulrike Maier, auf den er des öfteren zurückgreift. Zwei Sachen sind es, die am meisten erschüttern. Einmal, daß weder die FIS noch die Industrie etwas gegen die immer schnelleren und gefährlichen Abfahrten unternehmen, daß noch nicht einmal die Skifahrer selbst in der Lage sind, sich für einen sichereren Sport einzusetzen und mit einer Zunge zu sprechen. Zum anderen, daß es eigentlich am Endverbraucher, dem Zuschauer am Fernseher, liegt, daß das alles so kommen mußte. Denn wie der Autor auch erkennt: "Ohne TV kein Verkaufserfolg, ohne Sturz keine Einschaltquote."

Es ist ein mutiges und ein leidenschaftliches Buch, eines das man so schnell nicht mehr aus der Hand legt und erst recht nicht vergißt. Und wenn Kamil Taylan auch selbst nichts ändern kann, so hat er doch den ersten Schritt getan: die Öffentlichkeit zu interessieren und wachzurütteln. --Julia Klesse