Traumfabrik Hollywood wie Stars gemacht und Mythen geboren wurden - Taschenbuch

Auf die dunkle Seite dieser Traumfabrik führte uns Kenneth Anger in seiner bravourösen chronique scandaleuse Hollywood Babylon. Robert S. Sennett betrachtet den Mythos Hollywood dagegen unter reinen Marketinggesichtspunkten. Für ihn ist die glamouröse Geschichte der Filmmetropole im Grunde genommen nichts anders, als eine ständige Werbekampagne, allerdings die "allumfassendste, schillerndste und erfolgreichste", die es je gab.

Wenn es darum ging, Illusionen gewinnbringend zu vermarkten, kannte die Fantasie der großen Studios keine Grenzen mehr. Das Produkt war der Film, und die Vermarktungsstrategien wurden immer raffinierter und ausgeklügelter. Altbewährte Instrumente wie Interviews und Zeitungsartikel machten im "Goldenen Zeitalter" neuen Ideen Platz, die mehr das Gefühl ansprachen, etwa vom Film angeregte Produkte und Kinotrailer. Aber der Schlüssel zum gesamten Werbemanagement der Studios war damals die Programmgestaltung der Kinos. Ende der 1930er-Jahre befanden sich die meisten der über 16.000 amerikanischen Filmtheater im Besitz der "Großen Fünf" MGM, Universal, 20th Century-Fox, RKO und Warner Brothers. Als dieses perfekte Wertschöpfungssystem aus Studios und Kinos nach dem Zweiten Weltkrieg vom Obersten Gerichtshof der USA zerschlagen wurde, bedeutete dies das Ende des alten Studiosystems.

Sennetts launige Analyse der Werbe- und Vermarktungsstrategien der großen Studios lässt die goldene Ära Hollywoods in einem neuen, wenig schmeichelhaften Licht erscheinen. Seine Traumfabrik Hollywood ist die faszinierende Geschichte einer gigantischen Werbekampagne, aber auch eine Reise in die schillernde Welt der Medien, der Politik und des Big Business. --Stephan Fingerle